Harry Potter and the mystery of the Puruasteria island von Lesemaus (Das Geheimnis der Insel Puruasteria (SSxLMxHP u.v.m.)) ================================================================================ Kapitel 4: Wahrheiten und die Flucht nach vorne ----------------------------------------------- So^^ Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel für euch^^ Ich bin gespannt, wie es euch gefällt und hoffe auf ein paar Rückmeldungen, da ich das Gefühl habe, dass entweder nicht gerne Reviews hinterlassen werden oder meine Geschichte, außer ein paar Ausnahmen, schlecht gefunden wird. Selbst wenn es nur Verbesserungsvorschläge sind, ich würde mich auf ein Feedback freuen^^ Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich mir mit dieser FF irre viel Mühe gebe, es ist bisher auch meine aufwendigste, und wünsche euch einen schönen Vorweihnachtstag^^ Ich wünsche euch schöne Weihnachtstage, feiert schön mit euren Familien, Freunden und Verwandten und macht euch eine besinnliche Zeit^^ Liebe Grüße Lesemaus16 PS: Um euch die Wartezeit auf das nächste Kapi zu verkürzen und da demnächst ein neues Jahr für uns beginnt, gibt es das nächste Kapi bereits am 31. Dezember, also direkt in einer Woche^^ ********************************************************************* Wahrheiten und die Flucht nach vorne „Er hat sich doch überanstrengt.“, äußerte sich Draco trocken, während er Tom dabei zusah, wie der vorsichtig die Hand unter den schmalen Rücken sowie unter die Kniekehlen des Rothaarigen schob und diesen mit wenig Kraftaufwendung auf seine Arme hob. „Lass ihn.“, erwiderte Tom. „Als wir beide uns kennenlernten hattest du ebenso dran zu knabbern, mit dem einzigen Unterschied, dass Ron zu schüchtern ist, um sich wie ein kleiner Frechdachs zu verhalten.“, scholt der Ältere ihn sanft. Empört plusterte Draco die Wangen auf. „Ich bin kein Frechdachs!“, knurrte er und erweckte den Eindruck eines kleinen Kindes, es fehlte dabei nur noch das Aufstampfen mit dem Fuß. Tom musste unwillkürlich schmunzeln über Dracos junge Geste und küsste seinen Partner kurz, aber fest auf den Mund, als er mit seiner Last an ihm vorbei zum Hotel ging. „Doch, bist du!“, zog er ihn auf, hörte deutlich das beleidigte Murren des Jugendlichen, der zwar zu ihm aufholte, aber nicht weiter dagegenhielt. Ob nun aus Protest oder Einsicht konnte man sich aussuchen. * * * Es hatte über eine Stunde gedauert die Jugendlichen zu untersuchen und sie in ihre Betten zu verfrachten, was keine große Anstrengung war, bedachte man, dass Hermine und Ron bereits am Strand einen auf Streichholz gemacht hatten, Ginny solange geweint hatte, bis sie selbst vor Erschöpfung eingeschlafen war und Harry, Neville und Luna noch zu sehr mit dem Schock zu kämpfen hatten, um sich gegen die Autorität der Erwachsenen, nahm man Draco einmal aus, zu wehren. Nun saßen die Auroren, Heiler und Ministeriumsangestellten mit den anderen Erwachsenen im Aufenthaltsraum des Ferienhauses und diskutierten darüber, was sie herausgefunden hatten und durch die Untersuchungen erfuhren. „Ihr könnt die Kinder nicht hierlassen.“, sagte Amilia Bones ruhig in den Raum, erntete dabei mehr als einen stechenden Blick, der ihr eindeutig sagte, das sie sich zum Teufel scheren sollte! „Sie hat Recht.“, unterstützte sie die junge Heilerin Sarah, welche zuvor Harry auf seinen magischen Kern untersucht hatte. Mit einem kleinen Ächzen hob sie vom Boden einen dicken Papierstapel hoch, der mühelos die Höhe eines Unterarmes erreichte und schob ihn in die Mitte des Tisches. Sie warf einen vielsagenden Blick in die Runde. „Dies sind die Testergebnisse der Untersuchungen, die wir an den Jugendlichen gemacht haben.“, sagte sie und wartete gespannt auf die Meinungen der anderen. Lucius zog einer seiner feingeschwungenen Augenbrauen nach oben. „So wenig?“, fragte er verwundert. Bei den Barrieren und Flüchen auf den Jugendlichen hatte er mehr erwartetet. „Das sind allein die Papiere von Harry.“, klärte Poppy auf. „Wie bitte?“, hauchte Molly fassungslos. Hilflos zuckte Poppy mit den Schultern. „Das ist so. Normaler Weise gehört jeder einzelne der Schüler sofort ins Saint Mungos…für unbestimmte Zeit wohlgemerkt!“ „Wie wollen wir das den Kindern erklären? Die Ereignisse schreiten zu schnell voran, als das wir reagieren können.“, sagte Nanette besorgt. „Wir müssen es ihnen ja nicht sofort sagen:“, gab Tom zu bedenken. „Aber sie gehören zu einem kompetenten Geistheiler, wenn nicht noch mehr Schäden entstehen sollen, als schon verursacht wurde!“, warf Godric dazwischen, der von Sarah und Poppy Unterstützung erhielt, da sie auch um das Wohl der Kinder besorgt waren. Ihre Fähigkeiten des Heilens verstärkte dieses Gefühl nur noch. „Das wollen wir auch gar nicht abstreiten.“, erklärte Remus. „Aber wir müssen vorsichtig damit sein, welche Informationen wir ihnen geben und entdecken lassen, wenn wir sie wirklich ins Mungos geben, werden Fragen auftauchen, die sie womöglich überfordern könnten, was wiederum eine Kurschlussreaktion auslösen könnte und entschuldigt, wenn ich das so sage…aber wir reden hier von HARRY plus ANHÄNGSEL.“, sagte er, versuchte auch bis zum Schluss ernst zu bleiben, doch ein Glucksen löste sich trotzdem aus seiner Kehle. „Ich kenne Harry schon, seit wir nach Hogwarts gekommen sind. Er würde irgendetwas anstellen.“, merkte Draco an. Eine grüblerische Stille trat ein. „Wir müssen wenigstens dafür sorgen, dass nicht wieder so etwas passiert, wie die Krake heute Nachmittag, die uns unvorbereitet angegriffen hat.“, sagte Narzissa. „Die Schatten nähern sich unaufhörlich. Bald wird sich das Ministerium gegen den Orden des Phönix und den Dunklen Orden auflehnen. Bis dahin müssen wir die Kinder nach Puruasteria bringen, wo sie wirklich Zuhause sind. Wir dürfen keine offene Lücke in unserer Verteidigung lassen, wenn wir den bevorstehenden Krieg gewinnen wollen. Unsere Gefährten haben bis zu diesem Zeitpunkt genug durch gemacht. Sie sollen endlich die Chance auf ein Leben haben.“, murmelte die Scheinmalfoy mehr zu sich selbst, als zu den anderen Anwesenden, aber sie bekamen es trotzdem mit. Seufzend lehnte sich Tom in seinem Stuhl zurück und fixierte die Decke. Warum musste das Leben immer so schwer sein? Weil das Schicksal süchtig nach Unterhaltung war und es nichts Langweiligeres gab, als ein Happy End. * * * Es war still um ihn herum, als er aus der tiefen Dunkelheit auftauchte, die ihn am Strand übermannt hatte. Er laug auf etwas weichem, wahrscheinlich einem Bett. Eine warme Bettdecke bedeckte seinen Körper und ließ ihn wohlig Schnurren, bis ihm schlagartig bewusst wurde, was vor nicht wenigen Stunden passiert war. Sofort war seine anfängliche gute Laune verpufft, als hätte es sie nie gegeben und er setzte sich ruckartig in seinem Bett auf, um sich umzuschauen, wo er war. Es war sein Zimmer, indem er bereits eingezogen war, als er am Morgen hier angekommen war. Er hatte ein Einzelzimmer, warum auch immer, schließlich hockten Harry und Neville auch aufeinander, aber sehr wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass es im Hotel keine Dreierzimmer gab, weswegen er sein Dasein alleine fristen durfte. Wie ein Tornado schoss Ron aus dem Bett, die Tür hinaus und in das Nebenzimmer indem seine Freunde Harry und Neville liegen mussten und er hatte Recht! Friedlich schliefen sie unter ihren Bettdecken, die sie fast gänzlich bedeckten, nur ihre Haarschöpfe lugten heraus. Ein riesengroßer Stein fiel ihm vom Herzen. Er hatte sich solche Sorgen gemacht, dass ihm für einen Moment das Atmen schwer fiel, als er nicht wusste, was mit seinen Freunden war. Er ging zu Harry ans Bett, wollte ihn hart an der Schulter rütteln, entscheid sich dann aber dagegen, als er dessen entspanntes Gesicht betrachtete und setzte sich stattdessen auf seine Bettkante, um seufzend den Kopf in den Nacken zu legen. In was war er hier nur rein geraten? Warum passierte ihm das alles? Er wollte doch einfach nur seinen Abschluss in Hogwarts machen und danach eventuell eine Ausbildung zum Auror machen…mhm… „Was machst du hier Ron? Kannst du nicht schlafen?“, nuschelte plötzlich die müde Stimme von Harry. Ron wandte sich ihm zu, versuchte ein Lächeln, was allerdings auf ganzer Linie missglückte. Harry drehte sich von der Seite auf den Rücken, um Ron besser ansehen zu können. „Ich bin wach geworden und musste wissen, wie es euch geht. Deswegen bin ich hergekommen, ansonsten hätte ich kein Auge weiter zu machen können. Und da es euch beiden gut geht, wird es Hermine, Ginny und Luna auch an nichts mangeln.“, seufzte der Rothaarige, fuhr sich unangenehm berührt durch die wildabstehenden Haare. Ein kleines, liebevolles Lächeln schlich sich auf Harrys Lippen, ehe er seinen besten Freund am Ellenbogen packte und mit ins Bett zog. „Was…?!“, ertönte Rons hohe Stimme erschrocken, als er seines Gleichgewichts beraubt wurde. Neville brummte vom anderen Bett, was erkennen ließ, dass er sich nur noch im Halbschlaf befand. Schnell kuschelte sich Harry an Rons Seite, damit dieser nicht auf die Idee kam abzuhauen. „Du hast dich von unserem Gesundheitszustand überzeugt, jetzt kannst du auch bei uns schlafen.“, sagte er klar und deutlich, duldete dabei keine Wiederworte! Ron ließ sich sacken und entspannte sich merklich. Er hatte wirklich keine Lust gehabt, nun in sein kaltes Zimmer zurück zu müssen. Erst jetzt registrierte er, wie müde und erschöpft er eigentlich war und kuschelte sich selbst an seinen besten Freund. Ein leises „Danke“ ertönte von dem Weasley, dann war es für eine sehr, sehr lange Zeit still in dem Zimmer der Jungs. * * * Im Zimmer von Luna und Hermine war es ebenfalls mucksmäuschenstill, doch die junge Ginny wälzte sich auch noch mitten in der Nacht unruhig in ihrem Bett hin und her. Ein Alptraum plagte sie, der sie schließlich aus dem Schlaf schrecken ließ, als ein Monster sie fressen wollte, wobei sie sich hektisch umsah, nur um festzustellen, dass sie in ihrem eigenen Zimmer war und nicht mehr von dem ihr fremden Monster verfolgt wurde. Hörbar atmete sie erleichtert auf, wobei sie sich mit einer Hand ihren Hals hielt, da ihre Kehle seltsam trocken war. Um wieder normal sprechen zu können, beschloss sie, nach oben in die Küche zu gehen, um etwas zu trinken. Sie trug einen kurzen Schlafanzug, wahrscheinlich hatte ihre Mutter ihr den anstatt der nassen Klamotten angezogen, damit sie sich nicht erkältete. Da es im Flur bestimmt kälter war, als in ihrem vorrübergehenden Zimmer, zog sie sich ihren Morgenmantel über, ließ ihn aber über, sodass er um ihre Füße schlackerte. Leise schlich sie aus ihrem Zimmer, fröstelte kurz, als sie auf die kalte Luft traf, die eine Gänsehaut auf ihrer Haut verursachte. Eine unheimliche Stille lag über dem Haus, die der jungen Weasley gar nicht gefiel. Schritt für Schritt huschte sie weiter durch die nur spärlich beleuchteten Gänge. Das letzte was sie wollte, war nun sich von einen der Erwachsenen erwischen zu lassen, denn dann wäre sie bei ihrem Glück wie der auf diese zwei merkwürdigen Typen getroffen, die sie seit ihrer Ankunft im Hotel förmlich zu Verfolgen schienen. Erst waren sie unerlaubt in ihr Zimmer gedrungen, dann mischten sie sich in Dinge ein, die sie alleine klären konnte! Immerhin war sie schon sechzehn Jahre alt, sie konnte auf sich alleine aufpassen! Trotzdem musste sie zugeben, dass die zwei älteren Männer sie auf eine gewisse Art und Weise anzogen, obwohl sie das nicht wollte, denn schließlich waren sie mehr als nur ein paar Jähre älter, wie es schien. Warum also weckten sie ein Interesse in Ginny, dem sie sich nicht entziehen vermochte? Besonders der braunhaarige mit den unheimlich grünen Augen hatten es ihr angetan…Wenn er irgendetwas sagte, hatte sie die größte Mühe ihm nicht hoffnungslos zu verfallen, so eine weiche, samtige Stimme hatte er. Der Blonde andere erweckte in ihr einfach nur den Eindruck, als wollte er sie gleich fressen, mit Haut und Haaren… Sie raufte sich innerlich die Haare. Warum musste alles im zunehmenden Alter kompliziert werden? Sie war so tief in ihren Gedanken versunken, dass Ginny beinahe an der Küche vorbeigelaufen wäre. Sie klatschte sich mit beiden Händen auf die Wangen. „Konzentrier dich!“, murrte sie verärgert über sich selbst und schöpfte aus dem Kühlschrank eine Packung Milch. Lautlos entnahm sie einem Schrank ein Glas. Ginny wollte sich gerade etwas von der Milch ins Glas einschenken, als ein fürchterlicher Krach durch das Haus polterte und sie augenblicklich in der Bewegung erstarren ließ, die Milchpackung noch im Anschlag. Wer von diesem Krach nicht wach geworden war, hatte entweder den Schlaf eines Grizzlybären in seinem tiefsten Winterschlaf oder schaute sich die Radieschen bereits von unten an… Mit klopfendem Herzen stellte sie die Milch ab und schlich zur gegenüberliegenden Tür, die direkt in den Aufenthaltsraum mündete. Sie hatte gedacht, alle außer ihr würden schlafen, das war dann wohl ein Irrtum gewesen…Sie lugte am Türrahmen vorbei und schnappte nach Luft, als sie das Wesen im Raum erblickte, das für den Tumult verantwortlich war. Eigentlich war es ein Mann, wenn man ihn denn als solchen erkennen konnte, der schwarze Rauch, der um ihn herum aufstieg, machte dieses Unterfangen ein wenig kompliziert. Nachtschwarze Flügel ragten aus seinem Rücken, die jedes Licht zu verschlucken schienen. Seine gewellten Haare flogen um ihn herum, als würde ein Tornado durch das Zimmer fegen, doch sie konnte ihn nicht erkennen, denn er stand mit dem Rücken zu ihr. Aber in einer Sache war Ginny sich absolut sicher: vor ihr stand ein magisches Wesen. Kein normaler Zauberer hätte so eine Gestalt gehabt! „Jetzt beruhig dich endlich Black!“, zischte kein anderer als Professor Snape, der genauso wie Lucius, Godric und Salazar vor dem Dämon zurückgewichen war, als er seine wahre Gestalt offenbart hatte. „Hör auf dich einzumischen, Snape! Ich darf mich aufregen, so viel ich will, ich habe allen Grund dazu!“, knurrte er, wandte sich dabei dem Tränkemeister zu, als würde er diesem jeden Moment an die Kehle springen. Als sich der ihr fremde Mann ihrem Professor zuwandte, glaubte Ginny ihren Augen nicht mehr zu trauen. Vor ihr stand Sirius Black! Der Sirius, der in der Ministeriumsabteilung getötet worden war…der Black, um den Harry seit Monaten trauerte, da er nicht über dessen Tod hinwegkam…der Mann, in den Hermine sich verliebt hatte…schnell zog sich Ginny zurück, um nicht doch noch gesehen zu werden, ansonsten hätte es bestimmte Probleme gegeben, denen sie sich momentan nicht in der Lage fühlte zu stellen. Wie es nun einmal in solchen Situationen war, fuhr sie mit zu viel Schwung herum und stieß dabei ihr Milchglas um, das mit einem splitternden Geräusch am Boden zerschellte. Ginny nahm sich gar nicht mehr die Zeit, um einen Blick zurück zu werfen. In heiler Panik sprintete sie aus der Gefahrenzone zu ihrem Zimmer, indem sie sich einschließen würde, um nie wieder herauszukommen! * * * Mit einem Stirnrunzeln betrachtete Godric das Chaos in der Küche. Er war der erste der Anwesenden gewesen, der sich aus seiner Starre hatte reißen können, nachdem das Geräusch von zersplitterndem Glas ertönte. Es war eindeutig jemand in der Küche gewesen. Ein Glas lag komplett auf den Fliesen, eine offene Milchpackung stand auf der Anrichte. Mit einer leichten Handbewegung ließ der Gryffindor das zerstörte Glas und die Milch verschwinden. Das eine kam postwendend in den Müll, dass andere zurück in den Kühlschrank. Ein „Wusch“ zog seine Aufmerksamkeit auf seinen Gefährten Salazar, der an seine Seite getreten war. „Wer war hier?“, fragte Salazar mit seiner dunklen Stimme, die verursachte, dass sich Godrics Nackenhaare aufstellten. Deutlich vernahm der Vampir einen Rosenduft in der Luft, der ihm angenehm durch die Nase zog, aber zu keiner Person zuzuordnen vermochte. „Ich weiß es nicht.“, entgegnete er nachdenklich. „Aber es kann keiner von den anderen Erwachsenen gewesen sein, die hätten nicht so panisch reagiert.“, gab der Braunhaarige zu bedenken. „Also vermutest du, dass es einer der Jugendlichen war?“, fragte Salazar leise. „Ich befürchte es.“ * * * Nachdem Ginny in Sicherheit ihres Zimmers zurückgekehrt war, konnte sie nicht mehr schlafen. Im Gegenteil: Sie war hellwach! Wild wirbelten Gedanken in ihrem Kopf herum, die keinen Sinn für sie ergaben. Sie war selbst dort gewesen, als man Sirius getötet hatte, wie also war es möglich, dass dieser nun mit schwarzen Schwingen auf dem Rücken in dem Wohnzimmer von Nevilles Großmutter stand? Eben! Es ging gar nicht! So, jetzt war es offiziell: Man konnte sie ins Saint Mungos stecken und für wahnsinnig erklären! Bei diesen Gedanken war sie auf und abgegangen, hielt dann jedoch inne. Was wenn…was, wenn sie sich doch nicht getäuscht hatte? Was, wenn es wirklich Sirius gewesen war?! Sie musste es Harry erzähle, Hermine. Sie würden so unendlich erleichtert sein…oder sie für verrückt halten. Doch wenn Sirius am Leben war, so kam ihr der Gedanken, warum spielte er dann Scheintod? Wusste, ahnte er denn nicht, was er seinen Liebsten damit antat?! Ginny hatte ihn nur flüchtig gekannt, trotzdem hatte sein Tod auch sie verletzt. Jetzt nichts übereilen, scholt sie sich. Erst einmal musste sie jetzt eine Krisensitzung mit den anderen einleiten, auf der Stelle! Am besten in Harrys und Nevilles Zimmer, das war groß genug für alle ihre Freunde, doch erst einmal musste sie alle wecken. Ginny warf einen Blick auf ihre Nachttischuhr. 3:32 Uhr. Sie musste sich eindeutig beeilen! * * * „Ginny, was bitte soll das Theater?“, murrte kein anderer als Harry Potter, der die starke Rothaarige mit einem Blick bedachte, der ihr eindeutig sagte, dass sie vollends den Verstand verloren hatte, ihn um diese Uhrzeit aus dem Bett zu holen. Genervt fasste er sich an die Schläfen, um seine aufkommenden Kopfschmerzen zu verdrängen, die sich mit einem fiesen Druck ankündigten. Aus ihm unbekannten Gründen hatte seine beste Freundin alle versammelt und zwar wirklich alle: Neville, Hermine, Luna, Ron, Ginny und er selbst waren in Nevilles und seinem Doppelzimmer, das nur von den spärlichen Lampen der Nachttischlämpchen erhellt wurde. Er spürte, dass eine gewisse Spannung in der Luft lag, die ihn sich innerlich unwohl fühlen ließ, als würde er jetzt etwas erfahren, dass sein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellte. Alle waren im Schlafanzug und hatten sich in der Mitte des Zimmers niedergelassen, sowohl um die Nähe der anderen zu spüren, als auch jedem unmittelbar in die Augen schauen zu können. Ginny war UNRUHIG. Diese Information schien aus jeder Pore ihres Körpers zu sickern und die Luft im Raum unangenehm schwer zu machen. Ginny war nie unruhig gewesen, weder bei einem Quidditchspiel, noch bei einem Date, obwohl einem gerade dann die Nervosität überfallen musste, zumindest würde das jeder normaler Jugendliche so sehen. Harrys Alarmglocken schrillten auf. „Was ist passiert?“, fragte der Grünäugige misstrauisch, kniff dabei die Augen zu Schlitzen zusammen. Gespannt lauschten alle anderen dem Gespräch der beiden, versuchten dabei allerdings erfolglos alle Informationen sofort zu registrieren und entsprechend reagieren zu können. Nervös knetete die Rothaarige ihre schmalen Finger ineinander, bis ihr Bruder Ron beherzt nach ihren Händen griff und diese stoppte, damit sie zur Ruhe kamen. Seine blauen, klaren Augen sprachen ihr Mut zu. Jetzt war sie bereit, ihre Geschichte zu erzählen. Selbstsicher, wie sonst auch, reckte sie das Kinn, ließ ihren Blick über ihre Freunde gleiten. "Ich glaube ich habe heute Nacht etwas gesehen, was ich nicht hätte sehen dürfen und mich zusätzlich an der Klarheit meines Geistes zweifeln lässt.", fing sie unsicher an, überlegte wie sie ihre Gedanken am besten umschreiben sollte. Sie wollte sie so harmlos wie möglich rüberbringen, denn Hermine und Harry waren so schon am verzweifeln, sie wollte ihnen nicht noch einen Herzinfarkt mit drangehängtem Nervenzusammenbruch bescheren! "Mach weiter.", forderte Harry sie auf und sie musste angestrengt schlucken, um ihre trockene kehle zu befeuchten. "Ich habe jemanden gesehen, der alle Kategorien eines magischen Wesens erfüllte und nicht mehr am Leben sein dürfte.", hauchte sie leise, aber in der entstandenen Stille hörte es sich trotzdem wie ein lauter Paukenschlag an. Harrys Augen blitzten auf, seine Schultern verspannten sich zu einer eindeutigen Abwehrhaltung und in diesem Moment begriff Ginny, dass er wusste, wen genau sie meinte. "Du weißt, dass das nicht geht!", zischte Harry. "Tote können nicht so einfach wieder auferstehen!" Hilflos verschränkte sie die Arme vor der Brust, um sich selbst Halt zu geben. "Ich weiß, was du meinst.", sie zitterte, ihre Schultern bebten merklich. "Aber ich kann dir nur sagen, was ich heute Nacht im Wohnzimmer mit angesehen habe. Er war da! Nicht wie ein Geist, sondern aus Fleisch und Blut und hat getobt, wie ein wildgewordener Eber!", Ginnys Stimme brach am Ende fast gänzlich ein. "Von wem reden wir?", fragte Hermine verwirrt. Wenn Harry derartig auf diese Person reagierte, musste es jemand sein, der ihm viel bedeutete und von dem er bisher gedachte hatte, er wäre tot...wie viele kamen da in Frage, nahm man seine Eltern einmal vorweg? Wen kannte sie, der Tod war und Harry nah gestanden hatte? Klar kamen ein paar Leute in Frage, aber keiner der ihr einfiel, war vor kurzem gestorben, obwohl…Ihre Augen weiteten sich, als sich die Erkenntnis in ihren Kopf schlich. „Das kann nicht sein!“, krächzte Hermine heiser und spürte wieder den stechenden Schmerz des Verlustes im Herzen, der sie seit SEINEM TOD regelmäßig verfolgte. „Doch! Ich glaube ja selbst meinen Verstand verloren zu haben, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte! Bitte, ihr müsst mir glauben!“, flehte Ginny mit Tränen in den Augen, welche deutlich davon zeugten, dass sie ehrlicher nicht hätte sein können. Sanft nahm Ron seine Schwester in den Arm, um sie zu beruhigen. „Wenn das wahr sein sollte…“, flüsterte Ron. „Dann wurden wir belogen. Von Anfang an!“ „Wie konnten sie das nur tun?“, fragte Harry zu tiefst verletzt, verloren. Und wer steckte alles unter einer Decke? Snape, Malfoy, die Weasleys? Vielleicht sogar noch Dumbledore, der sowieso immer alles vor ihnen verheimlichte? Ein bitterer Geschmack breitete sich auf den Zungen der Jugendlichen aus. Wem konnten sie noch trauen? Wem glauben? Ihre ganze bisherige Welt war dabei zusammenzubrechen und sie hatten nicht einmal die Möglichkeit diesen Prozess irgendwie zu stoppen! Eine gespenstische Stille trat in dem Zimmer ein, dass man hätte glauben können, die Kinder würden seelenruhig in ihren Betten liegen und schlafen, nur das gelegentliche Schluchzen von Ginny durchbrach die Stille und verhinderte, dass alle anderen in ihrer eigenen Gedankenwelt versanken. Der schüchterne Neville war es, der etwas in den Raum warf, der alle bisherigen Gedanken über Bord spülte und eine Revolution in Kraft setzte, die die magische Welt in ihren Grundmauern erschüttern sollte. „Hauen wir ab!“, entfuhr es Neville derart impulsiv und heftig, dass alle anderen zusammenzuckten. Die Worte wogen schwer im Raum. Ladeten eine Spannung, die kaum auszuhalten war. „Ich bin dabei.“, erklang Lunas melodische Stimme, die zur Bestätigung ihre schmale Hand in Nevilles schob und zustimmend drückte. „Wie stellst du dir das vor Neville?“, fragte Hermine skeptisch. „Im ganzen Haus schlafen erfahrene Zauberer, die teilweise als Todesser bekannt sind. Unsere Flucht würde auffallen und selbst wenn wir es hier herausschaffen sollten, wo sollen wir hin? Die würden uns innerhalb weniger Tage wieder aufgespürt haben.“ „Nicht unbedingt.“, flötete Luna mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor Neville das Wort ergreifen konnte. Verwundert wurde sie angesehen. „Wir könnten zu mir gehen und von dort aus weiter durch die Wälder.“, schlug sie vor. „Mein Vater ist momentan auf Dijujagd und kommt erst in ein paar Wochen wieder. Falls ich von Zuhause etwas brauche, hat er mir diesen Portschlüssel gegeben, der mich direkt in mein Zimmer bringt.“, dabei hielt sie ihre Korkenzieherkette hoch, die eine magische Signatur enthielt, als wäre sie in Nebel getaucht. Freudestrahlend bedachte Neville Luna mit einem zärtlichen Blick. „Außerdem!“, setzte sie fort, bevor Hermine ihr ins Wort fallen konnte, welche bereits den Mund zum Protestieren geöffnet hatte. „Entweder wollt ihr die Wahrheit über EUCH und Sirius erfahren oder nicht. Es liegt allein an euch." Nachdenklich biss sich die Brünette auf die Unterlippe. "Machen wir es!", sagte Harry, der sich bis dahin aus der Auseinandersetzung herausgehalten hatte. Alle wandten sich ihm zu. "Aber Harry!", wollte Hermine einwerfen, doch der Grünäugige wies sie mit einer scharfen Geste seiner Hand in die Schranken. "Nein Hermine!", fuhr er seine Freundin an, die bedrückt schluckte. Nie hörte jemand auf sie, wenn sie die anderen von einer Dummheit abhalten wollte. Harry merkte, dass er sie verletzt hatte und tätschelte ihr entschuldigend die Wange. Mit einem leisen Seufzer lehnte sich die schlauste Hexe Hogwarts in die Berührung. "Ich möchte nicht, dass euch etwas passiert.", wisperte sie mit Angst geschwängerter Stimme. Ungewiss war ihrer alle Zukunft. Zu ungewiss, als diese Aktion gut enden könnte. "Das wird es nicht. Außerdem ist die schlauste Hexe aus Hogwarts mit von der Partie, was soll uns da passieren?", neckte Harry sie und schaffte das, was er erhofft hatte. Er brachte die verantwortungsbewusste hexe zum lächeln. "Gut.", er lehnte sich zurück, unterbrach damit die Berührung. "wir werden also von hier fliehen. Sirius hat mich angelogen und die Erwachsenen spielen auch ein falsches Spiel. Ich will wissen welches. Seit ihr dabei?", fragte er in die Runde, bedachte jeden seiner Freunde mit einem tiefen Blick, der selbstbewusst und angriffslustig erwidert wurde. Energisch wischte sich Ginny die Tränen aus den Augen, ehe sie ihre Hand in die Mitte hielt. "Einer für alle...", begann sie. Mehrere Hände legten sich bestätigend auf ihre, Lächeln der Ehrlichkeit und der tiefen Freundschaft wurden getauscht. "und alle für einen!", ertönten die Stimmen der Freunde gemeinsam. "Gut.", sagte Harry zufrieden. "Dann holen wir jetzt leise unsere Sachen, Luna hält ihren Portschlüssel breit und dann geht es ab durch die Mitte." "Ja!" * * * Es hatte länger gedauert, als gedacht, in jedes einzelne Zimmer zu schleichen und die Habseligkeiten der Jugendlichen rauszuholen. Es war bereits fast sechs Uhr morgens. Alle Teenager waren fertig angezogen und hatten ihre Sachen verkleinert, um sie in ihren Jackentaschen zu verstauen, doch jetzt galt es an dem schwierigsten Problem vorbei zu kommen: Oma Nanette, die morgens um halb sechs aufstand, um die anderen Gäste des Hotels zu versorgen, obwohl sich Neville sicher war, dass es außer ihnen momentan niemanden gab und das Frühstück vorbereitete. Um nach draußen zu kommen, würden sie unweigerlich an der Küche vorbei kommen, deshalb musste sich Neville eine sehr, sehr gute Ausrede einfallen lassen, warum er mit seinen Freunden raus wollte, denn Nanette sah es eigentlich gar nicht gerne, wenn jemand noch vor dem Frühstück aus dem Haus ging. Ihrer Meinung nach, musste der Tag zuerst mit einem ausgiebigen Frühstück begonnen werden, bevor man sich um irgendwelche anderen Dinge kümmerte. Während die Anderen also im Flur kauerten, um möglichst nicht entdeckt zu werden, ging Neville in die Küche zu seiner Großmutter und versuchte so natürlich wie möglich zu wirken. "Morgen Oma.", sagte er freundlich, hätte sich jedoch beinahe an der letzten Silbe verschluckt, als er Remus Lupin auf einem der Küchenstühle sitzen sah. Sein Herz machte einen gewaltigen Hüpfer, ohne das er es wollte. Noch zu gut war ihm der gestrige Tag im Kopf geblieben, als der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste an seinem Bett gesessen und sein Haar gestreichelt hatte. Allein bei dem Gedanken wurde er wieder rot bis zu den Ohren, deswegen wandte er sich schnell wieder seiner Oma zu, bevor er in den goldenen Augen seines gegenüber versinken konnte, die davon zeugten, dass sich der Vollmond näherte. Er hatte bestimmt nur noch eine Woche. Überrascht wurde er angesehen. "Es sind Ferien Neville. Was hat dich denn um diese Zeit schon aus dem Bett geholt?", fragte sie skeptisch, stellte die Pfanne, die sie in der Hand hielt, auf der Herdplatte ab, ehe sie die Hände in die Hüften stemmte. Nervös befeuchtete Neville seine trockenen Lippen, es war gar nicht mal so leicht sich auf seine Großmutter zu konzentrieren, wenn man von den Augen von Remus Lupin förmlich durchbohrt wurde. Warum wurde er so von dem anderen durchleuchtet? Neville fühlte sich mehr als unwohl, seine Hände begannen bereits zu schwitzen und irgendwie musste er seiner Oma ja noch klar machen, dass er mit seinen Freunden raus wollte. Die Gefühle des Teenagers fuhren förmlich Achterbahn. Mühsam versuchte er sich zu beruhigen, leider hatte er schon immer zu den Leuten gehört, deren Gefühle wie ein offenes Buch vor einem lagen. "Die Anderen sind auch schon wach.", begann der Dunkelhaarige. "Und wir wollten eigentlich nur fragen, ob wir nach draußen an den Strand dürfen, weil ich den Anderen die Regenbogenhöhle zeigen wollte.", bat er, konnte aber nicht das verräterische Zittern in seiner Stimme unterdrücken, welches deutlich davon zeugte, dass er momentan unter Stress stand. Es lag jetzt an seiner Großmutter, wie sie seine Stimmung interpretierte. Es war klug von Neville die Regenbogenhöhle zu erwähnen. Diese zeigte sich in ihren prächtigsten Farben nur in den morgigen Sonnenstrahlen, den Rest des Tages über verblassten sie. Als kleiner Junge hatte er mit seiner Großmutter täglich Ausflüge dorthin gemacht, sie wusste Bescheid. Mit geschürzten Lippen betrachtete Nanette ihren Enkel. Es waren die letzten Tage Ferien, bis sie ihn für eine längere Zeit nicht sehen würde, außerdem brachte er selten Freunde nach Hause, denen er wirklich vertraute. Innerlich gab sie sich einen Tritt in den Hintern und gab nach. „Na gut.“, seufzte sie. „Aber seit mir ja pünktlich zum Essen wieder da, ansonsten können deine Freunde postwendend zurück zu ihren Familien!“, drohte sie ernst. Eingeschüchtert, aber mit einem kleinen Lächeln über diesen Sieg auf den Lippen, bedankte sich Neville brav, war sich noch immer dem durchdringenden Blick seines Professors bewusst, ehe er mit eiligen Schritten aus dem Raum flüchtete, um der aufkommenden Spannung zu entgehen, die versucht hatte, sich wie ein Schleier über den Raum zu legen und seine Sinne zu beanspruchen, dass er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Es wurde wirklich Zeit, dass er mit den anderen herausfand, was mit ihnen los war! „Neville! Wartest du bitte noch einen Moment?“, mischte sich Remus ein. Der Jugendliche, der schon halb durch die Tür war, seinen Freunden bereits ins Gesicht blickte, erstarrte in seiner Bewegung, schien an Ort und Stelle festgefroren zu sein. Er sah zu seinen Freunden, formte mit dem Mund die Worte „Geht!“ und sah ihnen mit gemischten Gefühlen hinterher, wie sie mit besorgten Gesichtern schnell aus dem Haus eilten, den Portschlüssel von Luna im Anschlag, welche jeden Moment bereit war, ihn zu aktivieren. Gespannt lauschte Neville in die aufkommende Stille, die auch seine Großmutter Nanette zu verwirren schien, denn sie gab keinen Mucks von sich, obwohl sie die Herrin des Hauses war und ihrem Enkel eindeutig erlaubt hatte, hinauszugehen. Deutlich spannte der Teenager sich an, seine Nackenhaare stellten sich auf, als er die federleichten Schritte hinter sich vernahm und den starken Eindruck hatte, dass er gerade die Beute eines Jägers geworden war. Direkt hinter ihm blieb der Professor stehen und amtete Neville absichtlich in den Nacken, dem dadurch ein Schauer über den Rücken fuhr. Vorsichtig legte er diesem eine Hand auf die Schulter, doch plötzlich war es so, als hätte diese harmlose Berührung gereicht, den Jugendlichen aus seiner Starre zu reißen. Seine Hand wurde von der schmalen Schulter geschlagen und er fand sich mit haselnussbraunen Augen konfrontiert, die ihn böse anfunkelten. Belustigt musste er ein Grinsen unterdrücken. Neville glaubte ihm würde das Herz aus der Brust springen und die Beine in die Hand nehmen, als ihn die kräftige, vor Stärke strotzende Hand an der Schulter berührte. Aber das durfte er nicht! Er war sein Professor verdammt! Wütend funkelte er den anderen an. Neville war soooo kurz davor die Flucht erfolgreich zu beenden, aber nun, da sich der Professor einmischte, hätte er sich vor Frustration am liebsten in den Hintern gebissen! Gryffindormut keimte in dem Jüngeren auf, der nur äußerst selten an die Oberfläche trat, doch seine Schüchternheit erstickte sie wieder im Keim, als wäre sie nie dagewesen, da Neville zu den Leuten zählte, die erst dachten und dann redeten. Eine Hufflepuff-Eigenschaft, die sich gegen seine Gryffindorseite stellte und ihm schon mehr als einmal den Hals gerettet hatte. Vielleicht würde sie ihm auch dieses Mal gute Dienste erweisen, denn eines musste man Professor Lupin lassen: er gehörte zu den Menschen, sah man einmal von seiner Aurortätigkeit ab, bei denen man nicht am falschen Ende seines Zauberstabes stehen wollte! Neville musste gewaltig aufpassen, um noch zu den anderen zu kommen, anstatt durch einen Stupor daran gehindert zu werden, sich zu bewegen! „Lassen Sie mich bitte in Ruhe, Professor Lupin. Ich würde nun gerne zu meinen Freunden gehen.“, bat der Jugendliche und musste innerlich ein Knurren unterdrücken. Er hatte die verdammte Erlaubnis von seiner Oma, warum ließ der andere ihn nicht in Ruhe?! Ein besänftigendes Lächeln schlich sich auf die Lippen seines Gegenübers, was in ihm sämtliche vorhandenen Alarmglocken losschrillen ließ. „Natürlich möchtest du das, Neville und ich möchte dich auch nur ungern davon abhalten, aber ich würde euch gerne begleiten.“, äußerte der Professor seinen Wunsch. Neville entgleisten die Gesichtszüge. „W…Wie bitte?!“, hauchte er fassungslos, nicht nur über diese Frage, sondern auch deshalb, weil der von ihnen gut ausgetüftelte Plan mehr und mehr ins Wanken geriet. Irgendjemand da oben wollte einfach nicht, dass sie mehr über ihre Vergangenheit und Zukunft erfuhren! „Deine Erzählung von der Regenbogenhöhle hat mich neugierig gemacht und ich stelle mir dieses Naturschauspiel wunderschön vor, deswegen würde ich euch gerne begleiten, zudem verhindert es, dass ihr zu spät zum Frühstück zurückkommt und Nanette unnötige Sorgen bereitet.“, erklärte der Werwolf. Alles klang logisch und bedacht, dass musste der Teenager zugeben, doch trotzdem hatte Neville das merkwürdige Gefühl, dass hinter den Worten mehr steckte, als es den ersten Anschein hatte, etwas Bedrohliches, fassbares, was ihm die Gegenwart seines zukünftigen Professors noch unerträglicher, als sonst schon machte. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, als Remus sich nach vorne bewegte und die Hand nach ihm ausstreckte, als wollte er ihn berühren. Wie eine steinerne Wand ragte die Haustür hinter ihm auf und genauso hart drückte sie sich auch in seinen Rücken, als er sich mit aller Macht dagegen presste, um von seinem Verwandlungslehrer wegzukommen, der ihm eindeutig zu nahe kam! Die Hand seines Professors berührte die Tür direkt neben seinem Gesicht und die Zeit begann still zu stehen. Jede Sekunde, jede Minute schien sich wie eine Ewigkeit auszubreiten und nahm mit aller Macht Nevilles gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. Hatte sein Professor schon immer diesen goldenen Ring um die Iris gehabt? Wenn ja, registrierte er das erst jetzt und musste leider zugeben, dass es ihm wundervoll stand. Es verlieh seinen Seelenspiegeln einen noch tieferen Ausdruck, als sie bei dem Jugendlichen eh schon hinterlassen hatten. Der herbe Duft des Mannes schlug ihm gegen die Nase und versprach Stärke und Schutz, die Neville seit seiner Kindheit, besser gesagt, seit dem Tod seiner Eltern nicht mehr verspürt hatte. Er fühlte sich zu diesem Mann derart stark hingezogen, dass es nicht mehr normal war! In Gedanken machte er sich eine Notiz, dass er bei Luna Zuhause unbedingt ins Zaubertrankbuch nach einem ganz bestimmten Trank suchen musste, denn wenn seine Vermutung stimmte, luden sich noch mehr Pflicht und Verantwortung auf den Schultern von seinen Freunden und ihn selbst ab, die dazu in der Lage waren, einen guten Teil der Zaubererwelt auf den Kopf zu stellen! Doch jeder Zauber musste einmal enden, somit auch dieser. Als sich ihre Nasenspitzen fast berührten, zudem meinte Neville genau gesehen zu haben, dass sich die Pupillen des Professors wie bei einem Raubtier geweitet hatten, lichtete sich der Nebel, der die Gedanken des Teenagers merkwürdig im Bann gehalten hatten und er war sich auf einmal bewusst, was hier gerade im Begriff war zu passieren und das durfte er auf keinen Fall zulassen! Mit all seiner Kraft trat er seinem Professor vor das Schienbein, dass sich selbst bei dem ein netter blauer Fleck bilden würde! Dieser keuchte überrascht auf und fasste automatisch an die malträtierte stelle. Diesen Moment nutzte Neville, schlüpfte unter dem kräftigen Arm durch und quetschte sich mit Mühe und Not durch den entstandenen schmalen Spalt. Eilig nahm er die Beine in die Hand und rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war! Ein Hundertmetersprinter wäre neidisch geworden... "Lauf Neville!", schrie ihm Luna entgegen und er musste der Versuchung widerstehen, sich im Laufen umzudrehen, um zu schauen, wer ihn verfolgte. Seine Lungen brannten, obwohl die Strecke zu seinen Freunden bestimmt keine hundert Meter betrug. Seine Beine protestierten mit heißen Wellen des Schmerzes durch seine Oberschenkel, doch er lief weiter und schloss nur die Augen, als er die feingliedrige Hand seiner besten Freundin umfasste. Der Portschlüssel aktivierte sich… * * * Lucius hätte schreien mögen, dass er nicht eher aufgestanden war, obwohl er sonst immer zu den ersten Wachen im Haus gehörte! So musste er mit ansehen, wie der junge Longbottom Remus gegen das Schienbein trat und aus dem Haus flüchtete und dieser würde niemals alleine abhauen, was bedeutete, dass die Anderen mit von der Partie waren! Er eilte zur Haustür und schaffte es noch diese aufzureißen, doch er musste hilflos mit ansehen, wie sich der Portschlüssel der Kinder aktivierte und sie mit einem lauten Knall von einer Sekunde auf die andere verschwanden. Verdammt! * * * Mit einem schmerzerfüllten Keuchen landeten die fünf Freunde ineinander verknotet im Vorgarten der Lovegoods und brauchten erst einmal einen kurzen Moment, um ihre Gliedmaßen zu ordnen, erst dann wurden sie sich der neuen Umgebung bewusst. "Das ist wirklich dein Zuhause, Luna?", fragte Hermine verwundert. "Ja, es ist wunderschön, nicht wahr?", fragte sie mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Skeptisch betrachtete Hermine den Turm, der vor ihnen aus dem Erdboden ragte. Ja...er hatte das gewisse etwas. Zusammen stiegen die Freunde die Steintreppe herauf und warteten, bis Luna die Haustür aufgeschlossen hatte, ehe sie ihr Zuhause betreten konnten, wobei ein ungläubiger Blick auf die kichernden Früchte fiel, welche durch eine Schlingpflanze um das ganze Haus herum wuchsen. "Lasst euch von ihnen nicht stören, dass einzige, was sie können ist zu tratschen.", erklärte die blonde Hexe, als sie die Blicke ihrer Freunde richtig deutete. Im Haus sah es... typisch magisch aus, wie bei Ron auch. Unzählige kuriose Dinge türmten sich an den Wänden und Böden, merkwürdige Sitzgelegenheiten, Zeitungsartikel an den Wänden und Notizen überall kreuz und quer verteilt. Lunas Vater hielt anscheinend nicht viel von Ordnung, wenn seine Tochter bei Freunden oder in Hogwarts sein sollte. Doch von Unmut war nichts auf Lunas Gesicht zu sehen, im Gegenteil, sie schien sich direkt wieder heimisch zu führen, als wäre sie nie weg gewesen. "Setzt euch doch.", bot sie an und wies dabei auf eine Gruppe von Sitzsäcken, die den starken Eindruck erweckten, als würden sie nur darauf warten, bis sich jemand auf sie setzte, um sie dann in den hintern zu beißen. Zögernd setzten sich alle, während Luna begann in der Küche Teewasser aufzusetzen und Tassen herauszustellen. Harry wandte sich dem sichtbar blassen Neville zu, dem der Schreck noch im Gesicht stand, hätte man ihn vor eine weiße Wand gestellt, hätte sich seine Gesichtsfarbe nicht von ihr unterschieden:"was ist denn passiert, Neville?", fragte er. "Du warst noch so lange im Haus und bist dann förmlich herausgestürzt gekommen.", äußerte er besorgt. Tief atmete der schüchterne Junge durch, um sein aufgewühltes Gemüt zu beruhigen, das in ihm noch immer hohe Wellen schlug. "Professor Lupin hat mich aufgehalten.", begann er zögerlich und wurde allein bei der Erinnerung über die Nähe, die am Schluss zwischen ihnen geherrscht hatte, rot im Gesicht. "Er...", es gelang ihm nicht weiter zu sprechen, noch zu sehr waren die Erinnerungen in ihm, die er zu bewältigen hatte. "Ist gut, Neville.", mischte sich Ginny ein, tätschelte trösten die Hand des Jungen, der auf sie den Eindruck machte, als breche er gleich in Tränen aus. Verneinend schüttelte dieser den Kopf. „Ich muss das jetzt erzählen, ansonsten werde ich nie mehr dazu in der Lage sein!“, erklärte er entschieden, ballte die Hände zu Fäusten, um sich unter Kontrolle zu bekommen. „Professor Lupin bat mich, uns begleiten zu dürfen, aber ich verneinte. Er..hat den Anschein gemacht, als würde er ahnen, dass wir fliehen wollen, sonst hätte er mich nicht so lange daran gehindert, zu euch nach draußen zu kommen. Er kam mir…verdammt nahe und ich zähle zu den Leuten, die mit einer Beziehung eher…spät anfangen und trotzdem hab ich mich derart stark zu ihm hingezogen gefühlt, dass es schon unnormal war. Hermine, ich muss dich um einen Gefallen bitten.“, erklärte Neville allmählich ruhiger, musterte die Brünette ernst. Zögerlich nickte diese. „Natürlich Neville, alles was du willst.“, sagte sie verwirrt, da sie immer noch nicht wusste, ahnte, worauf er hinaus wollte. „Du musst das Zaubertrankrezept für einen Gefährtentest und einen Wesenstest raussuchen. Das, was mit Harry und Ginny bei dem Krakenangriff passiert ist, ist definitiv nicht normal und ich befürchte, dass hier etwas vor sich geht, was uns unsere Eltern und die anderen Erwachsenen bisher verschwiegen haben. Ich will herausfinden, was. Danach setzen wir unsere Recherchen über Sirius und das Ministerium fort. Ich denke, ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da, wenn ich sage, dass sich etwas ändern muss!“ "Ein Gefährten- und Wesenstest? Neville, wovon sprichst du? Wir sind doch ganz normale Menschen!", äußerte Hermine entschieden. Natürlich, die Sache mit Ginny und Harry war schon merkwürdig gewesen, aber deshalb waren sie dich nicht gleich keine Menschen, oder? Der Verdacht, dass Harry ein Aloja war, keimte wieder in der brünetten Schülerin auf und verursachte ihr Übelkeit. Was war, wenn sie sich doch nicht mit ihrer Einschätzung getäuscht hatte? Oh Merlin, betete sie innerlich. Lass mich wenigstens einmal in meinem Leben Unrecht haben! Neville konnte genau Hermines Blick deuten und erwiderte diesen grimmig. „Genau deshalb will ich Gewissheit haben.“, knurrte er missmutig, wandte sich an seine beste Freundin Luna. „Habt ihr ein solches Tränkebuch Zuhause?“, fragte er. Es würde komplizierter werden, müssten sie erst in die Winkelgasse, um das Buch zu kaufen. Ein Lächeln schlich sich auf die fein geschwungenen Lippen der Blondine. „Ich gehe es holen.“, sagte sie lediglich und wandte sich mit einer eleganten Drehung, wie die eines Engels um, um in das Arbeitszimmer ihres Vaters zu verschwinden. „Was vermutest du, Neville?“, fragte ein sichtlich verwirrter Harry Potter, der überhaupt nicht mehr wusste, was hier vor sich ging. Was hatte ein Tränkebuch mit dem Verrat seines Patenonkels gemeinsam? So richtig schlau wurde er darauß nicht. Innerlich seufzte Neville auf. Er wusste zwar, dass Harry bei Muggeln aufgewachsen war, das war Hermine aber auch und bei ihr schien es schon vor ein paar Sekunden „klick“ gemacht zu haben, was man von dem Grünäugigen nicht behaupten konnte. „Was machst du in den Ferien bei deinen Verwandten, Harry? Hermine lebt auch bei Muggeln und saugt jedes Wissen über die magische Welt in sich auf, das ihr zwischen die Finger fällt! Bei dir könnte man auf den Gedanken kommen, dass deine Verwandten gleich zu Beginn der Ferien deine Schulsachen in den Schrank sperren und dich so viel Hausarbeit machen lassen, dass du keine Kraft mehr hast, um an deine Schulbücher zu kommen.“, gab er skeptisch von sich, einfach Mal ins Blaue hineingeraten. Hermine und Ron hielten merklich die Luft an, waren sie doch bisher die Einzigen gewesen, die gewusst hatten, wie es wirklich in Harrys Zuhause zuging. Vorsichtig schielten sie zu ihrem besten Freund, der auf seinem Sitzsack vorne übergebeugt saß, sodass man seine Augen nicht sehen konnte. Sie lagen in einem dunklen Schatten hinter seinem Pony, dann richtete sich der schmale Junge auf, was alle zusammenzucken ließ. „Iwo!“, sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, welches im krassen Gegensatz zu seiner bleichen Hautfarbe stand. „Es ist so, wie es schon immer zu Hermines Frust war: Ich bin in den Ferien zu faul, um zu lernen!“, sagte er mit einer solchen Überzeugung in der Stimme, dass alle ihm glaubten… …außer Hermine und Ron, die das schreckliche Geheimnis kannten. Ron, weil er in ihrem zweiten Schuljahr Harry mit Fred und George aus dessen Hölle gerettet hatte, Hermine, weil sie es im vergangenem Jahr nach den Sommerferien bemerkt hatte und daraufhin seine Wunden behandelte, die Ferien zu Ferien schlimmer zu werden schienen. Mittlerweile müssten Harrys Wunden von diesen Sommerferien nur noch blasse Narben sein, die bald verschwinden würden. Auch dagegen mussten sie bald etwas tun! Ihr beider Freund sah Jahr zu Jahr schlimmer aus, früher oder später würde er an dem Wissen dieser Grausamkeit zerbrechen! Das schrille Pfeifen der Teekanne riss alle aus ihrem melancholischen Gedanken, während Harry direkt die Chance am Schopf packte und in die Küche eilte, um den Tee zu servieren. Ungeweinte Tränen schimmerten in seinen Seelenspiegeln und er musste sich beherrschen nicht auszuflippen! Seit wann besaß Neville so ein gutes Auge?! Harry hatte seit Anbeginn seiner Schulzeit auf Hogwarts dieses Geheimnis mit sich herumgeschleppt und wie auch schon seit Wochen, begann er allmählich an dem Druck einzubrechen! Er wollte mit Jemandem darüber reden und doch wieder nicht. Harrys Freunde wussten es auch nur, weil sie in ihrer jahrelangen Freundschaft zu ihm zu oft bemerkten, wie es seinem Gemüt wirklich ging, ansonsten wusste und ahnte es niemand und das sollte gefälligst so bleiben! Er wollte das Mitleid der anderen nicht! Für ihn würde eine Welt untergehen, würde seine gesamte Vergangenheit plötzlich im Tagespropheten auftauchen! Tief musste er durchatmen, als die gefüllten Teetassen begannen, durch seine aufgewühlte Magie zu zittern. Hätte er dies weiter durchgeführt, dann wären sie irgendwann über den Thekenrand gekommen und am Boden zerbrochen. Seine Magieausbrüche häuften sich, seit er die letzte Woche Ferien bei Neville begonnen hatte. Es gruselte ihm davor, die Wahrheit herauszufinden, denn im Zusammenhang mit ihm, dem Jungen-der-lebte kam und artete es immer in einer Apokalypse aus. Und so wie er sein Glück kannte, würde sich an dieser Tatsache nichts ändern… Wesentlich ruhiger als zuvor, balancierte er die fertigen Tassen auf einem Tablett in die Wohnstube, in die Mittlerweile auch Luna mit einem dicken Wälzer zurückgekehrt war, indem Hermine bereits eifrig blätterte. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs flog jeweils eine Tasse zu einem seiner Freunde. Hermine befand sich wieder völlig in ihrem Element und blendete alles um sich herum aus. Da es kein Inhaltsverzeichnis in dem handgeschriebenem Buch gab, blätterte sie es in Windeseile durch, überflog jeden Absatz eilig mit ihren Augen, dass die anderen sich bereits wunderten, warum sie noch keinen Durchdreher in diesem Wortsalat hatte. Da hatte sie es! Eine ganze Doppelseite war dem Gefährten- und Wesenstest gewidmet, dessen Herstellung nicht leicht werden würde, dass ahnte die Gryffindor schon. „Soll ich vorlesen?“, fragte sie in die Runde. „Bitte.“, erwiderte Luna. Gespannt lauschten alle der Brünetten, die mit ruhiger Stimme begann die momentan zwei wichtigsten Seiten vorzulesen. „Der Gefährtentest wird bei Säuglingen durchgeführt, um den Gefährten des Kindes zu ermitteln, wenn es sich um ein gefährdetes magisches Wesen handelt, z.B. den Elben oder der Lichtveela, die ohne ihren Gefährten ihre Umwandlung nicht überleben würden, sobald sie ihre Volljährigkeit erreichen. Der Gefährte wird frühzeitig ermittelt, damit eine Verlobung mit dem Säugling durchgeführt werden kann, damit bei Volljährigkeit verhindert werden kann, dass es zu Überfällen auf die magischen Wesen kommen.“ Danach stand eine irre lange Liste von Zutaten auf dem Pergament, zusammen mit einer Anleitung zur Brauung des Zaubertrankes. Der Wesenstest war ähnlich aufgebaut. „Der Wesenstest wird durchgeführt, wenn man sich seiner Abstammung nicht sicher ist und Gewissheit möchte, besonders wenn der Verdacht besteht, dass es sich um ein magisches Wesen handelt. In diesem Fall sollte der Test so schnell wie möglich durchgeführt werden, um zugespitzte Situationen zu umgehen (siehe Buch magische Geschöpfe und ihre Geschichte).", ein abfälliges Schnauben ertönte von Harry, der die Nase rümpfte, als hätte er etwas Ekliges gerochen. Bei ihrem Glück saßen sie schon tief in der Tinte, aber nun schien es so, als würden sie förmlich im bodenlosen Morast versinken! Hatte überhaupt noch jemand die Kontrolle über die Ereignisse? Alles schien aus den Fugen zu geraten, ohne Hoffnung wieder ins normale Leben, welches sie bis dahin geführt hatten, zurückzukehren. Hermine sah nach dem vorlesen auf. "Wir müssen in die Winkelgasse.", sagte sie entschieden. Zweifelnd wurde sie angesehen. "Meinst du nicht, dass wir die Zutaten für die Tränke auch irgendwo anders auftreiben können?", fragte Ron, der den Besuch in der belebten Zauberergasse für gar keine gute Idee hielt. "Und wo sollen wir deiner Meinung nach Baumschlangenhaut auftreiben? Der Einzige, der diese Zutat bei sich aufbewahrt ist Snape und ich glaube ich spreche hier im Sinne von allen, dass wir dem nicht über den Weg laufen wollen.", diagnostizierte die schlaue Hexe. "Touche!", sagte Ginny trocken, die ein zweifelhaftes Auge auf Harry hatte, der bei der Erwähnung des Namens ihres Zaubertrankprofessors merklich zusammengezuckt war. Was hatte sie da denn nicht mitbekommen? Da bestand eindeutig Klärungsbedarf! Wenn sie nicht gelegentlich Seelensorge für Harry spielen oder wie sie ausdrücken würde, Trauerkummerkasten, würde er alles in sich hineinfressen und sich damit auf Selbstzerstörung programmieren. In einer ruhigen Sekunde, wenn sie die dann irgendwann wieder Zeit haben würden, nahm sie sich vor ihren besten Freund an die Seite zu nehmen und ihn mit Fragen zu durchlöchern, bevor er sich selbst von der Außenwelt abschottete und niemanden mehr an sich heran ließ. "Okay... Dann also die Winkelgasse in die Apotheke. Wer wird gehen? Wir können nicht mehr als zwei losschicken, ansonsten können wir uns auch gleich ein Schild umhängen: ich bin hier, also kommt und holt mich!", knurrte Ron, dessen Laune sich immer mehr dem Gefrierpunkt näherte. "Vielleicht sollten wir genau das machen!", gab Ginny zu bedenken und wurde verwirrt, beinahe ungläubig angesehen, als hätte sie nun endgültig den Verstand verloren. Hoffnungslos! "Könntest du diesen Gedanken bitte weiter ausführen.", bat Hermine, der es allmählich dämmerte, worauf ihre Freundin hinaus wollte und die Idee wirklich gar nicht so schlecht war. Ginny räusperte sich:"Also, meine Idee ist es mit vier von uns in die Winkelgasse zu gehen, während die Restlichen hier bleiben und alles zusammensuchen, was wir für unsere weitere Flucht brauchen, bis Hogwarts wieder anfängt. Wir gehen ins zweier Gruppen zur Winkelgasse. Die eine Gruppe geht offensichtlich in die Läden, spricht mit anderen Zauberern, verhält sich auffällig, sodass man sie einfach beachten muss. Die Erwachsenen haben unsere Flucht mitbekommen und werden nun zu allen möglichen Orten Leute schicken, um uns wieder einzufangen. Während die andere Gruppe sich um die Aufmerksamkeit der Erwachsenen kümmert, schleicht sich die andere Gruppe in die Nockturngasse und treibt die restlichen Trankzutaten getarnt mit Tarnumhang und Desillusionierungszaubern.", endete die Rothaarige und ließ ihren Einfall offen im Raum stehen. "Wir haben einen Tarnumhang, aber wer beherrscht bereits in unserem Alter Desillusionierungszauber? Der wird uns erst im letzten Schuljahr gelehrt!", brachte Hermine skeptisch raus. Sie kannte die Schulpläne der einzelnen Jahrgänge in und auswendig, niemand konnte sie da übertreffen. Luna lächelte hinterrücks. "Ich beherrsche Desillusionierungszauber." Überrascht wandten sich alle Blicke zu ihr. "Woher das denn?", fragte Neville, der immer wieder von Luna überrascht wurde, obwohl er sie von allen am besten kannte. "Mein Vater war die Sommerferien über mit mir auf Flinking-Jagd. Die reagieren auf jede feindliche Annäherung, deswegen mussten wir uns tarnen, um Fotos von ihnen machen zu können." "Also würden Luna und ich gehen.", mutmaßte Harry. Bestätigend nickte Hermine. "Und wie ich Neville und mich kenne, müssten wir die Ablenkung spielen, damit Harry und Luna in Ruhe in die Nockturngasse kommen.", brummte der Rotschopf ungemütlich, besonders bei seiner unglücklichen Haarfarbe, die förmlich aus der Menge stach wie Malfoys. Die Brünette musste über den Gesichtsausdruck ihres Freundes kichern und wurde sofort mit Blicken erdolcht. "Und was machst du währenddessen?", schnappte Ron ärgerlich, was man besonders an seinen roten Ohren identifizieren konnte. Sofort wurde Hermine ernst. "Ich werde alles zusammensuchen, was wir für die nächste Woche brauchen, Kleidung wie auch Zelte und ein paar andere Sachen." "Und wo willst du das alles reinstopfen?", fragte Ginny, die zwar alle möglichen Zauber zum verkleinern kannte, aber nicht, wo die Sachen in einer solch großen Menge untergebracht werden konnten. "Vertrau mir. Ich weiß da schon etwas!", sagte sie zuversichtlich und zwinkerte mit den Augen, was mehr als verdeutlichte, dass sie wieder etwas ausheckte. Seufzend fuhr sich Harry durch sein Haar. "Wollt ihr das alles wirklich machen?", fragte er sicherheitshalber. Steckten sie erst einmal in seinem Abenteuer mit drin, gab es keinen Weg zurück mehr. Sie würden lernen umzudenken, sich nur noch ihrer Gruppe zu öffnen und nicht mehr ihren Eltern, die sie für eine Woche verlassen würden, bis die Schule begann und sie direkt nach Hogwarts brachte, wo sie unweigerlich wieder auf Snape treffen würden. Ärger würde ihnen definitiv nicht erspart bleiben, aber er war nötig die Wahrheit herauszufinden und das war etwas, was sie alleine machten mussten. Ohne Eltern. Ohne Unterstützung, damit sie beweisen konnten, dass sie keine Kinder mehr waren, sondern herannahende Erwachsene, die man ernst nehmen musste. Er begegnete dem selbstgefälligen Blick von Ron:"Natürlich wollen wir mit! Du kannst ja schließlich nicht auf dich alleine aufpassen!", schnarrte er und hatte dabei eine beinahe gruselige Ähnlichkeit mit Malfoy, es war lediglich die Haarfarbe, die sie unterschied. Das lockerte die Stimmung erheblich und alle mussten losprusten und hatten dabei starke Mühe, sich wieder vor Lachen einzukriegen. "dann ist es beschlossene Sache!", sagte Ginny fröhlich. "Während Luna und Harry in die Nockturngasse gehen, starten Neville und Ron das Ablenkungsmanöver in der Winkelgasse. Hermine packt unsere ganzen Sachen zusammen und ich webe Schutzzauber um Lunas Grundstück, das Eindringlinge abhält, bis ihr wieder zurück seit und kümmere mich um den nächsten Portschlüssel, falls die Erwachsenen uns schneller auf die Schliche kommen, als uns lieb ist.", wiederholte Ginny den Plan. Alle nickten bestätigend. Das Spiel ging in die nächste Runde und dieses Mal war es an den Jugendlichen, den nächsten Zug zu machen. * * * Tom rauchte! Er versuchte zwar es zu unterdrücken, aber er war, wie alle anderen Leute im Raum, sah man einmal von den Frauen ab, die machten sich eher Sorgen, stink sauer! Wie hatte das passieren können?! Sie waren so vorsichtig gewesen, hatten auf alles geachtet und dann passierte ihnen ein solcher Anfängerfehler! Sie hatten den Schock der Jugendlichen falsch diagnostiziert, hatten gedacht diese würden die ganze Nacht vor lauter Erschöpfung durchschlafen, doch da hatten sie sich geirrt...gewaltig. Gerade die junge Ginny Weasley war es gewesen, die, anstatt friedlich wie ein Stein in ihrem Bett zu schlafen, nach unten in die Küche spaziert war, um sich ein Glas Milch einzuschenken und dabei Sirius sehen zu müssen, der gerade einen Tobsuchtsanfall hatte, als er unterrichtet wurde, was seiner Gefährtin und seinem Patenkind passiert war. Dümmer hätte es nicht laufen können und ein Fehler ihrerseits war es auf ganzer Linie. Nur seinem Vater Salazar war es zu verdanken, dass sie überhaupt herausgefunden hatten, wer von den Kindern nicht geschlafen hatte. Als einer der ältesten Vampire war es für den Blondhaarigen fast ein Kinderspiel gewesen, seine Gefährtin von den anderen Gerüchen zu unterscheiden. Die Kinder waren ihnen wortwörtlich aus der Schlinge gehüpft, die sie allmählich fester um sie gezurrt hatten und nun hatten sie keinerlei Ahnung, wo sich diese aufhielten! Durch den Portschlüssel verwischten die magischen Signaturen, es wäre etwas anderes gewesen, wären sie appariert, dann hätten sie ihnen direkt hinterher können, doch so war es fast unmöglich ihren Aufenthaltsort herauszufiltern, wenn sie nicht wussten, wer den Portschlüssel besessen hatte oder einer der Minderjährigen Magie einsetzte. Aber das war auch vergebene Liebesmühe, da alle Schüler wussten, bis zu welchem Lebensjahr sie nicht in den Ferien zaubern durften. Der Portschlüssel war ihre einzige Chance. Neville konnte ihn nicht haben, das hatte Nanette schon bestätigt, ebenso Ginny und Ron, da Arthur direkt aus dem Ministerium zu ihnen appariert war, um ausgefragt zu werden. Harry und Hermine schieden auch aus, da Hermines Eltern sich immer noch als Muggel tarnten, obwohl sie keine waren und bei Harry das Thema Magie im Haus lieber nicht erwähnt sein sollte. Es war ihnen kein Geheimnis, dass die Dursleys Magie nicht mochten, besonders Vernon, obwohl es Lily immer noch ein Rätsel war, wie sich ihre Schwester Petunia derartig verändert hatte. Es war beinahe so, als hätte sie zu ihrer damaligen Schulzeit eine 180° Graddrehung gemacht. Blieb nur noch Luna, doch wo genau sie wohnte, wusste keiner und ihren Vater, Xenophilius Lovegood, einzufangen, während sie sich schon von ihm verabschiedet hatte und er davon ausging, dass sie die Woche über bei ihren Freunden bleiben würde, bis sie mit diesen eh nach Hogwarts fuhr, war das sprichwörtliche Suchen der Nadel im Heuhaufen, wie du Muggel sagen würden. Sie hatten nicht den leisesten Anhaltspunkt, wo er sich zum Teufel noch mal aufhielt, deswegen hatten sie Godric um die Hilfe seines jüngeren Bruders in der Gestalt von Fox gebeten, der nun die Gegend unsicher machte, in der Hoffnung, irgendwann die magische Signatur von Mr. Lovegood zu finden, der er dann folgen konnte, bis er den verrückten Mann wieder eingefangen hatte. Dadurch ging ihnen natürlich wahnsinnig viel Zeit flöten, deswegen hatten sie zusätzlich Ordensmitglieder in die entferntesten Gegenden ausgesannt, in denen sich die Kinder aufhalten könnten oder auftauchen würden, um letzte Besorgungen zu machen, bevor sie endgültig für diese Woche von der Erdfläche verschwanden. Spätestens dann würden sie Remus und Fenrir einsetzen müssen. Sie mussten die Kinder vor Hogwarts in die Finger kriegen, es war so schon schwer ihnen zu erklären, warum sie ihnen vieles verschwiegen hatten. Doch hatten diese erst einmal Zeit sich selbst Gedanken darüber zu machen, würde es noch schwieriger mit ihren Gefährten werden, als es eh schon war. Die Zeit lief gegen sie: auf Hochtouren! Wo zum Teufel blieb Xenophilius?! * * * „Ich kann das nicht!“, zitterte Hermine und riss sich ein weiteres Mal aus dem Kreis ihrer Freunde los, die sich an den Händen gefasst hatten, um nach London zu apparieren. Die Augen verdrehend schnappte sich Harry Hermines Hand und hinderte diese am Abhauen. Das Mädchen hatte eindeutig keine Nerven mehr, traute sich einen explosionsfähigen Trank zu brauen, der ihnen sonst etwas um die Ohren pfeffern konnte, aber nicht zu apparieren, obwohl sie schon seit einem Jahr die Lizenz dafür hatte. „Hermine, du kannst das!“, sagte Harry und die Brünette wurde zurück in den Kreis gezogen, wo Ron sofort wieder ihre Hand ergriff, um sie an einer Flucht zu hindern. „Aber das geht nicht!“, heulte sie auf. „Ich werde euch hoffnungslos zersplittern!“, wimmerte sie und war den Tränen nahe. „Du schaffst das, Hermine! Wir vertrauen dir alle.“, sagte Luna ruhig und tatsächlich schien sich die Schülerin wenigstens ein bisschen zu beruhigen. „Wirklich?“, fragte sie schniefend. „Ja!“, sagten alle und lächelten sie beruhigend an. Dagegen konnte Hermine nichts sagen. „Na gut.“, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Denkt bitte alle mit an den Hinterhof zum tropfenden Kessel. Das ist meine erste Apparation mit mehreren Leuten und ich möchte niemanden zusammenflicken müssen!“, sagte sie noch einmal, um alles durchzugehen. Tief atmete sie durch, ehe sie die Augen schloss und all ihre Gedanken auf den tropfenden Kessel konzentrierte. Sie stand auf einem schlecht bepflasterten Weg, vor ihr ragte eine hohe Steinmauer auf, hinter ihr führte eine modernde Holztür in den billigen Pub. Ein Luftzug berührte ihre Haare, dann waren sie appariert. Es war den Jugendlichen, als würden sie durch einen schmalen Schlauch gepresst und wie beim ersten Mal mit Remus und Tonks, hatte Ron am meisten mit der aufkommenden Übelkeit zu kämpfen, während die anderen einfach nur hart den Steinboden knutschten, was bestimmt mehr als einen neuen blauen Fleck bedeutete. Hermine sah auf und erblickte die hohe Steinmauer, die sie von der Winkelkasse trennte. Innerlich jubelte sie auf. Ihre erste Apparation mit mehreren Leuten war geglückt! Sie konnte es immer noch nicht fassen und ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht. „Ich hab´s geschafft!“, murmelte sie glücklich. Harry patete sie. „Wir wussten, dass du es kannst.“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht, dann glätteten sich seine Gesichtszüge und er wurde ernst. „Du disappierst jetzt zurück.“, sagte er zu Hermine, die nickte und von einer Sekunde auf die andere mit einem Knall verschwand. „Luna, zaubere bitte auf mich den Desillusionierungszauber, bei der Menschenmenge die hier herrscht, wird das Ministerium nur schwerlich feststellen können, wer genau gezaubert hat. Die magischen Signaturen verwischen zu schnell mit anderen. Neville, Ron, ihr zaubert dann den Weg frei und macht uns keine Schande als Lockvögel!“, schmunzelte Harry am Schluss, was ihn von beiden einen giftigen Blick bekommen ließ, er sich aber nicht dran störte. Er war vieles gewohnt. Mit einem kribbelnden Gefühl auf der Haut legte sich Lunas Zauber über ihn und er gab dem Mädchen seinen Tarnumhang unter dem sie sich verbarg. Falls Lunas Zauber von ihm aufgehoben werden sollte, konnte er immer noch die Beine in die Hand nehmen, schließlich musste er als Quiddtichteammitglied flink sein, bei Luna hatte er durch ihre kurzen Beine ziemliche Bedenken, deshalb nahm er ihr diese Unsicherheit ab. Mit grimmigen, aber entschlossenen Gesichtsausdrücken öffneten Neville und Ron den Gang zur Winkelgasse, indem sie die Steine in der richtigen Reihenfolge antippten. Mit einem scharrenden Geräusch von Stein auf Stein, schob sich die Mauer zur Seite und gab den Blick auf eine überfüllte Winkelgasse frei, die heute noch bunter als sonst schien. Auf geht’s! * * * Junge und Alte Zauberer und Hexen drängelten sich durch die Geschäfte. Es herrschte eine Bevölkerungsdichte, die einfach nur noch als voll bezeichnet werden konnte. Neville und Ron gingen voran, damit Harry und Luna sich ungesehen durch die Menge schleichen konnten, ohne nahestehende Leute anzurempeln, die sich dann verwirrt umschauen würden. Darauf konnten sie wahrlich verzichten! "Bis nachher!", zischte Neville leise, als sie zu den Nebengassen stießen und sich an deren Eingang stellten, um ihre unsichtbaren Freunde durchzulassen. Bestätigend wurde seine Schulter gedrückt, dann waren sie fort. "Wo wollen wir als erstes hingehen?", fragte der Braunhaarige Ron und wurde mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtet. "Du weißt, dass das hier kein Ausflug unter Freunden wird oder?", fragte Ron skeptisch. Seine Stimme klang deutlich angespannt, was von seiner Nervosität herrührte. Ein besänftigendes Lächeln schlich sich auf Nevilles Lippen. "Das weiß ich doch, aber es bringt nichts den Teufel an die Wand zu malen und uns so noch nervöser zu machen, als wir eh schon sind. Wenn du so angespannt bist, werden die Leute um dich herum nur misstrauisch.", erklärte er und Ron musste beleidigt eingestehen, dass das ein gutes Argument war. "Dann auf ins Getümmel!", grummelte der Rotschopf, der noch nicht ganz überzeugt war, aber trotzdem ein vorfreudiges Flattern im Bauch verspürte, als hätten sich dort Schmetterlinge eingenistet, die nun anfingen gemächlich ihre Runden zu drehen. Gemeinsam kehrten sie auf dem Hauptweg der Winkelgasse zurück. Es war wie ein unordentlicher Haufen, der sich vor ihnen erstreckte. Dicht nebeneinander wichen sie geschnickt größeren Kreisen von Zauberern aus. Ihre Augen versuchten jeden Winkel nach bekannten Gesichtern abzusuchen, was sich durch die hohe Bevölkerungsdichte als ein schwieriges Unterfangen herausstellte. So gut es eben ging versuchten sie den Überblick zu behalten, erkundeten schließlich doch ein paar Läden, wie eine kleine Bücherei, doch als der Laden „Weasleys zauberhafte Zauberscherze“ in Sicht kam, konnte Ron der extremen Versuchung nicht widerstehen, seine zwei älteren Brüder zu besuchen. Als sie noch Schüler in Hogwarts waren, hatten sie ihn dauernd gedisst und auf dem Kicker gehabt, erst ihr Eintritt in das Berufsleben hatte ihre Beziehung komplett auf den Kopf gestellt. Sie waren freundlicher zu ihm und testeten ihre Scherzartikel nicht mehr an ihm. Der Laden war wie immer voll, aber seine zwei größeren Brüder waren mit ihrer auffälligen Haarfarbe nicht zu übersehen, wie sie durch die Regale turnten und dieses und jenes nachfüllten. Ron hatte schon Angst sie überhaupt nicht mehr in die Finger zu bekommen, als Fred ihn beinahe um den Haufen gerannt hätte, um an das Regal hinter ihm zu kommen. Überrascht wurde er einen Moment angesehen, als sich im nächsten Augenblick der lange Arm von Fred um seine Schulter schlang und er in den hinteren nicht öffentlichen Teil gezerrt wurde, ohne eine Möglichkeit, sich gegen den starken Griff seines Bruders zu wehren, wenn er nicht die Aufmerksamkeit der Kunden auf sie lenken wollte und das würde ein schlechtes Licht auf den Laden werfen, dass wollte er nicht. Neville wurde perplex mitten im Raum stehen gelassen. "Wo zum Teufel kommst du gerade her?", fauchte Fred wutentbrannt. "Kannst du dir eigentlich vorstellen, was für Sorgen sich Mutter und Vater machen? Was für Sorgen wir uns machen?! Wie kannst du es wagen mit Ginny, Hermine, Luna, Neville und Harry einfach abzuhauen?! Hast du den Verstand verloren!", schrie Fred ihn am Schluss an, dass ihm schon die Ohren klingelten und ron fühlte sich nur noch so klein mit Hut. Natürlich hatte er es geahnt, dass er seiner Familie damit einen Schock verpasst hatte, aber es war nötig, um Tatsachen zu klären. Er wurde hart am Kragen gepackt, was ihn dazu brachte, seinem Bruder ansehen zu müssen. Die blauen Augen seines Bruders funkelten zwar immer noch mit einem Feuer, das, wenn er es wieder anschüren würde, explodieren würde, doch seine Gesichtszüge zeigten deutliche Sorge, die in Ron das Gefühl des schlechten Gewissens hervorrief. "Tut mir Leid.", flüsterte Ron heiser. Seine Kehle zog sich schmerzlich zusammen. "Aber es war nötig, um die Wahrheit herauszufinden." "Ach Ron!", seufzte Fred und zog seinen kleinen Bruder in seine Arme in eine heftige Umarmung, die von deutlicher Verzweiflung zollte. "Du kleiner Dummkopf! Uns solche Sorgen zu machen!", murmelte der Ältere in sein rotes Haar, aber mehr zu sich selbst, als zu Ron. Die Umarmung endete, als Ron sich bestimmend von seinem Bruder schob. In ihm waren so viele verschiedene Emotionen, die sich einen Weg an die Oberfläche bahnen wollten, doch am meisten interessierte ihn der Punkt, ob Fred und George die genauen Umstände kannten und eingeweiht worden waren. "Weißt du, warum wir geflohen sind?", fragte er mit zitternder Stimme. Fred und George hatten sich immer aus solchen Sachen herausgehalten. Waren sie auch dieses Mal neutral? Er sah, wie Fred sichtbar schluckte, sein Herz schmerzte bei diesem Anblick. Das Gefühl des Verrates legte sich wie ein eiskalter Schauer Platzregen um ihn herum und verursachte eine Gänsehaut. Mit verbitterter Meine trat er zurück. „Gut, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin!“, sagte Ron bitter und hatte Mühe die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Von den Zwillingen hatte er nicht erwartet verraten zu werden. Sie hatten ihn und seine Freunde immer unterstützt, doch nun…es war gelinde gesagt ein Schock. Die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, betrachtete Fred seinen jüngeren Bruder. „Es ist nicht so, dass wir euch nicht helfen wollen.“, sagte er langsam, versuchte sich zu erklären. „Wir sind Mitglieder des Orden des Phönix und haben strikte Anweisungen bekommen, euch nicht zu helfen, solltet ihr bei uns auftauchen.“ Ron verstand, natürlich verstand er. Wenn die Zwillinge sich an diese Anweisungen hielten, musste Dumbledore sie ausgesprochen haben, ansonsten würden sie sich darüber hinwegsetzen, egal wer oder was sich ihnen in den Weg stellte. Aber was wäre wenn…? „Und wenn ihr beiden Seiten helft?“, fragte Ron. Ein Stirnrunzeln begegnete ihm. Schnell erklärte er. „Wenn ihr mir jetzt beispielsweise einen Hinweis gebt, dann gebt den anderen Ordensmitgliedern auch einen Hinweis, wo ich mich gerade aufhalte. So bevorzugt ihr keine Seite, verratet aber auch niemanden.“ Aufmerksam wurde er durchleuchtet. „Du weißt, dass du dann kaum Zeit haben wirst zu verschwinden.“, gab Fred skeptisch von sich. Ohne, dass Ron es wollte, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. „Ja, das weiß ich, aber ich habe Freunde auf meiner Seite, die mir helfen!“, sprach er fest. Ein Ausdruck von Erstaunen legte sich auf das Gesicht seines älteren Bruders, ehe der blanke Schalk zurückkehrte, den man immer bei den Zwillingen sah, wenn sie einen ihrer genialen Scherze auspackten. "Eine sehr gute Idee, Ronnikiens.", kicherte Fred. Schmollend sah Ron den anderen an. Er hasste diesen Spitznamen, den Ginny ihm als kleinen Siebenjährigen aufgedrückt hatte und den er seitdem nicht mehr loswurde. "Nenn mich nicht so!", knurrte der Jüngere. Anstatt jedoch ernst genommen zu werden, lachte Fred schallend los und musste sich am Schluss sogar die Lachtränen aus den Augen wischen! Die Welt konnte so unfair sein. Dann wurde Fred wieder ernst. "Gut, ich werde dir ein paar Infos geben, dafür aber das Ordensmitglied informieren, das am nächsten ist. Du wirst dich beeilen müssen, um wegzukommen." "Nein, wird er nicht.", ertönte eine ihnen bekannte Stimme und das Gegenstück des Zwillings tauchte hinter eben diesem auf. Bevor Ron registrieren konnte, wurde ihm ein kleines Säckchen zugeworfen, welches er nur aufzufangen vermochte, durch seine guten Reflexe. "Was ist das?", fragte Ron perplex und blickte George an. "Instand-Finsternispulver, falls du flüchten musst, verstreust du es und deine Gegner werden durch schwarzen rauch verwirrt. Harry hat von uns schon welches zu Geburtstag bekommen.", erklärte George. "Hat er gar nicht erzählt.", murmelte Ron, aber mehr zu sich selbst, als zu seinen Brüdern. "Wir können dir nur so viel sagen, dass nichts ist, so wie es scheint und jetzt musst du aber gehen!", drängte Fred Ron, als er eine der Da-Münzen in der Hand hervorholte, die rot aufglühte. Schnell nickte Ron und verstaute den Beutel mit dem Pulver in seiner Jackentasche. Sein Blick wanderte ein wenig hektisch im Raum herum, als er nach seinem Freund Neville suchte, den er bis dahin völlig vergessen hatte. "Neville ist bereits rausgegangen, um die Stellung zu halten.", half George ihm auf die Sprünge und Ron dankte ihm innerlich. "Wir sehen uns wieder!", sagte Ron und er wusste, dass er dieses Versprechen gegenüber seinen Brüdern halten würde, selbst wenn es Ewigkeiten dauern sollte, bis er wieder in ihren Laden kam. Mit einem hoffnungsvollen Schimmern in den Augen ging er aus dem beliebten Laden in der Winkelgasse, die Türglocke leitete etwas Melancholie mit ein und plötzlich fand er sich mit silbergrauen Augen konfrontiert, die nur einem Jungen in seinem Jahrgang aus Slytherin gehören konnten. Ein Atemzug verging, der dem rothaarigen wie ein Lebenszeitalter auf der Erde vorkam, dann wurde er gepackt und in die dunkle Seitengasse gezogen, nicht fähig sich irgendwie von dem anderen lösen zu können, ehe sich ein weiches lippenpaar auf seines presste und er Rücklinks gegen die Wand gedrückt wurde. Verdammt noch mal: Draco Malfoy war gerade dabei ihm seinen ersten Kuss zu stehlen! * * Kapitel Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)