Meetings in the Summer von Phoenix_Michie (-Sedativa-) ================================================================================ Kapitel 2: It shall be a pleasure --------------------------------- Da es noch immer heiß in der Stadt war, konnte Michio nicht lange schlafen, obwohl es Samstag war. Eigentlich hatte er vorgehabt, bis in den Mittag hinein zu schlafen und sich von der Schule zu erholen, aber so sollte das nicht laufen. Seufzend stand er also schon am frühen Vormittag auf und lief die Treppen in das Erdgeschoss hinunter um seinen Eltern einen Guten Morgen zu wünschen - doch er musste feststellen, dass er alleine war. Sogar seine Geschwister, die immer mit den Eltern zusammen aufstanden, waren nicht mehr hier. Waren sie alle ohne ihn zu einem Spaziergang aufgebrochen? Aber wer traute sich da schon raus bei der Hitze? Oder viel schlimmer: waren sie ohne Michio schwimmen gegangen?? Der Schwarzhaarige war kurz davor beleidigt zu sein und zu schmollen, aber als er in die Küche ging, sah er einen Zettel auf dem Küchentisch liegen, den seine Mutter für ihn geschrieben hatte. Neugierig setzte er sich an den Tisch und nahm den Zettel in die Hand um ihn zu lesen. 'Michio, ich hoffe, du gruselst dich nicht ohne uns. Wir sind mit den Kleinen zum Sommerfest gegangen und dachten, dass du heute sicher ausschlafen möchtest. Wenn du Lust hast, kannst du gerne nachkommen. Mama' Eine Weile schaute Michio noch auf das Blatt Papier und las es sich noch einmal durch, bevor er schließlich seufzend aufsah und aus dem schmalen Fenster in den Garten blickte. Eigentlich hatte er schon Lust, das Sommerfest zu besuchen, aber der Weg dorthin war etwas weiter, und wie sollte er seine Familie dann zwischen den ganzen anderen Leuten finden? Das Fest war in den letzten Jahren immer gut besucht gewesen... Außerdem war Michio schon ein bisschen sauer, dass seine Eltern ihn nicht einfach früher gefragt hatten, am Abend zuvor zum Beispiel, ob er nicht mitkommen wollte. Oder sie hätten ihn schnell geweckt und gefragt. Das hätte ihn wirklich nicht gestört. Wussten seine Eltern das etwas nicht? Grummelnd ging er erst einmal ins Bad, wo er überlegte, was er nun machen sollte. Nachdem er etwas gefrühstückt hatte, rang er sich doch dazu durch, zum Fest zu gehen und seine Familie zu suchen. An diesem Samstag hatte er nichts weiter vor, es hielt ihn also nichts davon ab, loszugehen. Auf dem Weg ging er wie zufällig auch an dem Café vorbei, in dem der blonde junge Mann arbeitete, der ein kleiner Trottel zu sein schien. Aber heute sah er ihn nicht herumwuseln und in andere Leute reinrennen. Nachdenklich warf Michio noch einen letzten Blick aufs Café, bevor er weiterging. Der Typ, der vor ihm lief, hatte auch blonde Haare...sie waren auch so wuschelig wie Yoshitakas... Niedergeschlagen hatte er das Café verlassen. Und nun ging er wieder zurück nach Hause. Zum Glück hatte er seinen Job nicht verloren, aber er hatte ja auch immer gute Arbeit geleistet, so dass seine Chefin noch einmal ein Auge zugedrückt hatte. "Yo-Yoshitaka..?" Überrascht sah der Blonde neben sich und schaute hinab in das Gesicht des schwarzhaarigen Jungen. "Hey, Michio~", lächelte er sanft und nickte ihm zu, bemerkte, wie der Kleinere ihn aufmerksam musterte. "Geht's dir gut?", fragte dieser. "Du siehst so blass aus." Leicht zuckte Yoshi daraufhin die Schultern und sah etwas verlegen nach vorne auf die Straße. "Na ja...war nicht meine beste Nacht", gab er leise zu. "Ich bin heute auch zu spät zur Arbeit gekommen, und meine Chefin hat mich wieder nach Hause geschickt. Ich sei unzumutbar für die Kunden..." Der Blonde rang sich zu einem Lächeln durch, während er wieder zu Michio sah, der nickte. "Hmm...vielleicht solltest du dich erholen und etwas ablenken", meinte Michio da und schaute den Größeren an, der erneut mit den Schultern zuckte und schweigend weiterging. "Zurzeit findet doch das Sommerfest hier statt. Da kannst du dich doch mal umschauen", schlug er vor, aber Yoshitaka schüttelte den Kopf und sah ihn etwas niedergeschlagen an. "Nein, was soll ich denn da alleine?" Nachdenklich erwiderte Michio den Blick und seufzte lautlos. "Na ja, du musst wissen, dass ich grade auf dem Weg dorthin bin", sagte er und bot Yoshitaka somit an, mit ihm hin zu gehen. Dabei fragte er sich selbst, warum er das überhaupt tat. Schließlich kannte er den Blondschopf doch kaum. Aber in diesem Moment, als er ihn so betrachtete, tat er ihm irgendwie leid, denn er sah nicht nur blass aus, sondern schien auch so niedergeschlagen, beinahe deprimiert - und einsam...So kam es Michio jedenfalls kurzzeitig vor. Doch nachdem er Yoshitaka auf das Fest und den Fakt, dass er selbst gerade dorthin ging, hingewiesen hatte, hellte sich dessen Miene auf. "Na ja, also..ich würde gern mitkommen", sagte er leise und lächelte Michio verlegen an, der leicht nickte. "Dann folge mir einfach", erwiderte er und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Artig trottete Yoshi also neben dem Schwarzhaarigen her und war insgeheim wirklich froh über dessen Angebot, auch wenn ihn das Fest an sich eher weniger interessierte. Wäre Michio mit ihm in den Zoo gegangen, hätte das wohl den gleichen Effekt gehabt. So oder so freute sich Yoshi. Darüber, nicht mehr so allein zu sein. Als sie den riesigen Platz betraten, wo das Sommerfest stattfand, staunten die beiden nicht schlecht, wie voll es dort war. Michio hatte zwar gewusst, dass es immer gut besucht war, aber wie schleichend es voran ging, weil so viele Leute an den Ständen waren und die engen Wege blockierten, überraschte ihn doch sehr. Aus allen Richtungen drangen die verschiedensten Stimmen zu ihnen, leise, flüsternd, aber auch laut, schreiend. Wenn der Schwarzhaarige so drüber nachdachte, kam heute aber auch alles zusammen: es war Samstag, viele hatten also frei, die Sonne schien, doch war es nicht ganz so heiß wie in den vergangenen Tagen, auch wenn die Hitze trotzdem noch recht stark war. Des Weiteren fand heute Abend das Sonderprogramm statt, zu dem viele Besucher sich bereits jetzt einfanden, um rechtzeitig einen guten Platz zu ergattern. Schnell entschied sich Michio dafür, lieber nicht aktiv nach seiner Familie zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie finden würde, war unter diesen Umständen eh sehr gering und er würde nur Zeit verlieren bei dieser Aktion. Vielleicht würde er ihnen ja zufällig über den Weg laufen, aber Yoshitaka war ja eh bei ihm, also konnte er es verkraften, nicht mit seinen Eltern und Geschwistern durch die Gegen zu laufen. Er war ja nicht allein. Zielstrebig hielt Michio auf einen bestimmten Stand zu, wo es etwas zu essen gab. Zwar hatte er gefrühstückt, doch das war mittlerweile auch schon wieder etwas her, schließlich war der Weg zum Fest nicht gerade kurz gewesen. Verwundert, aber auch interessiert wurde er von dem Blonden angesehen, der neben ihm herlief bzw. sich durch die Menge quetschte. "Warst du schon öfter hier?", fragte er den Kleineren, während dieser sich bei der langen Schlange anstellte. Leicht nickte der Gefragte und erwiderte Yoshis Blick. "Sicher.", antwortete er und sah ihn etwas überrascht an. "Man hat nicht umsonst das Gefühl, dass hier halb Tokyo zu Besuch ist, und das hat schon was zu bedeuten. Jeder, der in dieser Stadt lebt, besucht irgendwann mal das Sommerfest", meinte er, weswegen Yoshi ihn etwas verlegen ansah und mit den Schultern zuckte. "Kann gut sein", erwiderte er ein wenig leise, so dass Michio sich näher zu ihm beugte um ihn besser verstehen zu können. "Aber ich lebe noch kein Jahr hier in Tokyo und war deshalb noch nie auf diesem Fest..." Überrascht sah Michio den Blonden an. "Ach so, das wusste ich ja nicht", erwiderte er und lächelte leicht, während sie etwas näher an die Theke rückten. "Wann bist du denn hierher gezogen?", wollte er wissen und holte schon mal sein Portemonnaie hervor aus der Umhängetasche, die er mitgenommen hatte. "Vor 6 Monaten", antwortete Yoshitaka und versuchte einen Blick auf das Schild des Standes zu werfen um herauszufinden, was Michio sich da jetzt eigentlich überhaupt kaufen wollte. Doch ein anderer, recht großer Mann versperrte ihm die Sicht. Dabei dachte Yoshi sich, dass er einer der wenigen privilegierten Japaner war, die so groß waren... "Und hast du dich schon gut eingelebt?", fragte Michio weiter, weswegen er wieder zu ihm sah und milde lächelte. "Ja, ich denke schon...ich meine, ich hab Arbeit gefunden, eine Wohnung. Da kann ich mich nicht beklagen", antwortete er, woraufhin der Schwarzhaarige nickte und sie ein weiteres Stück vorrückten. Endlich war er Zweiter in der Schlange. Jetzt konnte Yoshi auch endlich sehen, welches Essen dieser Stand hier verkaufte: es waren Takoyaki, Oktopusbällchen. "Magst du auch welche haben?", hörte er Michio fragen und sah wieder zu ihm. "Die machen immer so viele..." Höflich nickte Yoshi und nickte. "Ja, sehr gerne." Zwar hatte er sie in seinem Leben erst einmal gegessen, und das war schon ein paar Jahre her, doch erinnerte er sich, dass sie recht gut geschmeckt hatten. Nachdem er die Takoyaki bezahlt hatte, entfernte Michio sich mit Yoshitaka wieder von dem Stand. "Dann können wir uns ja erstmal einen Überblick verschaffen.", schlug er vor und sah den Größeren fragend an. "Da du ja noch nie hier warst, führ ich dich ein bisschen rum?" Er bekam ein Nicken als Antwort und so drängelten sie sich durch die schwatzenden Menschen. Immer wieder reichte Michio dem Blonden einen Takoyaki, bevor er sich selbst einen in den Mund steckte. Was mussten diese Teile nur so lecker schmecken? Er sah sich schon sein ganzes Taschengeld dafür ausgeben, denn sicherlich würde er noch mal an dem Stand vorbeikommen, der die Takoyaki verkaufte... Und wenn Michio ehrlich zu sich selbst war, hätte er sich gern noch mehr mit Yoshitaka unterhalten. Irgendwie fand er es interessant, dass dieser hierher gezogen war und wollte mehr über sein Leben erfahren, doch hier, inmitten dieser ganzen Menschen, die sich lautstark unterhielten, hielt er es nicht für sehr passend, mit Yoshitaka über dessen Leben zu reden. Und so schauten sie sich auf dem Festgelände um, wobei es schon lange dauerte, von einem zum anderen Stand zu kommen, da so viele Leute sich durch die Gegend schoben. Relativ lange blieben sie bei den Ständen stehen, wo es Mangas, Zeitschriften und Bücher für wenig Geld gab. Dort schmökerten sie eine Weile und versuchten sich nicht von den anderen Leuten, die sich vorbeiquetschten, stören zu lassen. Erfreut stellten sie auch fest, dass sie einige gemeinsame Lieblingswerke hatten, über die sie sich ein wenig unterhielten, während sie weitergingen. Unterwegs entdeckte Michio noch etwas, weswegen er aufgeregt auf der Stelle hüpfte und in die Ferne deutete. "Sieh mal dahinten!", rief er zu Yoshitaka und sah ihn mit glänzenden Augen an. "Da gibt's Erdbeeren~!" Leicht musste der Blonde lachen und trat näher an Michio heran, während er dessen Blick folgte. "Du denkst wohl auch immer nur an Essen?", wollte er wissen und sah den Kleineren an, der seinen Blick leise grinsend erwiderte. "Du etwa nicht?", stellte er die Gegenfrage, woraufhin Yoshi mit den Schultern zuckte. "Hab ich mir abgewöhnt...", sagte er nur leise und wandte sich ab, um in die Richtung des Standes zu gehen, der auch noch so wie eine überdimensionierte Erdbeere aussah. Ein wenig irritiert sah Michio dem Blondschopf hinterher, bevor er ihm schnell folgte. Hier in der großen Menge von Besuchern konnte man sich zu rasch aus den Augen verlieren... "Ich mag Erdbeeren eben sehr", nahm er das Gespräch wieder auf, woraufhin Yoshitaka ihn angrinste. "Ja, und Takoyaki. Und Eis", entgegnete er, weswegen Michio das Grinsen erwiderte und leicht mit den Schultern zuckte. "Setzt ja eh alles nicht an", meinte er nur und drängelte sich zu dem Erdbeerstand vor. Aber auch hier mussten sie wieder einige Minuten anstehen. "Na dann ist es ja nicht weiter schlimm", erwiderte der Blonde lächelnd. "Ich kenne das auch von mir. Früher hab ich so viele verschiedene Sachen in mich reingestopft, aber viel passiert ist nicht." Wissend lächelte Michio den Größeren an und nickte verständnisvoll. Doch lenkte ihn die Stimme der älteren Verkäuferin ab, die ihn in diesem Moment ansprach. Die große Schale, die großzügig mit frischen, roten und saftig glänzenden Erdbeeren gefüllt war, teilten sie sich, so wie sie es mit dem Preis dafür gemacht hatten. Sie schafften es, sich zu einer Baumreihe durchzudrängeln, wo es Schatten gab. Dort setzten sie sich einfach ins Gras und kümmerten sich liebevoll und mit Präzision darum, die Erdbeeren aufzuessen, was ihnen trotz der beachtlichen Menge recht schnell gelang. "Hmm, meine Familie ist hier irgendwo", sagte Michio plötzlich, nachdem er sich die letzte Erdbeere in den Mund geschoben hatte. Überrascht sah Yoshi auf. "Aber ich hab sie noch nicht entdecken können", fügte der Schwarzhaarige hinzu und zuckte mit den Schultern. "Aber warum bist du denn nicht mit ihnen zusammen hierher, sondern hängst hier mit mir rum?", wollte Yoshi dann wissen und sah den Anderen fragend an, der ihn daraufhin leicht lächelnd ansah. "Sie wollten mich heute ausschlafen lassen...", meinte er nur und der Blonde nickte nachdenklich, während er nun seinerseits die letzte seiner Erdbeeren aß. "Darf ich fragen wie alt du eigentlich bist?", wollte er dann wissen und konnte die Neugier in seiner Stimme nicht verbergen. Freundlich wurde er von Michio angelächelt. "Ich bin 17", antwortete er, "Und du? Sicherlich älter, wenn du schon arbeiten gehst..." Lächelnd nickte Yoshi daraufhin. "Genau. Ich bin 20." Kurz wurden Michios Augen groß, doch nur weil er den Blonden nicht gleich ganze 3 Jahre älter geschätzt hatte. "Hmmm du wirkst gar nicht wie 20", meinte er dann und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Leise lachte Yoshitaka daraufhin. "Na danke schön. Ich weiß selbst, dass ich nicht so erwachsen bin wie ich sein sollte.", meinte er. "Hm kommt vielleicht auch durch deine Tollpatschigkeit", sagte Michio und grinste den Anderen herausfordernd an, der daraufhin seine Wangen aufplusterte und aufstand. "Bin ich gar nicht", meinte er trotzig und setzte sich in Bewegung, sodass der Schwarzhaarige rasch aufsprang und ihm folgte, damit er ihn nicht verlor. "Warte, das war doch gar nicht böse gemeint!", rief er unruhig, woraufhin sich Yoshitaka zu ihm umdrehte - und ihn anlächelte. "Dachte ich mir schon, ist okay~", meinte er, weswegen Michio erleichtert ausatmete, nur einen Moment zu Boden sah - und Yoshitaka war verschwunden, als er wieder aufschaute. Ohne Vorwarnung war er von einem Typen angerempelt worden und stolperte ein paar Schritte zurück, bevor er von einer Menschenmenge mitgerissen wurde. Zu spät konnte sich der überraschte Yoshi erst frei machen, da war Michio auch schon längst aus seinem Blickfeld verschwunden. Viel zu viele Leute, für den Geschmack des Blonden, versperrten ihm die Sicht und er wurde etwas unruhig. Irgendwie kämpfte er sich zu dem Platz zurück, wo er und Michio eben noch gestanden hatten, doch der Schwarzhaarige war weg. Auch bei dem Platz unter den Bäumen fand er ihn nicht, und so beschloss er eine Rundreise auf dem kompletten Gelände zu machen. Er musste Michio wiederfinden! Wer wusste, wann sie sich wieder sehen würden. Schließlich konnte Yoshitaka selbst nur in seinem Café darauf warten, dass der Kleinere sich mal blicken lassen würde. Mit konzentriertem Blick begab er sich auf die Suche und hielt Ausschau nach den gewellten, schwarzen Haaren des Jüngeren, während er sich ungeduldig durch die Menschen drängelte, um so schnell wie möglich alles durchsucht zu haben und Michio zu finden. Doch so schnell sollte Yoshi keinen Erfolg haben. Die Hitze machte ihm zu schaffen und schon längst schwitzte er in seinen Sachen. Beinahe verzweifelt stellte er irgendwann fest, dass er bereits seit einer Dreiviertelstunde nach Michio suchte. Wo war er denn bloß? Unruhig biss sich der Blonde auf die Unterlippe und überlegte was er nun machen sollte. Er sah sich um, noch immer waren genauso viele Leute unterwegs wie zu dem Zeitpunkt, an dem sie hier angekommen waren. Wie sollte er Michio hier wieder finden? Seufzend begann Yoshitaka dann einfach, weiterzugehen und Ausschau nach ihm zu halten. Vielleicht würde er ja doch noch Glück haben... Nach einer weiteren Viertelstunde wurde er von einer großen Gruppe mitgezogen, und als er versuchte, sich da durchzuquetschen, wurde er an den Rand gedrängt, wo er nach Luft schnappend an einem kleinen Gebäude stehen blieb. Er presste sich an die Wand, damit die Leute vorbeikamen, ohne dass sie ihn erneut mit sich nahmen und sah zur Seite, da dort eine schmale Gasse zwischen den Häuserwänden war. Schatten war garantiert, und da ihm eh der Schweiß schon auf der Stirn stand, weil ihm durch die lange Sucherei mehr als warm geworden war, entschied er sich sofort dazu, sich in die schmale Gasse zu begeben. "Michio!?" Heftig zuckte der zierliche Körper zusammen und der Angesprochene schreckte mit großen, aber verweinten Augen auf. Erschrocken sah Michio auf und erkannte Yoshitaka, der ihn ebenso überrascht anschaute. Der Schwarzhaarige schniefte und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Lieber senkte er einfach nur den Blick und schwieg. Zwar war er sehr froh darüber, dass Yoshitaka ihn doch noch gefunden hatte, aber es gefiel ihm nicht, dass der Blonde ihn nun so hier sah - heulend und in einer dunklen Ecke kauernd... Besorgt und mit großen Augen hockte er sich zu Michio auf den Boden und blickte ihn vorsichtig an. "Hey, was ist denn passiert?", fragte er leise und konnte sich die Tränen des Jüngeren nicht erklären. Erneut schniefte Michio, bevor er ihn mit wässrigen Augen ansah. "Du warst plötzlich einfach weg und dann...dann war da auf einmal so eine riesige Menschengruppe...mir war so heiß..." Er senkte den Blick, sah Yoshi nicht mehr an. "...ich hatte Angst..." Der Blonde glaubte zu verstehen und sah Michio sanft und mitfühlend an. "Dir gefällt es nicht, dich zwischen vielen Menschen aufzuhalten, oder?" Leicht nickte der Schwarzhaarige und starrte weiter auf den Boden, doch immerhin hatten die Tränen aufgehört, über seine Wangen zu laufen. "...ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und bin weggerannt...irgendwohin, wo es besser wurde..." Verständnisvoll nickte Yoshi, aber eines war ihm schleierhaft. "Aber es war doch die ganze Zeit voll...", begann er, aber da schüttelte Michio auch schon den Kopf und sah ihn an. "Schon, aber solange jemand bei mir ist, geht es...aber als ich dich aus den Augen verloren habe, da hab ich mich so...allein gefühlt und die Angst kam wieder hoch...", gab er leise zu. Mitfühlend sah Yoshi den Kleineren an und nickte. "Jetzt bin ich ja wieder da und pass auf dich auf", sagte er lieb und lächelte ihn an. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben, noch mal verlieren wir uns nicht", versprach er, woraufhin Michio nur nickte und ein letztes Mal schniefte. Suchend drehte sich Yoshi um und deutete in die Ferne. "Siehst du den Stand dahinten?", fragte er und drehte sich wieder zu dem Kleineren um. "Da wird Eis verkauft. Ich bin dafür, dass wir uns so was auch noch leisten sollten, vor allem in dieser Hitze." meinte er und lächelte. "Du wartest hier auf mich, und da der Stand ja nicht weit weg ist, kannst du mich immer sehen, okay? Ich bin sofort wieder mit dem Eis da", schlug er vor, doch nur zögernd nickte Michio, weswegen Yoshitaka ihn beruhigend anlächelte. "Mach dir keine Sorgen, du kannst mich doch sehen. Warte einfach hier, ich bin gleich wieder zurück. Kann doch nichts passieren", meinte er und stand langsam auf, während Michio erneut nickte und ihn ansah. "Ich hätte gerne Zitrone...", sagte er dann leise, weswegen Yoshi leicht grinste und nickte. "Kriegst du", erwiderte er und drehte sich um. Michio sah dem Größeren hinterher, wie er aus dem Schatten der Gasse trat und sich durch ein paar Menschen zu dem Stand schlängelte, der das Eis verkaufte. Wie versprochen konnte Michio ihn die ganze Zeit über sehen, doch wie er ihm so hinterher starrte, kam er sich schon etwas blöd vor. Er war doch kein kleines Kind mehr...und was brachte es ihm schon, einem Jungen hinterher zusehen? Seufzend sah Michio trotzdem zu dem Stand, wo Yoshitaka gerade das Eis entgegen nahm, nachdem er gezahlt hatte. Leicht musste Michio aber grinsen, als er daran dachte, wie sich der Blonde im Bezug mit Eis anstellen konnte. //Hoffentlich fällt er jetzt nicht hin oder lässt sich von den Anderen das Eis aus der Hand schlagen//, dachte er beinahe schon amüsiert und betrachtete den Blonden gebannt und gespannt, ob etwas passieren würde. Doch erstaunlicherweise schaffte Yoshitaka es irgendwie, zwar langsam, aber unfallfrei, zu Michio zurückzukehren. "Puh~ ist das warm", stöhnte der Blonde und hielt ihm sein Zitroneneis hin. Lächelnd nahm er es entgegen und bedankte sich. "Das glaub ich dir. Da kann man schon einen Rappel kriegen, bin ich froh, dass ich im Sommer geboren bin." Verwundert wurde er daraufhin von Yoshitaka angesehen, der es sich auf dem Boden neben ihm bequem gemacht hatte. "Was hat das denn damit zu tun?", wollte er wissen und leckte über sein Stracciatella-Eis. Lächelnd tat er es dem Blonden nach, bevor er antwortete. "Sehr viel", meinte er. "Da ich im Juli geboren bin, macht mir die Hitze kaum was aus. Klar kann ich mich auch drüber beschweren, aber im Grunde komm ich damit klar." "Ach so...", sagte Yoshitaka nur und nickte. "Verstehe. Da hab ich ja mehr als Pech." Grinsend sah er Michio an. "Ich bin Anfang Dezember geboren." "Oh", machte der Schwarzhaarige mit großen Augen und lachte kurz. "Das ist definitiv Pech...Aber dafür macht dir dann die Kälte nichts aus", meinte er, doch Yoshitaka wiegte den Kopf hin und her. "Na ja, frieren tu ich aber auch schon mal", erwiderte er und widmete sich wieder seinem Eis. Es war bereits später Nachmittag, und als sie ihr Eis aufgegessen hatten, standen sie auf und sahen sich um. Leider mussten sie feststellen, dass es noch immer sehr voll war. Fragend schaute Yoshi den Jüngeren an. "Wollen wir hier lieber weg?" Nachdenklich wurde sein Blick erwidert. "Na ja, wir können ja mal hinten zur Bühne gehen, vielleicht gibt’s da ja noch einen Platz wo wir uns hinsetzen können..." Er machte eine kurze Pause. "Ich seh den Musikern immer gerne beim Spielen zu..." Wissend nickte Yoshi daraufhin. "Ja geht mir auch so", meinte er lächelnd. "Ich guck mir da immer gerne was ab." Zustimmend lächelte Michio und trat einen vorsichtigen Schritt vor. "Dann lass uns mal losgehen...", sagte er leise, doch sah Yoshi ihm an, dass er etwas nervös war und die ganzen Menschen vor ihnen skeptisch musterte. Kurzerhand entschloss sich Yoshi deshalb dazu, den Schwarzhaarigen einfach an die Hand zu nehmen und zog ihn vorwärts mit sich. Wenigstens konnten sie sich so nicht verlieren. Etwas überrascht war Michio schon, als Yoshitaka plötzlich nach seiner Hand griff, aber er ließ sich bereitwillig von ihm mitziehen. Hauptsache, er verlor ihn in diesem Gewusel nicht noch mal. Als sie in die Nähe der Bühne kamen und ihre Blicke über den Platz schweifen ließen, mussten sie leider gleich feststellen, dass schon alles heillos überfüllt war. Enttäuscht seufzte der Blonde und sah Michio an. "Das wird wohl nichts mehr..." "Ich glaube, jetzt können wir gehen", meinte er daraufhin und zog Yoshitaka gleich mit sich in Richtung Ausgang. Ihm war es erneut viel zu voll und zu heiß. Auch wenn der Blonde jetzt wieder bei ihm war, den Schock, den er vor über einer Stunde erlitten hatte, war noch nicht ganz überwunden, weswegen er eine neuerliche Angst spürte, die in seinem Inneren rumorte. Wortlos folgte Yoshi dem Jüngeren und beide atmeten erleichtert auf, als sie das Festgelände verlassen hatten und sich im Schatten von ein paar Bäumen auf eine Bank niederlassen konnten. "So was hab ich auch noch nicht erlebt", murmelte Michio erschöpft, woraufhin Yoshi nur zustimmend nicken konnte. Eine Weile ruhten sich die beiden noch im Schatten aus, doch musste Michio langsam wieder nach Hause. "Es gibt bald Abendessen und meine Eltern werden eh schon besorgt sein", meinte er und sah Yoshi beinahe schon entschuldigend an. "Ich hab nicht mal einen Zettel hinterlassen wo ich überhaupt hingegangen bin...und mein Handy hab ich auch zu Haus liegen lassen..." Schief lächelnd betrachtete Yoshi den Kleineren und nickte. "Alles klar, dann solltest du jetzt lieber los. Wohnst du weit von hier?" Während sie bereits losliefen, erklärte Michio ihm den Weg, sodass er sich dazu entschied, ihn noch dorthin zu begleiten. "Ich wohn dann gerade mal zu Fuß eine halbe Stunde von dir weg", sagte er freudig, weswegen Michio ihn anlächelte. "Wie praktisch", erwiderte der Kleinere und so liefen sie schwatzend weiter. Als sie sich dem Haus von Michios Eltern näherten, schaute der Schwarzhaarige ihn an. "Ich werde dich demnächst wieder im Café besuchen", versicherte er ihm. "Du bist doch mittags da?" Bestätigend nickte Yoshi. "Genau, ich bin eigentlich immer da. Also werde ich mal aufpassen, dass ich nicht wieder in dich reinlaufe..." Leise lachte Michio. "Ja, wäre wohl besser. Danke fürs Mitkommen. Und komm gut nach Hause", sagte er lieb. "Kein Problem. Und danke", erwiderte der Blonde lächelnd. "Hoffentlich kriegst du jetzt keinen Ärger", fügte er besorgt hinzu, doch Michio schüttelte schon leicht den Kopf. "Das wird schon. Sie sind nicht so streng", meinte er und so verabschiedeten sie sich voneinander. Während Yoshitaka seines Weges trottete, merkte er nicht den Blick Michios, der noch eine Weile auf ihm lag, bis er um die Ecke verschwunden war. ---- tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)