Love or Friendship? von _Raion_ (WichtelFF) ================================================================================ Kapitel 1: Love or Friendship? ------------------------------ Wieder hatte er sie mitgenommen. Dieses eine Mädchen. Ich ging zu Shige hinüber um ihn zu begrüßen, da er gerade neu, mit seiner Freundin, zu unserer Partie, hinzugekommen war. „Hallo Ryo“ grinste er mich breit an und wir umarmten uns kurz. „Warum habt ihr denn so lange gebraucht?“ fragte ich ihn neugierig, wobei ich gerade seine Freundin begrüßte, welche sich auch gleich zu Wort meldete. „Das war meine Schuld. Entschuldigt.“ Sie hob ihre Hand in die Luft als würde sie im Unterricht sitzen und dem Lehrer eine Frage stellen wollen. „Um ehrlich zu sein hatte ich mich im letzten Augenblick für andere Schuhe entschieden und musste sie erst suchen.“ Shige lächelte seine Freundin an, wieder einmal glücklich, ihn nicht schlecht dastehen gelassen zu haben. Keiner war ihm oder ihr dafür böse. Wir kannten sie schon lange und wussten wie sie war. Doch keiner hatte etwas dagegen, denn sie machte dass alles mit ihrer Freundlichkeit und lustigen Art weg. Sie war immer bei jedem Spaß dabei und war nicht so wie die meisten anderen Mädchen mit denen einer von uns einmal zusammen war. Nie kam ein ‚So was Doofes will ich nicht machen.’ Oder ‚Warum hast du nie Zeit nur für mich und musst immer mit deinen Freunden zusammen sein?’ Sie verstand unseren Job und sie verstand Shige. Sie waren ein tolles Paar und ich beneidete sie für ihre Glücklichkeit. Doch leider brachte das Ganze auch ein großes Problem mit sich. Es ist nun schon etwas länger her als es passiert war, aber ich könnte es niemals vergessen. Wir standen vor Shige’s Haus. Zusammen mit den anderen war er noch drinnen und holten Sachen die sie vergessen hatten mitzunehmen. Nur sie und ich standen draußen. Nie hätte ich gedacht dass mir so etwas passieren würde. Sie kam auf mich zu und wandte noch einmal kurz ihren Blick zum Eingang des Hauses, bis sie wieder mich ansah. „Ryo ich muss dir etwas sagen.“ Ich wusste damals nicht was mich erwartete. Hätte ich es gewusst, wäre ich dann einfach weggegangen oder hätte gesagt ich will es nicht hören? Nein. Ehrlich gesagt hatte es mich glücklich gemacht es zu hören. Doch gleichzeitig auch traurig. „Was denn?“ fragte ich sie mit einem freundlichen Lächeln. „Es fällt mir nicht leicht es zu sagen.“ Sie wirbelte eine Strähne um ihren Zeigefinger während sie weiterredete. „Ich glaube ich mag dich.“ Ich sah sie geschockt an. Warum sagte sie das wenn sie doch mit Shige zusammen war? „Ryo? Was starrst du so ins Narrenkasterl. Komm endlich her.“ Ich drehte mich um und sah wie alle schon am Tisch saßen. Wieder einmal hatte ich zu lange in meinen Erinnerungen geschwelgt. Sofort ging ich zu ihnen und setzte mich neben Shige, wobei mein Blick kurz an ihr vorbeiwanderte. Wir aßen und tranken zusammen und hatten Spaß. Wie immer wenn wir uns einfach einmal trafen ohne dass wir etwas für die Arbeit tun mussten und einfach nur entspannen und Spaß haben wollten. Immer wieder merkte ich ihren Blick auf mir und auch selber konnte ich es nicht zurückhalten sie für ein paar Sekunden anzusehen, immer darauf bedacht nicht aufzufallen. Innerlich hasste ich mich selbst. Wie konnte ich das Shige nur antun? Wie konnte ich nur einen Gedanken daran verschwenden an ihrer Seite sein zu wollen. Ich war wirklich ein schlechter Freund und ich hasste mich dafür. Die Zeit verstrich schneller als es mir vorkam. Schon bald war es kurz vor Mitternacht und wir waren gezwungen das Restaurant zu verlassen, da diese schließen wollten und wir am nächsten Tag wieder früh aufstehen mussten. Zusammen standen wir nun alle draußen vor dem Restaurant und redeten noch etwas. Es war schon Sommer, wodurch ein angenehmer, leicht kühler Wind wehte. Als würde es mein sechster Sinn mir sagen, merkte ich dass mich wer ansah. Ich drehte mich um und unsere Augen trafen sich. Wieder war es sie und ich konnte es nicht schaffen den Blickkontakt zu unterbrechen. Mochte ich sie denn so sehr? Mehr als die Freundschaft zu Shige. Doch plötzlich stach es mich innerlich, da ich mich erschreckte, weil Shige, blitzartig, seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Ich fühlte mich ertappt und sah ihn leicht ängstlich an, wobei ich mich fragte ob er Verdacht schöpfte. „Was schaust du denn so, Ryo? Ist dir kalt?“ Shige lachte mich an, kam zu mir rüber und stieß mich leicht, mit der Faust, in die Schulter. Mit einem Lachen überdeckte ich meine Ängste und tat so als wäre alles in Ordnung. Die anderen verabschiedeten sich und gingen weg. Sie würden nun zusammen zur U-Bahn gehen, mit der sie auch zusammen herkommen waren. Eigentlich sollte ich auch dabei sein, hätte ich nicht Shige zugestimmt mich von ihm heimfahren zu lassen. Was war ich auch für ein Dummkopf mir nicht eine Ausrede einfallen zu lassen um noch schlimmeres zu vermeiden. Oder hatte ich es unbewusst gemacht, da ich es eigentlich wollte? „Ich bin gleich wieder da.“ Verabschiedete sich Shige und ging weg. Fragend sah ich ihm nach. „Was macht er?“ „Er holt das Auto.“ Ich sah auf die Seite und musste bemerken dass sie nun noch näher bei mir stand als ich eigentlich angenommen hatte. Erst jetzt merkte ich wie wunderschön sie heute aussah. Ihr Rock, wo sie wahrscheinlich das einzige Mädchen war der so etwas stehen würde, sah an ihr fantastisch aus und ihre langen Haare legten sich verführerisch auf ihre freien Schultern, da sie ein Nacken und Schulterfreies Top anhatte. „Ryo-kun?“ Mit leicht gesenkten Augen sah sie mich an. Hart fing ich an zu schlucken. Wie konnte ich nicht dahin schmelzen wenn sie meinen Namen so aussprach? „Nani?“ Fragte ich sie und machte mich schon bereit darauf was sie mir wohl diesmal wieder sagen würde. „Ich werde mit Shige Schluss machen.“ „WAS?“ stieß es fast schreiend aus mir heraus. Es war ein Schock für mich, auch wenn es heißen würde dass ich nun keine Angst und Schuldgefühle mehr haben musste wenn ich sie ansah. Doch trotzdem war ich geschockt und fühlte mich schlecht, da ich dachte dass es meine Schuld war. „Ich liebe dich. Und ich weis dass du mich auch liebst.“ Sie stürzte sich auf mich und legte ihren Kopf an meine Brust. Verängstigt, dass Shige uns so sehen konnte, sah ich wild um mich. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Dorama. Wieder schluckte ich hart und biss die Zähne zusammen. Ja, ich mochte sie, aber meine Freundschaft zu Shige war mir wichtiger. Sanft, packte ich sie an den Schultern und schob sie von mir weg. „Ich liebe dich nicht. Falls ich dir diesen Eindruck gemacht habe tut es mir leid.“ Natürlich war das eine Lüge. Doch wie konnte ich anders? Ich sah wie ihr Tränen in die Augen stiegen und bereute was ich getan hatte, doch konnte ich jetzt auch nicht nachgeben. Neben uns blieb ein Auto stehen und ich bemerkte dass es Shige’s war. Dieser stieg auch sofort aus und deutete uns an einzusteigen. Seiner Freundin öffnete er, wie ein Gentleman, die Tür damit sie einsteigen konnte. Danach fuhren wir los und Shige brachte mich nach Hause. Am nächsten Tag war Training angesagt. Schließlich musste ich meinen Körper fit halten. Schon früh stand ich auf und begann ein paar Runden zu laufen. Danach beantwortete ich bis Nachmittags Fanbriefe und erledigte weiteres für die Arbeit. Als es dann schließlich schon Abend wurde ging ich ins Fitnesscenter um Gewichte zu heben. Schließlich war es dann wieder soweit dass der Tag schon fast wieder vorbei war und ich ging mich im Umkleideraum duschen und umziehen. Als ich zurück kam bemerkte ich eine Mail auf meinem Handy. Shige wollte sich mit mir treffen. Freudig, dass der Tag doch nicht nur mit Training verschwendet wurde, machte ich mich auf den Weg. Eine Viertelstunde später kam ich bei Shige an und ging, ohne vorher zu klingeln, am Hause vorbei, in den Garten. Dort haben wir früher oft gesessen und einfach nur vor uns hin gelebt, als wir noch nicht so viel Arbeit hatten, wie jetzt. Wie erwartet saß er schon dort und wartete auf mich. Sofort nahm ich das Glas mit Saft, das auf dem Tisch stand, und setzte mich neben ihn auf den Stuhl, der noch frei war. Kurz begrüßten wir uns und redeten darüber was wir heute alles gemacht hatten. Dann starrten wir eine Weile in den, mit Sternen geschmückten, Himmel. „Sie hat mit mir Schluss gemacht.“ Unterbrach schließlich Shige die Stille und ich sah ihn ruckartig an. „Wirklich?“ kam es unbewusst aus mir heraus. „Warum?“ Unerwartet lächelte er. „Sie meinte es passt nicht mehr und sie liebt einen anderen.“ Herz rasend lehnte ich mich zurück in den Stuhl. Sie meinte wohl mich damit. „Ryo?“ „Hm?“ „Liebst du sie?“ Ich hielt die Luft an. Warum fragte er das? Hatte er den Verdacht dass ich es war den sie mochte? Oder wusste er es? „Wie kommst du denn auf so was?“ Wieder versuchte ich es mit einem gespielten Lachen zu verheimlichen. „Ich weis dass sie dich lieb.“ Sein Kopf wanderte in meine Richtung. „Es tut zwar weh. Aber es ist ok.“ Er seufzte kurz und ich starrte ihn weiter an. „Es war schön mit ihr und ich werde diese Zeit nie vergessen. Doch ich kann sie nicht bitten bei mir zu bleiben wenn es nur eine einseitige Liebe wäre und sie so nicht frei sein kann.“ Er wandte seinen Blick nicht von mir ab und auch sein Lächeln verzog sich nicht. „Ich weis dass sie dich liebt. Ich wusste es schon seid damals als ihr alleine vor meinem Haus gewartet hattet.“ Reuend schlug ich meine Augen nieder. Er hatte es von Anfang an gewusst und nichts gesagt. „Ich war glücklich dass sie trotzdem bei mir geblieben war obwohl sie dich mochte. Doch ist es besser so.“ Er richtete seinen Blick zum Himmel. „Immer wenn wir uns mit dir getroffen haben sah sie so glücklich aus und lachte viel mehr als wenn wir alleine waren. Es machte mich glücklich sie so zu sehen.“ Ich lehnte mich zurück in meinen Stuhl und sah auf mein Glas. Immer noch hatte ich Schuldgefühle. „Ryo? Du solltest mit ihr zusammen gehen. Sie ist ein tolles Mädchen. Ihr währet sicher glücklich zusammen.“ Seine Stimme hatte sich merkwürdig bei seinen letzten Worten angehört, darum sah ich ihn an und merkte wie eine Träne über seine Wange lief. Er wollte dass sie glücklich war und wenn es mit seinem besten Freund war, doch innerlich wollte er sie für sich, das wusste ich. Shige war nicht egoistisch. Nein! Er war der selbstloseste Mensch den ich kannte und ich bewunderte ihn dafür. Jetzt war es an der Zeit auch einmal diese Selbstlosigkeit zu zeigen. Auch wenn ich der einzige wäre der sie sehen würde. Für ihn beschloss ich auf sie zu verzichten. „Ich liebe sie nicht, Shige“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)