beside the point von Hime-chan ================================================================================ Kapitel 1: Wenn Liebe nicht alles ist ------------------------------------- Schmerzhaft, dass das erste Mal, seit er sich verliebt hatte, ein Klischee nicht erfüllt wurde, denn es regnete nicht in Strömen, sondern war lediglich bewölkt und kühl. Vorsorglich hatte ihm Masaya den Rücken zugewandt, wohl in dem Wissen, was jetzt kommen würde. Daran konnte Keigo feststellen, dass ihm die gleichen Gefühle entgegengebracht wurden, wie er sie empfand. Die Hand nach den für einen Jungen zu schmal gebauten Schultern auszustrecken war ihm jedoch gerade untersagt, dass wusste er nur zu gut. Was er jetzt sagen musste fiel ihm schwer, besonders, da er es nicht selbst entschieden hatte und sich jemandem zu Fügen, war Keigo nicht gewohnt, auch nicht gegenüber seiner Mutter, die ihm sonst mehr Freiheiten einräumte als ein Oberstufenschüler, oder besser baldiger Student, eigentlich zu haben hatte. „Es ist aus“, sprach er den Sachverhalt wesentlich nüchterner und kühler aus, als er erwartet hatte. Sein Ego sass perfekt, wie vermutlich sein Gesichtsausdruck. Kurz ging ihm auf, dass dies wohl der Grund war, warum ihm Masaya nicht ins Gesicht sehen wollte. Jedoch war Keigo schon beinahe froh darum, dass er nicht mehr zu sagen brauchte, dieser Junge vor ihm war die Nummer Zwei der Absolventen gewesen und hatte, statt zu lernen, lieber Final Fantasy gespielt. „Das habe ich mir gedacht“, antwortete Masaya mit zarter Stimme, nun, eigentlich war es wohl die dunkle Seite der Prinzessin, mit welcher er bevorzugt unliebsamen Themen begegnete. Es war durchaus ein Vorteil, so klug zu sein wie Keigos bester Freund, vor dessen Heim sie gerade standen, oder Masaya, der im Garten stand. Sie schwiegen beide, eigentlich gäbe es nichts mehr dazu zu sagen, die Fronten waren klar, sie waren kein Paar mehr und würden es auch definitiv nie wieder sein, dennoch stellte sich ein Gefühl ein, dass er dennoch dazu etwas sagen musste, sei es auch nur, um sich selbst zu rechtfertigen. „Du weisst, dass es nicht meine eigene Entscheidung ist“, setzte er an, sich zu erklären, da er es gewesen war, der Masaya förmlich zu dieser Beziehung überredet hatte. Obschon er Masaya beim Tennis kennen gelernt und sie erst lediglich körperlichen Kontakt gepflegt hatten, war aus einer unverbindlichen Affäre für Keigo selbst mehr geworden, eigentlich bei einer Person wie es die Prinzessin, wie er gerne von Mitschülern genannt wurde, das Aus bedeutete. Nachdem er indirekt, nach einem Gespräch über die Bedeutung von Küssen, zugegeben hatte in Masaya verliebt zu sein, hatte ein ähnliches Schweigen geherrscht wie eben noch, nur das es damals nicht er gewesen war, der es gebrochen hatte. „Wenn du weisst, dass mir das klar ist, brauchst du es auch nicht auszusprechen“, meinte Masaya nun doch etwas pikiert. Ja, es handelte sich hierbei wirklich um die selbstverliebte Seite, die sein Geliebter, denn er würde es auch nach diesem Schlussstrich in seinen Gedanken sein, welche ihm Masaya gerade zeigte. Er brauchte jemanden an seiner Seite, der sich davon nicht einschüchtern liess und ihm wie jetzt unerschrocken sagte, was Sache war. „Manchmal ist es nötig, solche Dinge auszusprechen“, entgegnete Keigo etwas zurückhaltender als eben noch. Es gab zwischen ihnen ungemein viele Dinge, die sie noch nie ausgesprochen hatten und dennoch wahr nahmen. „Es ist alles gesagt worden, was relevant ist. Oder ist es deine Absicht, mich noch weiter zu verletzen?“, kam die schonungslose Retourkutsche, die ihm einen herben Schlag versetzte, da es die Wahrheit war. „Nein, natürlich nicht“, antwortete Keigo nun antriebslos, was sollte er auf diese Anschuldigung auch erwidern? Masaya verstand sich nun einmal meisterlich darin, sich die Aussagen so zurecht zu legen wie es ihm gerade gefiel und so endgültig, wie dieser Vorwurf klang, war er nicht an einem Gespräch interessiert. Er konnte es ihm aber auch nicht verübeln, schliesslich kämpfte er selbst gerade um Fassung und in den drei Jahren hatte er erkannt, dass Masaya ein sehr empfindsames Wesen war, nur merkte man es meist erst, wenn man danach suchte. Und wieder Minuten des Schweigens, äusserst unangenehm, vermutlich für sie beide. Keigo wartete darauf, dass nun etwas folgte, selbst wenn es sich bei der Reaktion darum handelte, dass Masaya ins Haus zurück ging „Und warum tust du es dann?“, kam nun doch endlich die ersehnte Antwort, schon wieder ein Vorwurf, ein weiterer, den er verstehen konnte. Diese Reaktion war immerhin normal, man reagierte auf eine Trennung mit einem Vorwurf, mit Tränen, damit konnte Keigo etwas anfangen, „Lass mich dich zumindest noch einmal umarmen“, bat er, streckte nun doch die Hand nach ihm aus und strich ihm über die Schulter. Sie zitterte, wie er bedauernd feststellte. Er hatte es in dem dämmrigen Licht der Fenster nicht bemerkt und auch der Stimme war es nicht deutlich anzuhören gewesen, dass Masaya mit den Tränen kämpfte. „Nein“, war die Antwort darauf, äusserst bestimmt, doch mit einem Unterton den er bereits kannte. Stur wie sie beide waren, gepaart mit der Selbstverliebtheit, die sie durchaus beide hatten, war das eine anstrengende Angelegenheit, Masaya dazu zu bringen, ihm jetzt zu erlauben, sich richtig zu verabschieden. Er war egoistisch genug das zu verlangen und im Gegenzug Schützte sich gerade sein Liebster vor dem Schmerz den er empfand, darum legte er einfach die Arme um ihn und drückte ihn, soweit es das Gartentor zuliess, an sich. „Ich kann ihn nicht behalten“, murmelte Masaya, so leise dass er es kaum verstand, und löste sich aus seiner Umarmung, um ihm mit zittrigen Fingern ein silbernes Kleinod entgegen zu strecken. "Ich werde ihn sicher verwahren", antwortete Keigo in derselben leisen Tonlage wie sein Geliebter als er den feinen Silberring in die Tasche seines Mantels gleiten liess. Die feine Gravur, die ihm kitschiger vorgekommen war als er sie in Auftrag gegeben hatte als jetzt, da sie die schmerzliche Wahrheit verdeutlichte, sah man nur bei schwachem Licht, in der grellen Sonne war es kaum zu entziffern. Etwas zögerlich, diese Person vor ihm brachte ihn immer wieder dazu, seine sanfte Art zu entdecken, streckte er seine Hand erneut aus und strich über die nackten Oberarme. Der Temperatur der Haut nach zu urteilen hatte er Recht damit getan, seine Jacke über zu werfen, Masaya hingegen hatte wohl mit einem kurzen, kühlen Gespräch gerechnet und hatte, zu seinem eigenen Leid, auf einen wärmenden Mantel verzichtet. Nun strich Keigo fordernder über die ausgekühlte Haut, ihm war bewusst, dass er die Jacke, falls Keigo sie ihm anbot, nicht annehmen würde, nicht wenn der Ring darin verborgen war. Darin, eine Finte zu erkennen noch ehe sie Keigo, oder Satoshi, geplant hatten, war Masaya wahrlich ein Profi. In Masaya hatte Keigo nicht nur einen Partner gefunden, der beinahe mühelos mit ihm mithalten konnte, sondern ihn auch unterstützte, wie es diese junge Frau, die er heiraten würde, niemals können würde. Frauen waren selten so stark wie seine Mutter, deren Autorität ihn noch immer dazu brachte klein bei zu geben. Und was er nicht aussprechen musste war, dass Masaya wohl wesentlich leichter über ihn hinweg kommen würde als er selbst. Wenn sein Freund aus ging blieb er nie lange alleine und scheute sich nicht, bewusst auszusuchen, welche Komplimente er denn heute hören wollte. So blieb er alleine zurück, in diesem riesigen Bereich, den er eine Zeit lang mit ihm geteilt hatte und er würde sich wohl noch lange daran erinnern, wie Masaya in der Küche unten stand die sonst nie benutzt wurde oder sich durch die Haare strich wie jetzt, auch wenn er diesen leidenden Ausdruck bisher nur ein einziges Mal gesehen hatte, und zwar damals, als Keigo ihn förmlich darum gebeten hatte, eine ernsthafte Beziehung mit ihm einzugehen. Diese Unentschlossenheit und der Schmerz der sich widerspiegelte veranlasste ihn, Masya zu küssen und dieses Mal, hatte er etwas verzweifeltes an sich, als sich die langen Finger halt suchend in seiner Jacke verhakten und sich ihre Lippen schon beinahe zu fest aneinander drängten. Keigo sagte nichts mehr, als sich Masaya von ihm los riss und den kurzen Weg zurück zur Haustüre rannte und diese hinter sich ins Schloss warf, er zuckte bei dem Geräusch lediglich unmerklich zusammen. Grausam, das war es in der Tat. Hosted by Animexx e.V. 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