Tour of Troubles von Magneto ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Brian betrat die Tankstellenhütte durch die lautstark quietschende Tür. Er kniff kurz ein Auge zusammen und schüttelte sich am ganzen Körper. Oh wie sehr er solche Geräusche doch hasste. Sie taten in den Ohren weh! Der Frontmann sah sich im Raum um den er soeben betreten hatte. Der Staub wirbelte herum, man konnte ihn gut im eindringenden Sonnenlicht sehen, ansonsten war es ziemlich dunkel. Und besonders stickig. Die Fenster waren von innen mit Brettern vernagelt und die Regale an den Wänden waren nicht mehr sonderlich gefüllt. Einzelne Konserven standen in den Regalen oder lagen auch mal auf dem Boden. Zentimeterdicke Staubschichten auf ihnen verriet, dass sie wohl schon seit einigen Jahrzehnten dort standen. „Ich glaube hier findest du keinen genießbaren Schokoriegel mehr, Twiggy“, seufzte John, der kurz nach Brian die Tankstelle betreten hatte. „Hier riecht es ziemlich muffig.“ Der Frontmann nahm seinen ledernen Cowboyhut ab und fächerte sich mit diesem etwas Luft zu. Das bestätigte seine Aussage nur noch. Es roch nach Schimmel, Sägespänen und Urin. Die perfekte Mischung also. Twiggys Gestöhne ließ die beiden Bandmitglieder zu ihm rüber schauen. „Hier sieht es aus, wie bei meinem Vater“, kam es von dem Dreadhead, der mit einem angewiderten Gesichtsausdruck eine Konservendose aus dem Regal neben ihm nahm. „Abgelaufen am 23. April 1976“, las er vor und stellte sie wieder zurück. „Ah das macht nichts. Konserven halten sich sehr lange. Aber wir haben im Tourbus genug zu Essen. Wir brauchen eher Wasser und Kühlflüssigkeit für den Motor“, meinte John, der ein Stück weiter in den muffigen Raum hinein ging. Ob es hier so etwas wie Kühlflüssigkeit überhaupt gab? Brian bezweifelte das. So wie es hier aussah war hier schon seit einiger Zeit niemand mehr gewesen. Und das, obwohl Brian eigentlich gedacht hätte eine Tankstelle mitten in der Wüste würde sich rentieren. „Aber mir wurde ein Schokoriegel versprochen. Also will ich auch einen haben!“ John seufzte leise, schaute sich noch einmal um und ging hinüber zu dem ziemlich ramponiertem Tresen. Normalerweise fanden sich hier ja einzeln verpackte Schokoriegel, Kaugummis und Pfefferminzbonbons. Und tatsächlich fand der Gitarrist ein paar Schokoriegel. „Hier, Twiggy.“ Er nahm einen heraus, schaute kurz mit einem Grinsen auf den Lippen auf das Verfallsdatum und warf ihn schließlich dem Bassisten entgegen, der ihn zwar fing, aber nicht gerade überzeugt davon war. Twiggy begutachtete den Planetenriegel und warf John schließlich einen grimmigen Blick zu. „Ha ha... Abgelaufen vor fast zwanzig Jahren. Wie lustig, John.“ Der Gitarrist kicherte und zuckte schließlich mit den Schultern. „Wir haben ja auch nie behauptet, dass du einen frischen Schokoriegel bekommst.“ Brian schmunzelte. Ja, da hatte er Recht. „Jetzt hört auf euch zu streiten. Wir haben eine anderen Mission zu erledigen und ich will nicht die ganze Zeit durch die Sonne gelaufen sein, um hinterher mit leeren Händen dazustehen.“ Wenigstens Wasser musste sich hier doch finden lassen. „Und was suchen wir genau?“, erkundigte sich Twiggy, der den Schokoriegel zu den Konserven ins Regal gestellt hatte. Den würde er unter Garantie nicht mitnehmen. „In erster Linie Wasser. Und dann noch Kühlflüssigkeit. Das lässt sich bestimmt hier finden. Mit etwas Glück und optimistischem Denken.“ Brian hatte wohl in der Hitze den Verstand verloren. Wasser hier drinnen? Na ganz sicher nicht. John jedenfalls glaubte nicht daran, dass ihr kühles Nass zu finden war. Twiggy war da jedoch anderer Meinung. Er zog gleich los, hatte hinter dem Tresen einen kleinen Gang gefunden und schlenderte diesen entlang. Na mal schauen. Wenn mitten in der Wüste eine Tankstelle stand musste es hier auch eine Küche, ein Badezimmer und vielleicht sogar ein Schlafzimmer geben. Welcher Idiot würde schließlich jeden Tag mitten in die Wüste zu seinem Arbeitsplatz fahren wollen? Da lag die Vermutung doch nahe, dass hier der Besitzer auch gelebt haben musste. Ginger und Pogo waren dazu übergegangen miteinander Karten zu spielen. Natürlich warf jeder von ihnen a und an mal einen Blick Richtung Johns Bett. Dieser weiße Fleck war schon ziemlich gruselig. Ginger war sich nicht so sicher, ob der Gitarrist das alles an einem Tag fabriziert hat oder ob das tagelange Arbeit war. Besonders: Wann hatte er das gemacht? Ginger hatte einmal erlebt, wie sich der Tätowierte einen runtergeholt hatte und dabei war er nicht unbedingt leise gewesen. Das hätten sie doch also mitbekommen, hätte John sich nachts im Tourbus befingert, während sie am fahren waren. Andererseits stand die Frage, wann John denn mal alleine hier drinnen gewesen sein sollte. Ein Mysterium. Mike war noch einmal rausgegangen und hatte nach dem Motor gesehen. Immer noch brüllend heiß. Allerdings nicht verwunderlich, wenn der Bus nur in der Sonne stand. Er legte sich eine Hand wie einen Schirm an die Stirn und spähte in die Ferne. Nichts zu sehen von den Dreien. Wie lange waren sie jetzt schon weg? Drei Stunden? Bestimmt schon. Mike seufzte leise auf. Vielleicht hätten sie erst gehen sollen, wenn es etwas kühler wurde. Nicht, dass sie in der Wüste lagen, langsam verdursteten und versuchten zum Bus zurück zu kriechen. Der Busfahrer schüttelte sich kurz bei diesem Gedanken. Nein, dass wollte er sich auf gar keinen Fall vorstellen! Die drei waren heil an der Tankstelle angekommen und waren jetzt wahrscheinlich schon wieder auf dem Weg zurück. Da war er sich sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)