Nigatsu no hanashi [Version 2] von abgemeldet (Die Geschichte vom Februar) ================================================================================ Kapitel 3: from the beginning that wants no ending to the dream that decayed ---------------------------------------------------------------------------- 3. Kapitel: -from the beginning that wants no ending to the dream that decayed- Wieder einmal redeten wir kein Wort miteinander. Zero wusste gut, wie man Stille zwischen sich schaffen konnte. Ich glaube, ich würde ihm erneut ein Ohr abkauen, wenn er nicht grade wieder so blass um die Nase aussehen würde. Andere Menschen würden jetzt sicher jammern, dass es ihnen ja so mies ging, aber er nahm es einfach hin. Wenn man ihn nicht kannte, sah es immer nur aus, als wäre er ein Einzelgänger, aber auf mich wirkte er sehr reif und ernst. Woran lag das nur? Nicht einmal Karyu benahm sich so und der war nun schon etwas älter als er. Ich tat es aber auch nicht. Ich sollte mir vielleicht von ihm eine Scheibe abschneiden. Ich kannte wirklich niemanden, der in dem Alter schon so erwachsen war. Ich bezweifelte einfach mal, dass er mich angelogen hatte mit dem Alter. Wäre ja auch unsinnig, wozu sollte er das schon tun...?! "Hier Zero, in die Apotheke wollte ich.", bevor er einfach daran vorbeigelaufen wäre, zog ich ihn am Arm, sodass er stehen blieb. "Hn..." "Na los, rein mit dir." "Du musst das nicht tun.", erwiderte er, als ich ihn voran schob. "Stimmt, aber ich tu es trotzdem.", wieder lächelte ich ihn an, irgendwann konnte er sich auch nicht mehr raus reden. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt hatte, tat ich es auch. "Hn..." Ja, ja, bla, bla. Wissend, was ich ihm am besten holen würde, ging ich direkt zur Kasse. Er folgte mir nur langsam. Es schien ihm wirklich nicht zu gefallen. Na ja, aber wie hieß es doch? Manche Menschen musste man erst zu ihrem Glück zwingen. Während ich an der Kasse der Verkäuferin mitteilte, was ich haben wollte, sah er sich bei den ganzen Medikamenten um. Irgendwo blieb er dann stehen und sah sich eine Schachtel genauer an. Ich bezahlte schnell und ging sofort zu ihm. Er schien eine der Packungen mit dem alten Scharfhirten drauf anzustarren. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich geschätzt, dass es eine der Schlaftabletten aus der Werbung war. "Brauchst du noch was?", fragte ich ihn dann. Ich hätte es ihm gern gekauft, wenn es ihm dann besser gehen würde. "Nope." Woher wusste ich nur, dass das seine Antwort sein würde? Na ja, dann eben nicht. "Gut, dann lass uns schnell weiter gehen. Es ist ganz schön frisch draußen geworden." "Hn." Und wieder liefen wir schweigend nebeneinander her und schauten uns nicht mal an, wenn wir schon nicht sprachen. Wenn ich so neben ihm die Straßen entlang ging, bemerkte ich erst einmal, dass er ein Stück größer war als ich. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich an etwas Familiäres erinnerte. Es hatte schon fast eine brüderliche Atmosphäre zwischen uns, aber ich glaubte, das würde ich ihm lieber nicht erzählen. Das war dann wohl mein kleines Geheimnis. "Wieso reden wir nicht miteinander?", fragte ich dann einfach drauf los. "Weiß nicht. Erzähl doch was." "Na toll.", seufzte ich. "Du musst ja nicht." "Ich dacht nur, du würdest auch mal von dir reden." "Nope." "Oh, man... Na gut, dann red ich eben von mir.", ich sah ihn an, in der Hoffnung, dass er wenigstens einen interessierten Gesichtsausdruck machen würde, aber er sah unverändert aus. Entweder war ich ihm wirklich vollkommen egal oder aber er war nicht fähig, anders auszusehen, weil die Viren ihn zu sehr ärgerten. "Ich bin mit Karyu schon fast drei Jahre zusammen und es ist immer noch so schön wie am Anfang. Ich hätte früher selbst nie gedacht, dass ich mal mit einem Kerl ne Beziehung führen würde. Vor allem nicht, weil ich vorher auch keine Beziehung mit einem Mädchen hatte. Durch und durch schwul könnte man das jetzt nennen, nich?" "Na ja. Es ist etwas Natürliches." "Ja. Karyu ist mein Ein und Alles. Ohne ihn bin ich ganz allein. Vielleicht funktioniert unsere Beziehung ja auch deswegen so gut." "Das ist kein wirklicher Grund." "Stimmt wahrscheinlich.", irgendwie klang es wirklich nicht sehr plausibel, deswegen mit jemandem zusammen zu sein, wenn man von ihm das hörte. "Wieso solltest du ohne ihn ganz allein sein?", ich bemerkte seine Frage gar nicht, weil die Menschenmaßen um uns herum so laut waren. Wir bleiben an einer roten Ampel stehen. Das erinnerte mich daran, wie ich damals immer mit Karyu in den Ferien weg gefahren war. Er regte sich meistens auf, wenn wir an jeder zweiten Ampel stehen bleiben mussten, während ich noch immer müde fast jedes Mal eingeschlafen war, bis er mich durch das Gemecker dann wieder geweckt hatte. Das Grün in der Ampel leuchtete auf und die Menschen begannen sich zu bewegen. Zero wiederholte seine Frage noch einmal, dass ich es diesmal auch hörte. Wie perplex konnte ich mich nicht weiter bewegen, in mir riefen seine Worte ungeahnt verängstigende Gefühle wach. Er ging ebenfalls weiter, bemerkte gar nicht, dass ich stehen blieb. Vor meinem geistigen Auge hörte ich nur die Autoreifen quietschen und laute Hupen. Auf der Hälfte des Übergangs blieb er inmitten der Masse stehen und blickte sich nach mir um. Als er mich dann sah, schien er zu bemerken, dass ich nicht mehr anwesend war. Ich blickte ihn an, doch sein Gesicht verschwamm zu einem anderen. "Worauf wartest du? Es ist grün.", ich hörte seine Worte gar nicht. Ich war erstarrt. Erstarrt wie schon vor drei Jahren. Er bemerkte mein Verhalten scheinbar gleich und kam zurück. Kurz nachdem er dann bei mir war, schalteten die Ampeln um und die Auto fuhren weiter. "Hizumi, alles in Ordnung?", er sah mich näher an und als ich darauf noch nicht reagierte, folgte er meinem Blick. Noch immer starrte ich auf den Übergang, auf dem eben noch eine große Menge von Menschen unterwegs gewesen war. "Zieh den über." Zero warf mir einen schwarzen Pulli zu, der aussah, als wäre er gestrickt worden. "Ich hab die Heizung ausgestellt." "Oh... Danke." Ich nahm ihn vom Sofa, auf dem er neben mir gelandet war und schlüpfte hinein. Er war ein wenig zu groß, aber er war sehr kuschelig. "Willst du Kaffee? Oder Tee?", hörte ich ihn dann aus der anliegenden Küche fragen. "Tee." Er bereitete sich ebenfalls einen Erkältungstee zu, den ich eben gekauft hatte. Während er damit beschäftigt war, sah ich mir seine Wohnung an. Sie war nicht sehr groß, aber für jemanden, der allein lebte, reichte das aus. Das Wohnzimmer bestand lediglich aus einem abgesessenen Sofa, einem Tisch, der aussah, als wäre er von seinen Großeltern, auf dem ein Laptop stand und einem schwarzen Teppich. Alles war sauber und nirgends auch nur ein Fünkchen Unordnung. Die Küche sah ich nicht, aber ich konnte mir vorstellen, dass es dort auch nicht anders war. Das einzige, was störte, war die Kälte und dass er nur Vorhänge statt Gardinen hatte. "So..." Mein Gastgeber kam mit zwei Tassen in der Hand und noch immer in Schal und Mundschutz eingemurmelt wieder aus dem Nebenzimmer und setzte sich dann vor mir auf der anderen Seite des Tisches auf den Teppich. "Willst du da sitzen bleiben?", fragte ich ihn überrascht. "Ich sitz immer auf dem Boden. Das Sofa is nur für Gäste." "Ach so...? Du bist seltsam." "Ich schlaf auch im Futon.", grinste er dann. "Oh... Ähm... Noch mal sorry wegen vorhin.", sagte ich dann, als er mir die Tasse vor die Nase stellte. "...Na ja, sieh es mal so, ich hätte dich sonst nicht mit rein genommen." "Wie?" Ich sah ihn überrascht an. "Du wirktest leicht verunsichert und so kannst du nicht durch das Viertel hier gehen. Sonst wärst du der nächste, den irgendein Pädophiler weg geschnappt hätte." "Wow...! Ist das hier wirklich so gefährlich?!" "Na ja. Nicht wenn du 'nen selbstbewussten Eindruck machst oder die Leute hier kennst." "Aha..." Irgendwie gefiel mir nicht, dass er in einer solchen Gegend wohnte. Wenn Karyu davon hören würde, würde er mir sicher verbieten, wieder her zu kommen. "Wo ist denn das Bad?", fragte ich ihn dann, ich musste nämlich mal ganz dringend auf die Toilette. "Im Flur die Tür mit dem Schild 'Bad'." "Oh... Is' mir nich' aufgefallen.", ich stand schnell auf und ging hin. Das Schild leuchtete sogar im dunklen Flur, wo es kein Fenster gab. Das konnte man wirklich nur in betrunkenem Zustand übersehen. Oh man, ich war wirklich nicht mehr ganz auf der Höhe. Seufzend betrat ich dann das Badezimmer. Hier gab es nur ein kleines Fenster, das selbst bei Tag nicht viel Licht hinein warf, also musste ich das Licht anschalten. Das erste was man sah, wenn man hinein kam, war das Waschbecken und ....! Wie aus Reflex ließ ich einen lauten Schrei aus meiner Kehle kommen, als ich die ganzen Rasierklingen im Waschbecken liegen sah. Das waren zwanzig, wenn nicht sogar noch mehr, die da alle einfach drin lagen und mich angrinsten. "Ist was passiert?", hörte ich Zero dann nur fragen, als er in den Flur kam und mich in der Tür stehen sah. "Was zur Hölle machen die Dinger im Waschbecken?!" Ich sah ihn an, als wollte ich einen kleinen Jungen davon abhalten eine Dummheit zu begehen. "Was?" Er schien nicht ganz zu verstehen, was ich meinte. Also kam er her und sah sich die Waschmuschel genauer an. "Ach das meinst du. Geh doch erst mal auf Toilette, ich erklär dir das dann alles." Wie er das sagte. In einem solchen normalen Ton, als würden ein Haufen Rasierklingen zur Grundausstattung eines Bades gehören. Oh man, oh man, auf die Erklärung war ich wirklich gespannt. Nachdem ich mich dann wieder auf dem Sofa hingesetzt hatte, musste ich erst mal eine fast eine Minute lang andauernde Keuchaktion miterleben, bevor er wieder in der Lage war, mit mir zu sprechen. "Das liegt nur am Tee." "Die Rasierklingen?!" "Trottel! Der Husten natürlich." "Das kommt sicher davon, dass du so lang auf dem kalten Boden gesessen hast." "Na, ich musste ja warten, dass du wieder zur Besinnung kommst." "Man, die Leute haben aber auch blöd geschaut. Warum hast du mich nicht einfach angesprochen?" "Hab ich doch, aber du hast doch nicht reagiert. Also hab ich gewartet, bis du von allein wieder bei uns warst." "Ich will gar nicht wissen, wie lang du da gesessen hast. Bestimmt wird deine Grippe noch schlimmer." "Muss ich durch.", wieder hatte er diese monotone Stimmlage, als wäre ihm sein eigenes Wohl völlig egal gewesen. Das würde ich ihm wohl nie abgewöhnen können. "Gut und wozu hast du die Dinger?", ich klang schon fast ein wenig sauer, als ich ihn das fragte. "Zum Haare schneiden." "Was?! Das soll ich dir glauben?!" "Kannst es auch sein lassen." "Wozu braucht man das?" "Es gibt da so n Teil, dass nennt man Messer, in das werden zwei Rasierklingen reingelegt, damit es die Haare schneiden kann. Funktioniert gut zum Abstufen der Haare." "Aber so viele?" "Ich hatte gestern wieder mal die Leute aus dem zweiten Stock hier. Die kommen immer so zu sechst. Die meisten Klingen sind schon total stumpf, so dass ich ständig wechseln musste." "Spielst du für die den Friseur?" Ich sah ihn vollkommen ungläubig an. Das passte gar nicht zu ihm und seinem Auftreten. "Na ja, hat sich ergeben. Ich hab's anfangs nur für mich selbst gemacht. Dafür hab ich aber bei allen hier im Viertel Achtung und kann mir n bisschen was dazu verdienen." "Oho..." "So ist das halt hier. Dafür halten sie die Fresse, wenn ich Ärger am Hals haben sollte, sonst müssen sie ja zum teuren Friseur in die Stadt." "Ah verstehe... Hast du denn Ärger...?" "Unwichtig." "Warum beantwortest du nie Fragen über dich...?" "Du hast mir auch nicht geantwortet." "Natürlich!" "Und was war mit der Frage, warum du ohne Karyu allein bist?" "Er ist der einzige, den ich noch habe..." In diesem Moment traute ich mich nicht, ihn anzusehen. Vielleicht lachte er mich für diesen Satz ja aus? "Wie kommt das?" "....Na ja... Ich.. Ich hielt vor meinen Eltern die Beziehung zu ihm anfangs geheim. Meine Eltern bemerkten, dass ich anders war, aber Karyu wollte nicht, dass ich ihnen schon davon erzählte, also log ich sie noch an...", ich machte eine kurze Pause. Warum erzählte ich ihm das eigentlich? Hoffte ich, dass er es verstehen konnte? "Na ja.... Seitdem stritten meine Eltern immer mehr, wahrscheinlich dachten sie, dass es an ihnen lag. So ist es ja meistens bei pubertären Kindern. Ähm... Und dann irgendwann ließen sie sich scheiden und meine Mutter zog aus. Ich fühlte mich unglaublich schuldig und wollte es ihnen erklären, damit sie sich wieder vertrugen, aber sie stritten nur noch, wenn sie sich sahen. Meine Mutter besuchte mich ab und zu, aber an dem einen Tag kam sie nicht. Später erfuhr ich, dass sie einen Unfall hatte und auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Die Polizei sagte uns, dass sie zu schnell unterwegs war. Mein Vater glaubte, dass sie wieder von Termin zu Termin gehetzt war und das Treffen verpassen würde und deswegen zu schnell war." "...Wenn das so ist, versteh ich nicht, dass du so rücksichtslos sein kannst und unangeschnallt bei Glatteis Auto fährst." "Wenn das ein Vorwurf sein soll..." "Das nicht, aber ich an deiner Stelle hätte mich nie in ein Auto gesetzt." "Ist ja auch egal... Auf jeden Fall stritt auch mein Vater nur noch mit mir, sodass ich mehr und mehr bei Karyu war. Er gab mir Halt und half mir auf die Beine, aber ich fühlte mich immer noch schuldig für das, was geschehen war. Und dann... Im Februar..." "Ja...?" "Es ist seltsam, dass die Veränderungen immer im Februar passieren, nicht?" "Wie?" "Na es war Februar, als ich dich beinahe umgefahren hätte." "Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen." "...", ich stockte. Ich wollte gar nicht weiter erzählen, irgendwie. Ich wusste nicht wieso ich ihm das überhaupt schon alles erzählt hatte. Eigentlich war er doch immer gleichgültig. Sicher dachte er sich grade 'Wann is er endlich fertig!?' Vorsichtig blickte ich zu ihm und sah, dass er mich immer noch ansah. "Willst du nicht weiter erzählen?" "...Also... Februar, richtig... Mein Vater und ich trafen uns in der Stadt, ich wollte nicht zu Hause mit ihm reden, weil er dann nur wieder ausgerastet wäre." "Schlägt er dich dann?" "Nein, nein, aber er hört nicht zu und es würde keinen Sinn machen, ihm die Sache mit Karyu erklären zu wollen. Ich verabredete mich mit ihm in einem Café und Karyu kam ebenfalls mit. Er sollte ja auch wissen, wer meine Herzensflamme war. Doch sobald er auch nur die Location betrat und ihn sah, zog er sauer wieder ab. Ich ging ihm nach und wollte wissen, warum er ging. Er meinte, dass er dachte, wir würden uns allein treffen. Na ja... Ich lief ihm nach, an einer Ampel blieben wir stehen. Ich nutzte die Gelegenheit und sagte ihm, dass er mein Freund sei. Daraufhin ging er los, als die Ampel auf grün schaltete und ich blieb stehen, weil Karyu ja auch wartete...", wieder pausierte ich. "Und weiter?" "Er drehte sich auf der Hälfte um, als ich ihn zurück rief. Ich wollte mit ihm reden. Wollte, dass er versteht. Ich rief ihn. Doch er sah mich nur abschätzend an. >Du bist nicht mehr mein Sohn.<... Dann wendete er sich wieder ab und ging... Seitdem sah ich ihn nie wieder." "Ganz schön herzlos von ihm." "Deswegen wohn ich bei Karyu." "Jetzt klingt es auch logisch, dass du an der Ampel stehen geblieben bist. Ich würd sagen, du hast so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung." "...Und wenn schon... Ich werd das nie wieder gut machen können... Es gibt keinen Weg zurück." "Ich denke, du hast das richtige getan. Du bist deinem Herzen gefolgt. Die Liebe ist das, was uns am Leben hält. Auch wenn es Opfer gekostet hat, du solltest dir keine Schuld mehr geben." "Das ist nett von dir." "Dennoch... Irgendwas sagt mir, dass du dich zu sehr von ihm abhängig machst und er dich betrügt." "Halt den Mund!!" Diesmal wurde ich wirklich laut. Ich wollte das nicht hören. Ich wollte es nicht. Dann sollte er mich doch betrügen! Solange ich nur bei ihm sein konnte. Solange ich nicht einsam war! "Ich weiß schon... Wenn du dich von ihm trennen würdest, könntest du es dir selbst nicht verzeihen, weil du so viel dafür gegeben hast..." "WAS weißt du denn schon!? Für dich bist doch nur du selbst wichtig!!" Und er sah mich an. Wissend, was ich meinte und durchdringend. Verdammt, das wollte ich nicht sagen...! Jetzt würde er mich sicher rauswerfen und nie wieder auch nur ein Wort mit mir wechseln. Wieso stand er denn jetzt auf?! Wo ging er hin? Wieso...? Ich lief ihm nach und dachte schon, er ging um mir die Haustür zu öffnen. Doch er ging ins Bad. Unsicher, was jetzt werden sollte, bewegte ich mich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich wieder hin. Als ich meine Tasse nahm, blickte ich auf seinen Laptop. Erst jetzt viel mir auf, dass auf der Rückseite des Monitors ein Pricla klebte. War das seine Freundin?! Es sah aber nicht so aus, als würde hier irgendwo noch eine Frau leben. Seufzend nahm ich einen Schluck Tee. Ich wusste wirklich nichts über ihn. Ich hörte, wie die Tür zu gemacht wurde und blickte zu ihm, als er mit einem seltsamen Gerät in der Hand wieder in das Wohnzimmer kam. Jetzt musste ich mich entschuldigen, bevor es keine Gelegenheit mehr gab. "Tut mir leid, ich wollte nicht..." "Ich weiß genug." "Aber ich hätte nicht..." "Schon gut. Mach dir keine Gedanken. Und gib dir nicht an allem die Schuld." Er stellte sich hinter das Sofa und hantierte mit dem Gerät herum. "Was machst du?" "Ich zeig dir, wie das Messer funktioniert." "Huh?" "Geht aufs Haus. Entspann dich mal ein bisschen." Irgendwas war an ihm wirklich anders, als an allen anderen Menschen, die ich kannte. Wie schaffte er das? Wäre nicht jeder andere ausgerastet oder zumindest wütend geworden? Es war, als würde er dieses Gefühl einfach runter schlucken. Wie wohl auch alle anderen, wie ich ihn kannte. "Bist du mir nicht böse?", fragte ich dann leise. "Nope." "Du bist wirklich anders." "Ich weiß." Und ohne, dass ich es bemerkt hatte, fielen schon die ersten Haare zu Boden. Es dauerte gar nicht lang, bis er mit dem Abstufen fertig war. Kurz darauf verschwand er noch um die Schere zu holen, mit der er die Haare noch in eine ordentliche Form brachte. Wir sprachen für diese kurze Weile kein Wort mehr miteinander, aber es herrschte nicht diese angespannte Stimmung, wie ich sie sonst fühlte, wenn ich Streit mit anderen hatte. Es war schon fast etwas Beruhigendes in der Luft. In der ganzen Aufregung über die Rasierklingen fielen mir die vielen leeren Schachteln Schlaftabletten, die auch irgendwo im Bad verstreut lagen, gar nicht mehr auf. Erst einige Tage später erinnerte ich mich daran. Der liebliche Duft im Raum, der sich verteilt hatte, bereitete mir Wohlwollen und ich schloss die Augen. Wie er schon sagte, entspannen. Eine solche Ruhe fühlte ich bisher noch nie von jemandem ausgehen. Könnte dieser Moment doch für immer andauern......... 3. Kapitel -Ende- Ich konnte im Internet nicht finden, wie genau es in einer Apotheke in Japan aussieht, aber ganz interessant is das hier: http://www.clair.or.jp/tagengorev/de/f/03.html Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)