Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 31: A Single Red Rose ----------------------------- Dieses Kapitel bringt insgesamt 7 „neue“ Charaktere mit sich. (Ich habe extra nachgezählt. XD) Und einer von ihnen ist sogar ein neuer Erzähler, also macht euch bereit auf viele neue Bekanntschaften. Aber tröstet euch, es ist kein Eigener Charakter dabei. Sie stammen alle aus Harry Potter. ^^ Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle wieder allen Kommischreibern, Lesern und natürlich meiner lieben Beta danken. Ich frage mich, was ich ohne euch tun würde. Was den „Vollidioten“ anbelangt, so wurde ich gebeten, wenigstens einen Tipp zu geben... nun, ich möchte kein Unmensch sein. Also, hier der einzige Hinweis zu dem ich mich überreden lassen werde: Es ist kein „Mr. Anonymus“ sondern jemand, den ich schon mehr als einmal in der FF erwähnt habe. Das bedeutet, es könnte sowohl ein oft vorkommender Chara wie Draco sein, als auch eine Randfigur wie Anthony Goldstein. So, hier habt ihr euren Tipp. Viel Spaß beim Weiterraten und -lesen! Bis zum nächsten Mal, eure Ayako ______________________________________________ A Single Red Rose Lieber Harry, wir wollen dir alles Gute für den Wettbewerb wünschen. Du wirst es sicher schaffen und allen zeigen, was du drauf hast. In Liebe, Lily und James ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lieber Harry, anbei ein paar selbstgebackene Kekse, die dir Glück bringen sollen im kommenden Wettbewerb. Wir wissen, wie aufgeregt du immer sein kannst, wenn so etwas großes ansteht. Doch lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Du kannst es, du weißt, dass du es kannst. Wir alle glauben an dich. In Liebe, Narcissa, Lucius, Abraxas und Bella ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Schweigend starrte Harry die Briefe an, die er erhalten hatte, ehe er aufblickte und Stephen ein verzweifeltes Lächeln schenkte. „Bitte sag mir, dass es heute nicht schon soweit ist.“ „Okay. Ich sage dir, dass es heute nicht schon soweit ist.“ Er klopfte ihm auf die Schulter. „Kopf hoch, du schaffst das. Du bist besser als Malfoy und Granger zusammen. Mach dich jetzt also nicht fertig.“ „Aber was ist, wenn ich mich furchtbar blamiere?“, fuhr er fort. „Was ist, wenn ich die einfachste Zutat vergesse und...“ „Harry, du wirst nichts vergessen“, entgegnete Stephen und warf ihm seine Schuluniform zu. „Und nun geh dich duschen und mach dich fertig. Snape hat mir befohlen, dich rechtzeitig zum Frühstück zu schleppen.“ Grummelnd stand Harry auf und lief mit einer Miene zum Badezimmer, als warte der Henker auf ihn. Auch, wenn viele es nicht geglaubt hätten: Er hasste Prüfungen und Wettbewerbe. Selbst, wenn er sie gewann und selbst, wenn er sich sehr gerne mit seinen Erfolgen brüstete, er hasste sie. Dabei konnte er nicht einmal sagen, was genau er hasste. Die Wahrscheinlichkeit, sich bis aufs äußerste zu blamieren? Die Angst, nicht zu wissen, ob er Erfolg haben würde? Oder aber die Furcht davor, die Erwartungen anderer zu enttäuschen? Wir glauben an dich. Du wirst es schaffen. Du kannst es. Du hast Talent. Du bist unschlagbar. Es gibt nichts, was du nicht schaffen könntest. Andere mochten solche Worte motivieren. Ihn brachten sie an den Rand der Verzweiflung, denn keiner von ihnen hatte ihm je gesagt, was geschehen würde, wenn er nicht erfolgreich sein würde. „Vergiss nicht, dir die Haare zu kämmen!“, rief Stephen plötzlich. „Snape...“ „Bringt dich um, wenn ich nicht tadellos aussehe“, antwortete er gereizt. „Ich habe es ja kapiert!“ Schlecht gelaunt begann er damit, sich auszuziehen. „Lenk mich irgendwie ab, Stevie!“ „Und wie soll ich das anstellen?“, fragte er, wobei er weiterhin in ihrem Zimmer blieb. „Egal. Sag irgendwas, erzähle mir etwas, laber mich zu, frage mich etwas, tu was immer du willst, nur lass mich nicht in Ruhe!“ Diese Worte brachten seinen Zimmergenossen dazu, seinen Kopf zur Tür herein zu strecken und ihn zweifelnd anzusehen. „Deine Prüfungsangst, mein Freund, nimmt eine neue Dimension an. Und jetzt mach, dass du fertig wirst!“ Damit verschwand er wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer. Da ihm ohnehin nichts anderes blieb und er aus Erfahrung wusste, dass die Zeit nicht plötzlich langsamer vergehen würde, nur weil er es sich wünschte, entledigte er sich auch seiner letzten Kleidung und stellte sich unter die Dusche. Langsam drehte er das Wasser auf und zuckte unwillkürlich zusammen, als er bemerkte, dass es viel zu eisig war. Eilig ließ er es wärmer werden, bis es sich genauso anfühlte, wie er es am liebsten hatte: heiß, aber noch nicht kochend. Genau das richtige, um die müden Knochen vor diesem anstrengenden Tag noch einmal zu entspannen. Es sollte ja Leute geben, die kalte Duschen bevorzugten. Er würde nie dazu gehören. Nachdem er fertig war, fühlte er sich sofort viel besser. Seine für ihn eigentlich vollkommen uncharakteristische Prüfungsangst war seinem natürlichen Selbstbewusstsein gewichen, weshalb Stephen zufrieden mit dem Kopf nickte, als er frisch angezogen – und natürlich gekämmt – aus dem Bad heraustrat. „So gefällst du mir schon besser, mein Freund“, meinte er grinsend. „Dann können wir ja gleich runtergehen. Aber zuerst“, er deutete auf Harrys Bett, „ist da schon wieder ein Brief für dich gekommen.“ Ein seltsames Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was dem jungen Potter überhaupt nicht gefiel. „Kann es sein, dass du vergessen hast, mir etwas zu erzählen?“ „Was meinst du damit?“, fragte er misstrauisch und drehte sich zu seinem Bett um. Womit seine Frage eigentlich beantwortet wurde. „Oh mein Gott“, flüsterte er und ging langsam darauf zu. Dort, mitten auf seiner Decke, saß die schönste Schneeeule, die er je gesehen hatte. Vor ihr lag ein verschlossener Brief, sowie eine einzelne, rote Rose. Er musste kein Experte der Blumensprache sein, um die Nachricht einer solchen Gabe zu verstehen. Beinahe wie in Trance streckte er seine Hand nach ihr aus und hob sie hoch. Vorsichtig strich er über die verletzlich wirkende Blüte, bewunderte ihre Form und bemerkte, dass er – denn von wem sollte sie sonst sein? – genug Umsicht besessen hatte, die Dornen zu entfernen, damit Harry sich nicht verletzen würde. Das war sehr aufmerksam von ihm und ebenso unerwartet. Mit geschlossenen Augen roch er an ihr und genoss für einen kurzen Augenblick ihren wohltuenden Duft, ehe er sie behutsam wieder ablegte. Daraufhin wandte er sich dem Brief zu und erkannte ohne Überraschung die säuberliche, elegante Schrift des dunklen Lords. Mein kleines, geniales Wunderkind, gib heute dein Bestes und lass dich nicht durch das aus der Ruhe bringen, was die anderen sagen. Es geht nicht darum, dass du gewinnst, sondern darum, dass du ihnen zeigst, was du alles durch deine harte Arbeit erreichen konntest. Dennoch bitte ich dich, vorsichtig zu sein. Hinter manchem Lächeln versteckt sich eine große Gefahr. In der Hoffnung, dich bald wohlbehalten wiederzusehen, TMR O...kay? DAS sollte wirklich ein Brief von dem dunklen Lord sein? So etwas passte doch gar nicht zu ihm. Er war eher der Typ, der von ihm Leistung gefordert hätte, Erfolg, Sieg, Ehre, Ruhm... aber nicht, dass er einfach nur sein Bestes geben sollte. War der Mann krank oder nahm er wieder diesen seltsamen Trank, der ihm den Verstand raubte? Was sollte das? „TMR“, hörte er plötzlich Stephen sprechen, der offenbar hinter ihn getreten war und den Brief überflogen hatte. „Wer ist das? Eine geheime Verehrerin? Obwohl das eher nach einem Mann klingt... bist du etwas schwul? Nicht, dass mich das stören würde, aber...“ „Stevie“, unterbrach Harry ihn und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ein weiteres Wort über diesen Brief, sei es zu mir oder sonst jemanden und du wirst nie wieder in Frage stellen, dass ich tatsächlich im Hause Malfoy aufgewachsen bin.“ Mehrere Sekunden sahen sie sich einfach nur an, ehe Stephen sein Lächeln erwiderte. „Ab zum Frühstück, Harry. Snape wartet auf dich.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Schweigend saß Draco am Slytherintisch und beobachtete, wie Harry von seinem Zimmergenossen – Stephen war sein Name? – in die Große Halle geschleift wurde. Unwillkürlich musste er grinsen. Sein Bruder und seine Prüfungsangst. Etwas, das er nie verstehen würde, immerhin schaffte er es immer, egal, was er anpackte. Da wäre es doch sogar viel natürlich gewesen, wenn er selbst an Prüfungsangst gelitten hätte... Aber so war Harry nun einmal und das war auch gut so. Den beiden folgte kurz darauf Pansy, deren Augen immer noch gerötet waren. Trotzdem ließ sie sich mit einem sturen Gesichtsausdruck neben ihn nieder und griff nach einem Toast. Zu sagen, sie sei wütend auf ihn, wäre eine Untertreibung. Sie war eingeschnappt, deprimiert und aufs Tiefste beleidigt. Es war auch ihr gutes Recht, aber es nervte ungemein. Konnte sie ihm nicht wenigstens aus dem Weg gehen, bis sie sich wieder beruhigt hatte? Blaise, der Draco gegenüber saß, ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her gleiten, ehe er breit grinste. „Also wirklich, ist es nicht noch etwas früh für den ersten Ehestreit?“ „Fahr zur Hölle, Zabini“, entgegnete Pansy, im selben Moment, in dem Herm... Granger – ihr Name war Granger – Weasley und Longbottom den Raum betraten. Ein jämmerliches Trio. Wie konnte Harry sich ernsthaft mit solchen Leuten abgeben? Obwohl der sogenannte Auserwählte in letzter Zeit auch nicht sehr glücklich über seine Gesellschaft zu sein schien. Draco konnte es ihm nicht verdenken, Weasley war eine Pest. Also warum hatte Granger sich auf ihn eingelassen? Es machte keinen Sinn, besonders wenn Harry Recht hatte und sie damit alles andere als glücklich war. Wirklich merk... Warum dachte er eigentlich darüber nach? Es sollte ihm egal sein. Er hatte genügend eigene Probleme, ohne sich auch noch mit ihr zu beschäftigen. Es war ihm aber nicht egal. „Seht sie euch nur an“, begann Pansy plötzlich, während auch sie Herm... Granger beobachtete. „Sieht mit jeden Tag elender aus. Kein Wunder, bei so einem Freund? Ich glaube, sie hat jetzt vollkommen den Verstand verloren. Früher sah sie wenigstens noch annehmbar aus, aber jetzt? Diese dunklen Ringe unter den Augen, das zerzauste Haar... wie kann sie sich nur so gehen lassen?“ Es stimmte. Sie sah tatsächlich von Tag zu Tag schrecklicher aus. Das war Draco schon seit Beginn ihrer privaten Zaubertrankstunden aufgefallen – nicht zu vergessen, dass Harry ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hinwies und ihn anstarrte, so als warte er auf eine ganz bestimmte Reaktion. Offenbar war sie tatsächlich vollkommen fertig mit den Nerven. „Und diese Haut, scheußlich. Ob...“ „Wenigstens hat sie es nicht nötig, sich zentimeterweise Make-up auf ihr Gesicht zu schmieren und über alle anderen Mädchen herzuziehen“, unterbrach Draco sie schlecht gelaunt. Pansy sah aus, als hätte er sie geschlagen. „Du... verteidigst sie auch noch? Du stellst dich auf ihre Seite? Ich bin deine Verlobte! Du solltest mich unterstützen und nicht dieses Schlamm...“ „Nenn sie nicht Schlammblut!“, entgegnete er aufgebracht und funkelte sie an. „Sie hat dir nie etwas getan.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie biss sich kurz auf die Unterlippe. „Doch“, flüsterte sie heiser. „Sie hat mir etwas getan.“ Damit sprang sie auf und rannte aus der Großen Halle. Seufzend legte Blaise sein Frühstück beiseite und sah Draco ernst an. „Du musst endlich etwas dagegen unternehmen. Du kannst dir nicht wegen so einem dahergelaufenen Mädchen deine Zukunft kaputt machen lassen.“ „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, Blaise“, meinte er. „Das ist ein Konflikt zwischen Frauen. Da sollten wir uns nicht einmischen.“ „Du weißt ganz genau, wovon ich rede“, flüsterte sein Freund und beugte sich etwas vor. „Du und Granger, ihr...“ „Gott, warum glaubt ihr eigentlich alle, dass ich was mit ihr hätte?“, fragte Draco mit gehobenen Brauen. „Harry fängt auch immer wieder davon an. Nur, weil ich sie nicht in jeder sich bietenden Minute schlecht mache, heißt es nicht, dass ich mich in sie verliebt habe.“ „Bist du dir wirklich sicher?“, hakte Blaise zweifelnd nach. Als Antwort bekam er nichts weiter als einen wütenden Blick. „Ich habe heute einen harten Tag vor mir, Blaise. Wie wäre es mit ein paar Motivationsreden, anstatt falscher Anschuldigungen?“ „Ich will dir nur helfen“, verteidigte sich sein Freund. „Nichts weiter.“ „Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich brauche niemandens Hilfe. Wir sehen uns heute Abend.“ Mit diesen Worten stand er auf und lief ebenfalls eilig aus der Großen Halle. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dieser Tag schien von Minute zu Minute besser zu werden, beschloss Harry spöttisch, als er gemeinsam mit Hermione und Draco auf dem Wettbewerbsgelände ankam. Dieses Jahr fand er in einer magischen Schule in der Schweiz statt, von der Harry noch nie zuvor etwas gehört hatte. Es war eine einfache Tagesschule, ohne Internat, die äußerst selten waren. Aus diesem Grund befanden sich nur die genialste Zaubertrankbrauer Europas in dem Gebäude, was eine äußerst interessante Erfahrung war. Einige der Leute kannte er bereits aus vergangenen Wettbewerben und nickte ihnen freundlich zu, wenn er an ihnen vorbei lief, doch es waren auch einige neue Gesichter dabei. Felice war nirgends zu entdecken. Dafür hörte er allzu bald eine bekannte Stimme seinen Namen rufen und im nächsten Augenblick fand er sich in einer von Luna Lovegoods berühmten Umarmungen wieder. „Luna“, sagte er überrascht. „Was machst du denn hier?“ So gut war sie in Zaubertränke nun auch wieder nicht. „Ich begleite einen Freund“, erklärte sie strahlend, sobald sie sich von ihm gelöst hatte. „Ich wusste, dass du hier sein würdest und konnte die Gelegenheit, dich zu sehen, nicht einfach verstreichen lassen.“ „Ja, es ist ja auch so lange her, seitdem ihr euch das letzte Mal gesehen habt“, kommentierte Draco, der wie Hermione die ganze Zeit hinter ihm hergedackelt war. „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Malfoy“, entgegnete Luna Augen verdrehend. „Wie ich sehe, bist du immer noch dasselbe Arschloch wie früher.“ „Hey, nicht beleidigend werden, Miss Lovegood“, erwiderte er schmollend. „Wir sind hier auf neutralem Boden.“ Ja, die Beiden hatten sich seit jeher bestens verstanden. Wahrscheinlich, weil es schwer war, sich nicht mit Luna zu verstehen. Sie hatte einfach einen Charakter, den man weder hassen, noch lieben konnte, wenn man sich nicht näher damit auseinandersetzte. Ganz anders als Neville, Hermione und Felice. Ob es an ihren seherischen Kräften lag? Da fiel ihm ein, er hatte sich immer noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt. Er würde es in nächster Zeit nachholen müssen. Während er seinen eigenen Gedanken nachhing, hatte Luna Hermione begrüßt, die inzwischen übrigens wieder einigermaßen wie sie selbst wirkte. Harry nahm stark an, dass Severus dafür verantwortlich war. Er konnte äußerst exzentrisch sein, wenn es darum ging, die Ehre seines Faches zu verteidigen. „Wart ihr eigentlich schon bei der Anmeldung?“, fragte Luna plötzlich. „Sie ist gleich dort hinten. Kommt mit, ich bringe euch hin.“ Plaudernd führte sie die drei Hogwartsschüler dorthin. Die Anmeldung bestand aus einem einfachen Tisch, wie er in jeder Schule zu finden war. Dahinter saß eine genervt wirkende Schweizerin, die momentan von einem Mann belagert wurde, den Harry nur allzu gut kannte. Augenblicklich blieb er stehen und Draco stieß zeitgleich einen kleinen Fluch aus. „Was macht der denn hier?“, zischte er genervt. Nun blieben auch die beiden Mädchen stehen und sahen sie verwirrt an. „Was ist los?“ Die Frage wurde einen Moment später beantwortet, als der Mann sich umdrehte und die vier Schüler entdeckte. Sofort hellte sich seine Miene auf und er rief: „Mein lieber Harvey! Wie wundervoll, Sie zu sehen. Und Draco, Sie sind ja auch hier!“ Eilig rannte er auf sie zu und schüttelte beiden fröhlich die Hand. „Wie wunderbar! Eigentlich sollte es mich wirklich nicht überraschen, Sie hier zu sehen, beides so talentierte Zaubertrankbrauer. Und wer sind diese jungen Damen?“ Draco warf Harry einen verzweifelten Blick zu, weshalb er sich erbarmte und sagte: „Uns freut es auch, Sie wiederzusehen, Mr. Slughorn. Das sind Hermione Granger und Luna Lovegood, Sir.“ „Ah, freut mich sehr“, rief er und strahlte die beiden Mädchen an, ehe er sich wieder Harry zuwandte. „Haben Sie sich schon angemeldet? Oh, ich bin so begeistert, heute wieder Ihre einzigartigen Fähigkeiten beobachten zu dürfen. Es ist immer wieder eine große Freude.“ Innerlich stöhnend ließ Harry sich von ihm zu dem Tisch schleifen, während die anderen ihm notgedrungen folgten. Horace Slughorn war Severus' Vorgänger als Zaubertranklehrer und Vorstand des Hauses Slytherin. Er war, bevor Harry und Draco nach Hogwarts gekommen waren, oft uneingeladen zum Essen vorbeigekommen und hatte besonders an ihm einen wahren Narren gefressen. Irgendwann war es Narcissa zu bunt gewesen und sie hatte ihn mit äußerst unschönen Beschimpfungen ein für alle Mal aus dem Haus geworfen. Die Details waren unwichtig, doch es sollte angemerkt werden, dass Harry durch dieses Ereignis, die Bedeutung des Wortes „pädophil“ begriffen hatte. Nein, er war nicht froh, diesen Mann zu sehen. Es war geradezu ekelerregend. Deshalb war er heilfroh, dass Draco direkt hinter ihm stand und in seinen Ich-bin-der-große-Bruder-und-muss-Harry-beschützen-Modus verfallen war. Ansonsten hätte er nun hundertprozentig die Flucht ergriffen. „Es ist so lange her, seitdem wir uns das letzte mal sahen“, bemerkte Slughorn, sobald Harry die Anmeldepapiere ausgefüllt hatte und legte einen Arm um seine Schulter. „So lange, dass ich schon beinahe nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, Sie jemals wiederzusehen.“ Er wollte ihn gerade unauffällig davonziehen, als Draco Harrys Arm packte und den Mann mit einem eisigen Blick bedachte. „Entschuldigen Sie, aber ich meine mich daran zu erinnern, dass Sie Harry nicht näher als drei Meter kommen dürfen“, sagte er mit einer typisch Malfoyhaften Stimme. „Wenn Sie wollen, können wir dies auch gerne gerichtlich klären.“ Als Slughorn immer noch nicht überzeugt war, fügte er leise hinzu: „Mein Bruder steht unter dem Schutz des dunklen Lords. Ich denke, es würde ihm ganz und gar nicht gefallen, wenn er hören würde, was hier vor sich geht.“ „Aber, aber“, antwortete Slughorn und warf ihm einen beunruhigten Blick zu. Glücklicherweise schien ihn das jedoch abzuschrecken und er ließ Harry wieder los. Beinahe augenblicklich stellte sich Draco zwischen die beiden, um einen Sicherheitsabstand zwischen sie zu bringen. „Nun, dann... wünsche ich Ihnen allen noch einen wunderschönen Tag. Auf Wiedersehen.“ Daraufhin machte er, dass er wegkam. Draco sah ihm verärgert hinterher. „Dieser perverse, pädophile Mistkerl! Hat er nichts besseres zu tun, als dich zu...“, er hielt inne, als er Harrys Gesichtsausdruck sah. „Was?“ Er lachte leise. „Du bist der beste Bruder der Welt, Draco.“ Verdutzt blinzelte dieser. „W... hat dich das Zusammentreffen mit diesem Perversen so sehr geschockt, dass du jetzt den Verstand verloren hast?“ „Vielleicht“, sagte Harry munter und drehte sich zu den beiden Mädchen um. Die ihn verdutzt (Hermione) beziehungsweise breit grinsend (Luna) ansahen. Was...? „Du... stehst unter dem Schutz des dunklen Lords?“, hauchte erstere entsetzt. „Nun...“ „Es versteht keiner so richtig“, warf Draco ein und schüttelte mit dem Kopf. „Er hat einen Narren an Harry gefressen, seit der ersten Sekunde, als sie sich gegenüber standen. Es ist...“ Plötzlich schien er zu bemerken, mit wem er eigentlich gerade sprach, denn er verstummte und warf Hermione stattdessen einen finsteren Blick zu. „Nicht, dass es dich in irgendeiner Form etwas anginge, Granger. Wahrscheinlich wirst du mit dieser Information ohnehin nur zu Dumbledore rennen und Harry anschwärzen.“ „Als ob ich so etwas tun würde“, entgegnete sie aufgebracht. „Ich verrate die Geheimnisse meiner Freunde nicht, auch...“, sie warf Harry einen unbehaglichen Blick zu, „...auch wenn das ziemlich besorgniserregend klingt.“ „Ach, mach dir keine Sorgen“, warf Luna munter ein. „Der dunkle Lord ist das beste, was Harry passieren konnte.“ „Ist das jetzt deine subjektive Meinung oder eine Prophezeiung?“, fragte Harry spöttisch. Lunas Grinsen wurde breiter. „Such's dir aus, mein Freund.“ „Mit wem bist du nun eigentlich hier, Lovegood?“, fragte Draco, um das Thema zu wechseln. „Du sagtest, du wärst mit einem Freund gekommen.“ „Bin ich auch“, erwiderte sie und setzte sich in Bewegung. „Kommt, er wird sich sicher freuen, euch zu sehen. Na ja, zumindest was Harry und Hermione anbelangt.“ Es stellte sich heraus, dass Lunas geheimnisvoller Freund kein anderer als Victor Krumm war. Der berühmteste Quidditchspieler überhaupt – er musste es sein, immerhin kannte selbst Harry ihn – Zweitplatzierter im Trimagischen Tunier – obwohl es eigentlich der dritte Platz gewesen war, doch da Cedric bei der ganzen Angelegenheit das zeitliche gesegnet hatte, war er der zweite geworden – und momentan an der Spitze der Rangliste innerhalb Europas. Er war ein begnadeter Duellant, dessen Fähigkeiten Harry überaus bewunderte, aber in Zaubertränke konnte er ihm nicht das Wasser reichen – das war sicher. Als er Harry erkannte, hellte sich seine Miene auf und er begrüßte ihn herzlich. Es war damals Felice gewesen, die sie miteinander bekannt gemacht hatte und seitdem pflegten sie ein recht freundschaftlichen Verhältnis, auch wenn es bisher nie besonders eng geworden war. Auch Hermione schenkte er ein breites Grinsen. Die beiden waren damals gemeinsam zum Weihnachtsball erschienen und schienen im allgemeinen sehr gut miteinander ausgekommen zu sein. Es war interessant, dass er sich mit Luna angefreundet hatte. „Wie geht es Neville?“, fragte Victor, sobald sie sich in eine ruhige Ecke gesetzt hatten. „Die Sache mit Diggory schien ihn ja damals ziemlich mitgenommen zu haben.“ „Es war ja auch ein Schock“, erklärte Harry traurig. „Für uns alle. Cedric war ein guter Mensch.“ „Das stimmt“, bestätigte er leise. „Trotzdem musste er sterben. Weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Nicht, dass ich dem dunklen Lord einen Vorwurf mache. Ein Mann wie er muss tun, was er tun muss. Doch Diggory...“ „Hatte so etwas nicht verdient“, beendete Hermione seinen Gedankengang. „Wie kannst du dieses Monster verstehen, Victor? Er ist ein skrupelloser Mörder, der nur daran denkt, seine Ziele zu erreichen und sogar unschuldige Menschen in den Tod zieht. So jemand wie er... ist einfach abscheulich.“ „Er mag vielleicht ein skrupelloser Mörder sein“, warf Harry ein, „aber er ist kein Monster.“ Selbst Luna und Draco schienen von dieser Aussage überrascht zu sein. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass er in einer Diskussion tatsächlich für den dunklen Lord Partei ergreifen würde. Um ehrlich zu sein, war er selbst etwas überrascht, doch er spürte, dass es die richtige Entscheidung war. Er war wirklich hoffnungslos verloren. Irgendwie war diese Erkenntnis furchtbar frustrierend. Warum hatte er ihm auch eine einzelne, rote Rose schenken müssen? Wahrscheinlich amüsierte er sich sogar noch darüber oder... „Nun... du musst es wissen“, sagte Luna schließlich wieder mit einem breiten Grinsen. „Immerhin kennst du ihn von uns allen sicher am besten.“ Hermiones und Victors Augen weiteten sich bei diesen Worten, während Draco ihr einen finsteren Blick zuwarf. „Von Kennen kann keine Rede sein, liebste Freundin“, entgegnete Harry gelassen. „Es stimmt, dass er sich ein oder zweimal mit mir unterhalten hat, doch das ist es gewesen.“ „Harry“, sagte sie und sah ihn plötzlich mit einem ungewohnten Ernst an, „du kannst Victor und Hermione vertrauen. Ansonsten hätte ich dieses Thema niemals angeschnitten und das weißt du.“ Er erwiderte ihren Blick unbeeindruckt. „Du vergisst, dass wir nicht alle in der Zukunft leben, Luna. Egal, was immer du auch gesehen hast, ich kenne den dunklen Lord nicht.“ Er sagte die Wahrheit. Zwar wusste er Dinge über ihn, die andere nicht wussten, doch wirklich kennen tat er ihn nicht. Vielleicht würde er es nie tun. Die Zeit... würde es zeigen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Zaubereiministerium war ein Ort, der vielen Hexen und Zauberern Arbeit bot. Sei es in irgendwelchen überflüssigen Ämtern wie Arthur Weasleys Abteilung zum Schutz von Muggelartefakten oder was auch immer dieser Mann eigentlich tat, sei es in der Forschung, die die Unsäglichen jeden Tag betrieben oder sei es in der Politik. Dort trafen täglich tausende von Menschen aufeinander. Es wurden Freundschaften geschlossen, Liebesversprechen ausgetauscht, Rivalitäten geschürt und so viele Intrigen geplant, dass selbst die betroffenen Personen früher oder später die Übersicht verloren. War es ein guter Ort zum arbeiten? Vielleicht. Manchmal fragte er sich trotzdem, wie er hierhergekommen war. Rufus Scrimgeour war ein Mann, der wusste, dass dieses Leben im Zaubereiministerium auch den stärksten und gerechtesten Menschen zerstören konnte. Freundschaft und Loyalität hielten hier nur solange, wie der eigene Weg von Erfolg gekrönt war. Sobald jedoch ein Abstieg oder Misserfolg drohte, konnte man sich sicher sein, allein dazustehen. Manchmal sah er dies als eine Metapher für alle Aspekte des Lebens. Aber er war kein Mensch der großen Worte oder Philosophie, er war ein praktischer Mensch, ein Kämpfer, ein ehemaliger Auror und aus irgendeinen Grund eventuell der zukünftige Minister. Es war nie sein Wunsch gewesen, dieses Amt zu erlangen. Er wäre bis an das Ende seines Berufslebens glücklich gewesen, die Aurorenabteilung zu leiten, doch seine Kollegen hatten ihn dazu gedrängt und nun... nun konnte er sehen, wie er da wieder herauskam. Glücklicherweise sah es momentan so aus, als würde Crouch Zaubereiminister werden. Er war der allgemeine Favorit und Rufus würde sich dem nicht widersetzen. Der Mann war seiner Meinung nach zwar etwas zu exzentrisch und konservativ, doch ansonsten würde er eine gute Führung sein. Auch Malfoy würde er dieses Amt durchaus zutrauen. Allerdings würde niemand auf ihn vertrauen, nicht nach all den Skandalen im vergangenen Jahr. Wirklich erschreckend, wie schnell ein Ruf zerstört werden konnte. Ihm selbst konnte das jedoch egal sein. „Wieder einmal in Tagträumen versunken?“, sagte plötzlich eine Stimme und als er sich umdrehte, konnte er Nymphadora Tonks vor sich stehen sehen. Die junge Frau hatte sich wie so oft für knallpinke, kurze Haare entschieden, doch der Rest entsprach ihrem natürlichen Erscheinungsbild – oder zumindest dem, das sie am häufigsten an den Tag legte, bei ihr konnte man sich da nie so sicher sein. Sie trug ihre förmliche Arbeitskleidung, hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, das bei ihr sogar echt sein könnte und hielt ihm einen Becher voller dampfenden Kaffee hin. „Hier, ich dachte, das könnten Sie vielleicht brauchen. Wir haben eine lange Nacht vor uns.“ Sie seufzte. „Das ist Ihr letzter Fall, Sir, bevor Sie Zaubereiminister werden. Wir werden ihn also sicher mit Bravour lösen, machen Sie sich keine Sorgen.“ „Freuen Sie sich nicht zu früh, Tonks“, widersprach er ihr. „Noch ist es nicht raus, ob Sie mich in Zukunft loswerden. Wer weiß, vielleicht bin ich noch länger Ihr direkter Vorgesetzter als es Ihnen lieb ist.“ Langsam genehmigte er sich einen Schluck seines Kaffees, ehe er sich mit ihr gemeinsam auf den Weg zum Leichenschauhaus machte. „Was ist es diesmal für eine Leiche?“, fragte er. „Und warum werden wir damit behelligt und nicht die Polizeibrigade?“ „Ich bin mir selbst nicht sicher, Sir“, gab sie zu. „Ich verstehe nicht einmal, warum Sie selbst um Hilfe gebeten wurden, doch Kingsley und Moody meinten, Sie sollten sich das ansehen.“ „Moody?“, wiederholte Rufus überrascht. „Er ist hier?“ „Extra für den Fall“, bestätigte sie nickend. „Ich weiß selbst nicht, um was es geht, Sir. Kaum war ich angekommen, hat Kingsley mich zu Ihnen geschickt und mir gleich aufgetragen, Ihnen einen Becher Kaffee mitzubringen. Doch wenn er hier ist...“ Sie musste den Satz nicht zu Ende sprechen. Er wusste auch so, was es bedeutete. Wenn Alastor Moody wirklich aus seinem Ruhestand zurückkehrte, konnte das nur eines heißen: Albus Dumbledores Alleinherrschaft im Untergrund der magischen Gesellschaft stand vor einer ernsthaften Bedrohung. Um ehrlich zu sein wusste er nicht, ob er sich deswegen freuen oder trauern sollte. Die Leichenhalle war heute ungewöhnlich voll. Außer den üblichen Mitarbeitern hatten sich hier Kingsley Shacklebolt, Proudfoot und Moody versammelt, die allesamt eine mehr als ernste Miene aufgesetzt hatten. „Ah, Scrimgeour“, sagte der Ex-Auror, sobald er seiner gewahr wurde. „Wie freundlich, dass auch Sie uns endlich die Ehre erweisen.“ „Ihren Sarkasmus hätten sie Zuhause lassen können, Moody“, entgegnete er barsch und drehte sich zu Kingsley um. „Was gibt es, Shacklebolt? Was geht hier vor sich? Warum lassen Sie zu so später Stunde nach mir schicken?“ Es war tatsächlich spät, zwei Uhr Morgens um genau zu sein. Seine Familie würde ihn umbringen. „Trösten Sie sich“, bemerkte Moody spitz, ehe Kingsley überhaupt die Chance hatte, auf ihn zu reagieren. „Es ist so spät, dass es schon wieder beinahe früh ist. So können Sie sich das Schlafen sparen und sich stattdessen das hier ansehen.“ Mit einer fließenden Bewegung, die er ihm so gar nicht zugetraut hätte, ging er auf eine verdeckte Leiche zu und riss das Leichentuch von ihr herunter. Hinter sich hörte Rufus Tonks entsetzt aufkeuchen. „Würgende Wasserspeier!“, rief sie aus. Moody warf ihr mit seinem gesunden Auge einen grimmigen Blick zu. „Erwürgen wäre äußerst gnädig gewesen, Miss. Äußerst gnädig in der Tat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)