Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 13: The Art of Occlumency --------------------------------- Lieber Harry, danke für dein Mitgefühl und deine Hilfe. Durmstrang scheint okay zu sein, die Natur hier ist sehr schön. Auch die anderen Schüler scheinen nett zu sein, aber ich fürchte mich etwas vor dem Unterricht. Aber du hast Recht, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Ich bin hier nicht in Hogwarts. Bitte, egal was auch passiert, vergiss mich nicht. Ich hoffe, dass du ein schönes Schuljahr haben wirst. In Liebe, Luna ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Remus Lupin war ein Kind gewesen, als er eines Abends in den Garten ging, um mit dem neuen Ball zu spielen, den seine Eltern ihm geschenkt hatten. Er war ein fröhlicher, gutmütiger Junge, der das Leben liebte und stets auf der Suche nach neuen Abenteuern war. Er war vielversprechend, die Hoffnung seiner ganzen Familie, doch in jener Nacht sollte all dies enden. Sie waren eine alte, weißmagische Familie, die sich jedoch seit jeher aus allen Streitigkeiten innerhalb der magischen Gesellschaft herausgehalten hatte. Deswegen hätte es für niemanden einen Grund gegeben, ihnen etwas anzutun und darum war es umso schrecklicher gewesen, als der kleine Remus einige Stunden später bewusstlos im Wald aufgefunden worden, während sein Gesicht von den Krallen eines Werwolfes entstellt worden war. Remus hatte niemals jemanden erzählt, was genau in jener Nacht geschehen war. Man wusste nur, dass Fenrir Greyback dahintersteckte, ein Werwolf, der bekanntermaßen Aufträge für den dunklen Lord ausführte und man vermutete, dass es ein Angriff auf die weißmagische Bevölkerung gewesen war. Den kleinen Jungen interessierten die Hintergründe wenig. Er wusste nur, dass sein Leben vorbei war, bevor es hatte beginnen können. Der Großteil seiner Familie wandte sich von ihm ab, Freunde schien es nicht mehr zu geben und selbst seine Eltern... Schließlich kam er nach Hogwarts und seine neuen Freunde retteten ihn, ja sie wurden sogar Animagi, nur damit er glücklich sein konnte. Doch dann wurden sie erwachsen, Sirius tötete James, Peter verschwand und er war wieder allein. Er musste wieder jeden Vollmond fürchten. Es gab für ihn nichts schlimmeres, als eine Verwandlung in diesen Werwolf, zu dem Fenrir Greyback ihn verflucht hatte. Er war ein Mensch, ein Mensch, ein Mensch, ein Mensch! Er war kein Monster, kein Monster, kein Monster! Ein Mensch! Aber wenn man zu dem Monster wurde, war es schwer, sich daran zu erinnern. Es sollte Leute geben – wie Greyback selbst – die froh waren, Werwölfe zu sein, aber er würde das nie verstehen können. Vielleicht würde es ihm selbst besser gehen, wenn er wenigstens nicht alleine wäre. Andere Wölfe hatten ihre Mates, mit denen sie ihre Existenz fristen konnte. Er hatte niemanden. Traurig schloss er den Koffer, der bis zum Rand vollgestopft war. Es war Zeit, sein kleines Haus zu verlassen und nach Hogwarts zurückzukehren. Albus war so freundlich, ihn dort unterrichten zu lassen und er würde ihn nicht enttäuschen. Der Mann hatte ihm immer eine Chance gegeben. Dank ihm war er nach Hogwarts gekommen und dank ihm hatte er seine Freunde kennengelernt. Zwar konnte er immer noch nicht verstehen, wie der Mann jemals auch nur daran hatte denken können, Harry zu Lilys Familie zu schicken, aber wahrscheinlich war auch er zu sehr von dem Tod der Potters erschüttert gewesen. Ja, genauso musste es sein. Es gab keine andere Erklärung. „Du kehrst also wirklich zu dem alten Dummkopf zurück“, sagte plötzlich eine Stimme, die er nur allzu gut kannte und er wirbelte herum, um sich im Notfall verteidigen zu können. Dort, direkt am Türrahmen, stand Fenrir. Der ältere Werwolf hatte seinen Blick fest auf Remus gerichtet und musterte ihn kritisch. „Du siehst nicht gut aus, Remus“, bemerkte er. „Das kommt daher, weil du dich stets gegen die Verwandlung wehrst. Du solltest dich lieber darauf einlassen und eins mit deinem Wolf werden. Glaube mir, danach wird es dir um einiges besser gehen.“ „Von dir will ich keine Vorschläge“, zischte er. „Von jedem, aber nicht von dir!“ Fenrir seufzte und trat einen Schritt auf ihn zu, doch als er sah, wie sein „Opfer“ zurückwich, blieb er stehen. „Um ehrlich zu sein bin ich nicht hier, um dir Ratschläge zu machen. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“ Misstrauisch hob Remus eine Augenbraue. „Wie meinst du das?“ „Nun, mit allem, was in letzter Zeit geschieht, kann es nicht einfach für dich sein. Das mit Lily und James war selbst für uns Todesser ein Schock und das obwohl...“ „Das mit Lily und James?“, hakte er nach. „Was soll mit ihnen sein?“ „Du weißt es nicht?“, fragte Fenrir überrascht. „Hat Dumbledore es euch nicht erzählt? Ich glaubte eigentlich, er hätte es dem ganzen Orden mitgeteilt.“ „Was hat er ihnen mitgeteilt?“ Er hatte nicht die geringsten Ahnung, wovon er sprach. „Wurmschwanz hat es vor Kurzem unserem Meister mitgeteilt. Ich weiß es ehrlich gesagt auch nur durch Zufall, da ich bei ihm war, um meinen Bericht abzugeben. Offenbar hat Sirius Black die Beiden doch nicht umgebracht, zumindest hat Wurmschwanz sie vor kurzem getroffen und sie erschienen ihm ziemlich echt und äußerst lebendig. Und gestern Abend nach einer Vollversammlung hat Severus genau dasselbe berichtet, weshalb wir davon ausgehen, dass es stimmt.“ Remus starrte ihn reglos an. Lily und James am Leben? Aber das war unmöglich. Er hätte doch gewiss davon erfahren und Harry auch, oder? Außer wenn es einen bestimmten Grund dafür gab, dass es niemand erfahren sollte. Doch weshalb wussten dann Peter und Severus davon? War er etwa so wenig vertrauenswürdig? //Vielleicht lügt Fenrir. Doch warum sollte er das tun?// Wenn sie wirklich lebten, warum hatten sie sich nicht bei ihm gemeldet? War er so wertlos? Selbst Harry wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben und Albus' einziges Anliegen war es, dass er den Jungen für ihre Seite gewann. Ansonsten würde selbst er nichts von ihm wollen. Er war eben allein. Hatte er das nicht immer gewusst? Plötzlich wurde er an eine muskulöse Brust gepresst, während eine Hand liebevoll durch sein Haar fuhr und die andere ihn daran hinderte, aus der Umarmung zu entkommen. „Lass mich los“, rief er augenblicklich, doch Fenrir hörte nicht auf ihn. Stattdessen schien er ihn sogar noch mehr an sich zu pressen. „Du bist schon immer ein so sorgenvolles Kind gewesen“, flüsterte er sanft. „Niemals konntest du deinen eigenen Wert erkennen. Was muss man tun, damit du endlich erkennst, dass du nicht das bist, was du dir all die Jahre versucht hast einzureden?“ „Hör auf damit“, entgegnete Remus, während er sich müde an den Älteren lehnte. „Ich will es nicht hören.“ Die Hand auf seinem Kopf wanderte unter sein Kinn und hob es hoch, sodass er ihm in die Augen sehen musste. „Warum willst du nur immerzu vergessen, weshalb ich dich damals zu einem Werwolf machte? Ist es denn wirklich so schlimm?“ Remus spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Warum musstest du es tun? Warum hast du...“ Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, wurden seine Lippen von Fenrirs versiegelt. Für einen Moment ließ er sich von dem Kuss davontragen, vergaß seine Sorgen und fühlte sich so glücklich wie seit langem nicht mehr. Doch dann kam der Augenblick in dem seine Vernunft siegte und er zog seinen Kopf zurück, um sie voneinander zu trennen. „Lass mich los“, flüsterte er, den Blick fest auf die Brust vor sich gerichtet. „Ich muss nach Hogwarts.“ Fenrir seufzte und fuhr ihm noch einmal sanft durchs Haar. „Tu, was du tun musst, doch eines solltest du wissen. Dein Patenkind gehört dem dunklen Lord. Er wird es nicht zulassen, dass irgendjemand anderes ihn bekommt. Also denke nicht einmal daran, ihn für Dumbledore zu rekrutieren.“ Remus blickte verwirrt auf. „Aber warum? Was will Voldemort von Harry?“ Fenrir erwiderte seinen Blick liebevoll. „Ich weiß es nicht, doch du musst dir keine Sorgen machen. Der Junge hat etwas an sich, was unseren Lord zu beruhigen und entspannen scheint. Immer, wenn er bei ihm gewesen ist, ist er bester Laune und es werden weit weniger Cruciatusflüche verteilt als sonst. Viele glauben sogar, dass er endlich einen Partner gefunden hat. Er wird dem Jungen nicht weh tun, sondern ihn im Gegenteil beschützen.“ Vorsichtig beugte er sich vor und drückte Remus einen sanften Kuss auf die Stirn. „Genauso wie ich dich beschützen werde.“ „Hör auf, so etwas zu sagen“, entgegnete Remus, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen bildete. „Ich habe niemals darum gebeten, dass...“ „Niemand von uns bittet darum. Es passiert einfach“, erklärte ihm Fenrir geduldig. „Auch du wirst es irgendwann akzeptieren können und solange werde ich einfach warten müssen.“ Mit diesen Worten ließ er ihn los und verschwand wieder. Remus starrte noch eine Weile auf die Stelle, an der er noch wenige Sekunden zuvor gestanden hatte, ehe er sich wieder seinem Koffer zuwandte. Ob Lily und James wirklich noch am Leben waren? Fenrir hatte keinen Grund, ihn zu belügen, also war es eigentlich relativ wahrscheinlich. Abwesend berührte er seine Lippen mit seiner rechten Hand. Am Besten würde er mit Albus darüber sprechen, dann könnte er alles erfahren, was es zu wissen gab. Vielleicht handelte es sich ja um eine Schutzmaßnahmen. Was ihn momentan mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass der dunkle Lord so sehr an Harry interessiert war. So sehr Fenrir auch beteuerte, dass es keinen Grund gab, sich deswegen Sorgen zu machen, er würde dennoch mit seinem Patenkind reden müssen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er musste zugeben, dass Dumbledore es wirklich gut eingefädelt hatte. Remus als Lehrer einzusetzen – eine Position, der er als Schüler nicht entkommen konnte – war wirklich nicht von schlechten Eltern. Hatte er etwa tatsächlich vor, ihn zu seinem Anhänger zu machen? Wenn ja, was sollte es ihm nützen? Bisher hatte er sich doch auch darauf beschränkt, ihn zu beobachten. Warum also plötzlich die Taktik ändern? Nur weil der dunkle Lord zurückgekehrt war? Und warum schickte er dann Remus vor? Der dunkle Lord hatte wenigstens den Anstand, sich selbst um seine Aufmerksamkeit zu bemühen, aber Dumbledore zog offenbar die unhöflichere Methode vor, wobei er zugeben musste, dass diese oft wirkungsvoller war. Schweigend saß Harry am Ravenclawtisch und studierte wie alle anderen seinen Stundenplan, während er genau wusste, dass ihn beinahe alle Lehrer beobachteten. Warum taten sie das? Er hatte sich weder auffällig benommen, noch gab es einen ersichtlichen Grund dafür. War irgendetwas geschehen, wovon er noch nichts erfahren hatte? Offenbar war er nicht der Einzige, dem diese ungewöhnliche Observation auffiel, denn Cho Chang, ein Mädchen aus seinem Haus, das dieses Jahr seinen Abschluss machen würde und seit jeher versuchte, mit ihm auszugehen, beugte sich vorsichtig vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Was hast du angestellt? Die Lehrer starren dich alle an.“ „Das würde ich ehrlich gesagt selbst gerne wissen“, wisperte er zurück, ohne den Blick von seinem Stundenplan zu heben. „Solange du keine Schulregel gebrochen hast, kümmert es uns wenig“, meinte Anthony Goldstein, der Vertrauensschüler ihres Hauses. „Was?“, fragte er, als ihm alle in der Nähe sitzenden böse Blicke zuwarfen. „Harry hat bisher nie eine Schulregel gebrochen, wenn es dafür nicht einen guten Grund gab“, erinnerte ihn Padma Patil aufgebracht. „Du bist ja nur eifersüchtig, weil er seit der ersten Klasse besser ist als du und Hermione Granger zusammen“, bekräftigte Cho ihre Worte, was den Jungen dazu brachte, vor Wut rot anzulaufen. Ehe die Situation jedoch ausarten konnte, gesellte sich ihr Hauslehrer Professor Flitwick zu ihnen. „Na na, meine jungen Herrschaften, gibt es hier ein Problem?“, fragte er munter. Während seine Klassenkameraden eilig verneinten und sich ihrem Frühstück zuwandten, drehte sich Harry zu ihm um. „Das gibt es tatsächlich, Professor.“ Die Anderen erstarrten geradezu und sein Lehrer hob verblüfft seine buschigen Augenbrauen. „T... tatsächlich, Mr. Malfoy?“, quiekte er. „W... was ist denn?“ „Meine Mitschüler stört es, dass die Aufmerksamkeit unseres gesamten Lehrkörpers auf unserem Tisch zu liegen scheint. Es wäre wirklich zu freundlich, wenn sie das im speziellen Professor Snape, Professor Lupin und Professor Dumbledore mitteilen würden. Es ist früh am Morgen und wir würden gerne in aller Ruhe frühstücken, wenn dies möglich wäre.“ „N...natürlich!“, rief der kleine Professor und lief rot an. Offenbar schien ihm die ganze Sache äußerst peinlich zu sein. „I...ich werde es ihnen mitteilen. Beenden Sie nun alle Ihr Frühstück! Vergessen Sie niemals, es ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!“ Eilig wuselte er in Richtung Lehrertisch davon und Harry drehte sich wieder zu seinen Mitschülern um, die ihn allesamt mit offenen Mund anstarrten. „Was ist?“, fragte er. „Ich habe nur dafür gesorgt, dass ihr euch nicht mehr so aufregen müsst. Außerdem hat es mich selbst gestört.“ „Harry...“, hauchte Cho verdutzt. „Seit wann...“ „Hast du in den Ferien eine Persönlichkeitswandlung durchgemacht, Malfoy?“, fragte Anthony. „Du warst doch sonst nicht so...“ „...direkt?“, bot Harry höflich an. „Stimmt, in den Ferien ist tatsächlich einiges passiert. Ihr werdet euch dran gewöhnen müssen. Und jetzt entschuldigt mich, ich möchte nicht gleich an meinem ersten Tag zu spät kommen.“ Mit einer Eleganz, die einem nur eine jahrelange Erziehung im Hause Malfoy einbrachte, erhob er sich und schlenderte gemächlich aus der Großen Halle, sich durchaus darüber bewusst, dass sämtliche Blicke auf ihn gerichtet waren. Irgendwie konnte er den dunklen Lord, Draco und sogar Dumbledore verstehen. Es hatte tatsächlich etwas für sich, der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu sein. Nichtsdestotrotz zog er es immer noch vor, im Hintergrund zu verweilen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ein paar Stunden später stand er als letzter Schüler in den Kerkern und beobachtete Severus dabei, wie er einen Kessel zu säubern versuchte, den heute Morgen ein Zweitklässler ruiniert hatte. „Ich hätte ihm eine Woche Nachsitzen aufdrücken sollen“, erklärte er Harry mürrisch. „Doch leider hat Albus es uns untersagt, bereits in der ersten Woche solche Strafen zu verteilen.“ „Warum das denn?“, fragte Harry und lehnte sich an den nächsten Tisch. Der Zaubertrankmeister schnaubte. „Er ist wieder in seinem Friede-Freude-Eierkuchen-Modus. Äußerst anstrengend. Da ist es sogar leichter, mit den Stimmungsschwankungen des dunklen Lords umzugehen. Ich weiß, warum ich mich dazu entschieden habe, ein Todesser zu werden.“ „Ist es nicht etwas gewagt, diese Aussage in Gegenwart von Neville Longbottoms besten Freund verlauten zu lassen?“ Severus schüttelte mit dem Kopf. „Der dunkle Lord hat Sie unter seinen persönlichen Schutz gestellt, Mr. Malfoy. Dies hätte er nicht, wenn Sie nicht vertrauenswürdig wären. Was auch immer Sie für eine Beziehung zu Mr. Longbottom haben, Sie konnten ihn davon überzeugen, Ihnen zu vertrauen. Und da Ihre Okklumentikfähigkeiten schon immer Ihre größte Schwäche gewesen sind, kann ich davon ausgehen, dass es ungefährlich ist, in Ihrer Gegenwart über solche Dinge zu sprechen. Doch genug dazu.“ Er warf dem Kessel einen letzten vernichtenden Blick zu, bevor er ihn schulterzuckend verschwinden ließ uns seine ganze Aufmerksamkeit auf Harry richtete. „Wir müssen Sie auf einen Wettbewerb...“ „Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Professor“, unterbrach ihn Harry entschlossen. „Ich denke, Sie wissen genauso gut wie ich, dass diese Stunden reine Zeitverschwendung wären.“ „Äußerst arrogante Worte, doch deshalb nicht weniger wahr“, stimmte ihm sein Lehrer zu. „Worauf wollen Sie hinaus?“ Harry atmete tief ein, ehe er dem Mann fest in die Augen sah. „Nutzen wir diese Zeit sinnvoll, Sir. Bringen Sie mir Okklumentik bei.“ Einige Augenblicke lang herrschte Stille. Dann... „Sie wollen Okklumentik lernen“, wiederholte Severus skeptisch. „Von mir.“ „So ist es, Sir. Ich weiß, dass dieser Wunsch in Ihren Ohren lächerlich klingen muss. Wir sind uns in den letzten Jahren meistens aus dem Weg gegangen, doch wenn Professor Dumbledore darauf besteht (und wir kennen ihn beide gut genug, um zu wissen, dass er genau das tun wird), ist es das Beste, wenn wir die Zeit mit etwas nutzen, das nicht so überflüssig ist, wie diese sogenannten Übungsstunden. Darüber hinaus sind Sie bedauerlicherweise der Beste in diesem Fachgebiet, vom dunklen Lord und Professor Dumbledore einmal abgesehen. Deshalb...“ „...sollte ich Sie unterrichten. Ich verstehe.“ Der Zaubertrankmeister schüttelte mit dem Kopf. „Mr. Potter“, sagte er und verwendete damit wahrscheinlich bewusst Harrys richtigen Namen. „Sie kommen auf die seltsamsten Ideen. Doch um Ihrer Mutter willen, werde ich es tun. Sie könnte es niemals gut heißen, wenn ihr eigener Sohn der Willkür des dunklen Lords wehrlos ausgeliefert ist und das sind alle, die nicht in der Lage sind, ihre Gedanken vor ihm zu verbergen.“ „Von welcher Mutter sprichst du, Onkel Sev?“, fragte er sanft. „Von Narcissa? Oder Lily?“ Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es war ein seltener Anblick, der nur jenen vorbehalten waren, die sein wahres Wesen kannten und es machte ihn um Jahre jünger. „Remus hat Recht... du bist ihr so ähnlich, Harry. Es ist gut zu wissen, dass selbst Lucius und Narcissa das nicht ändern konnten.“ „Manchen Dingen kann man nicht entkommen und das gehört dazu“, entgegnete er. „Ich wünschte nur, du hättest damals nicht beschlossen, mich zu hassen. Es wäre schön gewesen, wenigstens einen Menschen aus meinem alten Leben zu behalten.“ Severus' Augen weiteten sich kaum merklich bei diesen Worten, eine Reaktion, die nicht einmal seine Okklumentikfähigkeiten verbergen konnten. Es sah so aus, als würde nicht einmal ihn alles kalt lassen. Harry gestatte sich ein überlegenes Grinsen, ehe er seinen Stundenplan hervorholte. „Wie oft meinen Sie sollten wir uns treffen, damit wir möglichst schnell vorankommen?“ Mehrmals blinzelte der Zaubertrankmeister und dachte wahrscheinlich darüber nach, ob er auf den Themenwechsel eingehen sollte oder nicht. Schließlich entschied er sich dafür. „Bei Ihren Fähigkeiten und Ihrem scharfen Verstand wird es sicher nicht lange dauern, bis Sie die Grundzüge dieser Kunst verstanden haben.“ „Kunst?“, wiederholte Harry amüsiert. „Ja, Mr. Malfoy. Kunst. Viele haben vergessen oder nie gewusst, wie viel Zeit und Mühe es kostet, Okklumentik und Legilimentik zu perfektionieren. Von daher kann man sehr wohl von einer Kunst sprechen. Jedenfalls wäre es das Beste, wenn wir mit zwei Sitzungen pro Woche beginnen. Danach können wir immer noch sehen, ob Sie mehr oder weniger benötigen.“ „In Ordnung, welche Tage schlagen Sie vor?“ „Hm... ich denke Dienstag und Donnerstag um zwanzig Uhr? Und seien Sie pünktlich!“ „Natürlich Professor.“ Eilig packte er seinen Stundenplan wieder ein und wollte zur Tür gehen, als er von seinem Lehrer zurückgehalten wurde. „Warte bitte noch einen Moment.“ Verwirrt blieb er stehen und drehte sich zu dem Mann um. „Sir?“ Severus betrachtete ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, doch Harry spürte, dass, was immer der Mann ihm sagen wollte, es sich um eine ernste Angelegenheit handelte. Unwillkürlich spannte er seinen ganzen Körper an, bisher hatte es nie etwas Gutes bedeutet, wenn der Mann ernst wurde, ohne jeglichen Spott, ohne jegliche Verachtung und – was nur in den seltenen Momenten vorkommen konnte, wenn sie wirklich allein waren – ohne jegliche Zuneigung. Zuneigung, die aus einer Zeit kam, in der er noch Lilys Sohn gewesen war und nicht nur James'. „Es gibt da etwas, das du wissen solltest, Harry. Zwar hat sich der Schulleiter dazu entschieden, zu schweigen, aber ich finde, er hat Unrecht.“ Der Junge blinzelte, schwieg jedoch. Deshalb fuhr er, nachdem er einmal tief eingeatmet hatte, fort: „Harry, es geht um deine Eltern, Lily und James. Sie...“ Eilig hob der Junge seine Hand und brachte ihn damit zum Verstummen. „Harry?“ „Ich danke dir dafür, dass du mir etwas erzählen willst, was man dir verboten hat zu erzählen, aber ich bitte dich, zu schweigen. Ich möchte es nicht wissen.“ Severus musterte ihn Stirn runzelnd, ehe er langsam nickte. „Ich verstehe. Gut, dann gehen Sie nun am Besten zum Abendessen. Wir sehen uns morgen Abend.“ „Danke“, sagte Harry, bevor er sich umdrehte und aus den Kerkern verschwand. Allerdings war sein Ziel nicht die Große Halle. Mit einem Blick auf die Uhr, eilte er zum Astronomieturm, der um diese Uhrzeit ausgestorben sein müsste. Also genau der richtige Ort für ihn. Zwar war es nicht gerade die feine englische Art, bereits am ersten Tag die Schulordnung zu brechen, aber es musste sein. Er brauchte ein wenig Zeit allein. In den nächsten Tagen würde es schwieriger werden, diese zu bekommen. Dort angekommen, setzte Harry sich an den Rand des Turmes und starrte auf Hagrids Hütte hinab. Er war froh, wieder in Hogwarts zu sein. Dieser Ort hatte stets etwas Beruhigendes an sich. Es gab einem ein Gefühl der Sicherheit zu wissen, dass man von Magie umgeben war und das nichts Böses in die Schlossmauern eindringen konnte. //Aber es muss auch nichts mehr eindringen. Das Böse ist schon da.// An dieser Schule waren Menschen gestorben, selbst während er selbst hier gewesen war. Außerdem durfte man das dunkle Netzwerk der Manipulation nicht vergessen, das sich über die ganze Schule erstreckte, ob es nun von Dumbledore oder dem dunklen Lord ausging. Auch Harry war darin gefangen und wenn er nicht aufpasste, würde er sich irgendwann nicht mehr daraus befreien können. „Wir alle sind darin gefangen“, murmelte er düster. „Worin sind wir gefangen?“ Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, doch er schaffte es, nicht zusammenzuzucken. „Neville“, begrüßte er seinen Freund, ohne sich zu ihm umzudrehen. Wieso hatte er ihn nicht kommen hören? „Du bist nicht zum Abendessen erschienen“, meinte der Junge, der lebt munter und setzte sich neben ihn. „Da dachte ich, es gibt nur zwei Orte, an denen man dich finden könnte: die Bibliothek und hier.“ Langsam kramte er in seiner Schultasche herum und zog schließlich zwei belegte Brote hervor. „Hier, du bist sicher hungrig.“ Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Harrys Gesicht, als er die Brote entgegen nahm. „Danke.“ Er hatte vergessen, warum sie Freunde geworden waren, aber in diesem Augenblick fiel es ihm wieder ein. Manchmal fragte er sich, wie er seine Zeit in Hogwarts ohne ihn überlebt hätte. Glücklicherweise würde er sich nie damit auseinandersetzen müssen. //Bis zu meinem Abschluss bleiben wir zusammen//, nahm er sich vor. //Danach mag kommen, was will, aber bis dahin will ich ihn behalten.// Vielleicht war das egoistisch, vielleicht ungerecht, aber es war ihm egal. Manchmal musste man einfach an sich selbst denken und momentan war ein solcher Augenblick. „Kein Problem“, meinte Neville fröhlich und folgte seinem Blick über die Ländereien. „Es ist schön, wieder hier zu sein.“ Harry nickte. „Ich bin froh, dass wir uns jetzt wieder jeden Tag sehen können“, fuhr sein Freund fort. „Hermione ist eine gute Freundin, aber mit der Zeit wird sie doch etwas nervig. Besonders, wenn man ihr allein ausgesetzt ist.“ Harry murmelte etwas unverständliches und biss von einem Brot ab. Es schmeckte richtig gut, aber das mochte daran liegen, dass er hungrig war. Er hatte es nur ignorieren wollen. „Du wirkst abwesend“, bemerkte Neville schließlich. „Ist alles in Ordnung?“ „Es ist nichts... ich vermisse nur Luna“, entgegnete Harry langsam. Das war nur die halbe Wahrheit, doch seinem Freund würde es reichen. „Ja, ich weiß was du meinst... es ist seltsam, ohne sie. Aber sie ist jetzt an einem Ort, wo es ihr besser gehen wird. Wir sollten uns also nicht so viele Sorgen machen.“ „Ich mache mir keine Sorgen, Neville. Ich vermisse nur die Anwesenheit einer Freundin. Das ist alles.“ Darauf folgte ein langes Schweigen, dass er dazu nutzte, das Brot ganz aufzuessen. Es kam selten vor, dass sie in einvernehmlicher Stille nebeneinandersaßen. Harry mochte diese seltenen Augenblicke. Viele behaupteten zwar, dass es auf Probleme hindeutete, wenn man sich nichts mehr zu sagen hatte, doch er war der Meinung, dass es im Gegenteil aussagte, dass man keine Worte mehr brauchte, um miteinander auszukommen. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zum dunklen Lord. Ob sie beide auch eines Tages...? Nein, hier hatte der dunkle Lord nichts zu suchen. Es reichte, dass dieser Mann ihn in seinem Schlaf verfolgte. Nicht auch noch hier. Missmutig schluckte er den Rest des ersten Brotes hinunter und biss von dem anderen ab. Da fragte Neville: „Du kennst Professor Lupin, du hast in den Ferien mit ihm gesprochen. Mehrmals.“ „Das ist richtig“, entgegnete Harry ruhig und wartete darauf, was jetzt kommen würde. Er konnte es sich im Grunde denken, doch es wäre ihm lieber gewesen, wenn er es noch eine Weile hätte aufschieben können. „Harry... die Malfoys... sie sind nicht deine richtigen Eltern, oder?“ „Wie kommst du darauf?“, fragte er, ohne ihn anzusehen. Es wurde langsam dunkel und sie sollten bald in ihre Gemeinschaftsräume zurückgehen. Andererseits war die Schulordnung das, was sie momentan am wenigsten interessierte. „Professor Dumbledore hat mir von Lily und James Potter erzählt und von ihrem Sohn. Harry.“ Neville machte eine Pause, um ihm eine Möglichkeit zu geben, zu antworten, doch er wurde enttäuscht. Deshalb fuhr er fort: „Ich habe Fotos von ihnen gesehen. Ich habe Fotos von dir gesehen! Warum hast du es mir nie erzählt? Warum hast du das wichtigste Detail in deinem Leben vor mir geheim gehalten?“ „Weil es genau das war: ein Detail.“ Er biss ein weiteres Stück des Brotes ab und kaute es runter, bevor er fortfuhr. „Ich war fünf Jahre alt, als die beiden aus meinem Leben verschwanden. Danach wollte mich Dumbledore zu meiner Tante schicken, doch Narcissa hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hat mir ein Leben geschenkt, Neville. Ein Leben, dass ich ohne sie nie erhalten hätte. Es heißt, Harry Potter wäre kurz nach seinen Eltern gestorben und es ist wahr. Remus und Professor Snape werden es dir beide bestätigen, von dem kleinen Harry ist nur noch wenig übrig. Die beiden mögen mich geboren haben, aber sie haben nichts mit der Person zu tun, die vor dir sitzt.“ Neville sah ihn lange Zeit einfach nur an. „Glaubst du das wirklich?“, wollte er schließlich wissen. „Oder ist das nur deine Art mir zu sagen, dass es mich nichts angeht?“ Seufzend beendete Harry seine Mahlzeit, indem er den letzten Rest des Brotes hinunterschluckte. Danach stand er auf und streckte sich. „Ich habe niemanden davon erzählt“, sagte er, den Blick in die Ferne gerichtet. „Weder dir, noch Luna, noch Hermione, noch Narcissa, noch Draco, noch Lucius. Nicht einmal Felice.“ Er drehte sich zu Neville um, der ihn schweigend betrachtete. „Ich habe auch nicht vor, mit jemanden von euch darüber zu sprechen. Kannst du das akzeptieren?“ „Ich verstehe es zwar nicht“, entgegnete Neville und er stand ebenfalls auf. „Aber ich werde es akzeptieren.“ „Gut“, meinte Harry und begann damit, auf die Treppe zuzugehen, die nach unten führte. „Es wird dir nämlich nichts anderes übrig bleiben.“ An diesem Abend wechselten sie kein Wort mehr. Sie trennten sich am Fuße der Treppe und liefen beide in ihre Schlafsäle. Harry war froh, ein Ravenclaw zu sein. Während die Gryffindors und Hufflepuffs dazu gezwungen waren, in fünf-Bett bis sechs-Bett Zimmern zu schlafen, gab es in Ravenclaw und Slytherin nur zwei-, drei- oder in seltenen Fällen auch ein-Bett Zimmer. Er selbst teilte sich sein Zimmer mit Stephen Cornfoot, ein Reinblüter, dessen Familie seit jeher hinter dem dunklen Lord stand. Harry vermutete sogar, dass er schwarzmagisch war, doch bisher hatte er keine Beweise dafür bekommen. Der Junge lag mit dem Bauch auf seinem Bett und las in einem Buch, als er das Zimmer betrat und blickte nur kurz auf, um „Hi“ zu sagen. Deshalb mochte Harry ihn, er war immer wunderbar unkompliziert. Nachdem er seinen Gruß erwidert hatte, ließ auch er sich auf sein Bett fallen und starrte schweigend an die Decke. Er hoffte, dass Neville sich an das halten würde, was er gesagt hatte. Er hatte keine Lust, mit ihm – oder gar Hermione – über seine richtigen Eltern zu reden. //Ich kann es ja nicht einmal mit Felice...// Außerdem fürchtete er, in Zukunft noch oft mit ihnen konfrontiert zu werden. Remus würde ihn nie und nimmer wie einen einfachen Schüler behandeln. Der Werwolf würde ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit beiseite nehmen und versuchen, mit ihm zu reden. Die Frage war, warum er es tun würde. Weil er ihre Beziehung auffrischen wollte? Oder weil Dumbledore es von ihm verlangte? Morgen würde er es erfahren. Morgen würden sie sich das erste Mal als Lehrer und Schüler gegenüberstehen. Doch davor hieß es schlafen und für ein paar Stunden die falsche Sicherheit genießen, die ihm nur zwei rote Augen bieten konnten, die immer da gewesen waren und immer da sein würden, um ihn aus der grausamen Wirklichkeit zu befreien. __________________________________________ Zuallererst: Ich bin kein Freund von diesen Fanfictions, wo ein Shonen-Ai Pärchen das nächste jagt. Obwohl ich selbstverständlich ein großer Fan von Shonen-Ai (und Yaoi *-*) bin, finde ich es dennoch stets übertrieben, wenn es überhaupt kein heterosexuelles Pärchen mehr gibt. Deshalb sage ich gleich, dass Remus und Fenrir eines der letzten Shonen-Ai Pärchen sein werden, ob es euch passt oder nicht. XD Allerdings könnten noch ein oder zwei andere kommen. (Und eventuell viell. auch ein Shojo-Ai Pärchen, falls es gewünscht ist.) Nur, damit ihr informiert seid. Wenn jemand was dagegen hat, es gibt viele verschiedene Arten, mir das mitzuteilen. ^.~ Womit wir auch sofort bei den Kommischreibern des letzten Kapitels wären!! Vielen, lieben Dank! Ich hoffe, dass euch auch dieses Kapitel gefallen hat! Bis zum nächsten Mal, eure Ayako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)