Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 6: Truths And Lies -------------------------- Heyho! Willkommen zu einem neuen Kapitel von Time Changed Everything. Und es ist - meiner Meinung nach - sogar ohne Cliffhanger! Ich hoffe nur, dass ihr es genauso seht... Deshalb vielen Dank an die lieben Kommischreiber zum letzten Kapitel! Dank euch bekomme ich immer einen guten Eindruck, wie meine Texte ankommen. Wenn ich etwas gelernt habe, seit ich angefangen habe, Fanfictions zu schreiben, dann dass der Autor es immer anders sieht, als die Leser! *eifrig nick* Deshalb möchte ich hier auch auf eine Ungereihmtheit aufmerksam machen, die jemanden aufgefallen ist: Harrys Briefe an Felice. Ihr müsst wissen, dass Harry schon seit Jahren an sie schreibt und die Briefe am Anfang jedes Kapitels sind nach der Thematik ausgewählt und nicht nach der Handlung. Nehmen wir zum Beispiel den Brief in diesem Kapitel. Er wurde von Harry vor Jahren geschrieben und handelt von Remus, weil Remus in diesem Kapitel vorkommt. Versteht ihr, worauf ich hinauswill? Ansonsten könnt ihr gerne nachfragen, ich bin jederzeit bereit, es noch einmal genauer zu erklären. ^^ So, das war es auch schon wieder von mir! Ich wünsche euch eine schöne Woche! Bis bald, eure Ayako P.s.: Gott, ist das heiß!!!! Mein Zimmer scheint sich irgendwie immer mehr aufzuwärmen, geht es euch auch so? Hoffentlich gibt es bald ein Gewitter... ___________________________________________________ Truths and Lies Liebe Felice, viele Menschen sagen, sie fürchten sich vor Werwölfen und vielleicht haben sie auch Recht damit. Sie können gefährlich sein, besonders an Vollmond, da sie dann zu unkontrollierbaren Bestien werden und alles und jeden um sich herum zerfleischen. Einige von ihnen tun es mutwillig, das möchte ich nicht bestreiten. Aber trotzdem gibt es auch welche, die sich ihr Schicksal nicht ausgesucht haben und ihre ganze Existenz als einen Fluch ansehen. Einer dieser Werwölfe ist Remus Lupin. Er war ein guter Freund meines richtigen Vaters und mein Patenonkel. Früher kam er oft vorbei. Ich mochte ihn, sehr sogar. Er hatte ein sehr ruhiges Gemüt und war immer bereit, meinen kindlichen Gedanken zu lauschen. Er war es auch, der sich nach dem Tod meiner Eltern um mich kümmerte. Du fragst dich jetzt sicher, warum du ihn dann nicht schon längst kennengelernt hast, nicht wahr? Er ist in Askaban. Dumbledore hat ihn hingeschickt. Es ist schon seltsam... bis zum heutigen Tag habe ich mich nie gefragt, warum... ich hatte es einfach hingenommen, als etwas, das in der Welt der Erwachsenen geschah. Wenn man sie so betrachtet, möchte man doch beinahe für immer Kind bleiben, oder? Manchmal wünschte ich, Remus wäre wieder hier... aber das wird nicht geschehen. Wenn Dumbledore dir einmal etwas nimmt, dann nimmt er es dir für immer. Bete, dass du niemals in seine Zielscheibe gerätst, denn für mich ist es ohnehin zu spät. Alles Liebe, Harry ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Harry konnte das schwingende Geräusch eines Zauberstabes hören und im nächsten Moment wurde das Zelt von mehreren brennenden Kerzen erhellt. Blinzelnd blickte er zu dem Mann hinüber, der reglos in der Mitte des Raumes stand und ihn immer noch anstarrte, als wäre er ein Geist. Obwohl es elf Jahre her war, seitdem er ihn zuletzt gesehen hatte, erkannte er ihn sofort. Drei, feine Narben, die sein Gesicht verunstalteten. Dünnes, braunes Haar, das mit der Zeit erste, graue Strähnen gewonnen hatte – alterten Werwölfe schneller als Menschen? Und seine Augen, dieselben braunorangenen Augen, bei denen man sofort wusste, dass man kein menschliches Wesen vor sich hatte. „Remus.“ Er trug einen modischen Umhang und machte im Großen und Ganzen einen gesunden Ausdruck, doch die Jahre der Gefangenschaft standen in sein Gesicht geschrieben. Er sah älter und müder aus, als jemals zuvor. Doch als er ihn erkannte, huschte ein Lächeln über seine Lippen und es schien, als würde mit einem Schlag das Leben in seinen Körper zurückkehren. „Harry“, sagte er, diesmal etwas lauter, sicherer, fester. „Harry, du bist es wirklich.“ Mit langen, schnellen Schritten durchquerte er den Raum und nahm sein Gesicht zwischen seine Hände, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. „Du siehst gut aus“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihm. „Und gesund. Also haben dich diese Aasgeier doch gut behandelt.“ „Narcissa und Lucius sind keine Aasgeier“, widersprach er ihm sofort. Vielleicht war das nicht die typische Art seinen Patenonkel zu begrüßen, wenn man ihn nach elf Jahren wiedersah, aber er fühlte sich verpflichtet, seine „Familie“ zu verteidigen. Selbst, wenn er sie manchmal gerne eintauschen würde, hatten sie sich gut um ihn gekümmert und ihm all die Liebe geschenkt, die er von ihnen verlangt hatte. „Sie sind sehr gute Menschen und wunderbare Eltern.“ //Sie haben mich nicht im Stich gelassen, im Gegensatz zu anderen Leuten.// Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Warum war Remus hier? Warum jetzt? War das Zufall oder geplant? Wie fühlte er sich nun, wo er diesen Mann wiedersah? War er froh? War er verwirrt? War er wütend? Natürlich war er sich darüber bewusst, dass es Unsinn wäre, ihm vorzuwerfen, er hätte ihn verlassen. Remus hätte ihn niemals allein gelassen, nicht freiwillig zumindest. Harry war schon vor einigen Jahren zu dem Schluss gekommen, dass Dumbledore ihn hatte beseitigen wollen, damit er ihn zu der Schwester seiner Mutter schicken konnte. Glücklicherweise hatte Narcissa ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und dafür würde er ihr ewig dankbar sein. Der Werwolf ließ bei seinen Worten die Hände wieder sinken und sah schuldbewusst zu Boden. „Natürlich... verzeih mir. Ich... hatte für einen Moment vergessen, dass du nicht mehr der kleine Junge bist, an den ich mich erinnere.“ Nervös fuhr er sich durchs Haar, bevor er auf ein paar Sessel deutete, die im Zelt standen. „Wollen wir uns setzten?“ Harry zögerte. Natürlich sprach nichts dagegen, es sich mit seinem Patenonkel bequem zu machen und etwas zu plaudern – sein Gefühl war ohnehin der Meinung, dass er es tun musste – aber sein Verstand blieb misstrauisch. Remus müsste eigentlich im Gefängnis sein. Woher sollte er wissen, ob der Mann vor ihm nicht jemand anderes war, der Vielsafttrank genommen hatte und ihn nun verhören sollte? Trotzdem saß er einen Moment später auf einem der Sessel und beobachtete den Werwolf, der unruhig auf seinem eigenen herumrutschte und nicht zu wissen schien, was er sagen sollte. Aus diesem Grund stellte Harry die elementarste Frage: „Warum bist du hier?“ Der Ältere zuckte bei seinen misstrauischen Tonfall zusammen und sah ihn an. „Wie...?“ „Warum bist du nicht in Askaban? Seit wann bist du draußen? Und wieso hat mir niemand etwas davon erzählt? Warst du überhaupt in Askaban oder woanders? Wenn ja, wo? Und warum tauchst du ausgerechnet hier und jetzt auf?“ Remus musterte ihn lächelnd. „Es stimmt also, dass man die Eigenschaften seiner Eltern genetisch vererbt bekommt.“ Fragend hob der Junge seine Augenbraue. Wovon redete er? „James hätte genauso reagiert wie du“, erklärte er heiter. „Er hätte mir tausend Fragen gestellt bis er alles wusste, um sich ein Bild von der gegenwärtigen Situation zu machen. Allerdings tat er dies nur bei den Menschen, die ihm etwas bedeutete. Bei allen anderen pflegte er des Öfteren vorschnell zu handeln.“ Oh ja, das wusste Harry nur zu gut. Severus Snape liebte es, ihm dies mitzuteilen, wenn er wieder einmal bei ihm allein nachsitzen musste. Snape war der einzige Lehrer, der ihn auf diese Art bestrafte und dies oft für die merkwürdigsten Gründe. Neville glaubte, dass der Mann ihn einfach hasste und ihm deshalb das Leben zur Hölle machen wollte, aber Harry war sich da nicht so sicher. Dafür passte Snape einfach etwas zu genau auf ihn auf. //Irgendwann werde ich herausfinden, was er von mir will.// Doch davor musste er sich um Remus kümmern. „Du musst mir glauben, dass es niemals meine Absicht war, dich den Malfoys zu überlassen“, begann dieser entschlossen. „Ich hätte dich selbst aufgenommen, wenn Albus es nicht verboten hätte. Das Problem war nur, dass ich damals von meinem eigenen Stolz und der Trauer um deine Eltern geblendet war, weshalb ich die Kontrolle verlor und Albus beinahe zu demselben Schicksal verdammt hätte, was mir auferlegt worden ist.“ Seine Hände begannen zu zittern, als er sich an diesen Tag erinnerte. Es war offensichtlich, dass er sich selbst für seine Dummheit verfluchte. „Daraufhin wurde ich zu Recht nach Askaban geworfen, wo ich lange Zeit blieb. Doch vor etwa einem Jahr kam ich wieder.“ „Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragte Harry sofort. „Weil ich nicht wusste, wo du bist“, erklärte er verzweifelt. „Ich wusste nicht, wo Albus dich hingeschickt hat, welche Familie gewann. Und er sagte es mir nicht, er sagte es mir sehr lange nicht.“ „Und warum weißt du es jetzt?“ Sofort verfinsterte sich sein Gesicht und er starrte düster auf einen Punkt am Boden. „Er... hat mir ein Angebot gemacht...“ „Du bist im Orden.“ Es war eine Aussage, keine Frage. „Dumbledore hat dich erpresst. Solange du nicht einer seiner Gefolgsleute bist, sagt er dir nicht, wo ich bin.“ „Du bist wirklich so intelligent, wie er sagte“, stellte Remus lächelnd fest, allerdings wurde er gleich darauf wieder ernst. „Albus hält es für das Beste, wenn niemand erfährt, wer du wirklich bist. Für die Welt musst du seiner Meinung nach Harvey Malfoy bleiben. Aber ich muss ihm widersprechen.“ Interessiert sah Harry ihn an. „Und was wäre deine Idee?“ „Komm zu mir! Du bist alt genug, dass ich dich während der Vollmondnächte alleine lassen kann und den Rest des Jahres bist du ohnehin in Hogwarts. Ich sehe ein, dass es zu deinem eigenen Schutz war, dass du bei den Malfoy aufgewachsen bist. Dort hätte Voldemort niemals nach dir gesucht! Aber jetzt, wo er wieder da ist, sieht die ganze Sache anders aus.“ Harry sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Er war so daran gewöhnt, dass alle Voldemort als „Du-weißt-schon-wer“ oder „der dunkle Lord“ bezeichneten, dass es ihn überraschte, jemanden anders sprechen zu hören. //Wenn du bei Lily und James groß geworden wärst, würdest du wahrscheinlich auch so reden//, kommentierte sein Verstand diese Aussage. //Hier kommt wohl deine Erziehung durch.// „Remus“, sagte er sanft. „Narcissa, Lucius und Draco sind jetzt meine Familie. Ich kann nicht einfach mit dir irgendwo hingehen.“ „Aber...“ „Außerdem ist es ohnehin zu spät. Der dunkle Lord ist mir bereits begegnet und er weiß, wer ich bin. Das heißt, wenn er wirklich vorhat, mir irgendetwas anzutun, wird er es können, egal ob ich Zuhause bin oder bei dir.“ „Aber...“ „Du hast es selbst gesagt, Remus“, sagte Harry entschlossen und erhob sich. „Ich bin nicht mehr der kleine Junge, an den du dich erinnerst. Elf Jahre sind eine lange Zeit. Einmal warst du für mich der großartigste Onkel auf der Welt, aber inzwischen bist du nichts, als ein Fremder. Ich habe meinen Platz in diesem Leben gefunden und er ist nicht bei Dumbledore.“ „Heißt das, du bist auf Voldemorts Seite?“, fragte der Werwolf fassungslos, doch der Junge schnaubte nur. „Natürlich nicht. Ich bin auf Nevilles Seite.“ Er drehte sich um und ging auf den Ausgang zu. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich will mir dann das Finale der Weltmeisterschaft ansehen.“ „Harry!“, rief der Werwolf und er drehte sich noch einmal zu ihm um. Ein tiefer Schmerz stand im Gesicht des Mannes geschrieben, der wahrscheinlich von seinen Worten herrührte. Kurz bekam er ein schlechtes Gewissen. Vielleicht war er etwas zu hart. Vielleicht sollte er ihm doch eine Chance geben und zumindest eine Weile bei ihm wohnen. //Nein//, sagte sein Verstand. //Remus ist nun eine von Dumbledores Schachfiguren. Wenn du bei ihm bist, wird der alte Mann dich nur manipulieren.// „I... Darf ich dir wenigstens schreiben?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Du hast ja gesagt.“ Harry nickte nur. Es wäre sinnlos, Felice zu widersprechen. Sie wusste ohnehin alles, was er wusste und vielleicht noch mehr. Sie liefen durch den Wald auf das Stadion zu. Narcissa und Lucius schlenderten ein paar Schritte vor ihnen, während Draco gemeinsam mit Blaise hinter ihnen hertrottete. Zwar hatten die Zabinis keinen so guten Sitzplatz ergattern können wie sie, aber sie waren dennoch voller Begeisterung und freuten sich auf das kommende Spiel. Harry musste zugeben, dass selbst er inzwischen eine gewisse Aufregung verspürte. Ein WM-Endspiel ließ nicht einmal ihn kalt. „Da sehen wir wieder einmal deine sentimentale Ader“, meinte seine beste Freundin seufzend. „Wäre er nicht der Freund deines Vaters gewesen und noch dazu dein Pate, könntest du vernünftig handeln und ihn links liegen lassen. Aber so....“ „Meine sentimentale Ader?“, wiederholte er belustigt. „Ja, deine sentimentale Ader. Wenn du einen Fehler hast, dann ist sie es.“ „Vielen Dank auch“, entgegnete er sarkastisch und seufzte. „Warum muss es nur jetzt passieren? Wo ich doch schon mit diesem Mistkerl von dunklen Lord geplagt bin.“ „Lass ihn das mal lieber nicht hören“, entgegnete sie grinsend. „Es würde ihm das Herz brechen. Allerdings hast du Recht, ich würde auch gerne wissen, warum alle so auf dich fixiert sind. Ich meine, so besonders bist du nun auch wieder nicht. Gut, du hast eine außergewöhnliche Intelligenz, aber das kommt in jeder zweiten Schule vor. Außerdem fordert man diese Leute und wirbt sie an, bei sich zu arbeiten. Aber man ist weder von ihnen besessen, noch beobachtet man jeden ihrer Schritte.“ Harry nickte. Soweit war er auch schon mit seinen Gedanken gekommen. „Ich wünschte, ich würde Dumbledore treffen“, murmelte sie düster. „Dann wüsste ich vielleicht, was er von dir will.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Du bist dir nicht sicher, was du von der ganzen Sache halten sollst. Du machst dir Sorgen. Um Remus, weil er sich auf Dumbledore eingelassen hat und um dich selbst. Mit letzterem hast du übrigens Recht. Ich würde mir an deiner Stelle auch Sorgen machen.“ „Und warum?“, fragte er beunruhigt. „Ganz einfach“, begann sie und sah ihn mit ernsten Gesichtsausdruck an, „weil Draco uns gleich ansprechen wird.“ Tatsächlich wurde ihm im nächsten Augenblick ein Arm um die Schulter geschlungen und sein Bruder drängte sich zwischen die Beiden. „Gleich beginnt das Finale, ist das nicht furchtbar aufregend?“ „Furchtbar ist das passende Wort“, murmelte Harry, aber der Blondhaarige achtete gar nicht auf ihn. „Ich freue mich schon darauf, Krum spielen zu sehen. Es ist ein Unterschied, wenn man die Leute kennt, nicht wahr?“ „Da fällt mir ein, ist deine Familie heute gar nicht hier?“, wandte sich Harry an Felice. „Doch! Wir werden sie dann später sehen. Sie haben auch Karten auf der Haupttribüne“, erklärte sie munter. „Wo sitzt eigentlich unser lieber Auserwählte?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Der liebe Auserwählte“ sollte direkt hinter ihnen sitzen – zum großen Leidwesen von Draco und Felice. Glücklicherweise war Felices Familie tatsächlich da, weshalb sich Neville bald mit Fleur unterhielt und es somit zu keinem Streit kommen konnte. Madame und Monsieur Delacour waren entzückt, sie alle zu sehen und begannen augenblicklich mit Lucius und Narcissa zu plaudern, während sie auf den Beginn des Spieles warteten. Sie saßen direkt vor ihnen und bald darauf war die Tribüne voll. Nur neben Felice fehlte seltsamerweise ein Platz. Doch bald darauf setzte sich ein gutaussehender Mann darauf, den Harry auf Ende zwanzig schätzte. Er hatte dichtes, schwarzes Haar und wirkte zusammengefasst wie ein Model. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Kerl viele Verehrerinnen hatte. Kaum hatte er sich niedergelassen, drehte sich Felice lächelnd zu ihm um und die Beiden begannen ein Gespräch auf Französisch. Interessant, sie kannte ihn also. Plötzlich hörte er, wie Narcissas Stimme neben ihn verstummte und auch sie sich zu dieser Person umdrehte. „Regulus?“ Der Mann wandte sich neugierig zu ihr um und als er sie erkannte, erschien ein freudiger Ausdruck auf seinem Gesicht. „Narcissa! Liebste Cousine! Was für ein Zufall, dass wir uns ausgerechnet hier treffen!“ „Regulus ist Narcissas Cousin“, erklärte Felice leise. „Er ist vor ein paar Jahren nach Frankreich gekommen und hat bei uns einen nicht ganz unwesentlichen Posten im Ministerium erlangt. Würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann Henris Nachfolger wird.“ Er nickte verstehend und hörte dabei zu, wie die Erwachsenen über vergangene Zeiten plauderten. Dabei ließ er Regulus keinen Moment aus den Augen. Natürlich hatte er bereits von ihm gehört. Ganz früher, als er noch Harry Potter gewesen war, hatten sein Vater und Sirius oft über ihn gesprochen, besonders, wenn sie nach einem ihrer „Männerabende“ sturzbetrunken nach Hause kamen, was seine Mutter jedes Mal aufs Neue furchtbar aufregte. Aber auch Narcissa redete gerne über ihn – offenbar war er ein sehr umgänglicher Mensch. Soweit er es wusste, hatte er seinen großen Bruder verehrt und selbst als dieser aus seiner eigenen Familie verbannt worden war, hatte er den Kontakt zu ihm niemals abgebrochen. //Ob er weiß, wo Sirius steckt?//, sinnierte er und musste sofort über sich selbst den Kopf schütteln. Remus Rückkehr hatte ihm offenbar mehr zugesetzt, als er gedacht hatte, wenn er nun bereits damit begann, über seinen anderen Paten nachzudenken. //Er ist nicht mehr dein Pate, genauso wenig wie Remus. Harry Potter existiert nicht mehr, bereits seit Jahren. Du bist ein Malfoy!// Allerdings schien es so, dass einige Leute Harry Potter zurückhaben wollten. Warum nur? Plötzlich bemerkte er, wie Regulus seinen Blick auf ihn geheftet hatte. Fragend hob er eine Augenbraue, was den Älteren zu einem charmanten Lächeln verleitete, für das wahrscheinlich viele Frauen sterben würden, um nur einen Blick darauf werfen zu können. Er war wirklich äußerst... attraktiv. Felices Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, doch sie behielt jeglichen sarkastischen Kommentar für sich. Gut für sie. „Du bist also der berühmte Harvey“, sagte Regulus in einem neutralen Tonfall. „Felice hat mir bereits viel über dich erzählt.“ //Ach ja?// Er warf ihr einen Blick zu. Das Grinsen war immer noch da, aber ansonsten wirkte sie unschuldig oder versuchte zumindest, so zu wirken. „Ich muss sagen, ich war überrascht, als ich hörte, dass ihr noch einen Sohn habt, liebste Cousine“, fuhr er an Narcissa gewandt fort. „Soweit ich mich erinnere, war Draco noch ein Einzelkind, als ich nach Frankreich ging.“ Alle Gespräche in der Umgebung verstummten und Harry konnte aus den Augenwinkel sehen, wie Neville und Hermione ihre Blicke auf Regulus hefteten – wie wahrscheinlich alle anderen Anwesenden auch. Selbst Felice wirkte überrascht und musterte den Mann Stirn runzelnd. Na wunderbar. „Nun, da muss dich deine Erinnerung aber trüben“, sagte Draco lachend und klopfte seinem Bruder liebevoll auf die Schulter. „Ich werde nun schon mein ganzes Leben lang von Harvey verfolgt.“ //Das glaubt Regulus ihm nie und nimmer, oder?// Felice schüttelte unauffällig mit dem Kopf, bevor sie Narcissa einen vielsagenden Blick zu warf. Diese erkannte den Wink mit dem Zaunpfahl sofort und ließ ein trauriges Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen. Harry war gespannt, was jetzt für eine Seifenoper kommen würde. „Du hast Recht, liebster Cousin. Die ersten fünf Jahre seines Lebens war Draco ein Einzelkind, da Harvey diese Jahre leider in einem Krankenhaus verbringen musste.“ Verdutzt drehten sich alle zu ihr um. „Krankenhaus?“, hakte Regulus überrascht nach. „Ja. Du weißt, in unserer Familie kommt es immer wieder vor, dass wir Kinder hervorbringen, deren Magie sowohl weiß, als auch schwarz ist. Das Problem ist nur, dass die beide Seiten solange miteinander kämpfen, bis sie sich entweder gegenseitig auslöschen und damit das Kind in den Tod reißen oder bis eine von ihnen dominiert.“ Ihre Augen begannen in einem vergangenen Kummer zu schimmern und sie holte ein Taschentuch hervor, um sich zu schneutzen. Es gab wirklich keine bessere Schauspielerin als Narcissa Malfoy. „Fünf lange Jahre fürchteten wir, dass wir unseren Sohn nie wieder sehen würden“, schluchtzte sie, während Lucius sie in eine tröstende Umarmung zog. Auch er hatte ein betrübtes Gesicht aufgesetzt, das jeden hier überzeugen würde, dass seine Frau, die Wahrheit sprach. „Aus diesem Grund beschlossen wir, unsere Familien von diesem Kummer zu verschonen und seine Existenz geheim zu halten.“ „D... das ist ja schrecklich“, flüsterte Regulus erschüttert. „Das... tut mir wirklich Leid, ich... wollte euch nicht...“ „Ist schon in Ordnung, Regulus“, warf Lucius ruhig ein. „Du wusstest es nicht.“ „Und... wie kommt es dann, dass Harvey nun wieder bei euch ist?“, fragte Madame Delacour, die ebenfalls zugehört hatte und in deren Augen Tränen glänzten. Die Vorstellung, dass ihr lieber Harvey beinahe gestorben wäre, war offenbar zu viel für ihr französisches Temperament. „Nun, nach fünf Jahren hatte sich seine Magie endlich stabilisiert und wir konnten ihn wieder zu uns holen“, erklärte Lucius und ein Leuchten erschien auf seinem Gesicht, so als würde er sich tatsächlich daran erinnern, wie er seinen geliebten Sohn nach fünf Jahren endlich wieder haben konnte. „Du kannst dir sicher unsere Freude vorstellen, als uns die Heiler mitteilten, dass er endlich über den Berg war. Und seitdem hat er uns glücklicherweise nur noch selten Kummer gemacht.“ Bei diesen Worten warf er Neville einen vernichtenden Blick zu, der ihn unbeeindruckt erwiderte. „Leute, ist das wirklich ein Gespräch für eine Weltmeisterschaft?“, fragte Fleur und strahlte in die Runde. „Ich freue mich auf Viktor! Du nicht auch, Neville?“ „Oh... ähm... ja“, erwiderte er eilig und wandte sich wieder ihr zu. „Was meinst du, wer gewinnen wird?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Im Nachhinein war das Spiel doch interessanter, als er es erwartet hätte. Viktor flog einfach großartig und fing letztendlich für Bulgarien den Schnatz, womit er ihnen den Sieg brachte. Als die Mannschaft danach in die Ehrenloge kam, strahlte er sie alle an, sobald er sie erkannte. Dann war die Weltmeisterschaft zu Ende und eine große Party begann, an die der ganze Zeltplatz teilnahm. Aus diesem Grund fand sich Harry kurze Zeit später alleine in seinem Zelt wieder, während draußen das Chaos ausbrach. Felice war frühzeitig zu ihrer Familie zurückgekehrt. „Du kommst ohnehin bald zu uns“, hatte Madame Delacour gesagt. „Davor wollen wir noch eine Woche nur in der Familie in den Urlaub fahren.“ Natürlich hatte er nicht widersprechen können. Doch bevor sie ging, hatte Felice ihm noch ein Geschenk gemacht, das unbezahlbar war. „Mir gefällt es nicht, dass der dunkle Lord so einfach in deine Gedanken eindringen kann“, hatte sie gesagt und ihre Hände an seine Schläfen gelegt. „Schließ doch bitte kurz die Augen.“ Einen Moment später hatte er ihren Geist in seinem eigenen gespürt. Für diesen Augenblick hatte er all ihre Gedanken und Gefühle geteilt, hatte Erinnerungen gesehen und sich mit ihr auf eine Art verbunden gefühlt, die er nie zuvor empfunden hatte. Bald darauf hatte sie sich wieder zurückgezogen, doch etwas blieb zurück. „Das ist ein Schutzschild für deinen Kopf“, hatte sie erklärt. „Ich habe dir Okklumentikschilde eingepflanzt, die so stark sind, dass nur ein anderer Empath oder ich selbst sie durchbrechen können. Sie werden solange halten, wie ich lebe. Dennoch würde ich dir raten, jemanden zu bitten, dir Okklumentik beizubringen. Nur für den Fall.“ Dem dunklen Lord würde es wahrscheinlich überhaupt nicht gefallen, aber das war ihm egal. Dieser Schild war das perfekte Geschenk, er würde den dunklen Lord, Snape und vor allem Dumbledore aus seinen Gedanken heraushalten. Endlich würde er wieder etwas Privatsphäre haben, zumindest, solange kein Empath in der Nähe war. Seufzend ließ er sich auf einen Sessel sinken, der in der Nähe stand und lehnte sich zurück. Es war ein anstrengender Geburtstag gewesen. Ihm war bereits vorher klar gewesen, dass es nicht sein bester werden würde, aber dennoch. Zuerst Remus und dann auch noch Regulus... konnte er seine Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen? Er war kein Potter mehr. Er war ein Malfoy. //Nein, bist du nicht. Egal was auch passiert, du wirst niemals von deinem Blut loskommen – oder deiner Magie.// Ein Weißmagier in einer schwarzmagischen Familie. Narcissa hatte zwar eine plausible Erklärung gefunden, aber trotzdem. Er sah nicht aus wie ein Malfoy oder gar ein Black. War es nicht Snape, der sagte, dass er wie sein Vater aussah? Und wie lange würde Remus schweigen? Was, wenn er allen erzählte, dass er in Wahrheit... aber in dem Fall hätte Dumbledore das von Anfang an gesagt, oder? „Du scheinst beunruhigt.“ Harry zuckte zusammen. Wo kam der denn auf einmal her? „Ist etwas passiert?“ „Ich wüsste nicht, warum das Euch interessieren sollte“, flüstere er und blickte auf. Der dunkle Lord saß auf einem Sessel ihm gegenüber und musterte ihn aufmerksam. Harry fiel auf, dass er bereits viel gesünder aussah, als bei ihrer ersten Begegnung und irgendwie... lebhafter. Obwohl er nicht wusste wieso, beruhigte ihn dieser Gedanke. Warum hatte er überhaupt so krank ausgesehen? „Warum sollte es mich nicht interessieren, wie es meinem genialen Waisenkind geht?“, fragte er sanft. Harry blinzelte. Sein geniales Waisenkind? Seit wann gehörte er ihm? Andererseits dachte er hier über einen dunklen Lord nach. Seiner Meinung nach gehörte ihm sicher die Welt und er gehörte wohl oder übel dazu. Nicht zu vergessen, dass er von ihm besessen war, ein weiteres Problem in seinem Leben. „Wo ist deine kleine Empathenfreundin? Wie ich sehe, hat sie dir ein nettes Geschenk dagelassen.“ „Ich denke, dass das Geschenk äußerst passend ist, besonders da Ihr bereits wieder versucht, in meine Gedanken einzudringen“, entgegnete er eine Spur zu unhöflich. Der dunkle Lord hob eine Augenbraue. „An deiner Zunge solltest du noch arbeiten, Junge. Sie könnte dich sonst irgendwann in Schwierigkeiten bringen.“ „Was tut Ihr überhaupt hier?“, fragte Harry, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. „Zuerst lasst Ihr euch wochenlang nicht blicken und dann taucht Ihr einfach wieder auf. Mitten auf der Quidditchweltmeisterschaft, wo Euch jederzeit jemand finden kann.“ „Na sowas? Macht sich mein geniales Waisenkind etwa Sorgen um mich? Ich bin gerrührt.“ „Sorgen? Um Euch? Träumt weiter, Mylord.“ Verärgert stand er auf und lief durch das Zelt. Die Arme verschränkend blieb er mit dem Rücken zu ihm stehen und starrte auf die Wand vor sich. „Ich verstehe Euch nicht“, fuhr er fort. „Warum ich? Warum müsst Ihr ausgerechnet mich verfolgen? Ich bin nicht der Malfoyerbe. Gut, man sagt, dass ich über einen hohen IQ verfüge, aber ich habe kein Interesse an Politik oder einem Krieg. Wenn Ihr unbedingt ein Schoßhündchen braucht, nehmt Draco. Er würde es mit Freuden...“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, tauchten zwei Arme in seinem Blickfeld auf und plötzlich wurde er an eine überraschend feste Brust gepresst. Im nächsten Moment konnte er den warmen Atem des dunklen Lords an seinem Ohr spüren und sein Herzschlag beschleunigte sich um einiges. Überall dort, wo der Andere ihn berührte, schien sein Körper zu brennen, selbst dort, wo sie von ihrer Kleidung getrennt wurden. Warum hatte dieser Kerl nur immer eine solche Wirkung auf ihn? „Wenn du mein Schoßhündchen werden solltest, würde ich dir ein Halsband umlegen und dich an meine Seite ketten. Glaub niemals, dass ich du einer meiner gewöhnlichen Gefolgsleute werden sollst, Harry.“ Als er seinen Namen hörte, konnte er nur schwer ein Stöhnen unterdrücken und schloss unwillkürlich die Augen. Dabei lehnte er sich unbewusst tiefer in die Umarmung – konnte man es so nennen? – was der dunkle Lord sofort damit belohnte, seinen Griff zu festigen. „Ist es das, was dir Sorgen bereitet hat?“, fragte er sanft. „Warum ich dir folge und nicht jemand anderes?“ „Unter anderem.“ Verdammt, warum konnte er nicht lügen? Es ging diesen Mistkerl überhaupt nichts an, was in seinem Kopf vor sich ging. Deshalb hatte Felice doch einen Schutzschild um seine Gedanken errichtet. Er wollte nicht, dass dieser Mann alles über ihn wusste und doch... Seine Nähe, seine Aura, sein Duft, sein ganzes Wesen, sie beruhigten und beunruhigten ihn gleichermaßen. Er musste zugeben, dass er sich bei ihm auf eine verquere Art und Weise sicher fühlte. Genauso wie in seinen Träumen, die er hatte, seitdem er denken konnte. Es waren immer rote Augen, die ihm Trost geschenkt hatten und jene Augen gehörten diesem Mann. „Unter anderem?“, wiederholte dieser, während er seinen Kopf zufrieden an Harrys lehnte. „Was beschäftigt dich sonst?“ Aber er achtete überhaupt nicht auf ihn. Warum hatte er seit er denken konnte von diesem Mann geträumt? Sie waren sich doch erst vor ein paar Wochen begegnet? Und weshalb hatte Lily vor so vielen Jahren hysterisch reagiert, als er sie darauf ansprach? Da stimmte doch irgendetwas nicht! Doch bevor er dieser Sache näher nachgehen konnte, zog der dunkle Lord seine Aufmerksamkeit wieder auf sich und das mit einem einzigen Satz: „Hat es etwas mit diesem Werwolf zu tun, dem du heute begegnet bist?“ Sofort ließ er seine Augen – die bisher verschlossen gewesen waren – aufschnellen. Wie bitte?! „Ihr habt mich ausspionieren lassen?“ Eigentlich hatte er vorwurfsvoll klingen wollen, doch in seinen Ohren wirkte es vielmehr amüsiert. Vielleicht war es das tatsächlich. Warum sollte ein dunkler Lord ihn ausspionieren? //Weil er von dir besessen ist. Darum.// „Nicht direkt. Ich habe nur sehr zuverlässige Spione.“ //Ist das nicht dasselbe?// Aber er hielt seinen sarkastischen Kommentar zurück. „Was hat er dir erzählt? Dass du zu Dumbledore gehen und dich hinter seinem Rockzipfel verstecken sollst?“ „So etwas in der Art. Aber macht Euch keine Sorgen, Mylord. Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass nicht einmal er mich vor Euch retten kann.“ Die Arme lösten sich von seinem Körper und stattdessen wurde er von seinen beiden Händen umgedreht. Der dunkle Lord musterte ihn argwöhnisch, allerdings konnte er seine Verärgerung nicht so gut verstecken, wie er beabsichtigte. „Wenn ich dir in irgendeiner Weise schaden wollte, hätte ich es bereits getan. Du stehst unter meinem Schutz und nicht auf meiner Todesliste. Wie oft muss ich dir das noch erklären, bis du es endlich begreifst?“ „Dann sagt mir, warum Ihr so versessen auf mich seid!“, forderte er aufgebracht. Voldemort setzte gerade zu einer Antwort an, als sie lachende Stimmen näher kommen hörten. Ein leichtes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Älteren und er fuhr ihm zum Abschied über die Wange. „Ich weiß es nicht.“ Im nächsten Moment war er verschwunden. Kurz darauf betrat Draco mit ein paar seiner Freunde das Zelt und sie begannen zu feiern. Harry flüchtete währenddessen nach draußen und rannte, rannte, rannte, bis er mitten in einem Wald zum Stillstand kam und nach Luft schnappend in den Himmel blickte. Selbst hier draußen war es, als würden die Finger des dunklen Lord immer noch über seine Wange gleiten, um ihn nie mehr loszulassen. Und vielleicht würden sie das tatsächlich niemals tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)