Schweinehunde unter sich von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 18: Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge. ----------------------------------------------------------------------------------- Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge. 2370 - In knapp 359 Jahren - 9 Jahre vor Datas Tod Irgendwie kam er sich übers Ohr gehauen vor. Seine Schwester stand in der Tür, lächelte ihn an und neben ihr stand dieser junge Kerl, mit einem der wohl unverschämtesten Lächeln auf den Lippen, das man sich vorstellen konnte. „Buzz Intrupper? Darf ich Dir Calvin Nathan Cat vorstellen?“, sagte sie und deutete auf den Typen, „Das is mein Freund.“ Eher Widerwillig griff Buzz die Hand des Typen, der ihn noch unverschämter angrinste, der Gegend einen kurzen Blick schenkte und dann zu Gina sagte: „Schicke Hütte.“ ‚Schicke Hütte?!’ Das Haus, in dem diese Szenerie stattfand, stand in Ginas und Buzz’s Geburtsort – Perugia – und gehörte seit Generationen in den Familienbesitz der Intruppers. Wie konnte dieser Typ es wagen, einem so schönen, alterwürdigen Gebäude das Wort ‚Hütte’ beinahe schon despektierlich entgegenzusetzen? „Sehr erfreut.“ Hoffentlich merkte dieser Cat nicht, dass er es absolut nicht ernst meinte. Am Liebsten würde er ihm den Tiber zeigen – aus nächster Nähe – und ihn erfahren lassen, wie tief der Fluss in Perugia war. ‚Schicke Hütte’. Auf diesem Grundstück hatten sich Schlachten entschieden und war Geschichte geschrieben worden. Dieses Haus hatte miterlebt, wie Italien die Finanzkrise überlebt hatte, wie der dritte Weltkrieg Europa verheert hatte und hatte etlichen Flüchtlingen als Schutz gedient. Hier war die Familie Popolo seit hunderten von Jahren zu Hause und nicht einmal die Einheirat von Clark Intrupper, Ginas und Buzz’s Großvater, hatte die Einstellung der Intruppers zu diesem Ort verändert. Hier waren sie zu Hause – seit Jahrhunderten. Und dann kam dieser Typ und sagte „Schicke Hütte“? ‚Wo kommen wir denn da hin?’, schoss es Buzz durch den Kopf, gefolgt von dem Gedanken:’Ach, lass mal – vielleicht berappelt sich der Junge ja noch. Er mag nicht älter als 18 sein. Da ist man noch sehr ungestüm.’ Und ausserdem konnte Buzz, das sah er an dem Funkeln in Ginas Augen – und an dem Funkeln in den Augen des Typen – gegen eine Wand anreden. Die beiden waren offenkundig in einander verliebt und er hatte seine Schwester sehr gern. Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand – und ganz besonders nicht er – ihrem Glück im Wege stand. Und vielleicht war er ja auch gar nicht so verkehrt. „Sag mal, macht’n dein Bruder so?“, fragte Cal in diesem Moment und Buzz schaute ihn an: „Ich bin Arzt. Doktor um genau zu sein.“ „Doctor Who?“ „Intrupper. Das hatten wir schon.“, erläuterte Buzz und schaute verblüfft mit an, wie Cal sich vor Lachen bog. Gina bedachte ihn mit einem warnenden Blick und schaute dann entschuldigend zu Buzz herüber, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lachenden schenkte: „Cal, das war nicht witzig. Du kannst nicht bei jedem Arzt diesen ‚Doctor Who’-Gag bringen.“ „Warum nich? Is doch lustig.“ Die Frau rollte mit den Augen, zuckte mit den Schultern und schaute den Typen an: „Schatz, dürfte ich dich bitten, dich in meiner Gegenwart zu benehmen?“ Cal schaute sie an, wiegte kurz mit dem Kopf und nickte dann. „okay.“ Das er dabei nicht noch ein Kaugummi kaute, war schon alles. Als der Mann, der später Captain sein würde, ging, schauten Brüderchen und Schwesterchen ihm hinterher, sich dann an. „Und?“, fragte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen; „Was sagst Du? Er ist doch…“ „Bescheuert?“ „Ja, aber ich erzieh ihn mir schon.“, sagte sie, gab ihm einen leichten Knuffer in die Seite und machte sich auf den Weg, dem späteren Captain zu folgen. 2374 In knapp 362 Jahren, damit 5 Jahre vor Datas Tod Buzz Intrupper hielt es für eine nahezu unglaubliche Mitteilung. Die komplette Belegschaft des ‚IntelliMask’-Projektes hatte der Übertragung der neuesten Gefallenenlisten beigewohnt, als plötzlich eine Sonderausgabe der beliebten Nachrichtensendung „Schlaglicht auf die Stadt der Lichter“, live aus Paris, Frankreich, übermittelt wurde. Wie immer fanden sich die üblichen Polit-Nasen in weich-gepolsterten Sesseln ein, um über das aktuelle Tagesgeschehen zu diskutieren. In der Sendung wurden zwei Themen besprochen. Alle beide waren eigentlich positiv und tatsächlich riss die erste Nachricht (der Dominion-Krieg war vorbei) Buzz aus seiner Lethargie, die er empfunden hatte. Vielleicht war es doch nicht notwendig, diese Maske herzustellen? Man hatte ihm eingeschärft, dass man, wenn man die Formwandler je infiltrieren wollte, weiter gehen musste, als nur eine sich-selbstverändernde Maske zu entwickeln. Man musst eselbst zu einem Formwandler werden. Leider war das Testsubjekt, irgendein Lieutenant Nobody, den niemand vermissen würde, bei dem letzten Scharmützel, das sich die U.S.S. Crazy-Horse mit einem Jem’Hadar-Schiff geliefert hatte, verstorben. Und bevor er von der berühmt-berüchtigten Sektion 31 bestraft wurde, weil er keine Ergebnisse liefern konnte, hatte er sich überlegt, dass es wohl am besten wäre, selbst den Versuch anzutreten. Aber das schien ja nun nicht notwendig. „Und nun auf der positiven Seite des Tages. Die Föderation hat sich sofort nach dem Ende des Krieges bereit erklärt, sich wieder der Erforschung des Weltalls zu widmen. Den ersten Flug in diese neue Ära übernimmt am morgigen Donnerstag, die U.S.S. Dragonfly NCC-0815-A. Kommandiert wird sie von Captain Calvin Nathan Cat, der…“ Ab da war es Buzz eigentlich egal, was in den Nachrichten gesagt wurde. Dieser Typ, der vor vier Jahren die Ehre des Hauses mit Füßen getreten hatte, wurde nun Kommandant eines Raumschiffes? Wenn das mal kein schlechter Scherz war. Und wenn man überlegte, was dieser Vollhorst sich dazwischen noch so geleistet hatte – von der Trennung von Gina mal gar nicht zu reden. Er – Buzz – hatte tagelang darauf verwendet, sie dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass sie sauer war. Sie hatte immer nur behauptet, dass sie es nicht wäre, aber er konnte sich vorstellen, was für eine unbeschreibliche Wut in ihr brodeln musste. In ihr, die doch eigentlich besseres verdient hätte, und die zwei Jahre an diesen Vollidioten verschwendet hatte. Und er würde es diesem Cal schon heimzahlen. Niemand ließ ungestraft seine Schwester fallen und kam mit dem Leben davon. Das hatte er schon damals, als sie noch in die Grundschule gingen, klar gemacht. Jeder, der es auch nur wagte, seiner kleinen Schwester in den Haaren zu ziehen, fand sich mit mindestens einem gebrochenen Nasenbein auf dem Boden wieder. Und das würde auch Cal so ergehen, oh ja. War es Unfall oder so etwas wie eine unbewusste Reaktion? Buzz wusste es nicht, er wusste nur, dass er sich an einen nicht-gut-einsehbaren Ort schlich und sich das Serum, an dem er gerade gearbeitet hatte, injizierte. Und schon handgestoppte drei Sekunden später bereute er es. Die Schmerzen, die durch seinen Körper pulsten, waren rasend. Er ging in die Knie, wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Und dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Hallo, Buzz. Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben. Oh ja, das würden sie. Die drei leblosen Körper, auf die er gerade herabblickte, ließen ihn lächeln. Eigentlich war es ja nur Cal, hinter dem er her war, aber, warum sollte er nicht… „Jack?“, erklang die Stimme Daniels, der gerade aus der Tür zum Besprechungsraum kam. Verdattert blickte er erst ihn an und warf dann einen Blick zurück in den Besprechungsraum. Und dann hörte Traceless die Stimme des Mannes, dessen Gesicht er da gerade spazieren trug. Keine Sekunde später verließ General Jack O’Neill den Besprechungsraum, schaute sein Gegenüber mit der sehr typischen Verwirrtheit an, die mit dem Blick ins eigene Antlitz, das einem gegenüberstand, eigentlich immer einherging. Und keine Millisekunde später hörte er hinter sich das Geräusch einer entsicherten Baretta. Er brauchte eigentlich keinen Blick über seine Schulter zu werfen, es war logisch, das die Person hinter ihm jemand vom Personal der Homeworld Security sein musste – und er tippte auf Sam. „Keine Bewegung.“, zischte die Inhaberin der Stimme und Traceless spürte, wie Zufriedenheit seinen Geist durchpulste. Es war tatsächlich Sam Carter. Langsam drehte er sich um, sah, wie sie ausholte und ihm dann die Waffe gegen die Schläfe schlug. Normalerweise hätte dies dafür gesorgt, dass ein Mann seiner Größe und Statur zu Boden getaumelt wäre und das Bewusstsein für mindestens eine Stunde verloren hätte. Er jedoch war nicht normal. Zwar taumelte er zu Boden und fühlte, wie eine leichte Benommenheit in ihm emporstieg, aber die dunklen Ränder der Ohnmacht, die er schon oft genug gespürt hatte, blieben aus. Also war er wieder auf den Beinen, lächelte und wollte gerade verschwinden, als er silberheißen Schmerz fühlte, der mit einem lauten Knall einherging. Verblüfft starrte er Sam an – doch von ihrer Waffe stieg kein Rauch auf. Erneut dieser Schmerz. Er taumelte nach hinten, hatte nun auch O’Neill im Blick, aber auch von dieser Waffe kräuselte sich keine verdächtige Rauchspur. Und dann sah er, wie etwas auf ihn zuraste. Erneut taumelte er nach hinten, krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter. Ziva David kam auf ihn zu, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn an. Sie flankierten Cal und Agatha. „Wieso…“, brachte er hervor und Cal lächelte. „Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“ „Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“ Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“ „Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“ Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“ „Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“ „Lass uns wollen.“, erwiderte sie. Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“ „Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“ „Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“ Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an. Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“ Der Halbitaliener lehnte sich in seinem Sessel zurück, als von draußen Schüsse zu hören waren. Schnell war er auf den Beinen, taumelte zur Tür und sah gerade noch, wie eine Person, die Jack O’Neill aufs Haar gleichte, an einer Wand herunterrutschte. Und vor ihr stand, in einer Pose, die sie irgendwie cool und sexy erscheinen lies, Ziva David. Hey, sie erschießt gerade einen Sterne-General!, schoss es Tony durch den Kopf, der sich dann mit einem Schütteln desselbigen korrigierte, Traceless. „Wieso…“, brachte der Verbrecher hervor und Cal lächelte.Dann wandte er sich an Ziva und schaute sie an: „Woher wusstest Du eigentlich, was meine Chefärztin und meine XO wieder planen?“ Ohne den Verbrecher aus den Augen zu lassen, zuckte sie mit den Schultern und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Tri-Ox. Das ist der selbe Trick, den McCoy seinerzeit bei Kirk verwendet hatte. Damals war es ein Anästhetikum, das den Tod Kirks vortäuschen sollte, hier war es ein Breitbandgegengift.“ „Ich hätte es nicht besser erklären können.“, grinste Agatha, „Ich meine – zwar konnte keiner wissen, ob und was Tracy-Boy hier plant, aber…es war halt alles irgendwie möglich. Und da dachte sich Gina, dass Vorsicht besser wäre, als Nachsicht.“ „Narren.“, spuckte Tracy aus und ehe Ziva reagieren konnte, hatte sich der Verbrecher verflüssigt und verflüchtigt. Der Captain schaute zu Agatha herüber: „Müssen wir ihn jetzt echt wieder suchen?“ „Wenn Du nicht willst, dass Riker und Troi sterben, dann sollten wir uns auf die Socken machen.“, erwiderte die XO, was den Captain dazu brachte, theatralisch zu seufzen: „Dabei bin ich soooo schwach.“ „Sagt der Mann, der gerade mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.“, grinste Ziva und schaute ihn an: „Und ausserdem – komm, sei mal ein Anführer und zeige uns, wo er sich versteckt haben könnte, der gute Tracy.“ Cal rollte mit den Augen. Dr. Daniel Jackson hatte verdammt gute Laune. Gerade eben hatte man ihm mitgeteilt, dass die George Hammond im Orbit schwebte und er sich mit Sam im Hauptquartier der Homeworld Security treffen konnte. Da eine Fahrt von Colorado Springs nach Washington etliche Stunden dauerte, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, regelmäßig zwei Tage, bevor Sam dem Missionsplan und der Missionsdauer folgend, ankommen würde, in einem der unzähligen Washingtoner Hotels unterzukommen. Das hatte den immensen Vorteil, dass er sich regelmäßig in den Büchereien und anderen kulturellen Glanzlichtern der Hauptstadt der USA verlieren konnte. Heute hatte er schon das Lincoln Memorial besichtigt, mit einigen Besuchern der Stadt gesprochen und erneut einen Abstecher in eines der von ihm häufig frequentierten Schnelllokale hinter sich. Dann hatte man ihn angerufen, ihm erklärt, dass Colonel Carter gerade angekommen wäre und er hatte sich auf den Weg gemacht. Daher die verdammt gute Laune. Als Daniel bei Sam angekommen war, wurde er gerade Zeuge, wie eine wabernde Masse, die ihn an einen Gründer aus Star Trek erinnerte, in den Lüftungsschächten verschwand und nahm es mit der stoischen Gelassenheit, die er sich in 15 Jahren Stargate-Center antrainiert hatte. Es war sinnlos, sich über etwas aufzuregen oder zu wundern, erst recht nicht, wenn die Dragonfly im Orbit schwebte. Er baute sich hinter Sam auf, räusperte sich und überließ seinen Körper der Schwerkraft, denn er wusste, was eine gelernte Soldatin in diesem Fall tat. Tatsächlich überraschte sie ihn jedoch, schlug nicht mit der Hand nach Hinten, um sich dann umzudrehen, sondern trat zu. Dorthin, wo es weh tat. Das Geräusch war bekannt und Daniel konnte seinen Schmerz glaubhaft machen. Und dennoch lächelte Sam. Sie entschuldigte sich zwar, aber sie lächelte. Das war doch wirklich ein starkes Stück. Eigentlich war es eine sinnlose Übung und Ziva war geneigt, der allgemeinen, pessimistischen Grundstimmung, die sich gerade im Hauptquartier ausbreitete, durchaus zuzustimmen. Es war schon verstörend. Zwar hatte man Traceless ausgetrickst und ihn mal wieder gestellt, aber – er war entkommen. Mal wieder. Und es störte sie, dass sie ihn zwar so sehr verwunden konnte, dass er sich verflüssigte, er dann aber wieder entkam. Was konnte man machen? Vielleicht einen großen Schwamm holen und Traceless damit aufsaugen? Sie drehte sich zum Captain und der XO um, holte tief Luft und fuhr sich in einer frustrierten Geste durch die Haare: „Okay, ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird.“ Der Blick des Captains war beinahe schon zu unschuldig, sodass die hübsche ehemalige Mossad-Agentin nicht wirklich geneigt war, zu glauben, dass der Mann keine Ahnung hatte. Er wusste genau, was los war. „Was hat er für Probleme mit euch?“, fragte sie daher und deutete auf die Besenkammer, „Warum hat er versucht uns zu betäuben?“ Ehe Cal antworten konnte, trat Agatha auf sie zu, die Hände in die Hüften gestemmt und sie aus ihren grünen Augen derart unnachgiebig anblickend, dass sie die Willenskraft, die dahintersteckte, deutlich körperlich spüren konnte. Auch für Tony war dies möglich, und er konnte sich nicht helfen, er musse den Kopf schütteln und grinsen. „DiNozzo?“, fragte Gibbs und der Halbitaliener zuckte mit den Schultern. Dann deutete er auf die beiden hübschen Frauen, die da einen wortlosen Kampf der Willen ausfochten. Keine der beiden schien geneigt, aufzugeben. „Es ist nichts, es ist… es ist nur, dass Agatha, als wir sie am Anfang verhört haben, so komplett anders war.“ Und schon begann er, daran zu denken. Im anderen Verhörraum saß die Rothaarige auf einem Stuhl, vor ihr saß, mit einem freundlichen Lächeln Anthony DiNozzo. Er legte vor ihr die Fotos von Captain Stone auf den Tisch: „Kommt er Ihnen bekannt vor?“ „Nein.“, sagte sie und schaute ihm in die Augen, „Tut er nicht. Wieso?“ „Weil Sie gesehen wurden, wie Sie das Vorzimmer seines Büros betreten hatten.“ „Von wem?“ „Einer Zeugin.“, antwortete DiNozzo und erwiderte ihren Blick. Sie schien kurz über das nachzudenken, was er sagte, legte den Kopf schief und schüttelte dann den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“ „Warum sollte sie?“ Ein Schulternzucken. Das war tatsächlich ihre Antwort, ein einfaches, fast schon gelangweiltes Schulterzucken. Dann blickte sie auf die Fotos von Captain Stone. „Er ist wirklich tot, ja?“ „Unser Pathologe meint das zumindest. Was sollte er auch sonst sein?“ Nun schaute sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust, verengte ihre Augen zu Schlitzen, ehe sie sagte: „Ich habe schon von Leichen gehört, die gar nicht tot waren. Die stehen einfach auf und gehen.“ Tony lachte. „Klar, wie Zombies, ja? Die Leichen erheben sich aus den Gräbern?“ „Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Nicht wie Zombies. Es ist etwas viel Schrecklicheres, und wenn Sie sie gesehen hätten, würde ihnen der kalte Schauer über den Rücken laufen, wenn sie im Radio diesen einen Satz hören. Ich vergesse ihn niemals.“ „Und wie lautet dieser Satz?“, fragte Tony nach und legte den Kopf schief. Sie beugte sich vor, so weit, dass sie sich beinahe berühren konnten. Mit ernstem Blick, der sich durch die Augen tief in Tonys Seele bohrte, wisperte sie: „Widerstand ist zwecklos.“ Der NCIS-Agent schaute die Frau mit angehaltenem Atem an, merkte, dass sie diesen Satz komplett ernst meinte und offenbar daran GLAUBTE, was sie sagte. In ihrem Blick gefangen wand er sich, spürte, wie die unterschwellige Panik, die in diesem Satz innewohnte aus ihr heraus in sein Bewusstsein brandete. Er wollte sich dagegen auflehnen, dagegen kämpfen, er… Das Klopfen an der Tür ließ Tony kurz zusammenschrecken, ehe er sich wieder fasste. Ziva stand dort, winkte ihn zu sich. Er stand auf und ging zu ihr. „Ich weiß nicht, wie es mit Deinem ist, aber meine ist komplett verrückt. Sie glaubt tatsächlich, dass Zombies existieren.“, eröffnete DiNozzo, grinste dann schräg: „Aber sie kriegt eine Eins für „Atmosphäre“. Sie hat das wirklich gut verkauft.“ „Meiner ist aber auch ein wenig merkwürdig, Tony. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Gläser im Schrank.“ „Tassen, Ziva. Das heißt ‚Tassen im Schrank’.“, korrigierte er sie, was sie dazu brachte, ihn böse anzufunkeln: „Wann wirst Du damit endlich aufhören, Tony?“ Er grinste schuljungenhaft: „Nie, dazu macht es viel zu viel Spaß.“ „Könnt Ihr mir mitteilen, was es Neues gibt?“, fragte plötzlich die etwas ungeduldig klingende Stimme von Leroy Jethro Gibbs. Kein Wunder – mitten auf dem Navy-Yard war ein Mord geschehen. Das setzte nicht nur Gibbs, sondern auch den Chef des NCIS, Leon Vance unter enormen Druck. „Gibbs, unsere beiden Verdächtigen sind reif für die Klapsmühle.“, erklärte Ziva und stockte, als sie merkte, wie Tony sie verblüfft ansah. Sie fuhr herum: „Was?!“ DiNozzo grinste: „Ich finde es nur verblüffend, dass Du tatsächlich ein Idiom richtig verwenden konntest.“ Ihr „Ach, halt die Klappe“ nahm er mit einem noch breiteren Grinsen zur Kenntnis, das sich jedoch verflüchtigte, als er das Räuspern des Bosses wahrnahm. „’Tschuldige, Boss.“, machte er und in seinen Tonfall schlich sich so was wie Schuldbewusstsein. Dann begann Ziva zu erzählen. Gibbs genervtes Räuspern riss den Halbitaliener wieder aus seinen Erinnerungen. Er blickte kurz zu den beiden Frauen, die gerade ein mentales Duell ausfochten und wandte dann seine volle Aufmerksamkeit seinem Chef zu. „Also – als ich sie verhörte, zeigte sie zwar auch den sehr starken Willen, sich nicht in die Karten gucken zu lassen, aber…“, er machte eine Pause und deutete auf Ziva und die sie anstarrende Agatha, „… das hier ist wirklich anders.“ „Schluss jetzt.“, erklang die Stimme des Captains und er schaute von der hübschen Israeli zum Rotschopf, „Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig mißtrauen und uns angiften.“ „Cal, die oberste temporale Direktive…“, setzte Agatha an und der Kommandant seufzte genervt, ehe er sie unterbrach: „… ist sowieso schon genug unter Beschuss. Wir können die Hilfe dieser Leute gut brauchen, zumal der Kampf jetzt hier stattzufinden scheint.“ Damit wandte er sich an Ziva: „Also gut – kurz und knapp erzählt: der gute Traceless ist, wann immer wir aufeinander treffen, hinter mir her, weil er einen Groll hat. Na ja – mehr oder weniger einen Groll. Es ist…“ Er holte Luft, blickte ein wenig unschlüssig nach links, nach rechts, sah hilfesuchend zu Agatha, die den Kopf schüttelte und ihm zuzischte „Das hast Du Dir selbst eingebrockt. Jetzt sieh zu.“ Der Captain nickte, räusperte sich und schaute die hübsche Israeli dann an: „Es geht, wie immer wenn es um was geht, um Liebe. Romantische Liebe, Geschwisterliebe, die Liebe, die unter Freunden auftritt, die Liebe die unter besten Freunden – oder Freundinnen – auftritt.“ Erneut machte er eine kurze Pause und begann, während er weitersprach und die Geschichte erzählte, auf und abzugehen. Ziva blickte ihn an: „Also er ist der Bruder deiner Schiffsärztin, die nicht wütend ist, dass Du sie für Agatha verlassen hast?“ „Das ist in kurzen Worten die lange Geschichte. Ich weiß auch nicht, wieso Gina mir nicht böse war…“ „Dürfte daran liegen, dass sie zu diesem Zeitpunkt für einen gewissen Sternenflottenarzt schwärmte und du, so britisch Du auch sein magst, nun mal kein Julian Bashir bist.“, sagte Agatha und schaute ihn mit einem Schmunzeln an, „Ich für meinen Teil bin mit einem Calvin Nathan Cat zufrieden. Es muss kein Doctor sein, Sweetie.“ Ziva grinste: „Nun ja – immerhin ist er der Captain.“ „Captain who?“, fragte nun Sam Carter und kam näher. Die drei Frauen nickten einander wissend zu und wandten sich, nachdem sich der Captain geräuspert hatte, wieder ihm zu. „Ja, Captain, mein Captain?“, fragte Agatha mit einem schelmischen Lächeln, „Was gibt es?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Och, nichts Wichtiges. Ich dachte nur – vielleicht wollten wir Tracy-Boy fangen.“ „Du wolltest uns sowieso zu ihm führen, Cal.“, grinste Ziva, „Dann mach es auch.“ Nun schluckte der Captain, schaute die Israeli ein wenig nervös an und lächelte: „Wollte ich, ja?“ „Wer wäre besser geeignet? Du kennst ihn seit Jahren.“, erläuterte die Dunkelhaarige, was Agatha dazu brachte, sich zu räuspern: „Mir ist er auch nicht unbekannt. Ihr solltet euch nicht zu sehr auf den Captain verlassen.“ Dies zu hören und verärgert den Kopf zu ihr herumzudrehen, war für den, über den da gesprochen wurde, eine Handlung: „Man sollte sich nicht zu sehr auf mich verlassen? Hab ich mich da verhört?“ „Oh, nun komm aber. Willst Du wirklich sagen, dass Du genau wüsstest , wo Tracy sich hingeschlängelt hat?“, fragte die XO und schenkte ihm einen neugierigen Blick. Der Captain überlegte kurz, zuckte dann mit den Schultern und deutete nach vorne: „Dann mach mal, Gathy-Chan.“ Die hübsche XO holte tief Luft, schaute sich dann um und begann, mit befehlsgewohnter Stimme zu sprechen. „Für innovative Pläne haben wir keine Zeit, also müssen wir das nehmen, was wir haben. Wir teilen uns in Zweierteams auf. Die jeweiligen Partner denken sich Erkennungswörter aus, sodass die, im Fall einer kurz- oder längerfristigen Trennung voneinander, leichter zu identifizieren sind. Diese Passwörter verratet Ihr bitte nur eurem Partner und niemand Anderem.“ Damit schaute sie zu Cal: „Ich würde vorschlagen, dass die Teamaufteilung so aussehen wird: Cal, Du und ich werden ein Paar bilden. Die Anderen sind Ziva und Tony, Sam und Daniel, Abby und McGee.“ „Sie, General O’Neill bleiben bei Special Agent Gibbs.“, sagte Sam und schaute ihren Chef an, mit den Schultern zuckend: „Es ist halt die beste Idee.“ Dies brachte Cal dazu, sich zu räuspern: „Übrigens, … beste Idee. Wat is’n ma’ so mit Knarren?“ McGee kam sich vor, als würde er in einer Deep-Space-Nine-Folge mitspielen. Die Star-Trek-Serie, in der Benjamin Sisko die titelgebende Raumstation Deep Space Nine – oder auch DS09 – kommandierte, enthielt neben dem ziemlich vielschichtigen Bösewicht Gul Dukat, auch die formwandelnden Wechselbälger, die, wie es Traceless tat – dazu in der Lage waren, sich in alles mögliche zu verwandeln. Die Problematik, die er sah, war, dass man einerseits nie hundertprozentig wissen konnte, wer ein Formwandler war und wer nicht – allerdings hatte die Idee mit den Erkennungswörtern dieser Sache den Schrecken zumindest teilweise genommen. Ein anderes Problem war, dass diese Formwandler aus jeder noch so unmöglichen Ecke zuschlagen konnten. Wie hatte Odo doch gleich gesagt? „Ein Wechselbalg kann alles sein. Ein Pfosten, ein Pfeiler, sogar ein Stück der Reflektionsdeckschicht.“ Das war, nachdem er bei einer Art „Planspiel“ oder „Angriffssimulation“ selbst als Wechselbalg unterwegs gewesen war. Hier galt dies genauso. Niemand wusste, aus welcher Ecke Traceless hervorschießen konnte, noch, was genau er vorhatte. Und dann würden sie scharfe Munition verwenden müssen… das machte ihm besonders zu schaffen. Sam Carter, die vor ihm herging, schien das zu spüren, sie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn beruhigend an. „Keine Sorge – wir werden natürlich keine Munition verwenden, die tödlich sein könnte. Schließlich ist es ja durchaus möglich, dass Du auf jemanden schießt, der eigentlich nur seinen Partner verloren hat.“, sagte sie und schaute kurz zu Daniel und dann zum Captain, ehe sie wieder Blickkontakt mit McGee herstellte: „Das wäre ja schade, wenn Du Cal oder Daniel ein Loch in den Pelz brennen würdest.“ Der Anthropologe schaute die hübsche Astrophysikerin an: „Also ich möchte kein Loch im Pelz. Der Tritt gerade hat mir gereicht.“ „Was schleichst Du dich auch an?“, fragte Sam mit einem frechen Glitzern in den Augen, ehe sie sich an McGee wandte: „Also – wir teilen gleich INTARs aus.“ „Eine Art Kristall, die aussieht wie gewöhnliche Schusswaffen.“, warf der Captain aus der Nachhut die Erklärung ein, „Frag mich nich – sieht lustig aus.“ Tatsache. Die Waffe, die Sam dem IT-Fachmann aushändigte, hatte das genaue Gewicht und die genaue Form einer Baretta – also seiner eigenen Dienstwaffe – wenn nicht dort, wo normalerweise das Magazin eingerastet ist, eine art rötlicher Kristall leuchtete. „Ich würde euch gerne einige Proberunden damit machen lassen, aber…“, setzte Sam an und Ziva komplettierte: „Ich nehme mal an, dafür ist nicht genügend Zeit übrig? Kennen wir. Auf der Dragonfly war es genau so.“ Sie hatten sich aufgeteilt. Tony und Ziva gingen, Rücken an Rücken, die Gänge entlang, bereit beim ersten Zeichen eines Angriffs zu feuern. Irgendwie fühlte sich die Wärme der schönen Frau, die seinen Rücken beinahe berührte, unglaublich gut an und hüllte ihn in eine Wolke der … Tony konnte das Gefühl nicht ganz beschreiben. Es war, als würde sein Herz gleich zerspringen, aber er wäre komplett ruhig. Das war – merkwürdig. Ziva merkte, wie das zügige Nachfolgen DiNozzos ein wenig stagnierte. Sie wandte sich um, wollte gerade etwas sagen, als sie von einer Art Tentakel gepackt und gegen die nächste Wand geschleudert wurde. In dem Moment, in dem ihr Kopf mit dem harten Beton kontakt aufnahm, wurde es dunkel um sie. „Sage mal, Agatha“, eröffnete andernorts Captain Calvin Nathan Cat das Gespräch, dabei die Umgebung nicht aus den Augen lassend, „Warum zum Henker darf ich eigentlich nie in den rechten Schlafzimmerschrank schauen?“ Die Angesprochene stoppte so gründlich und augenblicklich, dass der Kommandant in sie hereinrannte und mit ihr zu Boden ging. Sie richtete ihren Oberkörper auf, schüttelte ihre roten Haare, sodass sie ihr nicht mehr ins Gesicht fielen, sondern ihren Kopf einrahmten, wie ein Halo und stützte sich auf ihre Unterarme, um den Captain anzublicken. „Bitte?“, fragte sie, zog die Beine an und stand dann komplett. Der Captain rappelte sich hoch, streckte sich und schaute sie an: „Naja – der rechte Schlafzimmerschrank. Du hast mir gesagt, ich soll ihn nie öffnen. Warum nicht?“ Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen der XO: „Ich habe gesagt, es wäre mir lieb , wenn Du den Schrank nicht öffnen würdest. Wenn Du magst, kannst Du gerne. Ich mach Dich nur darauf aufmerksam, dass da Sachen drin sind, die ich mit in unsere Beziehung gerettet habe, die dich eventuell nicht interessieren.“ Er schaute sie an und grinste: „Toll, und ich musste meinen Spielzeugphaser verreplizieren. Du hast n ganzen Schrank voller Puppen.“ „Nicht direkt Puppen – mehr etwas, was man hier ‚Collectibles’ nennen würde. Du hast doch auch einen Schrank voller Conan- und sonstiger Mangas. Das ist dein Schrank und der Andere ist meiner.“ „Du meinst – keine Ahnung – Pferdemagazine?“, fragte Cal und Agatha schüttelte wild den Kopf: „Doch nicht sowas Banales.“ Sie wollte schon weitergehen, aber sie merkte, wie der Captain sie ansah und offenbar eine Erklärung erwartete. Sie ließ den Kopf sinken: „Nun gut – darin befinden sich unterschiedliche… Gerätschaften. Die näheren Details würden nur langweilen, aber, sagen wir so… sie geben Geräusche von sich und sind länglich.“ Der Captain legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann, nach ein paar Sekunden errötete er: „W… was?“ „Da sind meine Spielzeug-Sonic-Screwdriver drin, Sweetie. Ich bin eine Whovianerin, ein weiblicher Doctor-Who-Fan. Was denkst Du denn schon wieder?“, fragte Agatha grinsend und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Der Captain atmete durch, was die XO dazu nutzte, noch breiter zu grinsen und zu sagen: „Als ob ich Dir sagen würde, wo die anderen Dinger sind.“ Und gerade, als Cal etwas sagen wollte, hörte er wie drei Schüsse abgegeben wurden, und Tony schrie. Sie waren binnen weniger Sekundenbruchteile beim Halbitaliener, der am Boden lag und vor Wut irrlichternde Augen hatte. Ziva lag am Boden, die Schläfe war blutig und Agatha konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war. „Er ist in die Richtung gelaufen.“, sagte Tony und deutete nach links. Cal hob seine Waffe, klopfte Agatha auf die Schulter und sagte: „Kümmer dich um die Beiden.“ Dann war er weg. Den protestierenden „Hey!“-Laut hörte er schon sicherlich nicht mehr. Tony blickte zu ihr hoch, und Agatha konnte ihm ansehen, dass er wohl, wenn Traceless tatsächlich angreifen sollte, nicht in der Lage wäre, einen Angriff dieses Mannes zu überstehen. Also seufzte sie, nahm ihre Waffe und hielt sie so, dass sie im Zweifelsfall sofort feuern konnte. „Tony, ich bin sicher, sie kommt gleich wieder zu sich.“, versuchte sie einen sanften, beruhigenden Tonfall anzuschlagen, „Aber es bringt ihr nichts, wenn Du auch gleich angegriffen wirst.“ Ihr Körper schmerzte, die Explosion lies ihre Ohren klingeln. Sie sah den Rauch vor sich aufsteigen, wie der Mann, der vorher an die Bar gegangen war, die Arme ausbreitete… kurz fielen ihre Augenlider zu und sie glaubte, durch die geschlossenen Augenlider ein oranges Gleißen zu sehen. Verdammt, warum war ihr das nicht schon eher eingefallen? Bleischwere Augenlider, die sich weigerten, die Augen weitersehen zu lassen, nahmen anfangs nur Umrisse wahr. Dann schärfte sich ihr Blick und aus dem Halbdunkel schälten sich drei Personen. Zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen. Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“ „Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen?“, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf und sie merkte, wie ihre Augenlider flatterten. Kam sie wieder zu Bewusstsein? Ihr Blick schärfte sich, sie sah Agatha und Tony, die sich besorgt über sie beugten und dann wieder nach Angreifern ausschau hielten. Dann wurde es wieder dunkel um sie. Erneut schärfte sich ihr Blick und sie erkannte die drei Personen wieder. Um sie herum brannte die Bar aber… da war noch etwas. Etwas, das ihr vorher nicht aufgefallen war. In der entfernten Ecke der Bar stand eine Art große, stehende blaue Kiste. Nein, das war keine Kiste, das war… Sie sah die Aufschrift und stutzte. Police box , stand da. Einer der beiden Männer blickte sie an, nickte ihr zu und… Ziva David öffnete die Augen. Tony DiNozzo blickte auf sie herab und sagte überflüssigerweise ein „Du bist wach.“ Sie wollte ihm gerade sagen, dass dies vollkommen sinnfrei war, als sie sein erleichtertes Atmen hörte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. „Ja, mir geht’s gut.“ Die Hand Agathas ergriff sie und zog sich von der Liegenden in die Stehende, ehe sie sich umblickte: „Wo ist Traceless jetzt wieder hin?“ „Keine Ahnung.“, zuckte Agatha mit den Schultern, „Aber der große Captain spielt wieder Superheld und verfolgt ihn alleine.“ „Sollten wir ihm nach?“, fragte Ziva, was Agatha erneut zum Schulterzucken brachte: „Bringt nichts. Er ist wieder auf seinem Actionhelden-Trip, da kann man ihn sowieso nicht stören.“ War die Umgebung eigentlich schon immer so unheimlich gewesen? So dunkel und mit praktischerweise-flackernden Lichtern? Calvin Nathan Cat hatte seinen Phaser schussbereit gemacht, falls man sich mal verteidigen musste. Aber die Umgebung war momentan alles andere als heimelig und lud nicht gerade zum Verweilen ein. Es erinnerte ihn an frühere Abenteuer, die er erlebt hatte, frühere Schlachten, die er geschlagen hatte und… nicht blinzeln . Er stockte. Wo kam der Gedanke her, nicht zu blinzeln? Blinzelt und Ihr seid tot. Cal schüttelte den Kopf, als er sich daran erinnerte, dass er diese Worte vor einigen Jahren gehört hatte – oder besser, in knapp 360 Jahren hören würde. Natürlich. Die legendäre Doctor Who-Folge „Blink“. Er hatte sie mit Agatha im Holodeck nachgespielt. Wobei Agatha lieber die Folgen mit dem elften Doktor nachspielte, wobei er immer den Doktor spielen musste und sie seine Frau. Wie hieß sie gleich wieder? Der Captain seufzte. Es war schon ein mehr als nur schlechtes Zeichen, wenn man sich an allen möglichen Kleinkram erinnern konnte, beispielsweise daran, wann die legendären Weinenden Engel das erste Mal aufgetaucht waren, aber nicht daran, wie die Frau des Doktors hieß. Erneut schüttelte er den Kopf. Woran dachte er hier eigentlich gerade? Es gab eine deutlich schlimmere Situation, mit der man sich beschäftigen musste, als … Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn plötzlich traf ihn eine Faust am Kinn, ließ seinen Kopf nach hinten sausen, dem der Körper aus Gründen des am Kopf angebrachten Halses folgte. Er setzte sich sehr unelegant auf den Hosenboden, rappelte sich hoch und sah, wie aus einer dunklen Ecke jemand auf ihn zukam, sich in eine Angriffshaltung begebend. „Traceless.“, murmelte Cal und begab sich in die Verteidigungsposition, die im Jill eingebläut hatte. Nur keine Experimente, alles by the book und vor allem, das Wichtigste, dem Gegner immer einen Schritt voraus sein – das waren die Maxime, denen die hübsche Taktikerin folgte und die sie ihm eingebläut hatte. Wieso schossen ihm nun die Erinnerungen an seine Kindheit durch den Kopf? Mit 12 Jahren war er das erste Mal an der Starfleet-Academy. Das lag daran, dass sein Vater, Richard Nathaniel Cat I. einen Auftritt beim Giggles-Gig in der Academy-eigenen Mensa hatte. Dieser Giggles-Gig ist wichtig, für jeden guten Komiker, der es in den bekannten Quadranten zu etwas bringen möchte oder es schon zu etwas gebracht hat. Die Auftritte dort sind gleichermaßen Sprungbretter für Unbekannte, aber auch ein Adelsschlag für bekannte Größen – um nicht zu sagen der Adelsschlag schlechthin. Und sein Vater hatte oft genug Bewerbungen und Demo-Bänder geschickt, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, ihn auftreten zu lassen. 2366 hatte er es geschafft, seine Familie geschnappt und war übers Wochenende nach San Francisco gefahren. Während Richard Senior sich die „Location“ genauer ansah, um seine Performence der Umgebung anpassen zu können, hatte der Rest der Familie die Möglichkeit, sich genauer umzusehen. Rick Junior, der später zusammen mit seinem Bruder das Projekt „Teen Squadron“ vorantreiben würde, fühlte sich in diesem Moment sehr von den sportlichen Möglichkeiten, die dieser Ort anbot, angezogen. Gerade wollte Cal seinem Bruder folgen, als… Traceless sprang vor, warf sich mit voller Wucht voran auf den Captain, riss ihn erneut zu Boden. Der Offizier reagierte so instinktiv, dass es ihn selbst verwunderte. Er zog sein Bein an, der Fuß traf jene empfindliche Stelle, die bei allen diese Zeile lesenden Männern ein mitleidiges „Uhhhh“ und bei den diese Zeilen lesenden Frauen ein Grinsen hervorruft und Traceless ließ los. Schnell zog der Captain erneut seine Beine an und stieß die Füße gegen den Brustkorb des Anderen, in der Hoffnung, ihn von sich fortzukatapultieren. Dies gelang auch und so konnte Cal wieder Atem holen. Er rollte sich ab, schaute sich suchend nach seinem Phaser um und sprang, als er ihn entdeckt hatte, darauf zu. Er hatte die Waffe in der Hand, rollte sich erneut ab, zielte auf Traceless und atmete tief durch. Sollte es das gewesen sein? War es wirklich so einfach, wie es B’elanna Torres ihm seinerzeit gesagt hatte, als er auf die damals süße 18 jährige Klingonin traf? Er erinnerte sich daran, wie sie sich getroffen hatten. Es war, als Cal seinem Bruder zu den sportlichen Möglichkeiten folgen wollte und er dabei dummerweise mitten in eine Kampfsportvorführung geriet. Der Vorführende wurde jedoch gerade kompromisslos durch den Ring geprügelt, aber das erfuhr Cal auch erst später. Mit 12 Jahren hat man noch eine große Klappe und besonders dann, wenn durch verbesserte Ernährung die Pubertät sehr viel eher einsetzt und man schon mit 12 eben jene gefürchtete Phase erreicht, die nicht umsonst zwischenzeitlich als „die Zeit, in der die Eltern anfangen, bescheuert zu werden“ bezeichnet wird. Nur sind es eben in den seltensten Fällen die Eltern, die… Hatte sich Traceless da gerade bewegt? Mensch, Cal, konzentrier dich endlich. Drück ab, schick ihn schlafen, dann ist die Sache beendet und Du kannst festhalten, dass Du ihn gefangen hast. Das wird Agatha sehr freuen. Du hast, ohne fremde Hilfe, einen gefährlichen Kriminellen betäubt. Die Waffe des Captains zuckte hoch, er zielte und feuerte. Da war Traceless aber schon nicht mehr da. De Facto verwandelte er sich gerade in… Cal legte den Kopf schief, als er das große, grüne Ungetüm sah. „Ernsthaft? Mach mich nicht wütend, du magst mich nicht, wenn ich wütend bin?“, fragte er und als Traceless, der gerade wie Hulk wirkte, bestätigend-herausfordernd brüllte, war Cal schneller. Der Schuss traf, lies das Wesen erzittern und zu Boden gehen. Der Captain atmete tief durch. Irgendwie erschien es ihm zwar viel zu schnell gegangen zu sein, aber… egal, wen kümmern Details? Er betätigte seinen Kommunkator: „Cat an Silverbird? Ich habe Traceless ge… uff!“ Der letzte Laut entstand dadurch, dass Traceless – immer noch in Hulk-Form – auf ihn zugesprungen war, und ihn von den Beinen gehoben – und noch schlimmer – mit dem Rücken in die nächste Wand katapultiert hatte. Des Captains Kopf stellte harten Kontakt mit der Wand her und kurz konnte man auf seinem Gesicht den Ausdruck von Schmerz erkennen, ehe sich Gesicht und Körper komplett entspannten und er die Wand herunterrutschte. Erst ging er auf die Knie, nur um dann mit dem Oberkörper nach vorne zu sinken und komplett auf dem Bauch liegen zu bleiben. Traceless-Hulk packte den Captain am Schopf und hob ihn an. Die Arme Cals baumelten leblos vor dem Oberkörper umher, Blut schien vom Mund auf den Boden zu tropfen. „Ge…uff?“, fragte Ziva, mit weit aufgerissenen Augen und auch in Agatha dämmerte Erkenntnis heran. Sie schaute zu der Israeli: „Kannst Du aufstehen?“ „Versuch, mich daran zu hindern.“, grinste diese, wandte sich an Tony und sagte noch: „Du gehst zu Gibbs und sagst ihm bescheid.“ Damit eilte sie, zusammen mit Agatha, los. Tony blickte ihr kurz verdattert hinterher, schüttelte dann den Kopf und folgte ihr. Als ob er sie einfach so in eine potentielle Falle laufen lassen würde. Der Körper Cals lag in einer wunderbar einzusehenden T-Kreuzung. Blut sickerte auf den Boden, die Augen des Offiziers waren geschlossen und Agatha wäre gar nicht so sehr überrascht, wenn er wieder ein paar Stunden bei Gina verbringen müsste. Die XO presste sich an die Wand des Ganges, aus dem sie gerade gekommen war, hob den Phaser und spähte dann um die Ecke. Zwar sah man dort nichts, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Sie veränderte die Phasereinstellung, katapultierte sich aus der Deckung und gab zwei Schüsse ab. Einen in die Richtung des Ganges zu ihrer Rechten und einen nach vorne. Das Ziel war es, Traceless, sollte er sich in einem der beiden Gänge befinden, zu treffen. Dann war sie auch schon in der Nähe des Captains, presste sich auf den Boden und robbte zu ihm. Als sie ihn erreicht hatte, war ihr erster Reflex, den Puls des Offiziers zu fühlen. Dieser war noch vorhanden. Erleichterung durchpulste sie. Das nächste Problem war, wie man dort wieder rauskommen sollte. Momentan lagen beide wie auf dem Präsentierteller. Und tatsächlich zischte aus dem Gang direkt vor ihr eine Phaserentladung heran und verfehlte sie so knapp, dass sie in die Wärme des Strahls gebadet war. Verdammt. , schoss es ihr durch den Kopf, „Tolle Falle.“ Das diese Korridore auch immer gleich aussehen mussten. Samantha Carter störte es zwar nicht, aber es war etwas, das auffiel. Andererseits – wie sollte man eine Basis auch sonst gestalten? Solche Orte mussten nun einmal einen gewissen grauen, tristen Farbton haben. Sam war sich sicher, dass das in irgendeinem Vertrag für Inneneinrichtungen stand. Den Lauf ihrer P-90 so haltend, dass sie im Zweifelsfall einen Schuss abgeben konnte, pirschte sie langsam und vorsichtig durch endlos gleich-aussehende Korridore. Momentan befanden sie sich irgendwo im Westsektor der Einrichtung, in Korridor AA 35. Ihr drahtiger Körper stand unter Anspannung und wurde mit Botenstoffen geflutet, die sie wachsam hielten. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, blickte kurz nach hinten und stellte beruhigt fest, dass Daniel Jackson seinen Posten nicht verlassen hatte. Dieser machte das, was man im Militärjargon „cover my six“ nannte. Zu Deutsch: Er hielt ihr den Rücken frei. Ihr kompletter Körper war angespannt und sie war bereit, im Zweifelsfall loszulegen. Ihrem Gehör entging keine Unstimmigkeit und ihre blauen Augen tasteten den Gang, der vor ihnen lag, milimetergenau ab. Sie überprüfte jeden Meter zwei Mal, ehe sie ihn einmal betrat – ganz, wie man es ihr auf der Air Force Academy eingebläut hatte. Und plötzlich stoppte sie. Direkt vor ihr endete der Korridor, in dem sie sich befanden, aber es mündete ein weiterer Gang ein, der – wenn sie recht informiert war – in einen Lagerraum führen würde. Es war ein beinahe schon zu subtiles Gefühl, das ihr in den Nacken kroch und ihr zuflüsterte, dass die vor ihr liegende Biegung des Ganges mit besonderer Vorsicht zu genießen war. Und tatsächlich – ein leises Zischen drang an ihre Ohren und an der Wand konnte sie einen gelblichen Widerschein erkennen. Waffenfeuer? Phaserentladungen? Zumindest das gelbliche Lichtspiel, das von der Wand reflektiert wurde, erinnerte sie daran. Sie wandte sich an Daniel, der beinahe in sie hineingelaufen wäre und deutete ihm, in der bekannten Armee-Zeichensprache an, dass sie um die Ecke lugen werde und dafür ein Periskop benötige. In dieser Zeit wäre sie verwundbar, sodass Daniel nun mehr aufpassen müsse, denn jeh. Dieser Aufforderung kam der Anthropologe auch nach. Er hob sein Maschinengewehr, so dass er im Zweifelsfall über Kimme und Korn zielen konnte, und stellte sich so, dass er seiner Aufgabe gut nachkommen konnte. Langsam, vorsichtig und darauf bedacht, kein Geräusch von sich zu geben, fingerte Sam nach dem Periskop, das in ihrer Einsatzweste war. Allein dieser Moment, in dem sie den Klettverschluss der Westentasche öffnete, war für sie schon eine atemberaubende Tortur, da sie sich bewusst war, dass eine schnelle Öffnung ein ziemlich lautes Geräusch verursachen würde. Millimeter um Millimeter gab der Klettverschluss nach und irgendwann hatte sie die Tasche geöffnet. Mit einem lautlosen Seufzer fingerte sie nach dem länglichen Periskop, förderte es aus ihrer Brusttasche zu tage und zog es vorsichtig aus. Dann spähte sie hindurch. Die geöffnete Tür des Lagerraumes zeigte, dass auch hier gelbliche Lichtstrahlen reflektiert wurden, also vermutete die Colonel die Quelle der Strahlen in dem Korridor, der parallel zu diesem verlief und der über diesen Lagerraum betreten werden konnte. Sie wandte sich an den Anthropologen, atmete tief durch und flüsterte: „Sag General O’Neill bescheid. In Korridor CC 28 wird entweder mit Stabwaffen oder Phasern geschossen.“ Der Anthropologe schaute sie an und Sam konnte erkennen, dass er am Liebsten eingreifen würde. Schnell griff sie nach seinem Arm, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf, wobei sich ihr Blick mit Entschlossenheit in seinen bohrte. Daniel nickte. Der grellorange Widerschein des Phaserfeuers war auch Ziva etwas Bekanntes und sie ahnte, dass Agatha in eine Falle gelaufen sein musste. Sie schüttelte den Kopf, verwünschte sich dafür, die hübsche Rothaarige einfach so gehen gelassen zu haben, aber Tony schaute sie an und vermutlich wusste er schon, was ihr durch den Kopf ging, denn er sagte mit einem sehr sanften Ton in der Stimme: „DU kannst nichts dafür. Es war ihre Entscheidung. Wenn sie tatsächlich in die Falle gelaufen ist, dann muss sie die Konsequenzen tragen, nicht du.“ „Ich weiß.“, raunte die hübsche Israeli, „Aber – wir müssen dennoch dahin. Traceless ist dort. Das heißt, wenn wir ihn dort fangen können, ist die Gefahr gebannt. Vielleicht sogar ein für alle mal.“ Tony blickte sie kurz nachdenklich an, nickte dann und machte sich auf den Weg. Sie folgte ihm, den Blick kurz auf den Boden gerichtet. Der Gedanke „Ausserdem dürfen sie nicht hier sterben, sondern müssen in der Bar… schoss durch ihre Sinne – doch sie schüttelte den Kopf. Daran wollte sie gerade nicht denken. Vielleicht gab es ja Möglichkeiten, sie alle zu retten. Agatha, Cal, SG-1… wenn alles gut ging, musste niemand von ihnen sterben. Und wer bist du, dass du sagst, dass sie nicht sterben müssen? , dachte sie sich und erneut lies sie sich zurückfallen. Wirklich – wer war sie? Eigentlich „nur“ eine NCIS-Agentin, die sich mit Fragen der temporalen Mechanik weder auskannte, noch auskennen musste. Aber sie wusste, wann Unrecht sein hässliches Haupt erhob. Und sie sah, wann Unschuldige auf den Altären der Wissenschaft oder der temporalen Logik geopfert wurden. „Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern - so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “ Wieso erinnerte sie sich gerade an den Satz von Agatha? Vermutlich, weil es richtig war. Aber – wer bestimmte dies? Vor allem – wer bestimmte, dass… „Ziva, wo bleibst Du?“, fragte Tony, der plötzlich wieder neben ihr aufgetaucht war. Kurz stockte er, legte den Kopf schief: „Geht es Dir gut?“ Vermutlich musste sie ein wenig hyperventiliert haben, denn ihr war schwindlig. Kurz schüttelte sie den Kopf, um wieder klar zu werden, ehe sie nickte. „Ja, wieso?“, fragte sie, vielleicht eine Spur zu scharf und zu fies, aber – gerade nervte er sie. Tony schien dies zu merken – zwar zuckte er nicht zurück, aber er runzelte fragend die Stirn, ehe er, mit einem leichten Kopfschütteln, beschloss, der Sache nicht viel Bedeutung beizumessen. Er deutete in die Richtung, aus der er gerade gekommen war: „Da geht es lang.“ Jack O’Neill war nicht unbedingt ein Fan davon, in seiner eigenen Einrichtung hinter den Schreibtisch – oder in diesem Fall: in einen einzigen Raum – eingesperrt zu sein. Irgendwie vertrug sich das nicht mit dem Naturell des Generals, schließlich war er früher derjenige gewesen, der Entscheidungen lediglich aufgrund seines Bauchgefühls getroffen hatte. Nun war er hier, zusammen mit diesem Navy-Cop und es fehlte an Gesprächsstoff. So ähnlich ging es auch Gibbs, aber das wusste Jack nicht. Der leitende Chefermittler war es gewöhnt, zusammen mit seinen Teammitgliedern die Verbrecher zu jagen. Schreibtischarbeit, dazu verdonnert zu sein, lediglich Befehle zu geben – das war für ihn nichts. Und plötzlich brach O’Neill das Schweigen. „So, Sie sind vom NCIS, ja?“, fragte er und schaute ihn an. Gibbs antwortete in der einzig-möglichen Option, die ihm offenblieb, ohne als kompletter Vollidiot dazustehen. Er schaute sein Gegenüber aus grauen Augen an, sagte nichts, nickte nur. „Ah!“, machte der General und es schien, als sei das Thema „Unterhaltung“ damit gestorben. Warum sich Gibbs dann doch mit dem General unterhielt, entzog sich seiner Erkenntnis. Er tat es einfach. Kurz räusperte er sich und sagte dann: „Woher kennen Sie eigentlich diesen sehr quirligen Typen?“ „Sie meinen die Nervensäge, Captain Cat?“, fragte der General und als Gibbs nickte, holte er Luft und begann, zu erzählen. "Die Iris gibt nach!", schrie Carter, was sofort die Aufmerksamkeit sämtlicher im Kontrollraum anwesender Personen auf sich zog. Hammond löste sofort Alarm aus und griff nach dem Mikrophon. "Sicherheitsalarm. SG 1 bis SG 3! Sofort in den Gateraum." O'Neill und Carter rannten zeitgleich zur Waffenkammer, dicht gefolgt von Teal'C und Daniel. Wenig später war die Iris aufgebrochen und der Weg zur Erde stand eventuellen Invasoren offen. Mit militärischer Effizienz hatten sich nicht nur Sam, Daniel, Teal’C und O’Neill am Tor postiert, sondern auch etliche andere Soldaten, welche die Gewehrläufe auf das Tor richteten. Die Stimmung war bis zum äußersten gespannt. Was würde da durchs Tor kommen und – wenn es durchs Tor käme, wäre es freundlich? Jack hatte keine Möglichkeit, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment gab das Tor das erste gurgelnde Geräusch von sich und eine Person hatte das Sternentor passiert. Sie trug einen weinroten, enganliegenden Einteiler und war zweifelsohne weiblich. Dann fiel eine andere Frau durch das Tor, die eine Art Uniform trug, mit einem schwarzen Torso und einer roten Schulterpartie. Kurz blickte sie zu O’Neill und er war der Meinung, dass sie ihm grüßend zunickte. Ihr folgten zwei Jugendliche – ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren und eine junge Frau, deren Haare so kupferrot waren, dass sie die Lichter des Tors reflektierten. Das Tor schloss sich. Die Frau, die Jack vorher grüßend zugenickt hatte, trat nach vorne und sah Carter und O'Neill eine Weile schweigend an. Dann winkte sie einen Jugendlichen herbei, der die beiden auch noch begutachtete. Der Jugendliche und die Frau sahen sich an und nickten. Die Frau erhob die Stimme: "Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager." Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. "Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS Dragonfly. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle." „Eine Warnung an Sie alle?“, fragte Gibbs und hob eine Augenbraue, als sich die Tür öffnete und Daniel den Raum betrat: „Ja, damals hatte er es nicht dramatischer.“ Der General und der leitende Chefermittler wandten sich zum Neuankömmling um und hatten ihre Waffen schussbereit gemacht. „WHOA!“, machte Daniel, warf die Hände hoch und sich dann in Deckung, „Nicht schießen! Ich bin Daniel Jackson!“ „Haben wir dafür auch Beweise?“, wollte sekundenbruchteile später Gibbs wissen und er, sowie Jack konnten hören, dass eine gewisse Verzweifelung von Daniels Stimme Besitz nahm. „Ehm, ich weiß auch nicht“, setzte er zu sprechen an, ehe er fortfuhr und dabei immer schneller wurde. „Vielleicht hilft der Fakt, dass ich … ich weiß auch nicht… ehm…“ „Oh for cyring out loud.“, murmelte Jack und rollte mit den Augen: “Daniel! Kleid!“ Kurz legte sich Stille über den Raum, wie ein Leichentuch, ehe der Anthropologe vorsichtig über den Tisch lugte: „Ich habe keine Schwester, Jack. Und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht mit Ihnen ausgehen lassen.“ Befriedigt nickte Jack, sicherte die Waffe und steckte sie in den Halfter. Dann wandte er sich an Gibbs: „Wir hatten schon einmal eine ähnliche Situation. Da habe ich ihn nach der Farbe des Kleides gefragt, das seine Schwester getragen hatte, als sie die Woche davor mit mir ausgegangen war. Diese Antwort ist die Richtige.“ „Und wenn Traceless die Frage und die Antwort kennt?“ , fragte Gibbs, „Ich meine – er kommt, wie Agatha gesagt hat, ebenfalls aus der Zukunft.“ Kurz umwölkten Zweifel das Gesicht O’Neills. Natürlich – das konnte ja wirklich sein. Kurz hob er die Waffe wieder, als Daniel sagte: „Jack, Stop! Frag mich doch was, was nur vier Personen wissen können, weil es nicht in den Unterlagen steht.“ „Gut“, nickte der General, „Wer ist Jack?“ Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Anthropologen: „Wir haben den Hund von Sam nach Dir benannt.“ „Wofür ich dich eigentlich immer noch erschießen müsste.“, sagte der General mit einer Stimmfärbung, die deutlich verriet, dass er es, trotz des ernsten Gesichtsausdrucks, nur spaßig meinte. „Wenn Du jemanden erschießen willst.“, hob Daniel an, „Dann sag unseren Leuten, wir sollen uns in Korridor CC28 versammeln. Entweder werden dort Stabwaffen abgefeuert – was ich für unwahrscheinlich halte – oder aber Phaser.“ Jack und Gibbs blickten einander an und nickten. Agatha presste ihren Körper weiter auf den Boden, streckte ihre Hand nach Cal aus und robbte so dicht an ihn heran, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Und in einem selbstlosen Akt, zog sie ihn an sich, um ihn mit ihrem Körper beschützen und abschirmen zu können. Sie merkte, wie ihr Herz anfing, schneller zu schlagen, als der Captain sich plötzlich bewegte. Verwirrte braune Augen schauten sie von unten an, als erneut Phaserschüsse zu hören waren. Der Ausdruck in den Augen änderte sich. Sie sah tatsächlich so etwas wie „Resignation“ in ihnen, als wüsste Cal, dass sie hier nicht so einfach herauskämen. „Schon gut.“, murmelte sie beruhigend und warf ihm einen Kussmund zu, „Es wird alles wieder gut.“ Sie sah, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen und wie er den Kopf schüttelte. „Es wird nicht wieder gut.“, hauchte er, „Schatz, wir sind auf dem Präsentierteller. Sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Taille legte, über das Bein strich und offenbar entweder versuchte an den Phaser zu kommen, den sie normalerweise im Beinholster hatte, oder sie irgendwie anders berühren wollte, bevor sie beide von Traceless über den Haufen geschossen wurden. „Cal“, flüsterte sie, „Keine Sorge, es wird schon alles gut.“ Sam blickte durch das Periskop, stellte erleichtert fest, dass beide Starfleetoffiziere, die da im Gang lagen, offenbar bei vollem Bewusstsein waren und wartete darauf, einzugreifen. „Sam?“, hörte sie plötzlich eine gewisperte Frage und drehte sich um – in einer schnellen Reaktion hatte sie das Nahkampfmesser gezogen und es an den Hals der Person gesetzt, die sie angesprochen hatte – allerdings ohne, wirklich Druck auszuüben. Daniel Jackson schluckte: „Könn… Könntest Du das Ding bitte wieder…“ „Mal sehen.“, grinste Sam verspielt, ehe sie wieder ernst wurde, „Alpha.“ „Zentauri.“, sagte Daniel und schaute sie an, immer noch ein wenig unbehaglich wirkend. Das Messer wurde vom Hals des Anthropologen genommen und wanderte wieder in das Beinholster, ehe die hübschen, verzaubernden blauen Augen den Anthropologen ins Visier nahmen: „Bericht?“ „Wir bekommen gleich Hilfe.“, erklärte Daniel und schaute sie an: „Dir gefällt das Ganze, oder?“ „Wie kommst Du darauf?“ „Du bist immer so … energiegeladen, wenn es gegen den Feind in den Einsatz geht.“ Sam zuckte mit den Schultern: „Vielleicht liegt es auch nur daran, das ich weiß, dass da draußen noch schlimmeres auf uns wartet. Das hier ist lediglich eine Übung.“ „Übung?“, fragte Daniel und man konnte sehen, dass ihm jegliches Verständnis für die Lockerheit Sams abging. Die hübsche Astrophysikerin nickte: „Natürlich. Ich bin mir sogar sicher, dass Traceless nur mit einem Phaser feuert, der auf Stufe drei eingestellt ist. Schließlich ist der Mann besessen davon, es Cal heimzuzahlen. Und das könnte er nicht, wenn er die Beiden einfach töten würde.“ Der Anthropologe legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er nickte: „Klingt logisch.“ „Ich weiß. Also – sobald wir Verstärkung haben, legen wir los.“ Damit spähte sie durch das Periskop und lächelte. „Und die Verstärkung ist schon da.“ Das Phaserfeuer war schon lauter geworden und so hatte sich Ziva auf den Boden sinken lassen und war die letzten Meter gerobbt. Tony hatte sie anfangs ein wenig verwundert angesehen, aber als Ziva ihm zugezischt hatte, dass er ihrem Beispiel gefälligst Folge leisten sollte, nickte er und tat es. Nach einigen Sekunden erreichten sie eine T-Kreuzung, von der ein Gang durch eine Tür in eine Art Lagerhalle führte. Vor dieser Tür lagen Agatha und Cal aufeinander, sie versuchte ihn, mit ihrem Körper vor den Treffern abzuschirmen. „Gute Lösung.“, nickte Ziva leise und spähte in den vor ihr liegenden Gang. Schnell riss sie sich wieder zurück, denn kaum, dass sie ihren Kopf aus der Öffnung gesteckt hatte, schoss ein Phaserstrahl heran. „Okay“, machte Ziva, „Der Verrückte ist genau da.“ Sam spürte das Gewicht Daniels auf sich, als dieser mit dem Periskop bewaffnet an ihr vorbei spähte, um die gerade ihren Kopf zurückziehende Ziva David zu sehen. Auch er zog den Kopf zurück, drückte der Colonel das Periskop in die Hand und nickte: „Japp, Verstärkung ist da.“ Er wollte gerade wieder einen Schritt zurücktreten, als er die Wärme ihres Körpers sehr deutlich spürte. Die Lippen, diese wünderschönen Augen – alles nur wenige Millimeter von ihm entfernt, er müsste nur … „Daniel?“, fragte sie leise und er zuckte zusammen: „Ja?“ War da gerade eine Spur Mitleid in ihren Augen? Er schüttelte den Kopf, trat wieder hinter sie und stellte fest, dass er sie definitiv viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Das war es, bei der nächsten Mission der Hammond würde er Jack auf Knien anflehen, mitzukommen, egal ob es für einen Anthropologen etwas zu tun gab, oder nicht. Seine Expertise konnte man per Kommunikationssteinen einholen, man musste ihm nur einen Wirtskörper zur Verfügung stellen, und… Moment mal… Wirtskörper? Irgendwie klang das Ganze gerade verdächtig nach Goa’uld. Oder besser gesagt – nach Tok’Ra, denn man stellte seinen Körper ja freiwillig zur Verfügung. „Woran denkst Du gerade?“, riss Sam ihn aus seinen Gedanken und erneut schüttelte er den Kopf: „Nichts, alles in Ordnung.“ Die Phaserschüsse wurden lauter, die Hitze die von ihnen ausging, immer unerträglicher. Es war Agatha klar, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein würde, bis Traceless sie treffen würde. „Agatha.“, murmelte Cal gegen ihren Bauch und schaute sie an: „Lass es geschehen. Es bringt sowieso nichts.“ Und dann mischten sich andere Geräusche in die Phaserschüsse, die haarscharf über ihre Körper zischten. Maschinengewehrsalven, Barettas entluden sich… Agatha erlaubte sich, kurz den Kopf zu heben und sich umzublicken. Überraschung zeigte sich in ihrem Gesicht, dann ein triumphierendes Grinsen. Tatsächlich. Aus den Korridorabzweigungen links und Rechts von ihr lehnten sich abwechselnd Tony DiNozzo, Daniel Jackson, Samantha Carter und Ziva David und gaben Schüsse ab. „IN DECKUNG.“, schrie Sam gegen den Lärm an. Agatha riss ihren Kopf erneut hoch, wobei ihre Haare wild hin und her schwangen, packte dann Cal und warf ihn und sich in Richtung der Sicherheit verheißenden Deckung. Sie kamen neben Sam und Daniel schlitternd zum liegen. Der Captain schaute sie an, lächelte, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf auf ihrem Bauch liegen blieb. Agatha schüttelte den Kopf, rappelte sich hoch und zog den Captain weiter in Deckung, ehe sie ihren Phaser nahm und ebenfalls Gegenfeuer leistete. Inzwischen hatte sich die Frequenz der Phaserschüsse erhöht und bald erhellte ein einziger, kontinuierlicher grelloranger Strahl das Areal. Zusammen mit einem immer lauter werdenden Heulen verhieß das nichts Gutes. „WEG HIER!“, schrie Agatha. Tony und Ziva prallten von der Korridoröffnung zurück und überließen ihren Fluchtinstinkten das Kommando – in einem perfekten Zusammenspiel von Geschwindigkeiten eilten sie den Korridor herunter, öffneten die nächstbeste Tür, warfen sich hinein, schlossen die Tür und dann… lag Tony auf Ziva. „Was tust Du da?“, fragte sie und er zischte ein: „Ich schütz dich mit meinem Körper. Klappe!“ Die beiden Türen des Lagerraumes wurden ebenfalls geschlossen. So würde dieser Raum zwar zu einer Art Gefängnis, aber die Zeit, sich einen anderen Schutz zu suchen, blieb aus. Und als die laute Explosion den Raum erschütterte, fanden sich Agatha und Sam unter den Körpern Daniels und Cals begraben wieder. Cal hob als Erster den Kopf, stellte fest, dass der Raum noch stand und dass die Explosion dann offenbar doch nicht so schlimm gewesen sein konnte. Er schaute auf das hübsche, ebenmäßige Gesicht Agathas herunter und lächelte, als ihre grünen Augen ihn verständnislos anstarrten. „Du hast mich gerettet.“, sagte er sanft und ließ sich auf sie sinken, um ihr einen langen Kuss zu geben, „Danke.“ Ein Räuspern ließ ihn hochzucken. Sam und Daniel schauten ihn amüsiert an, ehe sich Daniel an die Colonel wandte: „Er hat eine hübsche Art, sich zu bedanken.“ „Stimmt.“, lächelte sie, „Das könntest Du dir auch abschauen.“ Die Augen zusammengekniffen hatte Tony seine Arme um die hübsche Israeli Ziva David geschlungen, sich an sie gepresst und ihren Kopf gegen seine Schulter gedrückt, damit sie nicht von herabfallenden Trümmern der Explosion erschlagen würde. Tatsächlich fielen auch etliche Teile auf sie herunter und er spürte auch den einen oder anderen Treffer am Kopf, doch waren diese Trümmer entweder aus Pappmaché, oder… Tony öffnete seine Augen, hob den Kopf und blickte um sich herum. „Putzschwämme.“, murmelte er und schaute die entspannte Gestalt unter sich an, die ihm ein schelmisches Grinsen schenkte: „Du wusstest genau, was hier los ist, oder?“ „Nun, bevor Du dich auf mich geworfen hast, konnte ich deutlich erkennen, dass das hier Putzschwämme sind und uns auf diese Entfernung sicherlich keine Gefahr mehr droht. Verblüfft richtete er sich auf, blieb auf ihr sitzen und schaute sie an: „Du bist ein cleveres Mädchen, weißt Du das?“ Sie lächelte: „Ich bin kein Mädchen.“ „Nein, eine wunderschöne Frau.“ „Das wollt ich hören.“, nickte sie, zog ihre Beine unter ihm weg und richtete sich, in einer geschmeidigen Bewegung auf. „So, wir sollten jetzt Traceless folgen.“, sagte Cal, rappelte sich auf, ging ein paar Schritte, nur um zur Seite zu Taumeln und sich an einem Regal festzuhalten. Agatha war neben ihm, hielt ihn fest, als er in ihrem Griff zusammensank: „Du bist in keiner Kondition, um irgendwo hin zu laufen und schon gar nicht, um Traceless zu suchen.“ „An alle“, erklang in diesem Moment die Stimme von Jack O’Neill aus dem Lautsprecher: “Flüchtige Person gefunden. Sie befindet sich in Block C – Ebene 4.“ Sam und Daniel schauten einander an: „Das ist fast am Ausgang. Wenn er entkommt…“ Dies genügte. Der Captain klopfte so hart auf seinen Kommunikator, dass Agatha befürchtete, dass dies einen blauen Fleck nach sich ziehen würde, dann bellte er: „Dragonfly – vier zum Beamen. Block C, Ebene Vier.“ Block C war der Ausgangsbereich. Dieser Bereich war in sofern interessant, als das er eine gewisse „Industrieromantik“ versprühte. Fenster, die am Boden anfingen, dann bis zur Decke reichten und durch blauen Stahl eingerahmt wurden. Dieses Gebäude wirkte tatsächlich so, als würden hier noch alte Maschinen stehen und ihren Dienst versehen. Allerdings taten sie es nicht, sie standen noch nicht einmal hier. Es war lediglich der Ein- und Ausgangsbereich für die Homeworld Security , was man so eigentlich nicht erwarten würde. Aber es hatte einen Vorteil – hier konnte man sich wunderbar verstecken. Wirklich praktisch für einen Formwandler wie ihn. Traceless schaute sich um, lächelte und wollte sich gerade in die Menge einfädeln, als er aus seinen Augenwinkeln ein vertrautes Glitzern wahrnahm. Ein Transporter. Und er brauchte auch nicht all zu lange, um herauszufinden, was da geschah, denn die Stimme Calvin Cats gellte durch den gesamten Platz: „TRACELESS; STEHENBLEIBEN!“ Als ob er sich daran hielte. HA! Er blickte sich um und fand etwas, was ihm eigentilch sehr zu Pass kam – eine Wendeltreppe. Sie führte in die obere Etage, in der sich schon einige Büros befanden, aber auch ein Steg zu einem dieser großen Fenster führte. „Traceless“, rief in diesem Moment die gütige Stimme Daniels, „Bleib stehen, ich bin sicher, es wird dir nichts passieren. Du musst doch wissen, was Du da tust.“ „Glaub mir, Jackson, ich weiß es.“, sagte der Verbrecher, einige Sekundenbruchteile später, zog eine Waffe, wirbelte herum und gab einen Schuss ab. Der Antorphologe zuckte getroffen zusammen und taumelte nach hinten. Sam kniete sich neben ihn und betrachtete seine Wunde: „Es ist nur die Schulter, Daniel – keine Sorge.“ „Den kauf ich mir!“, knurrte in diesem Moment Cal, preschte los zu der Wendeltreppe. Er erklomm sie, zog seinen Phaser und schrie: „BLEIB ENDLICH STEHEN!“ Traceless erstarrte, wenige Millimeter vor dem Fenster, und drehte sich langsam um. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht: „Cal, erinnerst Du dich an Flensburg?“ „Du meinst, wo Du mich beinahe erwischt hast? Wie könnte ich das je vergessen?“ Das Lächeln auf Traceless Gesicht wurde noch breiter: „Ich wünschte, es wäre damals nicht nur beinahe gewesen.“ Agatha, die immer noch neben der Colonel stand, hörte die Konversation und ahnte was dort gleich passieren würde. Sie wandte sich zu Sam: „Kann ich für einige Sekunden alleine lassen?“ „Ich bin nicht angeschossen.“, erwiderte die hübsche Colonel, „los, ehe dein Gallan irgendwas Dummes macht.“ Die XO nickte und preschte los. Sie hatte den Captain in dem Moment erreicht, als sich ein grelloranger Strahl von dem Emitter des Phasers, den Cal auf Traceless gerichtet hatte, zur Brust des Verbrechers spannte. Dieser zuckte zusammen, wurde von der Wucht des Strahles von den Füßen gerissen und fiel, mit einem lauten Klirren, aus dem Fenster. „Nein!“, schrie Agatha, doch es war zu spät. Dort, wo Traceless gerade eben noch gestanden hatte, war nun ein Loch im Fenster. Sie kam zu spät – nicht jedoch um mitzubekommen, wie die Waffe auf den Boden klackerte und die Beine das Gewicht des Captains nicht mehr zu tragen schienen. Agatha hielt ihn fest, als er in sich zusammensackte. „Schatz?“, fragte sie, ehe sie merkte, dass sein Kopf nach hinten rutschte und gegen ihren Busen fiel. Sie betrachtete den erschlafften Körper und seufzte: „Typisch Cal.“ Die nächsten paar Stunden waren sehr kurzweilig. Kurzweilig in Sofern, als dass eine Menge Menschen unterwegs waren, die den hinter dem Fenster, aus dem Traceless gestürzt war, verlaufenden Chesapeake and Ohio Canal bis zur Mündung in den Rock Creek und weiter bis zu dessen Mündung in den Potomac absuchten. Natürlich fehlte die Leiche – das war Agatha klar. Der von ihnen Gejagte war schon so oft „umgebracht worden“, dass die Crew der Dragonfly ihn scherzhaft als ihren Murdoc bezeichnete – dabei bezog man sich auf den verrückten Killer aus MacGyver, nicht etwa auf den Verrückten aus dem A-Team. Die einzigen Drei, die den Scherz mit schöner Regelmäßigkeit nicht Lustig fanden, waren Gina, Cal und Agatha. Gina aufgrund ihrer persönlichen Bindung zu ihrem Bruder und Cal und Agatha aufgund ihrer persönlichen Bindung zu Gina. „Man macht sich nicht über die Famillisch lustig.“, hatte Cal eines Tages erklärt und würde es vermutlich auch dieses mal tun. Und natürlich hatten sie recht, wenn sie behaupteten, dass die Leiche Traceless nicht gefunden werden konnte, weil es keine gab. Knappe 5 Kilometer „flussaufwärts“ war er nämlich die Böschung hochgeklettert. Bei einem Kanal kann man zwar nicht von Flussaufwärts sprechen, bei dem parallel zum Kanal fließenden Potomac-River jedoch schon. Das Häuschen, das da an der Böschung kam, kam dem Verbrecher sehr zu pass, also brach er ein – das war für ihn kein großes Kunststück. Auch der Fakt, dass die Kleidung, die in dem Häuschen im Schrank zu finden war, eigentlich für jemanden gedacht war, der ein wenig fülliger als Traceless war, stellt sich, wenn man die Fähigkeiten des Verbrechers bedenkt, kein großes Problem dar. Die zerschlissene Kleidung musste er logischerweise entsorgen, aber nicht an Ort und Stelle. Stattdessen besorgte er sich eine Tasche, in die er die Kleidung stopfte, fuhr dann mit dem Bus in die Innenstadt von Washington. Am Hauptbahnhof setzte er seinen Plan in die Tat um. Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)