Schweinehunde unter sich von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 9: Ziva beugte sich vor und tastete nach Cals Puls. ----------------------------------------------------------- „Hast Du sie erreichen können, Mcgee?“, fragte ein ungeduldiger Leroy Jethro Gibbs seinen Untergebenen, der gerade einen traurigen Blick auf die Bahre warf, auf der Petty Officer Laura McConnaugh gerade aus dem NCIS-Hauptquartier getragen wurde. Er hatte nicht einmal mehr Gelegenheit gehabt, sie näher kennen zu lernen. Seufzend drehte er sich zu Gibbs um und schüttelte den Kopf: „Es ist so sinnlos, Boss. Ich verstehe es nicht. Warum sollte jemand Laura erschießen wollen? Sie hat doch niemandem etwas getan.“ Die eisblauen Augen Gibbs bohrten sich in seine Seele. Einerseits stand Mitgefühl in ihnen und zum anderen, quasi als Widerspruch, Wut auf ihn. Warum dem so war, bemerkte er erst jetzt. Gibbs hatte ihn etwas gefragt. „Oh.“, riss er sich in die Jetztzeit zurück, „ Ich… ja, ich habe sie vor knapp 3 Minuten angerufen.“ „Na, dann versuchs nochmal.“ Die Ungeduld in Gibbs Stimme wurde immer deutlicher. „Agatha? Ist es noch weit?“, fragte der Sternenflottenoffizier, was bei der hübschen Frau ein Gefühl, tiefsten, inneren Triumphes auslöste. Ein Lächeln bildete sich auf ihren vollen Lippen und sie wandte sich ihrem Freund und Captain zu: „Ich dachte, Du wolltest die Strecke zu Fuß bewältigen.“ „Ja, aber… ist es noch weit?“ „Eigentlich…“ Weiter kam sie gar nicht, als sie ein vertrautes Geräusch hörte. Ein lautes Fauchen, das sie schon ein paar Jahre nicht mehr vernommen hatte. Unangenehme Erinnerungen stiegen in ihr auf. „Wir können die Position nicht länger halten, Commander!“, schrie die Stimme des älteren Herren, der sein Phasergewehr hob und versuchte, dem Commander Deckungsfeuer zu geben. Dies funktionierte nur suboptimal, denn eine der heranrasenden Entladungen riss ihn von den Beinen und ein weiterer Schuss beendete das Leben des Commanders. Vollkommen verängstigt kauerten sich das 16-Jährige Mädchen und der apathisch wirkende 17-Jährige Mann in die Ecke, als direkt vor ihnen die Decke herunterkrachte und den Commander, sowie den anderen Offizier, beziehungsweise deren Leichen unter sich begrub. Es war dunkel und in der 16-jährigen Agatha Silverbird kam der Gedanke hoch, das es das war. Sie spürte, wie ihr Herz raste, als plötzlich der apathische Cal, neben ihr, begann, sich zu regen. „Es… es ist so dunkel hier.“, begann er und Agatha, die die Hand ihres Freundes griff, merkte, dass sie sich kalt und klamm anfühlte. Sie war keine Ärztin, aber sie befürchtete, dass er einen Schock erleiden würde. Mit dieser Vermutung korrespondierten die klamme Haut, und die nächste, sie erschreckende Frage: „Gathy-chan, wo sind wir?“ „Cal“, raunte sie, mit aller ihr zur Verfügung stehenden Ruhe und Gelassenheit – was aufgrund der Situation nicht gerade einfach war - , „Wir sind auf der Starfleet Academy, erinnerst Du dich?“ „J … Ja.“, kam es gedämpft vom Teenager, „Aber, warum ist es so dunkel hier?“ Von draußen waren Schritte zu hören. Breen? In einer schnellen, geistesgegenwärtigen Reaktion packte Agatha den Kopf Cals und presste ihm die Hand auf den Mund, was dieser durch ein lautes Schreien quittierte. Allerdings wurden diese Schreie durch die Hand auf dem Mund des jungen Mannes gedämpft. „Wenn Du leben willst, hältst Du die Klappe.“, raunte sie ihm zu und neigte sich zu ihm: „Cal, wir wurden angegriffen. Erinnerst Du dich?“ Er schüttelte den Kopf, wurde unruhiger und der Fakt, dass sie draußen hörte, wie sich immer mehr Polaronengewehre – oder womit auch immer die Breen und Jem’Hadar so feuerten - entluden und die Antwort aus deutlich erkennbaren Föderationsphaserfeuerstößen bestand, lies auch sie mit der Ruhe ringen. Sie hörte die Schreie der Offiziere, die draußen ihr Leben gaben, um die Sternenflottenakademie vor den Invasoren aus dem Gamma-Quadranten zu beschützen und fürchtete, dass es ihnen nicht viel bringen würde. Wenn die Breen einen so starken Überraschungsangriff auf die Sternenflottenakadamie – auf Sektor 001 – auf die Erde – auf den innersten Kern der Föderation starten konnten und ihnen niemand im Weg zu stehen vermochte, dann waren sie wirklich verdammt. Der immer schwächer werdende Widerstand Cals riss sie aus den Gedanken. Er wehrte sich nicht mehr gegen ihre Hand auf seinem Mund und wenn sie ehrlich war, tat er fast nichts mehr. Sein Kopf sank nach vorne, der Körper schien immer schwerer zu werden und dann sackte er gegen ihre Brust. Und gerade, als sie ihm dafür eine knallen wollte, bemerkte sie, dass er das Bewusstsein verloren hatte. „Mein Held.“, murmelte sie. Doch kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, merkte sie, wie auch sie selbst eine nahezu unwiderstehliche Müdigkeit überkam. Das musste entweder der Schock sein, denn sie bezweifelte, dass sie von all diesen Ereignissen um sie herum komplett unbeeindruckt gewesen wäre, oder aber die Sauerstoffausbeute in diesem „Gefängnis“ war nicht gerade die Beste. Sie rollte die Augen, als sie hörte, das draußen das Phaserfeuer nachgelassen hatte. Nun vernahm sie vereinzelte Stimmen. „Hier ist jemand.“, rief einer, nur um im nächsten Moment die Meldung zu machen, dass dieser jemand tot sei. „Verdammte Monster.“, hörte Agatha die Stimme eines Mannes, die sie schon häufiger wahrgenommen hatte. William T. Riker. Vorsichtig ließ sie Cals Kopf in ihren Schoß sinken und hämmerte dann mit beiden Fäusten gegen die Decke: „HIER SIND WIR!“ „Commander.“, erklang von draußen die gedämpfte Stimme einer Frau, „Ich empfange Lebenszeichen hinter dieser Decke.“ „JA!“, schrie Agatha, „WIR SIND HIER!“ „KÖNNEN SIE MICH HÖREN?!“, schrie Riker von draußen, „KLOPFEN SIE EINMAL , WENN SIE UNS HÖREN KÖNNEN!“ „JA!“, schrie Agatha , schaute sich nach etwas um, womit sie gegen die Decke hämmern konnte. Schließlich zog sie eines ihrer langen Beine an und dann den Schuh aus, um damit gegen die Decke zu hämmern. „Sir, hinter dieser Decke sind die Lieutenants Agatha Silverbird und Calvin Nathan Cat verschüttet.“, erklang die leidenschaftslose Stimme des Androiden, den die Flotte als Data kannte und Agatha merkte, wie ihr, in Hinblick auf die baldige Rettung, Tränen über die Wangen rannen. Dann ergriff die Müdigkeit Besitz von ihr und sie sank in sich zusammen. Sie öffnete die Augen, als sie das Geräusch von Steinen hörte, die gegeneinander rieben. Benommen öffnete sie die Augen und schaute sich um. In diesem Moment verschwand die Decke, die als ganzes herunterklappt war, von schneeweißen Händen getragen. Agatha blinzelte kurz gegen das grelle Licht an und atmete erleichtert aus, als sie die vertrauten Gestalten der Enterprise-E-Crew sah. „Schatz?“, riss die Stimme Cals sie aus ihren Gedanken und sie schaute ihn verblüfft an: „Was?“ „Hast Du das gerade auch gehört?“, fragte ihr CO, die Augen zugekniffen und sie anschauend. Die Commander nickte: „Ja – ich glaube es war ein Phasergewehr.“ „Wer ballert im 21. Jahrhundert mit einem Phasergewehr rum?“, fragte der CO – und schaute sich überrascht um, als er einen lauten, frauenhaften Schrei hörte. „Wo… kam das her?“, fragte er. Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie den Schrei hörte, zuckte zusammen und versuchte, die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Es konnte nur aus diesem Gebäude kommen, vor dem sie gerade standen. Sie überlegte kurz, tippte Cal auf die Schulter und sagte: „Ich glaube von hier.“ Dann drehte sie sich um, las anhand der Klingelknöpfe, wer dort lebte und merkte, wie ihr übel wurde. Temporale Paradoxie. „Oh Gott, bitte nicht. , schoss es ihr durch den Kopf. Es war eigentlich nicht Zivas Naturell zu schreien, doch sie merkte erst, dass er es getan hatte, als er es getan hatte. Die Angst um den vor ihr ausgestreckten DiNozzo raubte ihr den Atem. Verblüffender weise floss zwar kein Blut aus dem durchtrainierten Körper des Halb-Italieners, aber die Gestalt lag hingestreckt dort und gab kein Lebenszeichen von sich. „Verdammt.“, fluchte sie, ging neben ihm in die Knie und tastete nach seinem Puls. Er war vorhanden, aber er raste, wie ein ICE auf freier Strecke. „Verdammt, DiNozzo, tu mir das nicht an.“, knurrte sie und… In diesem Moment krachte die Tür aus den Angeln und mit schussbereit gemachten Waffen standen zwei Personen im Raum. Ein Mann und eine Frau – beide kamen ihr bekannt vor. „Wer…“, setzte sie an und fand sich im nächsten Moment von ihm angesprungen und auf den Boden gepresst wieder. „Agatha, Ziel sichern…“ Weiter kam der Mann nicht, in diesem Moment hatte Ziva einen Kampfschrei ausgestoßen und ihr Knie in die Lendenregion des Mannes gestoßen. Dieser reagierte so, wie sie es von einem Mann vermutet hatte. Er gab ein „GNNNNGH“ von sich, lies sich von ihr fallen und hielt sich die schmerzende Region. „Ungh.“, machte er, „Das tat… weh.“ Cal rollte sich auf den Rücken, die Hände in in Schutzhaltung auf die nun vor schmerz pochenden Körperteile gelegt und staunte nicht schlecht, als plötzlich die dunklen Augen Ziva Davids – die er eigentlich nur hatte Schützen wollen – mit Amüsement, Schalk und einer Spur Mißbilligung funkelten, während sie die Waffe, die man durchaus auch als Baretta hätte identifizieren können, griff und sie auf ihn richtete. „Eine Frau einfach so zu Boden zu reißen? Ganz schlechter Stil, Mister.“, sagte sie mit einem Hauch von Spott in der Stimme. Jetzt, wo sie jemanden hatte, an dem sie ihre Agressionen ausleben konnte, war die Sorge um DiNozzo zwar noch vorhanden, aber das Gefühl der Ohnmacht, das sie empfunden hatte, war verschwunden. Und dann, als sie Cal und Agatha anschaute, grinste sie ironisch. „Sie sind … dieser Verrückte, oder?“ Cal schluckte. „Sag mal.“, räusperte er sich dann und wandte sich, obwohl er auf den Lauf der Waffe blickte, an Agatha, „Hast Du ihnen nicht die neue Binford 4600 Amnesiegranate verpasst?“ Die angesprochene Frau lachte: „Schatz, offenbar ist Zivas Geist sehr – widerstandsfähig.“ „Man kann auch Stur sagen.“ „Okay,“, sagte Ziva, hob die Waffe und richtete sie auf Cals Stirn, „Captain, was zum Scharfrichter passiert hier?“ Hörbar schluckend schaute der Captain der USS Dragonfly zu Ziva herüber und die hübsche Israelin hatte das Gefühl, dass dieser Blick leicht gehetzt wirkte, als wüsste er nicht, was er ihr sagen könne, oder dürfe, aber der Gedanke „Wenn Sie mir nicht den Kopf wegblasen soll, lass ich mir besser eine glaubwürdige Erklärung einfallen“ war definitiv in diesem Blick zu erkennen. Dem gegenüber stand der Blick, den die hübsche Rothaarige dem Mann zuwarf, wenngleich dieser ihn nicht wirklich sehen konnte, da er ja Augenkontakt mit der Frau aus Israel hielt. „Miss David.“, begann Cal und versuchte ein Lächeln, das aber mehr in Richtung „Karikatur“ ging, „Ich… ich weiß, dass Sie sich um Mister DiNozzo sorgen, aber – glauben Sie mir, es wird sich alles aufklären.“ Damit presste Ziva dem jungen Mann die Mündung des Phasers gegen die Stirn. „Ich warte.“, knurrte sie, mit zu Schlitzen verengten Augen. „Er… er ist nur betäubt.“, sagte der Mann, der sich ihr als Cal vorgestellt hatte, hastig , „Er wird in einer Stunde wieder aufwachen.“ „Wollen Sie mich verarschen?“, zischte die Frau, packte ihn am Kragen und zog ihn mit sich auf den Boden: „Tasten Sie nach seinem Puls.“ Verwundert blickten die braunen Augen des jungen Mannes in ihre, was sie dazu nötigte, ihrer Forderung mit mehr Druck und einer größeren Lautstärke nahe zu kommen: „ TASTEN SIE NACH SEINEM PULS!!!“ „Agatha?“, fragte der Mann, dem sie die Waffe gegen die Stirn hielt, mit einer Stimme, die nichts Befehlsgewohntes mehr an sich hatte und die Frau, die im Türsturz stand und mit etwas in der Gegend herumfuhrwerkte, das sie von der Größe an eine Zigarettenschachtel erinnerte, zuckte mit den Schultern. Ohne aufzublicken sagte sie: „Vermutlich ist sie gerade gedanklich in ihrem Mossad- Ablauf. Was erwartest Du, wenn man vor ihren Augen ihren Freund abknallt?“ Mit zitternden Händen tastete der junge Mann nach dem Puls Tonys und schaute sie dann an: „F… für einen Phasertreffer ist dieser Puls vollkommen normal. M… meiner würde auch so rasen.“ „Beweisen sie’s.“ Cal schaute die Frau an: „Bitte?“ „BEWEISEN SIE’S!“, donnerte die Frau und Cal zuckte zusammen. Wenn sie deutlich hinsah, könnte Ziva schwören, dass in seinen Augen sogar kleine Tränen schillerten. Ob sie nun aus Angst, Zorn, oder Trotz dort auftauchten, wusste sie nicht. „Okay, okay.“, machte der Mann, stand auf und ging zum Bett, drehte sich zu Agatha um und nickte: „Mach mal.“ „Bist du verrückt?“, war die Frage der hübschen Rothaarigen und der Captain zwinkerte ihr zu: „Ja - und?“ „Okay, auf deine Verantwortung. Du bist der Chef.“ Damit hob sie den Phaser und zielte auf seine Brust. „Schatz?“, sagte er und lächelte schief: „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“ Damit drückte sie ab. Kaum, dass Cal von der Wucht des Treffers auf das Bett gefallen war, war Ziva auf den Beinen und tastete nach dessen Puls. Agatha schüttelte den Kopf und lächelte: „Der Mann ist echt bekloppt.“ Dann fixierte sie Ziva: „Und, was sagen Ihre medizinischen Kenntnisse, Agent David?“ „Sein Puls rast.“ „Sagt er doch.“, meinte Agatha, steckte die Waffe weg und ging auf den am Boden liegenden Tony zu. Dann kniete sie sich neben ihn, tastete nach seinem Puls und nickte. „Japp – Phaserbetäubung, Stärke Drei. In knapp 40 Minuten wird er wieder wach werden – dann hat er zwar einen mordsmäßigen Kater, aber – es wird sich alles auflösen.“ Dann ging sie zu Ziva, tastete nach dem Puls des bewusstlosen Captains und lächelte befriedigt: „Sein Puls rast genau so – ich würde sagen, in spätestens einer Stunde kann ich mit ihm hier abhauen.“ Ziva schaute sie an: „Mo… moment mal, Sie können nicht einfach so abhauen. Wieso schießt jemand auf Tony und warum betäubt er ihn für eine Stunde?“ Agatha zuckte mit den Schultern: „Da fragen Sie mich was.“ „Ich bringe DiNozzo um.“, murmelte Leroy Jethro Gibbs, als er zum – zumindest gefühlten 10.000sten Mal versuchte , seinen Special Agent zu erreichen. Immer wieder lautete die Ansage, die die elektronische Stimme von sich gab: „The person, you have called, is temporally not available.“ Es gab weiß Gott genug Möglichkeiten, Gibbs zu nerven, und diese Bandansage gehörte definitiv dazu. „Ich bring ihn um.“, sagte er zum wiederholten Male und schaute zu McGee herüber, der über seine Tastatur gebeugt stand und versuchte, eine Ortung des Handys DiNozzos zubekommen. Als sein Computer die Meldung ausspuckte, dass das Handy Tonys in Zivas Wohnung war, konnte sich der Schriftsteller denken, wieso das Handy sich in der Wohnung befand. Die Augen McGees wurden kurz beinahe untertassengroß, dann versuchte er, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Momentan kam er sich vor wie Q aus James Bond, wenn er wieder nach einem Auftrag per Satellit oder Kamera nach James Bond suchen sollte, der sich mit dem aktuellen Love Interest gerade durch die Kissen wühlte. Meistens schaltete dann Q die Übertragung ab, schob es auf einen technischen Defekt und – genau das wollte McGee nun auch tun. Er drückte eine Taste, die Meldung erlosch und er räusperte sich. „Erm… Gibbs?“ Der Mann im Sakko drehte sich zu ihm um, seine eisblauen Augen fokussierten den Romancier und er musste kurz schlucken. Er weiß, wenn ich lüge. Er weiß es immer., schoss es McGee durch den Kopf, Er weiß, wann ich schlafe, er weiß, wenn ich wach bin, er weiß, ob ich gut, oder böse gewesen… moment mal, das ist ein Weihnachtslied. Und mit den Klängen zu „You better watch out“ im inneren Ohr –, nicht zu verwechseln mit dem Innenohr, ich meine sowas wie das Innere Auge – räusperte er sich erneut. „Ich… meine Suchanfrage… sie war nicht erfolgreich. Ich glaube… Ich glaube Tony hat sein Handy ausgeschaltet.“ Der Special Agent fixierte ihn mit einem Blick, der bei McGee Herzrasen auslöste. Verdammt, er weiß es. Er weiß es einfach. Ich kann ja auch meinen Chef nicht anlügen. Was denk ich mir dabei? „Dann versuch wenigstens, Ziva zu erreichen.“, grummelte Gibbs und McGee nickte: „Geht klar, Boss.“ Damit ließ er sein Handy aufschnappen. Gibbs ging ein paar Meter, stieg in den Aufzug ein und schloss die Tür, ehe er den Kopf schüttelte: Denkt McGee eigentlich, ich bin komplett aus dem Mußtopf? Es ist ja wohl klar, dass Tony bei Ziva ist. Die beiden arbeiten vorzüglich miteinander und es würde mich nicht wundern, wenn er und sie einander nicht sogar attraktiv fänden. Wenn die beiden wirklich miteinander geschlafen haben, verstoßen sie zwar gegen eine meiner Regeln, aber – es gibt ja immer noch Regel 51. Manchmal liegst Du falsch, alter Hund. Und damit fuhr er in den Keller, zu Ducky. „Sie gehen nirgendwohin.“, sagte in diesem Moment Ziva zu der hübschen Frau, die sich ihr gegenüber zwar nicht vorgestellt hatte, von der sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund aber wusste, dass sie Agatha hieß. „Kein Problem.“, lächelte diese, „Ich muss sowieso noch eine Stunde warten, bis er aufwacht. Oder glauben Sie im Ernst, ich schnapp ihn mir und schlepp ihn durch die Gegend? Der wiegt mindestens ne Tonne.“ „Danach sieht er aber nicht aus.“, stellte Ziva fest, was Agatha erneut zum Lächeln brachte: „Jedenfalls ist er schwer. Und wenn er bewusstlos ist, kann er mir nicht helfen, das heißt, ich muss sein ganzes Gewicht tragen, und – obwohl ich seinerzeit in der Academy gute sportliche Leistungen erbracht habe – das schaff ich nicht.“ „Ich kenn das.“, grinste Ziva nun, „Ich glaub auch nicht, dass ich Tony mal eben so anheben und wegtragen könnte.“ „À prospos Tony. Ist es schon soweit, ja?“, Zivas Stimmung kippte. Von freundlicher Aufgeschlossenheit wandelte sich die Stimmung nun in leichtes Mißtrauen: „Ist es schon wie weit?“ Dies zu fragen, und dabei die Augen zu Schlitzen zu verengen, war für Ziva eine Handlung und Agatha zuckte mit den Schultern. „Naja… den… wievielten haben wir denn heute?“ „Warum fragen Sie?“ „Naja“, machte Agatha, schaute sie an und legte den Kopf schief, „Ich meine nur – mir… ist als würde…“ Nein, sie konnte es nicht weiter aussprechen. Das würde nur das komplette Raum-Zeit-Gefüge durcheinanderbringen. „Als… würde was?“, fragte die hübsche Israelin und Agatha schaute sie an: „Erm… naja… als würde es heute noch ein schöner Tag werden.“ „Nein, nein, nein, Sie haben etwas Anderes fragen wollen.“ Agatha seufzte und schaute ihr in die Augen. „Nein.“, sagte sie mit entschlossener Bestimmtheit, „Ich habe nichts Anderes sagen wollen, und sie haben auch nichts gehört.“ „Natürlich habe ich.“ Innerlich schüttelte die hübsche Rothaarige über sich den Kopf. Bei Cal konnte sowas funktionieren, aber doch nicht bei dieser willensstarken Person. Und gerade, als sie sich innerlich dazu bereit machte, Ziva entweder zu hypnotisieren – was sie bei Gina gelernt hatte, aber bezweifelte, dass Zivas Geist durch sowas zu beeinflussen wäre, oder erneut eine Binford-Amnesia zu zünden, klingelte Zivas Handy. In einer gekonnten Bewegung ließ sie das Gerät aufschnappen. In knapp 10 Minuten würden Gibbs und McGee hier sein, hatte der leitende Chefermittler sie wissen lassen und dabei hatte er alles andere als glücklich geklungen. Mit einem Blick auf den bewusstlosen Halbitaliener stellte Ziva fest: „Vielleicht sollten wir ihm doch einen angenehmeren Liegeplatz zuteilen, oder, was meinen Sie?“ Agatha lächelte: „Ich hab das Gefühl, wir werden uns noch häufiger begegnen. Nenn mich ruhig Agatha.“ Damit hielt sie ihr die Hand hin, die die Israelin ergriff und das Lächeln mit einem „Ich bin Ziva“ beantwortete. Das „Ich weiß“ schluckte Agatha schneller herunter, als sie es hätte aussprechen können. Beide Frauen beugten sich nun vor, griffen je einen Arm des ohnmächtigen Halbitalieners und zogen ihn in eine stehende Position. Während Agathas Hand über die festen Muskeln des rechten Oberarms DiNozzos glitt, stellte sie fest, dass sich sowas bei Cal nicht abzeichnete. Lächelnd schaute sie zu Ziva herüber und dachte daran, dass diese Frau in knapp 4 Jahren diesen Mann heiraten und glücklich werden würde. „Glückskind“, dachte sie und half dann der attraktiven Israelin, ihren ohnmächtigen In-ein-paar-Jahren-Ehemann auf die Couch zu verfrachten, wo er wieder in sich zusammen sackte. „Stur is er auch noch, hm?“, fragte Agatha fest und Ziva grinste: „Oh, Du hast ja keine Ahnung.“ „Kenn ich – meiner ist genau so.“, lachte die hübsche Rothaarige und warf einen Blick zurück ins Schlafzimmer: „Und was machen wir jetzt mit ihm? Ich meine – unsere Anwesenheit hier sollte nicht unbedingt…“ „Ich weiß, ich weiß… nicht unbedingt an den Großglockner gehängt werden.“ „… die großen Glo…“, setzte Agatha an, zu korrigieren, doch sie schüttelte den Kopf. Irgendwie klang es sogar richtig niedlich, wie Ziva mit den Idiomen kämpfte. „Nun“, riss die Israelin die hübsche Deutsche aus den Gedanken, „Wir könnten ihn ja…“ Gibbs war nicht amüsiert. Da lag einer seiner Top-Ermittler auf der schwarzen Couch Zivas, schlief den Schlaf der Gerechten und Ziva hatte nichts Besseres zu tun, als ihn zu fragen, ob er Tee wollte? Vor ein paar Minuten waren sie eingetroffen, hatten geklingelt und Ziva hatte die beiden, freundlich lächelnd, empfangen. „Gibbs, es ist schön zu sehen, das es Dir gut geht.“, sagte sie und deutete hinter sich: „Komm doch rein.“ Der Chefermittler und McGee betraten die Wohnung, schauten sich um und sahen dann DiNozzo, der auf der Couch lag. Kurz war ein leichtes, amüsiertes Funkeln in Gibbs Augen wahrnehmbar. Sein komplettes Team hielt ihn wohl für so alt, verkalkt und blind, dass er nicht mitbekam, wie seine Teammitglieder sich ineinander verliebten. „Ich nehme an, er hat hier mit Dir einen Kaffee getrunken?“, fragte der Special Agent mit einem Hauch von Ironie in der Stimme, „Ich meine, eigentlich solltet Ihr direkt nach der Befragung der PFCs Turner, Riker und Troi wieder zurück zum Navy Yard kommen.“ Ziva merkte, wie ihr Herz aussetzte. Ja, richtig – die Befragungen. Das hatte sie in dem Moment, in dem Tony mit der attraktiven Blonden, der Frau von Mister Troi, geflirtet hatte, komplett vergessen und eigentlich hatte sie ihm nur eine kleine Lektion erteilen wollen, in dem sie auf der Fahrt zum Yard mit ihm geflirtet hatte. Das er so darauf einstieg, hatte sie überrascht und dann… dann gab es kein Halten mehr. Es war, als habe sich ein Schleuse geöffnet und alle Emotionen, die sie für Tony empfand, wären von jetzt auf gleich in ihr Herz geflossen. Beinahe so, als wäre sie von den Wogen der Aufkeimenden Lust davon gespühlt worden – was ja mehr oder weniger auch zutraf. Sie würde auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, sie würde… Und dann sah sie Gibbs Blick. Ja, er war enttäuscht – persönlich, menschlich, tief verletzt. Aber, wenn sie Gibbs-Blicke in den letzten Jahren richtig zu deuten gelernt hatte, lag es weniger an dem Fakt, dass sie miteinander geschlafen hatten, sondern mehr daran, dass sie eine Ermittlung dafür unnötig in die Länge… Bamm Ziva hörte, wie etwas aus dem Inneren ihres Schlafzimmers klopfte. Sie rollte mit den Augen, als Gibbs und McGee erschrocken herumfuhren und mit gezückten Waffen ins Schlafzimmer vorrückten. So langsam kam sie sich übers Ohr gehauen vor. War heute Tag der offenen Tür? Wieder klopfte es aus ihrem großen Kleiderschrank. „Hast Du noch mehr Besuch, Ziva?“, fragte McGee und klang verunsichert, amüsiert, Vielleicht auch eine Spur neidisch. Wer weiß, was er sich gerade ausmalte. Einige nackte Models, die sich gerade… Oh Gott, ich verbringe zu viel Zeit mit DiNozzo. , schoss es Ziva durch den Kopf, zumal sie ja wusste, was… In diesem Moment hatte Gibbs die Schranktür aufgeschoben und hatte gebrüllt: „Bundesbehörde, kommen Sie aus dem Schrank heraus.“ Just, als er das gesagt hatte, merkte er, wie dämlich das klang. „Nicht schießen.“, erklang eine angenehme Frauenstimme und die hübsche Rothaarige, die sich Ziva als Agatha vorgestellt hatte, verließ den Schrank. Es schien, als hielte sie etwas fest. „Hände hoch.“, sagte Gibbs und Agatha gehorchte schnell, nur um sich für diese Handlung den Bruchteil einer Sekunde später zu verwünschen. Cal kam ihnen entgegengefallen, knallte mit dem Gesicht auf den Boden und blieb liegen. „Hallo.“, lächelte die hübsche Rothaarige, „Ich nehme an, Sie erinnern sich an uns?“ Gibbs steckte die Waffe weg: „Sie sind Agatha Silverbird.“ „Die Technik der Sternenflotte ist wirklich nicht mehr das, was sie mal war.“, seufzte die Frau und schaute zum am Boden liegenden Cal, der sich zu allem Überfluss nun auch noch auf die Seite drehte und mit der linken Hand Agathas Wade umschloss. „Manchmal kann er echt peinlich sein.“, stellte die Frau fest. McGee nickte. „Commander Silverbird.“, räusperte sich Gibbs in diesem Moment, „was ist hier los?“ Die junge Dame richtete ihren Blick zum grauhaarigen Chefermittler und lächelte ihn harmlos an: „Wir… wollten einfach mal Agent David besuchen?“ „Und verstecken sich dafür in ihrem Kleiderschrank.“, gab McGee zu bedenken, was ihm einen genervten Blick von Gibbs eintrug. Dies mit einem „’Tschuldige, Boss“ quittierend, schaute er zu Ziva, die gerade den Eindruck erweckte, vor Scham im Boden versinken zu wollen. Irgendwie war das klar. Man musste nur einmal bedenken, was dies für einen Eindruck machte. „Gehörst Du etwa zu dieser Gruppe?“, sprach McGee dann auch prompt den Gedanken aus, den Gibbs hatte und Ziva befürchtete und Agatha zu einem Grinsen brachte. „Aaber sicher.“, sagte die hübsche Rothaarige in einem Tonfall, den Cal grinsend als „von Jack O’Neill abgeguckt und kultiviert’ bezeichnet hätte, „Ihr Dienstrang ist ja auch nicht „Agent David“, sondern Captain David von der U.S.S. River Song . Verblüfft blickte Tim zu Agatha herüber: „River Song?“ „‚Hello, Sweetie’.“, grinste der Rotschopf und Gibbs warf einen Blick zu seinem Agenten: „McGee? Rede mit mir.“ „Ahm“, holte der Angesprochene Luft und setzte sein berühmtes „Ich-erklär-mal-eben-die-simpelsten-Zusammenhänge-mit-möglichst-vielen-Fremdworten“-Gesicht auf, ehe er sich an Gibbs wandte: „Erm… es ist eine Fernsehserie.“ „Doctor Who“, schoss Ziva dazwischen und Agatha grinste: „Der Klassiker unter den Science-Fiction-Serien.“ „Das schaut man auch in der Zukunft noch?“, fragte McGee. „Klar“, grinste die hübsche Rothaarige, „Es gibt eigene Holodeck-Programme für… sekunde mal, woher wissen Sie, dass wir aus der Zukunft kommen?“ Der Agent zuckte mit den Schultern, holte kurz Luft und schaute dann ein wenig uninspiriert in der Gegend herum – vielleicht um sich ein wenig Hilfestellung von Gibbs oder Ziva zu holen. „Ich… habe keine Ahnung, aber ich glaube, dass diese Granate, die Sie Tony auf den Schreibtisch gelegt haben, etwas damit zu tun hatte.“, sagte McGee und der grauhaarige Chefermittler schaute Agatha an – mit einer Mischung aus Neugierde und Wut: „Granate?“ „Eine Binford 4600 Amnesia-Granate.“, erklärte die hübsche Rothaarige, „Sie … eigentlich sollte es Ihr Gedächtnis löschen und den Tag zurückspulen, aber… irgendwie hat es nicht funktiuoniert.“ Damit schaute sie entschuldigend in die Runde: „Tut mir leid – niemand sollte mehr über seine eigene Zukunft wissen, als absolut notwendig.“ Grelles Licht fiel in Aris Augen und er wunderte sich, wo er nun wieder war. Er erinnerte sich daran, dass er auf Tony DiNozzo geschossen hatte und dass die Munition einen merkwürdigen Effekt auf den Körper des Halbitalieners gehabt hatte. Er war mit Funken, die aus der Brust gestoben waren, kollabiert. Niemand kollabierte mit Funken, die aus der Brust stoben. Aber, gerade, als er sich an Anzugtyp hatte wenden wollen, hatte dieser eine Art Waffe auf ihn gerichtet und abgedrückt. Der Fakt, dass er nicht tot war, ließ sich nur dadurch erklären, dass der Anzugtyp eine Betäubungsmunition verwendet haben musste. Was er nicht verstand, war, warum jemand das tun sollte. Es war sinnlos. Und vor allem war es unprofessionell. Ein Auftragskiller wie er hätte, wenn er selbst für die Tat nicht einstehen wollte, einen Sündenbock verwendet, den er dann so unauffällig wie möglich selbst ausser Gefecht gesetzt hätte. Eventuell hätte er einen solchen Sündenbock betrunken gemacht und dann dafür gesorgt, dass die schöne englische Redewendung „To take the fall“ nicht nur eine Redensart gewesen war. Betrunken wäre er über die Dachkante gestürzt und ein paar Meter tiefer, mit gebrochenem Genick aufgefunden worden. Aber nein. Sein Auftraggeber war anscheinend nicht unbedingt einer der Hellsten. Er hatte ihn nicht nur am Leben gelassen, er hatte auch dafür gesorgt, dass er – Ari – seinen Auftraggeber im Zweifelsfall identifizieren könnte. So jemand musste nicht unbedingt mit großer Intelligenz gesegnet sein, aber – solange er ihm half, Rache am NCIS-Team und vor allem an Gibbs zu nehmen, war ihm das eigentlich egal. Es gab Schlimmeres, als für jemanden zu arbeiten, der das kleine Einmaleins der Auftragskiller nicht beherrschte. Solange er wusste, was zu tun war… Grelles Licht fiel in Tony DiNozzos Augen und er fragte sich, was passiert war. Vor seinem Inneren Auge sah er die nackten, weiblichen Vorzüge seiner Partnerin Ziva David, ihr hübsches Gesicht, verloren im Taumel der Lust, und… Ein grelles Licht hatte ihn geblendet. Was war passiert? Während er darüber nachgrübelte, spürte er, wie sein Kopf zu platzen drohte. „Was zum T…“, murmelte er, fasste sich an den Kopf und stockte, als er bemerkte, dass er gar nicht mehr in Zivas Schlafzimmer war, sondern auf der schwarzen Ledercouch im Wohnzimmer lag. Was war denn nun passiert? Hatte er vor Lust das Bewusstsein verloren oder… Oder war das grelle Licht doch etwas anderes gewesen? Gerade, als er weiter darüber nachgrübelte, zuckte er zusammen, denn just in diesem Moment beugte sich ein ihm bekannter Mann in sein Blickfeld, mit einem leicht amüsierten Grinsen im Gesicht. „Na, DiNozzo? Lange genug geschlafen?“ „Boss?!“, keuchte der der Mann auf und wollte sich gerade aufrichten, als er den Blick von Ziva wahrnahm. Spiegelte sich da Sorge in ihren Augen wieder? Genau in diesem Moment nahm er sich vor, nachzuforschen, was passiert war. Er wusste es einfach nicht mehr, er erinnerte sich nur daran, dass das, was er wirklich auf dem Schirm hatte, sich wirklich einfach nur gut angefühlt hatte. Aber was danach passiert war… Das fiel ihm einfach nicht ein. Nur der Kopf schmerzte. „Ich…“, setzte Tony an und Gibbs warf ihm einen Blick zu, der dem Halbitaliener durch Mark und Bein ging. Verdammt , schoss es ihm durch den Kopf, Er weiß etwas. „Erzähl es mir später, DiNozzo“, raunte der Grauhaarige und Tony musste – beinahe schon gegen seinen Willen – schlucken. Gibbs warf ihm noch einen Blick zu, der sagte „Ich weiß, was los ist und wenn Du wieder auf dem Dampfer bist, reiße ich Dir den Arsch auf“, dann drehte er sich weg und ging zu einem, ausserhalb seines Wahrnehmungsbereiches stehenden McGee herüber. Tonys Augen suchten den Raum ab und fanden den, auf ihn gerichteten Blick Zivas. Ihre braunen Augen gaben ihm Mut und Kraft, während er versuchte, ihr mit seinen Augen die simple Frage zu stellen: „Was zum Teufel war passiert?“ Agatha stand, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen im Raum, den Rücken gerade durchgestreckt und schaute sich die vor ihr bietende Szene an. Es war das Beispiel – das, man konnte fast schon sagen: Das Stereotyp – einer typischen Szene, wie sie Gibbs und Konsorten erlebten. Die Konfrontation fand statt. Ein leises Lächeln bildete sich auf den vollen Lippen der XO, als sie ein leises Stöhnen hörte. Mit einem Blick zum auf dem Bett liegenden Cal, der gerade die Augen öffnete und sich anschließend über selbige wischte, stellte sie fest, dass ihr Freund gerade wieder zu sich gekommen war. „Na, wach?“, fragte sie, ging zum Bett und half ihm in die sitzende Position. „Schatz, hast Du die Nummer von dem LKW, der mich überfahren hat?“, grinste er, ehe er den Kopf schüttelte: „Junge, der Satz is’ ja mal dermaßen ein Klischee, das ist ja nicht mehr schön.“ Agatha lachte hell: „Ich würde sagen, er hatte die Maße 90-60-90, eine enganliegende Uniform an, feuerrote Haare, grasgrüne Augen und einen Phaser, der dich für eine Stunde ausgeknockt hatte.“ Schief grinsend erhob sich Cal und neigte den Kopf zur Seite: „Wie sieht es aus – haben wir was rausgefunden, was wir rausfinden könnten?“ „Naja“, zuckte die junge Frau mit den Schultern, „Eigentlich nicht viel – nur das Übliche. Was die Beiden nicht wissen – was hier keiner weiß – ist, dass Tony von einem Phasergewehr getroffen wurde. Beziehungsweise von etwas, das so ähnlich gebaut ist, wie ein Phasergewehr.“ Mit schiefgelegtem Kopf schaute Cal der Frau in die hübschen Augen: „W… was bitte schön?“ „Etwas, das ähnlich gebaut ist, wie ein Phasergewehr. Es hat DiNozzo von den Beinen gefegt.“ „Ach komm, erzähl keinen Schwachsinn.“, sagte Cal eine Spur lauter als es notwendig – oder noch besser - als es für ihn und seinen Kopf verträglich gewesen wäre, „Ich meine… wer ballert hier mit einem Phasergewehr rum?“ Agatha zuckte mit den Schultern: „Tracy-Boy?“ „Tracy-Boy?“, echote Cal und schaute sie beinahe schon ungläubig an. Die XO nickte: „Es wird wohl auf ihn hinauslaufen, meinst Du nicht auch, Schatz?“ Tony schaute in die braunen Augen Zivas – sie hatten einen nachdenklichen, weltfernen Ausdruck und er räusperte sich. Kurz zuckte sie zusammen, blinzelte und schaute ihn an. Der NCIS-Agent lächelte. „Jetzt sag bloß, ich hab dich erschreckt. Dich – Ziva David, eiskalte Killerin des Mossad.“ „Du solltest eher versuchen, mir klar zu machen, wie Du in die Höhle der Löwin gekommen bist, DiNozzo“, hörte er plötzlich die Stimme Gibbs und spürte einen Klaps auf den Hinterkopf. ‚Eine Ohrfeige ist eine Beleidigung. Ein Schlag auf den Hinterkopf ist ein Weckruf’, war die Philisophie seines Chefs und der Italiener rollte mit den Augen. So schmerzvoll war er in den letzten Wochen nie geweckt worden. „’Tschuldige, Boss.’, sagte er und wandte sich Gibbs zu, „Ich… ich weiß nicht wie ich es Dir erklären soll. Es war einfach…“ Er verstummte. Er hatte Kismet sagen wollen – aber der Blick, den Gibbs ihm zuwarf, sagte eindeutig, dass, wenn er das sagen würde, Gibbs ihm den Allerwertesten noch weiter aufreißen würde. Ja – el chefe war wütend. Vermutlich nicht nur ein wenig wütend, sondern so wütend, dass er… Was? Leute umbringen würde? Vermutlich nicht. Zwar gab es Situationen, in denen Gibbs vor tödlicher Gewalt nicht zurückschreckte, aber dies war keine davon. Vermutlich würde er ihn nur strafversetzen – was auch schon schlimm genug war. Himmel, er hatte nicht nur gegen eine Dienstanweisung, sondern gleich gegen eine von Gibbs fundamentalsten Regeln verstoßen. Genauso gut hätte er ihm den Kaffeebecher aus der Hand schlagen können. „Boss“, setzte er an, „ich…“ Weiter kam er nicht. Cal schaute seine XO an. „Was willst Du machen? Hast Du einen Knall? Das hast Du doch nicht gelernt.“ „Gina hat es mir damals, nach der Sache auf Kaluna Prime beigebracht.“ „Um Gottes Willen, erinnere mich nicht daran.“ Agatha schluckte. Es war wirklich nicht gerade die Angenehmste, aller Erinnerungen. Dämlich, dämlich, dämlich, dämlich. Um sie herum spritzte Dreck auf und der Regen, der von oben kam war auch nicht gerade angenehm.Verdammte Kälte. Sie kroch durch die Kleidung, trotz dieser verdammten Thermounterwäsche und kälteabweisender Uniform. Verdammt. Die Explosionen um sie herum waren heiß und der kalte Regen… naja, man könnte sagen, dass rein rechnerisch die Temperatur eine Ausgeglichene war. Aber das war ein alter Witz und absolut nicht zutreffend. Mit erhobenen Phasern drangen Cal und Agatha in das Heiligtum des Priesters vor, der knapp 50 Prozent seiner Crew in seinen Bann geschlagen hatte. Könnte vielleicht daran gelegen haben, dass dieser Priester eine, in extrem sonnennahen Kleidungsstücken herumlaufende Priesterin war. Agatha rollte mit den Augen. Cal war doch auf der Erde gewesen – im SGC. Dort hätte er doch eigentlich diese dusslige Akte über die Hathor-Angelegenheit lesen müssen, als die Goa’Uld ihrerzeit das SGC übernommen und die Männer sexuell-willenlos gemacht hatte. Aber nein – offenbar hatte der Captain beschlossen, genau diesen Teil auszulassen. Die braunen Haare des Captains lagen nun klatschnass am Körper, genau wie die feuerroten Haare der XO, die momentan ein wenig ihrer Leuchtkraft verloren hatten. „Cal, denkst Du wirklich, dass wir sie kriegen können?“ Der Phaser des jungen Offizieres fauchte kurz auf, die braunen Augen schauten in ihre Grasgrünen und Optimismus funkelte in ihnen. „Hab ich je aufgegeben? Ich kenn die Bedeutung dieses Wortes nicht.“ „Ich weiß schon, wer zum Geburtstag ein Wörterbuch geschenkt bekommt.“, grinste Agatha schief und dies musste sie wohl so ansteckend gemacht haben, dass auch der Captain grinsen musste. „Diese Priesterin schnappen wir uns. Keine Sorge.“ Sie schaute ihn an, nickte und fuhr ihm sanft über die Wange: „Ich mach mir keine sorgen um mich. Du bist derjenige, der in ihr Beuteschema fällt.“ „Ach, wie kommst Du darauf. Weil ich der Captain bin? Das Alphamännchen? Weil mir das Schiff gehört?“ „Ich dachte eigentlich eher daran, das jeder andere Kerl ausser Dir gekascht wurde.“, sagte Agatha mit einem extrem trockenen Tonfall. Der junge Mann rollte mit den Augen: „Und was macht Dich sicher, dass sie mich auch kascht?“ „Sie ist gut.“, meinte Agatha nur und deutete auf den Tempel, aus dem gerade, mit schwingenden Hüften und einem extrem knappen Outfit die Priesterin kam. „Meine Kinder, kommet zu mir.“ Und kaum, das sie dies gesagt hatte, traten, wie ein Mann – und nie hatte dieser Ausdruck besser gepasst – die männliche Crew der Dragonfly hinter ihr hervor. Cal schluckte und deutete mit der Mündung der Waffe auf die gerade erschienenden Männer: „Okay, now, that is impressive.“ Damit schaute er zu Agatha: „Aber keine Sorge, ich bin nicht so blöd und falle in die Offensichtlichsten der Fallen.“ Agatha lächelte – und stockte plötzlich, als sich im Tempel etwas tat. Verdammt. Es war nicht so einfach wie seinerzeit im SGC. Hier hatte Hathor nur starken Einfluss auf die Männer gehabt und war klug genug gewesen, die Frauen einsperren zu lassen. Aber diese Priesterin war… besser. Sie hob ihre wohlmanikürte Hand, schnippte einmal und Agatha musste hart schlucken. Jemand näherte sich der Priesterin – Gina Intrupper, die Bordärztin. Wenn diese Frau auch die Frauen manipulieren konnte, dann… „Agatha?“, hörte sie die sanfte Stimme Ginas und schluckte hart. Bitte nicht, bitte nicht. Damals, als sie auf der Academy in einem Zimmer als „Roommates“ genächtigt hatten, hatten sie einander für unterschiedliche Kursthemen herangezogen. Agatha hatte Gina immer wieder darum gebeten, mit ihr Kommandotechniken zu büffeln, während sie der angehenden Bordärztin für Sachen wie Referate in Autogenem Training, Counseling für Fortgeschrittene und eben auch „Hypnose für Anfänger“ geholfen hatte. Das heißt, Gina hatte versucht, sie in Trance zu versetzen, was ihr offenbar auch gelang, denn an einem Tag hatte sie einen ziemlichen Filmriss gehabt, nachdem die beiden miteinander trainiert hatten. Sie wusste nicht mehr ganz, welches Wort Gina verwendet hatte, sie erinnerte sich nur daran, wie ihr Bewusstsein aussetzte… Das Nächste, was sie wahrnahm, war die Deckenbeleuchtung der Krankenstation. Die sich über sie beugende Gina lächelte ihr sanft zu. „Keine Sorge, Süße. Du brauchst keine Angst zu haben, es ist alles wieder in Ordnung.“ Sie richtete sich auf, blinzelte und schaute in die unglaublich nussbraunen Augen ihres Captains, die – leer wirkten. „Was ist mit dem los?“, fragte Agatha und Gina zuckte mit den Schultern: „Das musst Du schon selbst wissen. Aber eines muss ich ihm lassen. Er hat Scotty mit einem schnellen Schlag auf die Bretter geschickt. Ich musste drei Stunden an seiner gebrochenen Nase rumfuhrwerken.“ „Gina, ich…“, setzte der erste Offizier an und die hübsche Ärztin zwinkerte ihr amüsiert zu: „Keine Sorge, Süße. Ich bin sicher, Cal wird es dir gerne erklären. Wenn Du ihn aus deinem Bann entlässt.“ „Bann?“ Damit wandte sie sich wieder zu dem, träumerisch vor sich hin lächelnden, Captain und rollte mit den Augen: „Naja, sein Versprechen hat er gehalten. Die Priesterin hat ihn nicht bekommen.“ Gina grinste: „Aber Du.“ „Meinst Du?“, fragte die XO, schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn: „Komm her, du.“ Der Captain blinzelte mit den Augen, schüttelte den Kopf und streckte sich: „Wow … hey, was ist… was ist passiert?“ „Diese Programmierung funktioniert perfekt.“, flüsterte Gina der XO zu und zwinkerte. Damit verließ sie die Krankenstation und ließ eine grinsende XO und einen verwirrten Cal zurück. „Du willst die alle hypnotisieren?“, riss die geflüsterte Stimme Cal ssie in die Jetztzeit zurück, „Das ist eine wirklich bekloppte Idee. Und ich hab in unserer Beziehung das Monopol auf die bekloppten Ideen.“ „Nein, das ist eigentlich ein Oligopol. Wir beide haben gern mal bekloppte Ideen.“, grinste Agatha, streichelte ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf das Ohrläppchen. „Du weißt, dass das bei den Ferengi zu etwas führen würde, das wir ob des Ratings der Fanfiction, in der wir uns befinden, nicht komplett ausspielen dürfen? Eigentlich schade.“ Mit einem liebevollen Lächeln streichelte sie ihm über das andere Ohr und schnurrte: „Ich weiß. Aber: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ „Was genau ist eigentlich passiert?“, raunte McGee dem grauhaarigen Chefermittler zu, der ihn mit einem genervten Seitenblick zum Schweigen brachte. Gut – „Schweigen“ war eine übetriebene Darstellung der Sachlage. In Wirklichkeit klappte den Mund auf und wieder zu, murmelte ein „’Tschuldigung, Boss“, ehe er sich an Ziva wenden wollte. Mitten in der Bewegung erstarrte er. An der Wand von Zivaas Wohnung erschien plötzlich ein Farbenspiel von unbeschreiblicher Schönheit. McGee hatte keine andere Wahl, als hinzuschauen. Agatha hielt eine Glasperle vor den Phaser und ließ an der Wand zu Zivas Wohnzimmer ein buntes Regenbogenfarbspiel – sprich, die aufgefächerten Spektralfarben – tanzen. Genervt rollte Cal mit den Augen, schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Lass es.“ „Erste temporale Direktive Cal, es darf sich niemand an unsere Intervention erinnern.“ „Schatz, wir könnten ihre Hilfe brauchen.“ „Erste temporale Direktive, Cal.“, wiederholte die hübsche XO und wandte sich, mit einer ruhigen Sing-Sang-Stimme an die, im Wohnzimmer stehenden Agenten. „Schaut auf das Licht. Es ist hell, klar, und schön. Je mehr ihr euch auf dieses Licht konzentriert, je mehr ihr versucht, Formen zu erkennen, um so entspannter, um so relaxter fühlt ihr euch. Eure Augenlider sind bleischwer, blei, bleischwer. Ihr werdet Müde und wollt schla…“ Sie stockte, als sie neben sich einen Plumpser hörte. Cal war umgekippt. „Verdammt.“, murmelte di ehübsche XO, ging neben ihrem Freund in die Knie und raunte ein: „Erwache, mein Liebling“ in seine Ohren. „Was… wassis passiert?“, lallte der Captain, richtete sich auf und schaute zu Agatha herüber: „Ich wollte… ach was solls.“ Ziv aräusperte sich, trat auf die beiden Offiziere zu und schüttelte den Kopf: „Was auch immer Du da gerade versucht hast, Agatha, so ganz hat es nicht geklappt.“ „Seh ich auch so.“, sagte Tony, der sich gerade von seinem Sitzplatz erhob und Gibbs, der Agatha amüsiert anschaute, lächelte: „Hypnose?“ „Die Frau ist gut“,grinste Cal, „Schafft es mit einem einzigen Wort – oder Satz – mich auszuschalten..Ich sag es Ihnen, Mister Gibbs, legen Sie sich in ihre fähigen Hände und sie schlafen, wie ein Baby. Ich spreche aus Erfahrung.“ Dann wandte sich der Captain an Ziva: „Aber – um mal etwas Anderes anzusprechen. Könnten… könnten Sie uns zu Misses Stone fahren, Miss David?“ Verblüfft blinzelte Agatha ihren Freund an: „Aber – ahm – Cal, hältest Du das für eine gute Idee? Ich meine… gut, es könnte mir egal sein. Da kann ich mehr üben. Ob ich Ziva nun einmal hypnotisieren muss, oder mehrmals, das macht keinen Unterschied.“ Der Captain zwinkerte ihr zu: „Schatz, du kannst es auch immer wieder an mir ausprobieren.“ Damit traten sie aufeinander zu, sie umrundete ihn und er schaute an ihr herauf und wieder herab. „Später.“, sagte sie, in einem flirtenden Unterton und Cal grinste wie ein Schuljunge. Dann räusperte er sich und versuchte, die Gedanken, die offenbar in diesem Moment in seinem Kopf auftauchten, anders abzulenken. Er wirbelte um die eigene Achse und schaute wieder zu Ziva herüber. Diese starrte ihn verblüfft an, während er sich grinsend vor ihr aufbaute und begann, in einem rasend-schnellen Duktus zu sprechen: „Wo, war ich? Richtig… Captain Thaddeus Alexander Stones Frau. Was meinen Sie, warum wollen wir zu ihr? Warum wollen wir da…hin?“ „Schatz, wenn Du so sprichst, könnte man dich für Doc 11 halten.“, grinste Agatha und McGee schaute sie an: „Stimmt. Das macht Sie zu River, hm?“ Cal schaute zwischen Agatha und McGee hin und her, grinste und schaute zu Ziva. „Das macht Sie zu Amy und ihn da“, damit deutete er mit seinem Kopf auf Tony, „zu Rory.“ Damit griff er ihre Hand: „Nun denn, come along Po…“ Weiter kam er nicht, denn Ziva hatte in diesem Moment seine Hand gegriffen, so fest zugedrückt wie sie konnte – was ihn zum Schreien brachte – und verdrehte seine Hand auf den Rücken. „Ahaaaa“, machte Cal, „Lassen Sie mich los, Miss David.“ „Fassen Sie mich noch einmal an, ohne, dass ich meine Erlaubnis gebe, und ich breche Ihnen alle Knochen.“, zischte Ziva und stieß den Captain von sich weg, Richtung Agatha, die ihn auffing. „Aua.“, machte der Captain, betrachtete seine Hand und bewegte sie probehalber. „Und, Gebrochen?“, fragte die XO mit einem sehr trockenen Unterton. „nee.“, murmelte Cal und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von amüsiert zu beinahe-beleidigt. Dann schaute er zu Ziva herüber, wollte einen Schritt auf sie zutreten, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich dies offenbar noch zwei bis dreitausend Mal überlegte. „Könn… könnten Sie uns eventuell zu Captain Stones Witwe fahren?“, fragte der Captain dann dennoch, wenngleich ein wenig kleinlauter. Tony hatte keine Ahnung, wieviel so ein Mini-Cooper „Spitze“ fuhr, er härte nur das extrem laute, durch Mark und Bein gehende Geräusch, das entstand, wenn der Wagen hochtourig gefahren wurde. Ziva fuhr den Wagen immer hochtourig und in einer Fahrweise, die ihn immer wieder verblüffte. „Das macht einen an der Existenz von etwas, wie der Straßenverkehrsordnung zweifeln“, gab der Mann, der sich Captain Cat nannte von sich und klammerte sich mit einem Gesichtsausdruck am Sicherheitsgurt fest und er hörte, wie die Frau, die sich Commander Silverbird nannte, amüsiert sagte: „Und die Dinger nanntest Du bis gerade eben noch ‚primitive Rückhaltevorrichtungen’?“ Ein lauter Knall war zu hören, kurz waren alle vier schwerelos, dann gab es einen kräftigen Schlag gegen den Unterboden des Wagens und der Cooper fuhr weiter. Grinsend wandte sich Tony an Ziva. Er wusste, dass sie in diesem Moment über ein Berliner Kissen – man nannte es auch eine sogenannte „Bremsschwelle“ gefahren war. „Nur ein toter Polizist.“, erklärte Ziva und Tony sah im Rückspiegel, wie Cal und Agatha einander verdattert anschauten. „Ein … toter Polizist?“, fragte der Captain mit einer Spur Ängstlichkeit in der Stimme. Tony konnte nich tanders, er musste Lachen: „Sie meint einen „schlafenden Polizisten“.“ „Schlafenden Polizisten?“, echote Agatha, sie und der Captain schauten sich verblüfft an. Gerade wollte Tony ihr erklären, was damit gemeint war, als es erneut einen heftigen Schlag gegen den Unterboden gab. Dieses mal sprang der Wagen nur nur um ein paar Milimeter in die Luft, sondern gleich um mehrere Meter Dabei hatte Tony plötzlich das Gefühl, dass sich die Welt um sie herum drehen würde – vermutlich würde jeder andere, Aussenstehende, richtig feststellen, dass sich der Wagen überschlug. „Das war nun kein sleeping policeman’“, stellte Tony fest, als der Wagen auf dem Dach aufsetzte. Er nahm den Krach wajhr, wie sich die Fahrgastzelle zusammenknautschte, wie Glas splitterte und Metall über den Asphalt schlidderte. „Verdammt“, schoss es Tony durch den Kopf, als alles mit einem mal wieder Dunkel wurde. Agatha hatte keine Zeit mehr, sich über den Faux-Pax „Toter / Schlafender Polizist“ zu wundern oder gar zu amüsieren, denn der Wagen hob in diesem Moment regelrech ab. Die Feststellung, dass diese keiner der lebenden, toten, oder schlafenden Gesetzeshüter war, die Tony in diesem Moment traf, war auch ihr klar und eigentlich fragte sie sich, ob der Halbitaliener sie gerade ein wenig für blöd verkaufen wollte, als der Wagen aufschlug. Dies tat er mit diesem absolut lauten, absolut widerlichen Geräusch, das sie ein paar Mal gehört hatte, wann immer sie in einem Shuttle war, das abstürzte. Ihr war klar, dass an diesen Geschicken nichts ändern konnte, hoffte nur, dass… Aua , schoss es Ziva durch den Kopf, als sie wieder zu sich kam. Á Prospos Kopf – er schmerzte nicht nur, er war auch Näher am Boden, als er es normalerweise sein sollte. Durch ihre langen, lockigen Haare, deren Spitzen nun auf dem Boden – also eigentlich der Unterseite des Daches – lagen, warf sie einen Blick zu den anderen Passagieren, die ebenfalls kopfüber im Auto hingen. Zumindest hoffte sie das. Kurz warf sie einen Blick zu Tony herüber, der – obwohl er kopfüber und blutend im Sitz hing – komplett friedlich und ruhig wirkte. „Tony“, krächze sie , „Tony, bist Du in Ordnung?“ „Toller Fahrstil, Zivaaa“, murmelte der Agent und Ziva hatte das Gefühl, dass er ein wenig benommen klang, „Das müssen wir unbedingt widerholen.“ „Ja, aber wenn, dann bitte, ohne das man sich dabei übeschlägt. Knight Rider spielen ist ja okay, aber der Wagen ist leider nicht K.I.T.T.“, kam es von dem Captain, der hinten hing, ehe er einen nahezu entsetzten Blick zur Seite warf. Als Ziva in den Rückspiegel blickte, verstand sie, das Entsetzen des jungen Mannes. Die hübschen Züge der Frau, die sie als Agatha kennengelernt hatte, wirkten ruhig und friedlich, aber waren erschreckend bleich. „G… Gathy“, keuchte der junge Mann, fummelte an seinem Sicherheitsgurt herum, was darin endete, dass er sich losmachte und – was sie überraschte – nicht mit einem Bauchplatscher aufschlug, sondern es schaffte sich einigermaßen agil aus dieser Affäre zu ziehen. Er öffnete die Tür – die wundersamerweise nicht verzogen war -, umrundete das Fahrzeug und versuchte, die Autotür, die auf der Fahrerseite war, zu öffnen. Dies scheiterte daran, dass diese Tür wirklich verzogen war. Ziva, die sich ebenfalls aus dem Sicherheitsgurt zu befreien versuchte, hörte das Fluchen des jungen Mannes und die sich immer wieder wiederholenden Versuche, seine Freundin aus dem Wrack, das der Minicooper nun war, zu befreien. „Verdammt.“, schrie er seine Wut nun heraus und verstummte abrupt, als Ziva Schritte hörte und Füße in schwarzen Slippern sah, die an ihr vorbei gingen. „Du“, hörte sie Cal knurren. Sie konnte nicht verstehen, was die andere Person sagte oder wie sie reagierte, wohl aber sah sie durch den Aussenspiegel, wie Cal auf das, was die andere Person, die sie nun als Mann identifizieren konnte, tat, reagierte. Wutumwölten Blickes ballte der Captain seine Faust und versuchte, in einer schnellen Bewegung diese Faust in das Gesicht des Unbekannten zu treiben. Zu langsam , schoss es Ziva durch den Kopf und – tatsächlich – fing der Andere die Faust des Captains nahezu ohne großartige Mühe ab. Erneut konnte sie die Reaktion des Anderen nicht mitbekommen, doch es musste irgendwas gewesen sein, das den Captain noch mehr erzürnte, denn nun warf sich dieser, mit einem Kampfschrei, der einfach nur wütend klang, auf den Unbekannten, Kopf voraus, in der Hoffnung, diesen in den Bauch von Mister X zu rammen. Prinzipiell war dies eine gute Taktik, die sogar zu einigen Verletzungen bei der anderen Person führen konnte, aber dieser Typ war einfach nur gut. Die Körperspannung, die er besaß, zeugte von Gelassenheit und mit einer einzigen Bewegung riss er sein Knie hoch. Die Kniescheibe traf das Gesicht des Captains, ließ seinen Kopf hochschnellen und zurücktaumeln. Der Andere setzte nach, trat nach Cals Magengrube, der nun allerdings gewappnet schien. Schnell warf er sich zur Seite, rollte sich ab, stand auf beiden Beinen und begab sich in eine Verteidigungshaltung. Als sich der Andere nun auf ihn warf, drehte er sich um die eigene Achse, sodass der Fremde an ihm vorbei lief und nach vorne stoplerte. Cal begab sich wieder in Angriffsposition, lächelte und lief auf den anderen zu, ihm nun die Faust auf den Kopf rammend. Normalerweise war diese Methode gut genug, um jemandem starke Kopfschmerzen zu bescheren, oder ihn sogar zu betäuben, aber der Andere schüttelte den Kopf und verpasste dem Captain einen Schlag in den Magen. Dessen Augen traten heraus, er taumelte nach hinten, fiel zu Boden. Dann wandte sich der Unbekannte dem Wagen zu, hob eine Waffe, die Ziva in Ungefähr an ein Gewehr erinnerte und… in diesem Moment schaffte sie es, sich aus dem Wagen zu befreien. Auch Tony war auf den Beinen, hatte seine Dienstwaffe gezogen und zielte auf den Typen, der sein Gewehr auf ihn richtete und hämisch grinste. „Tranquilizer, Rohypnol, auch Chloroform. Es ist nichts davon stark genug mich länger zu bändigen. Ehrlich, ihr macht es euch viel zu einfach. Sollte mich aber auch nicht überraschen, Starfleets ‚Finest’ gibt euch ja Tipps“, sagte er, zielte auf Ziva und zuckte zusammen, als Tony, ohne zu zögern, das Feuer eröffnete. Die Kugel traf die Brust des Mannes. Dieser starrte auf die Wunde, dann verdattert zu DiNozzo, ehe er sein Gewehr hob und auf den Halbitaliener zielte: „Wenn Du zuerst sterben willst, sei es so.“ Erneut gellte ein Schuss, dieses mal aus Zivas Waffe. Der Fremde schaute verblüfft auf die Brust, in die ihn nun zum Zweiten mal eine Kugel getroffen hatte, dann zielte er auf Ziva und lächelte: „Ihr habt beide Feuer. So mag ich das. Ich glaube, ich werde euch am Leben lassen.“ Damit veränderte er eine Einstellung an seinem Gewehr, riss es wieder hoch und nahm Ziva ins Visier. Diese hatte ihn seinerseits im Fadenkreuz, zielte auf seinen Kopf. Ein Treffer. Es muss nur ein Treffer sein und das ganze Spiel ist vorbei. , schoss es ihr durch den Kopf. All ihre Mossad-Instinkte waren wieder aktiv. Sie konnte berechnen, wie lange sie brauchte um zu schießen und wie lange er brauchte um zu schießen. „NEIN!“; hörte er plötzlich die Stimme DiNozzos und ehe sie verstand, was los war, war etwas auf ihr. Knapp 80 Kilo Halbitaliener trafen sie mit einer gefühlten Geschwindigkeit von 300 km/h – in Wirklichkeit werden es vermutlich eher so 10 km/h gewesen sein – und rissen Sie zu Boden. Im Vergleich zu einem durchtrainierten NCIS-Special Agent war sie zwar auch eine durchtrainierte NCIS-Special-Agentin und ehemalige Mossad-Offizierin, aber im Vergleich zu ihm war sie zierlich. Wenn ein muskelbepackter Mann mit einem Körpergewicht von knapp 80 Kilo eine muskelbepackte Frau mit einem Körpergewicht von knapp 70 Kilo mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern in der Stunde trifft und dies in der Absicht zu tun, sie zu Boden zu reißen, dann funktioniert dies auch. Wenn er dies allerdings in der Absicht tut, sie vor einer Waffe unbekannter Herkunft zu schützen, gelingt dies nur, wenn diese Waffe mit Kugeln schießt. Ziva wusste nicht, was diese Waffe verschoss, sie wusste nur, dass nun nicht nur sie, sondern auch er getroffen wurden. Sie war sich sicher, ein aussenstehender Betrachter wäre Zeuge eines verblüffenden Special Effektes geworden. Da würden zwei Personen von einer Art rotem Lichtstrahl getroffen, beide in einen ebenso roten Kokon aus Energie gehüllt und wie hingestreckt erschlaffen. Er würde auf ihr liegen, mit dem Kopf entweder auf Höhe ihrer Brüste oder aber auf Höhe ihrer Schultern, weswegen er mit dem Kopf auf dem Asphalt läge. Sie hätte das Glück gehabt, dass er ihren Kopf, um ihn vor einem harten Aufschlag auf dem Boden zu schützen, in die Hand gebettet gehalten hätte, die die Schusswaffe nicht benutzt hatte. Als eine dieser Personen konnte sie feststellen, dass es einfach nur unerträglich heiß war und sie sich einfach nicht mehr an viel erinnern konnte. Nur dass der Gedanke „So ein Idiot“ durch ihren Kopf blitzte. Und dass sie, als sie aufwachte, ziemliche Kopfschmerzen hatte, ungefähr so, als habe sie ein paar Dirty Pair Martinis, oder was immer Juan, ihr Bartender ihres Vertrauens gerne zusammenpanschte, getrunken. Die Augenlider waren bleischwer, doch als sie die Stimme Tonys hörte, die sich durch den dichten Nebel in ihrem Kopf zu ihrem Großhirn vorpreschte, war sie auch wieder ansprechbar. Kurzzeitig hatte sie eine kleine Vision gehabt, wie sie in einem sündigen Nichts aus Stoff aufwachte, zu Tony blickte und feststellte, dass ihre Tochter ihm in der Nase bohrte und laut forderte „Papa, aufstehen.“ Kurz hatte sie den Namen dieses Mädchens im Kopf, aber genau so kurz wie er auftauchte, war er auch schon wieder verschwunden. Ebenso das Traumbild. Sie lag nicht auf einem Bett, sie lag auf der Straße. Sie trug auch kein sündiges Nichts aus Stoff, sie trug normale Kleidung, die allerdings – so sagten die Blicke, die Tony ihr zwischendurch zuwarf, eine gewisse erotisierende Wirkung auf die Psyche von Männern – und ganz konkret auf die Psyche Tony DiNozzos hatten. Vielleicht würde sich da in Bälde etwas ergeben? Sie wusste es nicht. Aber die Stimme Tonys riss sie wieder in die Gegendwart und sie blinzelte kurz, benommen, träge. „Was…“, murmelte sie, rappelte sich auf und sah die kurvenreiche Figur Agatha Silverbirds, die gerade aus dem Wagen krabbelte. „Das wollte ich dich auch gerade fragen, Ziva.“, lächelte sie und hielt sich die linke Schläfe, auf der eine kapitale Wunde prangte. „Dich bringen wir erstmal ins Krankenhaus“, erklärte die Israelin und stockte. Sie blickte sich um und erkannte, ein paar Meter weiter, den leblosen Körper des Captains. Ziva beugte sich vor und tastete nach Cals Puls. Hosted by Animexx e.V. 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