Liebe mit Hindernissen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 7: Liebe mit Hindernissen --------------------------------- Die Wochen zogen ins Land. Es war mal wieder ein Freitag. Ein neues Wochenende stand vor der Tür und die Sommerferien rückten immer näher. Jeden Morgen stand Akane eine Viertelstunde früher auf. Sie ging eher los um sich dem Kampf in der Schule zu stellen und noch rechtzeitig ins Klassenzimmer zu kommen. Keiner von den Mitschülern gab auf und Akane kam sich vor wie in einer Warteschleife, hoffnungslos darauf wartend, wann sie endlich jemand aus dieser Dauerwiederholung holen würde. Sie kämpfte sich durch die Schüler, legte einen übers Knie, schlug einen in den Bauch und wehrte den nächsten mit einem Tritt in den Rücken ab. Sie drehte, bückte und wehrte sich. Sie wich aus und sprang in die Luft. Wie viele Jungs es schon waren und wie viele Jungs noch kommen würden, wusste sie nicht. Sie befand sich inmitten eines Schlachtfeldes, in dem es nur einen Sieger geben konnte. Allerdings wurde sie müde. Schon oft hatte sie sich in den letzten Wochen überlegt, einfach aufzugeben, sich ihrem Schicksal zu überlassen… Nein, das würde sie niemals tun. Sie war eine ehrgeizige Kämpferin, eine stolze junge Frau. Sie würde sich niemals geschlagen geben. Verbissen kämpfte sie weiter bis sie eine sehr bekannte Stimme aus dem Kampfgeschrei heraus hörte. Diese Stimme gehörte Ranma, der sich laut und störrisch wiederholte. Akanes Herz zog sich wieder schmerzhaft zusammen. Sie lebten zusammen unter einem Dach, dennoch zwang sie sich ihn zu vergessen. Sie redete sich ein, dass er an den Schmerzen Schuld trug und wenn sie ihn ignorierte würde alles besser werden. Aber nichts von alledem half ihr über ihn hinweg. Selbst der Gedanke an diesen einen Moment, in dem er ihren Stolz verletzt hatte und sie vor Hitomi kritisierte, half ihr nicht dieses schreckliche Gefühl von Leere los zu werden. Der letzte noch stehende Junge stürmte auf die Blauhaarige zu und im letzten Moment konnte Akane noch ausweichen und verpasste ihm einen Tritt in den Po. Endlich herrschte Ruhe, aber dafür drangen Ranmas Worte direkt in ihre Ohren. „Wieso sollte ich dieses Machoweib zurückgewinnen wollen?“ Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Sie stand schwer atmend vor dem Eingang zum Schulgebäude. Ihr Rücken war den am Boden liegenden Jungen und den vier restlichen Schülern am Tor zugewandt. Tränen stießen ihr in die Augen. Sie schüttelte ihren Kopf, wischte sich kurz über ihre Augen und verschwand ins Schulhaus. „Weil sie meine Schwester ist“, erwiderte Nabiki spitz. Endlich konnte sie in die Schule ohne das die Gefahr drohte in die Schlacht mit verwickelt zu werden. Tatewaki Kuno folgte ihr schnell, während sich langsam die vermöbelten Mitschüler aufrichteten und ebenfalls ihre Klassenzimmer aufsuchten. Ranma blieb mit Hitomi am Tor stehen. „Vielleicht spielt dieser Punkt auch eine wichtige Rolle“, grummelte er vor sich hin. Die Schulglocke läutete. Schnell schnappte er sich Hitomi und beide traten in letzter Sekunde vor dem Lehrer ins Klassenzimmer. Akane saß auf ihrem Platz, bemerkte wie Ranma und Hitomi Händchenhaltend in die Klasse stürmten und sich schnell auf ihren Plätzen niederließen. Sie saß Gedankenverloren im Unterricht und starrte auf das leere weiße Blatt. Eigentlich sollte sie Aufgaben lösen, wie es auch jeder andere in ihrer Klasse tat, dennoch war sie in ihren Gedanken gefangen. Plötzlich stand der Lehrer neben ihr. Nachdem er das unbeschriebene Blatt sah, schickte er Akane vor die Tür. Langsam stand die Blauhaarige auf, ging zum Waschbecken, nahm den gefüllten Wassereimer und verließ das Zimmer. Draußen stand sie nun mit dem Wassereimer bepackt und ihren Gedanken nachhängend. Er hielt ihre Hand. Sie wusste, dass Ranma viel mit Hitomi zusammen war, aber dass sie Händchen hielten war ihr neu. Es musste ja so kommen. Wenn sie doch nur nicht so stur wäre, wenn sie doch nur nicht so hässlich wäre, vielleicht hätte sie dann eine Chance bei ihm gehabt. „Blödsinn“, ermahnte sie sich selbst. Sie durfte sich unter gar keinen Umständen selbst schlecht machen. Wenn Ranma Tomaten auf den Augen hatte, so war das nicht ihr Problem. Sie musste die negativen Gedanken verdrängen und dachte an den bevorstehenden Nachmittag. Später würde sie mit ihrer Freundin Lee in der Stadt bummeln gehen. Ukyo hatte ihr freigegeben, zudem half Ryoga ihr jetzt immer im Okonomyaki Restaurant. Seitdem die beiden fest zusammen waren, sah man kaum einen noch einzeln. Akane freute sich für ihre Freunde, allerdings fühlte sie sich seitdem nur noch einsamer. Auch wenn sie viel Zeit mit einander verbrachten, Ryoga sich als Trainer angeboten hatte und Ukyo immer zur Stelle war wenn es Akane schlecht ging, fühlte sich die Blauhaarige als drittes Rad am Wagen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sich in den letzten Wochen viel um sie herum verändert hatte. Lange war ihr auch Shampoo nicht mehr über den Weg gelaufen und als die Kurzhaarige sie dann zufällig traf, hing die Lilahaarige an Mousse Arm und himmelte den Chinesen an. Mousse genoss sichtlich ihre Aufmerksamkeit, auch wenn ein Rotton seine Nasenspitze zierte. Ein weiteres unzertrennliches Paar gaben Nabiki und Tatewaki. Vor wenigen Tagen hatte Akanes Schwester endlich ihren Mut gefasst und Kuno ihrer Familie vorgestellt. Jeder in dieser Familie hätte erwartet, dass Soun die beiden zur Verlobung drängen würde, aber scheinbar hatte er aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt, denn er sagte kein Wort diesbezüglich. Als Akane aufstand und das Klassenzimmer verließ, folgte Ranma ihren Bewegungen mit seinen Augen. Er vermisste sie. Auch wenn sie noch zusammen unter einem Dach wohnten, sahen sie sich kaum noch. Miteinander reden klappte noch weniger. Meistens saßen sie schweigend am Frühstückstisch und gingen auch schweigend, manchmal sogar getrennt zur Schule. Seit sich ihre Trennung in der Schule herumgesprochen hatte, kämpfte sie wieder gegen die männlichen Schüler. Jeder wollte ihr imponieren, ihr Herz für sich gewinnen, sie besiegen um nur einmal mit ihr auszugehen. Diese Idioten… sie wussten nicht oder wollten es nicht wissen, dass man so kein Frauenherz erobern konnte und Akanes Herz erst recht nicht. Hin und wieder wollte Ranma Akane im Kampf unterstützen, einschreiten um sie zu beschützen, auch um den anderen zu zeigen, wer zu ihr gehörte… Moment, was dachte er denn jetzt schon wieder? Die Verlobung hatten sie gelöst, weil sie es so wollte. Es tat ihm weh. Ihre Worte verletzten ihn, letztendlich hatte er ihr nur zugestimmt, weil sie sich etwas in ihrem Dickkopf einbildete. Etwas, wovon sie glaubte die Wahrheit zu kennen, aber war dem so? Seine Augen glitten zu Hitomi, die konzentriert dem Unterricht folgte. Auch er wandte sich wieder seinem, noch unbeschriebenem, Blatt zu. Die letzten Wochen trainierte er mit Hitomi ununterbrochen. In der zweiten Ferienwoche würde die Vorentscheidung für die japanische Meisterschaft in Kampfkunst stattfinden. Ihm war bewusst, wie wichtig dieser Wettkampf war, aber er und Hitomi brauchten auch mal eine Pause. Sie konnten nicht durchgehend trainieren. Und diese Pause würde er nutzen um mit Akane zu reden. Er wollte die verfahrene Situation klären, endlich wieder mit ihr reden und auch Zeit mit ihr zusammen verbringen. Zudem würde sein Vater dann auch endlich Ruhe geben, der ihm ebenfalls seit Wochen in den Ohren lag ein klärendes Gespräch mit Akane zu führen. Der Lehrer ging an ihm vorbei und öffnete die Klassentüre. „Komm wieder rein und pass nun besser auf!“ Akane betrat die Klasse, stellte den Eimer ab und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie wandte sich ihren Aufgaben zu und begann zu schreiben. Ranma warf ihr einen heimlichen Blick über die Schulter zu. Dort saß sie, hübsch wie eh und je. Sein Herz schlug ein wenig schneller, während er sie betrachtete. Eine leichte Röte stieg ihm auf die Wangen. Sofort riss er seinen Blick wieder auf seine Aufgaben. Wer hatte in der Schule herum erzählt, dass er und Akane ihre Verlobung gelöst hatten? Er nahm sich fest vor, endlich herauszufinden, wer geplaudert hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit läutete die Schulglocke endlich das Wochenende ein. Ukyo, Akane und eine blondhaarige Schulkameradin verließen den Klassenraum recht schnell ins wohlverdiente Wochenende. Ranma beeilte sich seine Schultasche zu packen. Er wollte Akane unbedingt noch einholen. Gerade als er aufsprang und losrennen wollte, versperrte ihm Hitomi den Weg. Sie lächelte ihn fröhlich an. Ihre Hände hielten die Schultasche hinter ihrem Rücken. „Ich wollte dich etwas fragen“, begann sie zögerlich. Ranma betrachtete sie und gemeinsam verließen sie das Schulgebäude und kurz darauf auch das Gelände. Er konnte Akane auch noch heute Abend sehen, beteuerte er sich selbst. „Was gibt’s denn?“ Neugierig sah er sie an. Hitomi wirkte etwas verlegen und auch bedrückt. Unsicher senkte sie ihren Blick. „Ich weiß, dass wir viel trainieren müssen und ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe. Aber ich dachte mir, wir könnten vielleicht einen Tag Pause einlegen und statt dem Training ins Kino gehen.“ Sie blickte auf. Hitomi sah direkt in die blauen Augen und fügte schnell hinzu: „Du bist der Trainer und wenn du sagst, dass wir trainieren, dann ist das vollkommen okay.“ Plötzlich begann Ranma zu grinsen. „Nein, das ist eine gute Idee. Ich hab mir heute ähnliche Gedanken gemacht. Wir können nicht dauernd nur trainieren. Wir brauchen auch mal eine Pause.“ „Treffen wir uns dann später?“ Sie blieben beiden an der Straßenkreuzung stehen. „Ähm… nun ja…“, suchte der Dunkelhaarige nach den richtigen Worten. Eigentlich wollte Ranma mit Akane reden, aber Hitomi ließ ihm keine Zeit zu antworten. „Klasse, dann bis in einer Stunde. Ich freu mich“, lächelte sie und verschwand. Ranma ging allein weiter. Einerseits ärgerte es ihn, dass er sich von Hitomi hat überrumpeln lassen, andererseits freute er sich schon auf den Abend. Einzig und allein musste die Aussprache mit Akane verschoben werden. Keine Viertelstunde später saßen Akane und die blonde Klassenkameradin in Ukyos Restaurant und ließen sich von Motoki mit Okonomyaki verwöhnen. „Sag mal, Akane, nerven dich die morgendlichen Kämpfe überhaupt nicht?“ Ukyo, Ryoga und Akane blickten die Blondine an. „Schon“, antwortete die Blauhaarige, während sie sich einen weiteren Bissen in den Mund schob. Sie kaute lange und überlegte sich wie sie Lee die Situation erklären konnte. Ukyo und Ryoga tauschten einen besorgten Blick zu. Lee beobachtete aufmerksam ihre Freundin. Endlich schluckte Akane und fügte ihrer kurzen Antwort eine Erklärung an. „Einerseits nerven die Idioten, aber andererseits absolviere ich so jeden Morgen mein Training. Ich merke, dass ich wieder fit und schnell werde. Es schadet mir nicht und wenn Ryoga mich weiterhin trainiert und auch Ukyo mit mir kämpft, wird aus mir bald eine großartige Kämpferin.“ Und dann werde ich gegen Ranma kämpfen und ihm zeigen, dass ich eine talentierte Kämpferin bin, beschwor sie sich selbst. Akane blickte auf ihren Teller hinab, Lee lächelte erleichtert und Ukyo und Ryoga kümmerten sich um die Gäste des Okonomyaki Restaurants. Ranma stand in seiner Lieblingskleidung eine Stunde später vor dem Haus der Suzukis und wartete auf Hitomi, die endlich auf die Straße trat. Seine rosahaarige Mitschülerin trug einen blauen Minirock und eine weiße Bluse. Ihr Anblick verschlug ihm die Sprache. „Gut siehst du aus“, begrüßte er sie und musterte sie erneut. Hitomit stieg die Röte auf die Wangen. „Danke!“ „Wollen wir gehen?“, fragte er, einfach auch um sich abzulenken. Sie sah zu süß aus. Seine Klassenkameradin und Trainingspartnerin nickte lächelnd und gemeinsam gingen sie ins Stadtzentrum. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie das Kino und kauften Karten für einen Film. Da dieser allerdings erst in einer Stunde begann, setzten sie sich auf eine Bank in der Nähe und unterhielten sich über den anstehenden Vorentscheid und ihr Training. Akane und Lee spazierten durch die Stadt. Sie bummelten durch die Geschäfte, sahen sich dieses und jenes an, ehe sie weiter gingen. Beide unterhielten sich fröhlich, erzählten sich den neuesten Klatsch und Tratsch und umgingen geschickt jedes Fettnäpfchen und jedes Thema, welches mit Ranma in Verbindung gebracht werden könnte. Hitomi ließ ihren Blick über die Einkaufspassage gleiten und entdeckte ihre Klassenkameradinnen, die sich soeben an einem Schaufenster die Nasen platt drückten. Schnell wandte sie sich Ranma zu. Sie lächelte ihn lieb an. „Ich hab eine Überraschung für dich.“ Der Schwarzhaarige drehte sich überrascht zu ihr. „Wirklich? Das muss aber nicht sein“, erklärte er ihr, zumal er sich nicht vorstellen konnte was Hitomi ihm schenken wollte. „Du opferst deine ganze Freizeit für mich, da muss ich mich schon revanchieren“, erwiderte sie und hob ihren Zeigefinger. „Augen zu!“ Erst blickte er sie irritiert an, aber schließlich tat er ihr den Gefallen. „Und nicht schummeln“, ermahnte sie ihn spielend, während sie aus den Augenwinkeln Akane und Lee beobachtete. Beide Mädchen gingen lachend und schwatzend weiter und kamen direkt auf sie zu. Gesehen hatten die Freundinnen sie noch nicht, doch Hitomi würde schon dafür sorgen, dass sie sie sehen. „Lass die Augen zu“, forderte sie erneut. Die Rosahaarige rutschte zu ihm, beugte sich zu ihm vor, legte ihre Hände an seine Wangen und drückte ihre Lippen auf die seinen. Dabei schloss sie ihre Augen und genoss das angenehm warme Gefühl, welches in diesem Moment ihren Körper durchflutete. Akane richtete ihren Blick nach vorne und entdeckte zwei sehr bekannte Personen auf einer Bank sitzen. Allerdings ließ sie der Anblick erstarren. Hitomi und Ranma küssten sich. Nun war es also soweit. Er hatte sich entschieden. In diesem Moment der Bestätigung zerbrach ihr Herz und sie wusste, dass es nicht mehr zu reparieren war. Eine Flutwelle der Traurigkeit übermannte sie. Sie wusste, dass sie ihre Augen abwenden sollte, dennoch konnte sie es nicht. Eine unsichtbare Macht schien sie zu fesseln. Und mit jeder Sekunde mehr wurde dieser Anblick schmerzhafter. Lee unterbrach ihre Erzählung. Sie blickte erst zu Akane, ehe sie deren Augen folgte und erkannte, was ihre komplette Aufmerksamkeit einforderte. „Oh man“, stöhnte sie entsetzt aus. Instinktiv packte sie Akanes Arm um ihr Halt zu geben. Akane schossen in diesem Moment die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Eigentlich hoffte sie die ganze Zeit über, dass er um sie kämpfen würde. Nicht nur wegen ihr, sondern auch wegen der Kampfschule. Doch nun wurde sie eines besseren belehrt. Er liebte sie nicht, hatte sie niemals geliebt. Seine Fürsorge, wenn sie in Gefahr war, bestand wohl einzigst und allein darin, dass er das Dojo sonst nicht erben würde. Dies hatte sich anscheinend jetzt auch erledigt. Sie spürte Lees festen Druck und auch die wirren Gefühle in sich. Nein, sie würde nicht mehr wegen diesem Idioten weinen. Es waren bereits zu viele Tränen wegen ihm vergossen worden. Sie biss sich auf die Unterlippe, ballte ihre Hände zu Fäusten und machte auf dem Absatz kehrt. Lee folgte ihr sofort und nahm sich vor, jetzt für ihre Freundin da zu sein, sie zum Reden zu bringen, damit sie ihre Emotionen nicht mit sich selbst ausmachen muss. Und sie schwor sich Ranma ab sofort zu ignorieren. Wie konnte dieser Mistkerl ihrer Freundin nur so etwas antun? Als Ranma Hitomis Lippen auf seinen spürte, riss er seine Augen auf. Es fühlte sich nicht richtig an, was sie taten. So sollte es nicht sein. Sanft löste er ihre Hände von seinem Gesicht und wich von ihr zurück. „Hitomi“, versuchte er den Anfang, immer noch auf der Suche nach den richtigen Worten. Überrascht, mit geröteten Wangen und mit einem ahnungsvollen Gefühl wich sie von ihm ab und senkte ihren Kopf. In diesem Moment fiel ihr Akane ein. Sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite um die Einkaufspassage besser sehen zu können. In diesem Moment drehte Akane um und ging die Passage wieder zurück. Lee folgte ihr und redete beruhigend auf sie ein. Ein Schmunzeln trat auf Hitomis Lippen. Immerhin hatte ihre Handlung Wirkung gezeigt. Nun dürfte endlich klar gestellt sein, zu wem Ranma gehört. Ranma betrachtete Hitomi. Er wollte sie nicht verletzen. „Ich möchte nicht, dass du glaubst, dich erkenntlich zeigen zu müssen. Ich trainiere dich gerne und immerhin springt dabei auch was für mich raus.“ „Aber ich…“, nun blickte sie erschrocken auf. „Ich habe das nicht nur so getan. Ich hab mich in dich verliebt, Ranma!“ Ihr Geständnis warf ihn komplett aus der Bahn. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Sicherlich mochte er sie, sehr gerne sogar, aber in sein Herz hatte er sie nicht gelassen. Das hatte er schon lange vorher vergeben. Er dachte an sie. An ihre rehbraunen Augen, an ihr süßes Lächeln, an ihr hitziges Temperament und an ihren Dickkopf. In diesem Moment wurde es ihm erstmals so richtig klar. Er wusste nun, wieso es ihm nicht gefiel, wenn sie von anderen Jungs angebaggert wurde. Auch dass er ihr nie einen Wunsch abschlagen konnte und ihr zu Hilfe kam, wenn sie wieder mal in Schwierigkeiten steckte. Sie hatte ihm den Kopf verdreht, vielleicht schon damals als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sein Körper wusste schon längst, was er wollte, doch sein Verstand hatte es bis jetzt nicht akzeptiert. Er musste zu ihr. Im gleichen Moment sprang er auch schon auf, betrachete Hitomi irritiert und stammelte: „Es tut mir leid, Hitomi, aber mir ist jetzt erst was klar geworden. Ich mag dich, aber mehr wird nicht sein.“ Mit einer gemurmelten Entschuldigung, ließ er sie auf der Bank zurück und eilte nach Hause. Er musste zu ihr. Ranma wollte es ihr sagen. Hoffentlich hörte sie ihm zu. „Akane“, murmelte er, während er durch die Stadt sprintete. Schnell brach die Dunkelheit über Nerima herein. Hatte es zuvor nur gedämmert, wurde der Abend plötzlich zur Nacht. Völlig außer Atem erreichte Ranma das Anwesen der Tendos. Er sparte sich den Weg durch das Tor, sondern sprang sofort auf die Mauer. Mit wenigen Schritten erreichte er das angrenzende Dach. Kaum hörbar und wie ein Einbrecher rannte er darauf entlang, um kurz darauf auf das Dach des Hauses zu springen. Leise wie eine Katze glitt er hinab auf den Balkon, stieg in den Flur ein und stand schwer atmend, nicht sicher ob vom Laufen oder vor Nervosität, vor der ersten Zimmertür rechts. Seine blauen Augen hafteten auf der hängenden, gelben Ente mit dem Namen: Akane. Sein Herz raste in seiner Brust. Noch ein letztes Mal holte er tief Luft, legte seine Hand auf den Knauf und öffnete leise die Türe. „Akane“, flüsterte er mit zitternder Stimme in den dunklen Raum. Darauf bedacht sich möglichst leise zu verhalten, huschte er in das Mädchenzimmer und schloss ebenso leise die Türe. „Akane“, wiederholte er. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Sie musterten den Raum, glitten vom großen Kleiderschrank, zur kleinen Kommode, über den Schreibtisch hinweg und blieben zuletzt am Bett hängen. Er ging zum unberührten Bett und starrte es besorgt an. „Akane“, murmelte er vor sich hin. Vielleicht war sie ja noch im Wohnzimmer, oder im Dojo. Er würde sie schon finden. Da war er sich sicher. Mit wenigen Schritten verließ er ihr Zimmer und begab sich auf die Suche nach seiner Akane. Akane saß mit Lee im Okonomyaki Restaurant und starrte traurig ein Loch auf den Tisch. Lee hingegen ließ es sich nicht nehmen Ukyo ins Bild zu setzen. Die Braunhaarige und auch Ryoga konnten das Gesagte kaum glauben. „So ein Idiot“, murmelte Akane vor sich hin. „Dieser Vollidiot!“, schimpfte sie lauter. „Wenn er glaubt, dass alles normal wäre, dann hat er sich aber geschnitten. Ich werde meine Konsequenzen daraus ziehen.“ „Akane“, versuchte Ryoga sie zu beruhigen. „Bestimmt war das alles nur ein Missverständnis. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.“ „Es war aber so“, fauchte Lee entrüstet, aber das Klischee über Jungs, sie würden immer zueinander halten, sah sie nun bestätigt. Ukyo versuchte einen kühlen Kopf zu behalten. Diesen würden sie brauchen, um nicht nur Akane von dummen Ideen abzuhalten, sondern auch um Ranma auf die richtigen Bahnen zu lenken. Eins stand fest. Sie konnte Hitomi von Anfang an nicht ausstehen, aber dass die Neue so ran gehen würde, hätte sie niemals erwartet. Akane sah wieder und wieder das Bild vor sich, welches sich an diesem Abend vor ihrem geistigen Auge eingebrannt zu haben schien. Ranma und Hitomi, wie sie sich küssten. Ihr Herz schien nicht mehr zu leben, denn sie spürte es nicht mehr. Hatte ihr Pumpmuskel sich immer schneller bewegt, wenn sie ihn sah, oder sich extrem zusammengezogen, wenn sie ihn mit ihr sah. Aber nun tat es nichts mehr von beidem, es fühlte sich an wie tot. Eines wurde der Blauhaarigen bewusst, Akane konnte ihm heute nicht mehr gegenüber treten, aber spätestens zu Hause würde das früher oder später passieren. An diesem Abend wollte Akane eine Begegnug vermeiden. Sie musste sich auf den Tag der Entscheidung vorbereiten und wollte ihm nicht zufällig und unvorbereitet über den Weg laufen. Als könne Lee die Gedanken ihrer Freundin lesen, beschloss sie kurzerhand, Akane über Nacht bei sich aufzunehmen. Sie wollte ihre Freundin ein wenig ablenken und mit ihr beratschlagen, wie es denn nun weitergehen würde. Kasumi stand am Telefon und nickte auf das Gesagte ihres Gesprächspartners. „Natürlich, geht das“, wiederholte sie zum dritten Mal, als Ranma die Treppe hinab eilte um ins Dojo zu gehen. „Akane, komm nur morgen bitte zum Frühstück nach Hause. Du weißt es ist Sonntag und lernen musst du auch noch“, ermahnte Kasumi gerade. Ranma blieb wie erstarrt stehen. Akane war der Anrufer? „Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner Freundin. Gute Nacht!“ Kaum hing Kasumi den Hörer ein, belagerte Ranma sie mit Fragen. „Kasumi, war das Akane? Wo ist sie?“ Seine Augen starrten die Braunhaarige an, während sein Herz aufgeregt in seiner Brust klopfte. „Sie schläft bei einer Freundin, Ranma. Aber sag mal, wie war überhaupt dein Kinobesuch?“ Ranma wusste, dass er keine Chance hatte sie zu finden, wenn er nicht wusste bei welcher Freundin sie war. Morgen würde er mit ihr reden, und sie käme ihm nicht mehr aus. „Nett“, antwortete er geistesabwesend auf Kasumis zweite Frage und zog sich ins Dojo zurück. Er musste sich genau überlegen, was er ihr sagen wollte. Instinktiv wusste er, dass er nur eine Chance hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)