Kaffee zum mitnehmen von Erdbeermuffin (oder: Liebe zwischen Tür und Angel) ================================================================================ Prolog: Kaffeeduft am Morgen ---------------------------- Da stand er. Ich konnte ihn schon durch die großen Glasfenster des Cafés sehen, wie er lächelte und mit einem Kunden plauderte. Noch 20 Meter, 19, 18... verdammt! warum musste die Ampel gerade jetzt auf rot umspringen? Ungeduldig wartete ich darauf, dass sie wieder grün wurde und ich endlich weiter gehen konnte. Ich wippte leicht auf den Zehenspitzen auf und ab und ein paar Leute sahen mich etwas irritiert an. Vermutlich schrieben sie meine Ungeduld meinem potentiellen Beruf zu. Immerhin war ich ein Anzugträger und Anzugträger hatten es immer eilig, egal als was sie arbeiteten. Der Grund für meine Hektik war jedoch nicht mein Beruf, zumindest nicht direkt. Es war der junge Mann, der in diesem Cafè hinter der Kasse stand. Seit einem halben jahr arbeitete er dort und seit einem halben Jahr konnte ich es morgens nicht mehr erwarten meinen Kaffee zum mitnehmen zu kaufen. Endlich! Die Ampel wurde wieder grün und ich rannte schon fast über die Straße und direkt auf das kleine Café zu. Als ich die Glastüre öffnete, schlug mir das Herz wie jeden Morgen bis zum Hals. Es war diese fast schon pubertäre Hibbeligkeit, die man empfand, wenn man kurz vor einem freudigen Ereignis stand. Der Kaffeeduft, der mir entgegenschlug, als ich den Laden betrat, vermochte mich etwas zu beruhigen, jedoch nicht lange. Ich ging auf die Theke zu, wo der junge Mann auch schon wartete. Erwartungsvoll schaute er mich an und lächelte so freundlich wie jeden Morgen. "Guten Morgen, was darf es sein?" jedes Mal fragte er mich das Gleiche. Ob er mich überhaupt wahr nahm? "Einen großen Kaffee zum mitnehmen, bitte." antwortete ich gelassen und zückte mein Portemonnaie. Während er mein Getränk fertig machte, beobachtete ich ihn. Seine Bewegungen waren mittlerweile so routiniert. Er wirkte immer entspannt, wie ein Ruhepol in meinem sonst so hektischen Leben. Der Mann von dem ich hier spreche, war ungefähr Mitte 20. Sein Haar hatte eine wunderschöne rotbraune Farbe, die im Licht manchmal golden schimmerte, vor allem im Sommer und seine Augen waren dunkel wie die eines Rehs. Er war ein bisschen kleiner als ich, aber mit meinen 1.93 Metern ist das auch kein Kunststück. "Das macht dann 3,50." seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich gab ihm schnell das Geld, nahm meinen Kaffee und nachdem ich noch ein kurzes "Schönen Tag noch." genuschelt hatte, verließ ich das Café wieder. Es war jeden Morgen die gleiche Chose und das ganze dauerte meistens nicht länger als 5 Minuten und doch war es das worauf ich mich nach dem Aufstehen am meisten freute. Ich wollte ihn einfach nur sehen, kurz mit ihm reden und mich von seiner positiven Stimmung anstecken lassen, denn er strahlte eine Wärme aus, wie ich sie selten von einem Menschen erlebt habe, der in einer Stadt wie New York wohnt. Dabei kannte ich noch nicht einmal seinen Namen. Auf der Arbeit, ich arbeite als Banker, sagten mir die Sekretärinnen öfter, dass ich immer sehr erwachsen und seriös wirke. Also eigentlich wie der typische, selbstbewusste New Yorker Anzugträger, doch das war ich nicht. Nicht im geringsten, denn sonst hätte ich schon längst gefragt, wie er heißt. Ich traute mich ja nicht einmal mich nachmittags nach der Arbeit oder an einem freien Tag in das Café zu setzen und ihn zu beobachten und vielleicht etwas zu plaudern. Nein, das konnte ich. Er würde mich entweder für einen Stalker oder einen Perversen halten, im schlimmsten Fall für beides. Also genügte ich mich mit diesen 5 Minuten jeden Morgen und spulte meinen Arbeitstag ab. Auch auf meinem Weg nach Hause kam ich an dem kleinen Café vorbei, doch nie tat ich mehr, als lediglich einen kurzen Blick reinzuwerfen. Das Ganze ging ungefähr ein weiteres halbes Jahr so und nie traute ich mich wenigstens ein kleines Gespräch anzufangen. Es war jetzt Herbst, eine Zeit, die ich eigentlich sehr mochte. Ich genoss es, mich an sonntäglichen Regentagen mit Henry VIII. (meinem Kater) auf die Couch zu legen, eine Platte von Sinatra aufzulegen und zu entspannen, doch wenn man arbeiten musste, war diese Zeit schrecklich. Nur mein morgendliches Kaffee-Ritual konnte meine Laune einigermaßen retten und das auch nur, wenn er mich bediente. Es war an einem Freitagnachmittag im Oktober und einer dieser herrlich sonnigen Herbsttage und einer meiner Kollegen kam auf die glorreiche Idee, dass man sich ja nach der Arbeit noch irgendwo zusammen setzen, etwas trinken und noch ein paar Angelgenheiten 'bequatschen' könne, wie er es sagte. Da niemand von uns länger als nötig im Büro bleiben wollte, als nötig, wir aber noch einiges schaffen mussten, stimmten wir natürlich zu. Als es darum ging zu entscheiden, wo die Reise hingehen solle, war man sich jedoch uneins. "In der 14. gibt es ein wunderbares Lokal, das gerade-" schlug Kollegin XY vor, doch Kollege VW fiel ihr ins Wort: "Nein, da war ich schon. Das ist mir zu teuer." es dauerte Zehn Minuten, bis ich irgendwann einwarf: "Also, es gibt da ein kleines Café hier in der Nähe. Ist ganz nett dort und die Preise... sind auch in Ordnung." alle schauten mich an, da ich bei so was selten das Wort ergriff und einfach dort hin mitging, was vorgeschlagen wurde. Schließlich zuckten sie aber mit den Schultern und meinten: "Man kann es ja mal probieren." Wenig später saßen wir dort, ich auf einem dieser bequemen grünen Sessel, zwei mir gegenüber auf der ebenfalls grünen Couch und noch eine Kollegin auf einem weiteren Sessel und gingen ein paar für mich unwichtige Listen durch. Sie waren eigentlich schon von Bedeutung, doch nicht angesichts der Tatsache, dass er uns bediente. Ich war zu sehr damit beschäftigt ihm dabei zuzuschauen, wie er von einem Tisch zum anderen ging und die Leute bediente ud hin und wieder hinter der Theke verschwand. Und wenn er lachte, Himmel, dieses Lachen! Es klang wundervoll unbeschwert und ehrlich. Natürlich versuchte ich ihn nicht zu auffällig anzustarren, denn das wäre sonst weder für ihn, noch für mich besonders angenehm gewesen. Ich konnte keine Kollegen gebrauchen, die Fragen stellten. Nach und nach wurden wir weniger und nicht nur wir, auch an den anderen Tischen wurde es immer leerer. Von der schönen Herbstsonne war nichts mehr zu sehen, denn es war bereits dunkel geworden vor Wolken und es regnete wie aus Eimern. Schließlich saß ich alleine dort. Kollege VW war als letztes gegangen und nun kam der hübsche Kellner um abzuräumen. Lächeln packte er die leeren Tassen auf ein Tablett und schaute mich an. "Hoffentlich hört es gleich auf zu regnen." bemerkte er und richtete sich auf. "Ja, dabei war es heute noch so schön gewesen." entgegnete ich seufzend und blickte kurz aus dem Fenster. "Sie waren heute Morgen schonmal hier. Sie kommen seit ich hier bin, jeden Tag." sagte er plötzlich und ich sah zu ihm hoch. Er erkannte mich? Er wusste, wer ich war? "Ja, das... das stimmt. Hier gibt es einfach den besten Kaffee in der Gegend." er versuchte möglichst gelassen zu klingen, doch ich war mir überhaupt nicht sicher, ob mir das gelungen war. Der Kellner nickte wissend. "Da wir uns ja im Grunde schon eine Weile kennen, wäre es vielleicht angebracht, sich einander vorzustellen. Ich mag es irgendwie nicht zu Kunden, die so oft kommen, wie Sie ein so distanziertes Verhältnis zu haben. Sie hatten es morgens aber immer so eilig, dass ich nie dazu gekommen bin Sie zu fragen." er lachte und streckte mir seine freie Hand entgegen. "Ich heiße Logan O'Neill, freut mich." wie jetzt? Ich sollte... ihm die Hand geben? Ihm?! Mein Herz fing wieder an Alarm zu schlagen und ich gab ihm meine Hand. Wie weich und warm seine doch war... "Christopher Bennett, aber... nennen Sie mich Chris. Das... machen alle so." oje, nicht, dass er jetzt dachte ich sei aufdringlich. Nicht, dass ich ihm schon zu weit ging von wegen Spitznamen. "Alles klar, Chris. Ich muss noch kurz die Tische hier abräumen. Was würden Sie davon halten, wenn ich uns danach noch einen Tee mache und wir reden etwas. Hätten Sie Lust?" das fragte er noch?? "Natürlich. Ich würde mich freuen." antwortete ich nun fast schon galant und räumte meine Unterlagen ein. "Klasse, bis gleich, also." und so ging er die schmutzigen Tassen wegbringen und die restlichen Tische abräumen. Logan... was für ein schöner Name. Er passte zu ihm. Zu ihm und seinem angenehmen Wesen. Ob das ein Zeichen war, dass er mit mir reden wollte? Sollte ich etwa endlich die Chance bekommen, auf die ich schon so lange gewartet hatte? Während ich auf ihn wartete, kam ich mir vor wie ein kleines Kind an Weihnachten, das es nicht erwarten konnte seine Geschenke auszupacken und dann kam er endlich mit zwei Tassen Tee zu mir. Der Regen schlug unaufhörlich gegen die Glasscheiben des Cafés, doch drinnen war es warm und gemütlich ud noch immer konnte ich nicht glauben, dass wir gleich miteinander reden würden... hoffentlich länger als 5 Minuten. Kapitel 1: Herbstgewitter ------------------------- Es dauerte ungefähr 15 Minuten, bis er wiederkam. 15 Minuten, die mir unwahrscheinlich lang vorkamen, doch der Duft von frischem weißem Tee ließ mich erahnen dass es nicht mehr lange dauern würde. Kurz darauf kam er auch schon wieder. In jeder Hand trug er einen kleinen Unterteller mit je einer von diesen schicken Tassen mit dem Logo des Cafés drauf. Neben der Tasse lag noch ein kleiner Amaretto. Mit einem zufriedenen Lächeln setzte Logan sich mir gegenüber, nachdem er mir meine Tasse hingestellt hatte. "So, bitte sehr." mit einem seligen Lächeln im Gesicht bedankte ich mich und zupfte kurz an dem Teebeutel. Dann blickte ich den hübschen Kellner wieder an und lehnte mich entspannt zurück. "Sagen Sie, arbeiten Sie eigentlich nur oder haben Sie auch mal Freizeit? Ich meine, Sie sind schon hier, wenn ich morgens meinen Kaffee kaufe und Sie sind noch da, wenn alle anderen schon gehen." es war mir schon oft aufgefallen, dass es kaum einen Tag gab, an dem Logan hier nicht zu sehen war. Für mich war das natürlich schön, denn so konnte ich ihn sehen, wann immer ich wollte, doch für ihn? Langweilte es ihn denn nicht immer nur zu kellnern? War er nicht erschöpft vom ständigen hin und her laufen? Als Logan meine Frage hörte, lächelte er wissend, fast schon als hätte er geahnt, dass ich ihn das fragen würde. "Nun, ehrlich gesagt habe ich nicht viel, was ich machen könnte, außer zu arbeiten. Außerdem macht es mir Spaß. Natürlich ist es oftmals auch anstrengend, aber... ich mache es einfach gerne. Mögen Sie Ihren Job etwa nicht?" fragte er und legte den Kopf etwas schief. "Na ja..." begann ich und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Ich mag meinen Beruf in dem Sinne, dass er mir einen gewissen Lebensstandard ermöglicht, aber es gibt viele Dinge, die ich lieber tue, als in einer Bank zu arbeiten." ich stieß einen etwas wehleidigen Seufzer aus, was Logan zum Lachen brachte. "Hab ich mir schon gedacht, dass Sie so einen Job haben, weil Sie immer so feine Anzüge tragen und so seriös wirken, aber ich finde man sollte nie irgendwo arbeiten, wo es einem nicht gefällt." den letzten Teil seines Satzes überhörte ich einfach. Er hielt mich also für seriös? Fast schon automatisch setzte ich ein etwas überlegenes Lächeln auf. Ja, jetzt fühlte ich mich stark. Zumindest beruhigte es mich zu wissen, dass er mich nicht für den introvertierten Kerl hielt, der ich eigentlich war. Sonst hätte ich ihn schließlich schon längst angeflirtet. "Na ja, manche Dinge kann man sich nunmal nicht aussuchen, aber lassen wir das berufliche. Damit werde ich morgen wieder genug zu tun haben. Erzählen Sie mir lieber-" "Wollen wir uns nicht duzen?" fragte er plötzlich ins Blaue hinein und holte den Teebeutel aus seiner Tasse und legte ihn auf den Unterteller. "Ich meine, rein theoretisch kennen wir uns doch schon fast ein ganzes Jahr. Da wird es doch langsam mal zeit, oder?" noch immer war ich so überrumpelt, dass ich ihn einfach nur anstarrte. Etwas verunsichert runzelte Logan die Stirn. "Nicht? Na gut, schade... aber ich hab mir das schon fast gedacht..." meinte er etwas enttäuscht und ich schüttelte, nun endlich aus meiner Starre erwacht, heftig den Kopf. "Nein, nein! Das ist schon okay! Entschuldigung! Ich war... nur überrascht. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn wir uns duzen." antwortete ich schnell und man konnte gleich sehen, wie sich die Gesichtszüge meines Gegenübers wieder entspannten. "Gott sei Dank! Ich hab schon gedacht, dass du das nicht willst, weil du mich mit so großen Augen angestarrt hast." lachte er und nahm seine Teetasse, pustete kurz und trank einen Schluck. Diese Lippen... es war wieder einer dieser Zeitlupenmomente, ähnlich wie in einer Kaffeewerbung. Langsam führte Logan die Tasse zu seinen Lippen und trank einen Schluck. Sie sahen unglaublich weich und sinnlich aus und mir drängte sich augenblicklich die Frage auf, wie es sich wohl anfühlen würde sie zu küssen. Beinahe wäre ich wieder in meine Totenstarre verfallen, doch ich konnte mich noch im letzten Augenblick zusammenreißen. Ich wandte, wenn auch nur widerwillig, den Blick von ihm ab und nahm nun auch meinen Teebeutel aus der Tasse um einen Schluck von dem heißen Gebräu zu trinken. Ein heller Blitz gefolgt von einem lauten Knall ließen uns beide zusammen fahren. Mit einem peinlich berührten Lächeln sah ich ihn an und stellte meine Tasse wieder ab. Noch immer goss es wie aus Kübeln. "Wie wollen S- ... ähm... willst du eigentlich bei dem Wetter nach Hause fahren?" Logan kam mir nicht wie jemand vor, der ein Auto fuhr. Wer fuhr in New York überhaupt freiwillig Auto? Abgesehen davon hatte ich Bedenken den Kellner alleine durch den Regen rennen zu lassen. "Ich gehe zu Fuß. Meine Wohnung ist nicht weit von hier entfernt." antwortete er mit einer Stimme als wolle er mich beruhigen. Ahnte er etwa, dass ich mir Sorgen machte? Quatsch, wie sollte er auch? "Und was ist mit dir? Ich sehe dich immer zu Fuß über die Ampel hierher kommen. Wohnst du auch hier in der Nähe?" "Nein, leider nicht. ich fahre meistens mit der U-Bahn oder dem Taxi. Kommt drauf an, was sich gerade anbietet..." Bestimmt zwei Stunden lang saßen wir noch da, redeten und tranken Tee. Ich fand heraus, dass Logan früher Baseball gespielt hat, dass er gerne Rock und Alternative, aber auch Jazz hörte und dass er sich gerne Dokumentationen auf dem History Channel ansah. Außerdem hatte er Angst vor Pferden, weil er als kleiner Junge bei einem Besuch bei seinen Großeltern fast von einem tot getreten worden wäre. All diese Informationen und noch viele mehr saugte ich in mir auf wie ein Schwamm. Natürlich erzählte ich ihm auch etwas von mir, doch das war bei weitem nicht so interessant. Logan war selbstbewusst, freundlich und sehr charismatisch. Verglichen mit ihm kam ich mir vor wie der letzte Langweiler, der auf Gottes schöner Erde wandelte. Irgendwann warf der Kellner einen Blick auf die Uhr und seufzte tief. Entschuldigend lächelte er mich an und ich konnte schon ahnen worauf es hinaus laufen würde. "Tut mir Leid, aber ich muss langsam nach Hause. Morgen früh muss ich zeitig aufstehen. Willst du noch meinen Amaretto haben?" fragte er und deutete auf das kleine runde Gebäck neben seiner leeren Tasse. Was?? Er wollte, dass ich sein Amaretto nahm? Sofort nickte ich und nam es an mich. Das würde er auf keinen weg werfen! "Dankeschön." nur fand ich es jetzt auf einmal zu schade zum essen. Schmunzelnd stand Logan auf und brachte die Tassen weg. Währenddessen erhob auch ich mich. Es wurde auch für mich Zeit, dass ich nach Hause kam. Der arme Henry VIII. wartete schon auf sein Essen. gemächlich schlüfte ich in meinen Trenchcoat, nahm meine Aktentasche und wartete auf Logan, der wenig später aus dem Raum hinter der Theke kam. Er trug eine dunkelbraune Jacke über seinem weißen Hemd (welches er berufsbedingt trug). Allerdings konnte ich keinen Schirm in seiner Hand sehen. "Und du willst ganz sicher so nach Hause?" fragte ich skeptisch und beobachtete wie er einen Schlüssel aus seiner Jackentasche nestelte. "Klar, das passt schon. Ich hab ja gesagt, dass ich es nicht weit habe." beteuerte er ging mit mir nach draußen, löschte noch das Licht und schloss ab. "Also dann, Christopher. Ich nehme an, dass wir uns morgen früh wieder sehen? Komm gut nach Hause." "Ja, du auch. Bis dann." er reichte mir zum Abschied noch die Hand und dann ging er. Ich blieb einen Moment stehen und blickte ihm nach, konnte sehen wie er noch den Kragen seiner Jacke hochklappte. Erst als ich ihn nicht mehr sehen konnte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Immer wieder wanderte meine Hand in die linke Tasche meines Mantels, wo sich nun der Amaretto befand, den er mir geschenkt hatte. Ich würde ihn wie einen Augapfel hüten! Können Amarettinis schimmeln? Als ich zu Hause ankam, kam mir direkt Henry VIII. entgegen gelaufen, ein etwas pummeliger, schwarzer Kater mit weißen Stiefelchen an den Hinterbeinen. Ich hatte ihn vor ein paar Jahren auf der Straße gefunden und aufgezogen. Mittlerweile war er ein fester Teil meines Lebens und dieser Teil verlangte nun lautstark nach etwas zu Essen. "Ist ja gut, Dickerchen. Du kriegst gleich was." seufzte ich und zog Mantel und Schuhe aus. Obwohl ich lange gearbeitet hatte, war ich noch nicht sehr müde. Ich fühlte mich seltsam beschwingt und konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Nachdem ich den Kater kurz gekrault hatte, ging ich in die Küche und stellte ihm sein Essen hin. Dann suchte ich nach einem Platz für den Mandelkeks. Wo sollte ich ihn nur hintun? Im Wohnzimmer fand ich schließlich eine kleine Dose aus weißem Porzellan. Ich nahm die zwei Hustenbonbons raus, die noch drin waren und legte stattdessen den Amarettini hin, stellte das Döschen auf den Couchtisch. So würde ich ihn immer im Blick haben. Nichtsahnend, was mich am nächsten Tag erwarten würde, ging ich duschen und schaute mit Henry VIII. auf meinem Schoß noch etwas Fernsehen. Es ging mir so gut wie schon lange nicht mehr, denn nun wusste ich defintiv, dass er mich doch erkannt hatte, dass er mich mochte und dass er als Person genau wunderschön war wie äußerlich. Logan... Logan O'Neill... der Name ging runter wie Öl. Hätte ich an diesem Abend gewusst, was mich erwartet, wäre ich wohl weniger gut drauf gewesen. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war ich ziemlich in Eile. I ch hatte verschlafen und wollte doch unbedingt meinen Kaffee abholen! Wie ein Tornado fegte ich durch meine Wohnung und rasierte mich, zog mich an und putzte mir die Zähne. Als ich zur garderobe sprinten wollte, fiel mein Blick auf den Wohnzimmertisch und ich hielt inne. Die Dose war offen! Und leer! Nur noch ein paar Krümelchen lagen daneben. Dieser dumme Kater! "Henry! Du verfessener Idiot! Der war von Logan!" fluchte ich und warf dem Kater einen bösen Blick zu. Unbeeindruckt sprang das Tier auf die Couch und schloss die Augen. Leider hatte ich nicht genug Zeit um mich darüber angemessen aufzuregen. Die Arbeit wartete und ich wollte vorher noch zu Logan. In Windeseile schlüpfte ich in Mantel und Schuhe, schnappte meine Tasche und verließ die Wohnung. Zu meinem Unglück dauerte es auch noch eine halbe Ewigkeit bis sich ein Taxifahrer meiner erbarmte, doch dann war es endlich soweit. Ich konnte das Café bereits sehen und bat den Fahrer anzuhalten. Nachdem ich ausgestiegen war, ging ich schnellen Schrittes über die Ampel, betrat das Café... und lief direkt einem hübschen jungen Mädchen entgegen, das hinter der Kasse stand und mich mit einem freundlichen "Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?" begrüßte. Was sollte das denn jetzt?? Wo war Logan? "E-einen großen Kaffee bitte... zum mitnehmen..." ich war geplättet. Wo war mein hübscher Kellner hin? Vielleicht war er doch krank geworden und lag jetzt mehr tot oder lebendig in seinem Bett. Deprimiert verließ ich den Laden wieder und trank einen Schluck Kaffee. Irgendwie schmeckte er gar nicht so wie sonst... Auch am nächsten Tag war Logan nicht im Café und auch am übernächsten nicht. Natürlich glaubte ich die ganze Zeit, dass er sich bei dem Regen eine Erkältung geholt hatte, doch ich ahnte nicht wie falsch ich mit dieser Vermutung lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)