unscheinbar von kiks (molly & james) ================================================================================ Kapitel 1: Streberin - Idiot ---------------------------- Eine sonderbare Liebesgeschichte. Für die, die mich zu diesem Pairing inspiriert hat, weil sie die ist, die es liebt. . »Molly«, sagte James Potter, stützte seine Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Handflächen. »Molly«, gab er wieder von sich, als er bemerkte, dass seine Cousine nicht reagierte. Wie immer saß sie vollkommen beschäftigt in der Bibliothek und sah nicht einmal auf, als er sich neben ihr niederließ. Er liebte diese Ignoranz. Diese Eigenschaft machte sie glatt noch attraktiver. »Molly!«, brüllte er nun beinahe schon und die Rothaarige sah ihn träge an, als wollte sie ihm mitteilen, dass sie so gar keine Lust auf ihn hatte. »Was, James, James, James?«, sie wiederholte seinen Namen, um jeden genauso betonen zu können, wie er es eben bei ihrem getan hatte. Er nervte sie, wie immer, doch das wollte er nicht einsehen. Die Welt drehte sich ja bekanntlich nur um James Potter. Um die Komplexität ihrer Beziehung aufzuklären muss man ein bisschen in die Vergangenheit zurückgehen. Damals, als James das erste Jahr in Hogwarts verbracht hatte, war für ihn alles noch normal gewesen. Seine Lieblingscousine hatte jede Woche einen Brief von ihm erhalten und sich mindestens genauso auf die Schule gefreut, wie er damals. Molly und er waren unzertrennlich gewesen. Zumindest bis zu ihrem zweiten Jahr in Hogwarts, als sie plötzlich aufhörte, bei ihm zu sein und stattdessen mit ihrer Cousine Rose und seinem Bruder Albus abhing. James wusste nicht warum und hatte auch nie nach dem Grund gefragt. Er war kein Fan von großen Worten, ließ lieber hin und wieder einen dummen Spruch fallen, um die Aufmerksamkeit anderer zu bekommen. Allein deswegen wusste Molly auch nicht, wie unsagbar wichtig sie ihm nach all den Jahren noch immer war. Jetzt im siebten Schuljahr fiel es ihm noch schwerer sie zu ignorieren. Sie und ihre graziöse Schönheit, die langsam halb Hogwarts auffiel. James hätte gerne jeden seiner Klassenkameraden verhext, wenn er hörte, wie sie über Molly sprachen. Heiß, Neunmalklug und geil. Sie widerten ihn alle an. »Ich wollte nur, dass du mir einmal zuhörst«, sagte er, als er bemerkte, dass sie ihm immer noch ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Das war ungewöhnlich für sie. Seit dem zweiten Schuljahr, in dem sie sich von ihm abgewandt hatte, hatten sie keinen engeren Kontakt mehr gehabt. Die Freundschaft war verblasst. »Ich mache Hausaufgaben und du nervst«, behauptete die junge Frau neben ihm und wandte sich wieder ihrem Pergament zu. Sie konnte ja nicht wissen, dass er wusste, dass sie seit zwei Stunden mit dem Zaubertrankaufsatz fertig war. »Wieso kommt es mir so komisch vor, dass du mich nicht ausstehen kannst?«, fragte er und sie lachte leise. Typisch Potter, um den sich die Welt dreht. »Weil du ein Idiot bist?«, erwiderte sie und er sah einen Moment gespielt geschockt aus. Sie hatte keine Ahnung, wie es ihn wirklich störte. »Das hat mich zutiefst verletzt«, murmelte er dann und wandte seinen Blick betreten zu Boden. Er war noch nie ein guter Schauspieler gewesen. Nicht, als er ihrer Tante Ginny vorgelogen hatte, dass der damals einjährige Albus ihrer Kater verhext haben sollte und auch nicht jetzt, als er versuchte ihr Mitleid zu erwecken. Sie legte ihre Feder beiseite und stützte ihren Kopf auf ihre Handfläche. Ihre blauen Augen rollten wütend von einer, zur anderen Seite. »Ich sage ja, du bist ein Trottel«, erklärte sie und im nächsten Moment war er nah. Sie war es eigentlich nicht gewohnt ihn in ihrer Nähe zu haben, aber sein Gesicht nun nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt zu sehen, brachte sie mehr aus der Fassung, als sie sich jemals vorgestellt hatte. Schande, wie sehr sie ihm verfallen war. Sie achtete nur auf seine Lippen, als er sprach, bekam nur ganz langsam mit, was er sagte. Seine Stimme war rau und klang todernst: »Wieso magst du mich nicht, Cousine?« Erst nach einigen Sekunden konnte sie sich von ihm lösen und sich ein Stück von ihm weglehnen. Es kam ihr vor wie Minuten, oder gar Stunden, in denen sie ihm dermaßen nah war. »Habe ich dir das nicht schon gesagt?«, fragte sie in genervtem Ton und James verzog angewidert den Mund, als würde ihn diese Antwort ganz und gar nicht erfreuen. »Das ist, als würde ich sagen, dass ich dich nicht mag, weil du eine Streberin bist«, sprach er und Molly hätte sich beinahe beim Atmen verschluckt. »Du magst mich nicht, weil ich eine Streberin bin«, stellte sie erheitert fest und zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit, sah sie James Potter verwundert und ratlos zugleich. »Das ist gar nicht wahr«, protestierte er und sie zog beide Augenbrauen nach oben. »Potter, wieso interessiert es dich, ob ich dich mag, oder nicht?«, wollte sie wissen. Sie wusste, dass er es hasste, wenn sie ihm beim Nachnamen nannte, doch sie tat es, um die Distanz zwischen ihnen zu wahren. Und vielleicht auch ein bisschen, weil sie ihn ärgern wollte. Er lehnte sich wieder vor, sodass er ihr sogar noch näher als zuvor war und sie fragte sich, ob er vielleicht bald quer über dem Tisch liegen würde, wenn sie noch weiter zurückwich. Molly würde bestimmt noch Gelegenheit haben, das auszuprobieren, denn als sie schwer Luft einzog, schien das etwas in dem Potter zu wecken und er grinste ein kleines bisschen, so selbstgefällig, wie sie es gewohnt war. »Mache ich dich nervös, Weasley?«, fragte James und benutzte mit Absicht ihren Nachnamen, um sie darauf hinzuweisen, dass er auch anders konnte. Die Rothaarige lachte amüsiert, was ihn irgendwie fröhlich stimmte. Er liebte ihr Lachen, auch wenn es in letzter Zeit noch seltener zu sehen war, als normalerweise. Heute hatte sie mehr gelacht, als in den ganzen letzten vier Jahren zusammen. »Geh und such dir irgendein Weib zum knallen, Potter«, sagte sie und er hatte Mühe seinen Gesichtsausdruck zu halten. Seine Mimik sprach nicht für seine innere Unruhe, denn eigentlich wollte er protestieren und ihr mitteilen, dass sowieso keine gut genug war. Doch stattdessen entschied er sich für einen arroganten Spruch, wie sie es von ihm kannte: »Für eine Strebertussi bist du nicht gerade auf den Mund gefallen.« »Du kennst mich lange genug, um zu wissen, dass ich nicht nur eine Streberin bin«, sagte sie und strich sich beiläufig durchs Haar. So nahe, wie er ihr jetzt war, konnte er jeden einzelnen Makel ihrer Haut erkennen. Bedauernswert, denn da waren keine. Er lachte erheitert über seine eigene Erkenntnis und fing sich wieder, als sie ihren Kopf leicht schief legte. »Stimmt, du bist auch noch dazu eine Spaßbremse.«, teilte er ihr mit und sie hob eine Augenbraue. Ihr Gesichtsausdruck war mit einem Mal entsetzt. »Bin ich nicht!«, wiedersprach sie ihm und er grinste triumphierend, sodass sie innerlich über sich selbst fluchte. »Wann hattest du das letzte Mal Sex, Molls?«, fragte er und überraschte sie, wie immer mit seinen Aussagen. Ihre Augen wanderten zur Seite, sodass sie nicht sehen konnte, wie er sie genau musterte. »Kannst du vielleicht noch intimer werden?«, gab sie zurück und biss sich auf die Unterlippe. James lehnte sich zurück und redete, wie immer ohne vorher nachzudenken, weiter: »Ich könnte dich natürlich auch einfach so fragen, ob du dich von mir vögeln lässt, aber das würdest du ja doch nicht tun.« Wieder lag Mollys Blick auf ihm und für einen Moment schien es in der Bibliothek so leise zu sein, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Einige Schüler schienen sogar die Luft anzuhalten und die Weasley bemerkte, dass sich das Goldene Trio (Cousine Rose und die Slytherins Scorpius und Albus) zu ihnen gedreht hatte. »Oh, du besitzt also so etwas wie ein Gehirn, welches dir erlaubt, logisch zu denken?«, sagte sie, als sie wieder an Fassung gewonnen hatte. Sie wollte sich keine Blöße vor ihm geben. »Ich muss mir das wohl irgendwie von dir abgeguckt haben. Deine vorbildhafte Strebernummer kann man ja gar nicht ignorieren«, gab der Potter zurück und Rose verdrehte genervt ihre Augen, ehe sie sich wieder ihren besten Freunden zuwandte. Auch Molly rollte mit den Augen, doch eher aus einem anderen Grund. Unruhig schlug sie mit den Fingern auf den Tisch und hoffte, dass diese Konversation bald vorbei sein würde. »Es ist schön, wie du immer auf einem Klischee rumhackst«, sagte sie schlussendlich und er lachte wieder. Es klang so betörend, so verführerisch und charmant zugleich, dass sie wieder einmal wusste, wieso ihm jedes Mädchen einfach so verfiel. Mit einem unsanften »Weasley, du bist eine Streberin.« wurde sie aus ihrer Schwärmerei gerissen und schon musste sie sich einen passenden Gegenschlag einfallen lassen. »Das charakterisiert keinen Menschen, du Idiot«, murmelte sie und legte ihre Bücher aufeinander. »Doch, du bist brav, du hast keinen Spaß und du hattest sicher noch nie Sex«, sagte James und sie fragte sich langsam wirklich, was sein Problem war. Oder besser gesagt, sie fragte es ihn: »Wieso interessiert dich mein Privatleben so sehr?« Er lächelte sie charmant an und stützte sein Kinn wieder auf seine Handflächen ab. »Du bist meine Lieblingscousine«, sagte er schließlich und sie hätte beinahe laut gelacht, wäre ihr nicht eingefallen, dass sie gerade in der Bibliothek waren und von sämtlichen Schülern gemustert wurden. Das hier war auch nicht gerade der richtige Ort für Streitereien und Sexfragen. »Ich will gar nicht erst wissen, wie du mit deiner Hasscousine umgehst«, gab sie zurück, doch er beachtete den Kommentar gar nicht und wollte zum eigentlichen Thema zurückkommen: »Mal im Ernst, Weasley - «, doch sie unterbrach ihn schlicht und machte ihn damit einen Moment sprachlos - »Ich hatte schon Sex, Potter.« Als er sich klar machte, dass sie das gerade wirklich gesagt hatte, beugte er sich wieder etwas näher zu ihr und flüsterte: »Es gibt jemand, der fähig ist, dich zu vögeln?« Ein bisschen tat es weh, das von ihm in so angewidertem Ton zu hören, doch konnte sie ja nicht wissen, dass er eigentlich bloß eifersüchtig war. Stattdessen gab sie in müdem Ton zurück: »Damit hätten wir deine Meinung zu meinem Aussehen wohl auch geklärt« »Ich meine, dass es wohl jemand gibt, den du an dich ranlässt«, sagte er unter zusammengepressten Zähnen. Demjenigen wollte er am liebsten eine reinhauen, ohne auch nur im Entferntesten zu wissen, wer es überhaupt war. »Man kann ja wohl schlecht Sex durch Blickkontakt haben, oder?«, fragte Molly, schlagfertig, wie sie im Moment war, und verdrehte genervt ihre Augen. James lächelte einen Moment: »Vielleicht hast du ja nur davon geträumt!« Zumindest hoffte er das, aber er wusste, dass dem nicht so war. »Es scheint dich wirklich sehr zu wurmen, dass ich schon einen Freund hatte«, gab die Weasley von sich und fügte in Gedanken hinzu, dass es ihr damit nicht anders ging. Sie hielt nicht besonders viel von ihren drei Ex-Freunden. Einer war von der Sorte, die nur die alte Flamme eifersüchtig machen wollen, einer meinte ihr die Sterne vom Himmel holen zu müssen, doch bekommen hatte sie nur eine Muggelinstrument, was er CD nannte und der letzte hatte sie entjungfert und war zwei Tage später wieder mit einer anderen im Bett. Alles in allem hatte sie also reichlich wenig Glück, was Männer anging. »Es wurmt mich mehr, dass ich nicht derjenige war«, kam es leise von James. Ihre Augen fanden die seinen und er wollte sich in dem Moment ohrfeigen dafür, dass er nicht seine Klappe halten konnte. »Was?«, fragte Molly und ihr Gesicht war so blass geworden, als hätte er ihr gerade mitgeteilt, dass Onkel George einen Angriff von fleischfressenden Schnecken nicht überlebt hatte. »Du hast mich schon verstanden, Weasley«, sagte er und schlug sich innerlich erneut dafür. Er hätte ihr ja auch erzählen können, sie bildete sich das nur ein. Dummerweise waren seine Gefühle so stark, dass man sie sich nicht einbilden konnte. Idiotisch. »Nein, ich denke eher, dass du vorhin gegen eine Wand gelaufen bist«, sagte Molly und er atmete unmerklich tief durch, ehe er erneut ansetzte: »Wieso glaubst du mir nicht?« Vielleicht konnte er nicht anders, vielleicht war es ein Zwang ihr nun sagen zu müssen, dass er etwas für sie empfand. Vielleicht war er aber auch einfach nur zu dämlich, um nachzugeben. »James, du kannst mich nicht ausstehen«, stellte die Rothaarige nüchtern fest und der Potter blinzelte etwas genervt. »Ach, aber das glaubst du mir?«, entgegnete er und Molly verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Das ist, was ich jahrelang gesehen habe«, behauptete sie und musste sich fest an die früheren Ereignisse erinnern, um nicht zu glauben, was er ihr weiß machen wollte. »Molly«, setzte er an, doch sie hatte schon ihre Bücher zusammengepackt und hob einen Finger, um ihm zu zeigen, dass er still sein sollte. »Potter, ich bin eine langweilige graue Strebermaus und dir ist wohl gerade aufgefallen, dass ich eines der wenigen Mädchen bin, die du aus unserem Jahrgang noch nicht geknallt hast. Zu schade aber auch, dass ich gerade keine Zeit für deinen Schwachsinn habe. Wir sehen uns beim Abendessen, in der großen Halle. Leider.« Wütend marschierte die Weasley auf und ab und warf hin und wieder einen Blick zu Rose, die sie fragend musterte. »Ich hasse ihn«, sagte Molly laut und ließ sich auf das Sofa gegenüber ihrer Cousine fallen. »Wen?«, fragte ihre beste Freundin und Angesprochene verdrehte die Augen. Außer ihr, Rose und deren Freund war keiner im Gemeinschaftsraum und nur Merlin wusste, wieso der Slytherinjunge jede freie Minute an Rose klebte. Molly wandte ihren Blick von ihm ab und hatte große Mühe, bei dem Namen »James Potter« keine Würgegeräusche zu machen. »Ach ja«, murmelte Rose, als würde ihre Cousine jeden Tag jemand anderen hassen. »Rose! Du tust es schon wieder!«, stöhnte diese und Scorpius sah gelangweilt zwischen den Weasleys hin und her. Er hatte auf einen entspannenden Nachmittag mit seiner Freundin gehofft, doch Weasleys und sonstige Verwandte von Rose fand man überall. Sie hatte ja schließlich genug davon. »Was?«, fragte Rose und Molly sah sie an, als wäre die Antwort offensichtlich. »Du tust so, als würde ich lügen«, erklärte sie und die andere Weasley lachte amüsiert: »Aber du lügst doch!« »Ja, aber manchmal hasse ich ihn«, verteidigte sich Molly und Rose lachte wieder: »Nein, du liebst ihn. Und er liebt dich, frag Albus!« Angesprochene schüttelte den Kopf und sah das Pärchen einen Moment an, als würde sie glauben, sie hätten nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Ach, der hat doch genauso wenig Ahnung wie James.« Scorpius‘ Blick lag nun auf seiner Freundin, als wüsste er, dass nun Not am Mann war. »Scorp, sag, dass Albus selbst gesagt hat, dass James ihm gesagt hat, dass er Molly mag«, murmelte sie und er verdrehte die Augen. Nach dem ersten sag hatte er abgeschalten. »Und was, bei Merlin soll es bringen, wenn ich sage, was irgendwer irgendwem gesagt hat?«, fragte er und machte eine abfällige Handbewegung in Richtung von Rose‘ Zimmer, die ihr mitteilen sollte, dass er gerne seine Ruhe haben wollte. »Tu es einfach«, gab sie jedoch stattdessen von sich und Scorpius seufzte angestrengt. Wenn er sie nicht so lieben würde,.. dann würde es diesen Satz wohl nicht geben. »Molly, Rose sagt ich soll dir sagen, dass irgendwer irgendwas gesagt hat«, sagte er schließlich und Molly nickte mit einem gespielt verstehenden Gesichtsausdruck. Ihre Augen wanderten zu Rose, die ihren Freund nun wütend ansah und ein verzweifeltes »Scorpius!« von sich gab. »Ich bin nicht geschaffen für deine Familienprobleme«, erwiderte Angesprochener und Rose verschränkte die Arme vor der Brust- »Meine Familie ist deine Familie!«, protestierte die Braunhaarige und der Blonde verdrehte seine Augen. Er war ein Malfoy und hatte wichtigeres zu tun. »Das sollte ich auf die Contraliste unserer Beziehung schreiben«, sagte er und kassierte damit wieder einen wütenden Blick seiner Freundin, die sogleich hinzufügte: »Du hast bald einen Krieg mit mir, mein Schatz.« »Braucht ihr mich hier noch?«, kam es von Molly, doch keiner der beiden reagierte. »Es tut mir leid, dass ich dir nicht auswendig aufsagen kann, was Albus hier und da behauptet«, sagte Scorpius stur und Rose verdrehte ihre braunen Augen. »Das hat doch nichts mit Albus zu tun!«, erklärte sie ihm und wieder setzte Molly an, etwas zu sagen, doch wurde sie von den beiden unterbrochen. »Dann mit irgendeinem deiner dreitauend Familienmitglieder«, meinte der Malfoy und Molly grinste leicht. »Oh, ich sehe schon, ich bin hier überflüssig«, sagte sie weiter, erhob sich und ging schnell zum Portraitausgang. Sie hatte keine Lust auf eine weitere Predigt zu ihren Gefühlen. Als sie Rose‘ Stimme vernahm, befürchtete sie, dass sie ihre beste Freundin aufhalten wollte, doch der Streit des Pärchens ging lediglich in die zweite Runde über und so entspannte sich Molly allmählich. »Du hast mir meine Frage von gestern immer noch nicht beantwortet. Wieso magst du mich nicht, Molly?«, fragte James und Molly zuckte zusammen, als er plötzlich neben ihr stand. »Ich sagte doch schon mehrmals, du bist ein Idiot!«, antwortete sie ihm und er hob beide Augenbrauen. »Wieso?«, fragte er, als würde er sich die Antwort nicht selbst zusammenreimen können. Wieso? Ja, wieso war der Himmel blau? Wieso ziehen sich Gegensätze an? Wieso interessierte ihn das eigentlich? »Weil du so ziemlich jedes Mädchen aus unserem Jahrgang, schon einmal im Bett hattest und jede danach heulend gefragt hat, wieso du sie nicht willst«, begründete sie ihre Aussage und brachte ihn somit zum lügen. »Das hat nichts mit dir zu tun«, behauptete James und wusste ganz genau, dass das stark von der Wahrheit abwich. Eigentlich suchte er nur nach jemand, der besser war, als sie. Dummerweise gab es diese Frau nicht. »Aber es hat etwas mit mir zu tun, wie du dich immer mir gegenüber verhältst«, sagte sie und zum ersten Mal seit langem strich er sich verzweifelt durch seine braunen Haare. Eine Angewohnheit, die ihn auszeichnete. »Was meinst du?«, fragte er weiter und sie musterte ihn grob. »James. Wir waren die besten Freunde«, sagte sie eingehend. »Eben. Deswegen verstehe ich nicht, wieso du mich nicht magst«, murmelte der Potter weiter und die Weasley seufzte. Sie konnte das. Sie durfte jetzt nur nicht heulen, wenn sie ihm das sagen würde. »Weil du alles für mich warst, James. Du warst alles, was ich hatte, als ich nach Hogwarts kam und dann hast du mich ganz plötzlich fallen gelassen, für irgendwelche Mädchen und um cool da zu stehen. Ich war ja nur die graue Maus, die dumme Streberin, die dir im ersten Jahr nerviger Weise immer nachgelaufen ist. War es nicht so? Hast du nicht genau das zu Teddy gesagt? Selbst, als er meinte, dass du das nicht so eng sehen sollst, weil ich immerhin deine Cousine bin, meintest du doch, dass ich nichts weiter als eine unscheinbare Streberin bin, oder war es nicht so?« Für einen Moment war James sprachlos. Hätte diese Situation nicht so etwas Makaberes an sich gehabt, dann hätte Molly das wahrlich als einen Triumpf angesehen, doch so konnte sie sich kaum über ihren Sieg freuen. »Molly - «, setzte er an, doch sie wollte es nicht hören. »Es ist mir klar, James, dass du nicht damit gerechnet hast, dass ich das mitbekomme. Du hast es Teddy auch im Vertrauen gesagt und hättest es wohl niemals gegenüber Victoire erwähnt, aber wie es das Schicksal nun mal so wollte, habe ich es gehört. Ich dachte am Anfang, dass ich mich wirklich verhört hatte. Ich hoffte, du sprichst über jemand anderen, aber als du wieder meinen Namen gesagt hast und Teddy dann meinte, dass ich zur Familie gehöre, da wusste ich es genau.« »Das war ganz anders«, versuchte er ihr zu erklären, doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, James. An diesem Abend hast du dein wahres Gesicht gezeigt. Du hast bewiesen wie du mich und alle anderen Mädchen behandelst. Mich, deine eigene Cousine. Mich überrascht gar nicht mehr, dass du so kalt zu allen Mädchen bist.« »Lässt du es mich dir erklären?«, fragte er leicht verzweifelt, doch wieder schüttelte sie nur den Kopf. »Ich hatte nicht vor dir jemals zu sagen, weswegen ich es so grauenhaft finde mit dir zu reden, aber da du es jetzt weißt, wirst du mich sicher verstehen, wenn ich dir sagen, dass es mich wirklich nicht stören würde, nie wieder mit dir zu reden«, gab sie von sich und schlussendlich ließ sie ihn mit seiner Sprachlosigkeit alleine. Nur wenige Meter kam sie, bevor sich der, zu ihrer Stimmung passende, Regen mit ihren Tränen vermischte. »James, Mann. STEH AUF.« Albus stand im Gryffindorschlafraum und war kurz davor einen Kübel Wasser zu nehmen und ihn über seinen Bruder zu schütten. Es war bereits nach zwölf und er schlief noch immer seelenruhig dahin, als wäre das vollkommen normal. »Ich hab keine Lust. Ich geh sowieso gleich mit Fred trainieren«, sagte der Potter, doch beide wussten, dass das nur eine Ausrede war. »Nein, du redest jetzt mit Molly«, sprach Albus endlich aus, was sich die Brüder schon längst überlegt hatten. »Molly? Was ist mit ihr?«, fragte James und tat, als würde er nicht wissen, worauf der Jüngere anspielte. »Sie ist gestern vollkommen fertig zu Rose gekommen und hat sich über dich beschwert. So gewinnt man keine Herzen, Mann!«, teilte er ihm besserwisserisch mit und James richtete sich auf, strich sich verschlafen durch die Haare und verdrehte die Augen. »Al, ich bin nicht für Herzen gemacht«, sagte der Ältere und lehnte sich wieder aufs Bett zurück. »Hast du die letzten zwei Jahre an Bettgeschichten gebraucht, um das rauszufinden?«, fragte sein Bruder schnippisch und James schüttelte genervt den Kopf. »Kannst du dämlicher Slytherin nicht einmal in deinem eigenem Haus bleiben?«, fragte er und eigentlich klangen seine Worte beleidigender, als er es vor hatte. »Im Herzen bin ich Gryffindor, deswegen liebt mich die fette Dame«, schmunzelte Albus und James zog ein Kissen über sein Gesicht. »Verschwinde, Al. Geh und nerv Alice, die wartet sicher schon sehnsüchtig auf deine Rückkehr«, murmelte er. »Okay. Ich nehm deinen Besen mit, ja? Da du heute eh nichts anderes vor hast und nicht verabredet bist, kannst du dann ja mal zu Molly gehen und das klären.« »Mhm.. - Warte! Was? Mein Besen, Al! Verdammt, komm zurück«, rief James seinem Bruder nach, doch jener war schon auf dem Weg zum Kerker, was sich der Ältere nicht antun wollte. Angewidert von seinem eigenen Bruder und noch immer genervt von seinem Verhalten gegenüber Molly, legte sich der Potter zurück aufs Bett und drückte seinen Kopf in die Kissen. »Molly«, sagte James trocken und kam sich ziemlich bescheuert vor, sich nach ihrer Abfuhr gestern noch einmal zu bemühen. »Merlin, hast du mich gestern falsch verstanden?« Er hätte gerne gesagt, dass er sie verstanden hatte, nur dummerweise sein trotteliger Bruder mit seinem Besen verschwunden war. »Ich wollte mich entschuldigen«, sagte er schließlich und sah in ihre Augen, die er besser kannte, als jedes andere Paar. Er konnte jegliche Gefühle aus ihnen lesen. Schmerz, Wut und Angst. Langsam hasste James sich selbst dafür, dass gerade er ihr das angetan hatte. »Nach fünf Jahren? Nun eigentlich sollte es mich nicht überraschen, du warst ja noch nie der Schnellste«, fluchte sie leise und wandte ihren Blick von ihm ab. »Molly - «, wollte er sagen, doch sie hörte nicht. »Weißt du, was das schlimmste daran war, dass alles von dir zu hören? Ich wusste, dass du recht hast.« »Nein, Molly - «, wollte er bestreiten, doch wieder hatte er keine Chance. »Dass ich wirklich das unscheinbare Mädchen bin. Diese Strebertussi, die keinen Spaß versteht. Es war ja wirklich ein Wunder, dass sich Robert Jordan für mich interessiert hat. Dabei bin ich ganz klar nur auf seine betrunkenen Anmachsprüche eingegangen, um mich auch einmal so zu füllen, als wäre ich nicht diese graue Maus, die jeder nur als armselig betrachtet.« »Verdammt, Molly - «, fluchte er, doch sie reagierte einfach nicht. »Ich meine, weißt du wie oft ich deinetwegen geweint habe und mir geschworen habe, dass ich ab morgen alles besser machen werde? Ich wollte einfach, dass du mich wieder magst, dass du - « Problem gelöst, auf eine schon oft ausprobierte, doch mit Abstand noch nie so schön gewordene, Potter-Art. Der Kuss begann sanft und zwanghaft, einfach, weil James nicht wusste, wie seine Cousine darauf reagieren würde, doch als sie ihn zurückküsste und die Leidenschaft des Kusses in ihm aufstieg, löste er sich wieder von ihr und lächelte unentwegt. »Hörst du mir jetzt zu?«, fragte er unvermittelt, als wäre nichts gewesen. Sie nickte stumm, war unfähig viel zu sagen. »Molly, du bist alles andere als unscheinbar für mich. Das warst du nie, das solltest du eigentlich wissen. Wieso hast du mich nicht einfach gefragt, wieso ich das zu Teddy gesagt habe? Du konntest doch nicht wirklich denken, dass ich das ernst meine, ich meine, du musst doch am besten wissen, dass ich immer Mist rede. Das sagst du doch jeden verdammten Tag. Und doch glaubst du, ich würde dich für irgendein Mädchen, für irgendein Ansehen stehen lassen? Also bitte, du magst eine der schlausten Schülerinnen in Hogwarts sein, aber einen Potter durchschaust du dennoch nicht«, er machte eine spöttische Geste und lächelte dann leicht. »Du hasst mich nicht«, stellte sie nüchtern fest und er verdrehte seine Augen und nahm ihre Hand, einfach um seine Worte zu verdeutlichen. »Nein, Molls. Du bist meine Cousine, wie sollte ich dich hassen?«, fragte er und sie sah auf seine Finger, die sich mit ihren verschränkten. »Du hast mich geküsst«, stellte sie weiter fest und er lachte leise. »Ja, weil du sonst nie die Klappe gehalten hättest«, erklärte er und sie verdrehte die Augen. »Du hättest mich einfach unterbrechen können«, riet sie ihm, als ob er das nicht versucht hätte. »Ist ja nicht so, als hättest du keinen Spaß daran gehabt, als du mich zurückgeküsst hast«, sagte er statt einer Verteidigung und sein Grinsen wurde breiter. »Du hast angefangen«, protestierte Molly und auch auf ihrem Gesicht erschien so etwas, wie ein kleines Lächeln. »Du hast weitergemacht!« »Das war im Affekt«, sagte sie und setzte einen schockierten Gesichtsausdruck auf, sodass er lachen musste. Sie waren wie beste Freunde. Seltsam. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht!«, behauptete der Potter und sprach mehr zu sich selbst, als zu ihr. »Was glaubst du denn?«, fragte sie und als er in ihr Gesicht sah, bemerkte er, dass sie ihn erheitert anlächelte. »Du stehst auf mich, Molls«, sprach er aus, was er längst zu hoffen verwogt hatte. Wenn Rose recht gehabt hatte, schuldete er nun Albus und Scorpius fünfzig Galleonen. Seine Theorie wurde unterbrochen, als Molly ihm ihre Hand entzog und ihn schockiert musterte. »Das ist. - Nein, James. - Das ist idiotisch.«, gab sie von sich und plötzlich sprach er wieder, ohne darüber nachzudenken. »Ich mag idiotisch sein, aber ich habe Recht!«, sagte er selbstgefällig. »Nein«, protestierte sie, doch es war hoffnungslos. Sie war kurz davor aufzugeben. »Oh doch, du stehst auf mich, das kannst du nicht abstreiten«, er grinste selbstgefällig. »James«, murmelte sie und klang verzweifelt. »Molly, ich liebe dich«, sagte ihr Gegenüber einfach so. »James, ich steh wirklich nicht - Wie bitte?«, fragte sie höflich und ihre Augen weiteten sich geschockt. »Es ist okay, wenn du auf mich stehst«, antwortete der Potter. »Ich meine, was du davor gesagt hast«, fragte sie und er lächelte. »Zwingst du mich wirklich, das zu widerholen?« »Sofort, Potter«, sagte sie und er lachte leise, als er sich vorbeugte und sie erneut küsste. Diesmal so anders. Leidenschaftlich, süß und besitzend, so endgültig. Er intensivierte den Kuss, indem er mit seiner Zunge über ihre Lippen strich und seine eine Hand auf ihre Wange legte, während die andere zu ihren Haaren wanderte. Es war wie ein längst überfälliger Traum. Als sie sich aufgrund des Luftmangels voneinander lösten, schien er gar nicht anders zu können, als sie zufrieden anzugrinsen. Er hatte das, was er vorhin gesagt hatte, noch nie zu irgendjemand gesagt und wollte immer, dass er es gleich beim ersten Mal meinen würde. Es war ein angenehmes Gefühl, dass das, was er für sie empfand voll und ganz der Wahrheit entsprach und er - vollkommen untypisch für ihn, eigentlich - keine andere wollte, wenn er sie so küsste. Liebend gern wiederholte er ihr, was seinem Herz schon lange auf der Zunge lag. »Ich liebe dich, Streber Molly Weasley.« Sie lachte - leise und entzückend. »Das find ich gut. Ich dich nämlich auch, Idiot James Potter.« Das war einfacher gewesen, als er dachte. Naja, zumindest die letzten fünf Minuten. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)