Eine Reise beginnt von Avilia (eine alternative Kurzgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Aufbruch ------------------- "Hier, das ist alles, was ich noch habe", sagte Heron, und präsentierte einige Münzen in seiner Hand. "Nicht gerade viel", entgegnete Tayia ihm. Die beiden jungen Daeva hatten sich in Verteron kennengelernt. Beide wurden zur selben Zeit in der Zitadelle von Verteron stationiert und hatten sich als Neulinge gemeinsam durchgeschlagen. Ihre Aufgaben waren leicht gewesen. Hier ein paar bedrohliche Monster töten, die sich um die Zitadelle eingenistet hatten, dort einige Banditen von der Stadt fernhalten, die einen Angriff planten. Beide waren sie erst vor Kurzem in den Kreis der Daeva aufgestiegen und waren nun hier General Spatalos untergestellt. "Ihr habt euch gut gemacht", sagte Spatalos, als sie vor ihm standen, "Jetzt habe ich einen größeren Aufrag für euch. Geht in den Tolbas Wald nördlich von hier. Ich erhielt von General Leto die dringliche Nachricht, Verstärkung zu schicken. Sie ist im Menschendorf Tolbas stationiert. Ausrüstung müsst ihr euch allerdings selber besorgen, wir haben nicht das Geld dazu." Hier standen sie nun bei einem der Händler. "So so, in den Wald also? Na, da braucht ihr zum Übernachten erstmal ein Zelt. Dann einen Kochtopf, eine Pfanne, Trinkbehälter, ein Sieb, Seile, eine Axt…" Der Mensch verlor sich in einem Redeschwall, als er notierend alles aufzählte, was man für einen einfachen Ausflug brauchte. Tayia, die zierliche Kantorin mit den grauen, geflochtenen Haaren sah verständnislos zu dem großen blonden Gladiator neben ihr, der ungläubig den mittlerweile beinah ekstatisch erzählenden Mann beäugte. Sie hoffte, dass Heron mehr Erfahrung mit Außeneinsätzen hatte, doch da lag sie falsch. Wie sie war auch er behütet aufgewachsen und besaß keinerlei Vorkenntnisse. Da der Händler nicht mehr aufhören wollte, räusperte sich der junge Daeva laut. "Nun", begann er zaghaft, "wir haben eh vor zu Fliegen, also nur das Nötigste und…" Prustend unterbrach der Händler Heron. "Fliegen? Mein Junge, wo denkst du hin? Der Äther reicht ja kaum für die Zitadelle! Draußen, wo der Wald anfängt, müsst ihr zu Fuß weiter!" "Was?!", schrie Tayia erschrocken auf, "das dauert ja Tage!" Heron antwortete ihr nicht weniger aufgebracht: "Das ist eine Frechheit! Das hätte man uns sagen müssen!" "Kreischend verlassen die Küken das Nest…" murmelte der Verkäufer und wippte mit seiner Hand auf und ab. Pfeifend ließ er sie dann hart auf den Tisch fallen. "Sehr witzig", entgegnete Tayia zornig. "Ist es", lachte der Verkäufer, "also, wollt ihr nun meine Waren, oder können sich Daeva auch von Luft ernähren?" Nachdem sie kurz ihre Geldvorräte ausgetauscht und schließlich vollends verbraucht hatten, waren sie gerüstet für ihre ersten Schritte in die Wildnis. Heron schleppte nun auf seinem Rücken neben einem großen Zweihänder auch einige Betuastangen und ein Laken aus grober Rukafaser für ein einfaches Zelt, sowie einige Kochutensilien. "Wir haben nicht einmal mehr genug Kinah um uns genug Proviant zu kaufen", knurrte er, "dieser Kerl hat unsere Lage schamlos ausgenutzt. Tayia winkte ab und antwortete: "Das ist nicht so schlimm. Der Wald bietet genug." Skeptisch sah er sie an, als hinter ihnen eine Stimme schrie: "Heron!" Er drehte sich auf dem Absatz um uns sah eine Junge Frau in knappen Spitzenkleid auf ihn zulaufen. Schnaufend blieb sie vor ihm stehen und rang nach Luft. Während er sich noch fragte, ob sie sich der Auswirkung ihrer Kleidung bewusst war, wandte seine Gefährtin sich ab und lief in Richtung des Tores. "Heron!", begann die Rufende, "Ich habe gehört, du musst zu einem Außeneinsatz? Das ist furchtbar! Der Wald ist gefährlich und…" "Nicht doch! Siehst du das hier?", unterbrach er sie auf seinen Rücken deutend. Er drehte sich leicht seitlich um ihr einen neugierigen Blick zu ermöglichen. "Einige Betuastangen und eine Pfanne?" Er lachte laut auf. "Nicht doch Dummerchen! Ich meine mein Schwert! Und selbst wenn mir Gefahr droht, die ich nicht mit dem Schwert erledigen kann, so habe ich immernoch Tayia." Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Kantorin die lässig an der Stadtmauer lehnte und mit einer der Wachen redete. "Und was ist an der so besonders?", fragte das Mädchen und zog den großen Mann am Arm. Womit sie seinen Blick von Tayia wieder unweigerlich in ihr Dekolleté lenkte. "Sie verfügt über mächtige Zauber und ist zudem in der Lage, Wunden mit Magie zu heilen." Eingeschnappt trat das Mädchen zurück und ließ eine kleine Flamme in ihrer Hand erscheinen. "Magie kann ich auch!", kommentierte sie, "dennoch würde ich nie in den Wald gehen!" Er lachte auf und klopfte freundschaftlich ihre Schulter. "Und die kann doch eh nur mit ihrem Knüppel zuhauen! Männer sollten Kantoren werden, Frauen nicht! Das ist nicht weiblich!" "Es ist gut jetzt", ermahnte Heron, "ich bin froh, sie bei mir zu haben. Deine Eifersucht solltest du lassen." Sie errötete. "Ich bin nicht eifersüchtig! Darf man sich denn nicht einmal um seine Freunde sorgen?" Er lächelte sie an und als er noch überlegte, wie er sie ohne verletzende Worte loswerden würe, hörte er eine Stimme hinter sich. "Bist du jetzt fertig?" Er drehte sich um und Tayia stand mit verschränkten Armen und kaltem Blick hinter ihm. "Äh… ja", stotterte er und winkte seiner Verehrerin zum Abschied, die er nun schmollend stehen ließ. Ich hätte nie mit ihr tanzen sollen, dachte er genervt. Als er sich umsah und die nächste mit wehklagendem Blick zu ihm sah, winkte er ihr rasch, damit sie nicht auf die Idee kam, die Beiden weiter zu behindern. Mit der auch nicht, ermahnte er sich im Geiste. Tayia verdrehte nur die Augen bei jedem herzzerreißenden Blick, der über ihren Kopf hinweg ihrem Begleiter zugeworfen wurde. Was wollen die alle von ihm?, dachte sie sich spöttisch, oder was hat er mit ihnen gemacht? Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, breiteten sie ihre Flügel aus und flogen in Richtung Wald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)