Der Anfang vom Ende von Otogi (Mariku X Bakura) ================================================================================ Kapitel 10: Einbahnstraße ------------------------- Mariku wachte mitten in der Nacht auf und blickte zu Bakura, der offensichtlich tief schlief, da er gleichmäßig atmete. Langsam erhob er sich aus dem Bett und ging leise zum Schrank, um sich einige Klamotten raus zu suchen und sich an zu ziehen. „Was machst du?“, hörte er die krächzende Stimme von dem Weißhaarigen fragen, der sich umdrehte und verschlafen zu Mariku blickte. „Ich wollte mich nur anziehen.“ „Warum? Es ist mitten in der Nacht.“ Jetzt war Bakura hellwach, weil es ihm zu merkwürdig vorkam. „Mariku, sag mir die Wahrheit. Was hast du vor?“ Der Ägypter seufzte. „Ich muss nochmal weg.“ „Was? Um die Uhrzeit? Du wolltest doch schlafen.“ „Ja, ich weiß. Aber es ist besser, jetzt zu gehen, als am Tag.“ Als er angezogen war, setzte er sich kurz zu Bakura ans Bett. „Mach dir keine Sorgen, es wird nicht lange dauern. Schlaf bitte weiter.“ Der Jüngere seufzte und senkte den Kopf. Er konnte doch jetzt nicht seelenruhig weiterschlafen, während Mariku draußen war und er nicht wusste, wohin er überhaupt gehen wollte. Zum Abschied gab der Ältere ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ dann ohne weitere Worte die Wohnung. Bakura konnte es nicht ertragen, dass Mariku heimlich in der Nacht hinausgehen wollte. Irgendetwas stimmte doch an der Sache nicht, wenn Mariku nicht am Tag gehen konnte. Es musste etwas passiert sein und Bakura konnte einfach nicht still sitzen und darauf warten, bis Mariku wieder lebend zurückkam. „Tut mir leid, Mariku. Aber du verlangst zu viel von mir!“ Hastig eilte er zum Schrank, um sich etwas Unauffälliges überzuziehen und verließ dann ebenfalls die Wohnung. Zum Glück konnte er Mariku gerade noch entdecken, bevor dieser um eine Ecke bog. Langsam und unauffällig folgte er dem Ägypter und war ständig auf der Hut, nicht von ihm erwischt zu werden. Denn Mariku war verdammt vorsichtig gewesen und blickte sich regelmäßig um, als würde er bereits den Verdacht haben, dass ihn jemand verfolgte. Aber der Weißhaarige schaffte es, den Älteren bis ans Ende seines Ziels zu verfolgen. Mariku ging zu einer alten Lagerhalle, die etwas abseits der Stadt lag und Bakura fragte sich, warum er den ganzen Weg zu Fuß ging, wenn er doch eine Maschine besaß. Aber wohlmöglich hatte er einfach seine Gründe dafür. Viel wichtiger und vor allem viel mehr interessierte es ihn, was Mariku dort zu suchen hatte. Immer noch leise und unauffällig schlich er sich an ein Fenster heran und spähte in das Gebäude hinein. Im Inneren des Raumes erkannte der Weißhaarige nur eine große, braunhaarige Gestalt, dessen eisblaue Augen so unglaublich kalt waren, dass es Bakura einen Schauder über den Rücken jagte. "Hier, das wirst du heute Nacht noch erledigen, Mariku!", meinte Seto Kaiba verärgert, da er mit der Arbeit des Ägypters in der letzten Zeit mehr als nur unzufrieden war, und warf ihm den Stoff zu, welcher auf dem Boden landete. "Das ist aber nicht meine Aufgabe, Kaiba!" Mariku machte keinerlei Anstalten, das Zeug aufzuheben und fing sich sogleich einen noch zornigeren Blick seines Bosses ein. "Hör mal…", setzte er an. “Mir ist es scheißegal, was du denkst! Das Zeug muss heute Nacht noch vertickt werden und DU wirst das erledigen, Punkt! Bau nur nicht noch mehr Scheiße, als du es eh schon getan hast, Mariku!" Was zur Hölle hatten sie dort drinnen nur zu besprechen? Als Bakura sich ein Stück weiter vorbeugte, um etwas mehr zu erkennen, hörte er plötzlich eine Stimme, die ihn vor Schreck beinahe umfallen ließ. "Hey Kleiner, was macht du da?!", fragte die Stimme barsch. "Ähm." Der Angesprochene drehte sich um und ihm blieben die Worte im Hals stecken, als er einen stämmigen Kerl vor sich stehen sah. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, das auch plausibel klang. Aber ihm fiel nicht wirklich etwas ein, also antwortete er nur "Ich warte hier auf jemanden." "So" Der Kerl hob verächtlich eine Augenbraue und blickte ihn misstrauisch an. "Und auf wen wartest du? Ich hab dich hier noch nie gesehen." "Das geht dich nichts an! Kümmer dich um deinen Kram!", antwortete Bakura gereizt. Teils, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte und Teils aus Panik, weil er nicht wusste, was im nächsten Augenblick geschehen würde. Doch schon Sekunden später bereute der Jüngere seine Worte wieder, als er spürte, wie sein Gegenüber ihn grob an den Haaren packte und gewaltsam zu ihm zog. "Das tue ich gerade! Du bist nämlich mein Kram, um den ich mich kümmere! Und am besten bringe ich dich gleich zu meinem Boss. Mal sehen, was er dazu sagt." Das war definitiv nicht gut und Bakura wehrte sich gegen ihn, kam aber bei Weitem nicht gegen diesen Griff an. Der Kerl wusste, was er zu tun hatte und wenige Momente später fand sich der Weißhaarige auf den Knien heruntergedrückt vor Kaiba wieder, der ihn nur missmutig ansah. "Der Typ hat hier draußen rumgeschnüffelt, Boss!" Als Mariku Bakura erblickte, weiteten sich seine Augen schlagartig und er ballte die Hände zu Fäusten. Was zum Teufel hatte ausgerechnet er nur hier zu suchen?! Und noch schlimmer, was sollte er selbst jetzt tun? Sein Boss war ohnehin schon nicht gut auf ihn zu sprechen und das Letzte, was Mariku wollte, war, dass er auch noch Bakura da mit reinzog. Angespannt biss er sich auf die Lippen und wartete ab, was als nächstes passierte. Er hoffte nur nicht das Schlimmste... "Dann mach ihn kalt, verdammt!", herrschte Kaiba seinen Türsteher an und warf Bakura noch einen verächtlichen Blick zu. "Nein bitte! Ich habe nichts gesehen... das schwöre ich", flehte der Weißhaarige aus Verzweiflung und spürte, wie die Angst um sein Leben in ihm aufstieg und ihm jegliche Kontrolle über seinen Körper versiegte. Er sank auf dem Boden zusammen und presste seine Augen zu, als er im nächsten Augenblick das kalte Metall einer Waffe an seiner Schläfe spürte und sein Flehen nicht beachtet wurde. "Halt! Er gehört zu mir!", schrie Mariku im letzten Moment und seine geballten Fäuste zitterten vor Angst und Wut. Angst, dass er Bakura jeden Moment verlieren könnte und Wut darüber, dass er es überhaupt so weit kommen hat lassen. Der Türsteher hielt inne und sah zu Kaiba, der zuerst Mariku und dann den Weißhaarigen genauestens musterte, ehe sich ein bedrohlich kühles Grinsen auf seine Lippen legte. "So ist da also", stellte er fast schon belustigt fest und deutete seinem Helfer mit einer Handgeste, dass er Bakura in einen anderen Raum bringen sollte. "Bring ihn weg, du weißt schon, wohin", meinte er nur knapp und der Angesprochene tat, was Kaiba ihm befohlen hatte. Er packte Bakuras Arm, drehte ihn auf den Rücken, sodass der Weißhaarige schmerzlich aufkeuchte und verschwand mit ihm in einer Tür. "Bakura..." Mariku wollte ihm folgen, wurde aber von Kaiba aufgehalten, der sich vor ihn stellte und die Arme vor der Brust verschränkte. Sein Gesicht wandelte sich von seinem Grinsen zu einer finsteren Miene, wenn nicht sogar zu einem Todesblick. "Mach mich nicht noch wütender, als ich es schon bin!" Dann wendete er seinen Blick zu dem Beutel, der immernoch auf dem Boden lag. "Bring das Zeug heute Nacht noch weg und ihm wird nichts passieren!" Seine Worte bohrten sich eindringlich in Marikus Innerstes und ließen ihn erstarren. Aber nicht etwa, weil er sich vor Kaiba fürchtete, sondern weil er sich um Bakura Sorgen machte und nicht wusste, was er nun tun sollte. Weglaufen war unmöglich und widersprechen durfte er auch nichtmehr. Er schüttelte nur den Kopf und hob dann resignierend das Päckchen mit dem Stoff auf. Kaiba hob die Hand in die Höhe und hielt 3 Finger hoch. "Drei Stunden, mehr nicht!" Das konnte doch alles nicht wahr sein und Mariku knurrte ihn nur an, konnte aber nichts dagegen sagen, sondern machte sich stattdessen lieber auf den Weg, um rechtzeitig fertig zu werden. Damit es schneller voranging, machte er einen Abstecher bei seiner Wohnung, um seine Harley zu holen, denn seine Zielorte lagen etwas weiter entfernt. Glücklicherweise war es für Mariku ein Leichtes gewesen, Käufer zu finden, aber er war bei der Sache so unkonzentriert, dass es ihm sichtlich schwer fiel, einen klaren Kopf zu bewahren. Dabei durfte er sich nicht ablenken lassen, um Bakuras Willen! Der Weißhaarige schlug verärgert und verzweifelt gegen die Wand des Raumes, indem er eingesperrt wurde und sank dann langsam an ihr herunter. Warum nur hatte er nicht auf Mariku gehört und war Zuhause geblieben? Wenn er das hier überleben würde, dann würde ihn sicher der Ägypter umbringen. Was sollte er jetzt nur tun? Doch er hatte kaum Zeit, darüber nachzudenken, als sich die Tür öffnete und Kaiba hereintrat, während er der Wache sagte, sie solle draußen aufpassen. Hastig stand Bakura wieder auf und blickte ihn wütend, aber gleichzeitig auch ängstlich an. Er konnte seine Angst nicht vor ihm verbergen. Nicht, nachdem ihm bewusst war, wie schnell dieser Kerl sein Leben einfach auslöschen konnte. "Bakura heißt du also." Der Braunhaarige verschränkte seine Arme und besah sich den Weißhaarigen skeptisch. "Was weißt du über Mariku?" Bakuras Atem war unkontrolliert und sein Körper zitterte, aber er nahm den Mut zusammen, um zumindest dem Blick des Älteren etwas Stand zu halten. "Was soll ich schon über ihn wissen? Er ist nur mein Freund und wir gehen auf dieselbe Schule.", antwortete Bakura unsicher. Es würde bestimmt nichts bringen, wenn er schwieg, oder ihn großartig anlog, da war er sich sicher. Dennoch musste er nicht mehr erzählen, als nötig war. Sein Freund? Kaiba hob fragend eine Augenbraue und überlegte eine kurze Zeit, wie er das gemeint haben könnte, da er schließlich keine Ahnung von Marikus Vorlieben hatte und es ihn auch herzlich wenig interessierte. Ihm ging es lediglich nur darum, dass jeder seinen Job ordentlich ausführte und die Mittel und Wege dazu waren ihm alle Recht, solange sie ihren Zweck erfüllten. Mit langsamen Schritten näherte er sich dem Weißhaarigen und genoss die Angst, die er in seinen Augen sehen konnte. Er hatte Spaß daran, anderen Menschen Angst einzujagen und grinste sein Gegenüber amüsiert an, während er ihm seine Hand unters Kinn legte, die sogleich von Bakura wieder weggeschlagen wurde. "Fass mich nicht an, du Widerling." Doch das beeindruckte den Braunhaarigen nur wenig. "Und was, wenn ich es doch tue?", fragte Kaiba grinsend und legte seine Hand nun auf die Wange seines Gefangenen, um dessen Reaktion abzuwarten. Als Bakura seine Hand erneut wegschlagen wollte, wurde sie von dem Älteren gepackt und gegen die Wand gedrückt. Sein Gesicht war dem des Jüngeren gefährlich Nahe und sein Blick wurde wieder eiskalt. Bakura presste sich so stark er nur konnte gegen die Wand zurück, um dessen Gesicht auszuweichen, aber es hatte wenig Zweck. Daher drehte er nur seinen Kopf zur Seite. "Was willst du denn von mir?", fragte er kleinlaut. "Zieh dein Hemd aus!", herrschte Kaiba ihn nur an und trat dann einen Schritt von ihm zurück. Dieser presste die Augen zusammen und dachte, er hätte sich verhört. Als er seinen Kopf schüttelte, wurde er von dem Älteren am Hals gepackt und spürte deutlich dessen Atem an seinem Ohr. "Hör zu! Du gehörst jetzt mir. Ich entscheide, ob du lebst oder stirbst. Also hast du gefälligst zu tun, was ich sage." Die Stimme war so bedrohlich leise und kalt, dass sie ungewollt in Bakuras Haut kroch und ihm dort einen eiskalten Schauder versetzte. Er musste unweigerlich an die Vergewaltigung denken und hatte Mühe, nicht in Panik zu verfallen. "Also nochmal: Zieh dein Hemd aus!" Wieder keine Reaktion von Bakura. Aber diesmal war es dem Älteren egal. Er packte den Weißhaarigen an der Schulter, drehte ihn mit dem Rücken zu ihm und presste ihn gegen die Wand. "Gut, dann muss ich dich eben dazu zwingen!" Mit einer schnellen Handbewegung zückte er ein Messer aus seinem langen Mantel und schnitt Bakuras Hemd dann quer von oben nach unten durch, sodass sich der Rücken des Weißhaarigen entblößte. Bakura presste die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass es sich nur um einen Alptraum handeln könnte, aus dem er so schnell wie möglich erwachen wollte. Als einige Minuten nichts geschah, wagte er es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen und einen Blick zu Kaiba zu riskieren, welcher das Messer in der Hand hielt und ihn immernoch eiskalt anblickte. Auf seinen unwissenden Blick hin näherte sich der Braunhaarige wieder dem Ohr des Weißhaarigen. "Wenn du Marikus Rücken schon einmal gesehen hast, dann weißt du, was dir jetzt blüht." "Wie?" Bakura verstand erst nicht, worauf Kaiba hinauswollte. Aber als dieser allerdings an seinem linken Schulterblatt mit seinem Messer ansetzte und Bakura daraufhin ein fürchterlicher Schmerz durchfuhr, wurde es ihm bewusst. Nur einmal beim Schwimmunterricht hatte er auf Marikus Schulter eine ungewöhnliche Narbe wahrgenommen, es aber nicht weiter beachtet. Und nun war ihm klar, was diese Narbe zu bedeuten hatte und er wusste auch, dass er dieselbe Narbe bekommen würde, wie Mariku. Er machte sich keine Mühe, seine Schmerzenslaute zu unterdrücken, da er einfach keine Kraft hatte, dagegen anzukämpfen und es ohnehin nicht vermeiden konnte. Er hoffte nur, dass diese Tortur bald zu Ende war und sank an der Wand zusammen, als Kaiba sein Werk vollbracht hatte und den Weißhaarigen endlich losließ. Das Blut rann ihm über den Rücken und er spürte, wie die Wunde brannte. "So, jetzt gehörst du wirklich mir. Und wenn du nicht tust, was ich sage, dann werde ich euch beide umbringen. Mariku zuerst, undzwar so, dass du noch was Schönes davon hast! Verstanden?!", meinte Kaiba abfällig und verließ dann ohne weitere Worte einfach den Raum. Bakura schleppte sich zu der einzigen Matratze im Raum und ließ sich darauf sinken. Einzelne Tränen liefen über sein Gesicht und er zitterte am ganzen Körper. Er wollte jetzt nichts sehnlicher, als bei Mariku zu sein! Ungeduldig blickte Kaiba auf die Uhr, denn mittlerweile waren bereits über 2 Stunden vergangen. Aber es dauerte auch nicht mehr lange, als Mariku später außer Atem und nervös zur Tür hereinrieselte. "Alles erledigt!", meinte er hastig und übergab seinem Boss den Umschlag mit dem einkassierten Geld. "Wo ist Bakura?" Ein Nicken von Kaiba wies Mariku den Weg zur Tür. Doch als er am Braunhaarigen vorbeiging, wurde er kurz von ihm am Arm zurückgehalten. "Ich sag dir eins, Mariku. Nimm ihn mit und sorg dafür, dass er schnell lernt! Wenn er oder du nur noch einmal Scheiße baut, dann ist meine Geduld zu Ende!" Was meinte Kaiba damit, er solle schnell lernen? Es war doch nicht etwa das, was Mariku vermutete? Er hoffte, dass es nicht so war! Doch leider bestätigte sich sein Verdacht, als er Bakura blutend auf der Matratze liegen sah. "Bakura!" Der Angesprochene drehte sich zu dem Ägypter um und war tierisch erleichtert, dass er seinen Freund unverletzt vor sich stehen sah. Was man allerdings von Mariku nicht behaupten konnte. Der Anblick von Bakura war für ihn schrecklich gewesen und er Umschloss den Weißhaarigen vorsichtig, damit er dessen Verletzung nicht berührte. "Ist alles okay bei dir?", flüsterte Bakura dem Älteren ins Ohr, denn er hatte sich viel mehr Sorgen um ihn, als um sich selbst gemacht. Doch Mariku nickte nur mit dem Kopf und war nicht in der Lage, auf diese Frage zu antworten. Stattdessen zog er seine Jacke aus und legte sie dem Weißhaarigen um die Schulter. "Wir fahren jetzt mit meiner Harley zu mir. Schaffst du es, dich an mir festzuhalten?" Bakura lächelte gekünstelt. "Wird schon.", antwortete er nur knapp und richtete sich auf, musste sich allerdings an Mariku abstützen, da er durch den Blutverlust viel zu geschwächt war. Aber seine Kraft reichte noch aus, um sich an Mariku festzuhalten, bis sie nach kurzer Zeit die Wohnung von Mariku erreicht hatten. Dort angekommen trug Mariku Bakura halb die Treppen hinauf und legte ihn schließlich in sein Bett. Schweigend setzte er sich neben ihn aufs Bett und krallte seine Hände in das Lacken, während er seinen Kopf gesenkt hielt. "Bitte sag doch was", murmelte Bakura traurig und stellte sich darauf ein, dass Mariku ihn gleich anbrüllen würde. Verdient hätte er es auf jeden Fall. Doch der Ägypter blickte nur auf und sah ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck an. Die Stille und den stechenden Blick kaum ertragend, drehte Bakura sich von dem Älteren weg und schloss die Augen. Mariku starrte ihn immernoch schweigend an und spürte, wie zum ersten Mal seit langer Zeit Tränen aus seinem Inneren aufsteigen wollten. Hastig erhob er sich und schlug mit voller Wucht gegen den Schrank, sodass es heftig donnerte und der Weißhaarige vor Schreck zusammenzuckte. Sein Atem ging unkontrolliert und er rutsche unbemerkt in die Decke zurück. Geschockt blickte er zu Mariku. So einen Ausdruck hatte er noch nie zuvor in den Augen des Anderen gesehen und es machte ihm fast schon Angst. "Ist dir klar, dass du dem Tod um Haaresbreite entkommen bist?!", fragte Mariku in einem unerwartet ruhigen Ton, der Bakura aber dennoch erschaudern ließ. Er drehte seinen Kopf wieder von dem Jüngeren weg, sodass er ihn nicht ansehen musste und Bakura auch nicht mitbekam, dass er seine Tränen gewaltsam unterdrückte. Noch einmal schlug er gegen den Schrank, um so mit seinen Gefühlen, die ihn gerade überrannten, fertig zu werden. "Verdammt Bakura!", fluchte er leise. "Das Letzte, was ich wollte, ist dich da mit reinzuziehen!" Er klang verzweifelt. Und zwar deswegen, weil er im Moment überhaupt nicht weiter wusste und seine Sorge um den Weißhaarigen seinen Gipfel erreicht hatte. Tief seufzend legte er seine Stirn auf seine geballte Faust, welche an dem Schrank lehnte. Doch noch bevor der Weißhaarige etwas erwidern konnte, verschwand Mariku aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Bakura wusste nicht, was er davon halten sollte, aber er schämte sich dafür. Dafür, dass er so neugierig und misstrauisch war. Aber vor allem auch dafür, dass Mariku wegen ihm so viele Schwierigkeiten hatte. Schluchzend vergrub er sein Gesicht in seine Hände und schimpfte sich innerlich für seine Schwäche. Er wollte nicht schon wieder Weinen und unterdrückte seine Tränen so gut er nur konnte. Hastig rieb er sich über die Augen und legte sich dann mit dem Bauch voran auf das Bett, da seine Wunde zu sehr schmerzte. Er wollte jetzt etwas schlafen und schloss die Augen, bis er hörte, wie die Zimmertür wieder geöffnet wurde und Mariku hereinkam. Bakura blickte auf. Der Ägypter hatte ein Desinfektionsspray und ein weißes Tuch in der Hand und kam schweigend auf den Weißhaarigen zu. Leicht strich er dem Jüngeren über den Rücken, aber bedacht darauf, seine Wunde nicht noch unnötig zu reizen. Sein Gesicht sah gequält aus. "Mariku, mach dir bitte keine Vorwürfe!" Es war mehr als offensichtlich, dass der Ägypter sie hatte, da war sich Bakura sicher. "Ich bin doch selbst schuld daran. Ich..." "Du bist gut, Bakura!", unterbrach ihn der Andere gleich. "Wie soll ich mir keine Vorwürfe machen? Ohne mich wäre es niemals so weit gekommen." Während er die Worte sprach, strich er behutsam mit dem Tuch, welches er vorher mit dem Desinfektionsmittel getränkt hatte, über Bakuras Wunde. Dieser zog scharf die Luft ein, als er das brennende Gefühl auf seiner Haut spürte und biss sich auf die Lippen. Er wollte nicht weiter auf die Worte von Mariku eingehen, da er sich sicher war, dass er nichts dagegen sagen konnte und ballte seine Hände zu Fäusten. Warum nur war er so dumm gewesen? Mariku hatte ihm mehrmals gesagt, dass er hier bleiben sollte, aber Bakura wollte ja nicht hören. Und hatte der Ägypter ihm denn nicht versprochen, dass er mit diesen Geschäften aufhören wollte? Aber das war jetzt kaum mehr möglich, nachdem er sich selbst in diese Sache mit reingezogen hatte. Diese ganzen Gedanken im Kopf herumschwirrend kam ihm dann schließlich Marikus und jetzt auch wohl oder übel sein Boss in den Sinn. "Dein Boss ist wirklich ein Monster", murmelte er schwach und richtete sich dann auf, um Mariku anzusehen. "Ich hatte mehr Angst, dass er über mich herfällt, als dass er mich umbringt. Ist er denn auch so grausam zu dir?" Als Mariku diese Worte hörte, sprang er regelrecht auf und sah Bakura ungläubig an. "WAS?!", schrie er. "Was meinst du mit: Über dich herfallen? Was hat er angestellt, Bakura?!" Jetzt, nachdem Mariku schonwieder so ausgerastet war, bereute Bakura seine Worte und schüttelte den Kopf. "Nichts, beruhige dich wieder!", blockte er nur ab, wurde aber von Mariku an den Schultern gepackt. "Was hat er gemacht?! Sag es mir!" "Ich sagte doch, er hat nichts gemacht. Nur... als er meine Wange berührt und gesagt hat, ich soll mein Hemd ausziehen...", die Worte versiegten ihm und er schüttelte nur wieder den Kopf. "Es war aber wirklich nichts, Mariku! Beruhige dich!" Aber genau das konnte Mariku nicht, weil es ihn auf die Palme brachte, dass Kaiba es wagte, seinem Freund zu nahe zu kommen. Er kannte ihn und wusste, dass er das nur machte, weil es ihm Spaß machte, sich über andere Leute lustig zu machen. Und genau das machte Mariku so rasend. Wütend darüber schlug er abermals gegen den Schrank, bis seine Faust zu Schmerzen begann, doch das war ihm egal. "Kaiba, dieses verdammte Schwein! Ich hasse ihn! Ich hasse ihn noch mehr!", rief Mariku und atmete unkontrolliert. Bakura sah dieses Szenario erst eine Weile an und konnte es dann nicht mehr ertragen. Auch wenn er sich zugegeben gerade etwas vor Mariku fürchtete, so wusste er, dass der Ägypter völlig überreagierte. Langsam erhob er sich und ging mit vorsichtigen Schritten auf den Älteren zu, um ihn von hinten zu umarmen. "Mariku, hör auf. Das bringt doch nichts!", versuchte er ihn etwas zu beruhigen. Aber leider war es vergebens, da der Ägypter von seinem Schwall an Wut und Sorge keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und sich von dem Weißhaarigen losriss. Zielstrebig marschierte er Richtung Wohnzimmer und wühlte hastig in einer Schublade herum. "Ich bringe ihn um! Ich bringe Kaiba um!", waren die einzigen Worte, die ihm in diesem Moment einfielen. "Mariku, du kannst doch nicht mehr klar denken!", rief Bakura ihm hinterher, während er ihm folgte. Was sollte er nur tun, so kannte er den Ägypter überhaupt nicht? Verzweifelt versuchte er weiter, ihn aufzuhalten. "Überleg doch mal. Wenn du das tust, kommst du in den Knast! Hältst du das wirklich für eine so gute Idee?!" Doch Mariku ließ sich nicht so leicht aufhalten und würgte es nur mit einem "Die Bullen können mir gestohlen bleiben", ab. "Jeder, der dir zu nahe kommt, ist mein Todfeind! Und Kaiba erst recht!" Endlich fand Mariku, wonach er gesucht hatte und holte seine Waffe hervor, um sie mit der Munition nachzuladen. Im ersten Augenblick wich Bakura zurück, da ihm der Anblick einer Knarre in Marikus Hand einen kurzen Schrecken einjagte, aber sofort fing er sich wieder. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Ägypter ihm etwas antun würde und genau deswegen wollte er auch nicht, dass dieser sich jetzt noch mehr in Schwierigkeiten brachte. Er wusste immerhin, wie impulsiv der Ältere manchmal reagieren konnte und musste ihn unbedingt von seinem Vorhaben abhalten. Nur wie?! Er musste schnell machen, sonst war es zu Spät. Ohne zu überlegen, legte er einfach seine Hand auf das kalte Metall und sah Mariku schon fast verzweifelt an. "Bitte! Ich will nicht, dass du etwas Dummes tust, Mariku!" Doch auch das half nichts. Nach kurzen Blicken zur Waffe und wieder zu Bakura, wandte sich der Ägypter einfach ab und ging in Richtung Tür. Nein, das durfte er nicht! Den Kopf hastig schüttelnd und all seine Ängste und Schmerzen ignorierend stellte sich Bakura dann einfach direkt vor die Wohnungstür und breitete seine Arme darüber aus. "Mariku! Wenn du das tun willst, dann musst du erst mich erschießen!" Seine Stimme bebte und sein Körper zitterte. Noch nie hatte er solch eine Angst vor dem Ägypter gehabt, wie in diesem Augenblick. "Bakura, geh weg! Kaiba hats nicht anders verdient!" Als Mariku schnellen Schrittes auf den Weißhaarigen zukam, schloss dieser nur seine Augen und zuckte ein wenig zusammen. "Mariku, nicht Kaiba hat mich vergewaltigt!" Diese Worte schossen einfach aus ihm heraus, weil er sich keinen anderen Ausweg mehr wusste. Wie vom Schlag getroffen, blieb Mariku abrupt stehen und blickte den Jüngeren nur an. Die Worte von Bakura rissen ihn regelrecht aus seinem Wahn und riefen ihn langsam wieder zur Vernunft. Der Weißhaarige hatte Recht mit dem, was er sagte und auch damit, dass Mariku genau aus diesem Grund so übertrieben ausgerastet war. Das wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst. Er senkte seine Waffe und ging zum Weißhaarigen, um seine Arme um ihn zu legen. Bakura zuckte erneut zusammen, klammerte sich aber aus Reflex an Mariku und drückte sich so fest an ihn, damit die Angst von ihm abfiel und er sich bei ihm wieder sicher fühlen konnte. Er war heilfroh, dass er offenbar die richtigen Worte gefunden hatte, um den Ägypter wieder zur Vernunft zu bringen und ignorierte seinen wieder aufkommenden Schmerz in seinem Schulterblatt für einen kurzen Moment so gut es nur ging. "Tut mir leid, Bakura", flüsterte Mariku ihm ins Ohr und drückte dessen Körper an sich. "Trotzdem hasse ich Kaiba! Schon allein für das, was er mit deinem Rücken angestellt hat." Bakura schüttelte nur den Kopf. "Aber er hat dir doch dasselbe angetan." "Ja, aber…" Kurz schwieg Mariku und vergrub sein Gesicht in Bakuras Haaren. "Ich habe mich selbst dafür entschieden. Du nicht." Der Weißhaarige seufzte und ließ dann schließlich von Mariku ab. "Ich möchte mich jetzt hinlegen.", meinte er leise und spürte, wie ihm langsam wirklich schwindelig wurde, da es im Moment zu viel Aufregung für ihn wahr. Der Ägypter nickte nur und brachte ihn wieder ins Bett zurück. Sanft strich er ihm über den Kopf. Als er wieder aufstehen wollte, wurde er von dem Anderen am Handgelenk zurückgehalten. "Bitte leg dich zu mir. Ohne dich ist das Bett so kalt.", brachte er schwach grinsend hervor und zog Mariku mit seiner restlichen Kraft, die er noch hatte, zurück. Auch der Ägypter musste grinsen und kam der Bitte von Bakura nach. Immerhin war er selbst ziemlich erschöpft gewesen, da er die Nacht nicht geschlafen hatte und ein wenig Ruhe tat den beiden sicherlich sehr gut. Er zog sich bis auf seine Shorts aus und legte seine Waffe in dem Nachtkasten ab. Dann kuschelte er sich zu seinem Freund ins Bett und legte einen Arm um ihn, damit er ihn vorsichtig ein Stück an sich ziehen konnte, aber noch genug Abstand hatte, um auf dessen Verletzung achtgeben zu können. Es dauerte auch nicht lange, bis sie beide vor Müdigkeit einschliefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)