The Bitter & the Sweet von Asketenherz ================================================================================ Kapitel 10: Blut und Alkohol. ----------------------------- Hallo, meine lieben Leser! Tut mir leid, dass das Chap zwei Tage Verspätung hat und auch nur so kurz geworden ist. Zum ersten muss ich sagen, dass mich keinerlei Schuld trifft, da mein Netz gesponnen hat und es nicht mal innerhalb einer halben Stunde fertig brachte, Mexx zu laden. Zum letzten ist es wichtig zu wissen, dass dafür das nächste Kapitel umso länger wird, also freut euch ruhig schon drauf. Was die Fehler angeht, die immer noch gefunden werden: ich habe es zweimal gelesen und glaube, alles getilgt zu haben. Doch wenn meine fleißigen Fehlerfinder noch einen entdecken, so wäre ich euch zum Dank verpflichtet, wenn ihr mir nicht nur sagen würdet "Da is nen Fehler, Darki", sondern mir auch noch die Stelle rauskopiert, damit ich es schnell beheben kann. Ich bedanke mit bei der reizenden und euch, liebe 107 Leser (wenn denn tatsächlich alle lesen, die mich auf der Favo-Liste haben)! Und nun stellt euch vor, ihr seid in einem großen neoklassizistischem Theater im Publikumsraum, während der samt-schwere, rote Vorhang zur Seite gezogen wird. ;) Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 10 [Blut und Alkohol] Rose war ins Bett gegangen, als Scorpius noch bei seinen Eltern war. Sie fand es besser, zuerst in den Federn zu sein, damit er sich noch überlegen konnte, ob er nicht lieber die Couch vorzog. Sie konnte schlafend tun und sich somit die Peinlichkeit ersparen, die sie immer überfiel, wenn sie daran dachte, dass sie sich die nächsten Tage das Bett teilen würden, als seien sie schon jetzt ein altes Ehepaar. Die Zeit vor dem Einschlafen verbrachte sie grübelnd. Sie fand ihn immer noch schrecklich, obwohl sie ihm mittlerweile einräumen musste, zeitweilig auch ganz höflich, zuvorkommend und charmant zu sein. Aber das war alles Astorias Arbeit – es entsprach in keinem Punkt seiner eigentlichen Persönlichkeit. Langsam fragte sich Rose wirklich, wen sie heiraten würde – sie kannte ihn kein bisschen und dieser Fakt verängstigte sie zusätzlich. Wie sollte sie je einschätzen können, ob es ihm missfiel, was sie tat, so, wie beim Dinner? Sie würde es immer nur im Nachhinein wissen. Über diesen Gedanken und mit dem Vorhaben, ihn besser kennen zu lernen, in dem sie ihn beobachtete und mit ihm redete, schlief sie fünf Minuten vor seinem Erscheinen ein. Sorgfältig und leise ging Scorpius durch den Raum, um sie nicht wach zu machen. Es wäre nur unnötig peinlich für beide, wenn sie stocksteif wie zwei Besenstiele da lagen und nicht schlafen konnten. Es gab immerhin auch eine Zeit davor – als Schwüre und die nahende Zukunft noch unrealistisch waren – da hatten sie sich bis aufs Blut duelliert. Und nun sollten sie sich insoweit vertrauen, nebeneinander einzuschlafen? Schwierig. Er spielte tatsächlich für ein paar Sekunden mit dem Gedanken, auf der Couch zu schlafen. Doch das würde das Vertrauen weiter untergraben und sie müssten sich ohnehin daran gewöhnen. In Boxershort und einem weißen T-Shirt bekleidet, haderte er mit sich selbst und legte sich dann neben Rose, ohne die Matratze zu bewegen. Trotzdem schien sie es mitzubekommen und drehte sich von ihm weg, um weiter zu schlafen. Scorpius wartete – zu ein er Salzsäule erstarrt – bis sie wieder fest genug eingeschlafen war, um sich etwas von der Decke zu sichern. Verdammt, sie hatten nur die eine, weil seine Mutter davon ausgegangen war, ein junges Pärchen zu beherbergen. Wieso brachte er ihr nicht aus Anstand eine zweite Decke? Sollte sie nicht für die unbefleckte Ehe sein oder so etwas? Sie war immerhin seine Mutter. Als er ein Stück der Decke gesichert hatte, entspannte er sich ganz langsam. Darauf bedacht, sie nicht zu berühren, dämmerte er langsam dahin. Als Astoria um vier Uhr morgens die Tür öffnete und ins Zimmer trat, fand sie ihren Sohn, den Arm aus Gewohnheit um den Nebenmann gelegt und selig schlafend vor. Scorpius war noch nie ein Mensch gewesen, der gern allein war – vor allem nicht nachts. Astoria musste grinsen und gratulierte sich zu ihrem Einfall, die zweite Anstandsdecke zu vergessen. Am nächsten Abend hätten sich die zwei schon so sehr aneinander gewöhnt, dass sie sie nicht brauchten. Ihr war das Herz fast stehen geblieben, als sie von David Jordan gehört hatte. Dumme Kinder. „Rose“, flüsterte sie und rüttelte leicht an den Schultern. Sie regte sich, brauchte aber noch einen weiteren Anlauf um wach zu werden. „Was ist denn los?“, flüsterte sie mit belegter Stimme, immer noch etwas desorientiert. Rose bemerkte, dass Scorpius seinen Arm um sie gelegt hatte und wurde rot. Zu ihrem Glück konnte Astoria es nicht sehen. „Wie spät ist es?“, fragte sie weiter. „Es ist vier Uhr. Steh auf, Daphne und ich sind immer so früh wach am Heiligabend. Komm!“, erklärte sie rasch. Scorpius bewegte sich und murmelte etwas Unverständliches. Mit einer ruckartigen Bewegung hatte er Rose nach hinten gezerrt und hielt sie wieder fest, wie er es gewohnt war. Die Weasley schob langsam den Arm zur Seite und stieg aus dem Bett. „Füll' sie nicht zu sehr ab, Mum“, grummelte er warnend, als er bemerkte, dass es wohl kein Zurück in dieses Traumland gab und mit ihr auch jede Wärme aus dem Bett verschwunden war. „Ja, ja. Schlaf weiter“, wandte sich Astoria ab und reichte Rose einen ihrer Morgenmantel. Sie schlüpfte hinein, dann verschwanden sie hinaus aus den Flur. „Was ist denn los?“, fragte Rose abermals, noch immer den größeren Zusammenhang nicht begreifend. Astoria legte ihren Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihr, ruhig zu sein. Dann gingen sie schweigend in die Küche, wo sie das erschrecken laute Geräusch eines Mixers empfing, sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war. Morgana saß ebenso müde am Küchentisch, doch sie grinste. Daphne schüttete ein bisschen von jeder Flasche vor ihr in den Mixer und begrüßte Rose mit einem fröhlichen Singsang: „Guten Morgen, Rose.“ Astoria schob sie weiter in den Raum. „Was geht hier vor?“, fragte sie Morgana, als sie sich zu ihr setzte. „Mom und Tante Tori veranstalten das jedes Jahr. Sie lassen sich zu Beginn von Weihnachten volllaufen, lachen und backen.“ „Backen?“ Rose klang ungläubig, denn sie hatte bereits den Berg an Teigwaren gesehen. Wozu brauchten sie weiteres? „Wir nennen es Kickstart“, kicherte Astoria, die offensichtlich schon beschwipst war. „Und es ist das erste Jahr, in dem ihr mitmachen dürft“, erklärte Daphne und stellte vier Gläser auf den Tisch, die sie mit einer Zitrone dekorierte. Dann schenkte sie ein neongelbes, dickflüssiges Getränk aus. Rose zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Aber wieso macht ihr das?“, wollte die Weasley wissen. Astoria grinste, als sie sich dazu setzte. „Weihnachten ist bei uns immer etwas anstrengend. Viele Menschen und alle von ihnen wollen Recht haben, etwas Besonderes sein und unsere Aufmerksamkeit haben. Deswegen stehen wir den ganzen Tag im Tee, damit wir wenigstens unseren Spaß haben.“ Rose musste lachen, als sie das hörte. Eigentlich war es also nur eine Ausrede, um sich einen katastrophalen Abschuss zu gönnen. Aber Scorpius wusste offensichtlich Bescheid, deswegen nahm sie auch an, dass es Draco wusste. Vielleicht war es mittlerweile eine Tradition. „Klingt gut“, sagte sie also und hob das Glas zum Anstoßen bereit. „Auf uns und dass wir die Familie im Kern zusammenhalten“, sagte Astoria und Gläserklirren ertönte. Rose hielt inne. Hieß das das Los der Ehefrau eines Malfoys? Eine Vermittlerin sein, eine Schlichterin, eine gute Mutter und eine herzliche Frau? Jemand, der die Familie an einen Tisch holte? Um Frieden bemüht war? Rose korrigierte sich. Das war das Los jede Ehefrau. Von ihrer Mutter bis zu ihrer Großmutter konnte sie diese Einstellung zurückverfolgen. Sie lächelte, dann trank sie. Zwei Gläser später und mit einem gehörigen Pegel, begann Astoria seltsam aktiv zu werden und auch Morgana schloss sich an, als sich ihre Mutter eine Blumenschürze über ihrem Pyjama zurecht band. „Kannst du denn backen?“, fragte Astoria, als Rose unbewegt sitzen blieb. Die Weasley war nun schlagartig verlegen. Eigentlich hatte sie es vermeiden wollen, je wieder in die Nähe der Essenszubereitung zu kommen. „Ja, aber ich mache es nicht mehr“, antwortete sie ausweichend. Astoria zog eine Augenbraue hoch. „Weshalb?“ Sie sah weg. „Ich mache es etwas zu gut.“ Irgendwas alarmierte Astoria bei dieser Aussage. Und sie hätte ihrem ersten Eindruck trauen sollen, stattdessen verwarf sie ihre Scheu. „Wohl kaum besser als ich, junge Dame.“ Mit dieser Kampfansage hatte sie ihr ein weiteres Glas in die Hand gedrückt und band Rose eine Schürze um, während sie einen Schluck trank. Scorpius Verlobte musste lachen, dann traute sie sich doch etwas, dass sie drei Jahre lang nicht mehr gemacht hatte, weil sie sich selbst Angst machte. Und so arbeiteten sie ein Rezept nach dem anderen ab, bis es sieben Uhr morgens war und Rose die letzte Mandel auf einem Plätzchen drapierte. Es waren kleine Meisterwerke – wie sie es nicht anders erwartet hatte. Sie hatten geradezu Perfektion, glänzten ungewollt und rochen von allen Köstlichkeiten des Raumes am besten. Astoria hatte sie noch verspottet, doch als Rose das erste Blech aus dem Ofen holte, war sie verblüfft. Anstandshalber machte sie ihr Komplimente, die nicht verbargen, dass sie das von ihr erwartet hatte. Und zwischen Ofen und Arbeitsplatz, schnappte sich Astoria einen kleines Stück. Danach kicherte sie ein paar Minuten über einen dämlichen Witz ihrer Schwester. Auch Morgana konnte sich kaum beherrschen. „Das ist Wahnsinn. Woher kannst du das nur so gut? Ich habe gesehen, dass du nicht einmal auf das Rezept sehen musstest und auch nie einen Messbecher oder eine Waage verwendet hast. Und trotzdem sind sie optimal.“ Rose wurde rot und ihr Lächeln etwas bitter. „Es berauscht euch, habe ich recht?“, fragte Rose. Astoria, Daphne und Morgana dachten einen Moment darüber nach, dann nickten sie langsam und endlich wurden sie misstrauisch. Die Bäckerin verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah sie verlegen an. „Du warst fröhlich, als du das gebacken hast“, kombinierte Astoria. Rose nickte. Die Hausherrin hatte also schon einmal von solchen Hexen gehört. „Kochst du auch genauso gut?“, wollte sie wissen. Die Angesprochene nickte wieder. „Sie ist so etwas wie eine umgekehrte Empathin“, schlussfolgerte Daphne erfreut. Nun würde sie rot. „Das ist die Magie nach dem Alten Weg. Alte, schwarze Magie“, fuhr Daphne in ihrer Begeisterung fort und lief um Rose herum, als sähe sie von einer zur anderen Minute anders aus. Als hätte das Licht, in dem sie erstrahlte, die Wattzahl erhöht. „Schwarze Magie bei Rose Weasley?“, rief Morgana ungläubig aus. „Ich hab mir das nicht beigebracht, kann es nicht einmal steuern. Es war einfach da“, versuchte Rose sich zu rechtfertigen. Sie wollte nicht als Abschaum dastehen, weil sie etwas tat, dass sie nicht kontrollieren konnte. Genau aus diesem Grund ließ sie die Hände davon, zu kochen oder zu backen. Schwarze Magie verband man mit dem Bösen, mit Voldemort und vielen anderen bösartigen Zauberern dieser Welt – Rose wollte ihren Namen nicht unter die Liste setzen. „So wirkt alte Magie meistens.“, antwortete Astoria, bedacht darauf, den Begriff Schwarze Magie nicht überzustrapazieren, „Gut, wenigstens wissen wir jetzt Bescheid, aber wir werden das so hinnehmen und nicht mehr davon sprechen. Für uns bist du Rose Weasley. Es hat auch etwas Gutes, ein so fröhliches Weihnachten haben wir wohl schon jahrelang nicht mehr gehabt. Möchte jemand Tee?“, endete die Herrin des Hauses und rieb sich ihre Hände an der Schürze ab. „Ich“, sagte Daphne, bereit sich an die Bitte ihrer Schwester zu halten. „Ich auch“, schloss sich Morgana an. Taten sie mit Absicht so, als sei das okay? Sahen sogar noch das Gute daran? Sie war unendlich erleichtert, dass man jetzt nicht behauptete, sie sei etwas Besonderes oder sonst irgendeine große Sache daraus machten. Tatsächlich war es nämlich so, dass jede zehnte Hexe eine Veranlagung dazu hatte. Bei ihr war sie nur etwas ausgeprägter. Rose setzte sich zu ihnen und sie schwiegen eine Weile. Dann stellte Morgana etwas von ihrem Gebäck auf den Tisch, von dem jede nahm, als wüssten sie nichts von der Wirkung oder hatten keine Angst davor. Und zwei Minuten später war die Stimmung in der Küche des Hauses Malfoy wieder laut und lustig. Um acht Uhr, als Rose fix und fertig war, fiel sie ins Bett und schloss die Augen. Scorpius lag unbewegt auf dem Bett und öffnete langsam seine Augen, so als sei er schon seit Stunden wach. Die Weasley, skeptisch über die Stille, blickte ihn fragend an. „Hattest du Spaß, Rosie?“, wollte er wissen. Ein breites Grinsen folgte. „Es ist acht Uhr morgens, ich bin sturzbetrunken und hatte den Spaß meines Lebens. Also ist meine Antwort; ja.“ Scorpius kicherte in die Kissen hinein. In dieser Nacht waren die Frauen des Hauses Malfoy lauter gewesen als je zuvor. Er war sich sicher, dass niemand in diesen vier Wänden seit vier Uhr geschlafen hatte. „Dann schlafe deinen Rausch aus. Ich wecke dich zum Mittagessen“, sagte er nur und im selben Moment waren Roses Augen zugefallen. Die einzige Tochter Ronald und Hermine Weasleys stand Scorpius mit entschlossenem Gesicht gegenüber, als sei allein ihr Name für diesen Umstand verantwortlich. Am Rande des Geschehens standen die ganze Familie Malfoy mitsamt Freunden und sah auf das Feld, das zwischen ihnen lag und das im Frühling als Garten diente. Nun war alles mit Schnee bedeckt und sah unschuldig aus. Eigentlich hatte sie sich nicht mit Scorpius messen wollen, doch Lucius bestand darauf, zu sehen, was man ihr in Frankreich beigebracht hatte. Es war zwei Jahre her, seit sie sich das letzte Mal mit ihm duelliert hatte und seitdem war sie um einiges schneller geworden und hatte ein Sammelsurium an neuen Zaubersprüchen dazugelernt. Ganz nach Manier hatten sie sich zu Anfang voreinander verbeugt, dann waren sie zurück gegangen und starrten sich für ein paar rastlose Augenblicke in die Augen. Dass dies außerhalb der Schule möglich war, verdankte sie nur der Lockerung des Erlasses, der Minderjährigen außerhalb Hogwarts das Zaubern verbot. Insofern diese natürlich ihre ZAGs bestanden hatten und es gewährleistet war, dass jeder mit seinem Zauberstab umgehen konnte, war es nun möglich zu apparieren und sich selbst zu verteidigen. Endlich erhob Scorpius seinen Arm. Rose blieb regungslos. Er würde einen Entwaffnungszauber wählen – so gut kannte sie ihn schon – denn eigentlich mochte er solche Duelle nicht und wollte sie schnell hinter sich bringen. „Expelliarmus!“, rief Scorpius und sie grinste selbstzufrieden. Die Weasley machte einen Schritt zur Seite und der Zauber verfehlte sie katastrophal. „Expulso.“, sagte Rose leise und plötzlich tat sich vor Scorpius erst der Schnee und dann die gefrorene Erde auf. Für einen Moment verschwand er zwischen Schneeflocken und Dreck. Aus diesem Wirrwarr heraus, sah sie einen goldenen Zauber auf sich zueilen, rief aber im rechten Moment einen „Protego“ auf den Plan um sich zu schützen. Gleich im Anschluss sprach die trainierte Duellantin einen umstrittenen Zauber und verwandelte sich nach Gebaren eines Todessers, in schwarzen Rauch. Im eigentlichen Sinne waren es Milliarden kleinster Kügelchen in die sie sich auflöste und die nach ihrem Willen schwebten, bis sie irgendwo in der Nähe ihres Angreifers wieder Form annehmen konnten um ihn zu überraschen. „Serpensortia!“, sagte sie – immer noch von innerer Ruhe erfasst. Eine Schlange löste sich aus ihrem Zauberstab und züngelte, sobald sie wieder menschliche Gestalt angenommen hatte, blitzschnell auf Scorpius zu. Er bekam es aber schneller mit, als geplant, erschrak und sprach den Gegenzauber. Schon hatte er Roses neue Position erkannt, jagte er einen Furunkulus hinterher, den sie nicht abbekam, weil sich ihre Gestalt in dem Moment auflöste, als der Zauber sie treffen sollte. „Sectumsempra“, schrie Rose, ohne zu wissen, dass Scorpius das hatte kommen sehen und eben denselben Zauberspruch aussprach. Die Duellantin bemerkte es erst, als sie die volle Wucht des Zaubers abbekam und ihre Kleider blutig und zerfetzt an ihr herabhingen. Sie ging auf die Knie, entjungferte den Schnee durch ihr Blut und spuckte aus. „Scorpius! Rose!“, schrie Astoria vom Rand aus, doch Lucius hielt sie davon ab, einzugreifen. Die Kriegerin blickte auf – mit Mühe, denn sie erlitt Schmerzen. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen bösen Zauber abbekam. Deswegen war sie schneller auf den Beinen als Scorpius, der mit der Ohnmacht kämpfte. Er lag immer noch nach hinten kippt und blutete vor sich hin. Wenn er es hatte kommen sehen, wieso hatte er sich nicht verteidigt, sondern eingesteckt? Damit auch sie litt? War es das, was er damit bezwecken wollte? Ihr Schmerzen zufügen? Doch sie gestattete sich keinen weiteren Gedanken daran. „Finite incartatem!“, rief Rose, bevor sie auch nur den Gedanken an etwas anderes opfern konnte. Durch diesen Spruch hob sie alle bereits gesagten Zauber und Flüche auf. Doch leider war es damit nicht möglich, auch sämtliche schwarzmagische Schäden zu reparieren. Sie lief auf Scorpius zu, blieb vor ihm stehen und richtete den Zauberstab auf ihn. Astoria, offensichtlich in Todesangst um ihren Jungen, schien anzunehmen, sie wolle ihm den Gnadenstoß geben, riss sich von ihrem Schwiegervater los und stürmte zu ihnen. Rose hatte indes Probleme, sich auf den Beinen zu halten, dann sprach sie mit der verbleibenden Kraft: „Vulnera Sanentur.“ Dann wurde ihr schwarz vor den Augen. Sie wurde erst wieder wach, als sie etwas Warmes ihr Gesicht hinab laufen spürte. Rose roch Kräuter und wie durch einen elektrischen Schlag ausgelöst, wurde ihr Körper vom Kern aus warm, während sie äußerlich noch zitterte. Die Weasley fühlte sich wie ausgespuckt. Ihr Kopf tat weh und ihr war übel. Man konnte also gut sagen, es ginge ihr schlecht. Zuerst öffnete sie das eine, dann das andere Auge. Über ihrer Sicht hing ein Schleier, den sie erst durch hartnäckiges Blinzeln zu lichten vermochte. Sie lag auf ihrem wie Feuer brennenden Rücken, über ihr lagen viele Decken. Unter dem Gewicht konnte Rose sich kaum bewegen, doch irgendwie schaffte sie es unter immensen Kraftaufwand, sich aufzurichten und endlich zu sehen, wer sie pflegte. Es war Morgana. Eigentlich sollte sie sie hassen, weil Lucy Rose hasste und sie ihre beste Freundin war, aber wenn Rose eines über Morgana gelernt hatte, dann, dass sie ein gerechter Mensch war. Offensichtlich war ihr größter Fehler, ihre bedingungslose Loyalität. Doch wenn Lucy nicht anwesend war, gehörte ihre Treue nur ihrer Familie. Gehörte sie etwa schon hierhin? War dies ein deutliches Zeichen, dass man Rose schon aufgenommen hatte? Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, außer dass sie erleichtert war, es zumindest nicht schwer beim Familieneinstand zu haben, wenn sie schon enorme Probleme mit ihrem Zukünftigen hatte. Das brachte sie zu ihrer letzten Erinnerung, die nun wie ein Blitz vor ihrem Auge hinabfuhr. Noch bevor sie etwas anderes zu Morgana sagen konnte, fragte sie: „Geht es Scorpius gut?“ Sie klang unfreiwillig besorgt. Rose hatte große Schuldgefühle einen so brutalen, schmerzhaften Zauber an ihm ausgeführt zu haben. Sie wusste nicht mehr, was in sie gefahren war, doch in ihrem Kopf ging es für diesen Moment nur darum, sich durch den größtmöglichen Schaden am Gegner zu verteidigen. Es war, als sei irgendeine Sicherung in ihr durchgebrannt. „Ihm geht es besser als dir. Von uns kannte keiner den Gegenzauber und du warst ohnmächtig. Ich habe dir eine Kräuterpackung aufgelegt und Astoria hat ein paar starke Heilzauber gesprochen. Vielleicht sind deine Wunden schon in ein paar Stunden verheilt“, erklärte Morgana und drückte sie zurück in die Kissen. Rose war erleichtert, dass ihr letzter Zauber funktioniert hatte. Ihr war schon schwarz vor Augen geworden, ehe sie sicherstellen konnte, dass sie den angerichteten Schaden auch beseitigt hatte. Die Weasley verzog das Gesicht, als ein drückendes Stechen durch ihren Körper zuckte. Ihre Bauchmuskeln taten vom aufrechten Sitzen weh. „Meine Tante und mein Onkel haben sich mächtig mit Lucius angelegt“, grinste Morgana, „Weil er darauf bestanden hat, dass ihr gegeneinander angetreten seid.“ Offensichtlich fand sie es gerechtfertigt, denn sie hatte eine missbilligenden Zug um ihre Mundwinkel bekommen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so skrupellos sein kannst. Du hast richtig kaltherzig gewirkt, als du Scorpius diese Reihe von Flüchen auf den Hals gejagt hast“, merkte sie vorsichtig an und verbarg dabei nicht, dass es ihr unheimlich war und sie nun nicht mehr wusste, was sie von Rose Weasley halten sollte. Die Verletzte konnte es ihr nicht verübeln, schließlich war sie noch am Morgen mit ihrer seltsamen Fähigkeit aufgefallen und nun kämpfte sie so konsequent, wie ein Todesser vor einem Vierteljahrhundert. „Man hat es mir so beigebracht. In Frankreich war die Organisation des Duellierclubs sehr militaristisch“, antwortete Rose mit schwerer Zunge. „Ich würde es nie einsetzen, um jemand außerhalb eines echten Duells wehzutun. So bin ich nicht“, setzte sie schnell hinzu, in der Hoffnung, die Sympathiepunkte bei Morgana nicht ganz zu verlieren. Schließlich würden sie noch einige Tage miteinander verbringen. Die Tür ging auf und Scorpius trat ein. Unter seinem Arm klemmte eine große Schüssel mit dem Gebäck, das Rose am Morgen gemacht hatte. Er wirkte erleichtert und sie konnte sich denken, dass Astoria dadurch verhindern wollte, dass Scorpius ihr böse war. Ihr Verlobter setzte sich an den Rand seines Bettes und sagte einen Moment gar nichts, dann stellte er die Schüssel Gebäck ab und sah seine Cousine mit bedeutungsvollen Blicken an. Eine Weile verstand Morgana nicht und sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, bis Scorpius nach einem Räuspern bat: „Mo, könntest du Rose und mich einen Moment allein lassen?“ Seiner Cousine fiel es wie Schuppen von den Augen, dann nickte sie hastig und verließ unter lautstarkem Stolpern das Zimmer, als würde sie gejagt. Nun sah er Rose eine Weile lang an, ohne etwas zu sagen. Sie versuchte diesem Blick auszuweichen, weil sie fürchtete, was sie darin zu sehen würde. Nachdem das Knacken des Feuers unnatürlich laut die Luft zerschnitt, besann sich Scorpius. „Du bist gut geworden im Duell“, sagte er schließlich. Rose musste vor Anspannung lachen und wagte es, ihm kurz in die Augen zu sehen in der Hoffnung, die gleiche Belustigung zu finden. Doch sie sah nur seinen Ernst und etwas anderes, das viel intimer wirkte, viel vertraulicher. „Wie geht’s dir?“, versuchte er es erneut. Rose räusperte sich. „Gut, soweit.“ Hätte sie etwas Unbedeutenderes sagen können? Kaum. Sie ärgerte sich, nicht zugeben zu können, dass sie falsch gehandelt hatte. Entschuldigungen waren noch nie ihre Stärke gewesen. Genauso ungern gestand sie sich ihre Fehler ein. „Deine Plätzchen sind sehr gut. Unten sind alle high davon. Nur bei mir wirkt es nicht ganz“, sagte er, um die Stimmung etwas zu heben. Vielleicht hatte seine anfängliche Erleichterung viel mehr mit ihr selbst zu tun, als sie dachte. Doch Rose sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Es wirkt bei dir nicht?“ Etwas Hoffnung glimmte auf. Scorpius schüttelte entschieden den Kopf. „Du bist der erste, auf den es keine Wirkung hat.“ Sie freute sich ehrlich darüber. Sie mochte die Nebenwirkungen nicht, die ihre Backkunst auf andere hatte. „Ist das gut?“, fragte er. „Ich denke schon“, sagte sie unsicher. „Auf jeden Fall gibt es mir das Gefühl kein all zu großer Freak zu sein.“, gestand sie ehrlich und verzog das Gesicht zu einer komischen Grimasse. Er zuckte mit den Schultern, dann lehnte er sich etwas zurück. „Ich glaube, wir müssen darüber reden, was vorhin passiert ist“, sagte er und sah eine Weile in das prasselnde Kaminfeuer. Draußen war es schon stockdüster und Rose fragte sich, wie lange sie nicht bei Bewusstsein gewesen war. „Wir haben beide nicht gezögert, uns etwas Schreckliches anzutun“, begann er vorsichtig und sah in ihre braunen Augen, die ihn betroffen betrachteten. Nervös begann sie an ihrem Haar zu spielen und abwechselnd zu ihm und zum Fenster zu sehen. Scorpius erkannte, dass es keine einfache Geburt werden würde. Wie kam man sich nach all den Jahren der Ignoranz und des Hasses plötzlich näher? Sie machten sich etwas vor, wenn sie sich küssten oder Anzeichen an dem anderen sahen, dass man sich doch nicht so sehr verabscheute. „Es tut mir leid, dass ich dir Schmerzen zugefügt habe“, sagte Rose schließlich. Sie war rot geworden und traute sich nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, sich einzugestehen, dass es nicht okay war. Einfacher wäre es gewesen, diese Sache durch ausgedehntes Reden, aus der Welt zu schaffen ohne verstanden zu haben, was da passiert war. Scorpius lachte nur freudlos. „Ich habe auch nicht gezögert das gleiche mit dir zu tun.“ In seiner Stimme schwang Bitterkeit – er schien es sich ebenfalls nicht verzeihen zu können. „Irgendwie ist das komisch. Wir heiraten in ein paar Monaten und empfinden so wenig füreinander, dass uns nicht mal die Gesundheit des anderen am Herzen liegt. Wir sind uns gleichgültig“, sprudelte die Frustration aus Rose heraus. Sie wollte nicht so sein, sie wollte kein eisernes Herz haben, sie wollte nicht kaltblütig sein, wie Morgana gesagt hatte. Und eigentlich war sie so auch nicht. Die Umstände machten das mit ihr. Scorpius lächelte schmal und fischte ihre Hand unter den vielen Decken hervor. Er schloss seine darum und sah sie einen Moment nachdenklich an. „Ich verspreche dir, dir nie wieder etwas anzutun, Rose. Ein Malfoy respektiert seine Frau, ganz unabhängig davon, ob er sie liebt oder nicht.“ Ehrfürchtig küsste er ihre Handfläche. Seine Lippen waren warm und heilsam. Die Weasley hatte das Gefühl, dass gerade etwas in Ordnung kam, das lange kaputt war. „Wir müssen uns irgendwie zusammenraufen, Scorpius. Ich verspreche dir im Gegenzug, mir größte Mühe zu geben“, antwortete sie. „Okay“, sagte er. „Okay“, sagte sie. Sie sahen sich eine lange Zeit in die Augen, ohne etwas zu sagen. Wahrscheinlich das erste Mal, seit sie sich kannten, auf diese Weise. Als nähmen sie sich das erste Mal als eine junge Frau und einen jungen Mann wahr. Man räumte Rose das Sofa, sodass sie sich im Zuge dieser Familienveranstaltung so wenig wie möglich bewegen musste. Astoria tänzelte ununterbrochen um sie herum, brachte ihr einen Tee, Gebäck und am späteren Abend auch Punsch. Rose staunte darüber, wie viele Hexen und Zauberer sich mittlerweile eingefunden hatten. Entfernte Verwandte, meistens Freunde der Familie oder Geschäftspartner, obwohl das selten zu trennen war. Lucius Malfoy hatte sich förmlich, aber nicht ehrlich bei ihr entschuldigt, auf ein Duell beharrt zu haben. Seine Absicht sei gewesen, sie zu testen und zu erfahren, ob sie es wert war, den Namen der Familie zu tragen. Rose hatte nicht nachgefragt, zu welchem Ergebnis er gekommen war. Eigentlich wollte sie diese Sache so schnell wie möglich vergessen. Sie stimmte Scorpius zu. Es war erschütternd, wie wenig sie übereinander wusste, wie wenig sie sich für den anderen interessierten. So etwas hätte nicht passieren sollen und es war nicht die Schuld von anderen, sondern nur ihre eigene. Als es schon spät war, brachte Scorpius sie nach oben ins Zimmer. Rose hatte immer noch Mühe, sich auf den Beinen zu halten und ihre Muskeln schmerzten brutal. Diesmal wartete Scorpius nicht, bis sie eingeschlafen war, ehe er sich zu ihr legte. Er beseitigte unnütze Decken, die Astoria inzwischen gebracht hatte, dann legte er sich neben seine Verlobte und beide schwiegen eine Weile, in der die Weasley – erschöpft und angetrunken – fast eingeschlafen wäre. „Darf ich dich etwas Privates fragen, Wiesel?“ Rose – zu müde für Vernunft - nickte. Ihr war nicht einmal aufgefallen, wie er sie genannt hatte. „Hast du schon mit David geschlafen?“, fragte er. Nun war sie hellwach. Sie riss die Augen auf und betrachtete ihn, als hätte er plötzlich zwei Nasen im Gesicht. „Wieso fragst du?“, wollte seine Verlobte wissen, denn sie konnte sich nicht sicher sein, dass es dabei keinen Hintergedanken gab. Scorpius zuckte mit den Schultern. Er bereute fast schon nachgefragt zu haben. Vertrauliche Fragen im ungewohnten Umfeld konnten nur missglücken. „Ich wüsste es einfach gern“, sagte er ehrlich. Die Sechzehnjährige überlegte einen Moment, was sie ihm erzählen sollte. Doch sie entschied sich für die Wahrheit. „Nein, habe ich nicht. Und auch mit niemandem sonst“, entschied sie sich für dieselbe Wahrheit. Unsicher blicke sie ihn an und stellte zu ihrer Überraschung so etwas wie Erleichterung fest. Sie fragte sich, wie das motiviert war. Weil David sein Erzfeind war? „Und schlafen du und Lucy noch miteinander?“, fragte sie, bevor sie ihr Mut wieder verlassen konnte. Es war etwas, dass sie sich schon öfter dachte. Offiziell waren Lucy und Scorpius immer mal wieder zusammen und dann auch ständig an der Grenze zur Trennung. Aber sie waren nie zu einem Schlusspunkt gekommen. „Nein, Lucy und ich sind...“, begann Scorpius leichtfertig, ohne zu merken, dass er eigentlich nicht erklären konnte, welche Rolle Lucy spielte. Er hatte seit seinem Date mit Rose nicht mehr mit ihr geschlafen. Scorpius hatte sich nicht bewusst dafür entschlossen, aber offensichtlich hatte er wirklich genug Anstand um nicht zweigleisig zu fahren. „Wir sind eigentlich so etwas wie Freunde, denke ich. Auch wenn wir immer miteinander geschlafen haben. Wenn ich an sie denke, empfinde ich Freundschaft, aber keine Liebe.“ „Eigentlich wollte ich nur wissen, ob ihr noch miteinander schlaft“, stellte Rose fest. Ihre Stimme klang amüsiert über seine Erklärungsversuche. Scorpius wurde verlegen. „Nein, tun wir nicht.“, wiederholte er noch einmal. Rose nickte zufrieden, dann schloss sie die Augen. Scorpius wertete das als Zeichen, dass die Unterhaltung damit beendet war. War sie ihm böse? Schließlich war Lucy ihre Cousine, auch wenn sie sich hassten. Durfte er mit ihr überhaupt über so etwas reden? Er fand, dass man darüber besser nicht mit seiner Zukünftigen sprach, um sie zu schonen. Er hätte auch nicht wissen wollen, was sie für David Jordan empfand, nachdem sie mit ihm geschlafen hatte. Scorpius schloss die Augen und lauschte noch einer Weile dem Kamin und dem gleichmäßigen Atemzügen neben ihm. Rose war sofort eingeschlafen, so erschöpft hatte sie der Abend und das Duell. Doch der junge Malfoy konnte nicht schlafen. Ihn quälte die Frage, was aus der Zukunft wurde und wie das Leben aussah, dass ihn in ein paar Monaten jeden Tag ereilte, wenn er nach Hause kam. Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was er für ein Ehemann sein wollte. Aber wenn er nun darüber nachdachte, war die Vorstellung, zu einer Frau nach Hause zu kommen, die sich nicht für ihn erwärmen konnte und die ihn im Grunde ihres Herzens verabscheute, furchtbar. Das war etwas, das er noch selbst entscheiden konnte. Auch wenn ihm diese Ehe aufgezwungen wurde, konnte er bestimmen, wie sie werden würde, was für ein Mann er wäre. Er könnte es bleiben lassen und für den Rest seines Lebens unglücklich sein, sobald die Haustür hinter ihm zufiel. Oder er könnte sich mit Rose so arrangieren, dass es nicht ganz so ätzend werden würde, wie er sich die Worst-Case-Ehe vorstellte. Es war vier Uhr morgens, als sie neben ihm munter wurde. Er hatte noch immer kein Auge zugetan und grübelte ununterbrochen über Rose, die Zukunft und auch über Lucy. Ihr Atem ging immer heftiger und unregelmäßiger, dann kam sie zu sich und öffnete die Augen. Sie sah Scorpius sofort in die Augen, als wisse sie genau wohin sie sehen musste und schwieg eine Weile. „Erzähl mir etwas. Irgendwas.“, sagte Scorpius in die Stille hinein. Es klang so verzweifelt und verloren, dass seine Verlobte ihn mit weichem Blick betrachtete. Wahrscheinlich hatte er sich die ganze Zeit Gedanken gemacht und am Ende waren die Ungeheuer so mächtig geworden, dass ihn nur Reden beruhigen konnte. Er hatte Angst, sie würden sich nicht kennen, vermutete sie. Deswegen nahm sie die erstbeste Sache, die ihr durch den Kopf ging. „Alice und Albus haben miteinander geschlafen“, sagte sie. Ihr eigentlicher Gedanke war gewesen, ob sie, wenn sie verheiratet waren, miteinander schlafen würden und wie sie sich das vorzustellen hatte, wenn man sich eigentlich nicht liebte. Es war eine traurige Vorstellung gewesen, die sie zu David brachte und ihrer Illusion eines freien Willens. „Das hat er mir erzählt. Aber er ist mit Morgana zusammen“, riss er sie aus den Gedanken, dankbar, nicht mehr in seinem Kopf eingesperrt zu sein. Rose nickte. „Ich kann Al verstehen, Morgana ist wirklich liebenswürdig. Bei Alice kann er sich nicht sicher sein, ob sie ihn nur will, weil er unerreichbar ist für sie“, war ihre Antwort. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass er verzweifelt versucht, seine Gefühle für Alice abzutöten. Und die hat er noch. Morgana tut mir leid, aber ich denke, sie wird sein Herz nie allein für sich beanspruchen können. Longbottom hat es ihm echt angetan“, vermutete Scorpius. Es war einfacher über die Probleme der anderen zu reden, als über die eigenen nachzudenken. Und so redeten sie weiter, kamen vom hundertsten ins tausendste und doch kamen sie sich näher, indem sie einfach miteinander sprachen, als lägen keine Welten zwischen ihnen. Rose erzählte von Frankreich, ihren Cousinen und Cousins, ihre Familie und dann redete sie über ihre Mutter. Danach fing sie an zu weinen, auch wenn sie das eigentlich nie wollte. Sie wollte nicht, dass Scorpius sie für schwach hielt. Doch er reichte ihr nur ein Taschentuch und ließ sie weiter von ihrer Mutter reden, ungeachtet dessen, dass sie heulte, wie ein Schlosshund und manchmal kaum zu verstehen war. Danach erzählte Scorpius von seinen Vater uns seiner Beziehung zu ihm. Sie hatten große Probleme miteinander und sein einziger Wunsch war, ein guter Sohn zu sein. Es endlich fertig zu bringen, ein guter Malfoy zu sein. Anschließend kamen sie auf Astoria und dass sie sich sehr von ihrem Ehemann unterschied. Scorpius weinte zwar nicht, aber er gab mindestens genauso viel preis, wie Rose zuvor. Als sie keine Lust mehr hatten, über sich zu sprechen, planten sie die anstehende Geburtstagsfeier, für die sie Silvester sturmfrei bekamen. Und irgendwann war es taghell im Zimmer und das Haus erwachte langsam zu Leben. Astoria und die Hauselfen klapperten in der Küche, in einem der Badezimmer wurde geduscht. Scorpius und Rose sahen sich abrupt um und stellten fest, dass der folgende Tag längst angebrochen war, ohne, dass sie es mitbekommen hatten. Trotzdem fühlte sich Rose kein bisschen müde. Es war das erste Mal gewesen, dass sie sich wohl in seiner Gegenwart fühlte... – tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)