The Bitter & the Sweet von Asketenherz ================================================================================ Kapitel 5: Rosarot und bitterböse. ---------------------------------- Hallo, Leute... ... ich wünsche euch einen wunderschönen guten Abend. Ich kann nur betonen, dass ich wieder einmal total froh darüber bin, dass das hier jemand liest und kommentiert. Es pusht mich ungemein und ich schreibe immer fleißig weiter. Scorpius ist euch also unsympathisch, ja? Das ändert sich. ^^ Und hey, es gibt jemanden, der Morgana mag, also außer mir natürlich! Das ist toll. Im Übrigen, ich weiß nicht, ob ihr es schon gesehen habt, aber (Dada^^) ist jetzt meine bezaubernde Beta-Fee und wird mir helfen, die Fehler, die noch im Detail stecken, auszumerzen. Also sage ich jetzt ganz brav: Danke, Dada. Euch anderen wünsche ich viel Lesespaß, wie immer. Ich bin mal gespannt, was ihr davon haltet. (übrigens : ich kann dir versprechen, dass du etwas zu lesen bekommst, dass dich erstaunt, schimpfen lässt und dass dich zwischendurch unterhält ^.~) Vorhang auf. Kapitel 5 - Rosarot und bitterböse. - „Wie war dein Date mit David Jordan, Rosie?“, wollte Alice wissen und besprühte nebenbei das Gewächshaus mit einem Zerstäuber. Lily saß in einer anderen Ecke des Raumes und erledigte ihre Hausaufgaben für Verwandlung. In der letzten Zeit wirkte sie abwesend. Rose fragte sich, was ihr manchmal durch den Kopf ging, wenn sie gedankenverloren einen Punkt an der Wand anstarrte. Eigentlich wollte Rose nicht mehr daran denken, denn der kleine Besuch ihres persönlichen Moralapostels Malfoy stieß ihr noch immer sauer auf, wenn sie versuchte an David zu denken und sich zu überlegen, wie sie nun vorgehen sollte. „Nett“, sagte sie deswegen nur, verschwieg auch den Kuss, den er ihr gegeben hatte und Malfoys Warnung, mit der sie nun leben musste. Sie verschwieg ebenfalls ihren Wutausbruch. Stattdessen machte sie es sich auf dem Sofa bequem und starrte abwesend die Wand an. Alice schien auch nicht sonderlich interessiert an David gewesen zu sein, denn sie fragte nicht weiter nach. Stattdessen zupfte sie gewelkte Blätter ab und lockerte die Erde mit einem kleinen Stock. „Wie denkst du inzwischen über Albus?“, fragte Rose. Diesmal schien sie einen Nerv getroffen zu haben, denn die junge Professorentochter hielt in ihrer Aufgabe inne und biss die Zähne zusammen, um ihre schlechte Laune, ihre Verletzung und ihre Enttäuschung nicht an ihren Freundinnen auszulassen. Dann erhob sie sich in einer fließenden Bewegung aus ihrer Hocke und atmete tief ein und aus. „Ich bin unschlüssig, was er mit diesem Verhalten bezwecken will, um ehrlich zu sein.“, sagte sie nur. Rose blickte ihre beste Freundin an, wie sie – um Beherrschung bemüht – mit den zu Fäusten geballten, zierlichen Händen zitterte. Offensichtlich ging es Alice sehr an die Nieren, dass Albus sie nach all ihren Ermunterungen verschmähte und stattdessen lieber mit Morgana Greengrass ausging, die ihr ohnehin schon seit der ersten Klasse versuchte das Leben schwer zu machen und ihr nun auch noch Albus abspenstig machen wollte. Rose würde sich nicht wundern, wenn Albus Name demnächst zweimal auf der Racheliste auftauchte. „Was vermutest du denn?“, wollte Lily wissen und sah von ihren Büchern auf. Alice stemmte die Hände in die Hüften und warf sich ihre Haare über die Schultern. „Er will mir zeigen, dass er mich nicht nötig hat. Er will mich zappeln lassen, bis er mich da hat, wo er will. Aber dieses Spiel spiele ich nicht mit. Ich bin schließlich Alice Longbottom und auch die letzten Jahre ohne Albus ausgekommen.“ Rose bemerkte, dass Alice wirklich beleidigt war, auch wenn sie nicht ganz umhin kam, zu denken, dass sie es in gewisser Weise verdient hatte. Denn sie hatte Albus immer mit den gemeinsten Sprüchen abgewiesen, die ihre Kreativität in diesem Augenblick zustande brachte. Rose war sich sicher, dass ihrem Cousin Alices Signale nicht entgangen waren – sie identifizierte seinen Blick ihr gegenüber auch immer noch als liebevoll, doch er ließ sich nicht auch noch das letzte bisschen Stolz nehmen. Und Alice kam wie immer nicht mit einer Abweisung zurecht. Das nächste Opfer auf der rosaroten, bitterbösen Streicheliste, war Albus Potter und für ihn hatte sich Alice etwas wirklich gemeines ausgedacht. Ausführerin war diesmal Rose, denn sie kannte ihren Cousin am besten und hatte ihn zuerst auf die Liste gesetzt. Es war ein schöner Mittwochabend und die Schüler freuten sich, dass es auf das Wochenende zuging, als Rose – von Schatten zu Schatten schleichend – sich den Slytheringemeinschaftsräumen näherte. Sie fühlte sich wie ein Ninja – auch wenn sie dafür mit Sicherheit noch zu plump war. Zusammen mit Vitus MacCoy schlüpfte Rose in den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Rose hatte erkannt, dass sie zwar mit den Schuhen unsichtbar war, aber immer noch einen Schatten warf. Gewöhnlich fiel es niemanden auf, doch bei den durchtriebenen Slytherins musste sie vorsichtig sein. Sie sah sich einen Moment lang staunend in den Räumlichkeiten um. Es wirkte alles sehr teuer und elegant, ganz anders als die abgenutzten Möbel des Gryffindor-Turms. Ein Feuer prasselte im Kamin und vertrieb die Kälte des dämmernden Herbstes. An Tischen saßen Schüler und paukten emsig, auf den Sofas unterhielten sich andere. Alles in allem schien es sehr ruhig zu sein in diesem Raum. Ruhig und gesittet. Wer würde da vermuten, dass Slytherin die beiden größten Scherzkekse in Hogwarts Geschichte hervor brachte? Scorpius Malfoy, seines Zeichens ein Genie, aber im Grunde nichts anderes als ein Weiberheld und Albus Potter, seines Zeichens Herumtreiber, aber im Grunde nur ein unsicherer Junge auf der Suche nach Anerkennung. Sie sah auf die Karte des Herumtreibers nach Albus Aufenthaltsort. Noch immer hielt er sich in einem leeren Klassenzimmer auf – Rose vermutete, dass er dort mit Morgana fummelte. Es war eine perfekte Gelegenheit. Sie schlich in seinen Schlafsaal und erkannte recht rasch, welches Bett das von Albus war. Durchwühlte Laken, drei Liebesbriefe auf dem Nachttisch und ein Foto von Alice würde sie auch noch irgendwo finden, wenn sie suchte. Ein heimtückisches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Schachtel Pralinen auf seinem Kopfkissen platzierte. Albus hatte noch nie Schokolade stehen lassen und dieses Laster würde nun seinen Untergang bedeuten. Rose bewunderte Alice für diese Idee, auch wenn sie etwas perfide war und nicht gerade die feine englische Art. Zumindest war sie effektiv und schnell auszuführen. Alles, was man benötigte, fand man im Vorratsschrank des Zaubertrankunterrichts. Rose hatte sich selbst darum gekümmert und Alice hatte die passende Würze besorgt. Wenn Albus diese Schokolade aß, würde er sich zumindest für die Lebensdauer der Schokolade unendlich in Scorpius Malfoy verlieben. Doch um sich selbst zu versichern, hatte Rose auf die Innenseite der Schachtel das Gegenmittel genannt – es war Pegasuskraut und man musste dafür lediglich in die Gewächshäuser gehen oder im Zaubertrankunterricht nachfragen. Als sie ihr Werk vollbracht hatte, schlich sich Rose mit einem zufriedenen Grinsen hinaus und kam schließlich im geheimen Clubraum an. Kichernd streifte sie die Stiefel ab und versteckte sie wieder hinter dem Bücherregal, wo Malfoy sie nie finden würde. Alice sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an: „Mission erfolgreich?“, erkundigte sie sich und sah für einen Moment von ihrem Kräuterkundebuch auf. „Aye, aye.“, sagte Rose und lachte. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch und machte sich an ihre ausstehenden Verwandlungshausaufgaben. Diesen Aufsatz über Gestaltwandler hatte sie schon viel zu lange aufgeschoben und würde eine schlechte Note riskieren, wenn sie sie am nächsten Tag nicht hatte. In Gedanken stellte sie sich allerdings immer wieder das Schauspiel vor, dessen sie hoffentlich am nächsten Tag Zeuge würde. Und der nächste Tag war tatsächlich der witzigste, den Rose je erlebt hatte. Eigentlich hatte sie Zaubertrankunterricht mit den Slytherins immer gehasst, doch nun hatte sie vor Lachen Tränen in ihren Augen. Scorpius war vollkommen hilflos und nahe einem Nervenzusammenbruch. Natürlich saßen Albus und er zusammen – schon immer. Eigentlich hatten sie meistens Blödsinn im Kopf, doch diesmal waren sie das erste Mal in ihrer Schullaufbahn angenehm ruhig. Das lag nicht daran, dass sie sich nichts zu erzählen hatten – Albus Herz lag auf seiner Zunge – es war vielmehr so, dass ihr Cousin die Gesichtsfarbe eines Krebses hatte, sobald ihn Scorpius auch nur ansah. Und das tat er nicht einmal auf eine besondere Art und Weise, sondern mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue. Rose und Alice hatten den besten Platz für dieses Schauspiel abbekommen – sie saßen hinter ihnen und verkniffen sich seit einer Viertelstunde das Lachen. „Albus, Alter. Was ist denn nur los mit dir? Hast du eine Gräte verschluckt, oder warum redest du nicht mehr mit mir?“, wollte ein entnervter Scorpius Malfoy wissen. Hilflos schnitt er Unkenpilze in kleine Würfel und gab sie in den spuckenden Topf. Er sah Albus, der stumm seine Arbeit verrichtete an. „Warum bist du heute schon den ganzen Tag rot im Gesicht?“ Albus hob die Schultern und warf ihm einen schüchternen Blick unter gesenkten Lidern zu. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen und damit erweichte er sogar Alice, die leise seufzte. Seine dunkelgrünen Augen flimmerten leicht, dann zuckte er zusammen und schrie leise auf. Er hatte sich – geistesabwesend, wie er war, in den Finger geschnitten. Erschrocken sah er ihn an, dann Scorpius, der ihn nahm, um sich den Schnitt genauer anzusehen. „Ist halb so schlimm.“, sagte er nur und reichte Albus ein Taschentuch. Zögernd nahm er es entgegen und bedanke sich mit zittriger Stimme. „Sag mal, Al“, meldete sich Alice zu Wort. Der Angesprochene wandte sich zu ihr um und sah sie gleichgültig an. Einen Moment zögerte Alice, denn so hatte er sie noch nie in seinem ganzen Leben angesehen. Irgendwie war sein Blick meist amüsiert, aber nie gleichgültig. Rose sah, wie es in Alice arbeitete. Doch dann hielt sie sich an den Plan und fuhr fort: „Wie war dein Date am Wochenende eigentlich?“ Rose wischte sich eine Träne aus ihren Augenwinkeln. Albus wirkte verwirrt, bis er sich zu erinnern schien, mit wem er ausgegangen war. Er kratzte sich verlegen am Kopf und warf einen unsicheren Blick auf Scorpius, der ihn immer noch ansah, als sei er ein Fremdkörper. „Furchtbar.“, antwortete er wahrheitsgemäß. In Alices Züge schlich sich Bestätigung und Genugtuung, doch sie gab sich redlich Mühe, diese vor Scorpius Augen zu verstecken, stattdessen meinte sie: „Das ist aber schade. Ich habe gehört, dass ihr gestern noch was miteinander hattet. Und heute sagst du, es sei furchtbar – das ist aber nicht sehr nett von dir.“ „Was soll das, Longbottom? Willst du deinen Stolz wieder aufpolieren?“, mischte sich Scorpius ein. Albus sah ihn mit großen Augen an und errötete erneut, wie ein Schulmädchen. Dann sah er Alice verlegen an. „Es gibt Dinge, die schon Ewigkeiten so sind und die einem erst über Nacht klar werden, Alice.“, antwortete Potter für sich selbst und sah sie vielsagend an. Alice biss die Zähne aufeinander und sah ihm starr in die Augen, als habe er sie persönlich beleidigt. Rose war sich nicht sicher, was in diesem Moment in Alice Kopf vor sich ging, doch schließlich zwang sich die Professorentochter zu einem freundlichen Lächeln. Rose überlegte und dann fiel ihr auf, dass Albus ihre beste Freundin noch nie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte und genau das war es, das sie aus der Fassung brachte. „Hauptsache, sie werden einem klar.“, antwortete sie nur, dann beschäftigte sie sich zu auffällig mit ihrem Trank, als dass es natürlich wirkte. Rose zog eine Augenbraue hoch und fragte sich, ob sich Alice mit dem Streich nicht selbst ein Loch gegraben hatte. War sie jetzt eifersüchtig auf Malfoy, weil Albus künstliche Gefühle für ihn hegte, die erst auf ihrem Mist gewachsen waren? „Du siehst heute sehr glücklich aus, Al.“, sagte Rose nur und zwinkerte ihm zu, als wisse sie genau, was in ihm vorging. Und tatsächlich wusste sie das auch, immerhin hatte sie dafür gesorgt, dass alles reibungslos verlief. Und sollte Malfoy auf den Trichter kommen, was mit seinem besten Freund los war, würde er die Auflösung des Rätsels im Deckel der Pralinenschachtel finden. Beim Mittagessen, werteten Lily, Alice und Rose ihren Erfolg aus. Es gab Kichererbsensuppe und als wäre der Name Programm, verhielten sich die Mädchen auch. Immer wieder schielten sie zum Hausstisch der Slytherins und beobachteten Albus Verhalten dem Schulsprecher gegenüber. Er hatte ihm noch immer nicht seine Liebe gestanden, schlossen sie aus den misstrauischen Blicken Scorpius'. Wahrscheinlich würde er es noch im Laufe des Tages tun. „Wer ist der nächste auf der Liste?“, fragte Alice. „Lysander Scarmander“, antwortete Lily. Alice nickte. Dann erhob sie sich und verschwand mit einem Augenzwinkern. „Will sie das gleich erledigen?“, fragte Lily verwirrt. Rose hob hilflos die Schultern und ließ sie mit einem resignierten Seufzen wieder fallen. Sie hatte keine Ahnung, was Alice zur Zeit so sehr beschäftigte, dass sie sich in die waghalsigsten Abenteuer stürzte, ohne sich – wie üblich – doppelt abzusichern. Immerhin war sie Schulsprecherin und hatte mit diesem Amt eine Menge an Verantwortung übernommen. Doch alles, was sie in den letzten Tagen getan hatte, war Streiche zu spielen und zuviel Kraut zu konsumieren. Rose erinnerte sich nicht daran, sie dieses Schuljahr schon einmal mit einer Hausaufgabe gesehen zu haben und es war immerhin schon zwei Monate alt. „Ich glaube, dass sie Albus Abweisung mehr beutelt, als sie zugibt.“, seufzte Rose und sah Alice hinterher. Ihr Blick war besorgt. „Ist sie in Albus verliebt?“, fragte Lily immer noch verwirrt. Wenn, dann schien es die junge Potter nicht mitbekommen zu haben. Doch Rose schüttelte den Kopf, schließlich hatte sie keine Ahnung, wann das passiert sein musste. „Keine Ahnung. Und wenn, dann aus den falschen Gründen. Wahrscheinlich nur, weil er sie nicht will. Alice sucht sich immer die Typen aus, die sie am Anfang nicht wollen um sich dann selbst zum Sieg zu gratulieren, wenn sie sie zu ihren Liebhabern zählen durfte.“, antwortete Rose und sah Lily in die Augen. Sie war genauso ratlos, wie sie. „Irgendwie behandelt sie sich selbst nicht gut, dadurch.“, beurteilte Lily mit einem Schulterzucken und steckte sich einen Löffel Suppe in den Mund. Dann sah sie wieder zu Albus, doch diesmal weiteten sich ihre Augen. Rose folgte ihrem Blick und stellte fest, dass Albus Scorpius zur Seite genommen hatte und nun versuchte, ihn mit wilden Gesten von sich zu überzeugen. Seine Wangen waren dunkelrot und seine Augen glänzten von Tränen der Verzweiflung. Scorpius schien versteinert. Rose hatte ihm auch keine andere Reaktion zugetraut, als seiner bekannten Maske aus Egalität und Arroganz. Doch dann sah sie eine Regung in seinen sonst so kontrollierten Zügen. Er ballte seine Hand zu einer Faust bis die Knöchel weiß hervortraten, dann holte er in einer großzügigen Bewegung aus und schlug Albus kräftig ins Gesicht. Der Kopf des Jüngeren flog herum und Blut spritzte über den Tisch der Slytherins. Das hatte zur Folge, dass einige Mädchen mit einem angewiderten Schreien aufsprangen und die Aufmerksamkeit der ganzen großen Halle auf die Jungen richtete. Schnell hatte sich eine Menschentraube um sie gebildet. „Du bist nicht du selbst, Albus.“, schrie Scorpius ihn an. Rose hatte ihn noch nie so wütend gesehen. „Also komm wieder klar.“, endete er. Albus war auf den Knien und gab ein paar unschöne Geräusche von sich. Vor ihm lag sein Schneidezahn, bei dem Madam Pomfrey mit Sicherheit noch ihre Arbeit hatte, ihn wieder an Ort und Stelle zu bringen. Doch das unschöne Geräusch war nicht von den Schmerzen – er weinte, schluchzte, schniefte und rotzte. Rose wurde ganz anders bei diesem elenden Anblick. Sofort bahnte sie sich den Weg durch die Menge und war bei ihrem Cousin angekommen. Als Scorpius noch einen Schritt auf ihn zu machte, um ihm noch eine hinunter zu schlagen, sprang Rose auf und stellte sich dazwischen. Mit erhobenem Zauberstab stand sie dem Malfoy gegenüber und ließ ihn keine unbemerkte Bewegung machen. Diesmal war die Neugier geweckt, skandalfreudig tuschelten die Schüler, die sich um sie gescharrt hatten. „Rühr' ihn an und du bist des Todes.“, drohte Rose gefährlich leise. Wo war eigentlich Lucy, wenn man sie brauchte? Oder Morgana, die offensichtlich momentan Albus Auserwählte war. „Hast du überhaupt eine Ahnung, worum es geht?“, erwiderte Scorpius ungehalten. Rose war überrascht, denn es waren verdammt viele Emotionen für seine Verhältnisse. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass es eine Übersprunghandlung gewesen war, seinen besten Freund für sein Liebesgeständnis zu schlagen. Doch Scorpius hatte zu viel Anstand, es vor den ganzen Schaulustigen zu wiederholen. „Nein, nicht die Geringste.“, log Rose. „Aber nichts rechtfertigt es, seinen besten Freund zu verprügeln.“ Sie fuchtelte wild mit dem Zauberstab vor seiner Nase herum. Doch nun schien ihm endgültig der Kragen zu platzen. Mit einem großen Schritt überbrückte der den Abstand zwischen ihnen und sah Rose aus nächster Nähe direkt in die Augen. Seinen Zauberstab hatte er direkt an ihre Brust gedrückt. „Misch dich da nicht ein, Wiesel.“, bebte er. Aber im nächsten Moment hatte sich Albus aufgerichtet und sich zwischen beide gestellt. Er schien verändert. Immer noch blutete er aus dem Mund, doch seine Augen waren nicht mehr so verklärt, wie am Morgen. Rose kombinierte. Manchmal war kein Gegenmittel von Nöten – manchmal tat es auch ein zünftiger Schlag ins Gesicht. „Alter, was ist denn hier los?“, fragte er verwirrt. Scorpius wollte auf ihn losgehen, doch Albus wich ihm geschickt aus und hielt ihm den Zauberstab unter die Nase. „Was gehst du mich denn so an, Scorp?“, fragte er verwirrt. Scorpius zögerte und sah seinem besten Freund in die Augen. „Bist du wieder du?“, wollte er wissen. Albus kratzte sich am Kopf. „Keine Ahnung, Alter. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich gestern die Pralinen gegessen habe.“ „Pralinen?“ Rose gratulierte sich für den misstrauischen Tonfall. Sie sah Albus an, als wisse er die Antwort schon. „Ja, ich hab sie alle gegessen.“, meinte Albus. Das Getuschel ging los. „Habt ihr nichts besseres zu tun?“, fauchte Rose die Menge an. Und als sich langsam endlich jeder wieder auf seinen Platz begab, wandte sie sich an Albus. „Wieso hast du mich geschlagen?“, wollte Albus wissen. Sein Ton war anklagend und diesmal war Scorpius der Verlegene. „Du hast mir gerade gesagt, dass du mich liebst, Mann.“, sagte er schließlich. Rose tat das, was man von ihr erwartete. Sie kombinierte – auch wenn sie des Rätsels Lösung schon längst kannte, tat sie so, als sei ihr gerade eben die Eingebung gekommen, was es mit Albus plötzlicher Verliebtheit auf sich hatte. „In den Pralinen muss ein Liebestrank gewesen sein, anders kann ich es mir nicht erklären.“, meinte sie nachdenklich. Sie legte den Zeigefinger an ihre Lippen und tat überlegend. „Das war ein echt übler Streich. Hast du eine Ahnung, wer dir das angetan haben könnte?“, fragte sie Albus. Der Potter schien fieberhaft zu überlegen, dann meinte er: „Eigentlich mag mich jeder.“ In diesem Moment fing Scorpius schallend an zu lachen. „Und was ist mit den ganzen gebrochenen Herzen, Albus? Vielleicht war es eine von ihnen.“ Rose nickte. „Das ist gut möglich.“ Gerade als Albus etwas einwenden wollte, wurden sie von einem lauten Schreien unterbrochen. Die Gespräche in der Halle verstummten und alle suchten nach der Ursache für den Lärm. Sie tuschelten, suchten, während unablässig jemand schrie. Auch die Lehrer – alarmiert – waren aufgesprungen und richteten ihre Zauberstäbe in unterschiedliche Richtungen. „Was zum...“, begann Rose, als ein Tumult ausbrach. „Da!“, rief ein Ravenclaw. Rose folgte seinem Fingerzeig und entdeckte am magischen Himmel der großen Halle ein fliegendes Objekt. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Je mehr es sich näherte, desto besser konnte Rose es erkennen. Albus und Scorpius schienen genauso verwirrt zu sein. „Ist das eine Kloschüssel?“, fragte Albus mit einem Unterton, als könne er seinen eigenen Worten nicht glauben. „Sieht so aus.“, bemerkte Scorpius trocken. Rose erkannte den Schreienden. „Das ist Lysander Scarmander!“, rief eine Hufflepuff. Alle sprangen hysterisch auf, als die Kloschüssel mit enormer Geschwindigkeit näher kam und es sicher war, dass er irgendwo in diesem Raum landen würde. Er schlitterte mit der Keramikschale unter dem Hintern über den Gryffindortisch und kam dort am Ende schlitternd zum Stehen – direkt vor Rose, Scorpius und Albus. Die Augen des Jungen waren schreckenerregend, während die Klobrille unter ihm blinkte und langsam erlosch. Mit herunter gelassenen Hosen saß der Scarmander-Zwilling in der Großen Halle, von allen ungläubig angesehen. Dann erhob er sich rasch, wandte den dreien seinen nackten Hintern zu und übergab sich geräuschvoll in die Toilette. Dann brach lautes Gelächter los. „Es war ein Portschlüssel.“, flüsterte ein Mädchen aus Ravenclaw, als Rose an ihr vorbeischritt, auf dem Weg zu Kräuterkunde. Neben ihr lief Alice, ein gerissenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie die Gerüchte hörte. „Armanda Parkinson hat mir auch erzählt, dass man Albus verzauberte Pralinen untergeschoben hat und er den darauf folgenden Tag in Malfoy verliebt war.“, kicherte eine andere. „Und dann denk mal an Morgana Greengrass – der hat man auch einen üblen Streich gespielt.“ „Ich habe gehört, dass man Fred und Louis ins Büro des Direktors geladen hat. Die glauben, dass sie für diese Reihe Streiche verantwortlich sein. Besonders der nicht autorisierte Portschlüssel ist eine Straftat.“, meinte Hugo an zwei Mädchen gewandt. Rose zog eine Augenbraue hoch und versuchte sich daran zu erinnern, wann sie ihren Bruder das letzte Mal in Begleitung von Mädchen gesehen hatte. Wahrscheinlich freute er sich darüber, etwas zu wissen, das andere nicht wussten. Auch wenn niemand eine Ahnung hatte, wer die Übeltäter waren – die Streichemeister waren in aller Munde. Irgendwie erfüllte es Rose, Lily und Alice mit Stolz, als sie als die schlimmsten Herumtreiber der ganzen Schulgeschichte bezeichnet wurden. Als Hugo bemerkte, von seiner Schwester beobachtet zu werden, sah er erschrocken auf. Doch dann besann er sich und zwinkerte Rose verschmitzt zu. Offensichtlich hatte er die Handschrift seiner Schwester in den Schandtaten erkannt. Doch er verriet sie nicht, sondern zwinkerte ihr zu. Rose war stolz auf ihn – aus ihm war ein richtiger Weasley geworden. „Fehlt nur noch Nathan Zabini, dann kommt dein Meisterstreich, Rose Weasley.“, flüsterte Alice, als sie in Kräuterkunde ankamen. Rose nickte, ihr Blick wirkte entschlossen. Ihr Meisterstück sollte an ihrem ärgsten Kontrahenten ausgeübt werden – der unbestritten größte Abschaum auf der bitterbösen rosa Liste der Rache. Scorpius Malfoy sollte bluten, nur dieses eine Mal. Und Rose wusste schon genau, wie sie es anstellen wollte. Für die Rache an Lucy hatte Lily die nötigen Vorkehrungen getroffen, auch Armanda Parkinson lief nichts ahnend in Hogwarts herum. Diesen Witz würden Alice und Lily gleichzeitig zünden und er wurde schon seit drei Abenden geplant, noch bevor sie Lysander Scarmander die Schande seines Lebens angetan hatten. Die Mädchen hatten alles genaustens geplant und Alice hatte mal wieder ihr Wissen in Sachen Kräuterkunde und Zaubertränke durchblicken lassen, als sie Lucys und Armandas Untergang besiegelten. Rose schloss einen Moment die Augen und genoss ihren Triumph über all die Personen, die ihr das Leben in Hogwarts unnötig schwer gemacht hatten. Nachdenklich spielte sie mit einer Strähne ihres Haares, als Albus mit einem Hüsteln hinter sie trat. Überrascht wandte sie sich um. „Al, was ist los?“, flüsterte sie und zog ihn etwas von der Gruppe weg, um nicht von Professor Longbottom entdeckt zu werden. Alice sah ihnen argwöhnisch dabei zu, dann bemühte sie sich ihren Vater mit ein paar Fragen vom Geschehen abzulenken. „Geht ihr heute Abend zu Zabinis Geburtstagsfeier?“, fragte er ein bisschen verlegen. Nervös sah er sich nach allen Ecken um. „Ja, wieso?“ Rose schien sichtlich verwirrt zu sein und fuhr sich durch die Haare, als Albus ewig keine Anstalten machte, ihr zu antworten. „Es ist wegen Alice.“, gestand der Slytherin schließlich. Rose sah ihm an, dass es ihm nicht sehr leicht fiel, mit ihr darüber zu sprechen. Roses Blick wurde weicher. „Ja?“, ermunterte sie ihn zum Fortfahren. Verlegen sah er von einer Seite zur anderen. Dann seufzte er und bekam einen entschlossenen Gesichtsausdruck. „Lucy und Morgana haben ein paar Jungs aus Hufflepuff und Slytherin dazu angestiftet, einen Wettstreit daraus zu machen, wer Alice als erster flachlegt. Lorcan Scarmander nimmt Wetten bezüglich ihrer Jungfräulichkeit an.“ , warnte er. Rose zog eine Augenbraue hoch. Und fragte sich, was Morgana für einen Grund hatte, Alice so etwas anzutun. Sicherlich hassten sie sich seit der ersten Klasse, doch eigentlich hatte sich ihre Feindschaft immer auf einen verbalen Schlagabtausch konzentriert. „Woher weißt du das?“, wollte Rose wissen. Nun wurde Albus wirklich verlegen. „Paul Smith hat es mir gesagt, kurz bevor ich seinen Kopf ins Klo gesteckt habe.“ Rose musste kichern, denn sie konnte sich vorstellen, warum Albus es getan hatte. Sie war sich sicher, dass Paul Smith an dieser Wette teilnahm, schließlich erfreute er sich dank Alice einiger Aufmerksamkeit in den Reihen der Hufflepuffs. Vor allem Morgana musste ihn oft zur Seite genommen haben, um einige Neuigkeiten über Alice zu erfahren. Rose konnte es Paul nicht verübeln, dass er von Greengrass eingeschüchtert und begeistert gleichermaßen war. Immerhin war sie ein bildschönes Mädchen, dass nun ausreichend Zeit mit ihm verbrachte, dass er sich Hoffnungen machen konnte. „Hat mich gefragt, ob ich mitmachen will.“, ergänzte er mit einem Schulterzucken. Er bemühte sich, unbeteiligt zu wirken, aber immerhin hatte er Paul Smith postwendend für sein Verhalten gestraft, anstatt auf diese Wette einzugehen. „Ich wette, dass es etwas mit dir zu tun hat. Morgana braucht für eine solche Gemeinheit einen guten Grund.“, sagte Rose nachdenklich und legte den Zeigefinger auf ihren Mund, als helfe ihr das beim Überlegen. Wenn sie sich Albus ertappten Blick so ansah, konnte sie sich lebhaft vorstellen, was passiert war. Doch sie tat ihm den Gefallen und sprach ihn nicht darauf an. Stattdessen nickte sie langsam. „Tja, du weißt ja, wie du Alice davor bewahren kannst.“, sagte sie schließlich. Damit versetzte sie ihn in Zugzwang und gratulierte sich innerlich dazu, den Dreh genauso gut heraus zu haben, wie Malfoy, wenn es darum ging, Menschen von gewissen Taten zu überzeugen – einfach gesagt: sie zu manipulieren. Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder zu Alice. Diese sah sie fragend an, in ihrem Blick spiegelte sich eine Hoffnung wieder, die Rose den Atem nahm. Sie vermutete also schon, dass es etwas mit ihr zu tun hatte und was sie nun hoffte, konnte Rose ihr nicht sagen. Sie würde ihr nur das Herz brechen, wenn sie ihr von Morganas bösen Plan erzählte. Stattdessen nahm sie sich vor, sich auf Albus und sein edles Herz zu verlassen und im Zuge seines Scheiterns, immer noch einzugreifen, wenn sich ein Hufflepuff oder Slytherin an Alice heranwagte. „Was wollte er?“, zischte sie. „Kraut.“, sagte Rose so laut, dass Albus es verstehen konnte. Er sollte nur wissen, dass sie nicht vorhatte, ihre beste Freundin zu warnen und stattdessen Albus den Ritter spielen zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)