The Bitter & the Sweet von Asketenherz ================================================================================ Kapitel 1: Zwei Schritte vor und einen zurück. Damals. ------------------------------------------------------ So, meine Lieben... ... ich bin ja wirklich froh, dass Dahlie so viele von euch begeistern oder überreden konnte. Hat mich fast aus den Latschen gehauen und nun, da so viel Publicity betrieben wurde, will ich euch nicht enttäuschen. Mit dem ersten Kapitel erhaltet ihr einen weniger Rückblick. Ich habe inzwischen mein Konzept nochmal verändert, deswegen hat es so lange gedauert - ich musste noch ein paar Fakte mit einbringen. Also, sagt mir, ob es euch gefällt und wenn nicht, warum. Mit konstruktiver Kritik lässt sich am besten umgehen. Und Sorry für Tipp-Schreib-Grammatik-Fehler, ich habe noch keinen Beta-Leser, mir aber große Mühe gegeben alles zu korrigieren, aber mit der Zeit wird man betriebsblind. Scheut euch also nicht, mir zu sagen, wo ihr was findet. Ansonsten: viel Spaß damit. Kapitel 1 Zwei Schritte vor und einen zurück oder Damals. Es war gerade einmal fünf Jahre her seit dem Tag, an dem Rose ihre Seele verkaufte. Seit man nach dem Fall des dunklen Lords beschlossen hatte, die Muggel davon in Kenntnis zu setzen, dass die Magie, von denen sie in vielen Büchern lasen und die sich ihre Phantasie zusammen spinnte, tatsächlich und belegbar real war. Noch heute war es eine unruhige Zeit mit vielen Entwicklungen, Erkenntnissen und Reformen. Doch damals kollabierte das komplette Bildungssystem, Forscher verzweifeltem am Unerklärlichen und die davor als weniger souverän bezeichneten Wissenschaftsstränge traten in zunehmend in den Fokus des öffentlichen Interesses. Astrologie, Dämonologie, Nekromantologie, Geisterseher, Medien – jeden Tag errangen die Menschen eine neue Kenntnis über die Welt, die ihnen so lange verschlossen blieb. Doch mit dem Licht der Magie, kam auch der Schatten. Viele Krankheiten konnten geheilt werden, doch es wurden genauso viele Verbrechen mit der Hilfe der Magie begangen. Denn auch wenn jeder Todesser Voldemorts in Askaban saß, gab es noch tausende, die der Schlechtigkeit der damaligen Zeit nachhingen. Zauberkriminalität war das neue Stichwort. Daraus erwuchs etwas, das der Menschheit von Beginn an anhaftete: Angst. Die Eröffnung der Grenzen beider Welten, eröffnete nicht nur Möglichkeiten – sie ermöglichte auch eine neue Form der Gesellschaft. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Muggel hatten Angst vor den Zauberern und Hexen, sie misstrauten ihnen und rechneten ihnen wirklich schaurige Eigenschaften zu. An diesem Punkt angelangt, betraf es plötzlich Roses Leben. Selbst wenn es keinem normalen Menschen möglich war, einen Zauberstab zu schwingen, so konnten die Menschen auf Zaubertränke und einfache Zauber zurückgreifen, die ihr Leben erleichterten oder erheiterten. Zu dieser Zeit florierte der Scherzartikel-Laden ihres Vaters und ihres Onkels George. Doch dann kam es zu einem Vorfall. Eine Gruppe halbstarker Muggel zwang in der Pause einen schwächeren Mitschüler dazu, Ballondrops zu essen. Was eigentlich als magischer Scherz entwickelt wurde und den Muggeln und Zauberern hilft, einen Tag lang auch ohne eine Mahlzeit auszukommen, bedeutete den Tod eines dreizehnjährigen Jungen in London, denn die Tagesdosierung belieft sich auf zwei Drops, doch innerhalb kürzester Zeit nahm das Opfer zehn zu sich. Der Magen platzte und er verblutete innerlich, noch bevor überhaupt ein Notarzt gerufen werden konnte. Auch wenn die Schuld eindeutig nicht bei den Verkäufern zu suchen war, richtete sich der öffentliche Zorn nicht etwa gegen die Jugendlichen, die wider ihres besseren Wissens ein Menschenleben beendet hatten, sondern auf die Familie Weasley. Denn die Muggel vermuteten einen Komplott der versammelten Magischen Welt. Das wollte man dringend verhindern, deswegen ließ der Zaubereiminister Kingsley Shaklebold in den kommenden Wochen Ermittlungen laufen, um am Ende einen wahrhaft Schuldigen zuweisen zu können. Es war eine schlimme Zeit für Rose. Eines Abends – sie war gerade eingeschlafen vor dem Fernseher, da klopften sie an die Türen und Scheiben ihres Zuhauses. Ein in schwarz gekleidetes Sonderteam des Ministeriums forderte Eintritt und nachdem der ihnen gewährt wurde, durchsuchten sie alles, was ihnen in die Finger kam und hinterließen ein großes Chaos im Haus. Rose hatte begonnen zu weinen, während ihre Mutter sie im Arm hielt und versuchte zu beruhigen. Rose würde nie vergessen, wie stark der Zorn in ihrem Gesicht brannte, von den eigenen Mitmenschen kein Vertrauen erwarten zu können. Dass sie sich ein schwarzes Schaf suchten, nahm sie ihnen persönlich übel – sie fluchte, beleidigte und schrie diese Untersuchung als Todesser-Razzia aus – doch am Ende, blieb sie ruhig und hoffte nur, dass es schnell vorbei war. Noch heute zuckte Rose zusammen, wenn sie jemanden an der Tür klopfen hörte. Dadurch erlebte das Geschäft der Weasley, denen nun von keiner Seite aus mehr vertraut wurde, einen katastrophalen Umsatzeinbruch. Und dann geschah etwas Ungewöhnliches. Aus irgendeinem Grund hatten sich de Malfoys den unrühmlichen Staub nach Voldemorts Fall von den Umhängen geklopft und beschlossen, den alten Einfluss ihrer Familie in der Zaubererwelt wieder herzustellen. Sie machten einen Zauberladen nach dem anderen auf – Malfoy's Zauberzubehör aller Art. Sie warben mit Sicherheit, Gleichstellung des Kunden und einem Vollsortiment an magischem Zubehör. Schnell entwickelte sich die Kette zu einem riesigen Erfolg in der Zauberer-, wie in der Muggelwelt. Kaum, dass Roses Vater erfahren hatte, wie schlimm es wirklich um die Finanzen seines Familienbetriebs stand, meldeten sich die Malfoys – die ebenfalls bestens unterrichtet waren. Rose war gerade zwölf geworden, als sie und ihre Familie zu einem Dinner auf Malfoys Manor eingeladen wurden. Ihre Mutter hatte ihr damals erklärt, dass es Geschäftliches beredet würde und es ihr und ihrer Familie bald besser gehen würde. Vielleicht, so hatte sie angedeutet, musste ihr Vater das Geschäft nicht aufgeben. Auch wenn Rose Scorpius vom ersten Moment an, nicht ausstehen konnte, zog sie sich ihr hübsches rotes Kleid an, bürstete sich die Haare gründlich und flocht sich Zöpfe. Sie wollte nett wirken, wenn ihnen die Malfoys wirklich verhindern konnten, dass ihre Familie alles verlor. Hugo hatte sich damals gewehrt, seinen Sonntagsanzug anzuziehen, doch als sie bei der Familie Malfoy ankamen, schämte er sich, der einzige zu sein, der eine Jeans und einen Pullover trug. Rose benahm sich und verzichtete darauf, Scorpius zu beleidigen, sobald sie seiner ansichtig wurde. Ihre Mutter hatte ihr bestärkend die Hand in den Rücken gelegt und sie durch den großen Eingang des Anwesend geschoben, dass bedrohlich und düster auf sie wirkte. Sie fragte sich, ob man als Kind hier glücklich sein konnte. Ihr Vater hatte eine versteinerte Miene – noch heute erinnerte sie sich manchmal daran, wie verkrampft er war und wie viel Widerwillen man in seinen Zügen ablesen konnte. Er hasste Draco Malfoy so sehr, wie Rose Scorpius hasste. Er hielt seine Worte knapp – manchmal hörte es sich fast so an, als würde er ein „Ja“ bellen, weil es ihn soviel Mühe bereitete, beim Geschäftlichen zu bleiben. Man aß zusammen zu Abend. Rose hatte über die reichlich gedeckte Tafel gestaunt, aber vor Aufregung nur ein bisschen Kürbissuppe hinunter bekommen. Irgendwie redeten die Erwachsenen nicht sehr viel miteinander. Das Nötigste und ein bisschen weniger. Einzig und allein Scorpius Mutter, die sich ihr als Astoria und nicht als die förmliche Mrs. Malfoy vorgestellt hatte, bemühte sich um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter und ihr selbst. Sie ermunterte sie immer wieder, etwas mehr zu essen, damit sie später keinen Hunger bekam, denn sie würden gewiss noch bis in die späten Stunden bleiben. Doch Rose hatte schüchtern den Blick gesenkt, errötete und verneinte dankend. Sie musste Astoria immer wieder ansehen, denn sie hatte ein sehr schönes Kleid an und obwohl sie keine aufwendige Frisur trug, wirkte sie wie eine Schönheitskönigin. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und sprach nie zu leise und nie zu laut. Dagegen kam ihr ihre eigene Familie wie Trampel vor. Sie schämte sich, dass sie sich für einen kurzen Moment für ihre Familie schämte, denn sie konnte wirklich stolz auf sie sein, waren doch ihre Eltern die Helden, die Voldemorts Schreckensherrschaft beendet hatten. Deswegen schämte sie sich vorläufig für Hugo, der unbeholfen wirkte angesichts dieses Prunks, den das Anwesen auf ihn ausstrahlte. Scorpius hatte sie immer wieder angesehen, als läge ihm eine üble Beleidigung auf der Zunge. Rose war froh, dass er außerhalb der Schule nicht zaubern durfte, denn sie hätte gewiss schon den einen oder anderen Fluch abbekommen. Nach dem Essen zogen sich die Erwachsenen in den Salon zurück und man schickte sie und Hugo zu Malfoy, der ihnen sein Zimmer zeigen sollte. Keiner der Kinder schien sonderlich erfreut zu sein, jetzt weg geschickt zu werden, doch der junge Malfoyerbe war seinen Eltern hörig und zeigte ihnen artig sein Zimmer. Rose hatte erwartet, dass es genauso dunkel und abweisend wirken würde, wie der Rest des Hauses. Doch es prasselte ein helles Feuer im Kamin und überall hingen diese altmodischen Petroleumlampen, die eigentlich niemand mehr benutzte. Es wirkte warm. Trotzdem vermochte das Licht nicht in alle Ecken des Raumes zu dringen, denn er war riesengroß. Es hingen überall gerahmte Bilder großer Zauberer an den Wänden – Albus Dumbledore, ihre Tante Ginny, wie sie noch unter den Holyhead Harpies flog, sogar ein alter Zeitungsausschnitt von Sirius Black, als er noch in Askaban inhaftiert war. Rose überraschte es, auch ihren Onkel Harry unter den Zauberern zu sehen. In den Bücherregalen waren viele Bücher über den Kampf gegen Voldemort. Offensichtlich interessierte er sich für die neuere Geschichte der Zaubererwelt. Rose wagte es nicht, etwas zu sagen. Vielmehr irritierte sie es, dass er sie hasste. Aber es erklärte, weswegen er ihre Eltern so respektvoll angesehen hatte. Für ihn waren es Helden, sie hasste er. „Das ist mein Zimmer.“, sagte er schnörkellos. Hugo staunte über die vielen Bücher. Und Rose wagte es immer noch nicht, irgendwas zu sagen. „Mum und Dad haben mir gesagt, ich soll nett zu dir sein, Wiesel. Also krieg dich wieder ein. Hier passiert dir nichts.“, sagte er in einem etwas unfreundlicheren Tonfall. Rose stemmte die Hände in die Hüften und warf sich einen ihrer Zöpfe über die Schulter. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn gründlich von Kopf bis Fuß. „Ich habe keine Angst vor dir, Malfoy.“, fauchte sie und kniff beide Augenbrauen zusammen. Der junge Scorpius hob zuckend die Schulten, als sei ihm das egal. Rose schäumte innerlich über vor Wut. Warum interessierte ihn nie etwas? Er tat immer so furchtbar gleichgültig – kein Wunder, dass ihn alle für arrogant hielten. Rose wusste später nicht mehr wie, aber irgendwie hatten sie sich die Zeit mit Zauberschach vertrieben, bis man sie wieder zu den Erwachsenen holte. Rose war erschrocken, als sie das bekümmerte Gesicht ihres Vaters sah und das kalkweiße Gesicht ihrer Mutter. Rose konnte nicht einschätzen, ob es Wut war oder Erschütterung. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie einen Blick auf Draco Malfoy erhaschte, der genauso abwesend wirkte, wie sein einziger Sohn. Nur Astoria vermochte sie mit einem gütigen Gesichtsausdruck zu beruhigen. Sie lächelte freundlich und gab ihr eine Tasse Tee. Scorpius setzte sich neben seinen Vater in einen Ohrensessel, der fast aussah, wie ein Thron. Rose war eingeschüchtert und rutschte nervös auf ihrem Sessel herum, bis ihre Mutter sie ermahnte, still zu sitzen. „Kinder, wir haben euch etwas mitzuteilen.“, sagte Draco schließlich mit Ehrfurcht gebietender Stimme. Rose sah ihn mit großen Augen an. Sie wollte es eigentlich gar nicht mehr hören und von hier verschwinden, irgendwo hin, wenn es sein musste. „Rose?“, Draco sprach sie direkt an. Fast wäre sie erschrocken zusammengefahren. Sie schluckte, unfähig etwas zu sagen, dann nickte sie. „Ich habe deinem Vater einen Vorschlag gemacht, wie ich ihm helfen kann, dass es dir und deiner Familie bald wieder besser geht. Er hat zugestimmt, nachdem wir lange darüber diskutiert haben. Er und dein Onkel George müssen dann nicht die Läden verkaufen.“, erklärte er. Rose wollte schon skeptisch eine Augenbraue hochziehen, denn sie empfand es als eine Beleidigung, dass er mit ihr sprach, als wäre sie ein Kleinkind. Doch sie schwieg und nickte. „Aber in der Geschäftswelt ist es so, dass jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist.“, fuhr er fort. „Ich dachte, es sei nur ein Attribut der Slytherins.“ Sie hatte es sich nicht verkneifen können, doch schon als sie es aussprach, bereute sie es. Unsicher sah sie Draco Malfoy an, der ihr überrascht ins Gesicht sah, als sei sie ein Hund, der einen neuen Trick gelernt hatte. Dann erntete sie tatsächlich ein Lächeln des eisernen Königs. „Du bist hochnäsig, das gefällt mir.“ Rose biss sich auf die Lippen, um ihn nicht anzuschreien, dass es ihr egal war, was ihm gefiel. Sie wollte ihm nicht mehr gefallen, er war arrogant und von ihm gelobt zu werden für eine Charaktereigenschaft, die sie angeblich besaß, beleidigte sie. „Jedenfalls wollen wir etwas dafür, dass wir dir und deiner Familie helfen.“ Rose sah in den Augenwinkeln, dass ihr Vater seine Fingernägel im Polster des Sessels vergrub und so fest zupackte, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Das da wäre?“, fragte sie. Sie war misstrauisch geworden, dass man das Wort an sie gerichtet hatte bei einem Thema, dass offensichtlich Erwachsenensache war. Wollte man etwas von ihr? „Wir wollen in das Geschäft deines Vaters einsteigen, damit bekommt er Geld um seine Schulden zu bezahlen. Aber wir wollen nicht, dass er uns wieder wegschickt, sobald er genug Geld hat, um uns auszuzahlen.“, fuhr er fort. Rose zog eine Augenbraue hoch und ließ sich nach hinten in den Sessel sinken. Sie verschränkte beide Arme vor der Brust und dachte fieberhaft darüber nach, was nun folgen würde. Warum taten alle so geheimnisvoll? „Auf den eigenen Vorteil bedacht, ich habe es verstanden. Sie wollen, dass sie auch in Zukunft Einfluss auf die Geschäfte haben. Wo genau komme ich da ins Spiel?“, drängelte sie unhöflich. Sie sah Draco Malfoy für einen Augenblick lang direkt in die Augen. Wie in diesen alten Western standen sich nun zwei Cowboys gegenüber und warteten nur darauf, dass der andere eine falsche Bewegung machte. Draco Malfoy war in gewisser Weise, wie eine Schlange, die ihre Beute noch einmal anstarrte, bevor sie zubiss. Doch die zwölfjährige Rose brachte den Mut auf, ihre Schultern zu straffen und aufrecht zu sitzen. „Du bist ein schlaues Mädchen.“, stellte er fest und sie wünschte er würde mit diesen fragwürdigen Komplimenten aufhören und endlich zur Sache kommen. Sie warf einen Blick zu ihrem Vater, doch er wandte den Blick schnell von ihr ab und sah ins prasselnde Kaminfeuer zu seiner Rechten. Jetzt wusste Rose definitiv, dass da was faul war. „Wenn du siebzehn Jahre alt bist und mit der Schule fertig, dann sollst du Scorpius heiraten, damit er in das Geschäft deines Vaters einsteigen kann, um es später zu übernehmen. Das ist unsere Bedingung, Rose.“ Der kleinen Rose klappte die Kinnlade herunter. Mit Mühe konnte sie sie schließen, unfähig etwas passendes zu antworten, weil sie es immer noch für unmöglich hielt, ein solches Angebot unterbreitet zu bekommen. Dann musste sie anfangen zu kichern und konnte nicht mehr aufhören. Das war doch unmöglich. Sie kicherte weiter, bis sie merkte, dass ihr eine Träne von der Wange kullerte. Umso mehr überraschte es sie, dass Scorpius nicht im Geringsten überrascht war. Offensichtlich wusste er von dem Vorhaben seiner Macht hungrigen Eltern und unterwarf sich deren Willen vollkommen. „Moment mal. Und warum bin ich hier und nicht Roxanne? Sie ist Onkel Georges Tochter und eigentlich ist es sein Geschäft.“ Nun waren alle etwas verlegen, offensichtlich gab es da eine Sache, derer sich alle bewusst waren und die keiner aussprach. Rose konnte sich schon denken, was es war. Roxanne war schon immer ein kränkliches Kind gewesen, auf das ihre Tante Angelina besonders acht gab. Sie hatte eine seltene Blutkrankheit und es war nicht sicher, ob sie ihren zwanzigsten Geburtstag überhaupt noch miterleben würde. Auch wenn Rose mit ihrer Cousine Mitleid haben sollte, machte sie dieser Fakt unglaublich wütend. Es war ungerecht und sie ärgerte sich für einen kurzen Augenblick, so gesund zu sein, wie sie es immer war. „Roxanne ist nicht...geeignet.“, sagte Draco Malfoy langsam und bestätigte damit Roses Vermutung. Astoria sah sie mitleidig an, ganz so als wisse sie, wie sich die zwölfjährige gerade fühlte. Doch nun reichte auch nicht das milde Antlitz dieser mehr, Rose einzulullen und gefügig zu machen. Sie war eine Weasley, es gab viele von ihnen und deswegen konnte man meinen, ihre Familie wäre einflussreich. Wieso um Merlins Willen wollte man dann, dass sie so etwas tat? Waren sie wirklich so sehr auf die Hile der verdammten Malfoys angewiesen? Hieß es nicht, dass man Macht und Einfluss brauchte, um endlich frei zu sein? Rose' Eltern hatten Macht und Einfluss, doch offensichtlich war es nicht das, was Rose für ihre Freiheit brachte. Gold war das Zauberwort. Doch sie hatte nie bedacht, dass es auch diese Schattenseite gab, von der sie nun volle Breitseite bekam. In ihrem Kopf ratterte es – sie war hin und hergerissen von Wut, Verständnislosigkeit und Hilflosigkeit. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er sie verkauft hatte. Sie war wütend auf ihre Mutter, weil sie nichts dagegen eingewandt hatte. Sie war sogar wütend auf Hugo, der gar nichts sagte, sondern nur seine große Schwester anstarrte, wie ein wildes, unberechenbares Tier. Vielleicht lag es daran, dass sie weinte und dabei grinste. Das war sicherlich sehr Angst einflößend, wenn man nicht darauf vorbereitet war. Rose ermahnte sich zur Ruhe. Sie wollte sich nicht die Blöße vor den Malfoys geben. Stattdessen holte sie tief Luft und richtete sich wieder auf. Auch wenn die Illusion von Selbstbeherrschung für diesen Moment nur geliehen war, half es ihr, einen kühlen Kopf zu bewahren und versuchen zu erfassen, was man da von ihr verlangte. „Mr. Malfoy, Sir, bei allem Respekt. Hätte ich gewusst, dass das Angebot so endet, hätte ich Sie schon am Anfang darauf hingewiesen, mit mir zu sprechen, als sei ich Ihrer Anwesenheit auch würdig und nicht geisteskrank. Sie wollen etwas von mir, Sir, nicht umgekehrt. Nur für die Zukunft.“ Als sie die Worte gefährlich ruhig ausgesprochen hatte, war es danach unangenehm still im Raum. Alle starrten Rose überrascht an, dass sie so schnell ihre Ehrfurcht vor dem eindrucksvollen Hausherrn verloren hatte und ihm nun als zwölfjährige Tochter von schlechter Positionierten die Stirn bot. Dann erhob sie sich ruckartig. Ihr war schwindelig, doch sie spannte rasch die Bauchmuskeln an, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Ihr war bewusst, wie sie wahrscheinlich aussah. Bleich im Gesicht, verquollene Augen und ein irres Funkeln im Blick. „Ich hätte gern ein Taschentuch und zehn Minuten Bedenkzeit, allein.“, sagte sie schließlich. Astoria Malfoy sprang sofort auf, als hätte sie etwas in den Hintern gestochen und wies einen Hauselfen an, schnell eine weitere Tasse Tee zu bringen, dann trat sie hinter Rose und legte ihr die zierliche Hand zwischen die Schulterblätter. „Du hast Recht, die Zeit sollten wir dir geben. Schließlich hast du uns allen bewiesen, dass du ein vernünftiges Mädchen bist und auch weißt, was das heißt. Ich bringe dich in meinen Wintergarten, da bist du allein und kannst darüber nachdenken, so lange du willst.“ Rose nickte dankbar, als sie auch noch ein Taschentuch für sie hatte. Sie nahm es sich, tupfte die Tränen weg und folgte dann Astoria in den Wintergarten. Hier blühten viele Orchideen und vereinzelte Efeuranken schlängelten sich an alten, griechisch anmutenden Statuen empor. Inmitten dieser grünen, ruhigen, dunklen Oase, stand ein antikes Sofa, das zum Entspannen einlud. Astoria drückte sie in die Polster, nahm dann ihr Gesicht in die Hände und sah ihr lange in die Augen, als wolle sie sichergehen, dass Rose nicht doch noch umkippte. Als Rose sich ein schmales Lächeln ab rang, ließ Astoria sie mit beruhigtem Gewissen allein. Rose bedachte in den folgenden Minuten genau die Situation ihrer Familie, die Situation der Malfoys und ihre eigene. Sie war nicht dumm, das würde eine Vernunftehe werden, zumal sie Scorpius nicht einmal leiden konnte, geschweige dem umgekehrt. Sie wusste, dass sie es bereuen würde, wenn sie ihnen ihr Wort gab. Denn hatte sie jemanden ihr Wort gegeben, dann würde sie es halten, auch wenn es ihren Untergang bedeutete. Was versprach sie sich also von einer Ehe, die sie viel zu jung eingehen würde, die auf nichts basierte außer einem Geschäft, von dem langfristig gesehen nur die Malfoys profitierten. Es war gemein, sie vor eine solche Wahl zu stellen. Nach den versprochenen zehn Minuten – keine Sekunde früher oder später, traf sie dann mit einer Entscheidung im Salon ein. Sie hielt ihre eigenen Hände, weil sie es von niemandem aus ihrer Familie mehr begehrte und mit dem Wissen, nur sich selbst trauen zu können. Man sah sie erwartungsvoll an. Sie räusperte sich, weil sie fürchtete, sonst käme kein Ton über ihre Lippen. „Ich werde es tun. Aber nur, wenn Scorpius nach der Hochzeit nett zu mir ist.“ Draco nickte und ein angedeutetes Lächeln mogelte sich in seine sonst sehr geordneten Gesichtszüge. Das war das Lächeln des Siegers. Ihren Vater konnte Rose nicht einmal in die Augen sehen, für den Verrat, den er an ihr begangen hatte. Nun wandte sich der Hausherr an seinen eigenen Sohn, der immer noch genauso versteinert dasaß, wie am Anfang. Rose wusste, dass er sich gewünscht hatte, sie möge sich dagegen entscheiden. Doch sie hatte befunden, dass es hier weniger um ihren Stolz ging als vielmehr über das Geschäft, dass ihr verstorbener Onkel leidenschaftlich geliebt haben soll und an das ihr anderer Onkel George sein Herz gehängt hatte. Es war auf dem Weg, ein Familiengewerbe zu werden. „Und noch etwas“, fügte sie rasch hinzu. „Der Name der Läden bleibt unverändert, auch wenn es in meinen Besitz und damit auch in den Besitz der Malfoys übergeht. Weasley bleibt Weasley.“ Draco Malfoy nickte, auch wenn es ihm nicht ganz zu passen schien. „Scorpius, kannst du dich den Bedingungen des Mädchens anschließen?“, fragte ihn sein Vater. Er warf Rose einen kurzen Blick zu – seine Gleichgültigkeit hatte er einen Moment aufgegeben und Rose erkannte, dass er wütend war, dass er sich übergangen fühlte und dass man das von ihm verlangte. Ihr ging es nicht anders. „Ja, Vater.“, sagte er schließlich mit niedergeschlagener Stimme. Rose dachte, sie habe den Spießrutenlaufen endlich überwunden und wollte schon fragen, ob sie gehen konnten, da stand Draco Malfoy auf und ging auf Rose zu. Er hatte den Zauberstab in der Hand und aus Reflex wich sie zurück. Dann sah sie Scorpius, der auch aufstand und ihr gegenüber seinen Platz einnahm. Was geschah nun? „Rose, kniest du dich bitte hin?“, fragte Draco höflich. Rose sah, wie ihr Vater aufsprang, dann aber schnell in die Polster gedrückt wurde, von seiner Frau. Hugo machte sogar den Mund auf, doch er brachte seine Warnung nicht über die Lippen. Rose tat, wie ihr geheißen und bemerkte bewundernd, dass auch Scorpius schon kniete. Er wagte nicht, ihr in die Augen zu sehen. „Sprich mir bitte nach, Rose: ich schwöre feierlich, dass ich Scorpius Malfoy nachdem ich die Schule abgeschlossen habe, heiraten werde und ihn somit in meine Familie aufnehme, so wie auch ich aufgenommen werde. Er wird die Geschäfte des Unternehmens an meiner statt ausführen und der Name Weasley bleibt bestehen.“ Rose sprach artig nach, auch wenn ihr dabei sauer aufstieß, weil sich ihr Mund so sehr weigerte, dies auszusprechen und sich dadurch ewig knechten zu lassen. Sie hatte von diesem Ritual gehört. Es nannte sich „Unbrechbarer Schwur“ und wenn man ihn brach, bezahlte man mit seinem Leben. Sollte sie Malfoy also vor dem Altar weglaufen, würde sie tot umfallen. Scorpius sagte dieselben Worte, nur umgekehrt. Danach züngelte eine heiße Flamme aus dem Zauberstab Draco Malfoys – sie tat weh, doch sie verbrannte nicht ihre Haut. Der Schmerz sollte sie daran erinnern, was passierte, wenn sie den Schwur brach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)