Bloody Brothers von abgemeldet (Blutsbande) ================================================================================ Kapitel 9: Pflicht und Vergnügen -------------------------------- »Und du bist dir sicher, dass du nicht bei uns bleiben willst?«, fragte Duncan besorgt. Cathrin nickte. »Wie ich schon sagte, es ist besser, wenn ich wieder in mein Leben zurückkehre.« Duncan sah hilfesuchend zu Temperance. Die Frau zuckte mit den Achseln. »Die Gründe für ihre Entscheidung sind stichhaltig.« Duncan seufzte. »Macht euch keine Sorgen,«, beschwichtigte Cathrin, »ihr wisst doch, wo ich wohne und mich tagsüber aufhalte.« »Sie hat recht. Bisher ist ihr auch nichts geschehen und da sie jetzt weiß, auf was sie achten soll, wird unsere Arbeit leichter«, bestärkte Ruby Cathrins Entscheidung. Temperance verschränkte die Arme vor der Brust. »Pass bitte auf dich auf. Du weißt, wenn-« »Wenn mich die Vampire in ihre Finger bekommen und Dracula aufersteht, wird ihn nichts aufhalten können«, beendete Cathrin Temperances Satz. Das Oberhaupt des englischen Mutterhauses nickte. »Nimm die Warnung ernst!«, sprach sie eindringlich. »Versprochen!« Cathrin kam in der Diskussion zum Schluss, dass sie sich vor den Vampiren nicht verstecken konnte. Wenn sie bei den Unsterblichen blieb, würden die Vampire verstärkt ihre Familie und Freunde angreifen. Dorian war das traurige Beispiel für ihre Besessenheit. Die Vampire wollten Cathrin und je sicherer sie war, umso gefährlicher würde es für die Menschen werden, die sie liebte. Spätestens seit der Auseinandersetzung in der Underground-Station wussten sie, dass Cathrin die Richtige war, ihr Schlüssel. Cathrin konnte sich nicht verstecken. Zu der Gefahr, der sie nun tagtäglich ausgesetzt wurde, kamen ihre Pflichten. Sie hatte ein Leben vor dem Zusammenstoß mit den Vampiren. Cathrin konnte ihr Studium nicht einfach hinwerfen, ihre Familie belügen, den Job kündigen und Jessica alleine lassen. Die Schuldgefühle würden sie zerfressen. Es musste einen alternativen Weg geben, die Vampire fern zu halten und nicht gleich alle Kontakte zur Außenwelt abzubrechen. Während die Gedanken in ihrem Kopf eine feste Form annahmen, seufzte sie innerlich mehrfach. Es würde nicht leicht werden. Fünf Jahre konnten lang sein, besonders wenn man damit beschäftigt war, bei einem Katz-und-Maus Spiel nicht zu verlieren. Sicher nahm Cathrin die Sache mit den Vampiren ernst, auch wenn es ihr noch Schwierigkeiten bereitete, an Wesen zu glauben, die im Allgemeinem als Fiktion galten. Vampire und Unsterbliche waren leider genau so wirklich, wie schwarze Löcher und Klone. Vor knapp fünfzig Jahren hätte bestimmt auch niemand an Elektronenlöcher und genmanipulierten Mais geglaubt und doch war es real. Was würden die Menschen sagen, wenn sie wüssten, dass es Vampire gibt? In Panik ausbrechen wäre eine wahrscheinliche Reaktion. Duncan und Temperance baten Cathrin deswegen, nichts von ihrer Existenz zu verraten. Die Unsterblichen beschützten die Menschen seit dem Beginn ihres Daseins vor den Vampiren. Wie die Vampire allerdings entstanden, konnte Cathrin nicht in Erfahrung bringen. Temperance erzählte, dass es keinen Älteren aus dieser Zeit mehr gab. Das Wissen um ihre Entstehung ging in den Wirrungen der Jahrhunderte verloren. Jedoch, was Temperance wusste, war, dass Vampire und Unsterbliche verbunden waren, wie die Brüder Kain und Abel. So war Cathrin wieder am Anfang ihres Wissens um die Entstehungsgeschichte dieser beiden Rassen angelangt. Der Anführer der Unsterblichen verschwand vor vielen Jahrzehnten, nachdem er Dracula in seinen steinernen Sarg bannte, in dem der Fürst der Vampire auch heute noch ruhte. Seitdem suchten die Unsterblichen ihren Anführer, doch er blieb verschwunden. »Wir geben dir Richard mit, er bringt dich sicher nachhause«, sprach Duncan. Richards Augen weiteten sich. »Duncan, kannst du nicht?«, fragte Cathrin. Duncan schüttelte den Kopf. »Wir müssen die Lage um die Vampire besprechen, wie ihre nächsten Schritte aussehen könnten und wie wir dich, deine Familie und Freunde schützen können.« Cathrin nickte. »Und was ist mit-« »Richard wird dich ebenso gut beschützen können, wie sein Meister«, schnitt Temperance Cathrin das Wort ab. »Er ist geschickt mit dem Schwert und weiß dich zu verteidigen.« Cathrin blickte zu Richard. Sie hatte nichts gegen ihn, doch ihm schien es gegen den Strich zu gehen, sie begleiten zu müssen. Zumindest deutete Cathrin so die Miene, die er zog. »Pass gut auf unsere Cathrin auf«, bemerkte Ruby und knuffte Richard in die Seite. Der junge Mann lächelte gekünstelt. Cathrin zog eine Augenbraue hoch. Er schien eindeutig etwas gegen sie zu haben. »Nun denn,«, Temperance warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, »ihr solltet euch auf den Weg machen.« Schwungvoll erhob sich das Oberhaupt des Mutterhauses. Richard seufzte leise und erhob sich ebenfalls. Cathrin beobachtete seine Mimik und Gestik. Sie schien sich nicht geirrt zu haben, Richard konnte sie nicht leiden. »Geht es, Cathrin?« Duncan trat neben Cathrins Stuhl und sah auf sie hinab. Cathrin blinzelte und sortierte ihre Gedanken. »Ich weiß nicht«, antwortete sie knapp. Mit den Zehen konnte sie ohne Probleme wackeln, das Laufen könnte dennoch schwer fallen. Vorsichtig stellte Cathrin einen Fuß auf den Boden und drückte das Bein durch. Es bitzelte und prickelte in ihren Nerven, aber die Muskeln schienen ihre Arbeit zu erledigen. Cathrin sah zu Duncan auf. »Ich denke, es sollte ohne Hilfestellung klappen.« Duncan lächelte sachte. »Probier erst, ob deine Beine auch dein Gewicht tragen.« Cathrin schob ihre Unterlippe vor. »So schwer bin ich jetzt auch wieder nicht.« Richard verdrehte kommentarlos die Augen. Cathrin schnappte nach Luft und unterdrückte das Bedürfnis, Richard zu fragen, was für ein Problem er habe. Cathrin war froh, dass endlich ihr Verstand die Kontrolle übernommen hatte. Sie und Richard mussten zusammenarbeiten und wenn sich einer schon kindisch benahm, musste der andere nicht auch noch auf das Verhalten eingehen. Still erhob sich Cathrin. Ihre Muskeln wackelten und brannten. Sie biss sich auf die Lippe. So würde sie es niemals nachhause schaffen. Ihr Blick glitt zu Richard. Wenn er sie begleitete, dann würde er sie auch stützen müssen. Ihr Stolz stach in ihrer Brust. Sie konnte bestimmt auch ohne seine Hilfe zurechtkommen. »Geht, siehst du?« Duncan musterte sie skeptisch. »Richie ist bei dir. Wenn es nicht mehr geht, hilft er dir gerne«, bemerkte Duncan und nickte in Richards Richtung. Richie und gerne helfen? Cathrin hätte gerne gelacht, verbiss es sich aber. Mit dem Verhalten hätte sie Duncan nur gekränkt und das wollte sie nicht. Richard musste ihr helfen. Freiwillig würde der Kerl nichts machen. Cathrin musterte Duncan. Er war ehrenvoll, besonnen und großmütig. Duncan war das komplette Gegenteil seines ehemaligen Schülers. Ob diese Freundschaft vielleicht nur eine Zweckgemeinschaft war? »So,«, Temperance klatschte in die Hände, »wir müssen die Versammlung einberufen. Je früher wir die Pläne der Vampire erkennen, desto früher können wir einschreiten.« Cathrin nickte. »Dann werde ich in mein Wohnheim zurück kehren.« Jessica machte sich ohnehin schon schreckliche Sorgen. Richard räusperte sich. »Ich werde sie begleiten.« Beide wechselten Blicke. Cathrin kam dieser Moment vertraut vor. Genau so sah Matt sie an, bevor sie ihr Kriegsbeil ausgruben. Allerdings wusste Cathrin nicht, ob es Argwohn war, was sie in Richards Augen las, jedoch konnte sie mit Sicherheit bestimmen, dass es keine übersprudelnde Freude war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)