Big Green von sleepyhead82 ================================================================================ Kapitel 38: Kapitel 38 ---------------------- Devon kam langsam zu sich. Irgendwas fühlte sich heute anders an, als wenn er sonst aufwachte. Was war es nur? Er wollte den Schlaf aus seinen müden Gliedern schütteln, sich strecken, doch es gelang ihm nicht. Der Untergrund, auf dem er lag, war hart und seine Arme gehorchten ihm nicht. Schlagartig öffnete er die Augen. Alles fiel ihm wieder ein. Sarah! Sie hatte ihn mit einem Elektroschocker angegriffen. Er starrte an die Decke des Labors, unfähig sich auch nur ein bisschen zu bewegen. Er musste die Augen wieder zusammen kneifen, um vom hellen Neonlicht nicht geblendet zu werden. Verzweifelt wartete er einige Minuten, bis er endlich wieder Macht über seinen Körper haben würde. In diesen Minuten hatte er Zeit, alles Revue passieren zu lassen und zu überlegen, was Sarah vorhaben könnte. Er war sich sicher, sie wolle Raven allein zur Strecke bringen. Sarah schien alles genau geplant zu haben. Sie hatte ihm zu gut etwas vorgespielt, das alles war einfach viel zu berechnend gewesen. Mit Sicherheit hatte sie einen festen Plan. Ob sie noch aufzuhalten war? Wie viel Zeit war wohl vergangen, seit sie ihn hier aufgesucht hatte? Würde er noch rechtzeitig etwas tun können? Sobald er wieder zu Kräften käme, würde er Clark informieren. Eine Panik überkam Devon. Angestrengt versuchte er, wenigstens die Finger zu bewegen. Doch nichts rührte sich. Es war, als wäre er in seinem eigenen Körper gefangen. Es dauerte endlose fünf Minuten, bis seine Muskeln ihm wieder gehorchten. Mühevoll rappelte er sich auf und griff sofort zu seinem Telefon. Er wählte Clarks Nummer und das Freizeichen erklang. Doch auch nach langem Warten, nahm sein Freund nicht ab. Was war nur los? Eilig wählte er Lois’ Nummer, die im Gegensatz zu Clark, sofort an ihr Handy ging: “Devon, wo bleibst du?” begrüßte sie ihn charmant, wie immer. “Lois, wo ist Clark,” tat er ihre Frage sofort ab. “Clark? Ja, der... der ist hier, aber...” “Ich muss ihn sofort sprechen!” forderte Devon energisch. “Dev, das... das geht nicht!” sagte Lois bestimmend. Devon stutzte. Wieso sollte das nicht gehen? Okay, er hatte keine Zeit für solche Spielchen und platzte mit seinem Erlebten heraus: “Lois, Sarah war bei mir im Büro. Sie hat sich das Mittel gegen Ravens Kraftfeld geschnappt und mich mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt!” Stille. Dann hörte Devon im Hintergrund ein wildes Durcheinandergerede. Er versuchte etwas herauszuhören, doch bekam nur Fetzen wie ‘Clark, Sarah war bei Dev!’ und ‘Du musst was tun, Clark!’ mit. Er hörte sich das Gemurmel eine Minute an, dann fragte er laut nach: “Lois?” “Devon?” dröhnte nun eine tiefe, männliche Stimme in den Apparat. “Clark? Endlich! Hör zu, Sarah ist...” “Wo ist sie hingegangen?” unterbrach Clark ihn. Seine Stimme klang unheimlich aufgewühlt. “Ich.. ich weiß es nicht! Sie hat das Mittel mitgenommen und ... Clark, sie wird sich Raven ganz allein stellen wollen!” Panik überkam Devon erneut. Jetzt saß er hier und musste alles erklären, anstatt, dass er sich selbst schon auf den Weg gemacht hatte, um sie zu suchen. Er hörte Clark aufgeregt in das Telefon atmen. Keiner der Beiden sagte ein Wort, beide waren am überlegen, wo sie suchen könnten. Auch in Clarks Hintergrund vernahm Devon nun keine Stimmen mehr. Nur absolute Ruhe. Die jäh unterbrochen wurde. Nicht weit entfernt konnte man einen Schuss hören, vielleicht einen Häuserblock entfernt. Devon stürzte zum Fenster und blickte hinaus. Schon folgte ein zweiter Schuss. Er schien von Osten zu kommen, vielleicht aus dem Park. “Clark!” rief Devon ins Handy und eilte bereits zum Schrank, um sein Serum für Big Green heraus zu holen. “Ich habe es auch gehört,” bestätigte Clark plötzlich ganz ruhig. “Devon, Sarah hat auch eine Pistole dabei, kam der Schuss aus deiner Nähe?” “Ja... Ich... Ich schätze aus dem Park!” antwortete Devon hektisch, schmiss dass Handy zur Seite und kippte sich ein paar Tropfen seines Tranks in den Mund. Sobald die Verwandlung vollzogen wäre, würde er zum Park laufen. Hoffentlich kam er dann noch nicht zu spät. Clark schmiss Lois das Handy zu und eilte zur Dachterrasse. Er war völlig weggetreten gewesen, als Devon angerufen hatte. Chloe meinte, sein Handy hatte auch geklingelt, aber er hätte sich überhaupt nicht gerührt. Was war los? Hatte er einen Schock gehabt? Er konnte es sich nicht erklären und hatte auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Er war einfach nur froh, dass seine Freunde ihn wieder in die Wirklichkeit geholt hatten. Sonst hätte er nicht mitbekommen, dass Sarah bei Devon war. Und Devon hätte ihm nicht sagen können, dass der Schuss aus seiner Nähe kam. Clark öffnete die Terrassentür, lief hinaus und sprang ab. Es war selten, dass er diese Kraft nutzte. Aber dank des Fliegens hatte er in diesem Fall den besten und schnellsten Überblick, zumal er nebenbei den Röntgenblick einsetzen konnte und somit auch Einblick in Wälder, oder wie in diesem Fall, den Park, hatte. Es dauerte nur einige Sekunden, bis er dort war. Und was er sah, beunruhigte ihn sofort. Er sah zwei Personen am Boden liegen. Eine von ihnen war eindeutig Raven, denn sie hatte Schwingen. Clark ließ keine unnötigen Sekunden verstreichen. Sofort setzte er neben den beiden reglosen Körpern zur Landung an. Als er sie erreichte und wieder Boden unter den Füßen hatte, fiel sein Blick sofort auf die andere Person. Sein Röntgenblick verriet ihm nun, dass es eine Schwangere war, die dort lag. “Oh nein,” wisperte er, als hätte er es noch nicht vermutet gehabt. Im Vorbeilaufen sah er, wie Raven mit einem Kopfschuss niedergestreckt worden war. Doch das war unwichtig. Seit Clark Devon am Telefon gehabt hatte, hatte er kaum eine Gefühlsregung zugelassen. Er hatte versucht, die Sache ruhig und sachlich anzugehen, gehofft, dass der Schuss etwas Anderes zu bedeuten hatte. Insgeheim wusste er jedoch die ganze Zeit, dass genau das Geschehen war, was er nun hier vor sich sah. Sarah hatte Raven selbst umgebracht und damit auch sich und das Baby gerichtet. Clark war geschockt, wusste nicht, was er denken und fühlen sollte. Er fixierte nur noch Sarah. Sofort schmiss er sich neben sie auf die Knie und betastete ängstlich ihren Körper, als könnte er etwas an ihr zerbrechen. “Gott, Sarah! Schatz?” hauchte er und begann sachte an ihren Schultern zu schütteln. Sie lag der Länge nach auf dem Boden, als wäre sie einfach in sich zusammengesackt. Clark rüttelte immer stärker an ihr. Längst hatte er gesehen, dass ihr Herz nicht mehr schlug. Aus offenen Augen starrte sie in den Himmel. Sie war tot. “Nein, “ flüsterte er verzweifelt. “Nein!” Er strich ihr sanft über die Wange und sah sie an. Langsam wurde ihm bewusst, was geschehen war. Tränen erfüllten seine Augen. Doch keine einzige verließ sein Auge. Es war, als wollten sich seine Tränen weigern, um nicht bestätigen zu müssen, was hier geschehen war. Clark sah an ihr herunter, auf ihren Bauch, und legte eine Hand darauf, um ihn sanft zu streicheln. Dann suchte sein Blick wieder ihre Augen, die glasig und leer schienen. Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle und ließ ihn zischend ein- und ausatmen. Vorsichtig ließ er seine Hand über ihre Lider gleiten, um sie zu schließen. Noch einmal betrachtete er ihren Körper von oben bis unten. Sie hatte keine einzige Wunde an sich, ihr Körper war völlig unbeschadet. Dann brach es aus ihm heraus. Der ganze Schmerz, der ihn nun überwältigte. Wie eine Flut kam es über ihn, erst schleichend, dann ganz schnell. Die erste Träne rann über seine Wange. Er vergrub sein Gesicht auf ihrer Brust und weinte laut schluchzend, während die eine Hand auf ihrem Bauch ruhte und die Andere sanft in ihr langes Haar fasste. Einige Minuten vergingen so. Sein ganzer Körper zitterte. Der Schmerz, der sich in sein Herz fraß, schien den gesamten Platz dort einnehmen zu wollen. Die Liebe, die er für Sarah empfand, verwandelte sich in Schmerz. Der Hass, den er für Raven hegte, wurde zu Schmerz. Die Verzweifelung, die er die ganzen letzte Wochen mit sich getragen hatte, war nun nichts anderes mehr, als unendlicher Schmerz. Es war das einzige Gefühl, das noch in ihm ruhte. In diesem Augenblick schien er nichts anderes mehr zu kennen, als dieses eine Gefühl, dass sich wie Feuer durch seinen Körper fraß. Er hob seinen Kopf und sah Sarah mit geröteten Augen an. Wieso hatte sie das getan? Warum hatte sie ihm gesagt, sie würde ihn nicht mehr lieben? Warum sagte sie das und lief dann in ihren eigenen Tod? Wusste sie denn nicht, was sie ihm damit angetan hatte? Dachte sie wirklich, sie würde es ihm damit leichter machen? Wie gerne hätte er ihr noch einmal gesagt, wie sehr er sie liebte! Sie noch ein letztes Mal geküsst, ihre weichen Lippen gespürt, ihre zarte Haut gestreichelt. Sie hätte seine Frau werden sollen. Mit ihr hätte er bald eine eigene kleine Familie gehabt. Wie konnte sie das tun? Was hatte er falsch gemacht? Behutsam hob er sie auf seine Arme und stand auf. Er sah gen Himmel und sein langgezogener, markerschütternder Schrei durchfuhr den Park: “NEIN!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)