Big Green von sleepyhead82 ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- Schnell verließ Sarah das Labor. Sie versuchte sich unauffällig zu verhalten. So unauffällig, wie man als Hochschwangere, in einem Luthor-Corp-Gebäude, nur sein konnte. Sie tat so, als hätte sie jemanden besucht, was in einer gewissen Weise auch stimmte. Nur dass das Ergebnis des Besuchs wohl eher ungewollt war, zumindest für Devon. Deswegen plagte Sarah auch ein schlechtes Gewissen. Die Stromladung, die sie ihm durch den Körper gejagt hatte, war recht hoch gewesen. Er durfte auf keinen Fall zu schnell wieder zu Bewusstsein kommen. Sie brauchte etwas Zeit, um ihr Vorhaben durchzuführen. Eilig, jedoch nicht zu schnell, ging sie durch die Korridore des Gebäudes und verschwand schließlich im Fahrstuhl. Nur wenige Minuten später stand sie auf offener Straße und sah zum Himmel. Noch war es hell, aber nicht mehr lange und die Sonne würde beginnen unterzugehen. Ob Raven ihre Botschaft schon erhalten hatte? Wie lange war es her, seit sie ihm den Raben, mit einem Zettel am Bein, geschickt hatte? Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass seitdem zwei Stunden vergangen waren. Sie hoffte, sie konnte sich auf das Tier verlassen. Seit ihrer Flucht von der Farm, hatte sie ihn bemerkt. Scheinbar hatte Raven den Vogel auf sie angesetzt. Irgendwie schien er mit diesen Tieren kommunizieren zu können. Die ganze Zeit über war er ihr gefolgt, bis sie begann sich näher mit dem Tier auseinander zu setzen. Schließlich war es ihr gelungen, ihn so weit zu bringen, dass er sich von ihr anfassen ließ. Wahrscheinlich war das noch nicht einmal eine Besonderheit, womöglich hatte Raven die ganze Zeit einen Einfluss auf den Vogel. Nachdem der Rabe weg war, achtete Sarah genau darauf, dass sie nicht weiterhin beobachtet wurde. Sonst hätte sie nicht zu Devon gehen können. Raven hätte sofort geahnt, was sie vor hatte. Immer wieder sah sie sich um, während sie sich einen Weg durch die Stadt bahnte. Niemand durfte sie erkennen. Sie lief ausschließlich durch kleine Seitenstraßen, immer bedacht darauf, nicht aufzufallen. Wahrscheinlich wirkte gerade dieses Verhalten besonders auffällig, doch sie fühlte sich damit sicherer. Es war Viertel nach neun. Für halb zehn hatte sie Raven in die Stadt bestellt, unter dem Vorwand ihm helfen zu wollen und, im Gegenzug dafür, ihr Leben zurückzubekommen. Sie wusste, dass sie sich damit naiv stellte und hoffte, dass Raven versuchen würde, dies zu seinen Gunsten auszunutzen. Ihr war klar, er würde sie nie freigeben. Aber wenn sie ihre Hilfe anbot, würde er neugierig werden und versuchen ihre Naivität auszunutzen. Damit hoffte sie ihn anlocken zu können. Sie musste ihm gegenüber treten, denn in Wirklichkeit, verfolgte sie einen ganz anderen Plan. Es war die einzige Möglichkeit zu verhindern, was sie in ihrer Vision gesehen hatte. Sie würde ihren eigenen Tod wohl kaum vermeiden können, aber die Kämpfe gegen Raven und seine Freaks und Monster, das konnte sie verhindern, da war sie sich absolut sicher. Ihr würde es das erste Mal gelingen, die Zukunft die sie gesehen hatte, zu ändern! Erneut fiel ihr Blick auf die Uhr. In zehn Minuten musste sie den Park erreicht haben, wo sie auf Raven treffen würde. Der Park, in dem sie damals zum ersten mal mir Clark war, als sie noch nicht zusammen waren. Fast zwei Jahre war das jetzt her. Ein kurzes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Clark! Was er wohl gerade machte? Würde er nach ihr suchen? Oder säße er auf der Farm, in Mitleid versunken? Nein, das glaubte sie nicht. Sicher würde er versuchen, sie zu finden. Sarah glaubte, dass, wenn er erst mal etwas überlegte, ihm klar werden musste, dass sie ihn angelogen hatte. Tief in seinem Inneren würde er wissen, wie sehr sie ihn liebte, auch wenn er nicht verstand, warum sie ihm das angetan hatte. Die Kühle und Besessenheit, die in den letzten Stunden in sie gefahren war, schwand für einen Moment. Es kamen alle Gefühle in ihr hoch, die sie die letzten Tage durchlitten hatte. Die Angst vor dem eigenen Tod, die Trauer zu wissen, dass auch das Ungeborene sterben würde und das Wissen, welche Qualen Clark nach ihren Tod erleiden würde. Sarah stoppte, konnte nicht weitergehen. Sie befand sich gerade in einer dunklen Seitenstraße und lehnte sich erschöpft an eine Wand. Jetzt erst merkte sie, wie sehr sie die letzten Stunden körperlich mitgenommen hatten. Ruhig versuchte sie sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Die Ostseite des Parks, an der sie Raven treffen würde, hatte sie gleich erreicht, also konnte sie eine kurze Pause machen, um sich noch einmal zu sammeln. Warum musste ausgerechnet jetzt alles wieder über sie hereinbrechen? Tat sie doch das Falsche? Nein! Auf keinen Fall, nur so konnte sie die Menschen vor Raven schützen. Ihre Freunde wären dazu nicht in der Lage, sie würden ihn verschonen, um auch Sarah zu verschonen. Und Clark würde nur wieder versuchen, nach einer anderen Lösung zu suchen, bei der ihm Beides gelingen würde, die Menschheit retten und seine eigene Familie. Doch Sarah wusste, diesmal war das nicht möglich! Und dennoch wünschte sie, es wäre so. Sie stutzte. Warum überkamen sie so plötzlich Zweifel? Seit Stunden lief sie durch die Stadt, verfolgte ihren Plan genau, der Ihr vorhin noch als der einzig richtige erschien, und jetzt? Wieso fielen ihre Gedanken wieder auf Clark? Sie sah ihn vor sich, wie er sie anstarrte, als sie ihm ins Gesicht sagte, sie liebte ihn nicht mehr. Noch immer währte der Schmerz in ihr, den sie dabei empfand. Wie hatte sie es schaffen können, so kühl zu sein? Das war doch sonst nicht ihre Art. Warum hatte sie das getan? Sie könnte nun ebenso gut mit ihm zusammen sein, sich in seine Arme kuscheln und die Zeit mit ihm genießen, so gut das noch möglich war. Nein, stattdessen hatte sie sich gegen ihn entschieden. Und für einen Alleingang, bei der ihr Niemand in die Quere kommen durfte. Noch gab es ein Zurück. Noch konnte sie alles stoppen. Sie müsste einfach umdrehen und den Park meiden. Aber war es das, was sie wollte? Noch länger darauf warten, bis sich ihre Vision endlich erfüllen würde. Die ewige Ungewissheit, was passieren würde. Nein, sie wollte dem ein Ende machen! Sterben würde sie so oder so, nun würde sie es nur ein bisschen beschleunigen und kein Risiko eingehen, dass Raven noch eine schreckliche Tat vollbringen konnte. Sarah atmete ein letztes mal durch und löste sich von der Hauswand, um langsam weiter zu gehen. Der Zweifel in ihren Augen wich der puren Entschlossenheit. Ihr Schritt wurde schneller. Die Blicke, die sie zum Schutz um sich warf, wurden nachlässiger. Langsam wurden sie Straßen in Schatten getaucht. Die Dämmerung brach nun schnell herein. Sie würde in der Dunkelheit Schutz vor unerwünschten Blicken finden. Keine zwei Minuten später erreichte sie das erste Grün des Parks. Sie ging sicheren Schritts zu einem Brunnen, den sie als Treffpunkt angegeben hatte und sah sich um. Keine Menschenseele war zu sehen. Sie war ganz allein und von Dunkelheit umschlossen. Nur die wenigen Weglaternen leuchteten in einem grellen Licht auf, doch diese befanden sich weiter weg. Sarah lauschte, aber es war absolute Stille. Kein Vogel war zu hören, kein Wind raschelte durch die Blätter. Nur etwas entfernt hörte sie Autos fahren. Dann, plötzlich, zuckte sie zusammen. Sie hatte sich erschrocken. Dicht über ihr waren Flügelschläge zu hören, und sie meinte, ein unnatürlicher Windhauch hätte ihre Haut benetzt. Ein eiskalter Schauer durchlief ihren Körper. Raven war gekommen! “Na, Süße!” hörte Sarah sofort diese widerlich, kratzige Stimme, die sie, die letzten Nächte, oft in ihren Träumen heimgesucht hatte. Raven trat aus einem Schatten heraus und stand ihr direkt gegenüber. “Dumm bist du nicht, das muss ich dir lassen. Meinen Raben zu nutzen, um mir eine Botschaft zu senden,” er lachte heiser. “Süße Idee, es hat mich ein bisschen an einen romantischen Liebesbrief erinnert,” fügte er ekelhaft grinsend hinzu. Angewidert blickte Sarah ihm direkt in seine schwarzen Augen, in denen, tief drinnen, ein rotes Glühen zu sehen war. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn herzulocken. “Quatsch nicht,” fuhr sie ihn selbstbewusst an. “Hör lieber zu, was ich dir für einen Vorschlag zu machen habe!” Raven trat unbesonnen zwei Schritte vor. Er stand nun etwa fünf Meter von ihr entfernt. Das war gut, Sarah musste ihn so dicht wie möglich an sich heran holen. Der Wurf mit dem Stern, durfte ihn auf keinen Fall verfehlen, sie hatte nur diese eine Chance. “Gut, ich höre,” lauschte er ihren Worten. “Ich werde dir helfen, die Meteoritenfreaks, die du haben willst, frei zu lassen. Dafür entbindest du mein Leben von deinem,” forderte sie sicher. Raven lachte kehlig auf. “Ha, du mir helfen! Das ich nicht lache! Wie soll denn eine schwache Frau, wie du, mir helfen?” Er kniff die Augen zusammen und sah sie abschätzend an. Sarah spürte, dass sie ihn verunsicherte. Sie musste ihn noch ein Stück näher zu sich heranlocken und meinte ernst: “Es steckt mehr in mir, als du glaubst!” Wieder kam er einige Schritte näher, um sie eingängiger betrachten zu können. Das Rot in seinen Augen, flammte nun stärker auf. Sie hatte ihn scheinbar neugierig gemacht. Und die Entfernung, in der er zu ihr stand, war nun kaum mehr als vier Meter. Nahe genug, um ihn sicher treffen zu können. Sarah zog schnell eine Pistole unter ihrem T-Shirt hervor und richtete sie auf Raven. Der sah sie irritiert an. “Was soll das werden, Kleine? Du kannst mir nichts anhaben, schon vergessen?” Laut lachend breitete er seine schwarzen Schwingen hinter sich aus. Es sah schaurig aus, er musste eine Spannweite von fast fünf Metern haben. “Los schieß doch,” forderte er sie höhnisch auf. Sarah drückte ab. Die Kugel knallte gegen seinen unsichtbaren Schutzschild und fiel einfach, zusammengepresst, daran herab. Das war die perfekte Ablenkung gewesen. Denn nun brach Raven erneut in schallendes Gelächter aus und bemerkte dabei nicht, wie Sarah den Stern hervor holte und ihn Raven entgegen schleuderte. Erst im letzten Moment sah er ihn auf sich zu fliegen. Mit weit aufgerissenen Augen, die nun gänzlich rot glühten, sah er, wie die Waffe sein Schutzschild durchdrang. Direkt darauf blickte er mit schmerzverzerrtem Gesicht an sich herab und starrte auf den Stern, der in seinem Bauch steckte. Mit einem verzweifelten Blick sah er Sarah an. Sie wusste, dass er gerade versuchte, seine Barriere wieder aufzubauen und nun bemerkte, dass es ihm nicht mehr gelang. Panisch rief er: “Wenn du das tust, wirst du auch sterben!“ Er starrte in die Mündung von Sarahs Pistole. “Ich weiß,“ hauchte sie und drückte ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)