Zehn Fragen - Zehn Oneshots von abgemeldet (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Das andere Mädchen ----------------------------- Das andere Mädchen Sophie kochte gerade einen Eintopf. Das sollte das Abendessen für den heutigen Tag sein. Das Kochen sollte sie ablenken, denn seit einigen Tagen quälte die junge Frau eine Frage. Nie würde sie es vor den anderen eingestehen, denn ihr Leben mit Hauro war sehr glücklich. Deswegen konnte sich Sophie auch nicht erklären, warum ausgerechnet jetzt diese Frage und die tief sitzenden Zweifel, in ihr aufkeimten. Leise seufzte sie. Ihr Blick war ins Nichts gerichtet. „Sophie? Sophie? Ähm…der Eintopf kocht über…“, versuchte Calcifer sie aus ihrer Trance zu holen. Verwirrt blickte sich das Mädchen mit den silbernen Haaren um. Erst da realisierte sie, dass der Feuerdämon sie davor warnen wollte, dass das Abendessen bald ruiniert sein würde, wenn sie nicht darauf aufpasste. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung Sophie?“, fragte der Dämon. „Du machst schon seit Tagen so einen abwesenden Eindruck…“ „Calcifer, würdest du mir von diesem Mädchen erzählen? Von dem, welches Hauro abgewiesen hat und er daraufhin die Geister der Schattenwelt gerufen hat.“ Der Angesprochene lächelte wissend. „Also darum geht es dir? Warum? Ich meine warum jetzt? Unser Leben ist doch perfekt und so friedlich. Er ist bei dir, also warum?“ „Ich weiß es nicht…vielleicht, weil er es mir noch nie gesagt hat. Diese drei besonderen Worte…“ „Ach darum geht es. Nun, wenn es das ist was dich zweifeln lässt, dann werde ich dir erzählen, wie das damals mit diesem Mädchen war.“ Sophie nahm den Topf von der Feuerstelle, stellte ihn auf dem Steinboden ab und setzte sich auf einen der Stühle um dem Feuerdämon zuzuhören. Dieser saß wie immer auf seiner Feuerstelle und half beim Kochen oder viel mehr war es so, dass er dafür sorgte, dass das Essen gar wurde. Calcifer begann zu erzählen: „Hauro war gerade siebzehn Jahre alt geworden. Er war in diesem Alter, wo man sich zum ersten Mal verliebt. In diesem Jahr sehnte er sich sehr stark nach diesem geheimnisvollen Mädchen, das ihn bei dem Häuschen seines Onkels begegnet war. Sein Onkel war tot und dieser war die einzige Person, der er vertraute – außer vielleicht mir. Hauro beschloss also für sich, dieses Mädchen zu suchen. Dich zu suchen. Er konnte einfach diese ganzen verliebten Pärchen um sich herum ertragen. Viele junge Magier an der Akademie fanden um diese Zeit herum ihre ersten Freundinnen. Nicht das er nicht beliebt gewesen wäre bei den Mädchen, doch für Hauro gab es aber nur diese Unbekannte. Ich versuchte ihm gut zuzureden, dass diese Fremde doch gesagt hätte wir sollten auf sie warten. Doch ich stieß auf taube Ohren. Zu groß war die Sehnsucht in ihm jemanden zu lieben. Dich zu finden und zu lieben.“ Strategisch geschickt, setzt Calcifer immer wieder hinzu, dass Sophie es gewesen war, die der Magier gesucht hatte. Nicht nur irgendwen, sondern genau sie. Er betonte es auch immer extra. Sophie, die dies leider nicht wahrnahm, lauschte weiter seinen Erzählungen. „Na ja, also hat er begonnen zu suchen. Mehrere Monate lang“, der Feuerdämon lächelte entschuldigend, als er den nächsten Satz aussprach: „Hauro war jung, dass darfst du nicht vergessen. Nach etwas drei oder vier Monaten hat er es dann aufgegeben nach seiner schönen Unbekannten zu suchen und hat sich mit anderen Mädchen getröstet. Egal wie oft ich versucht habe ihm zu erklären, dass er bei keiner von ihnen das finden würde, was er suchte – die große Liebe – er hörte nicht auf mich. Vielleicht war das, aber auch seine Art zu suchen. Getreu dem Motto: Küsse viele Frösche, vielleicht ist dein/e Prinz/essin dabei. Irgendwann sah er dann dieses Mädchen. Sie hatte platinblonde Haare. So hell, das wenn die Sonne darauf fiel, man meinen Konnte, sie wären silbern. Ihre Augen waren braun, aber nicht so schön tiefbraun wie deine, sondern eher so, wie Karamell. Wenn du mich fragst, war der einzige Grund, warum Hauro von Jetzt auf Gleich so begeistert von diesem Mädchen war, die leichte Ähnlichkeit, die sie mit dir hatte. Also umwarb er sie richtig. Schenkte dieser Schnepfe Blumen, zeigte ihr seine Lieblingsorte, öffnete sich ihr, wie keinem, anderen Menschen. Doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr verstand er glaube ich, dass dieses Mädchen nicht die war, auf die er – nein, wir warteten. Als nun die Zeit verging und Hauro keine Anstalten machte, ihr einen Heiratsantrag zu machen, da wurde das Fräulein sehr ungehalten. Du musst wissen, er war ein sehr begabter Magier und durch seine Leistungen in der Akademie und seinen Verbindungen zu Madam Suliman auch am Hof des Königs sehr geachtet und beliebt. Das Mädchen wiederum, von dem wir hier sprechen war ein sehr verwöhntes Kind. Sie war es gewohnt zu bekommen was sie wollte und sie wollte Hauro. Eigentlich viel mehr, das, was eine Heirat mit ihm ihr gebracht hätte, aber für sie war es dasselbe. Unser kleiner Magier war aber nicht dumm. Ihm war klar, dass er sie niemals so lieben konnte, wie das fremde Mädchen, aus seinen Erinnerungen. Trotzdem brachte er es nicht übers Herz sich von ihr zu trennen, war sie doch etwas, was ihm zumindest das Gefühl gab, dieser Unbekannten näher zu sein. Dir näher zu sein. Einen Schritt weiter, wollte Hauro aber auch nicht gehen. Als dieses Mädchen nun einsah, dass sie nie das bekommen würde, was sie wollte, da hat sie ihn verlassen. Sie hat ihm gesagt, er sei herzlos und könne nicht lieben. Er wäre der größte Fehler gewesen, den sie je begannen hatte. Ich weiß, dass ihre Worte ihn zwar verletzt haben, doch war er auch nicht wirklich am Boden zerstört, als sie weg war“, endete Calcifer mit seiner Erzählung. „Aber wenn das so war, warum hat er dann diese Geister damals beschworen?“, fragte die Silberhaarige. „Einige Tage nachdem die Schnepfe ihn verlassen hatte, hat er zu viel gegrübelt. Ihm ist dabei ein Gedanke gekommen: Wenn schon dieser billige Abklatsch seiner Traumfrau ihn nicht wollte, ihn für herzlos hielt und nicht fähig zu lieben, was würde dann die Frau zu ihm sagen, auf die er so sehnsüchtig wartete? Würde sie auch so enttäuscht von ihm sein? Diesen Gedanken konnte er nicht ertragen, also rief er in seiner Verzweiflung diese Schattenwesen. Ich sage dir, es hat mich einiges gekostet ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Hauro zu erklären, dass er doch nur geduldig sein sollte, ist so, als würdest du versuchen einem bockigen Kind zu erklären, warum es nichts Süßes vor der Mahlzeit essen darf. Zumindest verhält er sich dann häufig so. Trotzig und bockig, wie ein Kleinkind.“ Der Feuergeist grinste breit und Sophie erwiderte das Lächeln. „So“, sagte sie, „ich werde jetzt das Essen auftischen, nicht dass sich hier noch wer beschwert.“ Damit begann sie den Tisch zu decken. „Ach, Sophie?“, setzte Calcifer an. „Hmm?“, erwiderte die Angesprochene eintönig. „Egal ob er es dir sagt oder nicht, sei dir versichert, Hauro liebt dich. Niemand – außer ihm selber – kann es dir so genau sagen wie ich. Du hast sein Leben verändert und er kann nun nicht mehr ohne dich sein.“ Verdutzt sah Sophie Cacifer an, dann nickte sie langsam. Auch wenn sie es nicht sagen würde, aber dieses Gespräch hatte sie doch sehr beruhigt und bestätigt. Trotzdem…dieser kleine Zweifel…er nagte noch an ihr… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)