Zehn Fragen - Zehn Oneshots von abgemeldet (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Der Vertrag ---------------------- Der Vertrag Hauro saß nun seit mindestens einer halben Stunde in seinem Zimmer und langweilte sich. Sophie war mit Mackel und der Hexe aus dem Niemalsland in die Hafenstadt gegangen um dort Lebensmittel zu kaufen und Stoffe zum Nähen von Kleidern. Nach kurzem Überlegen entschloss er sich, runter in die Küche zu gehen. Selbst wenn niemand anders da war, einen Gesprächspartner hatte er sicher. Wie er es erwartet hatte, fand er Calcifer an seinem alt eingesessenen Platz in der Feuerstelle. Der Magier verstand den ehemaligen Sternengeist nicht wirklich. Gut, er hatte versprochen das Schloss durch seine Magie am Laufen zu halten und Hauro war klar, dass wenn Calcifer irgendwann keine Lust mehr auf ihre Gesellschaft hatte, dann konnte er sich eine neue Antriebsquelle für sein wandelndes Schloss suchen. Doch der Feuerdämon hatte selbst erzählt, dass er so mächtig sei und das Schloss selbst dann bewegen konnte, wenn er sich sehr weit weg davon befand. Deswegen verstand der Schwarzhaarige ihn auch nicht, wenn er dass doch konnte, warum verließ er dann trotz seiner neu gewonnen Freiheit so gut wie nie seine Feuerstelle? „Na Calcifer? Wieso bist du eigentlich hier geblieben?“ Der Schwarzhaarige beschloss, dass er sich heute die Antworten auf seine Fragen holen würde. Widererwarten bekam er sogar eine ehrliche Antwort. Der Dämon mochte es zwar nicht wissen – oder wollte es nicht wahrhaben – aber er war ein schlechter Lügner. Man sah an seinem Farbwechsel immer, wann er die Wahrheit sagte und wann nicht. „Macht der Angewohnheit“, sagte er leise. „Ich war mehr als sieben Jahre an diesen Ort gebunden und auch wenn du es mir nicht glaubst, ich fühle mich ganz wohl hier.“ „Wird es dir denn nicht langweilig?“ „Nein, ich bin ja nie wirklich allein hier“, erklärte der Feuerdämon. „Außerdem muss ich in letzter Zeit häufig an früher denken…weißt du noch unser Vertrag…?“, sinnierte Calcifer verträumt vor sich her. „Ja…ich träume in letzter Zeit auch sehr oft von unserer ersten Begegnung. Hast du damals schon gewusst, dass Sophie uns beiden helfen würde?“ „Mag sein“, antwortete der Angesprochene geheimnisvoll. „Warum hast du damals überhaupt den Vertrag mit mir abgeschlossen? Warum konnten weder du, noch ich uns an die Abmachung erinnern?“ „Weißt du denn jetzt wieder was in unserem magischen Vertrag stand?“ Hauro nickte. „Dann sind doch deine Fragen bereits beantwortet.“ „Nein, denn deine Gründe verstehe ich nicht. Könntest du es mir also erklären?“ „Nun gut“, erklärte sich Calcifer bereit, „ du weißt, dass ich vor unserer ein sterbender Sternengeist war?“ Nachdem der Magier ihm mit einen Nicken geantwortet hatte, redete er weiter: „Ich war voller Panik und hatte mit meinem Leben schon abgeschlossen. Doch dann kam ich diesem Planeten immer näher und spürte deine Kraft. Unsere Magie…sie war identisch. Deine und meine. Da wusste ich, wenn ich es schaffe dich zu erreichen, dann würde ich überleben. Dann hätte ich eine Chance. Also habe ich geschrieen und du hast mich tatsächlich gehört.“ „Du hast mir eine Heidenangst eingejagt mit deinem Geschrei“, schmunzelte Hauro vor sich hin. „Als du dann bei mir gelandet bist, war ich erst überrascht, dass so etwas Kleines so eine laute Stimme haben kann. Dann hast du mir mein Herz genommen.“ „Ich brauchte doch etwas von dir, damit ich überhaupt überleben konnte. Dein Herz war das Zentrum deiner Magie und sie stimmte mit meinem Zauber überein. Dort war die größte Energie – das meiste Leben – doch als ich es mir einverleibte, da war dein Herz bereits an Sophie vergeben. Liebe auf den ersten Blick“, der Feuerdämon schmunzelte bei diesen Worten. „Deswegen war sie die Einzige, die es auslösen konnte. Die Unwissenden auf dieser Welt haben dich „Den Mann ohne Herz“ genannt, dabei war dein Herz nur seit langer Zeit an jemanden vergeben.“ „Ja, du hast gesagt, du würdest mein Herz bewahren, bis sie es sich holt. Du würdest mir deine Magie zur Verfügung stellen, wenn ich dir mein Herz überlasse und das hast du auch getan, aber warum wussten wir beide nichts mehr davon? Ich konnte mich nicht einmal an diese Nacht erinnern…“, murmelte der schwarzhaarige Magier leise. „Das ist ganz einfach. Das Vergessen sollte uns beide davor bewahren den jeweils anderen zu betrügen. So konntest du nicht dein Herz von mir zurückverlangen und so mein Leben beenden und ich konnte nicht einfach mit deinem Herz abhauen. Wir wussten nur, dass wir auf einander angewiesen waren und dieses Mädchen finden mussten, um diesen Vertrag zu lösen.“ „Ich hätte selber nie gedacht, dass es schaffe zu überleben, wenn sie dir dein Herz zurückgibt“, meinte Calcifer zum Schluss. Die Beiden beendeten ihr Gespräch, als die verzauberte Tür aufging und der Rest ihrer bunt zusammengewürfelten Familie endlich wieder eintraf. Hauro beeilte sich damit Sophie den Korb mit den schweren Einkäufen abzunehmen. Der Magier musste selbst immer wieder staunen welche Sachen das zierliche, silberhaarige Mädchen vollbringen konnte. Sein Gespräch mit Calcifer hatte ihm dies wieder bewusst gemacht. Er war sich sicher, dass er sie nie wieder gehen lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)