Durch die Zeiten von DhalaElenaAngel (oder die Wahrheit dahinter) ================================================================================ Kapitel 26: Begegnungen ----------------------- Ron hielt den Anderen in seinen Armen, viel mehr konnte er nicht tun, sie waren über die Ferien in Hogwarts geblieben, weil der Rotschopf seinen Eltern sicher nicht hätte erklären können, was ihn nach Malfoy Manor trieb. Und jetzt... hatte sich alles noch verschlimmert. Er hatte ja gewusst, dass Harry schwer krank war, aber dass er sterben könnte, hatte er nie auch nur in Betracht gezogen. So schwer wie der Andere es immer gehabt hatte, er war immer stehend heraus gekommen, er hatte nicht eingesehen, dass es dieses Mal anders sein würde. Doch heut Morgen schien etwas geschehen zu sein, etwas, dass Harrys Sterben offiziell gemacht hatte. Der Grünäugige schien kurz davor zu stehen, die Augen für immer zu schließen und Draco, der sich in den letzten Wochen sehr mit dem Anderen angefreundet hatte, war am Ende, er konnte es nicht fassen, dass er seinen neuen besten Freund gleich wieder verlieren sollte. Ron war sich sicher, dass das nicht sehr malfoyhaft war, aber sein Freund lag in seinen Armen und hatte sich soeben in den Schlaf geweint. Er hielt ihn einfach nur, lag selbst auf dessen Bett und dachte nach. So viel hatte sich bisher getan und es hatte so ausgesehen, als würde sich alles endlich zum Guten wenden, für alle. Ginny schien einen Freund zu haben und hörte auf, von Harry zu reden, außer um ihn übelst zu beschimpfen, Dumbledore hatte schon lange nichts mehr von sich hören lassen und Granger und ihre Gang hielten sich im Moment auch zurück, wohl, weil Snape sie vor einer Woche so fertig gemacht hatte, dass Gryffindor für die nächsten zwei Jahre keine Chance mehr hatte, je wieder ins Punkteplus zu kommen. Weil er gehört hatte, dass sie sich wünschten, dass Harry starb um dann Dumbledore wieder hier empfangen zu können und dass das Schicksal dem Freak schon gezeigt habe, wo dessen Platz sei. Snape hatte sich generell verändert. Wehe, irgendwer sagte etwas gegen den Grünäugigen, dann wurde er fuchsig. Mehr als hundert Punkte waren auch von Ravenclaw und Hufflepuff abgezogen worden und sogar Slytherin hatte einige eingebüßt. Als habe der grummelige Tränkemeister doch entdeckt, dass er so was wie ein Herz hatte. „Wo.. bin ich denn jetzt gelandet?“, fragte Harry sich selbst. Er fühlte sich erstaunlich gut, leicht und frei von Schmerzen. Selbst das Atmen brannte nicht mehr und sein Magen hatte das protestieren aufgehört. Er wusste nicht, wo er gelandet war, oder wie, um es auf den Punkt zu bringen. Langsam setzte er sich auf, sah, dass er sich mitten in einem blühenden Garten befand, es musste Frühjahr sein, so, wie es aussah. Mit blühenden Kirsch – und Mandelbäumen. Ein leichter, warmer Wind fegte durch die Kronen, löste die rosa Blätter von den Bäumen, die wie ein Regen auf ihn niedertanzten. Die Luft roch süß, wie eine Mischung aus Orange und Orchideen mit etwas Minze. Angenehm. Langsam stand Harry auf, sah an sich herunter und stellte fest, dass er eine einfache, schwarze Hose und ein flaschengrünes Hemd trug. Und dass seine Beine ihn zuverlässig trugen. Da waren keine Unsicherheiten mehr, nicht mehr die Angst zu fallen, er fühlte seine Füße, wie früher. Alles schien in Ordnung. Langsam lief er zwischen den Bäumen und den tanzenden Blütenblättern herum, manchmal fing er Einige davon und roch an ihnen. Die Wiese war offensichtlich wild, seltsam war, dass hier auch Blumen wuchsen, die erst im Frühsommer oder im Herbst blühten. Und dann erreichte er sie, eine einfache Schaukel, aufgehängt an dem starken Ast einer alten Eiche, deren Stamm breit und knorrig war. Schaukeln, etwas, das er kaum getan hatte. Er trat zu ihr, hielt sich an dein Seilen fest und setzte sich, stieß sich mit den Füßen am Boden ab und lächelte, als er ein wenig durch die Luft flog. Er legte seinen Kopf ans Seil, genoss den warmen Wind. „Ich könnte gestorben sein,“ stellte er leise fest. Die fehlenden Schmerzen, die Leichtigkeit, diese Gegend, die ihn eher an die verwunschenen Gärten aus Märchen erinnerten, die Schaukel an dem Baum, all die Blumen, der Duft um ihn herum. Andererseits war er hier allein und es gab viele Tote, was die Sache irgendwie komisch wirklich ließ und wenn Harry etwas nie hatte sein wollen, war es allein sein. Der Grünäugige lehnte seinen Kopf gegen das Seil der Schaukel und schloss kurz die Augen, genoss den leichten Wind. Er war so friedlich hier, er fühlte sich irgendwie frei. Ohne Erwartungen oder Vorwürfe. „Harry...“ Verwirrt sah Harry auf – und stürmte auf die Gestalt zu. Eine Frau mit roten Haaren und denselben Augen, die auch er hatte. „Mama!“ Er fühlte sich wirklich wie im Himmel, als deren Arme sich eng um ihn legten. „Ja,“ nickte Lily und ließ sich auf den Boden sinken, nahm ihren Sohn mit sich. „Ich bin es,“ stimmte sie zu. Sie strich über die weichen Haare ihres Sohnes. „Also – bin ich tot?“, fragte Harry nach einem kurzen Moment. „Nein, noch nicht...“ „Aber...warum bin ich dann hier?“, fragte Harry ratlos. „Nicht, dass ich es nicht toll finden würde, dich zu sehen, aber ich verstehe nicht! Wo bin ich dann?!“ „In einer Art Zwischenstation,“ erklärte Lily, während sei ihren Sohn streichelte, ihn hielt, wie sie es schon so lange hatte tun wollen. „Hier werden die hingebracht, die zwischen Leben und Tod schweben. Die sich im Koma befinden. Und manchmal, ganz selten, bekommt einer der Toten die Erlaubnis, jemanden hier zu besuchen. Ich habe einige der Verantwortlichen so fertig gemacht, dass die mich nur zu gern haben gehen lassen, wenn ich dann Ruhe gebe.“ „Also... sterbe ich gerade?“ „Ja, aber... sie kämpfen um dich,“ erklärte Lily. „Warum? Es ist doch sinnlos, das haben sie selbst gesagt...“ „Weil die Dummköpfe vergessen haben, dass sie sehr wohl ein Gegenmittel haben und ganz ehrlich, es wird sehr knapp werden, selbst, wenn du es schaffst,“ sie küsste ihren Kleinen sanft, schloss kurz die Augen, sie sah sehr nachdenklich aus. „Ich verstehe nicht...“ „Harry, es wird ganz allein an dir liegen. Wenn die Anderen es schaffen, deinen Körper am Laufen zu halten, kannst du zurück. Aber es ist deine Entscheidung. Du kannst auch hier bleiben. Na ja, nicht hier, aber zu mir kommen.“ Die Rothaarige strich über Harrys Schultern. „Du hast viel mitgemacht, das meiste davon unverdient. Jeder würde es verstehen, wenn du nicht mehr zurück willst, aber...“ „Aber... Tom... was wird denn dann aus ihm?“, fragte Harry leise. Es war so friedlich hier, so leicht, so schön. Es schien so einfach, hier zu bleiben und keine Schmerzen mehr zu haben. Endlich Ruhe, bei seiner Mutter zu sein. Aber da war doch immer noch Tom. Es war hier so toll, aber... ohne den Anderen, der ihn immer so schön kraulte? Und Sirius! Lily schüttelte traurig den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er deinen Tod verkraften würde,“ gab sie zurück. „Er würde seine Unsterblichkeit verlieren, aber er würde es nicht merken und weit schlimmer wäre es, wenn man ihn dann nicht sofort tötet.“ „Was? Töten? Warum? Unsterblich!? Ma! Was redest du denn da?!“ Lily schloss ihren Sohn einfach nur in die Arme. „In der Nacht als ich umgebracht wurde, waren Tom, Severus, Lucius und Narcissa auch da,“ setzte sie an. „Du weißt ja inzwischen, dass Sev dein Vater ist und ich liebe ihn immer noch mit vollem Herzen. Ich weiß, dass er es dir schwer macht, aber das ist, weil es ihm selbst oft so schlecht geht... egal, ich schweife ab, nicht wahr...?“ Sie lächelte, strich nachdenklich über die Arme des Anderen und fuhr dann fort. „Severus war da, weil er wissen wollte, warum ich ihn betrogen habe, ich war dabei, ihm zu erklären, dass es nicht so ist, als es noch mal geklingelt hat und auf ein Mal stand Dumbledore im Raum, ich wusste in dem Moment, dass James tot ist. Ich wollte dich wegbringen, Lucius und Narcissa waren auf ein Mal verschwunden, sie können sich vermutlich auch nicht an den Abend erinnern, dank einiger Zauber. Ich wollte dich schützen, aber Dumbledore wollte dich unbedingt haben, inzwischen weiß ich, dass er dich gebraucht hätte, um in James’ Kammern zu kommen, denn er hat dich ja zu seinem Erbe gemacht, leiblicher Sohn hin oder her. Aber er hat nicht mit Tom gerechnet. Also Dumbledore. Es hat einen wahnsinnigen Kampf gegeben und Tom musste um sein Leben fürchten, er war geschwächt, warum weiß ich nicht. Aber er hat sich einen Hocrux geschaffen. Er wollte dein Kuscheltier verwandeln, aber in dem Moment hast du danach gegriffen.“ Sanft fuhr sie die Narbe auf Harrys Stirn nach. „Dann hat Dumbledore ihn mit dem Avada erwischt, er hat mich bedroht, ich sollte dich ihm geben, ich habe mich geweigert, aber ich war allein. Er hat mich umgebracht, dachte gleichzeitig, du wärest von einem der Avadas getroffen worden und wusste, dass er eine Chance hat. Er ist verschwunden, hat aber dafür gesorgt, dass Sirius kommen und dich holen würde und dann... hat er dich zu Petunia gebracht...“ Sie drückte ihren Sohn noch näher an sich. „Was... bedeutet das?“, fragte Harry leise. „Ich weiß nicht, was du meinst, ich... was ist ein Hocrux?“ „Ein Teil von Toms Seele. Dumbledore hat allen Ernstes gedacht, Tom wäre dumm genug, sie noch weiter zu spalten. Und wie gesagt, er hat es aus purer Verzweiflung getan. Um nicht zu sterben, dass du sein Leben sein würdest, hat er nicht gewusst. Das heißt, es bindet euch viel mehr, als du nur denkst und nein, er liebt dich nicht nur, weil du einen Teil seiner Seele trägst, es ist nur ein weiterer Punk, eure Liebe, das, was euch verbindet, ist viel, viel älter, aber... mehr darf ich dir dazu auch nicht sagen.“ „Was heißt das? Er stirbt nicht, solang ich lebe?“ „Genau,“ nickte Lily, „Er ist unsterblich, solange du lebst und solange wird er nicht mehr altern. So konnte er überleben und nein, er hat auch nie Einhornblut getrunken, das war eine Geistergestalt, die sich als er ausgegeben hat und die Dumbledore gerufen hat, da er irgendwann geahnt hat, dass Tom wieder auf der Bildfläche erscheinen würde und er musste dich ja zu seiner Waffe machen.“ „Ich liebe ihn,“ murmelte Harry, er verstand nicht wirklich, es war viel zu viel Information auf einen Schlag. „Ich vermisse ihn, es ist so schön hier, es ist wirklich toll, du bist da, aber...“ „Dir fehlt der Mensch, den du liebst,“ nickte Lily, die wirklich erleichtert über diese kleinen Worte war. Sie sah, dass Harry das alles noch nicht wirklich verstanden hatte, dass es zu viel auf ein Mal war, aber leider hatte sie nicht ewig Zeit, denn Zeit lief hier anders, als auf der Erde. Was hier wie ein Augenblick schien, konnten auf der Erde Tage sein. „Ich vermisse Sev auch, ich vermisse ihn sehr, aber ich weiß, er wird irgendwann wieder bei mir sein und ich kann warten.“ „Dann ... käme Tom auch irgendwann hierher?“, fragte Harry hoffnungsvoll. „Das ist das Problem,“ erklärte Lily. „Ihr braucht einander, du bist es, der Tom beruhigen kann, das hast du sicher schon gemerkt. Wenn du nicht mehr da bist, wird er sein Ziel verlieren. Er wird vergessen, für was er all das tat. Was seine Ziele waren, er wird wahnsinnig werden, ohne dich. Und wenn er sich nicht gleich nach deinem Tod umbringt, wird er zu einem Mörder werden, denn er wird deinen Tod rächen wollen. Er wird nie hierher gelangen. Hier kommen nur die Unschuldigen hin, die, die nie töteten ohne einen Grund zu haben. Das heißt...“ „Dann...sehe ich ihn nie wieder?“, fragte Harry mit erstickter Stimme, sah seine Mutter lange an. „Ja,“ gab sie traurig zurück. „Aber... wenn die Zeit kommt und du die Wahl bekommen wirst, kannst du auch das Leben für dich wählen. Es ist ein schmerzhafter Weg, ich will dich nicht belügen. Meine verfluchte Schwester und ihr Arsch von einem Mann haben deinen Körper geschwächt, die Krankheit hat es noch ein Mal getan. Es wird dauern, bis die Schmerzen nachlassen und du wieder alles tun kannst, was du früher konntest, aber du würdest mit der Zeit wieder ganz gesund werden...“ „.... und er würde bei mir bleiben?“, fragte Harry ängstlich. „Ich... wäre doch wieder nur eine Last!“ „Er sieht dich doch nicht als Last, du Dummchen! Er liebt dich! Er würde alles tun, was er nur irgendwie tun kann, um dich nur lächeln zu sehen! Überleg mal, wie alt er ist, er hatte früher viele Beziehungen, mit Männern und Frauen, hat mit ihnen geschlafen, oft schon am ersten Tag. Aber dich hat er noch nie angefasst, er liebt dich und er sehnt sich auch nach mehr, aber er hat gemerkt, dass du nicht bereit bist, also hat er es nie auch nur erwähnt. Das, Harry, sind seine Gefühle, du bist sein Leben geworden. Und das sogar schon, als du noch unter Ganzkörperbehaarung gelitten hast,“ fügte sie amüsiert hinzu. Harry musste etwas lächeln. Er liebte Tom wirklich, er hatte auch schon oft daran gedacht, wie es wohl wäre, wenn sie weitergehen würden, aber er hatte es nie aus der Sicht des Anderen gesehen und er begriff, dass er Tom wirklich viel bedeuten musste. Der Mann, der es gewohnt war, sich zu nehmen, was er wollte, wartete darauf, dass er, ein halbes Kind in seinen Augen, bereit war für mehr. allein die Vorstellung, eine Ewigkeit ohne ihn verbringen zu müssen, tat einfach nur weh, schlimmer, als die schweren Atemzüge und all die anderen Dinge. „Und Tom wäre nicht der Einzige, der dich wirklich vermissen würde,“ fuhr Lily leise fort. „Denk nur an Sirius. Er fühlt sich so schuldig an allem, was du durchgemacht hast, wer weiß, was dieser Hitzkopf täte, würdest du tatsächlich sterben. Remus und Fenrir. Sie sehen sich als deine Beschützer. Und auch, wenn er es nie zugeben würde, Severus wäre am Boden zerstört, er würde das Einzige verlieren, was er noch an Familie hat. Er liebt dich, aber er kann es dir nicht sagen. Wenn du zurückkehren würdest, könntest du ihm helfen, sich wieder zu öffnen und vielleicht noch ein Mal etwas Glück zu finden.“ „Und du?“, fragte Harry leise. „Was ist mit dir? Du bist doch ganz allein hier...“ „Aber nein, mein Kleiner!“, lächelte Lily. „Meine Eltern sind da, James ist da und der ist immerhin ein guter Freund.“ „Warum... habt ihr geheiratet? Wenn ihr euch nicht geliebt habt – hat James dann nicht...?“ Die Rothaarige grinste etwas. „Er ist hier oben nicht allein. Er hat mal jemanden sehr geliebt. Er heißt Regulus Black und ist Sirius’ kleiner Bruder. Der wurde von Dumbledore getötet, noch bevor er die Schule beenden konnte. James hat ihn sehr geliebt und er wusste, er würde niemanden mehr finden, also hat er Sev und mir geholfen. Er ist einer meiner besten Freunde,“ erklärte sie. „Und wir drei machen alles gemeinsam unsicher, bis Sev hier sein wird, was hoffentlich noch lange nicht der Fall ist. Ich mag ihn ja vermissen, aber ich will, dass er sein Leben lebt und genießt. Ich weiß, er wird hierher kommen, er stand nie unter der Gefahr, sonst seinen Verstand zu verlieren.“ Harry lehnte sich an seine Mutter. „Ich... weiß nicht, was ich tun soll,“ gab er leise zu. „Es ist alles so viel...“ „Ich weiß, mein Schatz. Aber du hast ja auch etwas Zeit. Noch ist der Punkt der Wahl nicht erreicht, noch ist nicht sicher, ob Tom es schafft, deinen Körper vor dem Versagen zu bewahren.“ „Ma...“ „Was gibt es?“ „Warum habe ich die Potterkammern geerbt, wenn ich doch nicht James’ Sohn bin?“ „Er hat dich geliebt, wie ein Vater,“ gab Lily sanft zurück. „Und er wusste, er würde keine Kinder bekommen. Er ist entfernt mit Dumbledore verwandt und er wusste, der Alte würde ihn beerben, das musste er unbedingt verhindern, er war bei deiner Geburt dabei, er hat dich gehalten und sich als dein Vater eintragen lassen, zu deinem Schutz. Also hat er ein neues Testament aufgesetzt, er hat sogar dafür gesorgt, dass es unmöglich für Dumbledore sein würde, die alten Kammern seiner Familie zu betreten, ohne deine Erlaubnis zu haben, die du nie gegeben hast. So konnte er das Erbe seiner Familie retten, er wusste, du würdest es nicht einfach mit vollen Händen verprassen. Er hat dir immer sehr vertraut.“ „Ich... bin müde,“ flüsterte Harry, dessen Kopf wegen all der Neuigkeiten brummte, er hatte das Gefühl, kaum eine Stunde hier zu sein und doch war er irgendwie am Ende. Er legte sich, so, dass er mit dem Kopf im Schoß seiner Mutter lag, die begann, ihn sanft zu streicheln. „Ich weiß,“ gab Lily leise zurück. Sie strich durch die dunklen Haare, spielte etwas mit ihnen. Haare, die er von ihrem Geliebten bekommen hatte, fein, lockig und schön. „Das Alles war sehr, sehr viel für dich,“ gab sie nur zurück. „Du solltest auch schlafen, es ist mehr Zeit vergangen, als du ahnst, aber wenn du aufwachst, werde ich weg sein.“ „Nein! Nein, bitte! Ma! Ich habe dich doch gerade erst...!“ „Schhh,“ sanft küsste Lily ihren Sohn, sie lächelte beruhigend. „Ich werde trotzdem immer bei dir sein, egal, wie du dich entscheidest, mein Kleiner, auch, wenn ich finde, dass du noch viel zu wenig gesehen und genossen hast, um hier zu bleiben. Ich würde es gern sehen, wenn du dich für das Leben entscheidest, aber ich kann es dir kaum verübeln, wenn du es nach Allem, was geschehen ist, nicht tust.“ „Wie... wie lange wirst du bleiben?“, fragte Harry ängstlich. Er hatte seine Mutter doch gerade erst gefunden! Er wollte nicht, dass sie ging! „Bis du schläfst,“ gab Lily zurück. Auch sie wollte ihren Sohn nicht verlassen, doch das waren nun einmal die Regeln. Sie hatte sich mit Harry unterhalten dürfen, ihm erklären können, was er wissen musste, andeuten können, dass ihren Jungen mit Tom mehr verband, als der auch nur ahnte, eine Bindung, alt und fest, stabil und ewig. So klar und leuchtend, dass der Eine nie ohne den Anderen überleben würde. Schon ein Mal waren sie auseinander gerissen worden und Wahnsinn hatte verhindert, dass sie im Nachleben wieder zusammenfinden konnten, doch das Schicksal hatte sich milde gezeigt, ihnen eine weitere Chance gegeben. Sie hoffte, dass Harry sich dazu durchringen konnte, zurück zu gehen, um bei dem Anderen zu sein, für eine Weile, damit sie tun konnten, an was sie schon ein Mal gescheitert waren: Dass sie die Gesellschaft der magischen Wesen, Menschen und Geschöpfe sichern konnte. Sie wusste, dass ein schwerer, ein steiniger Weg vor den Beiden liegen würde, doch sie würden zusammen sein und sie würden es schaffen, wenn sie es nur wollten. „Ich will nicht...“ „Es ist nicht für Immer,“ tröstete Lily ihren Sohn, begann erneut, durch dessen Haare zu streichen. „Und ich werde immer da sein, auf meine Weise, ich verspreche es. Und denk daran, du wärest auch nie allein, wenn du zurückkehren würdest. Tom ist immer da, er hat sich nicht von deinem, von eurem Bett weggelegt und Sirius ist gesprungen, als er erfahren hat, dass du in ein Koma gefallen bist. Du hast Freunde, die dich schrecklich vermissen würden. Draco hat ganz unmalfoyhaft geweint, immer wieder. Und du wirst sicher noch mehr finden, wenn du dich wieder öffnest, wenn du nicht vor den Anderen wegrennst, sondern dich mal mit ihnen zusammensetzt.“ Harry ließ sich wieder auf dem Schoß seiner Mutter sinken. Er war so müde, er wollte nicht, dass sie ging, er wollte, dass sie bei ihm blieb, er wollte wach bleiben, doch das war ihm genauso wenig möglich. Er hörte, wie seine Mutter zu singen begann, ein altes Schlaflied für Kinder, das er immer im Ohr gehabt hatte, selbst, als er im Schrank eingeschlossen gewesen war. Ja, seine Mutter, sie war wohl wirklich immer da gewesen, um ihm zu helfen, da zu sein, wenn er sie am dringendsten brauchen würde. Und so fielen ihm die Augen am Ende doch noch zu, während die feinen Finger ihn streichelten und die Stimme ihm Ruhe schenkte, seine wilden Gedanken beruhigten. „Was war das?!“ „Sein Herz,“ erklärte der übermüdete Heiler. „Es hat ein Mal ausgesetzt, aber ich konnte ihn reanimieren.“ Der Mann verstand nicht, warum ihr neuer Minister so um das kranke Kind kämpfte. Der Junge sah kaum älter aus, als vielleicht dreizehn, so schwach, dünn und geschüttelt von konstantem, hohem Fieber. Gezeichnet von einer aggressiven, schweren Krankheit, die als unheilbar galt. Harry war bereits vor vier Tagen in das dem Tod vorhergehende Koma gefallen, er atmete schwer und hatte oft Nasenbluten. Tom ließ sich erleichtert an Harrys Seite auf die Matratze fallen, er strich über das heiße, geschwollene und doch eingefallen wirkende Gesicht, wischte mit einem kühlen Lappen darüber. „Halt durch,“ bat er mit leiser, eindringlicher Stimme. „Nicht mehr lange, drei Tage, dann hat der Trank seine volle Wirkung entfaltet, du musst dir keine Gedanken mehr machen. Wenn du noch drei Tage durchhältst, bist du gesund! Ich verspreche dir, dann wird alles besser werden. Wir werden viele Ausflüge machen. Wieder in den Zoo? Nach Asien, durch Europa. Ich will dir noch so viel zeigen und Nagini treibt mich schon in den Wahnsinn. Sie sagt, du bist ihr viel lieber, als ich...“ Er küsste den Jungen, der noch immer auf nichts reagierte, doch das machte nichts. Solange Harry nur durchhielt. Solange die Heiler seinen Geliebten nur noch diese drei Tage am Leben erhalten konnten, dann hatten sie es geschafft! Er war sich ganz sicher! Dann würde Harry gesund werden! Egal, wie lange das dauern würde. „Es ist mir egal, dass niemand außer Sirius und mir daran glaubt, dass du es schaffst,“ flüsterte er. „Und dass Severus immer wieder sagt, dass du sterben wirst, ich weiß, wenn du irgendeine Möglichkeit hast, wirst du mich niemals allein lassen! Sev sagt, der Trank wäre falsch und nicht einer seiner Probanten habe überlebt, aber ich weiß, dass du es schaffen wirst, der Trank, ich habe ihn entwickelt, vielleicht in einem anderen Leben, aber ich habe es getan! Und ich hätte in der Sache niemals einen Fehler gemacht!“ Der Heiler beobachtete die Beiden, er konnte sie nicht verstehen, er wollte es auch nicht, er hatte so schon genug mit dem sterbenden Kind zu tun. Er sollte es um jeden Preis am Leben erhalten, aber wie denn? Immer öfter versagte aus dem Nichts heraus ein Organ und er musste es irgendwie wieder in Gang kriegen! Gestern hatte er eine Muggelsauerstoffflasche bringen lassen, um zu gewährleisten, dass der Junge genug Luft bekam, auch, wenn er kaum genug Sauerstoff einatmen konnte, weil seine Lunge schon so angegriffen war. Er sah sehnsüchtig auf die Uhr, doch er hatte noch zwei Stunden Schicht, bevor sein Kollege ihn ablösen würde, um den Jungen nachts zu bewachen und ein Organversagen zu verhindern. Schon oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, gegen die klaren Befehle zu verstoßen und Harry gehen zu lassen, der sich doch nur Stunde für Stunde weiter quälte, während sein Zustand sich kaum besserte, eher noch schlimmer wurde. Für ihn war die künstliche Verlängerung dieses Lebens kaum mehr als Eigennutz des Ministers, doch gegen dessen Befehle traute nicht mal er sich zu stellen. Eine Woche, das hatte er zugesagt, acht Tage, vielleicht, wenn er gut gelaunt war. Aber dann würde er dem ganzen Trauerspiel hier ein Ende machen! Kein Kind hatte es verdient, so zu leiden und durchhalten zu müssen, nur weil ein Anderer es unbedingt wollte. Hatte Harry nicht ein Recht auf einen friedlichen Tod? Jemand, der sterben durfte, wenn sein Körper nicht mehr arbeitete? Würde der Junge aufwachen, würde er ohnehin nur vor Schmerzen schreien. Denn selbst, wenn eine leichte Besserung eintreten würde, so war der Körper des Jungen stark mitgenommen... Immerhin hatten seine Kollegin und er schon lange auf Muggelbehandlugnsmethoden zurückgreifen müssen, um sicher zu stellen, dass der Junge lebte. Er war an einen Herzmonitor angeschlossen, um schneller gewarnt zu sein, die Sauerstofflasche und die Maske über der Nase des Jungen, dazu der Defibrilator. Dinge, ohne die der Junge schon vor zwei Nächten sicher gestorben wäre. Seine Kollegin hatte zu Beginn gedacht, ihn vielleicht wirklich retten zu können, aber selbst sie glaubte es nicht mehr. Und so war es wohl das Beste. Harry würde sterben, so, wie Jeder, der je diese Krankheit gehabt hatte, da halfen auch all diese dummen Muggelsachen nichts mehr. Oder irgendwelche fehlgeleiteten Hoffnungen. --- 2.3.1005 Es ist wieder schlechter geworden. Ich habe solche Angst. Ich habe das Gefühl, dass Rics Körper immer weiter abbaut. Als würde er Stück für Stück sterben. Und immer wieder. Er stolpert ständig, er scheint manchmal auch richtig schwer zu atmen und ich kann ihm nicht helfen, ich bin gezwungen, zuzusehen, wie er stirbt, jeden Tag ein Stück mehr. Und ich kann nichts tun, nur mich ins Labor verkriechen, aber er bittet mich jedes Mal bei ihm zu bleiben. Auch, wenn er lächelt, ich weiß, dass er schreckliche Angst hat, Angst vor dem Alleine sein, nicht unbedingt zu sterben, aber Angst, dass niemand bei ihm sein könnte, wenn es so weit ist. Er will nicht, dass ich sein Leben jetzt rette, er sagt, ich müsse ein Mittel finden und dafür die Ursache der Erkrankung, aber vor allem will er, dass ich es tue, wenn er bereits tot ist, wegen etwas, das er gesehen haben will, in der Zukunft. Warum sollte das wichtig sein, wenn er dann doch nicht mehr lebt und ich ihn nicht mehr retten kann? Was habe ich dann davon? Was hat er davon?! Und doch lässt er es mich immer wieder versprechen, wenn er nachts aus seinen Alpträumen aufwacht. Dann ist er besonders verzweifelt. Ich habe es ihm versprochen, immer wieder. Ich werde es tun. Ich werde es tun, dann werde ich ihm folgen, wo auch immer er dann sein wird. Und dann werden wir wieder zusammen sein. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)