Durch die Zeiten von DhalaElenaAngel (oder die Wahrheit dahinter) ================================================================================ Kapitel 18: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen ----------------------------------------------------------------- Tom wusste, es war albern, aber ganz ehrlich – er war nervös. Er war schlechter gelaunt, als je zuvor und er war schon mehrfach kurz davor gewesen, irgendwen ernsthaft zu verhexen. Immer wieder wanderte sein Blick zu dem Platz wo früher Shaddows Körbchen und sein Napf gestanden war und mehrfach sah er herunter in der Erwartung, etwas Kleines, Schwarzes dort zu sehen. Vor allem merkte er, dass er viel langsamer voran kam, als sonst. Er brauchte drei oder vier Versuche, wofür er in der Zeit, wo Shaddow da gewesen war, kaum einen benötigt hatte. Und jeder merkte seine Stimmung. Lucius ging herum, als hätte er einen Stock verschluckt und alle Anderen benahmen sich, als bestünde der Boden aus Eierschalen. Doch das konnte Tom nicht ändern, so ungern er es zugeben wollte, er wusste, er vermisste den Kleinen, er vermisste Harry. Ob er es wollte oder nicht. Wieder griff Tom zu einer Feder und Papier, um ihm zu schreiben, doch kaum stand das Datum, landete der Zettel im Müll Was sollte denn das? Der Junge war so alt, wie Draco! Und nicht sein Sohn! Wozu sollte er ihm schreiben? Es ging ihm gut, er war bei seinem Vater und seinem geliebten Patenonkel! Er wäre sicher informiert worden, wenn etwas nicht stimmte! „Wenn du ihn vermissssssssssssst, hol ihn zzzurück!“, zischte Nagini entnervt, die langsam wirklich die Geduld mit ihrem Master verlor. Da schickte der Trottel seinen armen Gefährten weg und benahm sich wie das letzte Arschloch! Ja, sie hatte gerochen, was da war, nur schien Tom mal wieder zu stur, um zu sehen was vor seinen Augen lag. Vor Allem aber tat ihr der Kleine leid, sie war mehr als ein Mal nachts zu ihm gekrochen und hatte ihn weinen gehört, wenn niemand da gewesen war. Im Grunde bezweifelte sie, dass der zurückgestoßene Junge geschlafen hatte, seit man ihm mitgeteilt hatte, dass er wieder zur Schule sollte, nein, seit er Toms Zimmer hatte verlassen müssen. „Wassssss redessssst du da?!“, blaffte Tom. „Der Junge gehört zur Ssssschule! Er wird gut versssssssorgt!“ „Dasssssssssss glaubsssssst du nur ssssssselbst!“ „Nagini, ich ssssssstreite mich nicht mit einer Sssssssschlange um Dinge, von denen sie keine Ahnung hat!“ „Ich bin keine Ssssssssssssschlange!“, erboste die Angesprochene sich. „Und du nervssssst mit deiner Ssssssssssssstimmung jeden! Liessssssss dassssss Tagebuch mal mit offenen Augen! Und dann mach wassssssssss!“ „Wassssssss willsssssst du sssssssssssagen?!“ „Dassssssssssss du dumm bissssssssst! Ich rede ersssssssst wieder mit dir, wenn dir klar geworden isssssssssssst, wasssssssss du dem Kleinen angetan hsssssst!“ „Jetzt drehen alle durch!“, knurrte Tom, doch statt einer Antwort, sah er nur, wie die erboste Basiliskin auf das Feuer zuhielt und verschwand, er hatte das dumpfe Gefühl, dass es lange dauern würde, bis er sie wiedersehen würde. Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete Severus seinen Sohn. Der Junge saß unter ihm mitten in der Kälte. Das Eis des langen Winters war gerade erst getaut, draußen war es alles andere, als warm und Harry saß da allein, auf einem Baum, versteckt vor den Blicken Anderer, doch Severus war ein guter Beobachter, er hatte den Jungen schnell ausfindig gemacht. Er wusste, vermutlich hätte er mit Harry reden sollen, aber er konnte sich nicht dazu überwinden. Er hatte keine Ahnung, wie er überhaupt auf diese Entwicklung reagieren sollte. Wäre Lily hier, wäre vieles einfacher. So aber konnte er kaum eine Bindung zu dem Bengel aufbauen, er war sich auch nicht wirklich sicher, ob er das wollte. Er sah, wie Black mit Harry umgehen konnte, doch er wusste, dass das nicht seines war. Er war niemand, der Jemanden einfach so in den Arm nehmen würde. Doch blind war er ganz und gar nicht. Er wusste, dass Potter, seit er vor vier Wochen zurückgekommen war, nicht ein Mal in der Halle gegessen hatte und mehr als ein Mal hatte er gesehen, dass der dumme Bengel einen riesigen Umweg in Kauf nahm, nur um nicht durch Selbige gehen zu müssen. Er hielt sich von allen fern von ehemaligen Freunden, von Black und Lupin, er war viel draußen. Allein, manchmal mit einem Buch. Severus hatte mit den Hauselfen geredet, nur um zu erfahren, dass Harry auch nicht in der Küche oder auf dem Zimmer aß, dass er sich stattdessen nur von Nährtränken zu ernähren schien. Dabei hätte er dringend feste Nahrung nötig, denn er war sich sicher, dass der dumme Bengel immer weiter abnahm. Eigentlich war er für eine Zwangsernährung, aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass er dann nicht einen, sondern zwei durchrappelnde Werwölfe und einen tollwütigen Köter am Hintern hängen haben würde. Dazu kam, dass Severus wusste, dass Potter (er weigerte sich, den Jungen als Snape zu sehen), von nicht wenigen aus seinem Haus und auch von einigen Anderen gequält wurde, vor allem, seit die herausgefunden hatten, dass der nicht nur Katzenohren, sondern auch einen Schwanz zurückbehalten hatte, von einem angeblich schief gelaufenen Zauber. Vor allem Granger hatte es auf ihn abgesehen. Laut Poppy hatte Sirius Harry fünf mal, Remus ihn sogar sieben Mal zu ihr gebracht, ein Mal war sogar die Wunde an seinem Bauch zumindest für ein Stück wieder auf gegangen. Er hatte schließlich mit Draco geredet, der ihm dann erzählt hatte, was genau abging. Also hatte er, notgedrungen, nachgegeben und zugelassen, dass Potter mal wieder eine Extrawurst bekam – er durfte bei Black schlafen. Er hatte bei dem Anderen ein Zimmer bekommen, so, dass er nicht mehr in den Gryffindorturm musste, aber das schien es auch nicht besser zu machen. Es war, als wolle Potter, dass es ihm schlecht ging, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen und Severus weigerte sich, auf so etwas auch nur ansatzweise einzugehen. Egal, was Andere sagten. „Ja,“ rief er knapp, als es klopfte, ohne seinen Blick von dem dummen Bengel abzuwenden. Mit gerunzelter Stirn trat Fenrir ein. Er hatte lange überlegt, ob er überhaupt kommen sollte, doch er hatte sich letztendlich doch dafür entschieden. Aus Sorge um den Jungen, den Sirius so liebte. Und ganz ehrlich – auch er hatte doch zumindest einen gewissen Respekt für den Jungen entwickelt. Harry hatte sein Zimmer seit einer Woche hier, die ersten drei Wochen zurück schienen die Hölle gewesen zu sein und es war keine Besserung in Sicht. Es schien ihm nicht, dass Harry sich erholte, ganz im Gegenteil, es schien ihm eher immer schlechter zu gehen, er nahm ab, er sah absolut ungesund aus, er schien praktisch nicht zu schlafen und er wurde nur von den Nährtränken aufrecht gehalten, die er eigentlich gar nicht mehr trinken sollte, aber laut seiner eigenen Beschreibung wurde ihm allein vom Geruch von Essen sofort schlecht. Und der Grünfärbung seines Gesichts nach, die er in der Nähe der großen Halle immer annahm, entsprach das sogar der Wahrheit. Aber das war nicht alles. Da war noch etwas Anderes, etwas, das ihm gar nicht gefiel, eine Veränderung in Harrys Geruch. „Was?“, fragte Severus nur genervt, ohne seinen Blick abzuwenden. „Es geht um Harry.“ „Was hat er nun schon wieder getan?“, fragte der Tränkemeister, woraufhin seine Laune gleich noch mal weiter in den Keller sackte. „Ist er schon wieder bei Poppy gewesen?“ „Ja, das auch,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Aber davon rede ich nicht.“ „Was, bitte, soll es dann sein?“, fragte Severus kühl. „Was hat er nun schon wieder getan, um Aufmerksamkeit zu bekommen?“ „Was?! Er tut das nicht für Aufmerksamkeit, dass du ihn je anerkennst, hofft er noch nicht mal, du ekliger Giftmischer!“ Wütend wandte Severus sich um. „Was willst du damit sagen?“, verlangte der Ältere sofort zu wissen. „Das ich Schuld bin? Ich habe ihn nicht angefasst!“ Fenrir knurrte, er brauchte eine ganze Weile, bis er sich so weit im Griff hatte, dass er den Anderen nicht angreifen würde. „Du bist so blind, du undankbarer Giftmischer! Ich weiß nicht, was es ist, aber Harry leidet! Er ist krank, seine Wunden heilen nicht, die Narbe an seinem Bauch ist mehrfach aufgebrochen, er hat praktisch konstant Schmerzen, ich kann mich nicht an eine Nacht erinnern, die er seither durchgeschlafen hätte und wenn man ihn lässt, tut er nichts, als blicklos vor sich hin zu starren!“ „Ich sage doch, er will nur Aufmerksamkeit,“ entgegnete Severus, äußerlich vollkommen ungerührt. Und auch, wenn innerlich in ihm etwas verlangte, etwas zu tun, er hätte auch nicht gewusst, was. Das war es. Ohne nachzudenken, ohrfeigte er den Anderen. „So, sind wir jetzt wieder klar genug?“, zischte er aufgebracht. „Wach endlich aus deinem Hass gegenüber dem Kind auf! Es ist nicht James Potters Sohn! Auch, wenn er es wirklich gern wäre, dann könnte er wenigstens glauben, dass er von seinem Vater geliebt worden ist! Stattdessen sieht er dich und weiß, dass du ihn hasst! Er wird von Leuten gejagt, die ihn mal seine Freunde genannt haben! Er wehrt sich nicht, er ist müde! Siehst du das nicht?!“ Severus starrte den Anderen eisig an, bevor er sich aufrichtete. „Und was sollte ich deiner Meinung nach tun?“, blaffte er. „Ihm sein zittriges Händchen halten? Dafür hat er Black, ich habe kein Interesse daran!“ Fenrir starrte den Anderen ungläubig an. Wie konnte man ein Kind so hassen? Harry hatte dem anderen doch wirklich noch nie was getan! Na ja, außer zu existieren, aber es war nicht so, als wäre der Junge je gefragt worden! Was hatte Harry ihm nur getan, um so eine Behandlung zu verdienen? Kein Wunder, dass der Junge generell Angst hatte, vor die Tür zu gehen! „Muggel schicken kranke Kinder auf Kuren, “ erklärte Fenrir, schlug dem Anderen dann missgelaunt einige Prospekte auf den Tisch, die er sich hatte schicken lassen. „Das ist, was die magische Welt zu bieten hat. Riddle hat seine Programme noch nicht durch, also hab ich mich bei französischen und Deutschen schlau gemacht. Der Junge muss hier weg, bevor noch was passiert! Oder bevor er sich selbst was antut! Du magst ihn nicht ausstehen können, aber zuzusehen, wie draufgeht, das kannst nicht mal du wollen!“ Severus nahm eine der Broschüren auf, blätterte sie fahrig durch. Ein Ort im magischen Deutschland in den Alpen, ein Hof mit eigener, großer Krankenstation, Heilern auf für die Psyche und einem großen Angebot für Ablenkungen jeder Art – spezialisiert auf traumatisierte und misshandelte magische Kinder, die bei Muggeln aufgewachsen waren. „Also wieder eine Extrawurst für Potter,“ stellte er eisig fest. „Snape,“ gab Fenrir im selben Ton zurück. „Es ist dein Sohn und es geht ihm beschissen! Und das Schlimmste ist, dass es dich kalt lässt! Denk mal drüber nach!“ Mit den Worten stürmte Fenrir aus dem Büro und schlug die Tür hinter sich zu – so heftig, dass einige Bücher von den Regalen krachten. Severus starrte dem Anderen hinterher, doch dann wandte er sich wieder dem Fenster zu. Er sah zu, wie Potter vom Baum stieg und sich dann nervös umsah, bevor er regelrecht ins Innere flüchtete, mit gesenktem Kopf und hektisch zuckenden Ohren. Wortlos ging er zurück zu seinem Schreibtisch und blätterte die Prospekte durch. Er überlegte lange, doch dann zog er einen von ihnen hervor. Er wusste, eigentlich hatte der verdammte Werwolf Recht, er wusste, er war irrational, was Potter anging, also würde er tun, was der Andere vorgeschlagen hatte. Es würde nur ein, zwei Eulen brauchen, um die Sache klar zu machen und vielleicht tat Potter der Abstand ja wirklich gut. Nur musste er irgendeinen Todesser finden, der den Bengel begleitete, um eine Entführung durch Dumbledore zu verhindern. Sonst aber war es vielleicht wirklich das Beste. Ja, und je weiter weg, umso besser. Vielleicht würde der Abstand ihnen Beiden dann auch helfen, so etwas, wie eine gesündere Beziehung zueinander zu finden. Die Farm in der Natur von Island. Dort wurde auch Englisch gesprochen, und es war alles da, die Zimmer waren recht ansehnlich, laut des Prospekts und es waren Einzelzimmer, es wurden angeblich tolle Therapien mit Tieren angeboten, es gab einen Pool, den ja jedes Kind liebte und auf ein Kind kamen bis zu drei Betreuer, wenn erforderlich. Es kostete ein Heidengeld, aber gut, so konnte ihm wenigstens niemand mehr sagen, dass er nicht alles tat, was möglich war. --- 25.6.1002 Es ist kaum noch zu übersehen, wenn man Ric kennt. Er ist krank, das ist eindeutig, er gibt es inzwischen auch zu, aber wir finden einfach nichts. Es ist, als würde die Kraft aus ihm raus laufen, wie aus einem lecken Fass. Und er sieht mich immer wieder so seltsam an, als würde er etwas wissen, das ich nicht mögen werde. Und ich glaube, dem ist auch so. Ich versuche, nicht vom Schlimmsten auszugehen, aber ich wache nachts selbst immer öfter schweißgebadet auf und sehe neben mich, ich kann mich erst beruhigen, wenn ich ihn neben mir sehe, so, wie jetzt auch. Er atmet ruhig und sieht vollkommen entspannt aus, als wäre nichts. Und doch... spätestens morgens werde ich es merken. Wenn er aufsteht und erst mal mehrere Tassen Kaffee braucht, um wach zu werden. Und einen Aufputschtrank. Dann wird er zum Frühstück gehen und kaum etwas essen. Ich kann dabei kaum zusehen. Immer wieder schläft er fast ein. Und immer noch behauptet er, dass alles in Ordnung ist und ich mir keine unnötigen Sorgen machen soll. Der ist mir gut! Hat er nicht verstanden, was er für mich bedeutet? Wie soll ich denn ohne ihn weiter machen?! Ich habe wirklich Angst. Was ist denn die Schule schon ohne Ric? Er ist zur Seele dieses Schlosses geworden, er ist es, zu dem die Kinder gehen, wenn sie Sorgen haben. Selbst die Lehrer kommen, sogar mit Eheproblemen. Und jedes Mal nimmt er sich die Zeit, mit den Leuten zu reden, er zeigt durch die Aufmerksamkeit, dass es nicht immer nur mit Strenge gehen muss. Er ist doch der Mittelpunkt von allem! Ich spüre, dass etwas geschieht. Es ist wie ein Schwert, das über allem baumelt. Ich habe wieder mit Helga geredet und sie hat versprochen, ihn genauer zu untersuchen, ihr ist auch aufgefallen, dass etwas gar nicht stimmt. Sie ist auch sehr besorgt, ich glaube, sie hat einen Verdacht, aber sie will wohl nichts sagen, bevor sie es nicht sicher weiß. Sie hat keine Ahnung, dass sie mich damit noch mehr fertig macht. Wenn ich doch nur etwas tun könnte. Ihm irgendwie helfen, sehen, dass Ric endlich wieder so wird, wie früher! Wach und aufmerksam. Er schläft so viel, ich habe Angst um ihn, große Angst. [i/] --- Blicklos starrte Harry vor sich hin. Er hatte Geschichte und musste nicht wirklich aufpassen. Er kannte den Stoff, er hatte vorgearbeitet. Das war es, was er nachts tat, um seinen Träumen zu entkommen, er las alles was er finden konnte. Sogar mehrere Tränkebücher. So, dass er zusammen mit den Chemiewerken langsam zu verstehen begann, was nun wichtig war beim Brauen. Er war gut, sagte der Professor. Doch selbst darauf hatte Snape nicht reagiert. Dabei versuchte er es so sehr, er blieb im Hintergrund, er verschmolz, soweit als möglich, mit der Menge und blieb sonst für sich. Er beklagte sich nicht, wenn irgendwer ihn wieder verletzte, er ging nicht mal zu Poppy, wenn man ihn nicht fast schon mit Gewalt hinzerrte. Heut Vormittag war er da gewesen, weil Sirius gesehen hatte, dass sein Ohr aufgerissen gewesen war. Es hatte auch schrecklich weh getan, doch er hatte nicht ein Wort verloren. Es war ein Zauber hinter seinem Rücken gewesen, den er nicht zuordnen konnte, auch, wenn er durchaus einen Verdacht hatte. Seit er hier war, hatte er auch nichts mehr von Tom gehört, keine Eule war je gekommen, kein Wort, es war, als wäre die Zeit, die er als Panther verbracht hatte, nichts als ein Traum gewesen, aus dem er aufgewacht war. Nur sein Schwanz und seine neuen Ohren sagten ihm, dass es passiert war. Dabei wollte er nichts lieber, als zurück. Nur ein Tier sein, da war er wenigstens geliebt worden... Verzweifelt biss Harry sich auf die Lippen, versteckte sich dann wieder hinter dem Buch, ohne auch nur eine einzige Zeile zu sehen. Langsam konnte er wirklich nicht mehr. Schon mehrfach hatte der Grünäugige darüber nachgedacht, es einfach zu beenden. Offensichtlich wurde er nicht gewollt. Nicht mal von seinen eigenen Vater. Und wenn die Eltern einen nicht wollten, welchen Sinn hatte es dann? Denn... Tom wollte ihn auch nicht und in seinem Zimmer kam er sich oft wie das dritte Rad am Wagen vor, wenn Fenrir und Sirius wieder zusammen waren. Die Beiden waren kein verkuscheltes Pärchen oder so und Sirius kümmerte sich immer um ihn, aber er fühlte sich trotzdem fehl am Platz, wie eine Belastung, die sein Patenonkel nicht auch noch gebrauchen konnte, nach allem, was ihm schon im Leben geschehen war. Remus... er mochte den Werwolf wirklich, aber er konnte einfach nicht, er konnte sich dem Anderen nicht anvertrauen. Er hatte noch nie über seine Probleme reden können und das hatte sich nicht geändert. Er fühlte sich vollkommen verlassen. Manchmal sah er Malfoy mit nachdenklichem Gesicht in seiner Nähe und er hatte überrascht festgestellt, dass Slytherin ihn meist in Ruhe ließ oder ihm manchmal sogar durchaus unauffällig half, aber das machte es auch nicht besser. Er fühlte sich schlichtweg vollkommen verlassen und er hielt es einfach nicht mehr aus. Er wollte nur noch seine Ruhe, etwas Stille, Schlaf. Und warum nicht für immer? Ja, Sirius würde in der ersten Zeit sicher traurig sein, aber er war sich ziemlich sicher, dass die Anderen ihn nicht vermissen würden, Snape am allerwenigsten. „Potter!“ Erschrocken zuckte Harry zusammen, sah auf. Remus stand vor der Klasse, selbst mit gerunzelter Stirn. Wer hatte ihn dann gerufen? Der Werwolf ließ ihn doch in Ruhe... Er sah sich um, blickte dann zur Tür, wo einer der neuen Lehrer stand. „Was?“, fragte er leise. „Sie sollen zum Direktor kommen, jetzt,“ gab der Mann unfreundlich zurück, bevor er wieder verschwand. Fast schon ängstlich sah Harry auf, direkt zu Remus, der nun zu dem Jüngeren ging. Was wollte Snape von ihm? So plötzlich und mitten unter der Stunde? Das war noch nie vorgekommen, nicht mal bei Dumbledore. „Geh,“ sprach Remus leise zu dem sichtlich verwirrten Jungen. Er hoffte nur, dass Snape nichts Dummes tun würde. Nur zu gern hätte er jemanden mitgeschickt, er hatte ein wirklich schlechtes Gefühl, doch Harry hatte hier niemanden, dem er vertraute und es gab eigentlich auch keinen Grund dafür, jemanden mitzuschicken. Wenig begeistert packte Harry seine Sachen und lief langsam die Treppen entlang zum Turm. Er versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, ob er irgendwas falsch gemacht haben könnte, doch ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Er hatte gegen nicht eine einzige Regel verstoßen, seit er wieder hier war! Vor dem Gargoyle stand er eine ganze Weile vollkommen ratlos, bevor der sich wie von selbst zur Seite bewegte, als Harry seine Hand auf dessen Kopf legte. Interessant, wie das funktioniert hatte...? Aber im Grunde war ihm auch das gleich. Unsicher klopfte er, und öffnete die Tür. Severus sah von seinem Schreibtisch auf. Es hatte ihn eine Woche gekostet, alles vorzubereiten, doch dann war es erledigt, der Aufenthalt von Potter in diesem isländischen Programm war geklärt und bezahlt. In zwei Stunden würde einer der Betreuer mittels Portschlüssel ankommen, um den Bengel einzusammeln, vor den Toren der Schule, so, dass der Junge noch genug Zeit haben würde, sich von seinem Patenflohsack zu verabschieden und dann zuzusehen, wo er blieb. Ihm würde niemand nachsagen können, dass er nicht versucht hätte, zu helfen. Er hatte auch mit Poppy gesprochen, die von der Idee, Potter wegzuschicken angetan gewesen war und die geforderte Krankenakte vorbereitet hatte. Mit allen Angaben und Diagnosen, die sie hatte. „Sir?“, fragte Harry leise, ohne den Anderen direkt anzusehen und ihn so noch mehr gegen sich aufzubringen. Er setzte sich aber auch nicht, er beschränkte sich darauf, sich an seinem Rucksack festzuklammern. Severus hob eine Augenbraue, doch dann beschloss er, auf dieses Benehmen nicht einzugehen, er sah gar nicht ein, dass er auf dieses lächerliche Verhalten eingehen sollte! „Potter, Sie werden in Ihr Zimmer gehen und packen! In zwei Stunden werden Sie abgeholt werden, verabschieden Sie sich von Black und kommen Sie wieder hierher.“ „Was?!“, brachte Harry schockiert heraus. Warum? Was hatte er falsch gemacht? Wo sollte er hin? Warum musste er schon wieder irgendwo weg? Er wollte nicht weg, nicht auch noch von Sirius getrennt sein! „Ich habe mich klar ausgedrückt,“ gab Severus nur knapp zurück. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Sie eine Kur antreten werden! Ich habe Sie in einem Programm angemeldet, in dem man Sie dann eben zwingen wird, wieder normal zu essen, da Sie sich ja weigern, auf die Vernunft zu hören! So ein Verhalten, nur um Aufmerksamkeit zu erhalten, werde ich nicht dulden!“ „Was...?!“, fragte Harry, während er immer bleicher wurde. Aufmerksamkeit? Das hatte er nicht gewollt! Und er wollte nicht schon wieder von einem Ort zum Anderen geschoben werden! „Ich... will nicht!“ Severus verzog seinen Mund zu einem schmalen Lächeln. „Du hast dabei absolut nichts zu sagen,“ gab er kühl zurück. „Ich bin als Direktor – und als dein direkter Vormund – dazu berechtigt, zu tun, was ich für richtig halte!“ Das verschlug dem Jüngeren wirklich die Sprache. „Siri ist mein Vormund!“, rief er dann empört. „Ich will nicht!“ Der Tränkemeister starrte den Jungen nun wirklich sauer an. „Geh! Und pack! Ich befehle es dir!“ „Sie sind nicht mein Vater! Dazu gehört mehr, als jemanden zu schwängern! Da ist Sirius eher mein Vater! Er liebt mich wenigstens! Ich weigere mich! Ich weigere mich, zu gehen! Machen Sie, was Sie wollen! Ich werde nicht gehen! Das Recht, mir etwas zu befehlen, haben Sie verloren, als Sie gesagt haben, dass ich eh nie ihr Sohn sein kann!“ Mit den Worten rannte Harry aus dem Büro, noch bevor der vollkommen platte Snape ihn aufhalten konnte. Severus starrte dem undankbaren Bengel tatsächlich sprachlos hinterher. Was bildete der sich eigentlich ein?! Nach allem, was er getan hatte! Ohne nachzudenken und praktisch blind vor Tränen stürmte Harry los, einfach immer weiter weg von dem Büro, in dem er nie etwas Gutes erlebt hatte, er merkte nicht, wie er an Sirius vorbei stürmte, der ihm nachsetzte, ohne nachzudenken, er merkte eigentlich ja noch nicht mal, wohin er rannte, bis er da war. Im Astronomieturm, dem höchsten Punkt des Schlosses, wo er früher schon so oft zum nachdenken gewesen war. Harry hielt nur sekundenlang inne, er merkte, wie alles auf ein Mal über ihm zusammenschlug. Die Trennung von Tom, seine Alpträume, all die Probleme hier und die Tatsache, dass sein eigener Vater ihn los werden wollte, ihn irgendwo hin schicken wollte, wo er niemanden kannte, zu lauter Fremden. Er hielt es nicht mehr aus. Er konnte nicht mehr. Er lief weiter, wie in Trance, zu einem der glaslosen Fenster, stellte sich auf den Sims, sah herunter, dann schloss er die Augen, breitete die Arme aus – und trat einen Schritt nach vorn. Sirius wusste nicht, was los war, er sah nur Harry an sich vorbei rennen, als gerade andere Kinder die Klassen verließen und einem miserablen Gefühl in seinem Bauch folgend folgte er seinem Patensohn. Immer wieder musste er Schüler zur Seite scheuchen, aber wenigstens bewegten sich die verdammten Treppen nicht. Mit wachsendem Entsetzen bemerkte er dann, wohin der Weg ging – in den Astronomieturm. Er musste zusehen, wie Harry auf den Fenstersims kletterte, die Arme streckte und... „Nein!“, rief er entsetzt und sprang vor, er bekam den Kleinen gerade mal so an der Taille zu fassen. „Harry, was tust du da?!“ „Nein!“, entsetzt merkte Harry, wie er zurück gezogen wurde, an eine breite Brust. „Nein!“, schrie er wieder, versuchte, ums ich zu schlagen. Er wollte nicht gerettet werden, er wollte, dass es vorbei war! Endlich vorbei! Von niemandem mehr weggeschoben werden! Warum verstand Sirius nur nicht, dass er ohne ihn besser dran sein würde?! „Nein, bitte! Bitte, lass mich...! Lass mich gehen!“, weinte er verzweifelt, doch er kam gegen den Griff des Älteren nicht an. „Schh...,“ flüsterte Sirius, entsetzt über das, was gerade vor seinen Augen geschehen war. Er drückte seinen Kleinen fest an sich, doch Harry tobte, wie ein Besessener. Es ging so weit, dass er versuchte, sich selbst zu verletzen. „Merlin, was ist passiert?“, fragte er leise. „Was hat dich so verstört...?!“ „Snape!“ Überrascht wandte Sirius sich um, doch er hielt Harry mit einer Hand fest, mit der Anderen die Handgelenke des Jüngeren, um zu verhindern, dass der sich weiter aufkratzte. „Remus, was... was hat dieses Arschloch Harry gesagt? Merlin, er hat gerade versucht, vom Turm zu springen!“ Remus starrte entsetzt auf den Jugendlichen, der immer noch versuchte, sich loszureißen und vermutlich zu springen. Er weinte wie ein Wahnsinniger. Aber dann fing Remus sich und wühlte in einer seiner Taschen, bis er eine kleine Phiole herausholte. „Gib ihm das.“ „Was ist das?!“ „Traumlostrank,“ gab Remus nur zurück. „Ich habe die letzten Tage nicht gut geschlafen und wollte...“ „Schon gut,“ wehrte Sirius ab, er deutete mit dem Kopf auf den Jüngeren: „Gib es ihm, ich halte ihn fest.“ Remus nickte, er sah, wie Harry versuchte, sich zu wehren, wie er seinen Kopf hin und her warf, doch es war für Remus ein Leichtes, den Kleinen fest zu halten und ihn zu zwingen, den Trank zu schlucken. Dann sah er zu, wie die Bewegungen schlapper wurden, bis Sirius die Handgelenke losließ und diese widerstandslos herab fielen. Sirius starrte auf sein Patenkind, der Schock steckte ihm noch in allen Gliedern, doch dann nahm er ihn hoch: „Ich habe die Nase voll! Er kann hier nicht bleiben!“ „Was willst du tun?“, fragte Remus leise. Er wusste, es konnte nicht so weiter gehen, die Nähe zu Snape machte den Jungen noch kränker, als er ohnehin schon war. „Ich bringe ihn zu Tom.“ „Zu..!? ich weiß nicht, ob das die beste Idee ist...“ „Remus ich...“ „Was? Was hast du nun schon wieder getan?“ „Ich habe ein Heft in Harrys Zimmer gefunden, ich dachte, es wäre sein Notizbuch für seine Klassen und wollte es ihm hinterher bringen. Also hab ich es aufgemacht. Aber es war ein Tagebuch. Ich wollte heute mit ihm reden, ich hab es gestern gefunden, aber heut Morgen war Harry schon weg. Remus, er... ich glaube, er ist Hals über Kopf in Tom verliebt und er denkt, dass der ihn nicht mag, weil der ihn auf die Schule zurück geschickt hat. Und... Snapes verdammtes Verhalten, er... hat das Gefühl, dass niemand ihn liebt und dass er mir im Weg wäre.“ „Oh, Merlin,“ brachte Remus nach einigen Sekunden hervor. Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte ja geahnt, dass etwas nicht stimmte, aber das es so schlimm war??„Also bringst du ihn zu Tom?“ „Ja. Und du – krall dir Fenrir und findet raus, was verdammt noch mal dieser Irre dieses Mal getan hat!“ Der Werwolf nickte. „Du kannst dich auf mich verlassen,“ versprach er mit grimmigem Gesicht und lief aus dem Turm, stürmte regelrecht los. Sirius sah dem Anderen eine Weile lang hinterher, dann stand er vom Boden auf, Harry sicher in den Armen. Ohne auf die vielen dummen Blicke zu achten, lief er runter, trat durch die große Halle und von dort aus nach draußen. Kaum war er außerhalb der Grenzen, apparierte er und landete vor den Toren von Riddle Manor. Rasch trat er ein, nur um von einer verwirrten Bella empfangen zu werden, die gerade erst von einem stressigen Auftrag zurückgekehrt war. „Cousin? Was tust du hier und.. was ist mit Potter?“ „Hol Riddle!“, blaffte Sirius nur stinkig. „Und zwar sofort! Von mir aus zerr ihn an seinen Ohren aus einer Sitzung! Das ist mir scheißegal! Ich will ihn hier haben! Sofort!“ „Aber...!“ „Bella, geh!“ „Sag mal, hast du überhaupt eine Ahnung...?!“ „Hol ihn! Jetzt!“ Selbst mit dem Traumlostrank dicht zuckte Harry heftig zusammen. Doch das war Sirius in dem Fall gleich. „Geh! Jetzt!“ „Na toll, er wird mich ja auch nur umbringen,“ knurrte Bella, doch sie schien zu gehen. Sirius hingegen lief hastig zu Harrys Zimmer, stieß die Tür auf und legte ihn vorsichtig auf sein Bett. „Kleiner, was geht nur in deinem Kopf vor?“, fragte er leise und begann, den Jüngeren von seiner Robe zu befreien, nur um von einem roten Fleck empfangen wurde, der durch den grauen Pullover gegangen war. Die Narbe war also schon wieder offen. Vorsichtig schälte er seinen Patensohn aus seinen Oberteilen, griff dann nach einem Handtuch und hielt es auf die blutende Wunde. „Ich schwöre dir, sollte er dir noch mal so zu nahe treten, zerfleische ich ihn eigenhändig! Ich sag doch, dieses Schwein hat dich einfach nicht verdient!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)