Durch die Zeiten von DhalaElenaAngel (oder die Wahrheit dahinter) ================================================================================ Kapitel 17: Wieder in der Schule -------------------------------- „Was ist hier eigentlich los?“, fragte Ron irritiert, als er zur Lehrertafel sah. Nicht nur, dass drei Lehrer fehlten, auch der Direktor war nicht anwesend. Kein Snape, der sie terrorisieren konnte? Was ging hier vor? Irgendwas war geschehen, da war der Rotschopf sich sicher, er hatte nur absolut keine Ahnung, was es sein konnte. Er wusste, Voldemort, oder Tom Riddle, wie er sich nun wieder nannte, lebte, er hatte den Anschlag angeblich ohne einen Kratzer überlebt und weitere, neue Gesetze kamen jeden Tag heraus. Er musste zugeben, die meisten davon waren irgendwie überfällig und durchaus nützlich. Viele sicherten einfach ihre pure Existenz und das überleben von Magie. Er verstand schon lang nicht mehr, warum es zu diesem Krieg gekommen war. Neville sah den Anderen an, zuckte dann mit den Schultern: „Ich hab keine Ahnung,“ meinte der ruhige Junge nur. Aber auch er war überrascht. Er hatte kaum etwas gesagt, seit Harry verschwunden war, er hatte sich auf das beobachten beschränkt, wie er es immer getan hatte. Er hatte früh gemerkt, dass Ron keine Freundschaft für Harry empfand und hatte das Spiel grausam gefunden, doch noch schlimmer war das gewesen, was Granger abgezogen hatte. Er war erleichtert gewesen, als das ganze hin und her endlich ein Ende gehabt hatte. Er hatte Angst gehabt, auf Harrys Platz rutschen zu müssen, wenn er ehrlich war. Und das war nichts, wo er sein wollte. Ganz sicher nicht! Aber Ron hatte Recht, etwas ging vor, wenn Snape nicht anwesend war. „Irgendwas stimmt nicht,“ schloss Ron ruhig, während er seinen Toast mit Butter bestrich und abbiss. Natürlich war es toll, dass der schleimige Idiot von einem Lehrer nicht da war, um sie anzustarren, als wären sie alle nicht mehr, als der Dreck unter seinen Füßen, aber er hasste es auch, nicht zu wissen, was vor sich ging. Vor allem die Kombination der fehlenden Lehrer gab ihm wirklich zu Denken. „Wir werden es wohl erfahren, wenn es wichtig ist,“ argumentierte Neville nur. „Warum die Sorge?“ „Weil solche Änderungen selten was Gutes bringen,“ gab Ron nur zurück. „Das letzte Mal, als Lehrer verschwunden sind, hatten wir auf ein Mal nen neuen Minister und echt heftige Gesetze. Ganz zu schweigen von neuen, tierisch arbeitsintensiven Schulfächern,“ argumentierte er. „Chemie! Ich mein, bitte! Oder Mathe! Was soll das?! Wir sind doch keine verdammten Muggel!“ „Nein, aber so bekommen die, die mal in die Muggelwelt wollen, eine gute Ausbildung.“ „Die brauchen doch gar nicht hierher zu kommen, wenn sie dann doch dort arbeiten, ich mein, dann wird ihre magische Kraft doch eh gebunden!“ „Schon,“ entgegnete Neville, der sich ernstlich überlegte, warum er sich auf dieses Gespräch überhaupt eingelassen hatte: „Aber ich möchte für meinen Teil schon die Möglichkeit haben, zu wählen...“ Ron runzelte nur die Stirn. „Ob es was mit Potter zu tun hat?“, fragte er dann. „Was, wie kommst du da drauf?!“ „Na ja, abgesehen von Grayback sind alle verschwundenen Lehrer mit ihm verknüpft. Black ist sein Patenonkel, Lupin ist so was wie sein zweiter Pate und Snape... na ja, sie mögen sich nie gemocht haben, aber ich weiß, dass der Mann einen Eid geleistet hat, Potter immer zu schützen.“ Neville runzelte die Stirn, sah dann zu den Lehrern auf. „Kann sein,“ stimmte er zu. Vielleicht hatten sie Harry wiedergefunden, es würde ihn wirklich freuen, wenn es so war, er mochte den Jungen nämlich echt gern, aber er wusste nicht, ob es so schlau war, sich Hoffnungen zu machen. Er sah, wie Malfoy in ihre Richtung blickte. Na ja, zu Ron, um es genau zu sagen, „Da will Jemand was von dir,“ meinte er daher nur, bevor er weiter aß. Überrascht sah Ron auf und begegnete dem Blick des Silberhaarigen, er runzelte die Stirn, packte dann aber seine Tasche. „Wir sehen uns dann wohl nachher,“ meinte er nur. „In Geschichte – so wir das denn dann heut haben.“ Er lief einige Gänge in Richtung Tränkelabor. Ein Fach, das Neville nicht mehr belegte, dann lehnte er sich gegen die Wand und wartete. „Weasley.“ Ron blickte zu dem Anderen: „Was gibt es?“, fragte er nur. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Draco. „Sev ist nicht da, er ist irgendwann gegen Mitternacht verschwunden, Black und Grayback haben den Abflug gemacht und Lupin ist auch weg!“ „Ich hab keine Ahnung,“ gab Ron nur zurück. „Black redet nicht mehr mit mir, seit er erfahren hat, was ich getan habe und Lupin ist zwar freundlich, aber auf eine absolut nichtssagende Weise, ich dachte, das wäre dir aufgefallen!“ „Was könnte sie bewegen, irgendwo zusammen hin zu gehen?“ „Wer sagt uns, dass sie zusammen sind?“ „Du denkst es doch auch!“ „Ja.“ „Warum?“ Ron seufzte leise. „Ich habe einen einzigen, gemeinsamen Punkt gefunden, nur passt Grayback dann nicht ins Bild.“ „Red nicht so um den heißen Brei!“ „Potter.“ Überrascht sah Draco den Anderen an. „Was hat das mit Potter zu tun?“, fragte er überrascht. „Remus Lupin und Sirius Black sind Freunde und Black ist Harrys Patenonkel, Snape hatte eine Lebensschuld bei Potter, also bei James Potter, was darauf hinaus lief, dass er Potters Leben bewahren muss. Und Grayback – ich hab genau gar keine Ahnung..:“ „Darum ist Onkel Sev so gut auf Potter zu sprechen,“ stellte Draco amüsiert fest, doch er zuckte die Schultern: „ Ich fürchte, wir werden wohl warten müssen, bis irgendwer uns mal die Wahrheit sagt,“ seufzte er und machte sich auf den Weg zum Klassenzimmer, er merkte, dass Ron ihm folgte. „Was ist mit Granger?“ „Sie ist weiterhin ein Arschloch und sie hat ein paar Leute um sich herum gesammelt, die... ihrer Meinung sind.“ „Toll....“ „Das kann nicht sein,“ murmelte Severus immer wieder vor sich hin, er starrte auf das Blatt in seiner Hand, rieb sich dann wieder den Kopf, als würde er weh tun, dabei hatte er bereits einen Trank gegen die Folgen des Alkohols von gestern genommen. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das musste ein Alptraum sein! Ja, das war es! Sicher nur ein verdammter Alptraum! „Es ist wahr,“ gab Remus nur ruhig zurück. Er saß bei seinem Boss im Zimmer, ruhig und gefasst. Er hatte sich die Nacht über tatsächlich Gedanken über Sirius’ Reaktion gemacht, aber noch mehr machte er sich darum, wie Snape auf diese Entdeckung reagieren würde und was er nun zu tun gedachte. Was für Folgen es für Harry haben würde. Denn der Junge war in seinen Augen so schon gebeutelt genug. Das hier konnte ihm gut und gern den Rest geben, der Junge war nun mal nicht aus Stahl, wie alle es immer so gern hätten, hinter der Maske der manchmal frechen, immer gut gelaunten Jungen, der das Ebenbild von James zu sein schien, steckte ein fragiles Kind, dass sich nur nach Nähe und Vertrauen sehnte, etwas, dass Snape generell nicht gab. Abrupt wandte der Tränkemeister sich zu Lupin um, dessen Anwesenheit er schlicht und einfach vergessen hatte. „Was weißt du schon?“, blaffte er. „Ich erfahre hier gerade, dass mein Leben eine einzige Lüge war und dass ich einen Sohn habe, der nichts als Probleme verursacht, wo immer er...!“ Weiter kam der Mann nicht, bevor er von Remus mit einem unguten Geräusch gegen die nächste Wand gedonnert wurde. „Er macht Probleme?!“, brüllte der sonst so friedliche Werwolf aufgebracht. „Er?! Er will nichts, als jedem zu helfen! Jedem! Selbst dir, du arrogantes Arschloch! Er ist sanft und gut! Er ist ein Kind, das gezwungen wurde, zu früh erwachsen zu werden! Er ist allein! Du hast ihn nicht verdient, Snivvelus! Und solltest du ihm weh tun, dann werde ich dafür sorgen, dass du mit Moony spielen darfst – beim nächsten Vollmond!“ Remus fasste es nicht! Wie konnte der Andere nur so etwas sagen? Harry hatte nichts getan, um das zu verdienen! Angewidert ließ er den Anderen fallen und machte sich auf den Weg zu Sirius, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen und dessen Reaktion abzuwarten. Wobei er sich aber ziemlich sicher war, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, der Mann liebte Harry heiß und innig, wie ein eigenes Kind. Er würde den Jungen sicher nicht einfach so im Stich lassen. Severus brauchte eine Weile, bis er wieder auf die Beine kam, sein Kopf schmerzte höllisch und er hatte gute Lust, den Werwolf durch das Zimmer zu fluchen, doch der hatte sich ja schon, praktischerweise, aus dem Staub gemacht. Was sollte er nun tun? Er hob das Blatt auf, das neben ihn auf den Boden gesegelt war. Potter – sein Sohn. Das war einfach zu viel für ihn. So lange hatte er den Jungen gehasst, da der ihn immer ran Lilys Betrug erinnert hatte, er hatte nur das Schlechte gesehen und nun musste er erfahren, dass das alles ein Irrtum gewesen war. Lily, seine einzige, wirklich große Liebe, würde sich in ihrem Grab umdrehen, wenn sie das wüsste. Nun, vermutlich wusste sie es und verfluchte ihn für sein nicht vorhandenes Vertrauen. Langsam und wie von einer fremden Macht gelenkt, lief er zu Toms Zimmern, klopfte dann an der Tür. Tom hatte sich gerade angezogen, um wieder zum Ministerium zu gehen, er wartete eigentlich nur auf Sirius, damit er gehen konnte. Er war überrascht, als es aber dann klopfte, da es eigentlich noch eine halbe Stunde zu früh war. Er sah auf Harry, der kurz sein Gesicht verzog, dann rückte er die Decke zurecht und öffnete die Tür mit einer Handbewegung, überrascht, wen er da zu sehen bekam. „Severus – dich hätte ich so schnell nicht erwartet,“ stellte er fest. Er sah in das steinern wirkende Gesicht seines Vertrauten. „Sag mir, dass das nur ein verdammter Scherz ist!“, verlangte Severus aufgebracht. „Ich... er...!“ „Er ist dein Sohn,“ gab Tom leise aber bestimmt zurück. „Ich würde über derlei Dinge nie scherzen und ich habe drei verschiedene Tests gemacht, die alle zu demselben Ergebnis gekommen sind, Irrtümer ausgeschlossen. Ich würde dich bitten, nicht so zu schreien, es geht ihm nicht sonderlich und er muss nicht aufwachen.“ Das brachte Severus tatsächlich erst mal dazu, seine Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Leise trat er an das Bett, zog die Decke so weit runter, dass er das Gesicht sehen konnte und er sah es sehr wohl. Die Ähnlichkeiten zu ihm. Na ja, der Junge hatte nicht seine Nase, aber definitiv seine Haare und auch seine Gesichtszüge, wenn auch, durch die von Lily abgemildert. Leugnen zwecklos. Selbst ohne Test war es zu erkennen. Harry war kein Potter, sondern ein Snape. Tom beobachtete den Anderen, während der den Jungen studierte und verzweifelt nach einer Ähnlichkeit zu James Potter fahndete, dann aber zog er die Decke wieder hoch. „Er ist dein Kind,“ gab er dann steif und ruhig zurück. „Ob du es wahrhaben willst, oder nicht, Severus. Lily hat dich nicht betrogen und was wir bisher gesehen haben, war nur eine Illusion, vermutlich von Dumbledore. Vielleicht aber auch von Lily um das Kind zu schützen.“ Severus atmete tief durch: „Ich... kann nicht der Vater sein, “ flüsterte er. Tom wusste, der Mann meinte nicht die Gene. „Es mag eine Menge zwischen euch Beiden liegen, aber verdammt noch mal, du bist die einzige Familie, die er hat!“ „Er hat seine Verwandten!“ Wortlos zog Tom den Rest der Decke herunter, drehte Harry vorsichtig auf den Bauch und deutete auf den Rücken des Kleinen, auf dem man immer noch dicke Narben sah, obwohl sie sich schon gut zurückgebildet hatten. Er beobachtete, wie der schwarze Schwanz kurz zuckte, sich aber dann um die Taille des Jüngeren zusammenrollte. „Das ist es, was seine Verwandten mit ihm getan haben!“, knurrte Tom ungnädig. „Sieh dir mal an, wie groß er ist und denke daran, wie groß Lily war, wie groß du bist, bei Merlin!“ Severus zog die Luft scharf ein, als er das sah, doch er konnte nicht ändern, was war. Es tat ihm leid, dass der Junge offensichtlich gelitten hatte, doch da waren keine Vatergefühle, nur die dumpfe Leere in seiner Brust, die da war, seit Lily gestorben war. „Sirius wäre ein besserer Vater – und Lupin auch, wo wir schon dabei sind.“ „Aber du bist seine Familie, verdammt!“, zischte Tom aufgebracht, er deckte Harry hastig zu, als der begann, unruhig zu werden, kraulte ihn kurz zwischen den Ohren: „Alles in Ordnung, Kleiner,“ murmelte er. „Schlaf einfach weiter, Sirius kommt nachher auch vorbei...“ Der Tränkemeister beobachtete das, dann ging er zu seinem Kamin, nahm eine Hand voll Floopulver. „Er ist ein Schüler, ich will, dass er in einer Woche wieder in der Schule ist,“ brachte er dann heraus. „Ich bin nicht bereit, den Bengel zu bevorteilen. Er wird lernen, wie jeder Andere auch.“ Und damit verschwand er. Tom sah seinem General lange hinterher, strich Harry sanft über die Haare. „Er wird lernen, dich zu mögen,“ versprach er nur leise. „Er ist nicht so hart, wie er tut, er tut sich nur schwer, irgendwen an sich ran zu lassen. Und ich denke, die Schule wird dir gut tun.“ Ja, das war gut, Harry gehörte in die Schule. Etwas in ihm wollte sich weigern, Harry gehen zu lassen, aber er wusste, in Hogwarts waren Lupin und Sirius, dort wäre der Kleine gut aufgehoben. „Ich werde dich sicher vermissen,“ meinte er leise. „Aber du gehörst in die Schule, du bist schließlich kein Haustier...“ Er sah auf, als es erneut klopfte, nicht überrascht, Sirius zu sehen, aber wenig begeistert, dass auch Grayback da war, doch der Werwolf wirkte relativ ruhig. „Wehe, er wird wieder zum weinen gebracht!“, warnte Tom, dann packte er Tasche und Umhang und ging, aber wieder nicht, ohne Harry auf die Stirn zu küssen. Harry aber hatte alles gehört, er war wach geworden, als Snape herein gekommen war. Er hatte den Mann gehört, er hatte Tom gehört und etwas in ihm fühlte sich an, als wäre es gerade gebrochen. Nein, er war kein Tier – leider. Er war nur er. Und darum wollte niemand etwas mit ihm zu tun haben. Tom würde ihn weggeben, sein eigener Vater wollte nichts von ihm wissen. Sah ihn bestenfalls als Ballast. Und scheinbar wusste inzwischen jeder, was bei den Dursleys geschehen war. Er wollte einfach nur weinen, nur verschwinden, weit weg von allem, doch er blieb hier. Er war nur eine Last, für jeden um ihn herum... Sirius sah dem Anderen überrascht hinterher, doch dann riss er sich zusammen und trat zu dem Bett, in dem sein Kleiner lag, von ihm abgewandt, tief unter der Decke begraben. Er strich leicht über die Erhebung, wo er die Schulter vermutete, dann setzte er sich auf den Sessel. „Was ist?“, fragte er Fenrir, der das Bett musterte. Fenrir hörte, dass Potter wach war, es war unverkennbar, der beschleunigte Herzschlag sagte ihm alles, doch der Junge wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass man es sah. Und da er sich wegen dem Vortag wirklich schuldig fühlte, sagte er nichts. Er hatte nicht schreien wollen, er hatte nicht gewusst, was das auslösen würde, aber er war so sauer auf Sirius gewesen, dass der einfach ohne ihn verschwunden war. „Nichts,“ meinte er daher, er trat zu einem der Regale und musterte die Bücher dort. Er würde nichts sagen, denn Potter ging ihn auch nicht wirklich etwas an. „Kannst du das fassen?“, fragte Sirius dann. „Snape! Snape ist sein Vater! Dieser Bastard! Er hat ein Kind wie Harry gar nicht verdient! Und dann ist er noch nicht mal hier! Er müsste an diesem Bett sitzen!“ Harry unterdrückte ein hohles Aufschluchzen, als er das hörte, er rollte sich nur fester in sich zusammen und wünschte sich weit, weit weg, zurück in seinen Pantherkörper, auf Toms Schoß. Aber er wusste, das würde nie wieder geschehen. Er hatte keine Chance mehr, dorthin zurückzukehren. Er wurde dort nicht mehr gewollt, er war unerwünscht – offensichtlich fast überall. Fenrir runzelte erneut die Stirn, dieses Mal froh, dass Black es nichts sagte, denn er hörte das Geräusch und er roch das Salz der Tränen. Er war sich ziemlich sicher, dass der Giftmischer hier gewesen war und seine Schnauze mal wieder zu weit aufgerissen hatte. Potter hatte etwas gehört, dass ihn fertig gemacht hatte, um es milde auszudrücken. Davon konnte er ausgehen. „Lass ihn,“ meinte er daher. „Der Giftmischer ist eben... ein Arsch.“ Er blickte eine Weile auf Black. Sie hatten gestern lang geredet, über Askaban, über den Jungen, über Sirius’ Angst, den Kleinen zu verlieren, den er als Sohn ansah. Daher war er auch nicht mehr wirklich eifersüchtig. Er würde den Jungen dulden, vielleicht irgendwann sogar als Teil des Rudels ansehen. Sirius knurrte nur. „Nachdem Remus mir das erzählt hat... ich wäre am liebsten hinter dem Kerl her und hätte ihn auseinander gerissen! Knochen für Knochen!“, er sprach so leise es ihm möglich war, er wollte nicht, dass Harry aufwachte. „Und ich finde es falsch, dass Tom es Harry gesagt hat! Der Junge hätte weiter glauben sollen, dass er James’ Sohn ist! James hat den Kleinen wenigstens wirklich geliebt!“ Nach diesem Tag war Harry dazu übergegangen, so zu tun, als ob er schlief, vor allem, wenn Tom da war, er hätte es nicht ertragen, dem Anderen in die Augen zu sehen. Vor allem seit der ihn in ein anderes Zimmer gebracht hatte. Zwei Tage, nachdem der Tränkemeister weggegangen war. Der Andere hatte ihn hochgehoben und woanders hin gebracht, in ein fremdes, kaltes Bett, das nach Waschmitteln roch. Dann war er gegangen und Harry hatte stundenlang geweint. Sirius war irgendwann gekommen und hatte ihn gefragt, ob er Schmerzen habe. Da er keine Lust gehabt hatte, zu erklären, was wirklich los war, hatte er genickt und den Schmerztrank geschluckt, man nervte ihn auch nicht, dass er essen sollte, man gab ihm stattdessen irgendwelche Tränke. Und Sirius erzählte ihm immer, dass er ihn mit zur Schule nehmen würde und dass das sicher lustig werden würde. Als wären die Herumtreiber wieder da. Sein Patenonkel versuchte immer, ihn aufzuheitern und abzulenken. Doch so sehr Harry Sirius liebte und so froh er war, den Anderen bei sich zu haben, war Sirius doch nicht Tom und auch nicht sein Vater. Dazu kam, dass Sirius meist mit Grayback da war, sie waren zusammen, das erkannte er an der Art, wie der Werwolf Sirius musterte und ihn warnend anzustarren schien, auf das er ja seine Finger von dem Anderen lassen sollte. Noch eine Person, die ihn nicht haben wollte. Doch er sagte nichts, er stellte sich nur weiter schlafend, so oft es eben ging. Es war das Leichteste. Einige Tage später hatte Poppy gesagt, dass alles wieder so weit in Ordnung sei, dass er zurück in die Schule gehen könne und Harry wünschte sich, Umbridge hätte besser gezielt. Doch Sirius freute sich so. Er hatte ihn am selben Tag mit in die Stadt geschleppt und ihm eine riesige Garderobe gekauft. Harry hatte gelächelt und sich bedankt. Seit er nicht mehr im Bett lag, hatte er Tom überhaupt nicht mehr gesehen. Nach dem Einkaufen war es auch nicht zurück zu Tom gegangen, sondern nach Hogwarts. In den Gryffindorturm. In seinen alten Schlafsaal, den er sich immer noch mit Weasley und Longbottom teilte. Sein Patenonkel hatte ihm geholfen, seine Sachen einzuräumen, dann hatte er ihm gesagt, dass er jederzeit zu ihm kommen könne und ihm eine Tasche gegeben, mit den Worten, dass der Inhalt von Tom käme. Er hatte sie erst geöffnet, als Sirius weg gewesen war. Der Inhalt war ein Kuscheltier gewesen, ein Teddy. Harry lag einfach nur auf dem Bett, das Tier in den Armen und weinte wieder mal still vor sich hin. Der Teddy roch nicht mal nach Tom. Und der Andere würde ihn auch nie wieder streicheln. Er würde den Anderen sicher sehen, bei irgendwelchen Treffen, zu Weihnachtsfeiern, aber sonst... Seine Hand glitt zu seinem Hals, doch da war nichts mehr. Das Halsband war ab, Sirius hatte es ihm abgenommen und gesagt, er würde es Tom zurückgeben. Es fühlte sich an, als würde alles auseinander fallen. Morgen musste er wieder zurück in den Unterricht – mit den Ohren und dem Schwanz. Wovon er Erstere noch nicht mal verstecken konnte. Es würde Horror werden, das wusste Harry. Und kein Wort von Snape. Nichts. Der Mann ignorierte ihn einfach und er würde ihn auch nicht mehr im Unterricht haben. Der Andere war Direktor, kein Professor mehr. Der Andere wollte ihn nicht haben, er sah Harry nur als ungewollte Belastung, die er nicht brauchen konnte. So, wie Tom. Er hatte nicht bei dem Menschen bleiben dürfen, der ihm so viel bedeutete. Mit aller Macht unterdrückte Harry ein Aufschluchzen, während eine neue Schmerzwelle durch seinen Unterkörper schoss. Die Wunde war nicht ganz verheilt, aber das war ihm egal. Er hatte Poppy nichts gesagt. Wie aus weiter Ferne hörte Harry, dass Ron und Neville in den Raum traten. Er war froh, dass er die Vorhänge zugezogen hatte. Sie waren verzaubert, so, dass niemand ihn so sehen würde. „... ist zurück!“ „Ja, das habe ich auch gehört.“ Das war Ron. Nein, Weasley, Ron war nicht sein Freund, erinnerte Harry sich dumpf, so wenig wie Hermine und Ginny, er befand sich in einem Turm, zusammen mit Leuten, die ihn doch nur hassten. Er war sicher nicht willkommen. „Ich bin gespannt, was das wird...“ „Lass ihn, er hat es wohl schwer genug gehabt, wo auch immer er war.“ Rascheln, dann Schritte, die sich entfernten. Er war wieder allein hier drin. Erneut schloss er die Augen, versuchte, in die Panthergestalt zurückzugelangen, doch es gelang ihm einfach nicht. Der einzige Ausweg war ihm versperrt. Er war erneut gefangen in diesem Alptraum aus dem es für ihn einfach kein Entkommen zu geben schien. Harry wusste, es wäre eigentlich Zeit, zum Abendessen zu gehen, doch er konnte sich nicht aufraffen, aufzustehen, oder sich überhaupt zu bewegen. Stattdessen blieb er reglos liegen, nicht mal bereit, sich Schlafsachen anzuziehen. Er war eigentlich erst sieben Uhr abends, doch er fühlte sich gerädert, als wäre er zwanzig Stunden am Stück wach gewesen. Er hätte nichts lieber gemacht, als zu schlafen, doch auch das wurde ihm verwehrt. Also blieb er einfach weiter reglos liegen und wünschte sich, dass er nicht mehr existieren würde, dann würde er auch niemandem mehr weh tun und nicht mehr allein sein müssen... Der nächste Morgen kam viel zu früh und Harry war sich sicher, bestenfalls mal eine Stunde geschlafen zu haben. Und dann hatte er Alpträume gehabt. Davon, dass Tom starb, dass Sirius fiel. Und er konnte zu niemandem gehen, um sich trösten zu lassen, da war niemand, der ihn streichelte, er war allein. In einem Bett, dass ihm eisig kalt vorkam und nur mit einem Teddy, der sicher Alles war, aber kein Ersatz. Trotz der Schmerzen hatte er sich daher in sich zusammen gerollt, doch auch dadurch war ihm nicht wärmer geworden. Harry blieb liegen, während die Anderen zum Frühstück gingen, ein Mal hatte Neville wohl versucht, ihn zu wecken und die Vorhänge aufzuziehen, aber der Zauber hatte das zum Glück unmöglich gemacht. Erst, als Harry sich sicher war, dass er allein war, zwang er sich, sich zu entrollen und aufzustehen. Er ging, mit einer Uniform, ins Bad und duschte sich, zog sich dann an, sein Schwanz legte sich wie von selbst fest um seine Taille, die er fast zwei Mal umwickeln konnte. Dann erst legte er die Schulrobe um, sah in den Spiegel. Er hasste sein eigenes Spiegelbild noch mehr, als vorher, auch, weil er es einfach nicht mehr kannte, für ihn war es, als würde ihn ein Fremder aus eingefallenen Augen anstarren. Ein Fremder mit lächerlichen Katzenohren, die er nicht mal unter seinen Haaren verstecken konnte. Langsam und widerwillig verließ Harry den Schlafsaal, den neuen Rucksack, ein weiteres Geschenk von seinem Patenonkel, hielt er fest umklammert, als würde der sonst wegrennen. Er machte einen großen Bogen um den Speisesaal, wo er die Anderen schwatzen hörte, ging direkt zu dem Klassenzimmer, wo er Unterricht hatte. Geschichte. Bei Remus. Er setzte sich ganz nach hinten, nur um ja nicht aufzufallen und legte sein Buch, Heft und Stift bereit. Wobei er fast wieder zu heulen begann, als er die Feder erkannte. Er hatte sie Tom immer zum Spielen geklaut. Wie war sie zu seinen Sachen gekommen? Er steckte sie hastig wieder weg, nahm einen einfachen Muggelfüller, mit dem er gern schrieb. Als er alles vorbereitet hatte, versteckte er sich hinter dem Buch, schon allein, um von niemandem angesprochen zu werden, was zum Glück sogar funktionierte. Remus trat in das Klassenzimmer und sah sich suchend um. Alle saßen schon da, redeten miteinander. Nur einer nicht. Harry saß allein und irgendwie verloren ganz hinten auf der Bank, er versteckte sich hinter einem Buch, doch er sah bei Weitem nicht aus, als würde er es lesen. Grayback hatte Recht. Der Andere hatte ihn nach dem Frühstück kurz beiseite genommen, nachdem Sirius schon gegangen war. Der andere Wolf hatte ihm gesagt, dass er davon überzeugt war, dass etwas nicht stimmte und dass sie ein Auge auf Potter haben müssten. Remus hatte abstreiten wollen, doch nun glaubte er es blind. Den gesamten Unterricht über hielt er Harry im Auge, der Junge blieb aber konstant über sein Blatt gebeugt und schrieb, nicht bereit, irgendwen anzuerkennen. Er reagierte nicht auf die neugierigen Blicke, die immer mal wieder zu ihm flogen, sondern schirmte sich mit seinem Buch ab, so gut es eben ging. Ja, Harry litt und er wusste nicht, warum. „Harry, bleib bitte nach dem Unterricht,“ sprach Remus schließlich, nur Sekunden, bevor es klingelte. Harrys Herz sank tiefer, er hatte das dumpfe Gefühl, dass der Andere versuchen würde, ihn auszufragen, aber er würde nichts sagen. Er wollte überhaupt nicht sprechen, wenn es sich vermeiden ließ. Er nickte aber und packte seine Sachen langsam, während die Anderen mit neugierigen Blicken an ihm vorbei stelzten. Als alle weg waren, sah er auf. Remus setzte sich zu dem Jüngeren, strich ihm kurz durch die Haare, doch im Gegensatz zu seinem Verhalten bei Tom zuckte er zurück, als habe man ihn geschlagen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Remus besorgt. Harry zwang sich zu lächeln, nickte aber dann. „Du warst nicht beim Frühstück...“ Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern. Allein der Gedanke daran, in dieser Halle essen zu müssen unter all den Blicken, machte ihn regelrecht krank. Remus seufzte leise. Etwas falsch? Hier herrschte roter Alarm! Dunkelroter! „Hast du deine Nährtränke?“ Harry nickte wieder. Der Werwolf war wirklich kurz vor dem Verzweifeln. Harry schien noch nicht mal vorzuhaben, seinen Mund zu öffnen. „Dann vergiss bitte nicht, sie zu nehmen,“ bat er leise. „Und wenn was ist, wenn du Probleme hast, dann komm zu mir, ja?“ Harry lächelte, ohne, dass es die Augen erreicht hätte, nickte aber dann und sah Remus fragend an, blickte zur Tür. „Geh,“ gab der Werwolf nach, wobei er das Gefühl hatte, dass seine Bemühungen einfach nur für die Katz gewesen waren. Er konnte nur beobachten, wie Harry sich nach draußen schleppte. Er hatte den Anderen gesagt, dass es zu früh war, den Jungen wieder zur Schule zu schicken, er hatte gehofft, dass Tom ihn unterstützen würde, aber der schien es auf ein Mal selbst wahnsinnig eilig gehabt zu haben, den armen Kleinen wieder los zu werden. Und Sirius hatte sich einfach gefreut, dass Harry bei ihm bleiben würde. Der gute, einfache Sirius, er sah nicht, was vorging, oder noch besser, er wollte es nicht sehen. Regelrecht erleichtert flüchtete Harry und quälte sich durch den Rest der Stunden, immer beobachtet von seinen Mitschülern. Während des Mittagessens war er wieder nach oben geflüchtet. Obwohl er keine Lust hatte, hatte er aber dann einen der Nährtränke geschluckt. Denn die Halle kam für ihn nicht in Frage, statt Hunger zu bekommen, war ihm schon von dem Geruch schlecht geworden und der Gedanke an Essen hatte ihn grün werden lassen. Vor allem, weil sie ihn dann sicher nicht in Ruhe lassen würden und Harry hatte die eisigen Blicke von Granger gesehen. Nein, wenn er schon hier bleiben musste, das wollte er sich nicht antun. Stattdessen saß er auf dem Bett und starrte blicklos vor sich hin. Zumindest eine Weile, dann begann er, die ersten Hausaufgaben zu erledigen. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Er wusste, auch gute Noten würden Snape nicht dazu bringen, ihn zu mögen oder ihn mal zu sprechen, ohne zu brüllen. Aber die Aufgaben lenkten ab, wenigstens für eine Weile. Wobei ihm auffiel, dass es kaum etwas ausmachte, dass er so lange gefehlt hatte. Als es Zeit für den Nachmittagsunterricht wurde, packte Harry wieder seine Tasche und machte sich auf den Weg. Wenigstens war es nur Hagrid. Es würde also keine weiteren Aufgaben geben. Er lief, so weit es ging, in den Schatten, nach draußen, wo er das Gebäude sah, das neu errichtet wurde. Das, das Tom beschlossen hatte, um... weiter kam er nicht, bevor er sich abrupt abwenden musste, um zu verhindern, dass er das Heulen anfing. Hastig und zur Vorsicht wischte er sich über die Augen, er sah zu den anderen Schülern und zu Hagrid, der zeitgleich mit ihm ankam, ihn aber erst mal zum Glück nicht bemerkte. Draco hingegen sah sich immer wieder zu Potter um, er hatte ihn bereits den gesamten Tag beobachtet. Wie der Jüngere mit hängendem Kopf von Klasse zu Klasse geschlichen war und die Katzenohren, die der irgendwie bekommen hatte, nervös gezuckt hatten. Der Slytherin hatte sogar alle seine Hausgenossen mit Todesstrafen verwarnt, wenn einer von ihnen Potter angriff. Er wusste, irgendwas musste passiert sein, nicht mal er hackte auf Jemandem rum, der eindeutig schon auf dem Boden lag. Er war vor allem fasziniert, wie schnell Potter auf ein Mal packen und verschwinden konnte, es war, als wäre der Andere gar nicht zurück, er schien nur konstant auf der Flucht zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)