Koi no nayami ~ 「恋の悩み」 von hotmilk (ルキxれいた) ================================================================================ Kapitel 1: 過ちに溺れ ~ Ayamachi ni obore ------------------------------------ Hey und herzlich willkommen zu meiner neuen FF mit dem unkreativen und schnulizigen Titel "koi no nayami" und zum ersten Kapitel. Leider ist das kapitel etwas langweilig geworden da hier sehr viel erklärt wird. gomen ne~ Die FF hätte ursprünglich lustig werden sollen, allerdings bin ich immer mehr ins Drama hineingeruchtscht. Dann musste ich den ganzen Anfang neu schreiben, weil er nicht mehr dazugepasst hat. anyway. Ich hoffe ihr habt trotzdem Freude damit und habt nachsicht mit meinen Fehlern, ich habs mir nur noch einmal durchgelesen und da habe ich nicht alles gefunden. let's start :) allright~ ___________________________ 過ちに溺れ ~ Drowning in our mistakes „Okay. Mir reicht’s! Da wir heute sowieso nicht mehr zum Arbeiten kommen, gehe ich jetzt! Macht doch was ihr wollt. Sagt die Tour von mir aus ab, oder was weiß ich!“ Schnaubend stopfte der braunhaarige Drummer von theGazettE seine Unterlagen in eine schwarze Aktentasche, zog seine Jacke an und verlies schnellen Schrittes das Besprechungszimmer. Allerdings nicht, ohne dabei hinter sich die Türe ordentlich zuknallen zu lassen, was den vier übriggebliebenen Bandmitgliedern ein kurzes Zusammenzucken entlockte. „Na wunderbar. Jetzt hat auch noch der letzte vernünftige Mensch hier das Handtuch geworfen“ stellte Uruha seufzend fest und fuhr sich frustriert durch seine nun wieder dunklen Haare. Er saß lässig nach hinten gelehnt in einem Stuhl, die Beine auf einem anderen abgelegt. Ihm gegenüber saß Aoi, den Kopf mit einer Hand am Tisch abgestützt und spielte gelangweilt mit einem Feuerzeug. Auf Uruha’s Aussage hin zuckte er nur leicht mit den Schultern und fixierte die kleine Flamme als würde er darin die Lösung für all seine ungelösten Probleme finden, wenn er nur lange genug hinsah. Ruki saß neben ihm, hatte die Beine streng übereinander geschlagen wie eine Filmdiva und wippte nervös mit seinem Designerstiefel besetzten Fuß während er die weiße Wand ihm gegenüber mit bösen Blicken in Brand zu stecken versuchte. Der Bassist der Band hatte sich ganz am anderen Ende des langen Konferenztisches niedergelassen und bemühte sich so cool und männlich wie möglich auszusehen. Allerdings sah er mit seiner leicht vorgeschobenen Unterlippe, den zusammengezogenen Augenbrauen und den vor der Brust verschränkten Armen eher aus wie ein bockiger Teenager. „Und… was machen wir jetzt?“ kam es schließlich erneut aus Uruha’s Mund. Die Frage diente einzig und allein dem Zweck, guten Willen zu zeigen, denn er erwartete eigentlich keine Antwort von seinen Kollegen. Zumindest keine sinnvolle. Es folgten weitere unerträgliche Minuten des Schweigens. Das Einzige was man hörte, war das ticken des Sekundenzeigers der Wanduhr und das Geräusch, dass der Reibstein an Aoi’s Feuerzeug erzeugte, immer wenn er mit seinem Daumen darüber schnippte. „Hörst du wohl auf damit!“ fuhr Ruki urplötzlich und in einer beträchtlichen Lautstärke den schwarzhaarigen Gitarristen an und riss ihm das Feuerzeug aus der Hand, woraufhin dieser vor Schreck fast von seinem Stuhl fiel. Aber auch Uruha und Reita waren nicht minder überrascht über diesen plötzlichen Ausbruch des Sängers, der an diesem Tag bis dahin noch keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte. „Das nervt!“ „Das hättest du aber auch normal sagen können…“, entgegnete Aoi kleinlaut und wurde dann von einer lauten Stimme vom anderen Ende des Raumes unterbrochen. „Du bist doch sowieso dauergenervt in letzter Zeit!“ keifte Reita. „Da ist es völlig egal was man macht. Du flippst eh wegen jedem Scheiß sofort aus.“ Ruki’s Blick schnellte zu dem Bassisten. „Achja!? Und wessen Schuld ist das bitteschön?“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung gewesen. „Ja meine, nehme ich mal an.“ „Dann gibst du es also zu?“ „Nein. Aber ich weiß, dass du sowieso immer MIR die Schuld an allem gibst.“ „Du BIST an allem Schuld. Mein Laune, Kai’s Laune… die Band!“ Mittlerweile haben sowohl Ruki als auch Reita die Stimmen erhebt und schrien sich eher an, als dass sie miteinander redeten. „Dass die Band vor dem Aus steht, dafür bist allein DU verantwortlich! Also schieb das jetzt nicht mir in die Schuhe.“ Reita war inzwischen von seinem Stuhl aufgesprungen und sah aus, als wäre er bereit jederzeit über den großen Tisch zu hechten um auf Ruki loszugehen. „Ach, will Mr. Unschuldig damit etwa sagen, ich war es der-“ „Okay das reicht!“ unterbrach Uruha den Sänger, stand auf und hielt eine Hand in die Höhe um auf sich aufmerksam zu machen. „Ruki, halt die Klappe! Reita, setz dich hin.“ Die Angesprochenen gaben genervte Laute von sich, taten aber, wie ihnen geheißen wurde. Uruha atmete tief durch bevor er weiter sprach. „Ich bin kein besonders guter Streitschlichter. Normalerweise macht das Kai, aber den habt ihr ja schon verjagt.“ Er machte eine kurze Pause um sich neue Worte in seinem Kopf zu Recht zu legen. „Jedenfalls… hab ich keinen Bock, dass sich meine Kollegen gegenseitig die Köpfe einschlagen. Und abgesehen davon…. niemand sagt, dass die Band vor dem Aus steht! Und selbst wenn es in letzter Zeit nicht mehr so gut läuft, dann ist das sicher nicht die Schuld eines Einzelnen. Also entschuldigt euch jetzt gefälligst bei einander für diese blöde Behauptung!“ Der großgewachsene Gitarrist sah die beiden Streithähne ermahnend an. Schließlich erhob sich Reita erneut von seinem Stuhl und schlurfte unmotiviert zu Ruki. Uruha atmete erleichtert auf. Sein bester Freund war eben doch kein solches Kleinkind, wie er gedacht hatte. Und wenn dieser erst mal den Anfang gemacht hatte, dann würde Ruki sich sicher auch wieder beruhigen. Doch anstatt an Ruki, richtete der Bassist seinen nächsten Satz an Uruha und zeigte nur mit dem Finger auf den Sänger. „Mit DEM DA will ich aber nicht mehr länger in einer Band sein!“ Und damit drehte er sich um, schnappte sich seine Jacke und verließ den Raum. Soviel zum Thema Kleinkind. „SCHÖN! Das Kompliment gebe ich liebend gern zurück!“, schrie Ruki ihm noch patzig hinterher. Uruha sah hilfesuchend zu Aoi. Dieser hatte aber schon eine neue Beschäftigung gefunden und spielte jetzt mit voller Faszination an einem alten rosa Haargummi herum. Daraufhin ließ sich der andere Gitarrist resignierend auf seinen Stuhl zurück fallen und hielt seinen Kopf nicht mehr davon ab mit der Stirn auf der Tischplatte aufzuschlagen. Wo waren nur die alkoholischen Fangeschenke wenn man sie so dringend brauchte? Reita hasste es, wenn er über sich die Kontrolle verlor. Und genau das war vorhin im Konferenzzimmer wieder geschehen. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt Ruki so blöd anzumachen, sondern sich fest vorgenommen ihn eiskalt zu ignorieren. Aber stattdessen hatte er den Sänger wieder provoziert und einen Streit heraufbeschworen. Es war doch wirklich zum Kotzen. Und so lief das jetzt schon mehrere Wochen. Kein Wunder das Kai’s Geduldsfaden auch schon am reißen war. Tatsächlich hatte der Bandleader bereits von einer möglichen ‚Auszeit‘ der Band gesprochen, wenn sich nicht bald was ändern sollte. Und jeder weiß, dass eine Auszeit oft gleichbedeutend mit einer Trennung ist. Selbst das Management ist hat Wind davon bekommen, dass TheGazettE private Probleme haben und ihnen versichert: Sollte irgendetwas davon an die Öffentlichkeit geraten, könnte das die Auflösung des Vertrags zur Folge haben. Der Bassist nahm kräftige Züge von seiner Zigarette, bis er merkte, dass sich sein Puls wieder normalisierte und die Wut sich schön langsam in Luft auflöste, gemeinsam mit dem blauen Dunst, den er aus seinen Lungen entließ. Er ließ das Nikotin auf sich wirken, schloss die Augen und lehnte sich seufzend an die kühle Mauer des Company-Gebäudes. Während er seinen Gedanken freien Lauf ließ, tauchten Bilder der letzten Jahre in seinem Kopf auf. Er erinnerte sich daran, wie gut sie sich früher verstanden hatten. Wie sie auf der Bühne standen und ihre ganze Energie und Leidenschaft ihrer Performance widmeten und dann Backstage miteinander lachten und scherzten. Wie sie gemeinsam an ihren Songs probten und danach anschließend alle zusammen in einer Bar Feierabend machten. Reita liebte es, mit seinen Kollegen zu arbeiten und mit ihnen zu Touren. Die Band war sein Leben und die Bandmitglieder seine Familie. Sie lebten einen gemeinsamen Traum, hatten ein gemeinsames Ziel. Irgendwie kam es Reita so vor, als wären sie eines Tages aufgewacht aus diesem Traum. Das Ziel, das sie einst so klar vor Augen hatten, war mit dem steigenden Erfolg immer mehr verschwommen. Auf die kommende Tour freute er sich überhaupt nicht. Er wusste jetzt schon, dass sie sich Backstage hauptsächlich anbrüllen und sich über den Bühnenaufbau und die Songauswahl streiten würden. Das anschließende Live würde sowieso nur ein Pflichtakt sein, den alle Beteiligten so schnell wie möglich hinter sich bringen würden, um dann endlich für ein paar Stunden Ruhe von einander zu haben. Natürlich würden Sie sich nichts anmerken zu lassen und ihr übliches Ding durchziehen. Aoi würde wie immer spielerisch mit seinen Hüften wackeln, Uruha so cool und sexy wie eh und je sein und Ruki würde sich extra viel in seinen Gesang hineinsteigern. Reita würde wie immer den gutgelaunten Pausenclown vor der Encore spielen und Kai würde mit seinem berühmten Zahnpasta-Grinsen hinter seinen Drums sitzen. Dabei sah man ihn Abseits der Bühne kaum bis gar nicht mehr lächeln. Reita wurde von dem Geräusch der schweren Glastür aus seinen Erinnerungen gerissen. Uruha stellte sich zu ihm, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ließ sich von dem Bassisten Feuer geben. „Ich dachte du hast aufgehört…“ wollte dieser wissen. Der schlanke Gitarrist schwieg kurz. „Hab ich auch.“ Er stieß den Rauch durch seine delikat geschwungenen Lippen. „Aber durch den ganzen Scheiß hier bekomme ich sowieso Falten, also spielen die Zigaretten auch keine Rolle mehr…“ Auf so was konnte wirklich nur Uruha kommen. Reita verkniff sich einen frechen Kommentar und zog stattdessen extra lang an seiner Kippe. Einen Moment lang ging jeder seinen eigenen Gedanken nach. „Soll ich dich nach Hause fahren?“ fragte Uruha schließlich, als Reita seinen Zigarettenstummel mit dem Fuß austrat. „Nicht nötig, danke.“ „Mach ich aber trotzdem.“ „Wieso fragst du dann überhaupt?“ „Aus geheuchelter Höflichkeit…“ Beide begannen leise zu lachen, verstummten aber als die Tür erneut aufging und Ruki ins Freie trat. Er sah kurz zu ihnen, als er und Reita’s Blick sich allerdings trafen, sah er auffällig eilig in eine andere Richtung. Auch der Bassist senkte den Blick und betrachtete seine eigenen Schuhe. Das tat er oft in letzter Zeit. Er konnte sich nicht erinnern, seinen Füßen jemals so viel Aufmerksamkeit geschenkt zu haben wie in den letzten Wochen. „Schönen Abend noch…“, nuschelte der Sänger leise. „…Uruha.“ Den Namen des Gitarristen betonte er allerdings etwas lauter. Klar, wieso sollte er Reita auch einen schönen Abend wünschen? Ihm wünschte er höchstens schmerzhafte Hämorriden und eine Lebensmittelvergiftung wie er vor kurzem einmal selbst gesagt hatte. „Ja, dir auch. Bis dann…“, antwortete Uruha und machte eine kurze Handbewegung zum Abschied. Reita schwieg woraufhin der Gitarrist ihm locker mit dem Fuß anstubste. „Bye…“, sagte der Bassist deshalb kleinlaut zu seinen schwarzen Schuhen. Ruki drehte sich um und ging. Uruha seufzte laut und trat seine Zigarette mit seinem Schuh aus. „Sag bescheid wenn du deine Eier gefunden hast, damit wir endlich fahren können…“ sagte er schließlich nachdem Reita noch immer den Asphalt zu seinen Füßen anstarrte. Erst jetzt hob er den Blick und blinzelte Uruha Verständnislos an. „Na die suchst du doch da auf dem Boden oder? Denn in deiner Hose sind sie anscheinend nicht mehr…“ klärte ihn der Gitarrist auf. „Oh, da drüben liegt eins! Ich glaube Ruki ist draufgetreten.“ „Ha. Ha.“ Reita legte so viel Sarkasmus in seine Stimme wie er nur konnte und bewegte sich sofort in Richtung Parkplatz. Uruha schien sich allerdings prächtig darüber zu amüsieren und lachte laut, während er ihn einholte. „Ach, komm schon!“ Er boxte dem schmollenden Blonden freundschaftlich in den Oberarm. „Du musst zugeben, dass der jetzt echt gut war.“ Der Witz war tatsächlich nicht schlecht und wäre Reita nicht so sehr nach Heulen zu Mute, dann hätte er bestimmt auch darüber gelacht. Uruha war so taktvoll, während der Autofahrt zu schweigen. Reita sah ausdruckslos aus dem Fenster und achtete nicht darauf, wohin sie fuhren. Die Umgebung kannte er sowieso schon auswendig, da gab es nicht viel zu sehen. Allerdings ließ ihn ein Gebäude stutzig werden. Das hatte er auf seinem Heimweg noch nie gesehen und auch wenn in Tokio zur Zeit gebaut wurde als gäbe es irgendeinen Rekord zu brechen, so war es doch unmöglich ein Gebäude innerhalb einiger Tage zu errichten… oder? Wer weiß, vielleicht gab es mittlerweile ja schon so was wie Fertigwolkenkratzer die man einfach nur mehr an ihren Platz stellen musste. „Ähm… wohin fahren wir?“ fragte er schließlich, als er sich gegen seine skurrile Theorie entschied und daher annahm, dass Uruha einen anderen Weg eingeschlagen hatte. „Wir gehen noch einen trinken.“ „Und wieso weiß ich das nicht?“ „Du hast mir ja heute deutlich gemacht, dass ich dich vorher nicht mehr fragen muss, wenn ich vorhabe dich sowieso zu zwingen.“ Interessant. Manchmal fragte sich Reita ernsthaft was im Kopf dieses Menschen noch so alles vorging. Aber wahrscheinlich wäre die Antwort zu erschreckend. „Nimm’s mir nicht übel… aber ich hab echt keinen Bock, mich mit dir zu besaufen.“ „Wer sagt denn was von besaufen? Ich will einen Kaffee mit dir trinken gehen. Hallooo? Hab ich etwa schon so ein Alkoholiker-Image?“ Der Gitarrist blies empört die Backen auf. Reita wollte sich dazu nicht äußern. „Aber ich muss nach Hause. Kenji wartet doch schon auf mich“, versuchte er sich deshalb vor dem Kaffekränzchen zu drücken. „Der wird sich wohl auch mal einen Abend ohne dich beschäftigen können. Bestimmt gehst du ihm eh schon auf den Wecker. Ein bischen Abstand wird eurer Beziehung gut tun.“ „Aber…“ „Nix aber! Du gehst mit mir einen Kaffee trinken und basta. Uruha-sama hat gesprochen.“ Damit war die Diskussion beendet. Wiederstand zwecklos. Uruha hatte auf einen Platz mit 'Ausblick' bestanden und so setzten sie sich an einen Tisch an der großen Fensterfront des Cafés. Es war irgendwie klein und schmuddelig, aber alles war in Reita’s Augen besser als diese dämlichen amerikanischen Starbucks-Dinger. Er bestellte einen Cappuccino und Uruha ein Glas Weißwein. Aha. So viel zu ‚ich will nur Kaffee trinken gehen‘. „Du fährst mich aber heute noch nach Hause, damit das klar ist!“, ermahnte Reita seinen Kollegen als die Bedienung außer Hörweite war. Uruha blinzelte ihn unschuldig an. „Ich werd‘ doch wohl ein kleines Gläschen trinken dürfen.“ Er zog einen leichten Schmollmund. Wie oft hatte Reita diesen Satz schon gehört und Uruha dann am Ende nach Hause getragen, weil dieser nicht mehr in der Lage war seine Beine zu benutzen. In seinem Kopf malte sich der Bassist schon aus, wie lange er von diesem Café bis zu Uruha’s Wohnung brauchen würde. Bestimmt ewig, denn er hatte nicht mal eine Ahnung in welchem Stadtteil sie hier überhaupt waren. Hoffentlich hatte Uruha genug Geld fürs Taxi dabei, denn er selbst hatte gerade mal so viel mit, dass er sich seinen Cappuccino leisten konnte. Wer rechnet auch an einem Samstagabend damit noch einen Trinken zu gehen? Reita jedenfalls nicht und als ihm das bewusst wurde, hätte er sich selbst gern ausgelacht. Wenn es nur nicht so verdammt traurig wäre. Gottseidank wurde ihnen einen Aschenbecher auf den Tisch gestellt, was Reita das Lokal gleich viel sympathischer machte. Mittlerweile war es in Tokio einfacher einen Fetisch-Schwulenclub zu finden als ein Lokal in dem man Rauchen durfte. Nicht, dass Reita sich mit Schwulenclubs auskannte. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekamen sie ihre Getränke und Uruha nahm gleich einen großen Schluck von seinem Gesöff. Danach stellte er sein Glas wieder ab und sah Reita eindringlich an. „Also… Was ist los?“ fragte er, lehnte sich ein wenig nach vorne und legte die Unterarme auf dem Tisch ab. „Hm?“, machte Reita nur und zog die Augenbrauen fragend nach oben. Er war gerade dabei die Zigarette anzuzünden, die er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte. „Na mit Ruki und dir.“ Reita hätte beinahe seine Zigarette wieder ausgespuckt. Er hatte ja erwartet, dass ihn früher oder später jemand darauf ansprechen würde, aber in diesem Moment war er trotzdem überrumpelt. Nach einer schönen Dosis Nikotin hatte er sich aber so weit wieder gefasst und seufzte. „Ich kann dir nicht sagen was mit Ruki los ist.“ „Okay. Und was ist mit dir los?“ „Das... will ich dir nicht sagen.“ Es hätte keinen Sinn gehabt zu leugnen, dass etwas nicht stimmte. Schließlich sah das ein Blinder - und das sogar ohne Blindenstock. Die Sache mit Ruki und ihm lief ja schon ne ganze Weile so. Trotzdem hatte Reita keine Lust darüber zu sprechen. Uruha überdrehte genervt die Augen und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. „Ich bin dein bester Freund, oder?“, stellte er fest und sah Reita in die Augen. „Bist du.“ „Und du vertraust niemanden so sehr wie mir, nicht wahr? Außer Kenji vielleicht…“ „Stimmt.“ „Also warum zum Teufel noch mal erzählst du mir nicht einfach was zwischen dir und Ruki passiert ist, dass ihr euch so benehmt?!“ Der Gitarrist gestikulierte mit seinen Händen und gab schließlich einen frustrierten Laut von sich, als Reita sich in eisernes Schweigen hüllte und den Kopf senkte. „Komm schon Akira, ich kann das echt nicht mehr mit ansehen!“ Seine Stimme klang fast schon flehend. Akira… der es gab nur wenige die ihn noch so nannten. Auch Uruha und die anderen riefen ihn meistens bei seinem Künstlernamen. Manchmal vergaß er schon, wie er wirklich hieß. So sehr hatte er sich also schon von seinem früheren Leben entfernt. Umso mehr brachte es ihn zum Stutzen, dass Uruha ihn jetzt so ansprach. Es hörte sich einerseits so vertraut und andererseits doch irgendwie fremd an. Reita fühlte sich plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt, als er und sein bester Kumpel sich nach der Schule immer in einem Café getroffen hatten um über Musik und Frauen zu philosophieren. Uruha kannte sich aus mit den Mädchen, hatte jede Woche eine neue Freundin und teilte seine Erfahrungen mit Reita. Dieser hatte selbst kein Glück in der Liebe. Die Frauen interessierten sich nicht für ihn. Oder er interessierte sich nicht für sie? Egal, für ihn war damals beides das Gleiche gewesen. Erst später merkte er, dass darin ein gravierender Unterschied bestand. „Es ist nichts passiert“, sagte Reita schließlich und nippte zum ersten Mal an seinem Kaffee. Schmeckte übrigens scheußlich, aber was soll’s. „Das kannst du deiner toten Großmutter erzählen“, machte Uruha Reita’s Aussage zu Nichte. „Die lebt aber noch.“ „Lenk nicht vom Thema ab! Du und Ruki… ihr habt euch so gut verstanden… wart so gute Freunde gewesen… und auf einmal …DAS!“ Er untermalte das letzte Wort mit einem Schlag auf die Tischplatte bevor er fortfuhr. „Ich meine… jeder weiß, dass auch die besten Freunde manchmal streiten, aber ihr beide seit echt nicht mehr normal. Ich habe vier Wochen zugesehen. VIER WOCHEN! Irgendwann reicht’s. Deshalb sagst du mir jetzt was los ist, oder ich frag Ruki. Du weißt, dass ich ihm nur ein bisschen Sake geben muss und er bekommt Sprechdurchfall.“ Reita schluckte. Er wusste, dass Uruha seine Drohung wahr machen würde. Er seufzte und dachte einen Moment darüber nach, was er Uruha sagen sollte. Die Wahrheit? Niemals. Also bastelte er sich in seinem Kopf schnell irgendeine Geschichte zusammen, dir er seinem Freund nun auftischen würde, ob es diesem passte oder nicht. „Ruki und ich…“ begann er langsam und sah Uruha direkt in die Augen um seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen. „…ihr hattet was miteinander, ich weiß.“, beendete Uruha den Satz gelassen und nippte seelenruhig an seinem Weinglas. Reita starb inzwischen an einem plötzlichen Herztod. Bedauerlicherweise nicht wirklich, weshalb er immer noch mit tellergroßen Augen, versteinert auf seinem Stuhl saß und wie ein Karpfen auf dem Trockenen nach Luft schnappte, während Uruha ihn nur ausdruckslos über sein Glas hinweg anblickte. „Wa-…wie… woher weißt du das, verdammt!?“, rief Reita schließlich, als er es nach gefühlten zwei Stunden endlich schaffte mit seinen Lippen einen Satz zu formen. Uruha schmunzelte siegessicher und stellte sein Glas ab. „Fuck.“ Reita hielt sich erschrocken den Mund zu, was den anderen nur noch breiter zum Grinsen brachte. „Ich wusste es eigentlich gar nicht. Aber danke, jetzt weiß ich es.“ Reita spürte, wie er rot anlief. Uruha, dieser elende Bastard hatte ihn reingelegt! Und er war auch noch darauf reingefallen. Hätte er nur einen Moment nachgedacht und dann mit ‚Nein‘ geantwortet, wäre die Sache erledigt gewesen. Jetzt allerdings, hatte er ein Problem... _________________________ nächstes kapi: 19.April Keine Panik, das lange gespräch zwischen ruha und reita ist dann bald vorbei und danach gibts ein bischen action ;D Vielen Dank für's Lesen eure Hiki Kapitel 2: 君のせい - 僕のせい ~ Boku no sei - Kimi no sei -------------------------------------------------- Hallo zum 2ten Kapitel von Koi no nayami~ Freut mich, dass ihr wieder dabei seid. ^^ Ich habe das Kapitel ca 3 mal überarbeitet und bin immer noch nicht zufrieden und ich wette, ich habe sauviele Fehler drin. Aber ich hab mir echt mühe gegeben sie auszubessern ^^; Ich hab leider die Angewohnheit Wörter einfach so auszulassen... >_> Man glaubt es kaum, aber das Hirn ist eben doch schneller als die Finger~ |"D Anyway~ ihr werdet den Sinn eines Satzes hoffentlich auch verstehen, wenn irgendwo ein Wort fehlt. Gomen trotzdem~ Alright~ start! ___________________________________ 君のせい - 僕のせい ~ Your fault - my fault Eigentlich hätte Reita am liebsten dem kindischen Drang nachgegeben einfach aufzustehen, weg zu rennen und Uruha in dem Café sitzen zu lassen. Allerdings würde es wenig bringen, denn irgendwann würde er den anderen wiedersehen müssen und dann wär alles noch peinlicher. Außer er setzte sich im Ausland ab. Geld hätte er ja genug. Er könnte sich Kenji schnappen und mit ihm dann in den nächsten Flieger nach – irgendwohin – steigen. In Neuseeland soll’s angeblich sehr schön sein. Wo war Neuseeland nochmal? „Hallo? Lebst du noch?“ Reita merkte erst etwas verspätet, dass Uruha mit der Hand vor seinem Gesicht rumwedelte. „Äh, was?“ „Gott, du tust fast so als hätte ich dir gesagt, dass du gleich sterben müsstest“ beschwerte sich Gitarrist und rollte mit den Augen. „Nein, das wäre mir nämlich lieber gewesen.“ „Jetzt hör aber auf. Eigentlich bin ich derjenige, der jetzt geschockt sein müsste. Immerhin hab ich gerade erfahren, dass mein bester Freund schwul ist. Bei Ruki hab ich’s ja gewusst …aber DU? Obwohl… geahnt hab ich’s irgendwie schon immer. Du hast mich immer so komisch angesehen beim Duschen nach dem Fußballtraining.“ Reita versteckte sein knallrotes Gesicht hinter seinen Händen und gab einen gequälten Laut von sich. Oh ja, sterben wäre ihm eindeutig lieber gewesen. „Hey, das war‘n Scherz.“, versuchte Uruha seinen Kumpel zu beruhigen. „Jetzt reg‘ dich mal ab. Ist ja nicht so als wenn wir’s nicht alle geahnt hätten, dass da was läuft. Es war ja schon ziemlich offensichtlich. Außerdem ist es völlig in Ordnung. Ist ja eure Sache und ich bin der letzte der was gegen Schwule hat. Immerhin siehst du ja wie ich auf der Bühne rumrenne, da werde ich nicht selten von Männern angemacht. Und ich bin es, den alle für den Homo der Band halten!“ Uruha lachte und auch Reita konnte sich jetzt ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Weißt du noch was das erste war, das Aoi zu mir gesagt hat, als ich ihn nach seiner Nummer gefragt hab, weil ich ihn zu unseren Bandproben einladen wollte?“ „Er hat gesagt: ‚Tut mir Leid, ich bin nicht schwul, aber ich hab einen Freund dem du sicher gefallen würdest.‘“, antwortete Reita und musste nun auch lachen, als er sich daran erinnerte. „Ja genau! Da fällt mir ein…“ Uruha rieb sich nachdenklich am Kinn. „…er hat mir diesen Freund von ihm nie vorgestellt. Schade eigentlich. Vielleicht hab‘ ich was verpasst.“ Reita sah ihn kurz verdutzt an, ehe er drauflos prustete und sie beide in schallendes Gelächter ausbrachen. Der Bassist fühlte sich plötzlich irrsinnig erleichtert. Es war, als wäre er einen riesengroßen Stein losgeworden, den er schon seit Wochen mit sich herumschleppen musste. Wieso hatte er Uruha nicht schon früher von der Sache mit Ruki erzählt? Vielleicht hätte es gut getan jemanden zu haben mit dem er darüber reden hätte können. Sie scherzten noch ein paar Minuten über Uruha’s weiblichen Touch und ehemalige freizügige Kostüme, bevor auf dem Tisch wieder Ruhe einkehrte. Reita’s Kaffee war inzwischen schon eiskalt geworden. Er leerte ihn trotzdem in einem Zug. Auch Uruha’s Glas war schon leer und deshalb bestellte er bei der Kellnerin zwei Bier. Reita trank eigentlich keinen Alkohol, aber Uruha hatte schon viel zu schnell bestellt, als das er sich hätte wehren können. „Also…“ Uruha begann nun wieder ernster zu sprechen und sah den Bassisten eindringlich durch seine dunklen Augen an. „… was genau ist passiert?“ Der Andere nahm einen tiefen Atemzug schloss die Augen für einen Moment und entließ schließlich die Luft aus seinen Lungen mit einem gedehnten Seufzer. „Ruki und ich wir…“ begann Reita nun schon zum zweiten Mal. „…wir hatten Sex.“ So. Jetzt, da Uruha sowieso Bescheid wusste, konnte er auch gleich mit der Tür ins Haus und musste nicht mehr lange um den heißen Brei herum reden. Er beugte sich jetzt vor zu Uruha um möglichst leise sprechen zu können. Uruha lag mittlerweile schon fast mit dem ganzen Oberkörper auf der Tischplatte um Jedes von Reita’s Worten verstehen zu können. Der Braunhaarige nickte auffordernd - als Zeichen, dass Reita weitererzählen sollte. „Naja… das erste Mal war irgendwie nie geplant gewesen… während unserer letzten Tour, ich glaube es war vor dem dritten Konzert oder so, da haben wir uns ebenfalls gestritten… und dann wollten wir es in seinem Zimmer ausdiskutieren… haben dann dabei den kompletten Inhalt der Minibar vernichtet... und dann… naja…“ Er stoppte und biss sich verlegen auf die Unterlippe. Uruha’s vielsagendes Grinsen bestätigte ihm, dass er das darauf Folgende nicht näher erörtern musste. Bevor er weiter sprach atmete er erneut tief ein. „Jedenfalls… haben wir uns geschworen, dass es eine einmalige Sache bleiben sollte.“ „Aber ihr habt euren Schwur gebrochen.“, schlussfolgerte Uruha ernst. Reita nickte und wollte gerade wieder zum sprechen ansetzen als sie von der Kellnerin unterbrochen wurden, die ihnen ihre Getränke brachte. Kurz richteten sie sich wieder auf um einen Schluck von ihren Bieren zu machen, ehe sie wieder die Köpfe zusammensteckten, als würden sie einen geheimen Plan aushecken. „Anfangs haben wir uns selten getroffen… manchmal nach den Konzerten oder nach den Aufnahmen. Es war ne Art gemeinsames Hobby, könnte man so sagen. Mit der Zeit wurde es regelmäßiger und wir unternahmen auch in der Freizeit mehr miteinander, fingen sogar an, einen Teil unserer Klamotten bei dem jeweils anderen zu bunkern.“ „Stimmt du hast auffällig oft bei Ruki übernachtet oder umgekehrt.“ „Hm… Jedenfalls… Vor vier Wochen zirka hat er mich gefragt ob ich mit ihm zusammen sein will.“ „Und…?“, fragte Uruha nachdem Reita eine Sprechpause einlegte. „Ich hab ‚nein‘ gesagt.“ „Wieso?“ „Na weil ich Schiss hatte. Ich dachte, eine Beziehung würde alles kaputt machen. Sexfreundschaften sind einfach, aber in einer festen Beziehung muss sich schon richtig anstrengen. Ich dachte, das würde ich nie hinbekommen. Außerdem hatte ich hatte ich Angst, dass irgendwas davon an die Öffentlichkeit kommt. Ich meine, wie du selbst gesagt hast, es war wirklich schon auffällig. Und über meine Gefühle war ich mir auch nicht wirklich im Klaren. Ich hatte ihn zwar gern, aber ich war mir nie sicher ob ich auch in ihn verliebt war, oder ob ich einfach nur scharf auf ihn war.“ „Wie hat er reagiert?“ „Er hat gemeint wieso ich ihm das nicht schon früher gesagt habe, dann hätte er sich gar nicht erst Hoffnungen gemacht. Dann hat er mir meine Sachen, die ich bei ihm hatte in die Hand gedrückt und mich rausgeworfen. Aber das war ja noch nicht alles… Drei Tage später bin ich zu ihm, weil er meinte ich sollte ihm seine Klamotten zurückbringen. Und als ich bei ihm zu Hause ankam, hatte er gerade Sex mit irgend ´nem anderen Kerl.“ „Oh…“, war das einzige was Uruha dazu jetzt spontan einfiel. „Da kam ich mir dann ehrlich gesagt ziemlich verarscht vor. Zuerst redet er noch so schmalzig daher, von Zusammensein und Liebe und dem ganzen Scheiß und dann hüpft er gleich wieder mit dem Nächstbesten in die Kiste. Na schönen Dank auch.“ Reita wurde beim erzählen seiner Story zunehmend wütender. Irgendwie kam gerade alles wieder hoch, was er in letzter Zeit versucht hatte zu verdrängen. Er merkte nicht einmal, dass er zum Ende hin immer lauter wurde und mittlerweile sicherlich das ganze Café mitbekommen hatte um was es ging. Es war ihm aber auch egal. Ohne seinem Band um die Nase erkannte ihn eh keiner. Er nahm sein Bier in die Hand und leerte die Hälfte des Glases auf einmal. Danach schüttelte er sich ein wenig auf Grund des bitteren Nachgeschmacks. Uruha starrte ihn nur erstaunt an. Dieser hatte Reita sicherlich noch nie zuvor so erlebt. Der Bassist stellte sein Glas wieder geräuschvoll zurück auf den Tisch und sank schließlich auf mit dem Kopf auf seine Unterarme. „Weißt du was das schlimme daran ist?“, fragte er mit verzweifelter Stimme. Sein Kumpel wollte gerade nachfragen, da sprach Reita schon von selbst weiter. „Als ich ihn mit diesem anderen Typen da gesehen hab, da hab ich erst gemerkt, dass ich mich doch verliebt habe. Und zwar ganz gewaltig.“ Er seufzte frustriert gegen seine Unterarme. „Das… ist wirklich scheiße…“, stellte Uruha intelligent fest. Reita lachte, aber es klang ziemlich verzweifelt. „Hast du es ihm dann nicht gesagt?“ „Zuerst war ich so sauer wegen dem anderen Kerl, dass ich ihn nur angeschrien habe. Danach hab ich versucht mich zu entschuldigen und es ihm zu erklären. Er hat gesagt er ließe sich von mir nicht mehr verarschen. Im Endeffekt meinte er, er will mich nicht mehr sehen. Was ja unmöglich ist, da wir ja zusammen arbeiten müssen. Deshalb hat er auch damals schon zu euch gesagt, dass er keinen Bock mehr auf die Band hat. Ja und seitdem… fangen wir jedes Mal zu streiten an, wenn wir uns begegnen.“ Nach diesem Sprechdurchfall richtete Reita sich wieder auf und trank sein Bier nun ganz aus. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass seine Beine langsam zu kribbeln begannen. Das war bei ihm immer das erste Zeichen, dass der Alkohol seine Wirkung zeigte. „Du weißt, dass das so nicht weitergehen kann, oder?“, sagte Uruha schließlich ernst und sah Reita eindringlich an. „Die ganze Band leidet schon an euren Launen und ich weiß nicht wie lange Kai das noch aushält.“ „Ich weiß…“, antwortete Reita kleinlaut. „…Ich will nicht, dass die Band sich trennt. Ich will nicht, dass Ruki aussteigt, auch wenn ich das heute so gesagt habe.“ „Ach was, wir werden und schon nicht trennen.“, meinte Uruha und lächelte leicht. Reita hätte ihm nur zu gern geglaubt. „Gib mir mal dein Handy.“ Reita runzelte verwirrt die Stirn, zog aber dann sein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche und drückte es dem Gitarristen in die Hand. Dieser nahm es entgegen und tippte eilig irgendwas darauf herum, ehe er sich über den Tisch lehnte und das Gerät Reita ans Ohr hielt. Aus dem Lautsprecher ertönte ein Freizeichen. „Was wird das?“, fragte Reita und zog seinen Kopf etwas zurück um aufs Display gucken zu können. Und als er sah WEN er da gerade anrief, sackte ihm sein Herz in die Hose. Schnell wollte er Uruha das Telefon aus der Hand reißen um aufzulegen, bevor der andere abnahm. Dieser jedoch zog das Telefon eilig zurück und sah Reita ermahnend an. „Du wirst dich jetzt für heute entschuldigen und ihm sagen, dass du mit ihm reden willst.“, beschloss er und hielt Reita das Telefon wieder zurück ans Ohr. Es tutete immer noch. War ja klar, dass Ruki nicht abnahm wenn er sah, dass Reita ihn anrief. Reita nahm schließlich das Telefon selbst in die Hand, legte jedoch nicht auf, kaute nur nervös auf seinen Fingernägeln herum, als darauf wartete ob der andere nicht vielleicht doch noch abhob. Allerdings meldete sich bloß die Mobilbox. Reita wartete auf den Piepton. „Hey… ich bin’s…Reita. Ich… wollte mich nur entschuldigen wegen heute. Ich wollte nicht streiten…Es…tut mir leid.“ Er stoppte und atmete noch einmal tief durch. „Kann ich mal vorbeikommen? Ich würde gern mit dir reden… ruf mich bitte zurück.“ Danach legte er sein Handy wieder auf den Tisch und fuhr sich mit den Handflächen frustriert das Gesicht, ehe er Uruha ansah. „Zufrieden?“ fragte er patzig. „Ja.“ Uruha lächelte und streckte eine Hand aus um mit ihr eine von Reita’s zu schnappen. „Das wird schon wieder. Wir haben bis jetzt noch alles hingekriegt.“ Er drückte Reita’s Hand einmal aufmunternd, ehe er sie wieder losließ. ~ Ruki seufzte laut, als er seine Wohnung betrat, lehnte sich noch eine Weile an die geschlossene Wohnungstür, ehe er sich die Schuhe und Jacke auszog. Er schmiss seine Tasche in irgendeine Ecke des Flures und schleppte sich in die Küche. Aufräumen wäre wieder einmal Dringend nötig, wie er fand, allerdings hatte er weder die Zeit noch die Lust dazu. In und neben der Spüle türmten sich die dreckigen Teller und Gläser und der Küchentisch war über und über voll mit irgendwelchen Zetteln, Prospekten und ungeöffneten Briefen. Er sah schon kommen, dass er eines Abends heimkam und kein Strom und Warmwasser mehr hatte, weil er seine Rechnungen nicht bezahlt hatte. Aber er war einfach nicht in Stimmung um die Post zu öffnen. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Der rothaarige Sänger öffnete die Kühlschranktür. Eigentlich nur aus reiner Gewohnheit, denn er wusste ganz genau, dass ihn darin nichts als ein paar abgelaufene Milchprodukte erwarteten. Er nahm einen Jogurt genauer unter die Lupe. Der war schon mehr als 3 Monate über dem Verfallsdatum. Ruki verzog das Gesicht und beförderte den Becher in den Mülleimer. Er warf der Milchpackung einen skeptischen Blick zu. So weit er sich erinnern konnte, war die noch länger im Kühlschrank als der Jogurt. Wer weiß, vielleicht begann das Teil ja irgendwann einmal zu leben und kroch von selbst aus ihrem frostigen Gefängnis. Er jedenfalls, würde das Ding nicht anfassen. Er schloss vorsichtig die Kühlschranktür, um das Milchmonster nicht aufzuwecken und nahm sich ein Glas Wasser, setzte sich dann an den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Der Aschenbecher war auch schon wieder am Übergehen. In der Wohnung war es unangenehm still, vor allem seit er seinen Hund bei einer Bekannten abgegeben hatte, da er zu wenig Zeit hatte sich um ihn zu kümmern. Er vermisste ihn wahnsinnig. Nach der aufgerauchten Zigarette ging er Duschen, zog sich um und machte es sich vor dem Fernseher bequem. Er zappte sich durch die Kanäle, fand aber nichts Interessantes und wurde schließlich auf sein Telefon aufmerksam, dass auf dem kleinen Couchtisch lag und ihm anzeigte, dass er eine neue Nachricht auf der Mobilbox hatte. Er drückte auf ‚abhören‘ und lauschte, wer ihm denn etwas so Wichtiges zu sagen hatte. Die Stimmte die durch den kleinen Lautsprecher drang ließ ihn zusammenzucken. Er wollte gleich wieder auflegen, schaffte es aber nicht sich zu bewegen. Erst als die Nachricht zu Ende war, nahm er das Handy und beförderte es mit einem lauten Schrei in die andere Ecke des Zimmers. Er beobachtete wie das Gerät am Laminatboden in seine Einzelteile zerschellte. Er stützte seine Unterarme auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Er spürte wie seine Lippen zitterten, sich irgendein Kloß in seinem Hals bildete und dort anschwoll, sodass es wehtat als er ihn runter zu schlucken versuchte. Aber noch bevor die erste Träne sich aus seinen Augenwinkel lösen konnte, stand er auf und kramte aus einer Schublade eine winzige Plastiktüre, die weißes Pulver beinhaltete. Damit begab er sich wieder zurück zur Wohnzimmercouch. Bereits 10 Minuten später lehnte er sich entspannt zurück und beobachtete fasziniert wie die Formen und Farben vor seinen Augen zu einem einzigem abstrakten Brei verschwammen und seine Gedanken in ein tiefes dunkles Loch gesogen wurden, bis in seinem Kopf nichts weiter als endlose Leere herrschte. Sein Hirn war eine Wüste ohne Sand und Hitze, in der es weder eine Band, noch irgendeinen Reita gab, sondern nur ihn und den sanften Beat seines immer ruhiger werdenden Herzschlags… ~ „Liebe ist scheiße!“, verkündete Reita monoton, nachdem die beiden Freunde für längere Zeit geschwiegen hatten und stützte dabei trotzig sein Kinn auf einer Hand ab. Uruha lachte laut auf. „Wem sagst du das.“, bestätigte er und schüttelte lachend den Kopf. „Aber du bist nicht der einzige, der im Moment solche Probleme hat.“ „Nicht?“ Der Blonde hob fragend die Augenbrauen. „Aoi und Michiko haben sich getrennt. Sie hat ihn vorgestern aus heiterem Himmel rausgeschmissen.“ Reita setzte sich aufrecht hin und starrte Uruha ungläubig an. Das konnte doch nicht wahr sein. Die Beiden wahren schließlich DAS Traumpaar schlecht hin gewesen und das schon seit über vier Jahren. „Aoi hat’s mir vorgestern erzählt. Angeblich hat sie es satt gehabt, die Beziehung die ganze Zeit geheim halten zu müssen und dass Aoi andauernd unterwegs war. Sie will eine Familie gründen, heiraten und Kinder kriegen, sagt sie. Sie glaubt nicht, dass Aoi ein guter Vater wäre.“ Das erklärte dann auch warum Aoi in letzter Zeit so seltsam drauf war - also noch seltsamer als sonst. „Krass…“ gab Reita wenig geistreich von sich und musste sich auf diesen Schock hin erst einmal eine Zigarette anzünden. Die Packung war schon wieder leer und das obwohl er sich am Morgen noch eine neue gekauft hatte. Naja, die Lunge sollte schließlich auch ein wenig mit dem Herzen mitleiden bei dem ganzen Liebeskummer-Scheiß. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn schon die Milz keinerlei Mitgefühl hatte und eiskalt einfach mit der Leber rummachte und… Was zum Henker dachte Reita da eigentlich? Er hätte das Bier echt nicht austrinken sollen… „Weißt du was?“, holte Uruha’s Stimme den Bassisten wieder in die Realität zurück. „Wir sollten mal wieder so richtig einen drauf machen… wie in alten Zeiten. Nur du, Aoi und ich. Und dann gehen wir Weiber aufreißen! Oder Kerle... in deinem Fall…“ Uruha kicherte fies, woraufhin Reita ihn nur total empört anstarrte. „Niemals!“ „Doch, vertrau mir. Das wird euch auf andere Gedanken bringen!“ „Nein.“ „Ach komm schon… vielleicht findest du einen, der noch besser im Bett ist als Ruki!“ „Wann hab ich gesagt, dass Ruki gut im Bett ist?“ „Ist er es denn?“ „Das geht dich einen Scheißdreck an!“ „Ich hab also voll ins Schwarze getroffen…“ „Na und?!... äh, ich meine… NEIN!!“ „Oh wie süß! Du bist knallrot Rei-chan~“ „Halt die Klappe!!“ „Ist er eigentlich oben oder unten? Nein sag nichts, lass mich raten…“ „Ich warne dich…“ „Ich wette du lässt ihn die ganze Arbeit machen… bei deiner Faulheit würd‘s mich nicht wundern…“ „URUHA!!!“ „Ruki’s Stimme klingt sicher atemberaubend wenn er so hemmungslos vor sich hin stöhnt...“ „Okay. Das war‘s…“ „HEY! Aua!! Ah, verdammt, lass meine Hals los!!… Nein, nicht die Haare!! Nicht die Haare!!.. Au! … Fuck… HERRGOTT NOCHMAL REITA, STELL DEN SCHEISS BIERKRUG WIEDER HIN!!“ ~ „Geht’s wieder?“, fragte Reita vorsichtig, als er Uruha eine mit Eiswürfeln gefüllte Plastiktüte reichte, die er im Sushi-Restaurant gegenüber geholt hatte. Er setzte sich zu Uruha auf die Parkbank als dieser sich das Eis ans rechte Auge presste und dabei ein schmerzverzerrtes Gesicht machte. Nachdem die beiden in dem Café eine Schlägerei begonnen hatten und die Kellnerin sich mutig dazwischen geworfen hatte, als Reita versucht hatte Uruha mit seinem Schal zu erwürgen, wurden sie schließlich von einem sumoringer-artigen Koch aus dem Lokal geworfen. „Jaja schon okay…“ meinte der Gitarrist und lächelte schief. „Wie geht’s deiner Nase?“ „Hat aufgehört zu bluten. Aber ich glaube sie ist trotzdem gebrochen.“ Reita tastete vorsichtig seinen leicht geschwollenen Nasenrücken ab. „Ist bei dir doch eh egal...“ bemerkte Uruha und kicherte leise. Der andere lachte ebenfalls, was weh in den Rippen tat, da er vorher von Uruha einen ziemlich festen Fußtritt einkassiert hatte. „Das letzte mal, dass wir uns so geprügelt haben, war in der Mittelschule...“, erinnerte sich Reita nach einer kurzen Gedankenpause. „Stimmt… damals sind wir danach sogar auf der Krankenstation gelandet. Du hast versucht mich mit einem Bleistift zu erstechen.“ „Aber erst nachdem du den scheiß Stuhl nach mir geworfen hast. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und musste genäht werden. Die Narbe sieht man übrigens heute noch…“ Reita strich sich die Haare aus der Stirn, woraufhin eine etwa ein Zentimeter lange weiße Narbe sichtbar wurde. Uruha grinste und hielt dem Bassisten seinen Unterarm vors Gesicht. „Siehst du den kleinen schwarzen Fleck da? Das ist immer noch die abgebrochene Bleistiftmine von damals.“ „Du hast das nie rausnehmen lassen? Tut das nicht weh?“ „Nö, keine Spur.“, der Dunkelhaarige drückte zum Beweis auf dem Fleck herum. „Außerdem… wird mich dieser kleine Punkt mein Leben lang an meinen allerbesten Freund erinnern. Mit viel Fantasie sieht der Fleck sogar ein bisschen aus wie ein Herz.“ „Oh man, und ich dachte ich bin der Homo von uns beiden.“ Reita lachte und stupste den anderen leicht mit dem Ellenbogen an. Die Beiden saßen noch lange auf der Parkbank und sprachen über ihre Schulzeit und ihre ersten gescheiterten Bandprojekte. Sie hatten schon ewig nicht mehr so viel geredet und gelacht. Reita fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr und vergaß für einige Zeit sogar seinen Liebeskummer. Vielleicht sollte er in Zukunft mehr Zeit mit dem Gitarristen verbringen, denn dieser schien seiner Seele wirklich gut zu tun. Kurz nach Mitternacht fuhr Uruha Reita zu seinem Appartement, obwohl sie Beide eigentlich wenig Lust hatten, den netten Abend zu beenden. Der Bassist schlug sogar vor, dass der Andere bei ihm übernachten und mit ihm die ganze Nacht Videospiele zocken könnte. Allerdings wollte Uruha am nächsten Tag zu seinen Eltern fahren und deshalb verschoben sie ihren Konsolen-Abend auf nächste Woche. „Also nächste Woche Samstag um 18 Uhr bei mir. Versprochen?“, fragte Reita noch einmal und fühlte sich auf einmal wieder wir ein 5-Jähriger der gerade eine neue Freundschaft geschlossen hatte und sich mit dieser zum Sandburgbauen am Spielplatz verabredet hatte. „Ja versprochen“ antwortete Uruha und lächelte. „Okay. Wir sehen uns eh noch nächste Woche in der Company. Danke für’s Heimfahren und… tut mir Leid wegen deinem Auge.“ Reita besah sich noch einmal schuldbewusst den Wangenknochen seines Freundes, der Mittlerweile schon stark geschwollen war. „Ach schon okay. Die Tour ist erst in drei Wochen, bis dahin ist das wieder weg. Außerdem sieht deine Nase noch schlimmer aus.“ Uruha streckte dem Anderen frech die Zunge heraus. Reita lachte und wollte gerade die Autotür öffnen um aus dem Auto auszusteigen, als Uruha ihn sanft an der Schulter berührte. „Reita, warte...“, sagte er und sah den Blonden auf einmal seltsam ernst an. Dieser ließ sich darauf wieder zurück in den Sitz fallen, gewillt seinem Freund zuzuhören. „Was ist denn?“, fragte er als der Gitarrist allerdings keine Anstalten machte noch irgendetwas zu sagen. Aber umsonst hätte er ihn ja schließlich nicht aufgehalten. Nach einigen Sekunden des Schweigens schien Uruha jedoch seine Sprache wieder gefunden zu haben. „Warum Ruki?“, fragte er und sah Reita aus unergründlichen Augen an. Dieser runzelte nur verwirrt die Stirn. „Was meinst du?“ „Wieso du dich ausgerechnet in ihn verliebt hast… wieso nicht in einen anderen von uns? … ich meine… was ist mit mir? Bin ich nicht dein Typ? Bin ich nicht attraktiv genug? Was hat er, was ich nicht habe?“ Er schien eine Antwort zu erwarten, aber Reita konnte nichts weiter machen, als den anderen einfach nur mit großen Augen anzustarren. Das konnte doch gerade nicht wirklich geschehen sein? Wer war dieser Mensch der da neben ihm im Auto saß? Der Uruha, den er kannte hätte jedenfalls niemals so etwas daher geredet. „Was redest du da für einen Scheiß?“ Reita lachte unsicher und hoffte, dass Uruha ihn gleich mit einem ‚War nur ein Scherz‘ aus dieser unangenehmen Situation erlösen würde und sie sich dann lachend von einander verabschieden würden, aber der andere sah ihn nur weiterhin erwartungsvoll an. Er hatte also keine Wahl. Er musste Uruha jetzt wohl erklären, dass man sich als Homosexueller nicht einfach so in hetero Männer verliebte und erst recht nicht in seine besten Freunde und dass dies nichts mit dessen Attraktivität zu tun hätte. „Weißt du Uruha, ich-“ Weiter kam er allerdings nicht, denn da hatte der Gitarrist den Bassisten schon am Nacken zu sich gezogen und seine Lippen auf die des Anderen gepresst. Reita war zu geschockt um zu reagieren, geschweige denn zu agieren und als das plötzliche aufgetretene Ohnmachtsgefühl aus seinem Körper wieder verschwunden war, war der flüchtige Kuss auch schon wieder vorbei gewesen. Uruha schien allerdings nicht minder schockiert über seine eigene Tat gewesen zu sein. „Oh mein Gott! T-Tut mir leid!“ sagte er schnell und wendete seinen Blick von dem Blonden ab. „Sch-schon gut…“ Reita zögerte nun keine Sekunde mehr, sondern riss die Autotür auf, schlug sie hinter sich zu und stürmte in sein Wohnhaus. „Verdammt…“ Uruha fuhr sich mit zittrigen Fingern über seine Lippen und ließ schließlich seine Stirn auf das Lenkrad sinken. Was zum Teufel hatte er sich nur dabei gedacht? Nun würde er zu Hause bestimmt seinen ganzen Alkoholvorrat aufbrauchen müssen, um schlafen zu können… _____________________________ eeeendlich ist der lange Uru-Reita part vorbei~ Hallelujah! Die beiden sind echt schon anstrengend geworden, was? |D Soushite... nächstes Kapi: 26.4. ^^ Ich hoffe ihr seid wieder dabei Wie wird Reita wohl reagieren wenn er Uruha wieder sieht und wie werden die Beiden ihre verletzungen Kai erklären? >:D Kapitel 3: その絵を眺め枯れて逝く ~ Sono e wo nagame karete yuku ----------------------------------------------------- Sorry für die verspätung~ >_< Ich hatte echt keine Zeit das Kapitel zu überarbeiten und rechtzeitig hochzuladen. Schule macht mich fertig QQ Anyway~ jetzt ist es ja da. ___________________________________ その絵を眺め枯れて逝く ~ Looking at the picture that withers and dies Die darauf folgenden Tage zogen sich wie Kaugummi, in den man auf einem heißen Sommernachmittag aus Versehen hineingetreten war. Die Gazette Bandmitglieder hatten die gesamte Woche vom Management frei bekommen, um sich ein wenig zu erholen bevor es ans intensive Proben für die Tour ging. Es wurde ihnen aber nahe gelegt, wenn möglich in dieser Woche an ihren Songs fürs neue Album zu arbeiten. „Nehmt euch bitte ein wenig Zeit, euch neue Parts auszudenken und die bereits beschlossenen zu üben und zu verbessern. Ich weiß, dass ihr zur Zeit viel um die Ohren habt, aber ich würde euch trotzdem höflichst darum bitten den Großteil eurer Aufmerksamkeit der Arbeit zu widmen“, hatte Kai ihnen mit einem zuckersüßen Lächeln mitgeteilt. Jeder wusste, dass das allerdings in Wirklichkeit nur Kai’s Art und Weise war ihnen zu sagen: „Eure privaten Probleme sind mir scheiß egal. Ich will, dass ihr schuftet bis zum Umfallen! Und wenn ihr bis Samstag nicht jeder mindestens 3 Songs fixfertig hier auf den Tisch legt, dann schieb ich euch eure Gitarrenhälse bis zum Anschlag in den Arsch, sodass ihr in Zukunft im Rollstuhl performen müsst.“ Bis Mittwoch hatte Reita trotzdem keine seiner Bassgitarren auch nur annähernd angerührt und auch am Donnerstag und Freitag schaffte er es nicht, eine einzige anständige Basszeile auf die Reihe zu bekommen. Und das lag nicht daran, dass er zu beschäftigt war. Ganz im Gegenteil. Eigentlich verbrachte er seine Tage hauptsächlich mit Schlafen und Fernsehen. Wenn es ihn überkam, dann machte er einen kurzen Spaziergang oder schraubte an seinem Motorrad herum. Für alles andere war er einfach zu deprimiert gewesen. Er hatte noch einige Male versucht Ruki zu erreichen, um mit ihm zu sprechen und ihn zu fragen, wie es ihm ging, allerdings schien dieser sich in seiner Wohnung verbarrikadiert und alle Telefone ausgeschaltet zu haben. Einmal war Reita sogar schon knapp davor gewesen, zu ihm zu fahren und ihn zu besuchen. Er stand sogar schon vor Ruki’s Wohnhaus, traute sich dann aber doch nicht zu klingeln. Die einzigen Personen zu denen Reita während der Woche Kontakt hatte, waren der Manager Sakai-san und Uruha gewesen. Sakai schrieb ihm manchmal Mails und Uruha rief ihn täglich an, um zu wissen was er so machte und ob er Ruki schon erreicht hätte. Uruha erwähnte den Vorfall vom Wochenende nicht ein einziges Mal und tat so als wäre nichts geschehen. Reita allerdings fühlte jedesmal ein undefinierbares Ziehen in der Magengegend, wenn er an den Gitarristen und den flüchtigen Kuss dachte. Ausgezeichnet. Noch eine Sache mehr, die ihm nachts den Schlaf raubte und ihm den Appetit nahm. Seit der Sache mit Ruki hatte er sowieso kaum noch Hunger, aber seit dem Gespräch mit Uruha schien sein Bauch endgültig zu rebellieren und schickte beinahe jede feste Nahrung wieder zurück an den Absender. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass man bei Liebeskummer zunahm weil man da Pralinen und Schokoeis in rauen Mengen in sich rein stopfte. Hätte ihn aber auch gewundert, wenn bei ihm ausnahmsweise einmal etwas normal laufen würde. Am Freitag verschickte Kai Nachrichten an alle Bandmember, dass die Besprechung am Samstag von 15 auf 12 Uhr verschoben, also 3 Stunden vorverlegt wurde. Allerdings las Reita diese erst am Samstag 20 Minuten vor zwölf, sodass er sich wahnsinnig beeilen musste um rechtzeitig zu erscheinen. Schließlich schaffte er es, mit fünf Minuten Verspätung in der Company zu sein. Kai war ausnahmsweise gnädig und akzeptierte die schlechte Ausrede, dass Reita noch von seiner Mutter am Telefon aufgehalten wurde bevor er losfuhr. Allerdings auch nur deshalb, weil Uruha und Ruki auch noch nicht da waren. Völlig außer Puste von der ganzen Hetzerei ließ sich Reita auf einen Stuhl zwischen Aoi und Sakai-san fallen. Der Manager begrüßte ihn freundlich lächelnd, während der schwarzhaarige Gitarrist nur apathisch das Fenster ihm gegenüber anstarrte. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal bemerkt, dass Reita inzwischen zu ihnen gestoßen war. Kurz versuchte der Blonde die Aufmerksamkeit des anderen auf sich zu ziehen, indem er ihm einen guten Tag wünsche, ihn fragte wie’s ihm ging und ihm dabei sogar auf die Schulter klopfte. Für einen kurzen Moment dachte Reita eine Reaktion in Aoi’s Gesicht gesehen zu haben. Andererseits könnte dies auch nur ein nervöses Nervenzucken gewesen sein. Nach ca. 30 Minuten, die Kai dafür gebraucht hatte um Reita eine Standpauke wegen seiner nicht gemachten „Hausaufgaben“ zu halten, kam Uruha zur Tür herein und versuchte sich unbemerkt auf seinen Stammplatz neben dem Fenster zu schleichen. „Glaub ja nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass du genau 31 Minuten und 25 Sekunden zu spät bist!“ meckerte Kai, nachdem er endlich von Reita abgelassen hatte und sich jetzt dem Gitarristen zuwandte. „Darf ich fragen, wo du warst?“ „Tut mir leid, ich wurde von meiner Mutter am Telefon aufgehalten…“, entschuldigte sich der Angesprochene mit einem charmanten Lächeln. „Die gleiche Ausrede hat Reita heute schon verwendet, also denk die ne Neue aus oder gib zu, dass du verschlafen hast.“ Uruha zog einen beleidigten Schmollmund in Richtung des Bassisten, der daraufhin nur grinsend mit den Schultern zuckte. Wer zu erst kommt, mahlt zu erst. Ganz einfach. Der dunkelhaarige beharrte allerdings darauf, nicht verschlafen zu haben, denn sonst würde ihr Bandleader nur wieder darauf rumreiten, dass er am Vortag nicht hätte so viel saufen sollen. Reita musste leicht kichern, als er bemerkte, dass Uruha sein Shirt verkehrt herum trug und seine Haare nur schlampig im Nacken zusammengebunden waren. Er kannte den Gitarristen gut genug, um zu wissen, dass dieser wohl erst vor zwanzig Minuten völlig verkatert aufgewacht war. Das Veilchen, das er ihm die Woche davor verpasst hatte, war schon wieder verheilt und anscheinend hatte Uruha es irgendwie notdürftig überschminkt. Jedenfalls fiel es nicht auf und Kai stellte keine Fragen, da auch Reita’s Nase schon wieder abgeschwollen war und ihren Normalzustand erreicht hatte. Uruha konnte wieder einiges gut machen, indem er dem Leader der Band 5 perfekt überarbeitete Songs auf den Tisch legte. Reita war somit anscheinend der einzige, der wirklich rein gar nichts gemacht hatte, denn sogar Aoi hatte es geschafft zu komponieren – und das in seinem Zustand! Ob Ruki auch die ganze Woche kreativ tätig war, wusste er nicht, aber so wie er den Sänger kannte, hatte dieser sicherlich wie ein Verrückter Songtexte produziert. Apropos… „Wo zum Teufel steckt Ruki überhaupt!?“ Kai schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, was dazu führte, dass der Automatenkaffe des Managers überschwappte und sich auf dem Tisch verteilte. Dieser zückte eilig ein Taschentuch und wischte den Fleck auf, als er versuchte Ruki’s Fernbleiben irgendwie zu erklären. „Ruki-san hat weder auf Anrufe noch Nachrichten reagiert, es tut mir Leid. Wahrscheinlich weiß er nicht, dass wir das Meeting verschoben haben. Ich habe wirklich ein tausend mal versucht ihn zu erreichen, aber ohne Erfolg.“ „Ist ja nicht zu fassen…“ Kai fuhr sich frustriert durch die Haare. „Einer macht seine Arbeit nicht, einer kommt immer zu spät und einer kommt überhaupt nicht. Und du reiß‘ dich gefälligst mal zusammen, du bist 30 Jahre alt, benimmst dich aber wie ein kleines Mädchen, das gerade von ihrem ersten Freund verlassen wurde!“ Den letzten Satz richtete er an Aoi, der daraufhin endlich mal aufzuwachen schien und betreten den Kopf senkte. „Jetzt reg dich mal wieder ab“ warf Uruha ein und überdrehte die Augen. „Sakai-san und du werden jetzt versuchen die letzten Schwierigkeiten wegen der Tour mit den Chefs zu klären, während Aoi und ich erst mal die neuen Gitarrenriffs ein wenig durchgehen. Reita wird inzwischen zu Ruki rüber spazieren und die kleine Diva hier her bringen.“ „Wieso ausgerechnet ich?“ beschwerte sich der Bassist. „Weil du der einzige bist, der jetzt sowieso nichts zu tun hat.“ „Aber-“ „Doch, das ist ne prima Idee“ warf Kai ein und schnappte sich gleich seine Unterlagen um sich mit Sakai-san auf den Weg zu machen. Bevor er den Raum verließ zeigte er mit dem Finger auf Reita. „Sieh zu, dass du Ruki hier her bekommst. Es wär wirklich wichtig wenn er an den Besprechungen teilnimmt.“ Sein scharfer Blick verriet, dass er in Wirklichkeit sagen wollte: ‚Bring mir Ruki - Tod oder lebendig! Und wenn es das letzte ist was du tust!‘ Zu Ruki’s Wohnung konnte man vom Companygebäude aus zu Fuß gehen. Normalerweise benötigte man für diese Strecke höchstens zehn Minuten, Reita allerdings stand erst nach 20 Minuten vor dem schicken Wohnhaus. Irgendwie hatte er gedacht, es würde ihm leichter fallen, wenn er lange genug trödelte und somit mehr Zeit hatte sich mental darauf vorzubereiten. Auf dem Weg schrieb er in seinem Kopf ein Drehbuch, wie er sich verhalten und was er sagen würde, wenn er dem Sänger gegenüber stand. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto nervöser wurde er. Irgendwann schaffte er es, nach fünf Zigaretten und einem erneuten Anruf von Kai, dass er sich gefälligst beeilen sollte, vor Ruki’s Wohnungstür im siebten Stock zu stehen. Er musste ziemlich mit seinem Körper kämpfen, beschimpfte sich selbst ungefähr 18 Mal als Weichei, bevor er mit zitternder Hand auf die Klingel drückte. Als er in der Wohnung Schritte vernahm, wurde ihm zuerst heiß, dann kalt und dann schlecht. „Reiß dich zusammen. Du bist ein Mann. Du bist 29 Jahre alt. Du packst das schon… einfach ganz cool bleiben…“ ermahnte er sich immer wieder leise selbst und atmete tief durch um seinen Puls wieder zurück auf ein menschliches Level zu bekommen. Tatsächlich schaffte er es mit seinem Mantra, ein wenig runter zu kommen, als er jedoch das Schloss klacken hörte, sackte sein Herz wieder zurück in seine Kniegegend. Er schluckte hart, als sich die Tür einen Spalt öffnete und Ruki’s Augen ihn einen Moment später daraus anfunkelten. „Hey…“ er lächelte nervös und musste dabei wohl ziemlich bescheuert ausgesehen haben. Ungefähr so wie die ganzen Fangirls immer drein guckten, wenn sie ihnen bei den Autogrammstunden die Hände schütteln durften. „Was machst du denn hier?“ fragte Ruki und zog die Augenbrauen zusammen. „Die Frage ist wohl eher was machst DU hier…“ antwortete Reita. „Ich wohne hier.“ Eins zu null für Ruki. „Nein, ich meine… wir haben schon seit ‘ner Stunde ungefähr ein Meeting in der Company…“ fügte Reita schnell hinzu. „Oh…“ Das war alles was er dazu zu sagen hatte? Der Bassist scharrte nervös mit dem Fuß am Boden während er darauf wartete, dass der andere noch irgendetwas anderes machte, als regungslos dazustehen und ihn anzustarren. Er schaffte es zwar nicht ihm in die Augen zu sehen, aber er wusste, dass der Sänger jede Regung seines Körpers genau beobachtete, was ihn ehrlich gesagt noch um einiges nervöser machte, als er sowieso schon war. Schließlich, es kam Reita so vor als wären inzwischen 2 Stunden vergangen, öffnete der Rothaarige die Tür ganz und der Bassist wagte einen kurzen Blick auf sein Gegenüber. Ruki trug ausgewaschene Jeans und einen viel zu großen schwarzen Pullover, dessen Ärmel ungefähr zehn Zentimeter länger waren als die Arme seines Trägers. Eigentlich war das Outfit alles andere als Besonders, aber der Sänger sah in Reita’s Augen darin einfach umwerfend aus. Er hatte diesen Schlabber-Pullover immer schon geliebt, in dem Ruki zu Hause meistens rumlief, und um ehrlich zu sein, hätte er ihn darin immer am liebsten sofort aufs Bett geworfen und ihm das Teil dann persönlich vom Körper gerissen – zusammen mit den restlichen Klamotten die er am Körper trug. „Okay, ich zieh‘ mich um. Dauert nicht lange…“ Mit diesen Worten beendete Ruki Reita’s wunderschönes Kopfkino und verschwand wieder in seiner Wohnung. „Willst du die ganze Zeit da draußen stehen bleiben oder was?“, rief er dem Bassisten zu bevor er im Bad verschwand und Reita zuckte unweigerlich zusammen als ihm bewusst wurde, dass er immer noch wie ein Zinnsoldat am gleichen Fleck stand. Er betrat Ruki’s Wohnung und schloss vorsichtig die Tür hinter sich, gegen die er sich dann lehnte, um seine zitternden Knie zu entlasten. Der Anblick von Ruki’s Zuhause brachte sein Herz dazu sich unangenehm zusammen zu krampfen. Wie oft hatten sie sich bereits hier im Flur gegenseitig die Kleider vom Leib gezogen, weil sie es vor lauter Lust kaum noch bis ins Schlafzimmer geschafft hatten… Zu Reita’s Überraschung brauchte Ruki wirklich nicht lange um sich zurecht zu machen und stand bereits kurze Zeit später fix fertig im Flur. Er zog sich die Schuhe und eine Jacke an und tat dann etwas das Reita schon wieder einen halben Herzinfarkt kostete. Er kam den Bassisten, der immer noch an der Tür lehnte so unheimlich nahe, bis sie nur noch wenige Millimeter von einander trennten. Der Rothaarige sah aus unergründlichen Augen zu dem Blonden auf und Reita bemühte sich krampfhaft, den Blickkontakt zu halten. „Ruki was-“ „Du stehst im Weg.“ Reita schaute sich kurz verwirrt um und realisierte etwas verzögert, dass Ruki damit wohl meinte, dass er die Tür blockierte. „A-achso…“ er huschte schnell zur Seite damit der andere die Tür öffnen konnte und folgte ihm dann ins Treppenhaus. Verdammt, was war das denn jetzt gewesen? Das Reita zur Seite gehen sollte, hätte Ruki aber auch anders sagen können. Dieser Blick und diese Nähe… das hatte doch irgendwas zu bedeuten, oder? Oder wünschte er es sich nur, dass es so war? Er dachte noch den ganzen Weg zu Company darüber nach, traute sich nicht ein Wort zu sagen oder Ruki auch nur anzusehen. Dieser schwieg ebenfalls eisern und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Wie konnte man nur so viel Tabak konsumieren? Den könnte wahrscheinlich nicht einmal Kehlkopfkrebs vom Rauchen abbringen. Der einzige Unterschied würde darin bestehen, dass er sich um zu rauchen die Zigaretten dann in ein Loch in seinem Hals stecken würde, anstatt in den Mund. „Was glotzt du so?“ fragte er schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen. Anscheinend hatte er bemerkt, dass Reita unbewusst auf seinen Hals starrte, als er sich das Szenario im Kopf ausmalte. „Gar nicht…“ sagte er patzig und schaute eilig in eine andere Richtung. Gottseidank wurde auch Ruki wenige Minuten später nicht von Kai’s Gezeter verschont, der ihm natürlich nicht abkaufte, dass er sein Handy gegen die Wand geschleudert hatte und deshalb nicht erreichbar war. „Das ist echt die blödeste Ausrede die ich je gehört habe… Welcher Idiot würde absichtlich sein Telefon gegen die Wand werfen?“ Ruki zuckte nur mit den Schultern und legte als Entschuldigung zehn neue Songtexte auf den Tisch. Reita wurde inzwischen verdonnert sich seine Basszeilen zu Uruha’s neuesten Kompositionen auszudenken. Dazu hatte er sich extra eine Bassgitarre von dem Bassisten von Alice Nine ausborgen müssen und sich dazu noch zehn Minuten anhören müssen wie unprofessionell und grenzdämlich es doch war, alle seine vier Gitarren zu Hause zu Lagern. Während also Kai und Ruki die neuen Lyrics durchgingen und Aoi und Uruha darüber diskutierten, wer wo ein Solo spielen durfte (eigentlich redete nur Uruha und Aoi bewegte nur ab und zu langsam den Kopf um Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken), hatte sich der Bassist mit der geborgten Gitarre auf die Couch am Ende des Raumes verzogen und zupfte unmotiviert irgendetwas darauf herum. Gerade als er dachte einen Einfall gehabt zu haben, wurde er von Kai’s lauter Stimme wieder in seinem Denken unterbrochen. „Ruki, das kann doch echt nicht dein ernst sein! Das ist viel zu makaber.“ „Wieso? Ich find den Text gut.“ Ruki verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Ich bitte dich. Die Frau reißt dem Kerl die Gedärme mit bloßen Händen raus, schneidet ihm den Kopf auf und macht Sushi aus seinem Gehirn… und ach warte… wie war das“ Kai überflog kurz den Text um eine bestimmte Stelle zu finden. „Achja hier. Sie hackt ihm den Pimmel ab und füttert damit ihren Hund!?!“ Plötzlich waren alle Augen im Raum geschockt auf Ruki gerichtet. „Na und?“ verteidigte sich dieser patzig. „Der Arsch hat ihr das Herz gebrochen. Erst hat er Monate lang mit ihr gevögelt, sie hat ihm seine wildesten und heißesten Sexträume erfüllt und als sie dann was Ernstes wollte, hat er sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel.“ Reita fühlte sich plötzlich angesprochen und legte die Bassgitarre beiseite. „Vielleicht hätte sie ihm ja nur ein wenig Zeit geben müssen, darüber nachzudenken?!“ Er konnte es sich einfach nicht verkneifen, seinen Senf dazu zu geben. Schließlich hatte er hier seinen letzten Rest Ehre zu verteidigen. „Vielleicht hätte sie das auch, wenn er ihr nicht ziemlich deutlich gemacht hätte, dass sie für ihn nicht mehr war als nur ein Sexspielzeug.“ Ruki sah Reita zwar nicht an, aber man wusste ganz genau, dass er mit ihm sprach. Kai hatte sich unauffällig zu Uruha und Aoi verzogen und beobachtete fasziniert das Schauspiel, das sich plötzlich vor seinen Augen bot. „Hier geht’s nicht mehr um den Songtext oder?“, nuschelte er leise zu Uruha der daraufhin nur seufzend den Kopf schüttelte, während der Sänger und der Bassist sich noch immer schreiend mit Argumenten und Anschuldigungen bewarfen. „Ich wusste es…“ sagte er schließlich als ihm die Erkenntnis über Ruki und Reita kam und sah dabei etwas verzweifelt aus. Uruha klopfte dem Drummer aufbauend auf die Schulter. Plötzlich schien auch Aoi durch das Ganze irgendwie wieder zum Leben erwacht zu sein. „Wenn es nicht um den Songtext geht…“ fragte er Uruha leise. „…um was geht es dann?“ Der Angesprochene klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Wie konnte man nur so verpeilt sein und das nicht kapieren? Aoi lebte wirklich in seiner eigenen Welt. „Vergiss es. Lehn dich zurück und genieß die Show!“ Uruha grinste und nahm zufrieden einen Schluck von seinem Kaffee. „Ich sag‘ dir, das ist besser als jede Telenovela!“ Reita und Ruki waren inzwischen beide von ihren Plätzen aufgesprungen und standen sich nun gegenüber, um sich besser ins Gesicht brüllen zu können. „Weißt du, die Schlampe ist eigentlich selbst Schuld dran, dass er sie nicht wollte!“ „Achja!?“ „JA!! Immerhin war sie diejenige, die sofort darauf mit einem anderen gefickt hat!“ Und noch bevor Reita’s Satz vollständig ausgeklungen war, wurde der Raum vom Geräusch einer lauten Ohrfeige erfüllt. Reita‘s Kopf flog zur Seite und auch wenn es verdammt weh getan hatte, so bemühte er sich kurz darauf so auszusehen, als hätte ihm das rein gar nichts ausgemacht. „Ich. Habe. NICHT. Mit ihm geschlafen!!“, waren die letzten Worte die Ruki ihm noch ins Gesicht brüllte, eher sich umdrehte und zur Tür flüchtete. Bevor er den Raum verließ wandte er sich noch Kai und den Anderen zu. „Es tut mir leid… ich kann so nicht mehr mit euch arbeiten. Wir müssen dir Tour absagen… ich werde aussteigen.“ Die Augen aller Beteiligten weiteten sich geschockt. Ruki hatte schon oft von einem Ausstieg gesprochen. Aber diesmal schien er es wirklich ernst zu meinen. Er war schon drauf und dran den Raum zu verlassen als Reita ihn noch einmal aufhielt. „Warte.“ Ruki drehte sich nicht um, blieb allerdings stehen. „Das wird nicht nötig sein…“ Reita ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Man merkte ihm an, dass es ihm schwer fiel, das Folgende auszusprechen. „Weil… ich nämlich die Band verlassen werde.“ Uruha schlug geschockt die Hand vor den Mund und kam sofort auf Reita zugerannt. Er wusste, dass sein bester Kumpel über so etwas keine Scherze machen würde. „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“ fragte er und packte den Bassisten an den Schultern ihn anzusehen. Dieser senkte nur betreten den Kopf, da er es nicht ertrug seinem Kollegen in die Augen zu sehen. „Doch. Für den Fall, dass es so weit kommt, habe ich bereits vor einer Woche die Kündigung bei der Company eingereicht. Ihr findet leicht einen neuen Bassisten, aber einen Sänger kann man nicht so einfach austauschen. Deswegen… werde ich zum wohl der Band aussteigen. Mein Vertrag läuft mit Ende der Tour aus. Es ist praktisch schon beschlossene Sache, ich muss nur noch unterschreiben.“ „Da-das kannst du doch nicht machen! Ich meine… Kai, was sagst du dazu?“, der Gitarrist sah Hilfesuchend zu dem Schlagzeuger. Vielleicht konnte der Reita die Sache noch ausreden. „Kai und ich haben schon darüber gesprochen. Er ist mit mir einer Meinung, dass es das Beste für die Band ist, wenn ich gehe.“ Der Bandleader nickte vorsichtig und senkte dann den Kopf. „Bitte nicht… wir bekommen das doch hin… wir sind theGazettE! Reita, du kannst nicht aufhören, nach allem was wir erreicht haben!“ Uruha rüttelte den Blonden, als würde er versuchen ihn aus einem Alptraum zu wecken. Reita hob den Blick und sah seinem besten Freund tief in die Augen. „Sieh’s ein Uruha. Es ist vorbei… Gazerock is dead.“ Kapitel 4: 止まぬ涙 ~ Yamanu namida ------------------------------- Aaaah~ gomenasai! >o< ich hatte keine Zeit zum Schreiben... Bitte verzeiht mir~ Hier das neue Kapitel von KnN ich bin total unzufrieden damit... >_>" Aber ich bin immer unzufrieden ^^;; Man verzeihe mir meine Fehler~ Ich bin österreicher, ich kann kein deutsch XD ________________________________ 止まぬ涙 ~ These unrelenting tears In den darauffolgenden zwei Wochen herrschte eine noch miesere Stimmung bei den GazettE Bandmitgliedern. Nachdem Reita seinen Ausstieg verkündet hatte, war Ruki ohne ein Wort gegangen, erschien erst am dritten Tag zum ersten Mal zu den Proben für die Tour und war dann noch dazu ständig dermaßen weggetreten, sodass sogar Aoi neben ihm wie das blühende Leben wirkte. Die anderen Member schöpften bereits Verdacht, dass Ruki sich mit irgendwelchen Substanzen seelisch und körperlich betäubte, zumal er während den Proben auch öfter auf der Toilette verschwand und sich ständig übergeben musste, aber nachweisen konnten sie ihm nichts. Und wenn man ihn darauf ansprach dann wurde er nur zickig und verließ die Probe. Zusätzlich herrschte nun auch zwischen Reita und Uruha Funkstille, da der Gitarrist die Entscheidung seines besten Freundes einfach nicht akzeptieren wollte und deshalb sauer auf ihn war. Und auch auf Kai war er nicht mehr gut zu sprechen, da dieser Reita’s Vorhaben auch noch Unterstützte. Als Reita zwei Tage vor Tourbeginn seine Kündigung unterzeichnete eskalierte die Situation, als Uruha sogar mit Fäusten versucht hatte, den Bassisten davon abzuhalten die Band zu verlassen. Der Manager konnte eine Prügelei gerade noch rechtzeitig verhindern, da er die nötige Körpermasse besaß um den Gitarristen in zu in Schach zu halten und Reita somit die Flucht ermöglichte. Nachdem er unterschrieben hatte, verzog sich der Bassist aufs Dach des Gebäudes, um einen Moment für sich allein zu sein. Plötzlich fühlte er sich irrsinnig leer und ausgelaugt. Eigentlich hatte er gedacht, der endgültige Ausstieg würde ihn erleichtern, aber irgendwie war das genaue Gegenteil der Fall. Der Knoten in seiner Brust schnürte sich noch enger und schmerzte nun bei jedem einzelnen Herzschlag. Nun war also alles vorbei. Die kommende Tour würde seine letzte sein – zumindest als Bassist von theGazettE. Er lehnte stützte seine Unterarme am Geländer ab und seufzte laut, als er seinen Blick über Tokio schweifen ließ. Das Wetter hatte sich seiner Stimmung angepasst. Dicke graue Wolken hangen über den Wolkenkratzern und sahen aus, als würden sie, genau wie Reita, jeden Moment in Tränen ausbrechen. Der kühle Wind fegte Staub und Abfälle durch die Straßen, zerzauste erbarmungslos das Haar des Blonden und schlich sich unter seine Klamotte um dort eine Gänsehaut zu hinterlassen. ~ Da Reita nach einer Ewigkeit immer noch nicht wieder aufgetaucht war, beschloss Uruha sich auf die Suche nach seinem besten Freund zu machen. So lange konnte man doch wirklich nicht brauchen um so einen dämlichen Wisch zu unterschreiben. Er wusste ganz genau, wo er suchen musste. Und nachdem der Bassist weder in der Caféteria noch im Raucherhof war, blieb eigentlich nur mehr das Dach übrig. Uruha atmete erleichtert auf, als er die große Dachterrasse des Gebäudes betrat und am Geländer den gesuchten blonden Schopf erkannte. Er zog die Jacke etwas weiter zu und spazierte ruhig auf Reita zu und stelle sich neben ihn. „Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?“, fragte er ruhig. „Willst du mich wieder verprügeln? “ Reita sah den Braunhaarigen nicht an sondern blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen in die graue Wolkensuppe vor ihm. „Nein…“ Der andere seufzte, drehte sich um und lehnte sich mit dem Gesäß ans Geländer. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch tief bevor er weitersprach. „Ich wollte mich dafür entschuldigen. Es tut mir Leid, dass ich so ausgeflippt bin.“ „Ach.“ „Ja. Ich habe mit Kai darüber gesprochen und verstehe dich jetzt, glaube ich.“ „Ach tust du das, ja?“, fuhr in Reita ungehalten an und stieß sich etwas vom Geländer ab um Uruha böse anzufunkeln. „Ich sag dir was du kapierst. Garnichts kapierst du! Du hast bestimmt noch niemanden so gern gehabt, dass du für ihn alles aufgibst was dir wichtig ist. Dass du für ihn deinen Traum aufgibst!“ „Ich denke nicht…“ „Eben! Dann tu jetzt nicht so als würdest du mich verstehen! Ich mache das alles nicht für mich. Ich mache das auch nicht für Kai oder dich oder die Band. Ich steige einzig und allein Ruki zu liebe aus. Nur wegen ihm!“ Reita gab einen frustrierten Laut von sich, krallte sich mit den Händen am Eisengeländer Fest und senkte den Kopf, sodass ihm seine blonden Strähnen ins Gesicht fielen. Er schwieg einen Moment und Uruha gab ihm Zeit, sich zu beruhigen. Irgendwo fuhr die Feuerwehr. Ansonsten war die sonst so belebte Großstadt ziemlich ruhig an diesem Tag. Oder zumindest wirkte es von oben so. „Weißt du…“ begann der Blonde nun viel leiser „… die Band und die Musik bedeutet ihm alles. Er liebt nichts so sehr, wie auf der Bühne zu stehen und zu singen. Er war dabei wegen mir alles hinzuwerfen. Ich will nicht, dass er wegen mir seinen größten Traum aufgibt… nämlich auf der ganzen Welt berühmt zu werden… Ich will, dass er glücklich ist und alles erreicht, was er sich vorgenommen hat. Deshalb darf ich ihm dabei nicht im Weg stehen…“ „Du liebst ihn wirklich hm?“ „Ja, verdammt nochmal!“ Reita’s Stimme wurde erneut lauter und Uruha hatte das Gefühl ihn schluchzen gehört zu haben. Er stutzte kurz, ehe er sich dem Blonden vorsichtig näherte. „Sag mal, heulst du etwa?“ fragte er scherzhaft und lachte leise, strich dem Bassisten vorsichtig die Haare zur Seite, um sein Gesicht sehen zu können. „Ach was, das ist nur vom Wind…“ Der Blonde schubste die Hand des Gitarristen weg und fuhr sich mit dem Handrücken eilig über die Augen bevor er den Kopf in die andere Richtung drehte. Uruha gab sich mit der Antwort nicht zufrieden und packte Reita am Kinn um ihn wieder zu sich zu ziehen. „Klar heulst du. Sieh mal her.“, stichelte er und kicherte frech. Allerdings verstarb das Lachen sofort, als er feststellte, dass dem Anderen tatsächlich dicke Tränen aus den Augen flossen. Entsetzt ließ er Reita’s Kinn sofort wieder los und wich einen Schritt zurück. „Oh mein Gott, du heulst ja wirklich!“ Der Bassist biss sich verlegen auf die Unterlippe und starrte wieder gerade aus in die Großstadt, während er nun nicht mehr versuchte seinen Gefühlsausbruch zu verstecken. Uruha fühlte sich plötzlich unheimlich hilflos und hatte keine Ahnung was er machen sollte. Schließlich hatte er den sonst so coolen Reita noch nie heulen gesehen. Außer bei den Tourfinals, aber das war was anderes. Da heulte er vor Glück und nicht vor Trauer. Uruha überlegte ihn zu umarmen, aber ob der andere das auch wollte? Kuscheln war nun wirklich nicht besonders Reita-like, oder? Scheiße nochmal, Uruha hatte sonst immer nur mit weinenden Frauen zu tun gehabt. Die brauchte man nur im Arm zu halten und ein wenig zu streicheln und die Sache war erledigt. Zögerlich hob er einen Arm und klopfte dem Bassisten damit auf die Schulter und erschrak, als dieser daraufhin plötzlich laut aufschluchzte, sich an ihn lehnte und ihm in die Schulter heulte. Na toll, jetzt saute er Uruha auch noch das schöne Hemd voll. Der Leadgitarrist seufzte und streichelte Reita beruhigend über den Rücken. „Jetzt hör aber auf…“ sagte er ruhig. „Du siehst zwar ohne deinem Nasenschal ziemlich niedlich aus, aber heulen steht dir trotzdem ganz und gar nicht. Das ist voll uncool, man.“ Reita reagierte nicht weshalb Uruha nur genervt die Augen überdrehte. Was hatte dieser Giftzwerg von Sänger nur aus seinem besten Kumpel gemacht? Eine verweichlichte Heulsuse. Allein dafür würde er Ruki jetzt in dem Moment am liebsten den Hals umdrehen. „Hey, reiß dich gefälligst zusammen, du Weichei!“, fuhr Uruha Reita dann plötzlich harsch an. Irgendwie musste er ihn ja wieder zur Vernunft bringen. „Ach, fick dich doch …“ Der andere stieß sich von Uruha weg und wischte sich beleidigt mit seinen Pulloverärmeln das Gesicht ab, ehe er dem Gitarristen einen sanften Schubser verpasste. Na bitte, geht doch. „Schon besser. Das ist der Reita, den ich kenne!“ Uruha grinste und hielt einen Daumen in die Höhe. Reita schmollte säuerlich vor sich hin und brummte irgendetwas Unverständliches. ~ „Aoi, hast du Ruki gesehen?“ fragte Kai den schwarzhaarigen Gitarristen, der im Proberaum in der Ecke an seiner Gitarre herum klimperte. Als der Bandleader den Raum betrat, hörte er auf zu spielen und stellte das Instrument in den Gitarrenständer. „Er ist vorhin gegangen. Er meinte er müsse noch was Wichtiges wegen der Tour erledigen.“ „Und das hast du ihm geglaubt?“ „Nein natürlich nicht. Aber ich kann ihn ja schlecht hier anbinden.“ Kai seufzte frustriert und fuhr sich ratlos durch die Haare. Er war nicht begeistert davon, Ruki in seinem Zustand alleine zu lassen. Er würde später noch bei ihm vorbei fahren und nach dem Rechten sehen. „Ja du hast recht. Er ist alt genug um auf sich aufzupassen…“ Kai lächelte schief und Aoi nickte, während er damit begann, einige Kabel zu entknoten und ordentlich auf zu rollen. „Wie geht’s Reita?“, fragte der Gitarrist nach kurzer Stille. „Er war ziemlich fertig vorhin im Büro des Chefs… aber Uruha ist jetzt bei ihm.“ „Und du hast ihn nicht überreden können doch zu bleiben?“ „Nein keine Chance.“ Kai schüttelte traurig den Kopf. Er hatte tatsächlich versucht Reita die Sache noch auszureden, aber der Bassist hatte sich einfach nicht umstimmen lassen. „Meinst du die Band schafft es dann auch ohne ihn?“ Aoi sah Kai fragend an und ließ sich neben ihn auf die Couch fallen, zündete sich dann eine Zigarette an. Der Drummer der Band stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich habe keine Ahnung…“ ~ Nach ein paar Minuten hatte Reita sich schon wieder beruhigt und war froh, dass Uruha gekommen war um sich um ihn zu kümmern. Der Gitarrist war eben ein echter bester Freund. „Schade, dass wir unseren Playstation-Abend dann doch nicht gemacht haben.“, warf Reita irgendwann völlig zusammenhanglos ins Gespräch. Uruha sah kurz verdutzt drein und lachte dann. Tatsächlich, nachdem Reita vor zwei Wochen verkündet hatte, die Band zu verlassen war Uruha so sauer gewesen, dass er völlig vergessen hatte, dass er dem Anderen noch einen Zocker-Abend versprochen hatte. „Ach das können wir immer noch machen.“, meinte er grinsend. „Dann wenn die Tour vorbei ist.“ „Auch wenn ich nicht mehr in der Band bin? Ich meine… werden wir dann immer noch Freunde sein?“ Uruha hob eine Augenbraue. So eine doofe Frage konnte auch nur Reita stellen. „Vollidiot.“ Der Gitarrist klatschte dem Blonden mit der flachen Hand an die Stirn. Der Andere sah daraufhin verwirrt drein, was Uruha zum Lachen brachte. „Selbst wenn du dann als Penner unter der Brücke lebst, wirst du immer noch mein bester Freund sein. Is doch klar, oder?“ Reita verzog kurz beleidigt das Gesicht wegen der Sache mit dem Penner, musste dann aber doch erleichtert lächeln. „Lass uns wieder reingehen. Wir müssen noch ein paar Sachen zusammenpacken.“, sagte Uruha dann und wollte schon vorausgehen. „Aber ich seh‘ sicher komplett verheult aus.", beschwerte sich Reita. Er wollte wirklich nicht, dass seine anderen Bandkollegen erfuhren, dass er geweint hatte wie ein kleines Mädchen. Uruha zögerte kurz und betrachtete genauestens das Gesicht des Bassisten. „Hmmm…“ Er presste nachdenklich einen Finger auf seine vollen Lippen und legte den Kopf leicht schief, ehe er frech grinste. „Nö, siehst scharf aus, wie immer. Und jetzt komm.“ Er packte den Blonden am Arm und zog ihn nun ohne Widerrede in das Companygebäude. ~ Sie brauchten noch ein paar Stunden um gemeinsam mit einem Teil des Tourstaff das ganze Eqipment zusammenzupacken. Reita war mehr als nur froh, dass Ruki nicht mehr anwesend war und dass Kai und Aoi soviel Professionalität und Taktgefühl besaßen, seinen Ausstieg nicht weiter zu kommentieren. Irgendwann nach Sonnenuntergang ließ sich Reita von Aoi nach Hause fahren, da dieser sowieso in die Richtung musste und er somit auch der Gefahr entging, mit Uruha noch einen Trinken gehen zu müssen. Als der Bassist allerdings die Stufen im Treppenhaus seines Wohnhauses hochstieg, hatte er das ungute Gefühl im Bauch, dass er sich vielleicht doch hätte noch mehr Zeit lassen sollen. Und sein Bauch sollte Recht behalten, denn auf dem Treppenabsatz im dritten Stock saß die Person, der er an diesem Tag am allerwenigsten Begegnen wollte. „Ruki?“ Der angesprochene schien sich zu erschrecken und sprang schnell auf die Beine, als er Reita entdeckte. „Ähm… deine Nachbarin hat mich unten rein gelassen…“, nuschelte er schnell um zu erklären wieso er vor Reita’s Wohnung herum hockte. Okay, dachte Reita, das erklärte einmal das ‚Wie‘. Aber viel mehr interessierte ihn ja das ‚Warum‘. Reita seufzte und versuchte den stechenden Schmerz in seiner Brust zu ignorieren. Etwas wacklig in den Beinen stieg er die letzten Stufen hoch zu dem Sänger. Er bemühte sich so gleichgültig wie möglich dreinzusehen, als er an ihm vorbeiging und wortlos seine Wohnung aufsperrte. Ohne Aufforderung folgte Ruki ihm in den Flur. Als dieser dann hinter ihnen die Tür geschlossen hatte, drehte sich Reita blitzschnell zu ihm um und funkelte ihn böse an. „Was willst du?!“, fragte er kalt und sofort tat es ihm auch wieder leid, dass er den Anderen so anfuhr, aber Ruki verwirrte ihn einfach viel zu sehr. Dass er einfach so bei ihm auftauchte passte so gar nicht zu dem Sänger und zu dessen Verhalten in den letzten Wochen. Der Rothaarige sah mehr als nur eingeschüchtert aus und wich etwas zurück. „Hey beruhig dich.“, Er hob verteidigend die Hände etwas in die Höhe. „Es hat mich ne Menge Überwindung gekostet überhaupt hierher zu kommen, also hör mir einfach zu, okay?“ Reita verschränkte die Arme vor der Brust, trat einen Schritt auf den Sänger zu um von oben auf ihn herabzusehen. Er hoffte, dass der andere nicht bemerkte wie sehr seine Knie zitterten. „Ich höre.“ „Ich… ich hab noch mal über das alles nachgedacht… und…“ Ruki senkte den Blick und spielte nervös mit seinen Ringen herum. Reita hatte ihn schon lange nicht mehr so kleinlaut und verunsichert erlebt. „Ich… will nicht, dass du wegen mir aus der Band aussteigst.“ Der Bassist starrte den anderen ungläubig an. Hatte er sich verhört oder wollte Ruki ihn einfach nur verarschen? Das durfte doch jetzt echt nicht wahr sein. „Das fällt dir aber reichlich spät ein“, sagte er und lachte ironisch. „Hey ich weiß okay!“ Ruki wurde nun etwas laute und sah Reita mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an. „Aber ich dachte du bluffst nur. Ich hätte nicht gedacht, dass du das echt machst… wegen mir…“ „Aha. Daher weht der Wind also.“ Reita überdrehte genervt die Augen. Er wusste ziemlich gut wie Ruki tickte. Der Sänger hatte also ein schlechtes Gewissen, dass er für Reita’s Ausstieg verantwortlich war. „Du willst dein schlechtes Gewissen beruhigen und entschuldigst dich deshalb bei mir.“ „Nein das stimmt nicht!“ wehrte sich Ruki. „Es tut mir ernsthaft Leid, dass es so gekommen ist. Ich wollte das alles nicht…“ Reita ballte die Hände zu Fäusten. Das musste eindeutig ein schlechter Scherz sein. Jetzt auf einmal kam Ruki hier an und entschuldigte sich bei ihm, jetzt wo alles zu spät war, jetzt wo er sich schon damit abgefunden hatte sich endgültig von theGazettE zu trennen. „Wenn ich dich erinnern darf, warst du derjenige, der immer davon geredet hat die Band zu verlassen!“, schrie Reita den Kleineren an und ging noch einen Schritt auf ihn zu, woraufhin der andere erneut ängstlich zurückwich. „Ich weiß ich… ich habe das so gesagt… weil… es hat einfach weh getan dich jeden Tag zu sehen, … ich hab geredet ohne nachzudenken. Ich weiß nicht…ob ich es wirklich getan hätte…“ Reita wusste nicht ob er schreien oder lachen sollte. Das was Ruki ihm da offenbarte kam ungefähr vier Wochen zu spät. Hätte er ihm das früher gesagt, hätte er ihm verziehen, ihm seine Liebe gestanden, sich vor ihm auf die Knie geworfen und ihm um eine zweite Chance gebeten. Aber jetzt… jetzt war alles zu spät. Er war außer sich vor Wut, schluckte diese aber noch mit aller Gewalt hinunter. „Geh jetzt…bitte…“, sagte er leise mit bebender Stimme und senkte den Kopf. „Akira, ich…“ "Hau ab! Verschwinde!“ schrie Reita nun den Sänger an, als dieser keine Anstalten machte, seine Wohnung zu verlassen. Er konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Es tat viel zu weh ihn so zu sehen und sich seine Entschuldigungen anzuhören. Ruki setzte noch dazu an, etwas zu sagen, ließ es aber dann doch bleiben, drehte sich um knallte die Türe hinter sich zu, als er im Treppenhaus verschwand. Reita hörte noch, wie seine schnellen Schritte im Treppenhaus immer leiser wurden und schließlich ganz verblassten. Dann plötzlich gaben seine Knie nach und er sackte mitten auf dem Flur in sich zusammen, vergrub dabei das Gesicht in den Händen. Er hasste sich selbst dafür, dass er wieder so ausgerastet war. Dieses Gespräch hätte definitiv anders enden können. ~ Ruki wischte sich immer wieder aufkommende Tränen aus den Augenwinkeln, während er von der U-Bahn-Station zu seiner Wohnung rannte. Seine Lungen brannten und seine Beine waren müde, aber er musste einfach rennen. Er konnte nicht anders. Er hatte das Gefühl er würde zerbrechen, sobald er stehen blieb. Er stürmte in seine Wohnung, knallte die Tür hinter sich zu ohne abzusperren, eilte in die Küche wo er einige Schubladen herausriss auf der Suche nach geeigneten Tabletten um seinen Geist abzutöten. Schließlich fand er wonach er gesucht hatte. Mit zittrigen Fingern, drückte er einige Tabletten aus dem Blister und spülte diese gleichzeitig mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Er lehnte seinen wackeligen Körper an einen Küchenschrank und rutschte dann daran hinab bis er am Boden saß, wo er seinen Kopf zwischen seinen Knien vergrub und drauf wartete, dass Reita’s Gesicht aus seinen Gedanken gelöscht wurde. ~ Kai blieb wie immer am längsten in der Company. Nachdem er alles erledigt hatte und das Licht gelöscht hatte rief er noch kurz bei sich zu Hause an um Bescheid zu sagen, dass er etwas später kam. Es meldete sich der Anrufbeantworter. „Hey Schatz ich bins. Ich komme heute etwas später nach Hause, ich schau noch kurz bei Ruki vorbei. Warte nicht mit dem Essen auf mich. Bis dann.“, sprach er aufs Band und fuhr zu Ruki, um zu sehen ob bei ihm auch alles in Ordnung war und er schon alles für die Tour fertig zusammengepackt hatte. Er drückte auf die Klingel und wartete darauf, dass Ruki ihm öffnete. Aber auch nach mehrmaligen betätigen der Türglocke meldete sich niemand. Schließlich ließ ihn eine ältere Dame hinein, die gerade das Haus verließ. Aber auch als Kai direkt an Ruki’s Wohnungstür klopfte und noch mehrmals klingelte, erhielt er kein Lebenszeichen des Sängers. Er testete die Türklinke und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass die Tür nicht abgesperrt war. Er betrat die Wohnung und spähte in jedes Zimmer. Als er schließlich die Küche betrat, schlug er geschockt die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott… Ruki!!!“ ___________________________ tam, tam, taaaaaam.... *dramatische musik einschalt* das nächste Kapitel kommt erst in 2 Wochen, da ich nächste woche 6 tage auf Meisterschaft bin und keine Zeit haben werde mich um die FF zu kümmern~ .3. nächstes Kapitel: MO, 24.Mai Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)