Darkness of the Phoenix von _Nira_ (Die Gefahr wohnt in deiner Seele) ================================================================================ Kapitel 8: "Es tut mir leid!" ----------------------------- Eine halbe Stunde später waren die Black Bladers wieder im Hotel und Irina verband Jessys Arme, da die Kratzer doch ziemlich tief waren. „Glaubst du wirklich, Alex hat was damit zu tun?“ fragte Miena besorgt. „Ich hoffe es nicht…“ erwiderte Jess leicht abwesend. Ihr gingen Björns Worte nicht aus dem Kopf. In jeder anderen Situation wäre ihr das egal gewesen und sie hätte Björn kein Wort geglaubt, aber er wusste von diesem seltsamen Fieber, dass sie gehabt hatte. Und eigentlich wussten nur ganz wenige darüber Bescheid. Und das mit der Kette und ihrem Bitbeast verwirrte sie nur noch mehr. „Ich will das nicht glauben… Alex kann nicht darin verwickelt sein, das geht einfach nicht!“ murmelte Jess. „Vielleicht hat Björn das auch einfach nur gesagt, um dich zu verwirren. Alex ist dein Freund und ich glaube nicht, dass er dir das antun würde“ meinte Irina optimistisch und befestigte den Verband. „Rede einfach mal mit ihm. Das klärt sich bestimmt alles“ sagte Miena aufmunternd. Jess nickte nur. Soweit sie wusste, war Alex unterwegs und es würde noch dauern, bis er wiederkommen würde. Aber, er sollte sich ruhig Zeit lassen. Dann hatte Jess folglich mehr Zeit zum Nachdenken. Es war schon gegen Abend, als Alex endlich die Tür hereinkam. Jess schluckte schwer, als sie ihn sah. „Hey, ich hab gehört ihr habt den Kampf gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!“ sagte Alex freudig. „Du bist mir eine Erklärung schuldig“ meinte Jess ernst. „Inwiefern?“ fragte Alex verwirrt. „Diese Kette… wo kommt sie her?“ fragte Jess unwirsch. „Vom Juwelier, das hab ich dir doch gesagt und außerdem hast du die Schachtel gesehen“ antwortete Alex verwirrt. „Lüg mich nicht an!“ fauchte Jess zurück. „Diese Kette hat Dark Dranzer unterdrückt und das mitten im Kampf!“ Es fiel ihr unendlich schwer, ihm das alles an den Kopf zu werfen, aber sie wollte endlich Gewissheit. Alex schwieg und Jess beschloss weiter nachzuhaken. „Hast du irgendwas damit zu tun, dass Dark Dranzer plötzlich aufgetaucht ist und mit diesem seltsamen Fieber vor der Weltmeisterschaft?“ „Jess… ich…“ Sie wich einen Schritt zurück, mit dem blanken Schrecken in den Augen. „Nein…“ hauchte sie fassungslos. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!“ „Jess, die hätten dich getötet, wenn ich das nicht gemacht hätte! Es tut mir leid, aber nur so konnte ich dir helfen“ versuchte Alex zu erklären. „Warum tust du mir das an?… Nach fast zwei Jahren Beziehung! Man, ich hab dir vertraut!“ rief Jess verzweifelt. Ihr standen die Tränen in den Augen – das war einfach zu viel! „Bitte versteh das doch. Ich hätte das nie gemacht… aber…“ Alex fiel es schwer die ganze Wahrheit auszusprechen. „Was aber?!“ hakte Jess gekränkt nach. „Ich musste dir ein Serum verabreichen, was eine Steigung deiner Körpertemperatur verursacht. Daher kam dein Fieber vor der WM. Das vor deinem Kampf war so ähnlich, nur war die Dosis geringer, sodass du trotz erhöhter Temperatur antreten konntest. Alles war nur dazu da, um den Dark Dranzer zu erwecken. Ich hatte die Information nicht von Akita, wie ich dir gesagt habe, sondern von Voltaire. Ohne Dark Dranzer wärst du für die Biovolt unbrauchbar. Ice Dranzer wäre angeblich nicht stark genug um den Anforderungen gerecht zu werden, deshalb musste Dark Dranzer her. Die Kette ist ein Erbstück von deiner Mutter. Sie ist einzig und allein für dich und Ice Dranzer gedacht. Ich habe sie nur zum Restaurieren zum Juwelier gebracht“ Jess war regelrecht geschockt, als sie das hörte. Mit Tränen in den Augen sah sie ihren Freund an, immer noch nicht ganz wissend, was hier eigentlich vor sich ging. Alex nahm vorsichtig ihre Hand. „Glaub mir, ich hätte das alles nie gemacht, aber ich konnte nicht anders. Voltaire hat damit gedroht dich umbringen zu lassen, wenn ich das nicht tue. Es tut mir wirklich leid“ sagte Alex reumütig. Jess kam wieder zur Besinnung und schlug ihm die Hand weg. „Ich wäre lieber gestorben, als das zu ertragen!“ rief sie wütend. Sie stürmte in Richtung Tür, doch Alex packte sie noch am Handgelenk. „Jess… Bitte! Ich liebe dich doch!“ versuchte er es erneut. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du das niemals getan! Es ist aus!“ fauchte Jess sauer, riss sich los und verschwand aus der Tür. Krachend fiel diese ins Schloss und Alex atmete tief durch. Das war’s wohl gewesen. Jess würde nicht zum ihm zurückkehren, dafür kannte er sie zu gut. Wütend ließ er seine Faust gegen die Wand schnellen. >Jess, es tut mir doch Leid!< Jess war wütend und enttäuscht. Sie hätte niemals geglaubt, dass Alex damit was zu tun gehabt hätte! Mit Tränen in den Augen lief sie zu dem bereits menschenleeren Strand und ging auf direktem Wege zu der Arena, die sich dort befand. Sie schoss Ice Dranzer dort hinein und er zog einige Minuten seine Runden darin. „Ich versteh das einfach nicht… wie konnte er nur…“ schluchzte Jess leise und einige Tränen tropften zu Boden. In Gedanken rief sie ihren Phönix – ihr Ein und Alles, ihr treuer Lebensgefährte, der sie noch nie im Stich gelassen hatte und es auch nie tun würde. Ice Dranzer stand vor ihr und senkte vorsichtig seinen großen Kopf herunter. Jess strich ihm vorsichtig über den goldenen Schnabel und sah in die schönen dunkelblauen Augen. „Wenigstens hab ich dich nicht verloren“ hauchte sie glücklich. „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passier wäre, Ice Dranzer.“ Plötzlich blickte der Vogel auf und verschwand kurz darauf in seinem Bitchip. Jess drehte sich um und war überrascht. „Ray?!“ fragte sie verwundert. „Hallo, Jess. Was ist denn los?“ Sie sah zu Boden. Noch immer standen ihr die Tränen in den Augen und genauso saß ihr noch der Schock in den Gliedern. „Ach… ich… es ist nichts“ winkte sie ab. „Wenn du reden willst, ich hab Zeit und ein offenes Ohr“ erwiderte Ray lächelnd. >Vielleicht würde es mir mal ganz gut tun mit jemanden zu reden< überlegte Jess und willigte schließlich mit einem Nicken ein. Die beiden setzten sich auf die Mauer, die sich etwas oberhalb des Strandes neben dem leeren Bürgersteig erstreckte. Jess konnte nicht anders, und obwohl sie Ray kaum kannte – sie hatte nur einmal von Kai gehört, dass er ein sehr verständnisvoller Mensch sei – erzählte sie ihm in sage und schreibe 2 Stunden ihre Probleme, Gefühle und Ängste. Ray hörte einfach nur zu und er war erstaunt darüber, wie offen und ehrlich sie war. „Das muss wirklich ziemlich schwer sein, aber ich glaube du hast Recht, wenn du sagst, dass er dir das niemals angetan hätte, wenn er dich wirklich geliebt hätte“ meinte Ray schließlich. „Ich weiß, dass er unter Zwang gehandelt hat, aber ich hätte mich nie darauf eingelassen, wenn es um ihn gegangen wäre“ sagte Jess seufzend. „Tu am besten einfach das, was du für richtig hältst“ schlug Ray ihr vor und stand auf. „Danke, dass du mir zugehört hast. Ich hab dir die letzten 2 Stunden zwar ein Ohr abgelabert, aber es war einfach mal nötig. So geht’s mir auch gleich viel besser“ lächelte Jess und atmete tief durch. „Gut. Wir sehen uns beim Finale in einer Woche. Ich wünsch euch viel Glück. Ihr werdet es brauchen“ sagte Ray. „Ihr aber auch. Bis dann!“ verabschiedete Jess sich. Nachdem Ray gegangen war, blieb sie noch eine Weile auf der Mauer sitzen und hörte dem Meerrauschen zu, das wirklich eine sehr beruhigende Wirkung hatte. >Ich sollte meine Sachen holen und zu Miena und Irina ins Zimmer ziehen. Alex kann zusehen wo er bleibt. Ich will ihn nicht mehr sehen!< beschloss Jess und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Vor der Zimmertür hielt sie kurz inne, drehte dann aber doch entschlossen den Schlüssel im Schloss um und trat ein. Alex war sofort aufgesprungen, als er das Klacken des Türschlosses vernommen hatte. „Jess, bitte lass mich-“ fing er an. Doch diese schnitt ihm eiskalt das Wort ab. „Verschwinde. Lass mich einfach in Ruhe – ich will dich nicht mehr sehen!“ fauchte sie wütend und schnappte sich ihren Koffer, der auf dem Boden lag, legte ihn aufs Bett und fing an ihre Sachen einzuräumen. „Jess, bitte…“ versuchte Alex es erneut. Sie hielt mitten im Packen inne und sah ihn kalt an. „Nein. Du weißt überhaupt nicht, was du mir damit angetan hast! Du hast mir das Herz aus der Brust gerissen!“ Obwohl ihre Worte so emotional gewählt waren, klang ihre Stimme wie die kalte Schneide eines Schwertes, was Alex ziemlich beängstige. „Du kannst doch nicht einfach so alles abstellen, was du für mich empfunden hast!“ sagte Alex verzweifelt. „Du siehst, das geht. Und dafür bin ich unendlich dankbar, sonst könnte ich das hier vermutlich nicht“ erwiderte Jess weiterhin hart. „Jess, bitte. Lass es uns noch mal versuchen, ich-“ Den Blick von ihr, den er jetzt einstecken musste, glich der Hölle. So wütend hatte er sie noch nie erlebt. „Ich hab deine Heuchelei satt. Verschwinde endlich aus meinem Leben. Ohne dich bin ich besser dran“ sagte sie sauer und machte den Reißverschluss an ihrem Koffer zu, als sie sich vergewissert hatte, dass sie alles hatte. Sie ging zur Tür, doch Alex hielt sie an der Schulter fest und in dem Moment wurde es Jess zu viel. Es knallte fürchterlich, als sie ihm eine scheuerte. „Lass mich einfach in Ruhe. Ich will dich nie wieder sehen!“ Das war eine klare Ansage, die zu Alex erst mal durchdringen musste – genau wie der Schmerz in seiner linken Wange. Jess nutzte den Schockzustand ihres ehemaligen Freundes und verschwand ein weiteres und letztes Mal aus der Tür. Im Flur blieb Jess kurz stehen. Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich nicht über ihr Verhalten nachdenken sollte, aber sie konnte nicht anders. Tief atmete sie durch, ging weiter und klopfte schließlich bei Irina und Miena an der Zimmertür an. Die beiden waren noch wach und so öffnete Miena die Tür, erschrak allerdings als sie Jess erblickte. „Was ist denn passiert?!“ „Kann ich bei euch im Zimmer bleiben?“ stellte Jess leise die Gegenfrage. Miena nickte erschrocken und ließ sie eintreten. „Sag mal, was ist denn los? Du bist ja völlig aufgelöst…“ sagte Irina verwundert. Jess sagte erst mal nichts, setzte sich auf das nächste freie Bett und starrte die ersten paar Sekunden stur gerade aus. Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. „Jess?“ Tränen liefen ihr über die Wange und Irina und Miena wurden immer ratloser. Nachdem Jess sich etwas beruhigt hatte, fragte Miena vorsichtig, was denn passiert sei. Mit tränenerstickter Stimme erzählte Jess den beiden, was in den letzten 3 Stunden passiert war. „Am besten, du ruhst dich jetzt erst mal aus. Morgen sieht alles wieder ganz anders aus“ beschloss Miena. Jess kam nickend dem Angebot nach und legte sich in das letzte freie Bett im Zimmer. Ira und Miena machten sich große Sorgen, doch sie waren sich sicher, dass Jess sich wieder fangen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)