Die Anderen von w-shine ================================================================================ Kapitel 1: Die Anderen ---------------------- Monika sitzt etwas abseits und sieht zu der Gruppe von fünf Jugendlichen, die dort drüben zusammen stehen, hinüber. Sie gehört nicht dazu, sie ist nur der stille Beobachter, doch von ihrer Position aus, kann sie die anderen gut erkennen. Sie sieht das blonde Mädchen an. Es ist hübsch, trägt ein weißes Top und einen kurzen Jeans-Mini-Rock. Die Blicke der anwesenden und vorbeilaufenden Männer folgen ihr, als sie sich auf den Schoß ihres Begleiters setzt und ihn küsst. ‚So ein Flittchen’, denkt sich Monika. Sie weiß etwas, was ihr Freund sicher nicht weiß: Dass sie gestern Abend mit einem seiner Kumpels geschlafen hat. Oder vielleicht ist es ihm auch egal, da sie ja schließlich trotzdem seine Freundin ist und er sich gerne mit ihr schmückt. Er ist der Coole, der Anführer der Gang und trägt eine schwarze Lederjacke und eine teuere Uhr. ‚Verdammter Macho’, denkt sich Monika. Sie weiß, dass schon viele Mädchen mit ihm das Bett geteilt haben. Sein Blick den anderen der Gruppe gegenüber ist arrogant und herablassend. Er weiß, dass sie alle seine Stiefellecker sind. Monikas Blick fällt auf das zweite Mädchen der Gruppe. Sie ist auffallend hübsch, vielleicht sogar noch hübscher als das andere Mädchen, doch bei weitem nicht so auffällig zu recht gemacht. Sie steht etwas verschüchtert bei der Gruppe und sagt kaum etwas. ‚Trau dich zu sagen, dass dir der ganze Kram nicht passt’, denkt sich Monika. Sie weiß, dass es dem Mädchen nicht gefällt, was die anderen teilweise machen. Manchmal wäre sie auch gerne woanders, aber die Freundschaft, die sie mit dem anderen Mädchen seit ihren gemeinsamen Kindergartentagen verbindet, ist ihr einfach zu wichtig, um sich von den anderen zu distanzieren. Monika wendet sich von der Betrachtung des Mädchens ab und schaut nun auf den zweiten jungen Mann in der Runde. Er ist das Genie, das in der Schule immer gute Noten abräumt, aber kaum etwas dafür tun muss und so genug Zeit hat, mit den anderen herumzuhängen. ‚Lass dich nicht ausnutzen’, denkt sich Monika. Sie weiß, dass die anderen ständig von ihm abschreiben und seine Hausaufgaben kopieren. Häufig ist er sogar der einzige, der etwas für die Schule gemacht hat und die anderen profitieren davon. Aber er würde nie etwas dagegen sagen, weil er auf ihre Anerkennung und Freundschaft angewiesen ist. Sonst würde er ganz schnell der Außenseiter seiner Stufe werden und das will er nicht. Monika sieht sich den letzten der Fünf an. Es ist ein junger Mann, der… „Moni, Moni“, ruft plötzlich jemand und sie wird aus der Betrachtung der Gruppe gerissen und starrt die Person vor sich. Es ist ein kleiner Junge, er ist ungefähr vier Jahre alt und hält ihr ein Bild von krakeligen, krummen Kreisen unter die Nase. „Ist das gut, Tante Moni?“ Sie blickt ihn verwirrt an und hebt den Blick, um zu der Gruppe von Jugendlichen zu sehen. Doch dort sind jetzt nur fünf ebenso alte Kinder, die zusammen spielen. Vielleicht sollte sie aufhören, sich die Zukunft ihrer Kindergartenkinder vorzustellen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)