In den Fängen der Raubkatze von marioeoeoeh ================================================================================ Kapitel 5: ----------- „Weiß sie, welche Rolle sie spielt?“ – „Nein“, antwortete Mortimer ruhig. „Gut“ Ein Lächeln spiegelte sich auf dem Gesicht seines Gegenübers. „Dann kann sie ihre Rolle doch sicher weiter spielen oder habe ich vorhin ihren Bericht nicht richtig verstanden?“ – „Nein.“ Auch Mortimer begann zu lächeln. „Sie wird ihren Auftrag sicher auch ohne weiterhin für mich zu arbeiten hervorragend abschließen.“ * * * * * * * * Es war früher Abend, Pia lag in ihrer Badewanne, der Schaum reichte ihr bis zum Kinn und der warme Dampf, der das ganze Zimmer erwärmte, umhüllte sie. Sie fühlte sich frei, als wenn sie eine riesige Last endlich von ihren Schultern geworfen hätte. Endlich musste sie nicht mehr zu dieser Siedlung fahren, sich nicht mehr mit Lukas auseinander setzen und – vor allem – nicht mehr in seine grünen Augen sehen. Seine grünen Augen… Pia begann in einen Tagtraum zu gleiten, sah vor ihrem inneren Auge genau, wie er sie immer angesehen hatte, konnte sogar die Wärme spüren, die von ihm ausgegangen war, wenn er direkt vor ihr stand. Seufzend ließ sie sich tiefer in die Wanne gleiten, bis sie unter dem Schaum verschwand. Ihre Gedanken trieben weiter, sie stellten sich vor, wie es wäre, wenn er seine muskulösen Arme um sie schlingen würde, sich noch näher an sie heran pressen und sie nicht nur leicht umzingeln würde. Langsam richtete sie sich etwas auf, ihr Kopf kam wieder an die Wasseroberfläche. Sie wischte sich das Wasser und den Schaum aus den Augen und sah sich um. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund, hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. „Mach dich nicht verrückt.“ Murmelte Pia und versuchte ruhig zu bleiben. Im Badezimmer war es relativ dunkel, das Licht war gedämmt und sorgte nur für spärliche Beleuchtung. Vor ihrem Fenster hingen Gardinen, die jedem den Blick verwehrten. Sie konnte gar nicht beobachtet werden. Und doch machte sich ein komisches Gefühl in ihrer Magengegend breit. Lukas saß diesen Abend auf einem anderen Baum, er musste vorsichtig sein, sich gut verstecken, da es noch nicht dunkel war. Erst in ein bis zwei Stunden würde die Dämmerung vorüber sein. Dann konnte er sich wieder frei bewegen, im Schutz der Dunkelheit. Er hatte es nicht mehr zu Hause ausgehalten, nachdem sie so schnell weggefahren war, nachdem er ihre Angst riechen konnte – ihre Angst vor ihm. Wie groß wäre ihre Angst gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass er nicht nur ein groß gebauter Mann war, der etwas einschüchternd wirkte, sondern noch viel mehr? Viel animalischer? Wahrscheinlich hätte sie sich dann gar nicht erst in seine Nähe getraut. Seufzend sah Lukas zum Fenster. Es war mit Gardinen bestückt, er konnte nicht durch sehen und doch war er sich sicher, dass Pia sich in diesem Raum befand. Weshalb konnte er sich selbst nicht genau erklären. Er hatte es einfach im Gefühl – außerdem konnte er erkennen, dass minimales Licht von dem Raum ausging, während die anderen alle in völliger Dunkelheit lagen. Ihm brannten so viele Fragen auf den Lippen, die er ihr stellen wollte. Doch das war nicht möglich. Sie würde wissen wollen, woher er wusste wo sie wohnt, und durch die Antwort, die er ihr geben müsste, würde er zu viel von sich preis geben. Viel zu viel. Er war bereits ihrem Auto gefolgt, wusste dass sie zu ihrer Arbeit gefahren war und dort mit einem Karton wieder herauskam. Dies konnte nur eines bedeuten. Sie wurde entlassen oder sie war selbst gegangen. Wenn er die Tatsache mit einbezog, dass ihr Vorgänger erst nach sechs langen Monaten ausgetauscht wurde, konnte nur die zweite Möglichkeit in betracht ziehen. Sie war freiwillig gegangen. Dass er mit dieser Tatsache etwas zu tun hatte, konnte er definitiv nicht ausschließen. Hatte er ihr tatsächlich solch eine große Angst gemacht? Wirkte er so gefährlich? Seufzend verkroch er sich noch mehr im Schatten der Blätter. Er musste es herausfinden, musste es riskieren. Das schlechte Gewissen machte sich bei ihm breit, als er daran dachte, welchen Risiken er seiner Familie aussetzte und das nur, wegen seinem Egoismus. Das flaue Gefühl hielt an und Pia konnte ihr Schaumbad nicht weiter genießen. Schnell stieg sie aus der Wanne, griff nach einem der Handtücher, die an dem Heizkörper neben der Wanne hingen, und trocknete sich rasch ab. Nachdem sie sich in ihren weichen, weißen Bademantel eingekuschelt hatte, ging sie zum Fenster und öffnete es, um zu lüften. Als sie heraus sah, stockte ihr der Atem. In der Hintersten Ecke des Baumes, im Schatten der Blätter und höchst wahrscheinlich für alle Passanten nicht sichtbar, saß ein Luchs. War es der Selbe wie in der letzten Nacht? Wenn ja, was machte er hier erneut? Und es gab doch eigentlich gar keine Luchse mehr in der Nähe von Berlin und noch immer waren keine Tiere aus dem Zoo vermisst gemeldet worden. Pia hatte erneut den Eindruck, dass das Tier sie genau beobachtete, sich sogar dessen Bewusst war, was ihre Bewegungen, ihre Mimiken bedeuteten. Kopfschüttelnd wandte sie sich vom Fenster ab, wollte aus dem Badezimmer gehen und das Fenster, so wie immer, für einige Minuten geöffnet lassen. Gerade als sie die Zimmertür erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und erschreckte sich fürchterlich. Das Tier war aus dem Schatten heraus gekommen und auf dem Weg zu ihrem Fenster. „Was mache ich jetzt?“, schoss es ihr durch den Kopf. Konnte sie das Fenster vor der Wildkatze erreichen und es schließen? Oder würde die Katze schneller sein und dann in ihrem Badezimmer sitzen? Waren Luchse gefährlich? Konnte das Tier ihr etwas antun? Sollte sie lieber schnell das Zimmer verlassen und die Polizei rufen? Unschlüssig stand sie für einen Moment lang einfach nur da und bewegte sich nicht. Ehe sie sich versah, hatte die Katze einen Satz gemacht und landete elegant und mit Grazie in ihrem Badezimmer. Pias Herz schlug bis zum Hals, sie hatte war nicht bemerkt. Wie sie sich bewegt hatte und fand sich nun, an die Tür gepresst, mit den Händen an der Klinke und die Katze anstarrend wieder. Er konnte sich nicht erklären, was ihn dazu getrieben hatte. Noch vor einem Moment saß er im Schatten der Blätter und betrachtete das geschlossene Fenster, da öffnete es sich und er sah Pia. Einen Augenblick später saß er in ihrem Badezimmer, in seiner tierischen Gestalt. Sie war völlig verängstigt in eine Ecke gerückt und sah ihn ungläubig an. Er hatte definitiv alles falsch gemacht, was er nur falsch machen konnte. Jetzt hab es zwei Möglichkeiten, um die Situation zu lösen. Er könnte sein Geheimnis preis geben, sich vor ihren Augen verwandeln und hoffen, dass sie nicht in Ohnmacht fallen oder hysterisch durch die Wohnung laufen würde. Die zweite Möglichkeit bestand daraus, so schnell wie möglich das Zimmer zu verlassen und weg zu laufen. Pia würde nicht erfahren, dass er es war und seine Familie wäre in Sicherheit. Er drehte sich um und mit einem Satz sprang er aus dem Fenster, zurück auf den Baum. So schnell seine Beine ihn tragen konnten, lief er fort, immer bemüht so gut es geht zwischen Büschen und Bäumen unsichtbar zu bleiben. Es war das einzig richtige, was er tun konnte. Zu gefährlich wäre es gewesen, sie einzuweihen. Nicht nur gefährlich, sondern auch dumm, fügte er in Gedanken hinzu. Schließlich trieben ihn seine Gefühle zu ihr, brachten ihn fast dazu, sein Geheimnis preis zu geben und all das, obwohl sie sowieso schon Angst vor ihm hatte, ihm nicht vertraute und ihn allen Anscheins auch nicht mochte. Lukas schüttelte den Kopf, er durfte es nicht weiter zu lassen, sich so von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Es würde ihn eines Tages noch in Teufels Küche bringen und seine Familie gleich mit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)