In den Fängen der Raubkatze von marioeoeoeh ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Pia lehnte sich an die Lehne ihres Stuhls und schloss die Augen, sie konnte nicht glauben, dass ihr Chef ihr diesen Fall zugeschoben hatte. Schon seit einem halben Jahr versuchten sie die Besitzer der kleinen Siedlung, die mitten im Wald zirka 100km von Berlin gelegen war, zum Verkauf zu bewegen. Bisher waren jedoch alle Bemühungen umsonst, jedes Angebot wurde abgelehnt. „Und nun soll ich das schaffen, was den anderen in den letzten Monaten nicht gelungen ist…“ Seufzend richtete sie sich auf und machte sich wieder an die Arbeit, ein neues Angebot musste erstellt werden, dass hoffentlich überzeugen konnte. Sollte dies nicht der Fall sein, dürfte Pia von ihrer Beförderung weiterhin nur träumen – wenn sie den Job danach noch hatte. Ihr Kollege Mark, der den Fall vorher bearbeitete, musste bereits gehen. Warum genau sie diese Siedlung aufkaufen sollte und weshalb es kein anderer Ort sein durfte, wusste Pia nicht. Alles was sie bisher erfuhr war, dass in dieser kleinen Siedlung nicht einmal 10 Leute lebten, weit abseits von allem. Pia sah auf die Uhr, es war bereits 20 Uhr, Zeit Feierabend zu machen. Sie packte schnell ihre Sachen zusammen und beeilte sich aus dem Büro zu kommen, auch wenn sie wusste, dass sie zu Hause niemand erwartete und sie höchst wahrscheinlich nur weiter über ihren neuen Fall nachdenken würde; wie sie die Bewohner der Häuser zum Verkaufen bringen könnte und somit nicht nur ihren Job retten, sondern vielleicht auch eine Beförderung bekommen könnte. Daheim angekommen sah sie sich noch einmal die Informationen über die Siedlung an, die ihr Chef Mortimer ihr gegeben hatte. Viel war es nicht, sie konnte dadurch lediglich in Erfahrung bringen, dass die Siedlung aus sechs Häusern bestand, in denen Anscheinend nur ledige Männer wohnten. Das konnte ja was werden, wie sollte sie allein sechs Männer, die anscheinend partout nicht verkaufen wollten, von ihrem Angebot überzeugen? Sie konnte sich schon bildhaft vorstellen, wie sie sie aus der Siedlung jagen würden. Seufzend legte Pia die Unterlagen bei Seite und sah sich um. Ihre Wohnung, in die sie vor einem Jahr eingezogen war, sah immer noch völlig kahl aus. Keine Fotos hingen an den Wänden, keine Dekoration verzierte die Regale und auch keine weichen Kissen ließen das Sofa gemütlicher wirken. Pia begann zu überlegen, weshalb sie die Wohnung nie wohnlicher gestaltet hatte, weshalb sie sie so kühl wirken ließ. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie nur zum Schlafen zu Hause war und den Rest der Zeit mit ihrer Arbeit verbrachte. Genau wegen ihres momentanen Jobs war sie nach Berlin gezogen, hatte ihre Familie und ihre wenigen Freunde in einem kleinen Ort vor Kiel zurück gelassen. Wenn sie sich nun fragte, ob der Job dies wert war… sie wusste es nicht. Sie hatte sich vieles ganz anders vorgestellt. Niemals hätte sie gedacht, dass ihre Tätigkeit daraus bestehen wird, Leute davon überzeugen zu müssen ein Haus zu verkaufen. Sollte es nicht eigentlich anders herum sein? Bereits einige Male hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht mit ganz korrekt ablief, allerdings hatte sie auch schon oft genug davon gehört, dass sehr wohlhabende Leute sich des Öfteren Gebäude aussuchten und diese in ihren Besitz bringen wollten, die nicht zum Verkauf standen. Dann mussten die Makler die Besitzer also davon überzeugen, zu verkaufen. Es war ganz sicher nicht das, was Pia eigentlich tun wollte und bisher wusste sie auch noch nichts von möglichen Interessenten, die die kleine Siedlung kaufen wollten. Sie entschloss, dass dieses Grübeln sie nicht weiter bringen würde, bereits am nächsten Morgen müsste sie sowieso zu der Siedlung fahren und dort das neue Angebot präsentieren. Eigentlich bräuchte sie hierfür einen Termin mit den Besitzern, doch Mortimer warnte sie - sollte sie sich ankündigen, würde niemand dort anzutreffen sein. Diese Heimlichtuerei war ein weiterer Grund, weswegen sie bei all dem ein mulmiges Gefühl hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Lukas spitzte die Ohren, er konnte ein Fahrzeug hören, das langsam aber sicher immer näher kam. Schnell drehte er sich um, verschwand in dem Schatten der Blätter, die die gesamte Siedlung umgaben. „Mike, schnell. Es kommt jemand.“, zischte er seinem Gegenüber entgegen. „Meinst du es ist wieder dieser Makler?“ Zorn war in Lukas’ Augen deutlich zu sehen und es bedurfte keiner weiteren Bestätigung, um Mike zu Antworten. „Die geben wohl niemals auf.“ – „Nein, also los, wir wollen ihn doch nicht warten lassen. Sag du den anderen Bescheid, damit sie sich bereit machen.“ Seufzend sah Mike seinem älteren Bruder nach, der genauso schnell wie er eben neben ihm aufgetaucht war, wieder im Gebüsch verschwand. Bereits sechs Monate kam mindestens einmal die Woche ein Makler vorbei, der immer aufdringlicher wurde. Nun hatten sie zwei Wochen keinen Besuch mehr gehabt und gehofft, dass all dies endlich vorbei war, doch sie hatten sich anscheinend geirrt. Gerade als Lukas aus dem Schatten der Bäume hervortrat fuhr ein Auto durch das steinerne Tor auf den großen Innenhof, der von den anderen Häusern umringt war. Etwas war diesmal anders, bereits die Geräusche des Autos hätten es Lukas sagen sollen, doch die Wut über die ständigen Besuche dieses Maklers hatte ihn das eindeutige Überhören lassen – dies war ein anderes Auto. Und nun, wo es auf dem Hof hielt, konnte Lukas deutlich sehen, dass hinter dem Steuer nicht der Makler der letzten Monate saß. Obwohl die Morgensonne sich auf der Frontscheibe des Autos spiegelte und das Gesicht nicht erkennbar war, konnte er durch die Silhouette deutlich ausmachen, dass es sich um eine Frau handelte. Das, für seine Ohren laute, Dröhnen des Motors erlosch und die Autotür ging auf. Hinaus stieg eine schlanke junge Frau, Lukas schätzte sie auf Mitte 20. Ein schwarzer Hosenanzug verhüllte ihre Figur, doch Lukas konnte trotzdem ihre Rundungen erkennen – und ihm gefiel, was er sah. Prüfend sah Pia sich um, sie konnte jetzt – wo sie im Innenhof der kleinen Siedlung stand – noch weniger als zuvor verstehen, weshalb sie die Bewohner vom Verkauf überzeugen sollte. Ihr Blick schweifte von dem steinernen Tor, durch welches sie gefahren war, zu den einzelnen Häusern, alle waren in keinem all zu guten Zustand. Die alten Mauersteine zerfielen teilweise und Teile davon waren bereits abgebröckelt. Zwischen jedem Haus lagen nur wenige Meter, die jedoch völlig von Büschen und Bäumen zugewachsen waren. Plötzlich bemerkte Pia, dass jemand sie beobachtete. Sie war sich sicher, dass mindestens ein Augenpaar auf sie gerichtet war und sie intensiv musterte. Pia sah sich um, wandte ihren Blick von den Häusern ab, suchte nach der sie beobachtenden Person. Als sie die Person erblickte, stellten sich sämtliche Haare auf ihrem Nacken auf. Ein etwa 1,90 Meter großer Mann, breitschultrig und von oben bis unten mit Muskeln bepackt stand etwa zehn Meter von ihr entfernt. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass dieser Mann etwas Gefährliches an sich hatte, etwas dass sie nicht herausfordern wollte. Noch während sie den Fremden regungslos ansah, kam dieser mit großen Schritten auf sie zu; Pia fühlte sich wie in einer Falle, zielsicher kam er ihr immer näher, ließ seinen Blick nicht von ihr ab. Erst einen guten Meter vor ihr blieb er stehen, sah sie jedoch noch immer genau an. Pias innere Unruhe wuchs, eine leichte Panik machte sich in ihr breit, als sie versuchte den Blicken des Fremden standzuhalten. Als sich plötzlich ein Grinsen in seinem Gesicht abzeichnete, lief ihr ein Schauer den Rücken hinunter. Dieser Mann war mehr als gefährlich. Sie war sich nicht sicher, welcher Teil von ihm ihr das sagte – seine große, breite Statur, seine Katzenartigen grünen Augen, seine langen schwarzen Haare, die offen bis zu seinen Schultern fielen, oder doch sein Grinsen? Vielleicht lag das Gefährliche auch in seinen Bewegungen, der räuberischen Anmut, mit der er sich auf sie zu bewegt hatte, wie ein Jäger, der sich an seine Beute heranpirscht. Einmal tief einatmend sprach Pia sich innerlich Mut zu, sie war geschäftlich hier und sollte sich nicht einschüchtern lassen. Zumindest nicht bevor sie wenigstens ihr Angebot unterbreitet hatte. „Guten Tag, mein Name ist Pia Carstensen, ich komme im Auftrag von Mortimer Immobilien und-“ Pia kam nicht einmal dazu ihren Satz zu beenden, da hatte der Fremde einen Satz auf sie zu gemacht, stand nun direkt vor ihr und beugte sich zu ihr herab. Der Blick in seinen Augen hatte sich verändert, nicht mehr musternd sah er sie an, sondern wissend. Plötzlich strich er mit seiner rechten Hand über ihre Haare, die zu einem Knoten gebunden waren. „Offene Haare würden dir besser stehen, Pia.“, murmelte er und begann mit einer Strähne, die sich gelöst hatte, zu spielen. Erschrocken wich Pia einen Schritt zurück und überlegte, wie ihr nächster Schritt aussehen würde. Distanziert und Professionell sollte sie erscheinen, doch mit dem aufdringlichen Verhalten ihres Gegenübers konnte sich dies als schwierig entpuppen. Ein Grinsen verriet Pia, dass sie ihn mit ihrem Zurückweichen geradezu herausgefordert hatte. „Gib mir dein Angebot, Pia.“, sprach er, doch obwohl der Satz als Bitte ausgesprochen wurde, war er als Befehl gemeint; und Pia war sich dessen bewusst. Einen Moment lang versuchte Pia in den Augen des Fremden zu lesen, zu verstehen, worauf er hinaus wollte – ganz sicher hatte er nicht vor sofort zu verkaufen. Wenn ihr Vorgänger bereits 6 Monate an dieser Siedlung gearbeitet hatte, und dies ohne jeglichen Erfolg, konnte das nun einfach nicht der Fall sein. Zögernd reichte sie ihm die schwarze Mappe, die sie in ihrer Linken Hand hielt, wartete auf seinen nächsten Schritt, der jedoch nicht kam. Das Angebot ignorierend wandte er sich wieder ihr zu, seine Augen begannen erneut sie zu durchbohren. „So etwas hier“, sprach er, die Mappe hoch hebend, „möchte ich nie wieder in deinen Händen sehen. Dich jedoch“, noch einen kleinen Schritt ging er näher auf sie zu, stand so dicht vor ihr, dass sein Atem ihr Gesicht streifte, „würde ich gerne öfter hier sehen.“ Ein leicht verzerrtes Grinsen blickte ihr entgegen. Es wirkte mehr animalisch, als menschlich. Erneut überkam Pia ein Gefühl von Unbehagen. Dieser Mann war gefährlich, selbst sein Grinsen spiegelte seine wilde Seite wieder. „Das eine lässt sich ohne das andere leider nicht vereinbaren.“ Schnell drehte Pia sich um, brennend darauf endlich etwas mehr Distanz zwischen sich und ihm zu schaffen, und begab sich zu ihrem Auto. Obwohl sie sich nicht umdrehte, war sie sich sicher, dass er ihr folgte. Gerade als sie die Autotür öffnen wollte stützte er seine muskulösen Arme daran ab, nagelte sie somit zwischen Auto und ihm fest. Langsam drehte sie sich um, wollte die erneute Konfrontation herauszögern, wollte ihm nicht erneut in die katzengrünen Augen sehen müssen. „Sieh mich an.“, befahl er, als wenn er genau wusste, was in ihrem Kopf vorging. Als sie erneut seinem Blick stand halten musste, wurde ihr erst klar wie nahe er ihr doch war. Sie konnte die Hitze spüren, die von ihm ausging, sah wie sich seine Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Eine Welle von Emotionen rauschte durch ihren Körper, die sie nicht genauer ausmachen konnte. Noch während sie versuchte herauszufinden, was dieser Tumult ihrer Gefühle zu bedeuten hatte, wurden ihre Gedanken unterbrochen. „Das erste Haus auf der linken Seite ist meins.“ Erneut warf er ihr sein wildes Grinsen zu, ehe er sich zurück zog und sie die Tür öffnen ließ. Ohne noch ein Wort zu verlieren sah er sie an, sein Blick sagte ihr, dass er dies aus einem bestimmten Grund erwähnte, drehte sich um und ging. Leicht außer Atem stand Pia noch immer an ihr Auto gelehnt, die Hitze, die sie umgeben hatte, brauchte einige Zeit um zu verfliegen und erst als dies geschehen war, war sie in der Lage ins Auto zu steigen und los zu fahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)