You'll never walk alone von abgemeldet (Solange du Freunde hast ...) ================================================================================ Kapitel 4: Band, Bier und noch mehr Bier ---------------------------------------- Als Campino erneut den Proberaum betrat, blieb er einen Moment bewegungslos in dem Türrahmen stehen und blickte leicht lächelnd auf die Szene vor ihm. Still beobachtete er, wie Vom haltlos auf sein Schlagzeug eindrosch, Kuddel mit glasigem Blick eine neue Melodie auf seiner Gitarre spielte und wie Breite und Andi über ein vergangenes Fußballspiel diskutierten. Es herrschte das totale Chaos in dem Raum. Aber genau das waren die Elemente, die sein – wie er es gerne liebevoll nannte – Wohnzimmer ausmachten. „Oh, Campi, what did you do? Swimming in the Rhine?”, fragte Vom plötzlich als er zufällig seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, doch sein Spiel unterbrach er nicht. Der Angesprochene schüttelte grinsend den Kopf und zog sich den nassen Pullover mühevoll über den Kopf. „No, more probably swimming in town. “, achtlos legte er das nasse Stück Stoff auf einen Stuhl ab, „Warum es auch so plötzlich regnen muss.“ Seufzend fuhr er sich durch die nassen Haare und schaute sich ein wenig unbeholfen im Raum um. „Soll ich dir einen Pullover leihen?“, erbarmte sich schließlich Breiti und lächelte dem halbnackten Sänger spöttisch entgegen. „Ja, bitte“, gab jener kleinlaut zu und fuhr sich über die frierende Arme, während der Gitarrist sein dunkelblaues Sweatshirt auszog. Da er selbst noch einen schwarzen Pullover darunter trug, war es für ihn kein Problem ein Kleidungsstück abzugeben. Dankend nahm der Kleinere das Sweatshirt an und zog es sich eilig über. Während er die Ärmel aufschlug, schaute er betreten von einem zum anderen. „Jungs, wegen vorhin … also meine Unkonzentriertheit. Tut mir leid, ich war nur in Gedanken … ähm … woanders, aber ich denke, der Regen hat mir schon gut getan“, unsicher lächelnd fuhr sich der Sänger noch einmal durch die feuchten Haare. „The dogs have not eaten up the end of the day”, sagte Vom und zuckte mit den Schultern, „ I think we have still enough time to practice the songs.” „Naja“, begann der braunhaarige Gitarrist und legte die Stirn in Falten, „Es hat uns schon ganz schön Zeit gekostet. Anderthalb Stunden für eine Setlist ist verdammt lange, aber ich denke, wenn wir uns jetzt ranhalten, dann wird das noch eine echt gute Probe und deswegen ist es erst mal okay.“ Auch Andi und Kuddel verziehen Campino das morgendliche Desinteresse schnell und zusammen wendeten sie sich schließlich dem ersten Lied zu. Entspannt und wieder einmal unendlich dankbar solch verständnisvolle Freunde zu haben, auch wenn diese den Grund nicht wirklich verstehen konnten – das wusste Campino, hüllte er sich doch bezüglich dieses Thema in eisernes Schweigen - war er froh, dass das Thema dennoch erst einmal lautlos in den Hintergrund rücken konnte. In stummer Dankbarkeit nahm der Sänger das Mikrofon und begann das erste Lied des Tages zu singen. Es dauerte gar nicht lange und das altbekannte Gefühl der Vertrautheit übernahm die Leitung der Probe. Lachen und allgemeine Fröhlichkeit füllte den Raum bis sich schließlich Campino geschafft auf einen der Stühle fallen ließ. „Ich würd sagen, wir haben es echt noch drauf“, sagte er zufrieden und schaute in die zustimmenden Gesichter seiner Freunde. „Ja, der Auftritt in zwei Wochen wird bestimmt ein Erfolg“, sprach Andi mit, während er behutsam seinen Bass abstellte und sich neben Campino auf einen der großen Verstärker setzte. Eine Weile saßen die Musiker nebeneinander und genossen den Erfolg der Probe bis Kuddel seine Stimme erhob und fragte: „Was ist eigentlich mit neuen Songs? Wollen wir daran auch noch arbeiten oder erst einmal wieder in die alte Form kommen?“ Campino schüttelte langsam den Kopf: „Keine Ahnung. Hab ich ehrlich gesagt nicht drüber nachgedacht.“ Andi nickte leicht, um zu zeigen, dass er sich, wie Campino , darüber noch keine Gedanken gemacht hatte. „Vom? What do you think about new songs?“ „At the festival? I was rather counting on that“, der Schlagzeuger zog seine Augenbrauen zusammen und sah seine Bandkollegen fragend an. „Ja, es wäre schon nicht schlecht. Aber denkt ihr denn, dass wir das auch in zwei Wochen schaffen? Zuzüglich der Proben der alten Songs“, warf Breiti an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naja, es würden ja eins, zwei Songs reichen. Nur mit alten Liedern anzutreten, fände ich ein bisschen schwach“, Kuddel zuckte unbeholfen mit den Schultern, „Ich hätte sowieso noch ein paar Melodien. Ist nur die Frage, ob Campi neue Texte hat?“ Alle Augen richteten sich augenblicklich auf den Sänger, welcher unter den fordernden Blicken ein wenig nervös wurde. „Naja“, begann er schließlich, „Es hieß ja, dass wir eine Pause machen. Also habe ich die vergangenen Wochen auch nichts geschrieben. Aber wenn Kuddel schon paar Melodien hat, dann könnten wir die doch anhören und wenn sie gut sind …“ „Wenn sie gut sind?“, warf der blonde Gitarrist lachend ein, worauf Campino grinsend den Kopf schüttelte. „Also, da die Stücke bestimmt gut sind, würde ich in den nächsten drei Tagen ein oder zwei neue Texte schreiben, die wir dann vielleicht spielen könnten.“ „Meinst du denn, du schaffst das? Zwei Texte in drei Tagen?“, fragte Breit skeptisch nach, worauf der Ältere nur die Schultern hob. „Naja, auf Bommerlunderniveau bestimmt.“ „Ok, also lasst es uns einfach probieren“, ergab sich der Skeptiker lachend, worauf auch die anderen sofort mit einstimmten. „Gut, aber heute nicht mehr. Es ist schon verdammt spät geworden“, Andi schaute aus dem kleinen Fenster, welche die eingekehrte Nacht nur erahnen ließ. „Ja, ich würd sagen, Kuddel bringt morgen seine Demos mit und dann setzten wir da einfach an und machen weiter“, schlug Campino vor und stand auf, um zu schauen, ob sein Pullover endlich getrocknet war. Prüfend nahm den Stoff zwischen seien Finger und zog schließlich Breits Sweatshirt aus, als er merkte, dass sein eigener Pullover nicht mehr nass war und er sich den wieder überziehen konnte. „Danke sehr“, grinsend überreichte er das Stück Stoff wieder dem Besitzer. „Kein Problem. Außerdem war das purer Eigennutz, denn ein kranker Sänger nützt uns auch nichts.“ „Hach, wie ich deine Fürsorge schätze“, erwiderte der Sänger sarkastisch, worauf die anderen lachten. „Ok, Jungs, also dann, bis morgen, ne?“, ein letzter freundlicher Gruß in die Runde und Campino drehte sich um. Zufrieden, aber auch geschafft machte er sich auf zu seinem Wagen, welcher immer noch unberührt vor dem Proberaum stand. Gerade als er seinen Wagen aufschloss, hörte er eine altbekannte Stimme hinter sich. „Hey, warte mal.“ Andi kam schließlich neben ihm zum Stehen. „Sag mal, willste jetzt wirklich schon nach Hause? Ich hab gedacht, wir könnten noch ein, zwei Bier trinken und über die vergangenen Wochen reden.“ Campino lachte leicht. „Also eigentlich wollte ich schon nach Hause, aber ich denke ein Altbier ist schon noch drin.“ Breit grinsend schloss er den Wagen wieder ab und ging mit seinem Freund Richtung Kneipe, welche nur wenige Meter neben dem Proberaum lag. „Wollen die anderen nicht mit?“, fragte Campino nach einer Weile den Kleineren. „Nee, die müssen sich erst einmal wieder erholen nach diesem Probemarathon“, scherzte jener als sie gemeinsam die alte Kneipe betraten. Schnell setzten sich die beiden Freunde in eine dunkle Ecke, um in Ruhe ihr Bier zu trinken. Ein alter Mann mit grauen Haaren, tiefschwarzen Augen und einem dennoch freundlichen Lächeln nahm schließlich die Bestellung auf. „Und was hast du so die letzten Wochen gemacht?“, fragte Campino schließlich, als er sein Bier erhalten hatte. Natürlich hatte er mit Andi und auch den anderen immer mal wieder telefoniert, aber dennoch gab es Zeiten von denen er nichts wusste. „Urlaub“, grinste der Bassist und begann über seine vergangenen Reise zu erzählen. Je später der Abend wurde, desto mehr Bier floss und schließlich waren beide Musiker schon leicht angetrunken, als Campino begann mit einer Dame zu flirten. Auch Andi bemerkte die Blicke des Sängers und schaute über seine Schulter. Ein blonde, vollbusige Frau mit langen blonden Haaren und stark geschminkten Gesicht. „Die ist doch gar nicht dein Typ“, sagte der Bassist und trank sein Glas leer, während er mit der rechten Hand seinen immer schwerer werdenden Kopf abstützte, „Und hast du nicht ne Freundin? Annemie oder Amelie oder so?“ „Ach, halt’s Maul, Meurer“, zischte der angetrunkene Sänger und lächelte der Dame aufmunternd zu. „Ok, dann geh ich halt“, erwiderte der Jüngere bissig, zahlte seine Getränke und verschwand in der Dunkelheit, während Campino alleine zurück blieb. Missmutig trank jener von seinem Bier und verfluchte den Bassisten in diesem Moment dafür, dass er einfach ging, doch dann fiel sein Blick wieder auf sie. Einen Moment zögerte er noch, ehe er wankend aufstand, sein Glas nahm und zu der blonden Frau ging, welche immer noch an der Bar saß und ihn keck anlächelte. „Hi“, sagte er leise und setzte sich neben sie auf einen der braunen Holzbarhocker. Durch das dämmrige Licht konnte er sie vom weiten nicht genau erkennen, doch jetzt, wo er vor ihr saß, wirkte sie noch viel schöner. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Andi schon gegangen ist, dachte er sich und bestellte für sich und die Dame noch einen Drink. Immerhin hatte er jetzt freie Bahn und er wusste, dass er diesen Abend nicht alleine verbringen wollte, noch würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)