You'll never walk alone von abgemeldet (Solange du Freunde hast ...) ================================================================================ Kapitel 2: Der Tag danach ------------------------- Mühevoll öffnete er seine braunen Augen. Doch als er direkt in die Strahlen der hellen Morgensonne schaute, drehte er seinen Kopf stöhnend zur Seite, vergrub ihn in dem Polster unter sich und versuchte erneut einzuschlafen, umsonst. Denn nun, wo er einmal wach war, bemerkte er das leise, aber penetrante Pochen hinter seinen Schläfen, welches langsam immer stärker wurde. Murrend drehte er sich auf die andere Seite, ehe er sich schwerfällig auf die Ellenbogen stützte und den Blick müde durch den Raum schweifen ließ. Als erstes sah er die leere Weinflasche, welche vor ihm auf dem Boden lag, daneben das Glas mit einem letzten Schluck Rotwein. Er war also wieder einmal auf dem Sofa, anstatt in seinem wunderbar weichen Bett eingeschlafen. Resignierend vergrub er seinen Kopf wieder in das rote Polster, denn jetzt, wo die Sonne den Raum beleuchtete, wirkte er nicht mehr so schwarz und düster wie zuvor. Das rote Sofa gegenüber den großen Fenstern erzeugte Lebendigkeit und verlieh dem offenen Raum einen der vielen Farbakzente, welche dazu diente, die einzelnen Wohnbereiche sichtbar abzutrennen. Selbst die bunten Plattencovers der großen Vinylscheiben, welche teilweise verstreut auf dem Boden lagen, fügten sich in diesem Moment als Gesamtbild in den Raum ein, obwohl sie dort nicht hingehörten. Im Gegensatz zu dem mahagonifarbenden Schrank, welcher Fenstersims hoch war und sich bis zur Wand erstreckte. Auf ihm standen der große, schwarze Fernseher sowie ein DVD-Player und der häufig genutzte Plattenspieler. Die restlichen Fächer waren mit DVDs, CDs und Platten gefüllt, welche eigentlich immer geordnet waren, doch an diesem Tag spiegelten sie das innere Chaos des Besitzers besser wieder, als es ein einzelner Song hätte können. Plötzlich durchbrach das schrille Klingeln des Telefons die morgendliche Ruhe. Immer wieder ertönte das Signal, doch anstatt abzuheben, presste er sich die Hände auf die Ohren und verfluchte innerlich den Anrufer. Es dauerte gar nicht lange, da ertönte seine eigene Anrufbeantworteransage gefolgt von der Nachricht, die nun doch ungewollt an seine Ohren drang. „Hey, Campi, Kuddel hier. Eigentlich wollte ich nur hören, ob du schon wach bist. Immerhin ist heute wieder Probe, aber wie es scheint bist du ja nicht da. Ob nun körperlich oder mental – ist ne andere Frage“, ein leises Lachen drang aus dem Gerät, „Naja, jedenfalls fahr ich jetzt los. Das heißt, dass du noch anderthalb Stunden hast, dich fertig zu machen. Ok, also dann, bis später.“ Der Anrufbeantworter speicherte die Nachricht, wobei nun ein kleines rotes Lämpchen kontinuierlich leuchtete, ansonsten war wieder vollkommene Stille eingekehrt. Beinahe hätte man meinen können, dass der Angesprochene die Worte nicht vernommen hätte, doch dann regte sich etwas auf dem Sofa und der müde Körper setzte sich unter leidvollem Stöhnen vorsichtig auf. „Scheiße“, fluchte Campino leise und strich sich achtlos die blonden Haare aus dem Gesicht, „Die Probe.“ Langsam stand er auf, bückte sich, um die Flasche und das Glas aufzuheben und ging um das Sofa herum zur anderen Seite des Raumes, wo seine Küche war. Desinteressiert stellte er beides auf irgendeine Ablage, eher er nach einer Kaffeetasse griff, heißes Wasser aus der Leitung einlaufen ließ und routiniert einen Löffel Kaffen hinein schüttete. Den kleinen Teelöffel zum Umrühren ließ er achtlos in die Tasse gleiten, sodass die eh schon recht volle Tasse letztendlich überlief. „So ein Mist“, eilig griff der Blonde nach einem Lappen und versuchte die Brühe aufzufangen, ehe jene auch noch auf den Boden tropfte. Danach warf er den benutzten Lappen achtlos in die Spüle zurück, trank endlich seinen Kaffee und hoffte auf die bekannte Wirkung des Koffeins. Eigentlich hatte er keine Lust zur Probe zu gehen, aber er konnte die Jungs nicht hängen lassen. Immerhin wollten sie in zwei Wochen nach längerer Bandpause erstmals wieder auf einem Festival spielen und eigentlich hatte er genau das auch so vermisst. Den Adrenalin, die Fans, die Musik – das einmalige Gefühl des Lebens. Aber an einem Tag wie diesem war sein größter Wunsch unentdeckt in seiner Wohnung zu sitzen und seine Gedanken zu ordnen. Genauso wie gestern und vorgestern und dem Tag davor – wie er es jeden Abend machte seit sie ihn verlassen hatte. Er war noch nicht bereit sie aus seinem Leben zu streichen, auch wenn er es hatte kommen sehen. In den letzten Wochen - Oder waren es sogar Monate? – kam es immer öfters zum Streit, Kleinigkeiten wurden groß und Unwichtiges wichtig. Dabei hatte er sich regelrecht auf die bandfreie Zeit gefreut, um endlich mit ihr, der Liebe seines Lebens, so viel Zeit zu verbringen wie sie es seiner Meinung nach verdient hatte. Nur legte das tägliche Beisammensein viele Differenzen offen, die zuvor versteckt geblieben sind. Trotzallem war Amelie die Frau, die er immer noch begehrte. Frustriert stellte Campino die Tasse auf die Küchenzeile und stromerte, statt noch einen Kaffee zu trinken, lieber unter die Dusche. Wenn es ihm schon dreckig ging, dann musste er ja nicht auch noch so aussehen. Auf den Weg zum mittig liegenden Badezimmer, welches als einziges ein geschlossener Raum war, zog er sich den grauen Pullover über den Kopf und schmiss ihn schließlich als erstes in die Wäschetruhe, ehe Hose und Unterwäsche folgte. Das künstliche Deckenlicht reflektierte sich leicht in den weißen Fliesen und verlieh dem Raum, neben den gesichtshohen Ornamenten, ein edles Antlitz. Am Anfang hatte sich Campino noch an der ungewohnten Einrichtung gestört, doch mittlerweile schätzte er sein Badezimmer als einen Ort, der so viel anders war als die restliche Wohnung, dass er ihn gerne betrat, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch an diesem Tag hatte er keinen Blick für all das Schöne. Stattdessen stieg er eilig in die Duschkabine und ließ das Wasser auf seinen muskulösen Körper zerstoben. Wasserperlen rannen dabei über die helle Haut, zogen Bahnen über die vielen Tätowierungen, die wie die Musik zu seinem Leben gehörten und es reflektierten, bis sie auf den Boden auftrafen und lautlos verschwanden. Bestimmend griff er schließlich nach dem silbernen Wasserregler, drehte die Zufuhr ab und stieg wieder aus der Kabine, wobei seine Füße kleine Pfützen auf den Fliesen hinterließen. Eine leichte Gänsehaut zog sich über seinen Körper, bevor er eilig nach einem der weißen Handtücher griff, sich damit sporadisch abtrocknete und es schließlich um seine Hüften band. Den beschlagenen Spiegel, welcher über dem Waschbecken hang, schaute er einen Moment ausdruckslos an, ehe er mit seinem rechten Unterarm eine kleine Fläche frei wischte. Braune Augen schauten ihm nun entgegen. Musterten sein eigenes Gesicht, blickten spöttisch auf die blonden Haare, welcher deutlich einen dunkelbraunen Ansatz zeigten, auf die kleinen Fältchen um seine Augen herum und letztendlich auch auf ihn. Sahen das, was er die letzten Tage verstecken wollte – nämlich, dass er verletzt worden war, dass sie ihn verletzt hatte, in dem sie ging und ihn zurück ließ und genau diese Schwäche wollte er weder sehen, noch wahrhaben. Wütend schlug er gegen die Wand neben den Spiegel, welcher leicht erzitterte, ehe er sich umdrehte und aus dem Badezimmer ging. Die Schmerzen in der Hand lenkten wunderbar von den Schmerzen in seinem Herzen ab. Nachdem er sich in seinem Schlafzimmer frische Sache angezogen hatte, entschloss sich der Sänger endlich auf den Weg zum Proberaum zu machen. Unmotiviert nahm er Schlüssel und Handy, zog sich seine schwarzen Sportschuhe sowie die Jacke und ging zu seinem Auto, welches er vor dem Haus geparkt hatte. Gewohnt fuhr er den kurzen Weg zu dem naheliegenden Proberaum. Eigentlich nahm er gerne für die kurze Distanz auch das Fahrrad, aber an diesem grauen Tag stand dies nicht zur Wahl. Als auch die letzte Kurve genommen wurde, parkte er schließlich den Wagen vor dem Gebäude in dessen Hinterhof sich ihr Proberaum befand. Einen Augenblick verharrte Campino noch in dem Auto, versuchte sich soweit zu sammeln, damit die anderen nichts von seinem Gemütszustand bemerkten. Natürlich war es für ihn wichtig auch mit seinen Freunden darüber zu sprechen, und das waren die vier Musiker in dem Raum, aber erst zu einem Zeitpunkt, in dem er sich auch bereit dafür fühlte. Laut knallte er die Autotür zu, ging über den grauen Weg um das Gebäude zu der braunen, abgenutzten Tür. Als er sie langsam öffnete, hörte er schon die Stimmen der anderen. „Hey, da ist er ja und wie immer der letzte“, begrüßte ihn Andi, welcher am nächsten bei der Tür stand. Bemüht freudig erwiderte Campino die Umarmung des ebenfalls blondgefärbte Bassisten, obgleich er sich nicht so sehr bemühen musste, wie er dachte. Denn immerhin waren das seine besten Freunde. „Ja, und das, wo ich ihn sogar heute Morgen angerufen habe“, mischte sich nun auch Kuddel ein und begrüßte den Sänger als nächstes, „Warum bist du eigentlich nicht ans Telefon gegangen?“ Braungrüne Augen musterten ihn freudig, doch Campino konnte nur die Schultern zucken. „Hab halt ein wenig verschlafen und außerdem“, er machte eine Pause und schaute sich um, „Ist Vom auch noch nicht da.“ „Who’s talking ‘bout me?“ Überrascht drehte sich der Sänger, welcher gerade den zweiten Gitarristen Breiti begrüßte, um und entdeckte den fröhlich grinsenden Schlagzeuger. Der gut zwei Köpfe kleinere Mann mit den schwarzen Haaren und den pinken Strähnen aß vergnügt ein belegtes Brötchen, während er sich in der Runde umschaute. „Oh, Campi“, begann er schließlich, „I even thought you forgot the way to our rehearsal room. You know that you’re late?” Breit grinsend umarmte der Angesprochen schließlich auch den Kleinsten der Runde. „Yes, but you should know that I can’t break the habit and …”, er machte eine kurze Pause und lächelte entschuldigend, „in addition, I still have no watch.” „Oh, you’re such a poor boy.” Die fünf Musiker lachten unbeschwert. „Und? Womit fangen wir an?“, fragte schließlich der hochgewachsene Gitarrist Breiti. „Ich denke, wir schreiben erst mal eine Setlist und dann probieren wir es einfach aus“, schlug Andi als erster vor, worauf die anderen nickten. Kuddel, der seine Linkshändergitarre schon auf dem Schoss hatte, begann sofort ein Stück anzustimmen. Entspannt beobachtete Campino die Szenerie. Denn er war wirklich froh, dass die ersten Gespräche sich nur um die Musik drehten und scheinbar niemand bemerkte, wie schwer ihm trotzallem die gute Laune fiel. ______________________________________________________________________ Ich würde Vom gerne durchgehend in Englisch reden lassen, weiß aber auch, dass mein schriftliches Englisch ein wenig eingerostet ist. Deswegen würde ich euch bitten, wenn ihr Fehler findet, mir die höflich zu nennen.^^ Danke sehr. xD LG fg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)