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You'll never walk alone

Solange du Freunde hast ...
von

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Prolog

Hart schlugen die knochigen Äste der alten Sandbirke gegen das Fenster. Angetrieben durch den unerbittlichen Abendwind klopften sie beinahe in rhythmischen Abständen an eines der großen Fenster des Lofts, welches am Rande Düsseldorfs lag.

Dumpf hallte das Geräusch durch den offenen Raum, wurde jedoch von den sanften Musiktönen des Plattenspielers verschlungen, sodass nur eine hauchzarte Frauenstimme die Stille durchbrach.
 


 

We suffer every day, what is it for

These crimes of illusion are fooling us all

And now I am weary and I feel like I do
 

Der Raum lag in völliger Dunkelheit, die Möbel lediglich als konturlose Schemen erkennbar, während immer wieder schwache Lichtstrahlen von der Straße aus durch die großen Fenster auf den hellen Parkettboden glitten und dort lautlos vorüber zogen. Stumm zeichneten sie die Einrichtung ab. Fuhren sanft über das Regal auf dem der Plattenspieler stand, beleuchteten für einen kurzen Moment das Bücherregal an der Wand und schließlich das Sofa, welches den Fenster gegenüber stand.
 


 

It's only you, who can tell me apart

And it's only you, who can turn my wooden heart
 

Doch war der Raum nicht so leer wie er auf dem ersten Moment erschien, denn vor dem schwarzwirkenden Sofa saß ein Mann auf dem Boden. Die langen, drahtigen Beine hatte er an seinen muskulösen Oberkörper gezogen, welche er mit beiden Armen umfasste, wobei er seinen Kopf auf die Knie bettete.
 


 

The size of our fight, it's just a dream

We've crushed everything I can see, in this morning selfishly

How we've failed and I feel like I do
 

Bewegungslos saß er schon seit geraumer Zeit auf dem kalten Boden, die Weinflasche und das Glas neben sich, während seine braunen Augen stoisch auf einen Punkt schauten ohne ihn zu sehen. Seufzend löste er schließlich seine Arme von den Beinen und griff nach der Weinflasche, die rechts von ihm stand, um sich noch etwas einzugießen.

Strähnen des blondgefärbten Haars fielen dabei in sein Gesicht, doch er beachtete sie nicht und goss stattdessen stumm weiter, ehe er die Flasche wieder geräuschvoll auf den Boden stellte und das neugefüllte Glas an seine Lippen führte.
 


 

It's only you, who can tell me apart

And it's only you, who can turn my wooden heart
 

Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen und die Flasche halbleer, dennoch verspürte er nicht die gewünschte Ruhe. Immer noch kreisten seine Gedanken ruhelos um die letzten Tage, um die letzten Stunden, um die ihn beherrschende Vergangenheit.

Klirrend setzte er das Glas auf das Parkett und fuhr sich mit beiden Händen seufzend durch die Haare, wobei er für einen Moment die Augen schloss und tief einatmete.
 


 

Now that we've chosen to take all we can

This shade of autumn, a stale bitter end

Years of frustration lay down side by side
 

Einen kurzen Augenblick verharrte er noch in dieser Position bis er leicht den Kopf schüttelte und die braunen Augen wieder öffnete. Der Blick nun auf die rotierende Vinyl – Platte gerichtet, die sich unermüdlich im Kreis drehte.
 


 

And it's only you, who can tell me apart

And it's only you, who can turn my wooden heart
 

Unbewusst bohrten sich die Wörter in seinen Kopf und in sein Herz.

Und plötzlich wurde er sich dem Schmerz bewusst, der tief in seiner Seele saß und sich von seiner Traurigkeit nährte, doch so konnte es nicht weitergehen.

Mühselig richtete sich der Mann auf, wobei er sich auf seinem Sofa abstützte bis er tatsächlich stand.
 


 

It's only you, who can tell me apart

And it's only you, who can …
 

Bestimmend schritt er auf das Gerät zu und hob mit Leichtigkeit den Tonarm von der Scheibe. Eine ungewohnte, beinahe bedrückende Stille breitete sich aus. Eine Stille, die ihm unangenehm auf den Ohren drückte, die ihm stumm zuschrie endlich etwas zu ändern.
 

Doch die Stimme war zu laut, ließ ihn nicht mehr los, sodass er sich mit schmerzverzehrtem Gesicht die Hände auf die Ohren drückte, um sie endlich zum Schweigen zu bringen.
 

Das Schweigen zum Schweigen zu bringen, ein unmögliches Bestreben.

Es wurde ihm bewusst, schlagartig und so drehte er sich um und ging zur Tür, wo er sich eine Jacke nahm, achtlos in ein Paar der bereitstehenden Schuhe stieg und sich hastig den Schlüsselbund in die Hosentasche steckte, ehe er mit kalten Händen die Tür auf machte.
 

Eisiger Nachtwind schlug ihm entgegen und ließ ihn erzittern. Dennoch fühlte er sich in diesem Moment viel lebendiger als in den letzten Stunden.

Geübt schlug er schließlich den Kragen seiner dunkelbraunen Jacke auf und trat in das Dunkle. Die Tür hinter ihm ließ er achtlos in das Schloss fallen, während ihn seine Füße an einen anderen Ort brachten.
 

Er wusste nicht wohin, genoss nur den frischen Wind und die kaum spürbaren Regentropfen, die sich auf seinen Körper setzten und vor allem genoss er die Geräusche der vorbeifahrenden Autos, den pfeifenden Wind und das Rascheln der Blätter unter seinen Füßen.
 

Jetzt, wo er wieder im Treiben des Lebens war, fragte er sich, wie er die letzten Stunden still, beinahe bewegungslos verbringen konnte ohne verrückt zu werden.
 

Er brauchte die Freiheit, die scheinbare Grenzenlosigkeit der Nacht und die Bewegung.
 

Die Bewegung seiner Gedanken und seines Körpers - Sein Leben.
 

In diesem Moment stärker als sonst und so begann er unbewusst immer schneller zu werden bis er schließlich durch die kalte Nacht rannte.
 

Rannte, um sie endlich zu vergessen.



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