This is the life von -_Reitaphil_- (crash) ================================================================================ Crash (ohne Lemon) ------------------ Mir wurde etwas Kaltes, Nasses ins Gesicht gekippt. Es war geruchs- und geschmacklos, wahrscheinlich Wasser... Benommen öffnete ich meine Augen, blinzelte und musste mich erstmal an das grelle Licht gewöhnen. Ich hob meinen Kopf an, ah, genau über mir hing eine Lampe, die mich mit ihrem Licht quälte. Knurrend ließ ich meinen Kopf wieder hängen. Er brummte höllisch und immer wieder zogen kleine Schmerzenswellen von meiner Stirn bis zum Nacken hindurch. Ich wollte mir übers Gesicht fahren, doch ich konnte meine Arme nicht bewegen...Was sollte der Mist?! "Reita-san? Wie geht es Ihnen?" Mein Kopf ruckte wieder herum, was mir einen gequälten Laut einbrachte und ich sah zur Seite. In mein Blickfeld traten schlanke lange Bein, und je mehr ich ihn hoch hob, desto mehr sah ich, bis ich eine komplette Person fokussiert hatte. Dort stand ein Frau, nein, ein Mädchen, sie war höchstens neunzehn. Große braune Augen, schulterlanges schwarzes Haar, zierliche Figur.... "Alles in Ordnung, Reita-san?" "Was...?" Ich blickte wieder an mir runter, bemerkte erst jetzt, dass ich auf einen Stuhl saß, meine Hose war dreckig, genauso wie der Rest von meinen Sachen, die sich in meinem Blickfeld befanden. Diesmal wollte ich mit meinen Händen den Dreck abklopfen, konnte sie aber, wie vorher, nicht bewegen. Was sollte das denn?! "Nicht! Wenn Sie so weiter ziehen, kugeln Sie sich noch die Schultern aus!" Ermahnte mich dieses Mädel grad?! Ich versuchte meine Hände zu bewegen, klappte auch recht gut und ertastete etwas Raues an meinen Handgelenken. Es fühlte sich an, als wenn man einen alten Hund anfasste, der drahtiges Fell hatte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen - hinter der Lehne des Stuhls, auf dem ich saß, waren meine Handgelenke gefesselt! "Was soll der Mist denn?!" Knurrend fing ich wieder an, an den nun identifizierten Stricken zu rucken, in der Hoffnung mich so befreien zu können. "Reita-san! AUFHÖREN!" Erschrocken zuckte ich zusammen, etwas Kaltes drückte sich an meinen Hals...etwas Scharfes. Das Mädel drückte eine Klinge an meinen Hals! War die denn irre?! Nun war ich gezwungen ruhig sitzen zu bleiben, sonst würde sich das scharfe Stück Metall durch eine unbedachte Bewegung meinerseits in meinen Hals bohren. "Nimm das Messer weg, verdammt! Was willst du von mir?!" Ihre großen braunen Augen sahen mich leicht geschockt an, hatte mich ja auch nicht gerade leise verständigt. Doch schnell wich der Schock aus ihren Augen und sie kicherte leise. "Reita-san! Sie sind wirklich so temperamentvoll...so hab ich Sie mir immer vorgestellt~!" Sie schnurrte schon beinahe, ging um mich rum und diesmal spürte ich das kalte Metall an meinen Handgelenken. "Ich will Sie nur spielen hören Reita-san, dann lass ich Sie wieder gehen." "Du kannst mich auch in drei Wochen auf dem neuen Album spielen hören..." "Aber ich möchte Sie Live hören! Sie, wie Sie nur für mich allein spielen~! Ihre Bassklänge hören sich so toll und beruhigend an, sie sind faszinierend...richtig Gänsehaut erweckend~" Ihre helle Stimme triefte regelrecht vor Schwärmerei. Es war schmeichelhaft, klar, aber die Umstände waren dann doch nicht die Passenden für solche Lobpreisungen... Es zog kurz an meinen Handgelenken, dann konnte ich sie zu mir nach vorne holen und fuhr mir erstmal über diese. Durch das raue, unnachgiebige Material waren sie wund gescheuert und leicht eingerissen. Wieder verließ ein Knurren meine Kehle, als ich aufstehen wollte, aber sofort wieder runter gedrückt wurde- dieses Mädel hatte wirklich kraft und meine Beine fühlten sich einfach nur taub an. Dazu kam, dass das Hämmern in meinem Schädel immer schlimmer wurde. Die musste mir eine übergebraten haben... "Hier Reita-san...Ihr Bass~!" Mir wurde tatsächlich MEIN heiß geliebter Bass in die Hände gedrückt, aber woher...Ach ja, ich hatte ihn heute Morgen ausnahmsweise von zu Hause mitgenommen, hatte die Maler im Haus, sicher war sicher... "Bitte Reita-san, spielen Sie etwas...nur für mich...was noch niemand zuvor gehört hat!" Das Mädchen war doch verrückt! Sie fuchtelte die ganze Zeit über mit diesem Messer vor meiner Nase rum...Moment...NASE?! Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Nasenband weg war! Ich hoffte inständig, dass die lange Haarsträhne, die mir nass im Gesicht klebte, das verbarg, was eigentlich das Tuch verbergen sollte... Doch weiter drüber nachdenken konnte ich später, denn mir rückte dieses Mädchen immer mehr auf die Pelle und drängte jetzt schon, dass ich endlich anfinge zu spielen...ich gab mich so zusagen geschlagen, bettete den Basskörper seitlich auf meinem Oberschenkeln, begann irgendeine Melodie zu spielen, die ich eigentlich nur zu hause spielte, wenn ich alleine war und nicht wusste, was ich anstellen sollte mit meiner Zeit. Es war nicht so, dass ich gerade viel Lust erübrigen konnte zum Spielen, aber dieses Messer in der Hand von diesem, wie es mir schien, verrückten Fangirl, war ein wirklich gutes Argument, um mich zum Spielen anzutreiben. "Weiter Reita-san~!" Ich hatte gedacht, wenn ich eine Melodie spielte, war es das gewesen...Ich hatte mich getäuscht. Sie ließ mich lange, sehr lange spielen. Mir taten schon die Finger weh und jedes Mal wurden die Melodien komplizierter, da sie sich immer mehr wünschte, auch einige Teile von Liedern. Die tiefen Töne des Basses, die sonst immer beruhigend auf mich wirkten, hämmerten jetzt quälend laut in meinen Ohren... Ich liebte es zu spielen, dass stand außer Frage. Der Bass war mein Leben, mein, so zu sagen, stärkster Lebensinhalt, neben Gazette. Mein halbes Leben spielte ich schon und konnte mir meinen Bass gar nicht mehr wegdenken, er war die eine Hälfte von mir, Gazette die andere. Er verkörperte den Teil, der ich war- Akira Suzuki, auch wenn ich als Reita mit ihm auftrat... Nach einer Gefühlten Ewigkeit 'durfte' ich endlich aufhören und stellte meinen Schatz vorsichtig neben mir an einer Wand ab, wollte wieder aufstehen, wurde wieder runter gedrückt. Es war eigentlich kein Problem dieses Mädel zu überrumpeln, aber ich konnte noch nie handgreiflich Frauen gegenüber werden...hätte ich gewusst was jetzt folgen würde, hätte ich doch dieses eine Mal gekonnt...... "Was denn noch?" "Sie haben wunderbar gespielt...Schade, dass es das letzte Mal war..." "Wie bitte?! Ich versteh nicht..?!" So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie sie sich auf meinen Schoss gesetzt und mein rechtes Handgelenk gepackt hatte. Wehren tat ich mich nicht, ich war überrascht und immer noch verwirrt, ihrer Worte wegen. Sie schmiegte sich an mich, ihre Wange lag auf meinem Oberkörper. "Reita-san...ich danke Ihnen das Sie ein letztes Mal nur für mich gespielt haben...Arigatou Reita-san~~~!" Durcheinander sah ich zu ihr runter, wie sie sich wieder richtig hinsetzte, meine Hand zu sich zog und über die Handfläche strich. "Eigentlich schade...aber niemand soll sie nach mir noch mal spielen hören Reita-san..." Ihre Augen hatten einen merkwürdigen Glanz...etwas Zufriedenes und Vollkommenes. Ich wollte sie gerade fragen, was sie eigentlich meinte, als sich ein zerreißender Schmerz von meiner Hand, über den Arm bis in meinen gesamten Körper ausbreitete und sich ein schmerzverzerrter Schrei von meinen Lippen löste. Meine Augen weit aufgerissen, sah ich auf meine Hand, sah, wie das Mädchen langsam, die Klinge drehte wieder aus dieser zog, sah nur noch das ganze Blut, welches aus der Wunde, ein glatter Durchstich, quoll und dann...bekam ich nichts mehr mit, nicht, wie das Mädchen noch etwas sagte und auch nicht, wie eine Tür auf gerupft wurde, jemand meinen Namen rief.....um mich herum wurde einfach alles schwarz.... "Nur für mich Reita-san...nur für mich...." "AKIRA!" ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ Ein monotones Piepsen ließ mich von der tiefen Schwärze in einen angenehmen Dämmerzustand wechseln und von diesem langsam wieder zurück in die Realität. Nun war es nicht mehr angenehm. Das Piepsen dröhnte unangenehm in meinen Ohren und verstärkte das Ziehen meiner Schläfen nur noch mehr. Einen grummelnden Laut von mir gebend, presste ich kurz die Augen zusammen, nur um sie danach langsam zu öffnen. Ich starrte an eine weise Zimmerdeck und mir kam der merkwürdige Traum von eben wieder in den Sinn. Ja, er war wirklich merkwürdig gewesen, also dachte ich auch nicht weiter drüber nach. Nun nahm ich auch den beißenden Geruch von Sterilisationsmittel und von Kunststoff wahr. Die Gerüche kannte ich zu genüge aus meiner Jugend. Mein Vater hatte immer nach ihnen gerochen, wenn er abends nach Hause kam. Er war Arzt gewesen... Dem zu Folge war ich in einem Krankenhaus, aber wieso ich hier lag, konnte ich mir nicht mal ansatzweiße denken. Ich versuchte mich aufzusetzen, ließ mich aber gleich wieder in die Rückenlage sinken, da der Schmerz aus meinem Kopf in meinen gesamten Körper überging. Erschrocken zuckte ich kurz zusammen, als plötzlich jemand meine Hand nahm und sie sachte drückte. "Akira, du bist ja wach..." "Ruki..." Ich blickte nach Links, dort saß der kleine Vocal auf einem Stuhl neben meinem Bett und sah ziemlich übermüdet aus. Seine sonst so fröhlichen Augen wirkten trüb und dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Hinter ihm konnte ich die anderen erkennen, alle samt saßen sie auf Stühlen, dicht an einander gereiht, doch sie schienen zu schlafen. Was mich aber am meisten wunderte, das er mich nicht wie sonst mit Reita, sondern mit meinem Vornamen ansprach.... "Wie geht es dir?" "Mir dröhnt der Schädel." Kami, war das meine Stimme? Sie hörte sich so kratzig und leise an...so kannte ich sie gar nicht! "Was ist passiert...?" Ruki verzog kurz sein Gesicht und umfasste meine linke Hand stärker, legte seine zweite noch auf diese und fuhr über meinen Handrücken. Er wirkte nicht gerade so, als wolle er darüber reden. "Vor...drei Tagen bist du nicht zur Probe aufgetaucht und auch nicht an dein Handy rangegangen. Auch nicht, nachdem wir es nach fünf Stunden immer wieder versucht haben...Wir wollten gerade los, um dich zu suchen, als der Briefjunge zu uns kam...er sollte uns ausrichten, dass du auf uns im alten PSC-Gebäude am anderen Ende der Stadt erwarten würdest..." Bitte? Ich hatte nie auf die anderen dort gewartet, generell war ich dort nie wieder gewesen, nachdem die PSC in ein größeres Gebäude ins Stadtzentrum gezogen war. "...Und, naja, wir sind da natürlich gleich hin und haben dich da gesucht bis...." "Bis? Komm Ruki...sag schon!" Der Kleine musste schlucken, nahm seine Hände von meiner und krallte sich leicht in seine Hosenbeine. Seine Augen fixierten einen Punkt an der weißen Wand uns gegenüber und ich musste einige Zeit warten bis ich eine Antwort bekam, jedoch nicht von Ruki, sondern von Uruha, der anscheinend wieder aufgewacht war und nun hinter Ruki stand und sich auf der Lehne des Stuhls abstützte. "Bis wir dich schreien gehört hatten...." Ruki zuckte zusammen, biss sich auf die Unterlippe und Uruha sah sehr interessiert auf den Schopf des anderen. Ich sollte geschrieen haben? An einem Ort, an dem ich nicht mal war? "Was redet ihr denn da?" Vor mich her murmelnd wollte ich mir mit der rechten Hand durch die Haare fahren, zog aber scharf die Luft ein, als ich wieder einen höllischen Schmerz verspürte, diesmal aber an meiner Hand. Diese war, wie ich jetzt mit bekam, in einen dicken Verband eingewickelt und pochte fröhlich vor sich hin. Leicht kniff ich die Augen zusammen, als mir das Mädchen und ihr Messer aus meinem Traum wieder in den Sinn kamen. Dort hatte sie mir auch durch meine rechte Hand gestochen... "Wa...wieso..?" Fragend sah ich zu meinen beiden Freunden, die beide nun merklich blasser als sonst wurden und langsam wollte ich endlich ganz wissen, wieso ich in diesem verdammten Bett, in diesem verdammten Krankenhaus mit diesen verdammten Gerüchen lag! "Erklärt ihr mir endlich mal was los ist?!" "Ein...Fangirl hat...sie hat...." "Ja was?!" "Sie hat dir den Hauptnerv deiner rechten Hand durchtrennt!" Stille. Das musste ich erstmal verarbeiten. Wieder kamen mir die Bilder von dem Traum in den Sinn, wirkten plötzlich so real, preschten auf mich ein und ich hatte nicht mal die Möglichkeit mich dagegen zu wehren. Jetzt kam mir der Traum nicht mehr als solcher vor, sondern eher wie eine Erinnerung... Wieder hob ich meine rechte Hand hoch, blickte stumm auf diese und brachte kein Wort heraus. Sie hat dir den Hauptnerv deiner rechten Hand durchtrennt! Mir schalten diese Worte die nächsten Minuten ununterbrochen durch den Kopf. Der Hauptnerv...der, der für die Bewegungen der Finger zuständig fahr...der es möglich machte, Dinge zu greifen, zu fassen...der es mir möglich machte die Saiten meines Basses anzuschlagen.... "Kann ich...kann ich weiterhin..." Ich brachte es selber nicht über mich die Frage auszusprechen, die vielleicht mein ganzes Leben in den Abgrund reißen könnte. Gerade wollte Uruha wieder etwas sagen, als die Tür aufging und ein, in einem weißen Kittel steckender Mann eintrat und zu mir ans Bett kam. "Ah, Sie sind wieder wach Suzuki-san. Wie geht es Ihnen?" Mir wurde bei diesem aufgesetzten fröhlichen Lächeln schlecht. Sowas brauchte ich nicht! Ich hasste es, wenn man Gefühle vorgab, die nicht echt waren. "Werd ich wieder Bass spielen können?!" Ich überging einfach seine Frage, dass einzige, was mich interessierte war, ob ich wieder spielen konnte! Kurz entgleisten seine Gesichtszüge, doch schnell hatte er den typischen Ärzteausdruck im Gesicht, den ich von meinem Vater kannte, wenn es kaum erfreuliche Nachrichten zu berichten gab. "Wissen Sie, der Hauptnerv wurde durchrennt...Wir konnten ihn zwar wieder schließen und..." "Werd ich wieder spielen können, verdammt?!" Wieso sagte mir denn niemand klipp und klar, ob ich wieder können werde oder nicht? Was war denn daran so schwer, ein Leben, das einem selber nichts anging, mal eben zu zerstören? Der Arzt räusperte sich, schien sich erstmal wieder fangen zu müssen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie wieder spielen werden können, liegt bei maximal 5%..." ~*~ Freudig quiekend sprang der kleine Vocal, gefolgt von uns anderen durch meine Wohnungstür. Ich wurde nach langen fünf Wochen endlich aus dem Krankenhaus entlassen, wurde auch gleich von der ganzen Truppe abgeholt und nach Hause gebracht. Eigentlich hätte ich früher entlassen werden können, doch wollte mein Kreislauf nicht so wie ich und durfte auf Anweisung von unserem Leader-sama schön dort bleiben, bis es wieder ging. Eben dieser Leader-sama sprang bereits fröhlich mit Ruki rumgackernd in meiner Wohnung umher, öffneten alle Fenster zum Lüften und nutzen es mal wieder aus, dass ich mich mit den anderen beiden unterhielt, und flitzten von einem Zimmer immer ins andere. Ich konnte mir nicht erklären wieso, aber sie liebten es in meiner Wohnung rum zu rennen und jedes Zimmer zu untersuchen. Es könnte sich ja immer etwas verändert haben, doch war die einzige Veränderung der letzten Wochen, dass ich nun im Wohnzimmer keine vier, sondern nur noch drei weiße Wände hatte und die Vierte, dort wo mein Sofa vor stand, nun schwarz war. Im Schlafzimmer das gleiche, nur stand dort mein Bett. Die Küche hatte ebenfalls eine schwarze Wand bekommen- man merkte wohl, dass ich die Farben Weiß und Schwarz mochte. Einzig und allein mein Badezimmer und mein kleines Musikzimmer hatten keine neue Farbe bekommen... "Oi, Rei-chan, ich glaube, wir müssen noch einkaufen gehen~! Von deinem Kühlschrankinhalt solltest du nichts mehr essen!" War klar, dass Kai seine Nase in meinen Kühlschrank steckte, doch zum Einkaufen hatte ich wirklich keine allzu große Lust mehr. Eigentlich wollte ich mich nur noch schnell unter die Dusche stellen und mich danach in mein Bett verkrümeln. "Iie~, mach ich morgen. Ich hab eh keinen Hunger~." "Du bist nur zu faul!" Kai kam aus der Küche und schnappte sich Ruha und Aoi, zog die beiden mit zur Tür und ignorierte ihre Gegenwehr. "Wir gehen einkaufen und ihr packt deine Sachen aus~" Damit war unser Leader-sama samt Anhang aus meiner Wohnung verschwunden. Seufzend schlüpfte ich erstmal aus meinen Schuhen, lief jetzt selber in die Küche und schmiss alle abgelaufene Lebensmittel weg. Nachdem ich den Mülleimer zurück in seine Ecke geschoben hatte, durchkramte ich meine Schränke nach Tee - Getränke hatte ich auch nicht mehr- und wurde schließlich im Letzten fündig. Schnell war Wasser aufgesetzt, zum Kochen gebracht und in die Tassen zu den Teebeuteln gegossen. Jetzt durften diese erstmal fröhlich vor sich hinziehen und ich konnte mich auf die Suche nach dem kleinen Vocal machen, der irgendwo in meiner Wohnung verschollen war. Zuerst ging ich ins Wohnzimmer, danach ins Bad und in mein Schlafzimmer. In allen drei Räumen war keine Spur von Ruki, blieb also nur noch das Musikzimmer... Ich wollte dort nicht rein. Eigentlich war für mich immer meine Küche der Ort meiner Wohnung gewesen, wo ich nur selten sein wollte aber nun.... Langsam kam ich der Tür näher, blieb vor ihr stehen und betrachtete die Maserung dieser. Ich kam mir dämlich vor, es war nur ein Raum, nichts weiter. Ein Raum, in dem mein Bass stand, in dem ich die meiste Zeit hier verbracht und immer abgeschaltet hatte. Also was soll´s? Es war nur ein ganz normaler Raum, ohne Bedeutung, der seinen Zweck erfüllt hatte.... Meine Hand umschloss die Klinke, drückte sie langsam runter und schob das Holz auf, dass, wie immer, protestierend quietschte. "Ruki?" Er reagierte nicht, stand einfach nur vor den kleinen Tisch auf dem unzählige Notenblätter lagen, hielt einige in der Hand und überflog die Noten. Als ich hinter ihm stand warf ich einen Blick auf die Zeilen. Es waren die neuesten Noten die ich geschrieben hatte, am Abend, bevor dieses Mädchen aufgetaucht war... Nachdem ich ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, zuckte er erschrocken zusammen und ließ die Blätter fallen. Hastig drehte er sich zu mir um und atmete erleichtert aus. "Gomen Rei-chan...ich heb’s wieder auf." Verlegen kratze er sich am Hinterkopf, kniete sich dann hin und sammelte die Blätter wieder auf, legte sie fein säuberlich auf den kleinen Tisch wieder ab. "Schon okay...Komm, ich hab Tee gemacht." In der Küche angekommen, wurden erstmal die Teebeutel in den Müll geschmissen. Darauf bedacht meine linke Hand zu benutzen reichte ich erst Ruki eine Tasse, nahm mir dann meine und setzte mich mit ihm ins Wohnzimmer aufs Sofa. Dort schwiegen wir uns an, nippten ab und an am Tee und genossen einfach nur die Ruhe. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen...Ich hatte ziemlich daran zu schaffen meinen Kreislauf wieder hoch zu bekommen, war sogar zwei Mal im Krankenhaus zusammen geklappt. Die Ärzte schoben es auf den hohen Blutverlust, doch ich und der Rest von Gazette wussten, dass es mehr mit meiner Psyche zutun hatte... Es nagte immer noch genauso hart an mir, wahrscheinlich nie wieder spielen zu können... "Wir sind wieder daahaa~~!" Gefolgt von Uruha und Aoi betrat Kai das Wohnzimmer, jeder voll beladen mit Einkaufstaschen und verschwand mit beiden ohne uns zu beachten gleich in der Küche. Einige Schrankentüren wurden geöffnet, wieder geschlossen bis alle Lebensmittel verstaut waren, erst dann setzten sich die Jungs zu uns, jeder von ihnen mit einer Tasse Tee in der Hand, so wie wir. "Wozu habt ihr so viel geholt?" "Na, nachdem du fünf Wochen den Fraß im Krankenhaus ertragen musstest, können wir uns gut vorstellen, dass du dir erstmal hier richtig den Bauch voll schlagen wirst!" Auf Aois Gesicht schlich sich ein Grinsen, welches gleich wieder verschwand. Er hatte sich anscheinend am Tee verbrannt und quiekte erschrocken auf, brachte uns andere somit zum Lachen. Es passierte ihm jedes Mal... Nachdem sich der älteste von uns darüber beschwert hatte, wieso man Tee immer heiß trank, dabei wild mit den Armen gefuchtelt und lauthals geflucht hatte, wurde die ruhige Atmosphäre aufgepusht. Wir alberten herum, lästerten über die Krankenschwestern im Krankenhaus, die sich alle für megaheiß und unwiderstehlich gefühlt und keine Gelegenheit ausgelassen hatten, mit einem von uns zu versuchen zu flirten... Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so gut, mir schmerzte schon der Magen vom Lachen. Neben mir japste Ruki lachend nach Luft - Uruha performte gerade seine Version von Aoi im Trunkenheitszustand, was sehr selten der Fall war- und Aoi drückte sich peinlich berührt nur noch mehr in seinen Sessel. Wenn er mal betrunken war, dann blamierte er sich immer richtig. Einmal, wir hatten gerade unseren ersten Live hinter uns gebracht, hatte er sich in unsere damaligen Aufenthaltsraum eine große Flasche Sake geschnappt, die eigentlich für uns alle war und beinahe die kompletten Inhalt auf einmal runter gekippt. Kaum hatte der Alkohol seine Wirkung komplett entfaltet, wurde Aoi auch gleich viel wärmer und hatte sich bis auf die Shorts ausgezogen, ohne daran zu denken, dass noch zwei Fans zu uns kommen würden, die bei irgendwas gewonnen hatten und so V.I.P.-Pässe besaßen. Gerade als unser Akkustikguitarist sich die Hose runter gezogen und seine wirklich niedliche weiß-rosane Boxershorts preisgegeben hatte, betrat unsere Manager-san zusammen mit den Fans, zwei Mädchen, den Raum. Wir Jungs hatten losgegrölt, der Manager hatte sofort die beiden Mädels, die eine interessante Gesichtsfarbe angenommen hatten, wieder raus geschoben und Aoi...der hatte bloß blöd gekichert und wollte wissen, wieso unser Manager-san die Fangirls wieder rausschickte. Und genauso wie Aoi damals, kicherte Uruha nun so dämlich und duckte sich um so dem Sofakissen auszuweichen, welches nach ihm geworfen wurde. Doch kam es nicht wie erwartet von Aoi, sondern von Ruki, der mehr als rot war. Der Gute schien an akutem Luftmangel zu leiden. "Ruha, bitte hör auf! Ich sterb’ hier gleich~~!!!" "Gomen, Ruki, das kann ich natürlich nicht verantworten...’nen neuen Vocal zu suchen, wäre mir zu anstrengend~" Einen neuen Vocal suchen... Ja, Gazette muss sich einen neuen Bassisten suchen. Ich hatte nur ein Taubheitsgefühl in meiner Rechten...doch die anderen wussten davon... noch... nichts... Mir wurde schlecht bei dem Gedanken es ihnen bald sagen zu müssen, bei dem Gedanken daran nicht mehr mit ihnen Proben zu können, auftreten zu können... keinen Bass spielen zu können... Wieder kicherte unsere Diva, quiekte aber im nächsten Augenblick erschrocken auf und nahm reiß aus, als Ruki aufgesprungen war, ein anderes Sofakissen gekrallt hatte und ihn nun durch mein gesamtes Wohnzimmer jagte. Mir wäre es lieber gewesen, Ruki hätte weiterhin neben mir gesessen... Kaum war er weg, hatte ich Kai und Aoi an der Backe die mal wieder scharf drauf waren mir mein Nasenband abzunehmen, was beide einen deftigen Klaps auf den Hinterkopf einbrachte. Vor sich hin schmollend saßen sie nun, jeweils links und rechts neben mir, zogen kindliche Schnuten und lehnten sich leicht mit ihren Schultern an meine. Sie hatten meinen Gemütsumschwung mitbekomme und gaben mir so stumm den Halt den ich jetzt brauchte, wussten, dass ich es nie zugeben würde, wenn es mir schlecht ging. Kurze Zeit später gesellten sich auch Uruha und Ruki wieder zu uns, setzten sich vors Sofa, verschränkten ihre Finger auf meinen Oberschenkeln und legten ohne Worte ihre Köpfe auf diese, während ich nur auf meine taube Hand starren konnte. Ohne diese Idioten hätte ich die letzten fünf Wochen nicht überstanden... ~*~~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~*~*~*~ Weitere sechs Wochen waren vergangen und man mochte meinen, dass sich vielleicht irgendwas in meinem Leben zum Positiven verändert haben könnte. Pustekuchen... Ich hasste Gemüse immer noch, ich hasste noch immer seine Kochkünste und ich hasste, wie sollte es auch anders sein, es immer noch, wenn man mich zum Essen zwang. Ihm war es egal, er tat es gern, es machte ihm Spaß sich um mich zu kümmern. "Wenn du es schon nicht tust, tu ich es eben!" Das sagte er immer, er ignorierte meine Proteste, ihm ging es sonst wo vorbei ob ich wollte oder nicht, zum Schluss tat ich doch, was er wollte. Große Lust auf stundenlange Diskussionen hatte ich nie. Es war mir im Allgemeinen viel zu anstrengend geworden irgendwas zu sagen. Lieber blieb ich still und fügte mich meinem Schicksal oder, wie jetzt, meinem Leader-sama. Mürrisch verzog ich mein Gesicht, nachdem eben genannter Leader-sama mir einen, bis zum Rand gefüllten, Teller vor meine Nase stellte, mich abwarten ansah und auch keine Widerworte gestattete. "Los Reirei, du hast doch wieder abgenommen. Stimmt doch oder? Also iss das jetzt gefälligst und zwar ALLES! Ich will keine Hungerlatte als Bassisten haben." Tze, wenn der wüsste... Aber da ich, wie schon erwähnt, keine Lust auf Diskussionen verspürte, nahm ich mehr schlecht als recht die Stäbchen zur Hand, stocherte mehr als lustlos im Essen rum und aß ab und an mal einen Bissen. Kai hatte schon Recht, ich hatte wieder abgenommen, ungewollt wohl bemerkt, aber ich verspürte einfach keinen Hunger. Mir reichte früh morgens mein Kaffee und meine Zigaretten, tagsüber irgendwann eine Kleinigkeit zwischendurch. Ich wusste, dass es alles andere als gesund war und dass ich deswegen innerhalb von einem Monat beinahe neun Kilo verloren hatte, aber wo kein Hunger war, konnte keiner gestopft werden... Seit zwei Wochen kam Kai jeden Tag zu mir, machte Essen, damit ich wenigstens einmal am Tag etwas Ordentliches in den Magen bekam. Trotzdem hinderte es meinen Körper nicht daran, es dennoch als zu wenig einzustufen und sich zu weigern, das verlorene Gewicht wieder aufzunehmen. Mich sollte es nicht stören, fand mich eh immer zu dick, von daher machte ich mir darüber nicht all zu viele Gedanken. Solange ich noch nicht aussah, wie eines dieser Magermodels, war doch alles okay... "Du siehst wirklich schlecht aus Rei... Warst mal wieder beim Arzt wegen deinem Kreislauf? Du bist wirklich ziemlich blass..." Ich fand es wirklich niedlich, dass Kai sich so viele Sorgen machte, wo er sich keine machen brauchte. Mein Kreislauf wollte nur einmal nicht so, wie ich es wollte und das war im Krankenhaus. Seitdem hatte ich Ruhe vor solch einen Mist... "Mir geht es gut Kai. Hör auf dir solche Sorgen wegen nichts zu machen!" So anpflaumen wollte ich ihn wirklich nicht, aber ich hatte es schon so oft auf die nette Art versucht. Es hatte nie funktioniert. Natürlich tat es mir Leid ihn so ruppig zu behandeln, aber etwas anderes blieb mir dann auch nicht übrig, irgendwann wollte ich auch mal wieder meine Ruhe haben. Die ganze Situation ging ziemlich auf meine Nerven. Es war ja auch nicht so, dass ich ihn nicht verstand, aber man konnte es auch übertreiben und Kai mit seiner Überbesorgnis übertrieb es ziemlich oft... "...Gomen nasai Akira..." Klasse Reita, du hast es geschafft. Der Sonnenschein von Gazette ließ die Mundwinkel hängen, sah ziemlich bedrückt auf den Boden und packte seine Sachen, die er mitgebrachte hatte, wieder in seine Tasche und machte sich gleich in den Flur um seine Schuhe anzuziehen. Hätte ich kein Gewissen, würde es mich nicht jucken, gerade einen meiner besten Freunde vor den Kopf gestoßen zu haben. Aber ich besaß eins, also machte es mir ziemlich viel aus. Er meinte es ja doch nur gut. Seufzend raffte ich mich auf, folgte unserem Drummer in den Flur und hielt ihn am Arm fest, zog in zu mir und legte einen Arm um seine Schulter, spürte gleich das leichte Zittern. Wieder verließ mich ein leisen Seufzen, fuhr ihm dabei mit der Hand den Rücken, rauf und runter. "Hör zu Yutaka, mir geht es wirklich gut. Mach dir keine Gedanken wegen den paar Kilos, die hab ich schnell wieder drauf. Und meine Blässe verschwindet auch bald wieder, ich muss nur öfters raus gehen, mehr nicht. Meinem Kreislauf geht es bestens, ich habe mit dem seit dem Krankenhausaufenthalt keine Probleme mehr. Also mach dir nicht so einen Kopf, hai?" Das leichte Nicken war mir Antwort genug, kurz wuschelte ich ihm durch die Haare und zog Kai zurück Richtung Küche. "Komm, du musst doch drauf achten, dass ich dieses schreckliche Gemüse und generell dein grässliches Essen nicht einfach wegwerfe..." Kais gespielt fröhliches Lachen verhalte in meiner Wohnung und presste sich schmerzhaft in meine Gehörgange...sein ehrliches Lachen hatte zusammen mit mir abgenommen... ~*~~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~*~*~*~ Die sanfte und klare Melodie, die er spielte, ließ mich entspannen, ließ mich und meine Gedanken etwas zur Ruhe kommen. Ich genoss es jedesmal hier zu sein und ihn auf seiner alten Akustikgitarre spielen zu hören. Meinen Rücken mehr an seinen lehnend, legte ich den Kopf in den Nacken. Ihn auf Aois Schulten bettend, lauschte ich weiter dem langsamen Rhythmus. Der Zweit-Gitarrist war der älteste von uns Gazettos und strahlte, trotz seiner Aufgedrehtheit, die er gerne mal an den Tag legte, wohl das meiste Gefühl der Ruhe und Zuflucht aus. Ich kam gern zu ihm, wenn ich Ruhe haben, mich entspannen wollte. "Geht es dir gut, Rei-chan?" "Hmm...gerade bestens..." Klar konnte ich bei mir zu Hause auch Ruhe und Entspannung finden, doch diese waren nie so befriedigend, wie die, die ich bei Aoi fand. Seine tiefe Stimme, die mich nie ausfragen würde, wenn ich es nicht wollte, seine fließenden Bewegungen, die nie angriffslustig auf mich wirkten und seine ganze Körperhaltung, die immer eine solche Gelassenheit ausstrahlte, wirkten so vertrauenswürdig und sicherheitsspendend... "Kai war heute wieder bei dir, oder? Hat er wieder gekocht?" "Erinner’ mich nicht daran...wegen ihm hab ich mehr zu genommen, als ich abgenommen hatte...und Uruha hatte er gleich mitgebracht. Der ganze Tag war einfach nur anstrengend gewesen..." Ich konnte es zwar nicht sehen, doch wusste ich, dass sich ein Schmunzeln auf seine Gesichtszüge gelegt hatte. Er konnte sich wirklich vorstellen wie anstrengend mein Tag gewesen sein musste und er konnte sich denken, dass ich deswegen zu ihm gekommen bin... "Ah, kein Wunder das du hier bist...Musst dich sicher von deinem heutigen Gemüsetrauma erholen." "Mehr als das...ich befinde mich in einer tiefsten Gemüsedepression..." "Hmm...da werd ich mir wohl die Finger wund spielen müssen." "Hai, dir wird nichts anderen übrig bleiben!" Sein tiefes, klares Lachen vibrierte angenehm in meinen Ohren wieder. Auch über meine Lippen kam ein leiser Laut der Belustigung. Momentan konnte ich nur mit Aoi zusammen lachen, er verstand mich wohl am besten aus der Band. Ich wusste nicht woran es lag, vielleicht an dem brüderlichen Verhältnis, welches zwischen uns existierte, doch eigentlich wollte ich es auch gar nicht wissen, was würde mir dieses Wissen auch bringen? Gar nichts. "Aoi?" "Hmm?" "Spielst du für mich 'Who I Am'...?" "Natürlich..." Kurz stimmte er seine Gitarre um, zupfte einige Male an den Saiten. Ich setzte mich ordentlich hin, wartete bis er sich zu mir gedreht hatte, lehnte mich wieder zurück, diesmal an seinen Oberkörper und fuhr kurz über den Körper seiner alten Gitarre, die nun, anstatt an seinem, an meinem Oberkörper gelehnt war. Einige seiner langen schwarzen Strähnen fielen mir über die Schultern und kitzelten mich leicht, doch es störte mich nicht. Wohlig seufzend ließ ich meine Arme neben seinen Oberschenkeln liegen, ich saß zwischen seinen Beinen, damit er ohne Probleme die Saiten anschlagen konnte. Mein Hinterkopf hatte ich wieder an seine Schulter gelegt, er seine Wange an meine. Er fing an zu spielen, ich schloss meine Augen, er fuhr fließend über die Saiten, ich genoss seine gleichmäßigen Atemzüge an meiner nun feuchten Haut... Ich hatte mich verändert, ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren, nicht mehr in Aois Nähe...Es ging einfach nicht. Bei ihm fühlte ich mich einfach zu sicher, bei ihm erlaubte sich mein Körper ganz ohne mein Zutun Schwäche. Meine Hände krallten sich mittlerweile in seine Hosenbeine, verkrampften sich leicht und mein Körper zitterte. Auch wenn ich es gewollt hätte, dagegen wehren hätte ich mich nicht können. Die letzten Töne verklangen in dem gemütlich eingerichteten Schlafzimmer, die Gitarre wurde zur Seite gestellt, neben das Bett auf dem wir saßen, zwei Arme legten sich um meinen Oberkörper, ich wurde vorsichtig herum gedreht, konnte mich nun in das alte T-Shirt krallen, welches Aoi trug, und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Vorsichtig fuhren seine Hände über seinen Rücken, unter mein Shirt, strichen dort weiter über die Haut. Er wusste, dass ich es liebte, wenn man meine nackte Haut am Rücken streichelte. Er wusste, dass es mich beruhigte... Trotzdem lösten sich hin und wieder leise Laute des seelischen Schmerzes von meinen Lippen und Tränen von meinen Augen, die von Aois Shirt aufgefangen wurden. "Wie geht es dir, Akira?" "Mir geht es gut, Yuu...mir geht es.....gut..." Aois Körper spannte sich an, die Muskeln nicht mehr locker wie immer, langsam verschwand die Sicherheit durch die Schwere meiner Lügen.... ~*~~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~*~*~*~ Der dichte, süßlich riechende Rauch zog sich durch den gesamten Laden, die Luft stank nach ihm und bei jedem Atemzug nahm man ihn in sich auf, ob man wollte oder nicht. Die Menschen drängten sich zusammen, bewegten sich im Rhythmus der Musik, folgten den harten Beats, die dröhnend auf die Gehörgänge schlugen. In der hintersten Ecke dieses Ladens hockte ich, zusammen mit einem Kerl, den ich eben erst kennen gelernt hatte. Verlangend presste er seinen aufgeheizten Körper an meinen, hatte eines seiner langen Beine über meine gelegt und säuselte mir Versprechen für diese Nacht ins Ohr. Auf einer Hand hatte er sich an der Lehne der Sitzecke abgestützt, seine anderen wanderte bestimmend unter mein Shirt über meinen Bauch. Beachten tat ich ihn nicht wirklich, zog lieber an dem Glücklichmacher, dem falschen Freund, in meiner Hand, ließ zu, dass sich der Qualm brennend in meiner Lunge ausbreitete, seine Gifte zurück ließ, nur um ihn dann lautlos wieder raus zupressen. Mein Körper wurde immer träger, die Muskeln wurden locker und meine Augen schwerer. Je tiefer ich inhalierte, umso mehr begann es zu wirken. Den letzten kümmerlichen Rest des Joints drückte ich achtlos im Aschenbecher aus, wand mich nun doch dem anderen zu, der die ganze Zeit genüsslich an meinem Hals geknabbert hatte und verwickelte ihn in einem verlangenden Kuss, forderte sofort Einlass, verschaffte ihn mir selber, anders hätte es mir zu lange gedauert... Ich kannte den Namen des anderen nicht, er war mir auch egal. Vermutlich würde ich ihn, nachdem ich ihn benutzt hatte, eh nie wieder sehen... "Akira! Nicht schon wieder...!" Der Kerl, den ich eben noch um den Verstand geküsst hatte, wurde von mir weg gezogen und klar gemacht, dass es besser wäre sich jetzt zu verpissen. Er tat es. Er hatte schon wieder nach mir gesucht, tat es oft in den letzten Monaten. Obwohl er wusste, dass ihn bei meinem Anblick, mit dem Joint in der Hand und irgendeinen Typen an meiner Seite, jedes Mal ein neuer Riss durchs Herz jagte, bis es irgendwann komplett zerbrochen war. Und ich wusste, dass ich ihm diesen Anblick immer öfters bieten würde, ohne ging es nicht... "Was willst du Takanori~~~?" Der kleine Vocal packte mich am Arm und wollte mich hochziehen, doch blieb ich einfach sitzen, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn gelangweilt an. Seine Augen sahen mich teils wütend, teils besorgt an. "Das...geht schon beinahe sechs Monate so! Akira! Was soll das denn?" Er hatte sich neben mich gesetzt und meine Hand gegriffen. Wie immer spürte ich diese Berührung nicht, spürte nicht seine warmen Finger die mir über den Handrücken strichen, nahm nur die Taubheit war, die seit beinahe einem Jahr meiner Hand inne wohnt. Ich hatte es ihnen immer noch nicht gesagt, sagte ihnen immer nur das Gleiche, 'Der Arzt meinte, ich solle meine Hand noch schonen...'. Gleich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus, hatte unser Pressesprecher bekannt gegeben, das Gazette für unbestimmte Zeit pausieren würde. Was mir passiert war, wurde verschwiegen... "Ich weiß nicht, was du meinst~." "Verdammt du hast Drogen schon immer gehasst und nimmst seit beinahe sechs Monaten welche!" "Reg dich ab... Ich kiff halt ab und an mal, na und?" Ich zuckte mit den Schultern, entzog Ruki meine Hand und stand auf. Schnell hatte ich meinen Drink ausgetrunken, mir meine Jacke geschnappt und machte mich auf den Weg nach draußen. Der kleine Vocal folgte mir natürlich. Er zog an meinem Arm, ich entriss ihn ihm sofort wieder, hatte keine Lust auf seine Standpauke, kannte sie schon beinahe in und aus wendig. In meinem gesamten Körper hatte sich nun die Trägheit ausgebreitet und ich hatte eigentlich wenig Lust nun abzuhauen, aber darauf Lust, von Ruki in dem Club vollgemault zu werden hatte ich noch weniger. Es ging niemanden etwas an, also würde ich mir sein Gerede wie jedes Mal auf den Weg zu meiner Wohnung anhören, würde nach kurzer Zeit auf Durchzug stellen und ihn einfach reden lassen. "Aki, bitte! Hör auf mit dem Mist! Ich...wir alle machen uns Sorgen um dich. Du hast dich total verändert!" Bla, bla, bla. Immer dieselbe Leier und sie endete immer erst vor meiner Haustür, oh, doch nicht, diesmal kam mir der Kleine nach, durch den langen Flur, die Treppen hoch bis in meine Wohnung. Ich zog mir einfach nur die Schuhe aus, ließ die dünne Jacke achtlos liegen und verschwand in meinem Schlafzimmer. Mir war es egal, ob ich nun einen meiner besten Freunde einfach hatte stehen lassen und wie Dreck behandelt hatte. Schnell hatte ich mich auch meiner restlichen Sachen bis auf meiner Boxershorts entledigt und lag in meinem Bett, verkrümelte mich unter der viel zu dicken Decke. Es war immerhin Hochsommer, freundliche dreißig Grad am Tag, nachts nicht viel kühler. Trotzdem fror ich nachts immer unheimlich.... "Rede doch mit mir...Akira, bitte!" "Zieh die Tür hinter dir zu, wenn du gehst." Dann wurde es still, dachte schon, Ruki wäre gegangen, doch dann senkte sich hinter mir die Matratze und der kleine Vocal setzte sich hinter mich, ließ sich zur Seite fallen, krabbelte mit unter die Decke. Sein warmer Körper presste sich an meinen kalten, seine Hände legten sich um mich und schlossen mich in seine Arme ein. Ruki zitterte. Früher hatten wir oft hier einfach nur zusammen gelegen, die Stille und auch die Wärme des anderen genossen. Heute konnte nur ich seine Wärme genießen, er musste sich mit meiner Kälte abfinden. Wir lagen die ganze Zeit einfach da, rührten uns nicht, sagten kein Wort. Nur unser stätiger Atem durchbrach die Ruhe. Langsam ließ auch die Wirkung des Rauschgiftes nach, die angenehme Trägheit nahm ab, bis sie ganz verschwunden war, mein Verstand fing wieder an zu arbeiten, ließ mich wieder nachdenken und an all das erinnern, was ich am liebsten einfach nur vergessen wollen würde. Ein dumpf pochendes Gefühl machte sich in meinem Magen breit, durchzog die einzelnen Muskeln und mir wurde schlecht. Der Gedanke, Ruki wieder verletzt zu haben machte meinem Körper zu schaffen, ich fühlte mich einfach nur mies. Ich wollte Ruki nicht mehr belügen, ihm nicht mehr weh tun und von mir stoßen so oft es ging, doch gleichzeitig wollte ich nicht, dass er wusste was los war, dass er sich zusammen mit dem Rest von Gazette jemand anderes für meine Position suchte. Die Angst davor zerfraß mich regelrecht... Vielleicht trugen meine Gefühle eine große Schuld daran, dass mich gerade mehr als Schuldgefühle zerfraßen. Es war nicht so, dass ich den anderen gegenüber keine Schuldgefühle besaß, doch die Ruki gegenüber, wogen wohl am schwersten, sie hatten das meiste Gewicht auf meinen Schultern. Er wusste mehr als die Anderen, wusste sogar mehr als Uruha. Von den Gazettos wusste nur Ruki von meinem momentanen 'kleinen' Drogenproblem, hatte ihn beinahe angefleht den Anderen nichts zu sagen, ohne zu zögern hatte er es mir versprochen... Ich wusste, dass ich die Gefühle, die er mir gegenüber hegte, ausnutzte, doch mir blieb nichts anderes übrig. Wäre er damals nicht einfach in dieser Bar aufgetaucht, hätte mich mit diesem verfluchten Glücklichmacher nicht erwischt, wüsste er es bis heute nicht. Ich hätte es ihm ersparen können - wäre ich nicht so feige, müsste er nicht schweigen. Doch so war ich nun mal, feige wie ein verschrecktes Kätzchen... "Was tust du da, Ruki...?" "Dich von deinen düsteren Gedanken ablenken..." "Wer sagt den, dass ich welche habe?" "Die hast du immer, wenn der Rausch nachlässt..." Seine Finger fuhren über meinen Bauch, federleicht. Sofort spannte ich meine Muskeln an, zuckte leicht zusammen. Ich war solche Berührungen nicht mehr gewohnt, seit ich nicht mehr zu Aoi ging, wenn ich mich nicht so gut fühlte. Zischend sog ich die Luft ein- eine Hand von ihm fuhr über meinen Oberkörper, die andere über meinen nackten Oberschenkel. Es war alles viel intensiver als früher, als ich sowas noch gewohnt war. Viel zu oft hatte ich mich einfach nur auf einen One-Night-Stand eingelassen, da war nie etwas Sanftes bei gewesen. Dort ging es nur um die Befriedigung, doch bei Ruki war es anders, ich kannte ihn. Er hatte noch nie etwas mit schnellen, gefühlslosen Sex anfangen können... "Ruki..." "Jetzt bin ich nicht Ruki... Jetzt bin ich einfach nur Takanori..." Er löste sich kurz von mir, zwang mich gewaltlos auf den Rücken und setzte sich auf meine Hüfte, sah von oben auf mich herab. Er wusste, dass ich sowas hasste, trotzdem tat er es, ganz ungeniert betrachtete er mich, ließ seine Augen über meinen Körper wandern, fuhr das gesehen mit seinen warmen Fingerspitzen nach. Ich seufzte leise, legte meine Hände auf seine Oberschenkel und verfluchte meine Rechte mal wieder, sie war immer noch taub und nahm nichts wahr. "Wieso tust du das?" "Das weißt du ganz genau." Natürlich wusste ich es, ich wusste von seinen Gefühlen schon länger. Er hatte sie mir einst an den Kopf geworfen, damals, als er mich das erste Mal erwischt hatte. Ich hatte ihm nie geantwortet... Langsam fuhren meine Hände über den Stoff seiner Hose, seine Seiten hoch, zogen gleich sein Sweatshirt mit, schmissen es kurzerhand zur Seite neben das Bett. Es wurde jetzt nicht gebraucht, auch nicht weiter beachtet. Wieder zuckte ich zusammen, Ruki, nein, Takanori war zu sanft. Seine Berührungen brannten auf meiner Haut. Er sollte mich nicht so behandeln, als sei ich zerbrechlich, obwohl es ich war. Ich hielt das kaum aus. "Taka...bitte..." Er verstand mich, nein, meinen Körper, ich hätte ihn nicht mal ansprechen müssen. Langsam beugte sich der Vocal zu mir runter, seine Lippen streiften meine, man konnte es nicht als Berührung bezeichnen, dafür war sie zu zart. Seine Lippen entzogen sich meinem wieder und hatten nicht mal die Chance bekommen, sich richtig kennen zu lernen. Rukis Händen fanden ihren Weg zu meinen, die wieder auf seinen Oberschenkeln geruht hatten, griffen nach ihnen und führten sie über seinen eigenen Körper, ich wollte ihm meine Rechte wieder entziehen, doch er hielt sie fest... "Taka..." "Berühr mich mit beiden." "Aber..." "Akira bitte!" Sein flehender, teils wissender Blick tat mir weh, mehr als das, er brachte mich beinahe um. Er ahnte etwas, ich hatte es im Gefühl. Lautlos seufzend ließ ich es zu, dass meine Hände weiter von ihm geführt wurden, über seinen Bauch, die Seiten hoch bis zum Nacken. Dort ließ er meine Rechte los, führte die Linke wieder runter, über seine Schmale Brust, ließ dort von ihr ab. Ich zog ihn zu mir runter, presste nun beinahe verzweifelt meine Lippen auf seine, während meine Linke über seinen Brustkorb strich, nur hauchzart seine Brustwarzen berührte, sie so mehr reizte, als wenn die Berührung intensiver gewesen wäre. Hungrig biss er mir in die Unterlippe, forderte mich auf, weiter zugehen, doch hätte es nicht tun müssen. Wie von allein fand ich meine Zunge in seiner Mundhöhle wieder, erforschte ausgiebig das neue Terrain, traf auf meine Partnerin, fing an sie zu massieren und genoss das leise Keuchen Rukis und musste selber keuchen, als sich seine Hüfte auf meiner bewegte, sich an mir rieb. Meine Hände fuhren an seinen Seiten abwärts, zu seiner Hose, hatten schnell Knopf und Reißverschluss geöffnet, zogen sie ihm samt Boxer in einer fließenden Bewegung vom Hintern, nachdem er sich kurz erhoben hatte, komplett vom Körper. Ich setzte mich auf, zog ihn wieder auf meinen Schoss und haschte erneut nach seinen Lippen, küsste sie ihm langsam wund. Ihn störte es nicht, mich noch weniger. Schnell fanden meine Hände ihren Platz auf seinen Hintern, strichen erst zaghaft über die weiche Haut, dann immer fester, drückten ihn mehr an mich und seinen immer heißer werdenden Körper an meinem immer noch kalten. Es war mir egal, konnte ihn so nur noch mehr spüren. Ich versuchte die ganze Zeit zu verdrängen, dass eine meiner Hände weniger Druck ausübte, als die andere. Wieder trennten sich unseren Lippen, meine fanden sich schnell an seinem Hals wieder, saugten sich dort fest und hinterließen ein Andenken an diese Nacht. Ruki hatte mich mittlerweile meiner Boxershorts beraubt, sie ebenfalls neben mein Bett fallen lassen und rieb sich wieder an mir, keuchte immer heißerer auf. Sein Körper wurde von einer leichten Schweißschicht überzogen, ließ seine Haut leicht glänzen und die sanfte Bräunung dieser mehr hervorstechen. Eine Hand vergrub er in meinen Haaren, die andere schlang er um meinen Nacken, zog meinen Kopf selbst in diesen und drückte mir wieder seine Lippen auf, kämpfe sich gleich in meinem Mund. Sein Brustkorb hob und senkte sich bereits schneller, sein Herz schlug an meiner Brust taktlos und synchron mit meinem. "Bist du sicher da..." "Nimm mich endlich!" Er war sich sicher, ich mir nicht. Ich wusste nicht, ob ich ihn damit nicht vielleicht noch mehr verletzen würde, ich würde ihm nicht sagen, was ich empfand, ich würde mit ihm hier nach nicht zusammen sein und er wusste es ganz genau. Wieder streichelte ich über seinen Hinter, fuhr mit meinen Fingern zwischen die Backen, wurde sofort wieder zurückgezogen. ~.~ (Lemon)~.~ Ich versuchte meinen sich viel zu schnell hebenden Brustkorb zu beruhigen, atmete tief durch, kam nur langsam zur Ruhe, jedoch schneller als der schmale Körper auf mir. Ruki hatte sich wieder an die Stangen abgestützt, ließ seinen Kopf schlapp zwischen seine Arme baumeln und rang krampfhaft nach Luft, würde er so weiter machen, würde er mir zusammen klappen. Langsam setzte ich mich auf, schlang meine Arme um seinen Körper, presste ihn an mich. "Ruhig Takanori... komm, wir atmen zusammen." Sein Brustkorb lag auf meinen, ahmte meine Atemzüge zittrig nach, solange, bis er wieder normal Sauerstoff aufnahm. Die zittrigen Hände fanden sich in meinem Nacken wieder, eine krault mich am Haaransatz, die andere verschwand weiter zu dem Knoten auf meinem Hinterkopf. Ich zucke heftig zusammen, wusste jetzt schon was er vorhatte. Meine Augen fixierten deine, sahen dich beinahe flehend an, schrieen regelrecht, bettelten, dass du den Knoten zulassen sollest. Du hörtest nicht drauf, öffnetest langsam das Band, ich senkte den Kopf, du zogst es mir aus dem Gesicht, ich presste meine Augenlieder hart auf einander. Das Geräusch, wie der dünne Stoff auf dem Boden landete, war noch nie so grausam wie zuvor. Deine Finger legten sich um mein Kinn, zwangen mich kraftlos dazu dich anzusehen. Vorsichtig wurde meine Haarsträhne, die mir immer ins Gesicht hing, hinter mein Ohr gestrichen. "Takanori bitte ni..." "Tssssch...Ich tu dir nichts..." So unendlich sanft fuhrst du die feine Narbe von meinen Ohransatz, über meine Wange bis hin zu Nase nach. Ich wollte am liebsten sterben, einfach nur weg sein und nicht das hier ertragen müssen. Ich hasste sie, ich hasste diese Narbe so abgrundtief. Sie war doch nur eine grausame Erinnerung, die ich nie loswerden würde. "Sie ist von dem Umfall damals...wo dein Vater gestorben ist, nicht wahr?" Ich nickte bloß, hatte nicht die Kraft meine Lippen zu bewegen. Ich sprach nie darüber, es tat ja doch nur weh, wenn ich daran dachte, wie mein Vater mich mit seiner letzten Kraft auf dem Auto geschoben hatte, ich mir dabei an der zertrümmerten Frontscheibe das Gesicht aufgeschnitten hatte. Wie ich mich selber weiter weg vom Wagen gehievt hatte, mit dem Gedanken, mein Vater würde mir folgen. Doch er tat es nicht. Er blieb im Wangen, eingeklemmt zwischen Lenkrad und Sitz, lächelte mich voller väterlicher Liebe an, vergab mir, obwohl wir uns keine fünf Minuten vorher noch gestritten hatten, ich ihn angeschrieen, ihm Dinge an den Kopf geworfen hatte, die ich nie im Leben ernst gemeint habe. Dann seine Worte, die er mir an den Kopf warf - bevor ein lauter Knall meine Trommelfelle brutal vibrieren ließ und alles in feuerroten Farben aufging... "Ich liebe dich mein Sohn... und bin stolz auf dich..." "Ich...hab mich nie von ihm verabschiedet..." Nicht mal auf seiner Beerdigung war ich, hatte zu viel Angst es zu akzeptieren, war nicht einmal an seinem Grab, hatte ihm nie Blumen gebracht. Ruki legte seine Arme um mich, ließ sich mit mir zur Seite fallen, drücke mich an sich. Ich erwiderte die Umarmung nicht, blockte sie auch nicht ab, ließ es einfach zu. Mein Kopf war leer, kein Gedanke befand sich mehr darin, nur diese mittlerweile schmerzhafte Trägheit. "War nie an seinem Grab...hab mich nie entschuldigt...." Der Griff um mich wurde fester. "Hab ihm nie gesagt... wie leid es mir tut... wie... sehr ich ihn vermissen..." Ich drückte mein Gesicht in die warme Halsbeuge. "Ich..hab ihm nie gezeigt wie sehr ich ihn liebte...." ~*~ Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wusste nicht wie lange wir einfach nur in meinem Bett lagen, Ruki mich ununterbrochen hielt und mir stumm halt gab. Ich hatte ihn nicht darum gebeten, er tat es freiwillig, ich fühlte mich schlecht, er sich noch schlechter. Zu gut kannte ich ihn, seine Körpersprache war für mich ein offenes Buch, welches tausende voll geschriebene Seiten besaß. Wenn es mir schlecht ging, ging es ihm dadurch noch schlechter, wahrscheinlich waren seine Gefühle für mich Schuld daran, anders konnte ich es mir nicht erklären. Ihm sollte es nicht mehr grundlos so beschissen gehen, irgendwie, hatte ich das Gefühl mich erklären zu müssen, was mit mir los war, was mich zu allem, was ich tat, bewog. Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich meinem Gewissen zu wieder setzen... Ich wand mich aus Rukis Armen, stand, gefolgt von seinem fragenden Blick, auf und schlüpfte in meine Boxer, verließ mein Schlafzimmer und lief den kleinen Flur entlang. Vor einer Tür blieb ich stehen, ich hatte diesen Raum schon lange nicht mehr betreten... Die Tür öffnete sich quietschend, ich ließ sie offen stehen und setzte mich im Musikzimmer auf den alten Stuhl, stellte neben mir den Verstärker ein, drehte einige Knöpfe, griff dann nach links und nahm mir meinen Schatz. Andächtig strich ich über den schweren Körper, wischte vorsichtig die Staubschicht weg, die sich mit der Zeit auf meinem Bass angesammelt hatte. Mein Blick fuhr über die vier Saiten, runter bis zum Anschluss, steckte das Kabel für den Verstärker ein und legte meine linke Hand auf den dünnen Hals. "Reita...? Was machst du da?" Ruki stand im Türrahmen, nur mit seiner Hose bekleidet und blickte mich skeptisch an. Ich beachtete ihn aber nicht, sondern schlug mit meiner Rechten einige Saiten an, zuckte bei den leisen und ungleichmäßigen Tönen zusammen, die aus dem Verstärker zu mir dröhnten. "Hast du den Verstärker nicht richtig eingestellt?" Ruki zog seine Augenbrauen zusammen, kam auf mich zu und besah sich den Verstärker, zog die Augenbrauen noch mehr zusammen und bemerkte, dass der Verstärker korrekt eingestellt war. Ich stellte meinen Bass in die vorgesehene Halterung und zog Ruki vom Verstärker weg. Vorsichtig löste ich einer seiner Sicherheitsnadeln, die er an seiner Hose trug und hob meine Rechte an, stach mir mit der Spitze in verschiedenen Stellen meiner Handfläche, schmiss sie danach achtlos weg, nahm seine Hand und schloss sie in meine... "Akira, was...?" "Ich hab kein bisschen Gefühl in der Hand, Takanori...und kann dadurch die Saiten nicht richtig anschlagen...nicht mehr Bass spielen... nie mehr...." Die Wärme aus seinem Körper verschwand... hinterließ nur pure Kälte... ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ Vor einer Woche war, nach einem Jahr des Wartens, die Verhandlung gegen dieses Fangirl. Urteil: Einweisung in eine psychatrischen Anstalt. Sie wurde als unzurechnungsfähig eingestuft, habe sich in die Vorstellung rein gesteigert, ich hätte freiwillig nur für sie gespielt, habe es auch gewollt, dass sie mir das, was ich mehr als mein Leben geliebt habe, wegnahm. Ich hab nicht an der Verhandlung teilgenommen, hätte womöglich nicht an mich halten können und wäre auf sie losgegangen... Heute hatte unser Pressesprecher preisgeben, dass ich nicht mehr bei Gazette spielen werde, es nicht mehr könne und sich auch kein Fan Hoffnung machen brauche, dass ich jemals nochmal auftreten würde. Auch bei dieser Pressekonferenz nahm ich nicht teil, wollte mich nicht den unangenehmen Fragen stellen und nicht den Blicken der Reporter ausgesetzt sein. Lieber lag ich hier in unserem alten Proberaum, im neuen PSC-Gebäude, auf der kleinen Couch, genoss den Geruch des alten Leders und lauschte dem täglich hektischen Treiben auf dem langen Korridor. Es würde das letzte Mal sein, dass ich diesen Raum, dieses Gebäude betrat. In weniger als zwei Stunden würde ich offiziell kein Gazetto mehr sein, würde wieder ein ganz normaler Mensch sein und mein Leben wie anderen leben... Die Tür zum Proberaum wurde geöffnet, gleich wieder geschlossen und Schritte näherten sich mir. Ich musste nicht mal meine Augen öffnen um zu wissen, dass es unsere Diva war. Man erkannte seinen Gang einfach. Er war immer leise und federleicht... "Willst du wirklich nicht mit zur Konferenz, Rei?" "Nein, Ruha...das tu ich mir nicht an..." "Willst du dich denn gar nicht von den Fans verabschieden...?" Ich schüttelte nur den Kopf. Von Fans hatte ich alle mal die Schnauze voll. Uruhas leises Seufzen drang in meine Gehörgänge, neben mir sank die Couch etwas, ich wurde hochgezogen und befand mich an den Körper des anderen gedrückt wieder. "Das ist nicht fair...." "Das Leben ist nie fair, Ruha..." Ich legte meine Arme um seinen Körper, zog ihn näher heran. Ihm tat es mindestens genauso sehr weh wie mir selbst. Eine Selbstverständlichkeit, wir waren beste Freunde. Seine langen Finger krallten sich in meiner Weste fest, meine Hände sich, eine stärker als die andere, in seinen langen Mantel auf seinem Rücken. Mein Körper zitterte leicht, seiner bebte regelrecht. Er schluchzte laut, über meine Lippen kam kein Laut. "Kouyou, hör auf zu weinen...du triffst dich in zehn Minuten mit den anderen auf dem Parkplatz...." Er nickte abgehackt, löste sich langsam von mir und ich wischte ihm die Tränen weg, die immer wieder über seine blassen Wangen rollen wollten. "Ich bin zwar kein Gazetto mehr..." "Du wirst immer einer sein!" Er unterbrach mich und biss sich dann auf die Unterlippe, ich fuhr unbeirrt fort. "...aber ich bin doch nicht aus der Welt. Also hör auf zu weinen." Uruhas Augen so unendlich traurig zu sehen, ließ alles in mir zusammen fallen, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, der meine gesamte Muskulatur gnadenlos auschaltete. . Er war wirklich der letzte, der wegen mir so verzweifelt sein sollte, doch er musste lernen, sich damit abzufinden. Ich konnte daran nichts ändern, die anderen auch nicht und er am allerwenigsten. "Kou, du musst los..." "Ich bleib hier..." "Ja aber...!" "Kein aber! Ich bleib hier bei dir! Ich lass dich jetzt nicht allein!" "Fauch mich doch nicht so an, Ruha." "Eine getretene Katze faucht eben, egal ob Haus- oder Straßenkatze..." Ich lachte leise, zog ihn mit mir runter, nun lag ich wieder auf dem Sofa, er auf mir und schloss die Augen. Ich würde lügen, würde ich behaupten die Zeit mit ihm nicht zu genießen. Doch es hatte immer einen bitteren Nachgeschmack, bis heute hatte ich ihm verschwiegen, dass ich ab und an etwas anderes als meine Zigaretten rauchte, auch wenn es nicht mehr so häufig war, wie früher. Ich würde es ihm nie sagen, er hatte solche Angst vor dem Zeug. Seine Schwester war an einer Überdosis Drogen gestorben, das war vor fünf Jahren. Eher würde ich meinen heiß geliebten Bass, den ich trotz allem noch hatte, verbrennen, als es ihm unter die Nase zu reiben. "Du, Rei?" "Hmm?" "In zwei Wochen ist ihr Todestag...kommst du mit zum Grab?" "Selbstverständlich." Ich ging jedes Jahr mit ihm seine Schwester besuchen und er wusste, dass ich nie verneinen würde, doch er fragte jedes Jahr, immer genau zwei Wochen vorher nochmal nach. Wenn ich meinen Vater schon nicht besuchen konnte, würde ich wenigstens Ruha helfen, dass er die Kraft besaß, seine Schwester zu besuchen. Ich war es ihm schuldig... ich musste ihm seine glücklichen Augen zurückgeben.... ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ ~*~*~*~*~ Der kalte, raue Stein, zum Teil in die Erde gerammt, vervollständigte das Grab, gab die Information frei, wer hier seine letzte Ruhe fand, um wem getrauert werden musste. Das weiße Material stach heraus, war umrahmt von blutroten Rosen, deren Blüten von dem angenehmen warmen Wind hin und her schwankten, dennoch nicht brachen, noch stark genug waren, um einige Zeit auszuharren. Ein klarer, feiner Tropfen ran über die verschnörkelte Schrift, hatte es doch erst vor kurzem Geregnet, bis die Sonne stark genug war, die dichten Wolken zu brechen und ihre warmen Strahlen auf das Stückchen Erde nieder, die schwarze Schrift erhellte, sie beinahe gräulich schimmern ließ. Suzuki Akira 04.05.19xx-26.03.19xx Zu früh gegangen... in Trauer verabschiedet... auf Ewigkeit in unseren Erinnerungen... Eine Hand legte sich auf die rechte Schulter, gab stumm Halt und Kraft, der leichte Druck versprach Beistand. Ein Blick in das vertraute Gesicht, der Mut blieb, ließ die Stimmenbänder arbeiten und Worte zwischen die Lippen hindurch in die Freiheit. "Hallo..." Ein Schlucken, kurzes Durchatmen. "Gomen nasai...Ich hab´s wirklich nie ernst gemeint..." Die Fingerspitzen fuhren die Schrift nach, Gänsehaut breitete sich auf dem Arm aus. "Ich vermisse dich..." Auf der linken Schulter fand sich eine zweite Hand, schenkte mehr Mut. ".....Ich...will dir gerne jemanden vorstellen...." Die Hände wurden ergriffen, die Person dazu nach unten, in die Hocke gezogen. "Das ist..." "Matsumoto Takanori, sehr erfreut Suzuki-san und...Sie haben wirklichen einen schönen Vornamen." Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen. Wieder fuhren Fingerkuppen über die Schrift, diesmal vom Vorgestellten, strichen andächtig über den weißen Marmor. "Er ist mein Freund... du hattest damals im Auto recht....Frauen interessieren mich nicht Bohne...." Ein Kuss wurde auf die Wange gehaucht. "Du würdest ihn mögen... und... ich hoffe, du hast nichts dagegen..." Ein starker Windstoß, der kleine Körper wurde zur Seite gedrückt, an den anderen ran. Klares, helles Lachen. "Wir haben wohl seinen Segen." Kurze Stille trat ein, eine angenehme und vertraute Stille. "Arigatou...ich komme dich bald wieder besuchen. Dann stell ich dir die anderen vor...Naja, Kouyou kennst du ja schon...." Zwei Körper erhoben sich, hoben jeweils eine Hand zum Abschied. "Bis bald Vater... ich... hab dich lieb." " Bai bai, Suzuki-san! Ich pass gut auf ihren Sohn auf, versprochen." Wieder folgte ein Windstoß, diesmal sanft und trug Wärme mit sich. "Komm Reita, die anderen warten bereits...." "Hai, lass uns gehen, Ruki." Ich griff nach seiner Hand, verhakte unsere Finger miteinander. Gemeinsam liefen wir den kleinen Kieselsteinweg zurück, weg vom Grab meines Vaters, ich hatte endlich den Mut gefunden zu ihm zu gehen. Mich zu verabschieden, zu entschuldigen und ihm zu sagen, dass ich ihn vermisse und ihn liebe. Am Ende des Weges erwarteten uns bereits die anderen. Yutaka mit seinem ehrlichen Lachen. Kouyou mit seinem glücklichen Blick. Yuu mit seiner sicherheitsspendenden Ausstrahlung. Neben mir Takanori, seine warme Hand in meiner. Ich war glücklich. Aufrichtig glücklich, brauchte nur diese vier Personen dazu, keine 'Falschen Freunde', keine Fremden die mich körperlich zufrieden stellten. Nur diese vier Personen, um meinen Körper und meine Seele zur Ruhe kommen zu lassen, sie zu stärken und glücklich zu machen... "Oh, mein Zweit-Handy..." "Du wolltest es doch heute, bei uns zu Hause, in der Schublade lassen? Wieso bimmelt das jetzt so fröhlich in deiner Tasche, häää?!" "Gomen Ruki, aber du weißt doch..." "Komm, Reita ist mit dem Ding doch verheiratet! Haha~~haha~~~~!" "Kai!" "Sicher liegt das Ding nachts zwischen Ruki und Reita im Bett~!" "Woah, Ruha! Toller bester Freund biste!" "Geh schon ran, ist sicher wichtig und uns kann's alle sicher nur schaden, wenn du nicht rangehst." "Hai, arigatou Aoi...Moshi moshi! Suzuki Akira, desu. Mit wem spreche ich?" ...ach ja... und meinen Job bei der PSC als neuer Manager von The GazettE... "Ich bin zwar kein Gazetto mehr..." "Du wirst immer einer sein!" ".....Stimmt...ich werd immer einer sein." ~~~~OWARI~~~~ ------------------- Wenn ihr wollt und es euch nochmal antun wollt, dass sagt bescheid ob ihr noch die Bonuskapps haben wollt ^^ Das AoiBonusKapp ist bereits in arbeit und ne Idee zu Kai und Ruha hab ich auch schon ^___^ Nur ob Ruki noch einer gewidmet wird, steht noch in den Sternen =P *winks* Bye bye eure Aki :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)