Pathological. OBSESSION. von Fujouri (OneShot-Sammlung [Shizuo x Izaya]) ================================================================================ The truth behind the .ViOLENCE. ------------------------------- "That old saying, how you always hurt the one you love, well, it works both ways." - 【Narrator // Fight Club】 - _.-~ -:-:-:-:-:-:-:- ~-._ First and Last: The truth behind the .ViOLENCE. Die Zeit an der Raira-Akademie hat vieles verändert. Die Zeit mit dir steht jedoch seit Ewigkeiten still. Verändert zwischen uns hat sich nichts. Nie. Niemals. Bis heute nicht. Das Einzige, das dem Ticken der Uhr zum Opfer gefallen ist... ...nun, das bin ich. Ich hasse Gewalt. Sie führt zu nichts. Geronnen oder nicht, Blut ist Blut. Ich hasse Gewalt. Sie taugt einfach nichts. Nur wegen ihr gibt es dich für mich. Ich hasse sie, verdammt noch mal! Doch wenn ich so darüber nachdenke, wird mir klar, dass das, was ich am innigsten zu hassen imstande bin... ...du bist. Ja, verdammt. Ich hasse dich! Mit Leib und Seele und von ganzem Herzen! Das begreifst du nicht, was? Nun denn, die Zeit scheint unsere Namen nicht zu kennen. Die Welt erweist uns die Ehre, einzig und allein für uns stillzustehen. Für jeden einzelnen Moment, der uns zusammenbringt. ...zusammenhält? -:-:-:-:-:- »I - - ZA - - Y A - - K U U U U N !!« Ein Stoppschild schnellte in die Fensterscheibe einer Boutique. Die Passanten verstummten, ehe vereinzelte Angstschreie zu hören waren. Panik durchfuhr die Menschenmenge, die die Straßen Ikebukuros noch vor unbedeutenden Sekunden mit Smalltalk füllte. Ikebukuro war verdammt heiß gepflastert. Wo hinter der einen Ecke ewiges Glück auf dich wartete, lauerte hinter der anderen dein Tod. Wer in einer Großstadt wie Tokyo wohnte, wusste das. Und wer das wusste, dem war auch im Klaren, mit welchen Subjekten am wenigsten zu scherzen war. Wer sich als dein ganz persönlicher Bluttäter präsentierte, noch bevor du die Realität wahrhaben konntest. Und wer dieses eine, ganz bestimmte Stadtviertel bewohnte, der wusste auch, dass ein Teil der Leidbringenden nicht nur einen erbitterten Kampf gegen die Normalsterblichen ausfocht, sondern sich ebenso untereinander bekriegte. Hass entgegenbrachte. Seine Prioritäten wahrte. Den Stolz bis auf die Knochen verteidigte. Nummer Eins besagter Subjekte war unter dem Namen Heiwajima Shizuo bekannt. Dessen passendes Gegenstück hatte das Katz-und-Maus-Spiel mit seiner alleinigen Anwesenheit in die Gänge geleitet. Jetzt zu fliehen, war eine der vielen Routinen, die Shizuo ihm einverleibt hatte. Zu fliehen vor einem wahnwitzigen Irren, der verdammt noch mal keinen Spaß verstand, wenn es darum ging, Orihara Izaya - gegenwärtiges Subjekt Nummer Zwei - tot sehen zu wollen. Ein unabwendbarer Prozess der etwas anderen Art. »Du kannst es einfach nicht bleiben lassen, Shizu-chan.« Das Stoppschild wurde in die nächstgelegene Ecke gefeuert, um in den Händen Platz für tauglichere ‚Kriegswerkzeuge‘ zu schaffen. Izaya verlor erst dann sein Grinsen, als Shizuo sich an den Müllcontainern zu schaffen machte. Einen davon stemmte er mühsam hoch. In Wahrheit mühelos, weil dieser Teufelskerl das so ziemlich jeden Tag machte; mühsam schien es letztlich nur wegen der hervortretenden Adern im Gesicht. Die Mordlust darin war kaum zu übersehen. Izaya rührte sich nicht. »Das wird das letzte Mal sein, dass ich deine scheiß Fresse sehen muss!« Shizuo holte aus und feuerte den Container wie einen Speer geradewegs auf seinen Erzfeind. Izaya fand sein Grinsen wieder. Ob das Metall, das beim Zusammenprall mit der Betonmauer verbeulte, oder Shizuos Wutschrei, der wie üblich aus dem einfachen Wort »I-za-yaaa!!« bestand, lauter war, ließ sich nicht klar ermitteln. Schneller, als das menschliche Auge es wahrnehmen konnte, floh Izaya aus der Gefahrenzone. Einen Nervenkitzel entlockte Shizuo ihm mit dieser Aktion schon lange nicht mehr - sie war einfach zu voraussehbar geworden. Er war zu voraussehbar geworden. Aber diese simple Tatsache würde keinen der beiden Männer daran hindern, das Spiel immer wieder fortzusetzen. Eine Art Teufelskreis, wenn man es so nennen wollte, doch weder Shizuo noch Izaya bevorzugten diese Bezeichnung. Sie klang zu negativ. Zu negativ für ein solches Vergnügen, das ihnen ihre alltägliche Rauferei bereitete. Alltäglich und voraussehbar, und doch niemals langweilig. Heiwajima Shizuo und Orihara Izaya waren verrückt danach, sich Hass entgegen zu speien. Nicht normal, aber unabdingbar. »Hoppla, daneeeben~.« Izaya lächelte entschuldigend, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und in einer Seitenstraße verschwand. Shizuos Blut geriet in Wallung. Der ultimative Kick, der sich durch nichts anderes beschaffen ließ. Unverwechselbar. Überlebenswichtig. »I--za--ya--kuuuun!!« Shizuo rannte dem anderen hinterher. Diesen Fang durfte er sich nicht entgehen lassen. Nie. Niemals. Keinesfalls. Die Kraft des Teufels durchfuhr ihn jedes Mal aufs Neue und ließ seine Beine eine Geschwindigkeit erreichen, die der eines menschlichen Körpers nicht gerecht wurde. Die sogar mit Izayas unvorstellbarer Schnelligkeit mithalten konnte. Musste. Shizuo blieb keine andere Wahl. Er hasste Gewalt. Er hasste ihn. Hier. Jetzt. Damals. Wie heute. Ein unabwendbarer Prozess der etwas anderen Art. -:-:-:-:-:- Nichts hat sich zwischen uns verändert. Als du wieder in Ikebukuro aufgetaucht bist, schien sich die Uhr zurückgedreht zu haben. Der Wahnsinn entfachte ein weiteres Mal. Von Hass getrieben ging ich auf dich los, griff dich an, wollte dir den Schädel zermalmen. Dich durch meine Fäuste bluten und jämmerlich verrecken sehen. Verloren im Verlangen, dir die Fresse zu malträtieren, vergaß ich für einen Augenblick... ...diesen einen Tag. -:-:-:-:-:- Das Gefecht hielt schon knapp eine halbe Ewigkeit an. Keiner der Kontrahenten sah sich dazu gewillt, den Fehdehandschuh hinzuwerfen, obwohl beide ihr Maximum überschritten hatten. Shizuo atmete schwer, als er einen Getränkeautomaten aus seiner Verankerung riss und kurz davor war, ihn auf eine Haustür zu werfen. Izaya hatte Shizuos Erschöpfung ausgenutzt und sich in seine Wohnung zurückgezogen, um sich selbst eine Verschnaufpause zu gönnen. Dass sein Widersacher nur wenige Meter entfernt auf der anderen Seite der Tür stand, welche nicht mehr lange zu leben hatte, wusste er noch nicht. Doch das würde sich gleich ändern. Ein lautes Krachen lärmte durch den Flur. Statt sich zu erschrecken, wandte Izaya sich bedächtig der Haustür zu. Er grinste, als er sah, was von dieser übrig geblieben war - nämlich so gut wie nichts. Der blonde Haarschopf schimmerte in der Abenddämmerung golden auf. In den schmalen Augen blitzte Euphorie der übelsten Sorte. Shizuo umfasste mit beiden Händen eine Metallstange, an der wohlmöglich einst ein Verkehrsschild befestigt gewesen war. Izaya zückte sein Taschenmesser und wartete Shizuos Angriff ab. »Das Wort ‚Sachbeschädigung‘ war dir noch nie geläufig, oder, Shizu-chan?«, witzelte Izaya und deutete mit der Messerspitze auf die hölzernen Türüberreste. »Das sollte momentan deine geringste Sorge sein. Stirb endlich, Izaya!« Mit diesem Machtwort ging Shizuo auf den anderen los, das scharfkantige Ende der Metallstange nach vorn gerichtet. Izaya wich zur Seite aus und profitierte von Shizuos unüberlegtem Handeln, indem er ihm mit der Klinge quer über die Brust schnitt, während der Pfosten gegen oder - vielmehr - durch die Wand donnerte. »Verdammter Bastard!!« Shizuo drückte die flache Hand gegen die Wunde. Zwischen den Fingern quoll Blut hervor. Nun war seine Schuluniform vollkommen hinüber. Und mit ihr er selbst. Er hatte die lange Verfolgungszeit über weder etwas gegessen noch ein Auge zugetan. Der Drang, sein Gegenüber auf der Stelle tot zu sehen, dürstete ihn so sehr, dass es für ihn nichts anderes als dieses Ziel gab, das es schleunigst zu erreichen galt - Kräfteverfall hin oder her. »Shizu-chan, alles in Ordnung?« Schwindel überkam ihn. Die Wut auf Izaya bohrte sich durch seine Hirnzellen. Seine blutverschmierte Hand zuckte vor innerer Rage. Er fasste einen Entschluss. Dachte er. In Wahrheit fasste er überhaupt nichts, sondern ließ sich von seinen Instinkten in einen seiner üblichen Affekte treiben. »Ich hab‘ einen Namen, Dreckskerl! Und der lautet ‚Heiwajima Shi-zu-o‘!!« Ein letztes Mal dominierte die Animosität und überlistete den kraftlosen Körper. Shizuo ballte die Hand zur Faust und schnellte sie in Izayas Gesicht. Er hatte getroffen. Izaya brach rücklings durch die Wand durch und landete in einem anderen Zimmer. Shizuo stampfte zur Tür, riss sie auf und packte den anderen an den Haaren. »Und, wie lautet mein Name, Izaya-kun?« Aus seiner Provokation sprach die unerlässliche Manie. Unter den schwarzen Strähnen drang Blut aus der Kopfwunde. Izaya hatte es übel erwischt. Trotzdem war er bei Bewusstsein. Er war sogar imstande, eines seiner herzigen Grinsen an den Tag zu legen, während er seinem Feind ein schwaches »Shizu-chan...« entgegen hauchte. Shizuo biss die Zähne aufeinander. »Falsche Antwort!« Er packte Izaya am Kragen. Izaya versuchte sich loszureißen, doch der andere war einfach zu stark. Zu wahnsinnig. Dem Blutrausch verfallen. Shizuo schleuderte ihn aufs Kanapee, quälte sich über ihn und schlug ihm noch einmal mitten ins Gesicht. Der Faustschlag war um ein Vielfaches schwächer als der vorherige. Shizuo holte noch einmal aus, doch diesmal erreichte er Izaya nicht. Die Faust öffnete sich und sank neben den blutbeschmierten Wangen aufs Sofa. Izaya war ihm zuvorgekommen, hatte die Klinge seines Taschenmessers ausgefahren und Shizuo zwischen die Rippen gerammt. Die letzten Lichtstrahlen fielen durch das Fenster in den Raum, ehe die Sonne ermüdete und dem Himmel die Dunkelheit genehmigte. Die Abendröte verblasste auf der weißen Haut, ließ das Blutrinnsal entlang der Schläfe für einen Moment rubinfarben glänzen, ehe sie vollends verschwand und in die Nacht eintauchte. Shizuo war über Izaya zusammengesackt. Die Klinge steckte noch immer in seiner Brust und er konnte von Glück reden, dass sie nicht sonderlich lang war. Izaya hatte den Griff des Messers nicht losgelassen; mit aller Kraft umschloss er ihn, als wäre dies das Einzige, was ihm geblieben war. »I-za-ya...« Ein Röcheln drang aus Shizuos Kehle. Er war im Begriff, einen Satz zu formen, doch selbst zur Artikulation fehlte ihm die nötige Stärke. Er schloss die Augen und Izaya tat es ihm gleich. Shizuos Finger waren zwischen den schwarzen Strähnen seines Feindes vergraben. Das kalte Metall fühlte sich gut in seiner Brust an. Es klang verrückt, doch er meinte, die unbändige Wut auf Izaya für einen Augenblick in sich erlöschen zu spüren. Er ließ den Kopf in Izayas Nacken sinken und fühlte dessen Blut über seine Wangen fließen. Es war warm und betäubend zugleich. Izaya ließ den Griff des Messers nicht los. Nie. Niemals. Bis heute nicht. -:-:-:-:-:- Nichts hat sich zwischen uns verändert. Doch an diesem einen Tag habe ich mich verändert. Hast du mich verändert. Verwandelt. Neu geformt. Mit diesem dummen Messer in meiner Brust. Es war wie in... ...einem Delirium. Ich hasste Gewalt. Ich dachte, sie führe zu nichts. Ich hasste Gewalt. Ich war der Meinung, sie tauge nichts. Nie. Niemals. Aber jetzt- Und wenn ich nun darüber nachdenke, bestätigt sich, dass das, was ich am innigsten zu hassen imstande bin... ...noch immer du bist. Izaya, ich hasse dich. Mit Leib und Seele und von ganzem Herzen. Das begreife ich erst jetzt. Oder vielmehr, was hinter diesen Worten steckt. ✖ Ich hasse dich. Und genau das brauche ich. Brauche dich. Das ist damals nicht anders gewesen. Nie. Niemals. Bis heute nicht. ✖ Und wenn die Gewalt der Grund dafür ist, dass es dich für mich gibt, nun, dann sollte ich sie schleunigst zu lieben lernen. Die Zeit scheint unsere Namen nicht zu kennen. Die Welt erweist uns die Ehre, einzig und allein für uns stillzustehen. Für jeden einzelnen Moment, der uns zusammenbringt. ...zusammenhält. _.-~ -:-:-:-:-:-:-:- ~-._ 【The .END.】 _______ In einer durchgemachten Nacht geschrieben. Ich hoffe, der OS gefällt euch. Liebe Grüße P.S.: Ihr könnt euch das eigentliche Format auch hier ansehen: http://www.fanfiktion.de/s/4bac9f6800009a840661a9c8 Leider bietet Animexx bei FFs nicht die Möglichkeit, Absätze rechtsbündig darzustellen. Don't worry - be .FANGiRLiSH. !! -------------------------------- Roar the FANGiRL o u t. l o u d e r. ! ✕•✕•❤•✕•✕ »Neh, Shizu-chan?« »Was ist?!« »Du sagst immer, du hasst Gewalt so sehr. Aber wie soll ich dir das abkaufen, wenn du mich täglich mit Getränkeautomaten bewirfst?« »D-Doch, ich hasse sie...« »…weil?« *blush* »…-sie ein beschissener Vorwand ist, um dir Tag und Nacht hinterherrennen zu können.« »…ohhh, Shizu-chan~! ♥ Du darfst mir auch gern hinterherrennen, ohne zu versuchen, mich umzubringen.« »...meinst du wirklich?« . . . STOPP! Wegradieren - umdenken - Szene neu gestalten! Das war ja mal sowas von out of character, absolut illegitim für den zukünftigen Durchbruch einer neuen Dōjinshi-Ära! Da war mit Karisawa Erika wohl mal wieder das Fangirl durchgegangen. Sie musste sich konzentrieren. Das neue Projekt, an dem sie seit mehreren Wochen arbeitete, hatte es schließlich in sich. Erika atmete tief durch. Ihr Gesicht glühte. Die Farbe ihrer Wangen kam der einer überreifen Tomate gleich. Zweifelnd starrte sie auf die ausradierten Panels, die nur darauf warteten, mit neuen Shōnen Ai-Interaktionen gefüllt zu werden. Sie blätterte die bereits fertiggezeichneten Seiten durch - alles One Shots. So langsam sollte sie sich an etwas Längeres wagen; andernfalls würde sie ihre Schienen bis in alle Ewigkeit auf ein- und derselben Route bauen. Es wurde Zeit, die Spur zu wechseln, damit der Zug nicht vollends entgleiste. Doch um auf die Main Road zu finden, musste erst einmal ein roter Faden beschafft werden - möglichst bald. Erika konnte sich jetzt kein Krea-Tief leisten. Sie hatte sich in ihrem selbst zusammengesponnenen Wunderland verloren, während sie im Schneidersitz auf einer Parkbank saß, den Zeichenblock auf den Beinen abgelegt, den Bleistift zwischen die Zähne geklemmt. Gut Ding will Weile haben. Und aktiver Fangirlism erforderte nun mal hundertprozentige Hingabe. »Manno...« -:-:-:-:-:- »I - ZA - YA - KUUUUN ! ! !« Ein monströser Schatten sauste über die Straßen Ikebukuros. Wenn man sich zutraute, dem anbahnenden Übel ins Auge zu blicken, konnte man mehrere Meter über den Köpfen der Fußgänger einen Getränkeautomaten erkennen, der surrealer Weise den Himmel des Stadtteils verdunkelte. Die Maschine steuerte auf einen schwarzen Schopf zu, der sich bis zur letzten Sekunde keinen müden Zentimeter fortbewegte. Erst als das Metall die Nasenspitze zu berühren drohte, wich Orihara Izaya dem Wurfgeschoss aus. Dieses krachte laut scheppernd gegen das panzerfeste Schaufenster eines Modegeschäfts. Die Kassiererin, die durch die Scheibe zu sehen war, schreckte laut schreiend auf. Haufenweise Dosen stauten sich im Spender, fielen anschließend aus diesem heraus und rollten über den Bordstein. »Du solltest auf Zielwasser umsteigen, sonst erwischst du mich nie, Shizu-chan.« »Und du solltest schleunigst dein Maul halten, bevor ich‘s dir einschlage!« Zu oben genannten Fußgängern gehörte mitunter Karisawa Erika. Als sie durch den Lärm des Getränkeautomaten aus ihren Gedanken gerissen wurde, lunzte sie über Darker than BLACK Band 3 - der Manga, in den sie bis eben noch versunken gewesen war - hinweg auf die beiden Übeltäter. Der Blonde mit der Barkeeper-Kleidung und dem wahnwitzigen Blick: Heiwajima Shizuo. Der Schwarzhaarige mit dem langen Mantel und dem kühnen Grinsen: Orihara Izaya. Erika kannte sie beide. Einzeln. Zusammen hatte sie die gefürchtetsten Männer Ikebukuros noch nie erlebt. Bis zum heutigen Tag. Erika schlug ihren Manga zu, packte ihn in ihre Tasche und eilte in eine sicher wirkende Seitengasse, aus der sie das Spektakel aus nächster Nähe bestaunen konnte. Als Shizuo wutentbrannt ein Verkehrsschild aus seiner Verankerung riss und damit erfolglos nach Izaya schlug, musste sich Erika vor lauter Aufregung am Mast einer Straßenlaterne festkrallen. Ihr Gesicht lief rosa an. Sie schluckte und presste ihre Finger fester gegen das Metall, bis die Knöchel sichtbar unter der blassen Haut hervortraten. »Ich bring dich um, Izaya!!« »Ganz ruhig, Shizu-chan, achte auf deinen Blutdruck!« »...KYAAA, wie canon!!« -:-:-:-:-:- »Oi, Karisawa-san, was zeichnest du da?« Walker schaute ihr über die Schulter. Als er die Zeichnungen erspähte, schüttelte er den Kopf. »...doch nicht immer noch diese dämlichen Shōnen Ai-One Shots.« Erika richtete sich auf und rieb sich mit einem allessagenden Grinsen die Nasenspitze. »Natürlich! Ich hab‘ doch gesagt, ich zieh‘ das durch. Aber...« Ein Hauch Skepsis übermannte sie. »...es ist so schwer, die beiden IC darzustellen.« Sie holte ihren Schreibblock unter dem Zeichenblock hervor und blätterte die vollgeschriebenen Seiten durch. »Bei Fanfictions ist es fast noch schwerer! Mein Gott, Yumacchi, dieses Pairing ist so eine Herausforderung!« »Und du bist so eine abgefreakte Fujoshi!« Er breitete die Arme so weit wie möglich aus, um der Immensität ein Bild zu verleihen. »Danke!«, verkündete Erika stolz. Walker konnte nur mit einem Lächeln Antwort geben - der Fangirlgehalt dieses Mädchens hatte sein Maximum überschritten. Es verschlug einem glatt die Sprache. Selbst Walker, der ebenso eingefleischter Otaku war, und das mit Leib und Seele. Aber irgendwo gab es sogar für ihn eine Grenze. »Dir ist schon klar, dass das, was du da seit drei Wochen machst, krasse Zwangsverschwulung ist? Ich meine, die Kerle gibt es wirklich! Man läuft doch mindestens einem der beiden täglich über den Weg.« »Ja, ist das nicht toll? Die beiden sind wie füreinander geschaffen! Als wären sie einem Shōnen-Manga entsprungen!« Von Wort zu Wort klang Erikas Stimme einen Tick mehr euphorisch. Schließlich begann sie ungehalten zu gestikulieren. »Ich meine, dieses Konfliktmotiv und Shizu-Shizus Gewalttätigkeit und, und Iza-Izas lässigen Antworten und überhaupt, sie bilden ja so tolle Widersprüche, verstehst du, was ich meine? Das... das ist Reallife- Shōnen Ai!!« Sie war mal wieder rot geworden, während sie in ihrer Shizaya-Utopie schwelgte. Walker piekte seiner Freundin in die Seite und grinste gekonnt. »Du Spinnerin. Lies lieber D.Gray-Man weiter, da gibt’s genug Kanda x Lavi-Fanservice für dich.« »...wer braucht das Pair schon, wenn man Shizuo x Izaya haben kann?« Walker sah für einen Augenblick erstaunt drein. Verwirrt musterte er Erikas selbstsicheres Gesicht. »W-Was?! Du gibst tatsächlich dein Lieblingspair auf, nur wegen zwei mordlustigen Irren, die als die gefährlichsten Männer Ikebukuros bekannt sind?!« Erika hob demonstrativ den Daumen. »Du hast’s erfasst!« . . . . . . Es waren nun schon mehr als drei Wochen vergangen, seit Erika in ihrem neuen Flash auf Wolke Sieben schwebte. Jeden Tag nahm sie sich mindestens fünf Stunden Zeit, um an ihren Fanworks zu arbeiten - leider war die Mühe, meinte sie, gänzlich umsonst. Länger als acht Seiten wurden ihre Dōjinshis nicht und auch die Fanfictions weigerten sich, ihre Ein-Kapitel-Grenze zu überschreiten. Erika seufzte. Was ihr fehlte, war eine Inspiration. Seit ihrer Shizaya-Sucht hatte sie die beiden Männer nur wenige Male in der Innenstadt gesichtet - Izaya beim unermüdlichen Sprint und Shizuo dem anderen mit einem Stoppschild dicht auf den Fersen. Mehr als das, was Erika über die zwei bereits wusste, gaben die wenigen Szenerien nicht her. Was Erika schlicht und ergreifend brauchte, waren Informationen - Vergangenheitsgeschichten - biografische Inhalte. Sie musste einfach alles über die beiden erfahren! Andernfalls lief sie bei jeder geschriebenen Seite und jedem ausgefüllten Panel Gefahr, ihre Lieblingscharaktere ooc darzustellen - und das galt es als Fan dringend zu vermeiden! Obwohl Walker es ihr abriet, suchte Erika aus lauter Verzweiflung einen alten Bekannten auf, der ihr bei ihrem Problem behilflich sein könnte... . . . . . . Erika beäugte misstrauisch den Knauf der Tür, vor der sie stand. Dabei zwirbelte sie nervös den Draht zwischen ihren Fingern und wollte kaum wahrhaben, was sie gerade zu tun gedachte. ‚Orihara‘ stand über der Klingel. Sie war lebensmüde, eindeutig. Vorhin war sie zu Shinra gegangen, dem Mann, von dem sie wusste, dass dieser Shizuo und Izaya schon eine knappe Ewigkeit kannte. Und wenn das nicht die beste Quelle für Informationen war, dann wüsste Erika auch nicht weiter. Shinra hatte sich allerdings geweigert, einem jungen Mädchen den Lebenslauf seiner alten Kumpels preiszugeben. Und selbst wenn doch, hätte Celty ihn höchstwahrscheinlich daran zu hindern gewusst. Sie war es nämlich auch, die dagegen protestiert hatte, als Shinra mit Izayas Adresse rausgerückt war. Erika hatte ihm erzählt, sie müsse dringend zu Izayan, sie habe etwas, das er verloren hätte. Eine lächerlich transparente Lüge, hatte sie sich, gleich nachdem sie damit herausgeplatzt war, eingestehen müssen. Zum Glück hatte Shinra nicht nachgehakt, Celtys PDA-Einspruch gekonnt ignoriert und Erika neben der Anschrift auch noch eine ausführliche Wegbeschreibung gegeben, die er sich getrost hätte sparen können - Erika kannte sich in den umliegenden Orten beinahe besser als in ihrer Westentasche aus. Und jetzt stand sie vor Orihara Izayas Wohnungstür. Sie hatte Walker gefragt, ob er mitkommen wolle, doch dieser hatte sofort abgelehnt, mit der Begründung, er sei alles für sie, aber nicht selbstmordgefährdet. Sofern man wusste, was sich für ein Mann hinter dem Namen über der Klingel verbarg - und das wussten sie, gewiss! -, war Walkers Entscheidung die einzig richtige. Erika von ihrem Vorhaben umzustimmen, hatte er jedoch gar nicht erst versucht. Wenn es darum ging, ihr Fangirl-Image aufrecht zu erhalten, war dieses Mädchen stur wie eh und je - keine noch so überzeugenden Worte hätten auf sie gewirkt. Sie schob den Draht ins Schloss. Ihr Herz rannte einen Marathon. Ihre Hand zitterte, als sie den Draht hin und her bewegte. Ihre Chancen, dass der Bewohner des Apartments nicht zu Hause war, standen ihrer Vermutung nach gut. Izaya war überwiegend nachmittags in der Innenstadt oder in der Nähe der Hauptstraße anzutreffen - bedeutete, er war gerade außer Haus. Am liebsten hätte Erika die Aktion mitten in der Nacht gewagt, aber das wäre bei Izayas Tagesplan völliger Schwachsinn gewesen. Ihre Finger schwitzten. Es fiel schwer, den Draht angemessen zu bewegen oder - besser gesagt - Erika tat sich ziemlich schwer damit. Sie war aufgeregt. Warum eigentlich? Izaya war ein gefährlicher Kerl, zweifellos, aber mit ihr hatte er sich immer gut verstanden. Er würde ihr bestimmt nichts antun. Wahrscheinlich zeugte die Nervosität auch nur von dem Enthusiasmus, der in ihr aufkam, wenn sie daran dachte, endlich nötige Informationen für die ultimativen Shizaya-Fanworks zu erhalten... Das klang absurd, aber bei einem Mädchen wie Erika ebenso glaubwürdig. Ein letzter Dreh - ein Klacken - das Schloss war geknackt. Erika öffnete die Tür um einen schmalen Spalt und sah durch diesen in die Wohnung. Alles war dunkel. Der Parkettboden des Flurs erstreckte sich über mehrere Meter. Nichts weiter als Stille drang aus den Räumen. Erika atmete auf. Sie hatte Glück - Izaya war nicht zu Hause. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, ehe sie bedacht in die Wohnung schlich. Sie lief den langen Flur entlang ins Wohnzimmer - ein großer, geräumiger und auf den ersten Blick modern eingerichteter Raum. Sie blieb stehen und sah sich aufmerksam um. Der Teppich, auf dem sie stand, war weich und einfarbig - dunkelblau. Die schwarze Ledercouch stand vor einem Sofatisch, der an der Seite mit kleinen Ornamenten versehen war. Die Wände waren mit einer freundlich beigefarbenen Tapete versehen, was sich trotz der Vorhänge, die vors Fenster gezogen waren, bestimmen ließ. Erika fragte sich prompt, warum Izaya seine Wohnung komplett abgedunkelt hatte. Zog er die Vorhänge wieder auf, wenn er nach Hause kam? - Nein, das wäre ja absurd. Bis dahin war es bereits Abend, wenn nicht gar tiefste Nacht. Erika legte ihren Zeichenblock, den sie die ganze Zeit über unter den Arm geklemmt hatte, auf dem Couchtisch ab und zückte einen Bleistift aus ihrer Jackentasche. Sie begann eine grobe Skizze des Raumes zu entwerfen und ging erst dann in ein anderes Zimmer, nachdem sie das vorherige in der Vogelperspektive aufgezeichnet hatte. Dabei kam in ihr augenblicklich die Frage auf, inwieweit man ihr Verhalten mit dem Titel ‚Stalker‘ in Verbindung bringen konnte. Sofort schüttelte sie den Kopf und somit den überflüssigen Gedanken ab. . . . . . . Das Schlafzimmer war der einzige Raum, den Erika noch nicht in die Mangel genommen hatte. Beim Auskundschaften der anderen Zimmer war ihr aufgefallen, dass die Wohnung wirkte, als hätte noch nie jemand einen Fuß in diese gesetzt. Izaya schien es penibel genau mit dem Ordnungs- und Sauberkeitsgebot zu nehmen - nichts, was Erika nachvollziehen, aber etwas, das sie sofort in ihre nächste Fanfiction einbeziehen konnte. Das Schlafzimmer war allein durch das große Bett gut bestückt. An einer Wandseite fand noch ein Schreibtisch Platz, auf welchem ein zugeklappter Laptop lag. Erika setzte sich auf die besonders weiche Matratze und begann auch dieses Zimmer zeichnerisch festzuhalten. Sie hatte gerade die Rückenlehne des Bürostuhls, der vor dem Schreibtisch stand, skizziert, als das Geräusch von zersplitterndem Holz am anderen Ende des Apartments ertönte. Erika sprang auf und fuhr um sich herum. Füße stampften den Flur entlang, und das knarzende Geräusch, das das Parkett dabei machte, wurde immer lauter. War das etwa Izayan? Erika wusste mit sich und der Situation wenig anzufangen. Ihr gingen alle möglichen Verstecke, die das Zimmer boten, durch den Sinn, aber das, was sie schlussendlich tat, war stocksteif stehenzubleiben und sich mit aller Kraft an ihren Zeichenblock zu klammern. Ihr Herz schlug wie ein Presslufthammer unerlässlich auf ihren Brustkorb ein. Der Augenblick raubte ihr den Atem. Ehe sie nach kostbarer Luft ringen konnte, hatte der Krachmacher das Schlafzimmer betreten. Als Erika mithilfe des Stoppschildes und dem blonden Schopf eins und eins zusammenzählte, wusste sie nicht, ob es einen Grund gab, sich darüber zu freuen, dass es sich bei ihrem gegenwärtigen Gegenüber nicht um Orihara Izaya handelte. Shizu-chan. Würde der Bewohner dieses Apartments jetzt sagen. Erika hingegen bekam kein müdes Wort aus ihrer Kehle heraus. Entsetzt von der Gesamtsituation starrte sie durch die Brillengläser hindurch in die funkelnden Augen Heiwajima Shizuos. Dessen Pulsfrequenz sank bei Erikas Anblick von einem Moment auf den nächsten rapide in Richtung Normalzustand. Auch er brauchte seine Zeit, bevor er sich artikulieren konnte: »...was zum Teufel... machst du hier?!« Erika schluckte die Anspannung runter. Sie drückte ihren Block fest an ihren Körper. »D-Dasselbe könnte ich dich fragen!« »Ich will Izaya töten. Was ist deine Ausrede?«, glitt es unbekümmert über seine Lippen, als ob Mordversuche seit Neustem tägliches Gang und Gebe wären. -Ich will, dass du dich mit Iza-Iza nackt auf diesem Bett räkelst!- war nur eine der yaoi-verseuchten Antworten, die auf einmal einen bedeutsamen Teil ihrer Hirnsubstanz ausmachten. Würde sie sich jetzt verplappern, wäre ihr Leben so gut wie ausradiert. »Ich... ich wollte nur...« Mehr als winzige Satzfetzen stammelte sie nicht zusammen. Shizuo dürstete es eindeutig danach, auf der Stelle jemandem den Gar aus zu machen - und wenn es sein musste, auch einem kleinen, mangasüchtigen Fujoshi-Fangirl, das - by the way - auch noch sein größter Fan war. »Wo zur Hölle ist dieser Dreckskerl?!« Shizuo lief im Zimmer auf und ab und schenkte Erika nur geringfügig Beachtung. Gerade wollte er in den anderen Räumen nachsehen, als er mitten im Flur stehen blieb und wie gebannt durch den Türrahmen, in welchem vor Kurzem noch die dazugehörige Tür verankert gewesen war, ins Freie starrte. Erika hatte sich getraut, Shizuo hinterherzulaufen, und folgte jetzt seinem geradlinigen Blick. Sie riss die Augen auf. »I z a y a - k u n . . . !!!« »Yo, Shizu-chan! Als ich gesehen hab‘, dass meine Tür weg ist, hab‘ ich mir schon gedacht, dass du mich besuchen gekommen bist.« Izaya hatte die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben, während er einen großen Schritt über die Bruchstücke seiner ehemaligen Haustür hinweg machte. Er zog eine Augenbraue hoch, als er Erika hinter Shizuos breiten Schultern versteckt sah. »Neh, Shizu-chan, seit wann verschleppst du eigentlich hilflose Mädchen in meine Wohnung? Findest du das nicht etwas pervers?« Begleitet von einem besonnenen Grinsen kam Izaya noch ein paar Schritte näher auf seinen Kontrahenten zu. Erika beobachtete das Geschehen mit fangirlüberladener Fassungslosigkeit. Shizu-Shizu und Iza-Iza zusammen auf dem Flur - also nur einen unbedeutenden Raum vom Schlafzimmer entfernt! Yaoi-Szenen der hübschesten Sorte stauten sich in ihrem Hirn an. Izaya musterte das Mädchen eindringlich und ließ sich von Shizuos bald bevorstehender Explosion nicht ablenken. »Hat Shizu-chan dir was getan, Erika-chan?«, fragte Izaya fast schon fürsorglich. Erika wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. »Natürlich nicht!«, platzte Shizuo mit Erikas Antwort heraus, »Sie war schon hier, als ich gekommen bin, um dir diesen Mast durch die Brust zu rammen!« Als wäre es eine Aufforderung an sich selbst gewesen, schlug Shizuo mit der Metallstange nach seinem Erzfeind. Izaya wich gekonnt aus. Das Verkehrsschild löste sich beim Zusammenprall mit der Wand und landete scheppernd auf dem Boden. »Du bist eingebrochen?« Izaya hatte sich Erika gegenübergestellt und zeigte Shizuo die berühmte kalte Schulter. Erika brachte kein Wort zustande. Die Anwesenheit ihrer beiden persönlichen Lieblinge behinderte ihr klares Denkvermögen. »Ignorier mich nicht, Bastard!!« Wieder holte Shizuo mit der Stange aus und wieder gelang es Izaya spielend leicht, dem Hieb auszuweichen. Erika schreckte bei dem plötzlichen Angriff zurück und löste für einen Augenblick den festen Griff um ihren Zeichenblock. Sie nahm in Zeitlupengeschwindigkeit wahr, wie ein loses Blatt nach dem anderen aus diesem rutschte und präsentabel zu Boden fiel. Ihr Blick wanderte ahnungsvoll auf die vollgezeichneten Seiten, die sich über drei Wochen hinweg angesammelt hatten. Abrupt wünschte sie sich, sie hätte sie aussortiert, bevor sie in Izayas Wohnung eingebrochen war. Beklemmendes Schweigen machte sich im Flur breit. Sogar Shizuo, der vor wenigen Sekunden noch drauf und dran war, einen Mord zu begehen, war jetzt verstummt und starrte indigniert auf Erikas Bestseller der etwas anderen Art. Hätten ihre Beine es zugelassen, wäre Erika sofort in die Knie gegangen und hätte die Blätter schnellstmöglich eingesammelt, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht - die Situation war zu peinlich, um sie durch simples Eingreifen zu beenden. Shizuos Blick wanderte zwischen dem Papier und Izaya auf und ab. Dieser schaute verblüfft drein, fand aber bald sein Grinsen wieder. Noch bevor Erika wieder zu sich selbst finden konnte, hatte Izaya sich nach unten gebeugt, ein paar der mit Shizaya-Fanservice bespickten Blätter aufgehoben und genauestens betrachtet. Erika starb binnen einem Sekundenbruchteil tausend Tode auf einmal. »...so, so~«, machte Izaya und stellte sich zu seinem von Erika auserkorenen Liebhaber. »Schau, Shizu-chan, wir sind berühmt.« Die Unbekümmertheit, mit der Izaya die Fakten beäugte, war nicht minder schockierend als die Fakten selbst. Shizuo spürte kochendheißes Blut in seine Wangen laufen. Eine dezente Röte umschmeichelte sein Antlitz. »...h-hast du keine anderen Hobbys...?!«, presste er hervor und fokussierte Erika zwischen geschmälerten Lidern. Er wirkte angespannt. Als Izaya es bemerkte, gab er ihm einen sanften Stoß gegen die Schulter. »Aber, aber, Shizu-chan, ist doch halb so wild.« Er bückte sich erneut und las auch die restlichen Seiten vom Boden auf. Er drückte sie der verstörten Erika in die Hand. »Solange ich Seme bin, wird’s auch nicht ooc.« Mit diesen Worten legte er kurz die Hand auf Erikas Mütze. Shizuos Gesichtsausdruck schrie regelrecht nach der Frage -Was zur Hölle haben diese dämlichen Begriffe zu bedeuten?!-, aber die Antwort musste er sich später wohl selbst ergooglen. »Ach, ich hab‘ keinen Bock mehr! Izaya, das nächste Mal bring‘ ich dich um, das schwör‘ ich dir!« Er warf einen abschätzenden Blick auf Erika. »Und was dich angeht, kleine Göre: Such dir ein Leben!« Shizuo überspielte seine Scham mit vorgeheuchelter Wut, was ihm nicht unbedingt schwer fiel, da - zumindest bei ihm - das eine auf dem anderen aufbaute. Grummelnd stampfte er durch den Flur über die Türüberreste hinweg ins Freie. Izaya verkündete noch ein herzallerliebstes »Bye bye, Shizu-chaaan~!«, aber der andere blieb konsequent, ignorierte es und zog ab. »Also, es käme bestimmt viel cooler rüber, wenn ich jetzt auch gehen würde, aber naja... ich wohne hier.« Erika verstand Izayas indirekte Aufforderung, jetzt besser zu verschwinden, nur langsam - in ihrem Kopf überlappte sich tonnenschweres Gedankengut. »H-Hai...«, bejahte sie schwerfällig und schleppte ihre Beine in Richtung Ausgang. Als sie, draußen angekommen, frische Luft einsog, ging es ihr schon wieder ein Fünkchen besser. Das beklemmende Gefühl verschwand allmählich. Ihr Fangirlism hatte eine zweite Chance bekommen. Und Izaya hatte es ihr nicht einmal übel genommen - weder den Einbruch noch die Zwangsverschwulung. Er hatte nicht einmal nachgefragt, warum sie überhaupt bei ihm eingebrochen war - wobei er sich die Antwort sicher selbst zusammenreimen konnte. Was Shizuo mit ihr anstellen würde, wenn sie ihm das nächste Mal begegnete, wollte sie sich erst gar nicht ausmalen - wenn sie Pech hatte, würde sie die Ehre erhalten und zu seinem zweiten Verkehrsschildopfer ernannt werden. Vielleicht würde er die Sache aber auch einfach unter den Teppich kehren und Erika nie wieder darauf ansprechen - wahrscheinlich, weil es ihm selbst peinlich war. - Letzteres war der Fall. . . . . . . »Was, das ist dir doch nicht wirklich passiert!« Walker sah seine Freundin ungläubig an, nachdem diese ihre Reallife-Shizaya-Action-Geschichte bis ins kleinste Detail erzählt hatte. »Mein Gott, ein Glück, dass die dich nicht umgebracht haben!« »Ehrlich? Ich war kurz davor, Gebete auszusprechen.« Erika lehnte sich an der Parkbank zurück und starrte in den bewölkten Himmel. Sie atmete den Augenblick ein und genoss die Tatsache, noch unter den Lebenden zu verweilen. Walker hatte vollstes Verständnis. Erika beugte sich über ihren Zeichenblock und starrte auf die Oberfläche. Sie dachte nach. Nach dem Abenteuer, das sie erlebt hatte, hatte sie zwar einen prägenden Schock davongetragen, aber ebenso war sie jetzt an reihenweise Informationen gelangt. Sie wusste nun, wie Izayas Wohnung aussah, was für ein gespielt herzliches Verhältnis er mit seinem Shizu-chan zu pflegen versuchte und dass man dessen Mordlust hemmen konnte, indem man ihm eine Liebschaft mit seinem Erzfeind unter die Nase rieb. Erika schlug den Block auf. Während sie die Prachtstücke, die ihr beinahe den sicheren Tod beschert hatten, bewunderte, fiel ihr auf, dass eine Seite fehlte. Sie stöberte den Block sorgfältig durch, konnte das Blatt aber nicht finden. Lag es noch bei Izayan?! . . . . . . Indirekt. Bevor er Erika die Blätter in die Hand gedrückt hatte, hatte er seine Lieblingsseite zügig in seiner Tasche verschwinden lassen - als Erinnerungsstück an diesen ereignisreichen Tag. Mitunter. Das erfuhr Erika allerdings nur, weil sie einige Tage später zufällig auf Izaya getroffen war. Als sie ihn erspäht hatte, hatte sie schleunigst Kehrt machen wollen, aber er war ihr zuvorgekommen, hatte sie am Handgelenk gepackt und vom Verschwinden abgehalten. Unerwarteter Weise hatte er sich bei ihr bedankt, dass sie so viel Liebe in ihn und Shizu-chan stecken würde. Er hatte sie gefragt, ob er das Blatt, das er hatte mitgehen lassen, behalten dürfe, und Erika hatte unbeholfen genickt. Am liebsten hätte sie die Seite wieder zurückgehabt, aber in dem Moment hatte sie sich nicht getraut, zu verneinen. Daraufhin hatte sie sich gefragt, was Izaya überhaupt mit dem Blatt anfangen könnte, um ihm einen Grund zu verschaffen, es behalten zu wollen. Die Antwort darauf hatte sie äußerst schnell geliefert bekommen. »I - ZA - YA - KUUUUN ! ! !« Noch bevor Shizuos Stoppschild Izaya hatte erreichen können, war dieser über die Metallstange gesprungen und direkt gegenüber seinem Widersacher gelandet. »Guck mal, Shizu-chan!« Izaya hatte die Seite, die er von Erika geschenkt bekommen hatte, blitzschnell aus der Tasche geholt, auseinandergefaltet und Shizuo vor die Nase gehalten. Shizuo war augenblicklich rot im Gesicht geworden, als er mit unangenehmen Shizaya-Fangirl-Szenen konfrontiert worden war. »Erika-chan gibt vor, dass wir uns lieben sollen, also solltest du diese ‚Ich bring dich um!‘-Masche endlich mal bleiben lassen.« Shizuo hatte Erika gesichtet, sie allerdings ignoriert. Das Stoppschild war seinem Namen gerecht geworden - Shizuo hatte es abrupt fallen gelassen, als Izaya sich zu seinem Gesicht vorgebeugt und ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. Kurz und unbedeutend, aber sowohl für Shizuo als auch Erika war für diesen winzig kurzen und höchstwahrscheinlich einmaligen Augenblick die Zeit stehen geblieben. Für Shizuo waren dabei mehrere Welten zeitgleich in sich zusammengebrochen, wohingegen bei Erika eine nach der anderen neu erbaut worden war. Izaya hatte sofort von Shizuo abgelassen und war davongerannt, ehe der andere das Geschehene hatte realisieren können. Shizuo hatte noch einen Moment lang wie angewurzelt auf dem Bordstein gestanden und verständnislos in die Menschenmenge gestarrt. Dann hatte er heftig den Kopf geschüttelt, das Stoppschild vom Boden aufgehoben und war an Erika vorbei in Richtung Erzfeind Querstrich Geliebten gestürmt. »I z a y a, du BASTARD!!« Erika war zurückgeblieben und hatte den beiden verträumt hinterhergesehen. Kurz darauf hatte sie die Hände zu Fäusten geballt und den Körper angespannt. Ihre Augen waren von Euphorie geprägt gewesen, als ihre Wangen rosa angelaufen waren und sie das Fangirl in sich nicht mehr länger hatte im Zaum halten können: »KYYAAAA, er hat ihn geküsst!! Ich liebe Shizuo x Izaya ja soo seeehr!!« -:-:-:-:-:- Und das würde sich so schnell nicht ändern. 【The .END.】 --- ...ich habe noch nie eine FF mit einem so großen Fangirlpotential geschrieben! Alles wegen Niizuma-shisho, die mich wegen ihrem “Sickly in Love”-Chap auf die Idee gebracht hat, so einen Stuss zu schreiben. xD Deshalb ist dieser OS auch ihr gewidmet. (Außerdem ist die Sache mit dem „LavixKanda wegen Shizaya aufgeben“ leicht autobiografisch... xD) Es ist kein wirklicher Spoiler, wenn ich hier verrate, dass Erika tatsächlich einen kleinen ShizuoxIzaya-Faible hat... ich hoffe, im Anime wird das auch noch behandelt. %D /senseless OUT! Liebe Grüße Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)