Du hättest auch das Auto wählen können von Feenk7nig ((C-Ending)) ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Auftrag ---------------------------- Der Tag begann schon nicht gut, wie Eike befand, als er feststellte, dass die Milch, die er gerade in seinen Kaffe goss, ausflockte - ergo: das Verfallsdatum war abgelaufen. Ein verstimmter Blick auf die Verpackung bestätigte es zudem. Er kippte den Inhalt der Tasse aus und versuchte es mit Tee. Vielleicht habe ich ja alles nur geträumt. In plötzlicher Erkenntnis weiteten sich seine Augen. Genau, dass muss es sein. Aber ich habe ganz schön verschlafen, es ist bereits 15 Uhr... Ihm fiel auf, dass er die Zeitung noch gar nicht hochgeholt hatte. Als er seinen Schlüssel suchte, der normalerweise an einem kleinen Haken an einem seiner Küchenschränke hing, nun aber fehlte, fand er ihn auf dem Flurbord. “Hm...” Stutzig geworden sah er im Wohnzimmer nach, sein Notizbuch lag auf dem Glastisch. Gerade wollte er danach greifen als ihm auffiel, dass sein Kalender nicht an der Wand hing. “Was?” Er sah sich im Raum um. “Wo? Oh...” Eine Ecke des Kalenders lugte über der Standuhr hervor. In diesem Moment wurde ihm klar, dass es kein Traum war. Sein Kalender würde nie und nimmer an solch einer Stelle liegen, wenn seine Welt noch in ihren normalen Fugen verlief. Eike strich sich durch die Haare, hing dann den Kalender wieder an die richtige Stelle und nahm auf der Couch Platz um die nächste halbe Stunde über dem Rezept zu grübeln, welches Homunculus ihm hinterlassen hatte. “Das wird mich vermutlich die ganze Woche beschäftigen. Und bei dem hier muss ich fragen, was er damit meint. Was soll das sein? Und “rotes Pulver“ ist erstaunlich ungenau.” Eike murmelte noch eine Weile vor sich hin. Dann beschloss er das, was er holen konnte, einkaufen zu gehen. Je früher diese Sache erledigt war, desto schneller konnte er sich wieder mit seinem eigenen Leben beschäftigen. “Chilli, Senfkörner, Zimt, Ingwer, Salz... ich bekomme Hunger.” Er ließ den Einkaufszettel sinken und stapelte zwei Milchtüten in seinen Wagen, griff einige Regale weiter ein paar Tütensuppen heraus. Gerade als er an der Kasse stand, sah er seinen Freund Eckart auf der Straße entlang gehen. Er beeilte sich seinen Kram einzupacken und hastete hinaus. “Herr Eckart.”, rief er ihn und rannte zu ihm, als der Museumsbesitzer stehen blieb. “Eike. Wie geht es dir? Ich habe Miriam alles erzählt. Sie macht sich Sorgen. Wenn ich dir helfen kann...” “Nein, nein.” Eike blockte ab und hob eine Hand von seiner papiernen Einkaufstüte. Ihm war eben erst wieder bewusst geworden, dass der Professor ebenfalls in diese Sache verwickelt worden war. “Eigentlich wollte ich nur Bescheid sagen, dass ich diese Woche vermutlich nicht so oft vorbei komme.” Er hielt einen Moment inne und dachte nach, wie er Herrn Eckart, der sogar erpresst worden war ihn umzubringen, erklären konnte, dass sich die Mordgeschichte nun aufgelöst hatte. Der Blick seiner grünen Augen suchte erneut den des Professors. “Herr Eckart, sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Ich weiß nun, wer versucht hat mich umzubringen und dass keine Gefahr mehr droht. Ich habe die Sache klären können. Über ihre Tochter weiß ich leider nichts. Es tut mir... ” Er stockte als ihm plötzlich etwas einfiel. Er war zu beschäftigt gewesen, um es zu bemerken, aber auf einmal ergab es einen Sinn, als ob er in Besitz eines Puzzles war, dessen Teile sich auf einen Schlag zusammenfügten. Homunculus, der ein Baby auf den Arm trug, nur einen Augenblick sichtbar im tiefsten Schneegestöber, das Mädchen Dana, das mit seinen blonden Haaren Hugo ähnelte, die lebhafte Margarete, deren Kamm Herrn Eckart und seiner Frau so bekannt vorkam und die Herrn Eckarts junger Frau, welche er bei einer seiner Zeitreisen gerettet hatte, erstaunlich ähnlich sah. “Oh.”, bestürzt ließ er seinen Einkauf fallen, was ihn wieder in die Realität zurück holte. Aber statt sich zu bücken um die Sachen aufzuheben starrte er Herrn Eckart an, der ihn ebenfalls aus aufmerksamen Augen musterte. Eike schreckte ein paar Schritte zurück, unsicher, was er nun tun sollte. Er hatte das Digipad nicht mehr, und das Wesen, das es hatte, war auf irgendeine ungute Weise in diese Angelegenheit verwickelt. “Was ist Eike? Was ist los? Geht es um Dana?” Dana... Herrn Eckarts Tochter hieß Dana, wie hatte er diese ganzen Puzzleteile nur übersehen können? Herr Eckart kam näher. “Ähm.”, verstört schüttelte Eike kurz den Kopf um ihn klar zu bekommen. “Mir ist nur gerade aufgefallen... Es könnte sein, dass ich doch etwas über ihre Tochter weiß. Aber es ist eine ziemlich verstrickte Sache und ich will ihnen keine falschen Hoffnungen machen.” Eike ahnte aber, dass er genau das unvorsichtigerweise soeben getan hatte. “Eike, was weißt du über Dana? Bitte sag es mir. Mir ist egal wie verstrickt die Sache ist. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Kontakt zu meiner Tochter zu bekommen, würde ich alles dafür tun!” Herr Eckart stand nun dicht vor ihm. Einen kurzen Augenblick hatte Eike den seltsamen Wunsch, dass Herr Eckart sein Vater wäre. ‘Würde ich alles dafür tun’ Wenn doch nur seine eigenen Eltern so energisch nach ihm suchen würden. Etwas hilflos hob er die Hände. “Ich bin mir nicht sicher, und es klingt verrückt, aber es könnte sein, dass ich ihre Tochter getroffen habe. Das Schwierige dabei ist, dass ich sie nicht hier getroffen habe.” So ganz stimmte das auch nicht, die Stadt war die gleiche, aber die Zeit! Er sah die Hoffnung in den Augen des Älteren und ihm schmerzte das Herz. Wie könnte er diesem Mann, wie einer Taube, die Hand voll Futter reichen und sie gleichzeitig schließen? “Ich... Ich werde versuchen mit ihr in Kontakt zu treten. Vielleicht stimmt meine Theorie ja auch gar nicht.” Eike hob die Hand an seine Schläfe, als bereite ihm das alles Kopfschmerzen. “Eike. Du musst mir sagen was du weißt!”, Herr Eckarts Tonfall war flehend. “Ich...” Eike schluckte. Er konnte doch jetzt nicht sagen, dass er glaubte, das Kind der Eckarts im Jahre 1580 getroffen zu haben. In was hatte er sich jetzt wieder verstrickt? Er kam sich erneut vor wie die Katze im Knäuel, den roten wollenen Faden um den Hals geschlungen. Wie wahrscheinlich war es überhaupt, dass er von Homunculus das Digipad bekam? Welche Rolle hatte Homunculus bei der Sache gespielt? Und könnte er Margarete mitnehmen? Was wenn er sich irrte? “Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich sage ihnen Bescheid, sobald ich mehr weiß.” Eike drehte sich um und wollte davon rennen. Den Einkauf hatte er völlig vergessen. “Eike!”, Herrn Eckarts laute Stimme hielt ihn zurück, wie eine Fessel, die sich um sein Bein gelegt hatte, um ihn an der Flucht zu hindern. Einen Moment später hatte der Mann auch schon sein Handgelenk gepackt. “Eike, du musst mir sagen, was du weißt!”, wiederholte er. “Ich glaube fest daran, dass Dana lebt. Ich kann dich nicht gehen lassen, wenn ich das Gefühl habe, dass du etwas darüber weißt, und es mir nicht sagst.” Der Griff wurde fester. Eike dachte daran, dass dieser Mann ihn letzte Nacht versucht hatte umzubringen, nur um seine Tochter wiederzusehen, mit der Hugo gelockt hatte. Selbst Hugo hat es gewusst! Margarete muss Dana sein. “Ich.... Gut.”, lenkte Eike dann ein, er war erleichtert als er spürte, wie Herr Eckart sein Handgelenk los lies. “Aber es ist eine längere Geschichte.” Der Museumsbesitzer und Professor für Kunstwissenschaft nickte. “Gehen wir zu mir. Aber erst sollten wir deinen Einkauf wieder zusammen suchen.” Eike hob seine Kaffeetasse an den Mund, trank einen Schluck, und stellte sie dann wieder mit leisem Klirren auf den Untersetzer. Durch Eckarts Bürofenster schien bereits die Abendsonne. Er hatte ihm vieles erzählt, manches ausgelassen. Dass er Homunculus mit einem Baby auf dem Arm gesehen zu haben glaubte, hatte er verschwiegen. Auch wenn es die plausibelste Art war, die ihm einfiel, wie es zur Vertauschung von Dana und Margarete hätte kommen sollen. Ehrfürchtig betrachtete Eckart den Kamm, den er in der letzten Nacht von Eike bekommen hatte, nachdem dieser ihm beim Sturz vom Turm aus der Tasche gefallen war, und den er nun wieder aus einer der Schubladen seines Schreibtisches hervorgeholt hatte. “Er kam mir gleich so vertraut vor. Ich wünschte ich könnte dieses Mädchen, Margarete, sehen.” Eike, der kaum glauben konnte, dass Herr Eckart die Geschichte von Zeitreisen so einfach hinnahm, konnte es sich nicht verkneifen noch einmal nachzufragen. “Aber sie glauben mir? Also, sie finden es nicht merkwürdig?” Der Museumsbesitzer sah auf. “Doch, ich finde es sehr merkwürdig. Aber ich glaube dir, denn es erklärt, warum du mir so bekannt vorkamst. Wir haben uns also tatsächlich getroffen. Das damals warst du. Nur, dass es für mich 20 Jahre her ist, während es für dich gestern war. Das ist unglaublich. Aber es gibt mir Hoffnung.” Liebevoll strichen die Hände des Manns über den Kamm. “Ich werde es Miriam erzählen. Unsere Dana... ich habe immer daran geglaubt, dass sie noch lebt.” Der Mann stand auf, so dass sich auch Eike erhob, der glaubte, dass ihr Gespräch nun beendet war. “Eike, wenn du es schaffst zu ihr zu kommen und sie zu sehen, dann... bitte frag sie, ob sie zu uns zurück möchte. Wenn sie dort bleiben will, weil es ihr gut geht und sie dort Freunde hat, dann möchte ich dem nicht im Weg stehen, aber...” Man sah, wie schwer es ihm fiel. “Aber falls sie zurück möchte, hierher möchte, ich und meine Frau warten auf sie, wie wir es immer getan haben. Vielleicht... Warte, ich muss kurz etwas suchen.” Eike sah zu, wie sein Professor mehrere Schubladen durchsuchte, sich dann dem Bücherregal zu wandte und schließlich mit einem Laut des Erfolgs etwas hervorzog. Keinen Augenblick später hatte er dieses etwas Eike überreicht. “Bitte gib ihr das. Es ist ein Brief. Ich habe ihn einst geschrieben, und nie gewusst, ob ich jemals die Gelegenheit bekommen würde, ihn zu übermitteln. Aber ich habe immer gehofft, dass sie noch lebt und ich in Kontakt mit ihr treten kann.” Eike verstaute den Brief in einer seiner Jackentaschen. “Okay.” Herr Eckart runzelte die Stirn. “Ich hoffe ich bringe dich damit nicht in Gefahr?” Dieser Gedanke schien ihm jetzt erst gekommen zu sein, denn der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte plötzlich einen Einschlag von Sorge. “Nein. Ich denke nicht. Ich weiß nur nicht, ob ich wirklich nochmal das Digipad bekommen kann.” Gefährlicher als der gestrige Tag konnte eigentlich nichts mehr werden. Immerhin war er nun schon von einem Turm gestürzt, von einem Auto überfahren worden, war von hinten erstochen wurden, vergiftet wurden... Ihm wurde schwindlig als er an all das dachte und er hielt sich an der Stuhllehne fest. “Eike?” Eckart kam um den Tisch herum und legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter. “Alles in Ordnung?” Der junge Mann zögerte einen Moment mit der Antwort. “Ja. Es ist wohl alles doch etwas viel gewesen. Ich glaube ich gehe erst einmal nach Hause.” Eckart nickte. Jemand, der nicht mehrmals an einem Tag ermordet worden war, konnte sich das Ganze sicher nur schwer vorstellen, und so genau hatte Eike es ihm auch nicht geschildert. “Gut. Ich bringe dich zur Tür.” Im Haus sprangen immer noch viele von den kleinen, neugierigen Kätzchen herum, die Eckarts Katze geworfen hatte, und sie mussten aufpassen, dass keine entwischte, als Eike auf die Straße hinaus trat. “Ich sage ihnen Bescheid, wenn es neues gibt.” Eike nickte seinem Professor kurz zu, und machte sich dann auf den Heimweg. Am Himmel waren die ersten Streifen des einziehenden Abenddunkels zu sehen, und Eike, mit seiner Einkaufstüte auf dem Arm, kam der Klang seiner Schuhe auf dem Pflaster laut und einsam vor. Bisher hat es mich nicht gestört, dass in dieser Stadt nur sehr wenige Leute unterwegs sind. Vielleicht liegt mein Unwohlsein daran, was mir gestern geschehen ist. Er hielt inne und sah sich kurz um. Dann seufzte er, schüttelte den Kopf, strich sich durch die Haare und lief weiter. Es war vorbei. Niemand hatte mehr vor ihn umzubringen, und wenn er etwas auf sich Acht gab, dann konnte er sicherlich auf ein langes Leben hoffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)