Selbsthilfegruppe für verlorene Männlichkeit. von monophobie (OS-Sammlung zu Hetalia-Pärchen) ================================================================================ Kapitel 8: Wenn du wiederkommst ------------------------------- Titel: Wenn du wiederkommst Teil: 1/1 Pairing: Russia (Ivan) x Prussia (Gilbert) Warnings: Spoiler, Fluff, Sad A/N: Nur ein flinker Gedanke, den ich aber ganz niedlich fand. Ich erkläre aber besser mal mehr hinterher, sonst verrat ich noch alles. u . u Und ich weiß – too much IvanGilbert, aber sie kreisen einfach pausenlos in meinem Köppele. n _ n Was solls, ich wünsche viel Spaß: Nervös trommelte Ivan auf dem feinen, weißen Papier vor sich, ließ die Finger ruhen nur um sie noch hastiger den Stift greifen zu lassen. Er drehte ihn in der Hand, einmal, zweimal, suchte Worte, einen Anfang, irgendetwas das in nur wenigen Buchstaben ausdrücken könnte, was er los werden wollte – doch er fand keinen. Er fühlte sich, als hätte er einen Stacheldraht geschluckt und weder seine Stimme noch seine geschriebenen Sätze könnten etwas ausdrücken. Er wusste nicht, wie er beginnen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er es so bezeichnen dürfte. Ein weiteres Mal tief einatmend sah er nach vorn aus dem Fenster seines Büros, ein wenig sehnsüchtig in die weiße Ferne starrend, doch er musste sich selbst wieder besinnen. Er musste einen Anfang finden, jetzt. Mit kalten Fingern nahm er erneut seinen Stift, setzte auf und schrieb mit Ungewissheit, was er schreiben wollte: „Lieber Gilbert, ich weiß, dass es vielleicht ein seltsamer Zeitpunkt ist, um dir einen Brief zu schreiben. Ein dämlicher wenn nicht sogar, doch ich hoffe inständig, dass sich meine Situation so bessern wird. Wenn auch nur ein wenig. Ich beginne diesen Brief ohne wirklich zu wissen, was ich schreiben soll. Vielleicht eine Floskel? Doch es wäre frevelhaft dich zu fragen, wie es dir geht oder wie das Wetter ist. Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen erzähle, wie es mir geht? Es geht mir gut, soweit man das sagen kann. Mein Leben geht so weiter, wie ich es wohl gewohnt bin. Es ist schwer sich zu behaupten, die meisten haben immer noch eine schlechte Meinung über mich, aber diese Vorurteile werden sich sicherlich auch irgendwann auflösen. Das Wetter ist unbeständig wie immer, auch wenn wir diesen Sommer eine große Hitze hatten. Der Winter dagegen war wieder äußerst streng. Ich hoffe, dass der Frühling und die warmen Temperaturen nicht mehr lang auf sich warten lassen. Mit Toris' Hilfe werde ich wohl diesen Frühling versuchen einen Garten anzupflanzen, der sich auch hält. Ich möchte viele große Sonnenblumen vor dem Haus haben. Ich habe auch überlegt, ob Kornblumen dazu nicht hübsch wären, aber ich bin mir nicht sicher ob dich das vielleicht verärgern würde? Bisher sind die meisten meiner gärtnerischen Aktionen ja leider gescheitert. Toris hat mir im Allgemeinen sehr geholfen in letzter Zeit. Jetzt, wo mein Haus leer ist, fällt mir erst auf, wie schwer es ist sich um alles allein zu kümmern. Aber ich weiß schon, du denkst dir sicher: ‚Die Lektion muss er lernen.‘ Wahrscheinlich hast du damit gar nicht so unrecht. Wahrscheinlich wäre ich an all dem schon lang verzweifelt, doch ich habe etwas auf das ich hinarbeite. Ich fürchte, ich kann nun gut nachvollziehen, was du früher für Motive hattest, als es um Ludwig ging. Ich möchte mich nicht erdreisten es gleich zu nennen, aber du dürftest meine Ideale von allen sicher am besten verstehen. Denn, so seltsam es vielleicht klingen mag, ich bin jetzt Vater. Und was sicherlich noch seltsamer klingt, du auch. Du – bzw. wir haben einen Sohn, den du noch nie gesehen hast. Ein Umstand den ich wirklich sehr bedauere, denn er ist ein wahrer Prachtjunge. Aber ich denke, bevor ich dich vor vollendete Tatsachen stelle, sollte ich dir alles erklären, nicht wahr? In diesen furchtbaren Zeiten von 1990 wollte ich nicht alles verlieren, was mir aus den Händen glitt, was darin endete, dass ich die Gebiete um das ehemalige Königsberg behielt. Damit wurde 1991 die Oblast Kaliningrad geboren. Keinen Tag später schlich ein Junge um mein Haus. Als es mir doch mehr als verdächtig vorkam und ich ihn suchte und schließlich fand, wusste ich, wer er war und warum er war. Jeden Tag, wenn ich ihn ansehe, sehe ich dich, Gilbert. Ich bin so froh, dass er so viele schöne Züge von dir hat. Er ist schlank und hat strohblonde Haare und dein Lächeln und er ist frech wie du, aber er hat meine Augen, die so unglaublich traurig aussehen, wenn er nach dir fragt. Doch seine Gefühle überspielen, ja, das kann er so gut wie du. Er liebt Tiere, das hat er wohl auch von dir, weswegen ich ihm ein Häschen geschenkt habe. Natürlich nur unter der Bedingung, wenn er sich gut darum kümmert – und das tut er, da ist er wirklich sehr erwachsen. Er ist schon so selbstständig, dabei ist er jetzt erst sieben Jahre alt. Ich habe immer noch Angst, dass wenn ich ihn anfasse, er mir einfach in den Armen zerbricht. Er hat so kleine Hände, so kleine Händchen, ich habe solch eine Angst ihn kaputt zu machen. Aber er ist stark, mindestens so stark wie du. Ich versuche immer ein guter Vater für ihn zu sein. Nicht zu streng, aber auch nicht zu weich. Ich kann ihm nie lang böse sein, nein, ich fürchte immer, dass er mich dann hassen könnte. Ich will für ihn ein Vorbild sein, auch wenn ich das wohl nicht immer so gut hinbekomme. Deswegen erzähle ich ihm oft von dir, damit er auch von dir nur das Beste denkt und vielleicht einmal so wird wie du. Er ist wirklich ein guter Junge. Gilbert, ich weiß, dass es wahrscheinlich etwas spät ist um dich nun zu fragen, doch ich möchte einfach mein Gewissen beruhigen, indem ich dich einweihe. Ich habe unseren Sohn den Namen Friedrich Nicolai gegeben. Ich war mir nie sicher ob du das gut oder eher schlecht finden würdest? Ich weiß, was dieser Name für dich bedeutet, aber glaube mir, unser Junge ist klug und hübsch, er ist das Liebenswerteste was ich je kennenlernen durfte und mit jeder Faser seines Körpers hat er es verdient. Ich weiß, dass du ihn lieben würdest, so wie ich ihn liebe, wenn ihr euch nur kennen würdet. Es gibt keine schöneren Momenten für mich als nach Hause zu kommen und zu sehen, dass mich tatsächlich jemand vermisst hat. Ich weiß, dass du alles für ihn tun würdest, würde er dich so umarmen, wie er mich umarmt. Ich war nie stolzer. Nicolai ist alles für mich und doch weißt du hoffentlich, wie sehr ich dich vermisse, wie ich alles bedauere, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich würde es gern rückgängig machen, wenn ich es könnte. Keine Entschuldigung der Welt könnte das alles ungeschehen machen, dessen bin ich mir bewusst, doch ich hoffe inständig dass du mir verzeihen kannst. Ich verspreche dir, Gilbert, dass ich niemals etwas oder jemanden so sehr werde lieben können wie dich oder Nicolai. Es klingt idiotisch, ich weiß, es klingt absurd von jemanden wie mir, doch es ist soviel Zeit vergangen, soviel geschehen, ich bin soviel weiser geworden und soviel verzweifelter.“ Ivan hielt kurz inne im Schreiben. Seine schweren Glieder und der Draht in seinem Hals hatten sich gelockert. Der tonnenschwere Stein wog nur noch halb so viel. Er betrachtete die Zeilen, die so wenig nach ihm aussahen, sich so wenig nach ihm anhörten. Er konnte sich nicht vorstellen das geschrieben zu haben, doch seine verkrampften Finger um den Stift lehrten ihn eines besseren. Manchmal war es gut, sich dem, was man wirklich fühlt, nicht ständig bewusst zu sein. Diese Schuld, die er niemals aussprechen könnte, würde ihn nur stetig zerfressen. Langsam schloss Ivan die Augen nur um sie ein letztes Mal in die Ferne zu richten. Er musste einen Abschluss finden. Jetzt. „Gilbert, ich weiß immer noch nicht, ob durch das, was ich dir nun gesagt habe, alles besser wird, alles erträglicher wird. Ich weiß nicht, was die Zukunft für mich bereit hält und ob sich meine Situation jemals bessern wird. Es gibt so viele Dinge, die ich gern wieder mit dir teilen würde neu entdecken oder ausmerzen. Es gibt so viele Situationen, ich denen ich wünsche, dass du bei mir wärst. Doch egal, was die Zukunft für mich oder Nicolai bereit hält, ich wünsche mir, du könntest das alles noch mit erleben. Das wünsche ich wirklich. In Liebe, Ivan.“ Als der Russe erneut tief einatmete, zitterten die Finger kurz, die noch eben den Stift so fest umschlossen gehalten hatten. Die schwarze Tinte trocknete, zog ins Pergament ein und bannte schwarz auf weiß, was Ivan immer noch nicht wahr haben wollte. Er hatte abgeschlossen. Vorbei. Das war das Ende. Er musste ihn endlich gehen lassen – auch wenn er das niemals könnte. Mit schweren, trägen Bewegungen faltete Ivan das Papier und steckte es säuberlich in einen Umschlag. Er adressierte ihn nicht, er würde ihn persönlich vorbei bringen, doch es fiel ihm so schwer den Brief in die Tasche zu stecken und den satten, schwarzen Mantel anzuziehen. „Papa?“ Ivan sah auf, als Nicolai den Kopf hereingesteckt hatte, hübsch herausgeputzt in seiner Sonntagskleidung. „Fahren wir jetzt Vati besuchen?“ Langsam erhob sich der Russe, setzte ein Lächeln auf, als er sich seinem Sohn näherte und ihm kurz das blonde Haar zerstrubelte und schließlich seine kleine Hand griff. „Ja.“ Er führte ihn raus aus dem Arbeitszimmer, den Flur entlang. Sie nahmen den frisch gekauften Strauß bunter Schnittblumen - die eigenen im Garten schliefen noch unter dem Schnee. Manches Mal fragte sich Ivan, ob er sie nicht einfach aufwecken konnte um sie auf Gilberts Grab zu legen. Ob er den Schnee nicht einfach beiseite schaufeln und alles wie im Sommer erblühen könnte. Es war ein kindischer Gedanke. Genauso, wie zu glauben, dass Gilbert irgendwann vielleicht wiederkommen könnte. So kindisch, wie anzunehmen, dass er mit ihm seine eigene kleine Familie gründen könnte. Kindisch, wie zu meinen, dass Gilbert den Brief lesen würde, wenn Ivan ihn auf das Grab legte. Das alles waren Ivans kindische Gedanken von denen er wusste, dass sie surreal, idiotisch, seltsam und dumm waren. Von denen er wusste, dass sie niemals wahr werden würden. Doch genau diese Gedanken waren es, wegen denen er seinem Sohn die Hand geben und anlächeln konnte. Genau wegen diesen Gedanken konnte er noch weiter machen, weitergehen, nicht stehen bleiben. Selbst wenn der Himmel trüb war, der Wind zurück flüsterte, seine Räume falsch wirkten, das Bett nicht passen wollte, selbst dann - wenn Gilbert wiederkommen würde, wäre seine Tür offen. A/N: Ich bin kein Fan von Mpreg, deswegen mag ich es dass die Kinder bei Hetalia einfach „gefunden“ werden können. Und ehrlich, wenn Hong Kong bei Hetalia ein Charakter ist, dann sollte es auch Kaliningrad geben. :D Einigen könnte Ivan vielleicht zu kitschig sein, aber er ist an sich ja eigentlich ein eher sanfter Charakter und gerade wenn es um Liebe geht, stelle ich ihn mir doch emotional vor. Ganz davon zu schweigen, dass ein Kind und der Tod einen stark verändert. Wem Ivan also zu blöd ist – pech! Ist meine Version von ihm. :) Kommentare und sonstige Kritik sind dennoch gern gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)