Hidden Flowers III von june-flower (Die letzte Reise) ================================================================================ Kapitel 24: Ein gestohlenes Leben --------------------------------- Irgendwo im Nirgendwo, Norden des Feuerreiches „Takeo!“ Die Stimme gehörte nicht Yuka. Für einen Moment erstarrte der Dorfvorsteher, für einen Moment hielt er inne. Zeit genug für Yuka, ihm die Messer aus der Hand zu schlagen, dann erst warf sie einen Blick zur Tür, die aufgeflogen war. Ihre Augen weiteten sich in Überraschung. „Camille?“ Klein, gebeugt und grauhaarig stand Camille, die Älteste des Dorfes Xefua, in der Tür, die Arme in die Seiten gestützt. Ino-San und Shikamaru-San standen hinter ihr. Der Blick der Ärztin fand Yukas flehenden Blick und nickte beruhigend. „Es geht ihm gut“, sagte sie und Yuka wusste, Ino-San hatte Shikaru gefunden und ihn behandeln können. Plötzlich war das Gewicht auf ihrem Herzen fort. „Takeo von Xefua“, wiederholte Camille und trat vollends in den Raum, wobei sie den Bannkreis, die erstarrten Kinder, Yuka und Takeo in einem Blick aufnahm. „Was in Dreiteufelsnamen tust du hier?“ Ein spöttisches Lächeln blitzte in Takeos Augen auf. Er zeigte kaum Überraschung. „Tante“, sagte er ruhig. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“ „Ich sorge dafür, das alles hier sein Ende findet“, antwortete die alte Frau ruhig, trat in den Beschwörungskreis und wischte mit einem Fuß eines der Symbole aus. Takeo beobachtete sie mit blitzenden Augen. Dann beugte sie sich zu den Kindern hinunter und musterte sie. Die Kinder rutschten zu Yuka hinüber und schmiegten sich an sie. „Uruki“, sagte Camille. „Ich wusste, dass du etwas mit dem Verschwinden der Kinder aus Xefua zu tun hattest. Der Bote, der Hilfe von Konoha bringen sollte, war auch von dir geschickt?“ „Er sah genauso aus wie der Junge“, unterbrach Ino-San sie. Schuldgefühl lag blank in ihrer Stimme. Camille nickte traurig. „Tsukuno, Urukis älterer Bruder.“ Dann sah sie erneut ihren Neffen an. „Und die Männer, die den Auftrag hatten, das Virus in Konoha-Gakure zu verteilen... Kamen die auch von dir?“ Takeo grinste. „Das war ein Teil meines Planes. Dass Konoha sogar Hilfe schicken würde – das hätte ich allerdings nicht erwartet! Ich dachte, wenn sie keine Hoffnung mehr haben, würden sie sich von ganz allein an die Legende von Hidden Flowers erinnern und Leute losschicken... Stattdessen schicken sie mir gleich ihre Prinzessin!“ Er warf den Kopf zurück und funkelte Ino-San, ihren Mann und Camille an. „Und wenn ihr einige Sekunden später gekommen wärt, hättet ihr beobachten können, wie eure kleine Schutzbefohlene ihr eigenes Dorf verrät und ein Kind opfert! Sie ist und bleibt ein Mitglied von Akatsuki!“ Herausfordernd blickte er die KonohaNin an. Yuka senkte den Blick. Ihre Wangen waren blutleer. „Nein“, sagte Ino-San entschieden und trat einen Schritt vor. „Wir kennen Yukatsuki. So etwas würde sie nicht tun.“ Shikamaru-San nickte zustimmend. In seinen Augen stand Vertrauen – Vertrauen zu ihr. Ein warmes Gefühl erfüllte sie auf einmal von Kopf bis Fuß. „Takeo stammt aus Xefua?“, fragte sie ungläubig. Der schnaubte nur, während Camille in sich zusammensank. „Er ist nicht bei uns geboren worden. Aber er hat mit uns gelebt, eine ganze Zeit lang.“ „Eine schreckliche Zeit“, warf Takeo dazwischen. „Meine Schwester, Rafaelle, hatte einen Sohn. Leider war dieser schwach und kränklich und starb früh. Damals fanden wir einen Säugling im Wald, der von seinen Eltern ausgesetzt worden war... Wir glaubten, es würde Rafaelle helfen, wenn sie ihn aufnehmen und großziehen würde. Und sie hat sich um Takeo gekümmert wie um einen eigenen Sohn.“ Takeo schnaubte erneut. „Ich habe im Zimmer eines Toten gelebt, die Kleidung eines Toten getragen und mit seinen Spielsachen gespielt, ich habe sogar seinen Namen getragen! Das war kein Leben, das war die Hölle!“ Ungläubig musterten ihn drei Paar Augen. „Was?“, rief er wütend aus. Sein Blick bohrte sich in Yukas Augen. „Glaubt ihr mir nicht? Wie könntet ihr mich verstehen! Ich war ein gutes Kind, wirklich! Ich habe versucht, es allen Recht zu machen – den Dorfbewohnern, die mich nicht akzeptieren wollten, weil ich keiner von ihnen war, meiner Adoptivmutter, die in mir ihren verstorbenen Sohn sah, meinen Adoptivvater, der aus mir einen Krieger machen wollte – aber ich wollte mehr sein als nur ein Ersatz, ein Ausgestoßener und ein Wunschtraum! Ich wollte mein eigener Herr sein! Ich habe ein Leben damit verbracht, jemand anderes zu sein als ich in Wirklichkeit bin – deshalb will ich die Unsterblichkeit!“ Er breitete die Arme aus. „Ich will ich selbst sein! Ganz und Gar! Ich will die Welt selbst gestalten, die Welt und mein Leben! Und niemand wird mir je vorschreiben können, wie ich sein soll und was ich tun muss! Camille schüttelte traurig den Kopf. „Wenn dich deine Mutter gehört hätte“, sagte sie traurig. „Es hätte ihr das Herz gebrochen.“ „Sie hätte niemals versuchen dürfen, mich zu einem anderen Menschen zu machen als zu dem, der ich bin!“ Takeo sagte die Worte ruhig, gelassen. „Warum hast du uns das niemals gesagt? Wir hätten das ändern...“ „Ändern! Ha. Ihr habt doch immer alles getan, was Rafaelle wollte... Rafaelle hier, Rafaelle da, die arme, kranke Rafaelle! Sie hat immer bekommen, was sie wollte! Sie...“ „Das ist jetzt vorbei“, sagte Ino-San leise. „Rafaelle ist tot.“ Takeo verstummte und starrte sie an. Unwirkliche, bleierne Stille hing plötzlich über dem ganzen Raum. „Wie bitte?“, flüsterte er heiser. Zum ersten Mal wirkte er, als könnte er nicht verstehen, was gerade geschah. „Sie ist tot“, antwortete Camille diesmal. „Sie ist gestorben. An der Krankheit, die du entwickelt hast, Takeo.“ „Wie? Nein, ich... Ich hatte doch...“ Camille sah ihn traurig an. „Du hast gedacht, sie sei immun dagegen. So wie du und ich auch.“ „Sie kann nicht tot sein! Sie hat doch auch...“ Und dann hörte er auf zu sprechen. Sein Gesicht verschloss sich und er sank in sich zusammen. Camille trat neben ihn und schlang die Arme um ihn. Aber Takeo sagte kein Wort mehr. Shikaru hatte keine Erinnerung daran, wie er nach Konoha zurückgekehrt war. Und dann erwachte er in einem Krankenzimmer im Krankenhaus in Konoha. „Aha“, sagte Hinata-San, die gerade seine Vitalwerte kontrollierte. „Wir sind wieder unter den Lebenden.“ „Wir?“, krächzte Shikaru und sein Gesicht verzog sich. Die Ärztin lächelte. Sie sah müde, aber sehr, sehr glücklich aus. „Ich sage deiner Mutter Bescheid.“ Und schon war sie aus dem Raum gehuscht. Das Gespräch mit seinen Eltern dauerte eine ganze Weile – weil er nicht glauben konnte, dass er den wichtigsten Teil der gesamten Mission verpasst hatte. Danach lag er noch lange wach und versuchte, sich zu erinnern. Nichts geschah – es blieb ein schwazes Loch, dort, wo eine Konfrontation mit Takeo stattgefunden haben musste. Erst lange nach Mitternacht schlief er ein. Und als er wieder erwachte lag Yuka neben ihm, auf ihren Ellenbogen gestützt. Ihre offenen Haare fielen ihm ins Gesicht, ihre goldenen Augen waren unverwandt auf ihn gerichtet. „Hey“, sagte sie und lächelte. Statt zu antworten, berührte er ihr Haar und ihr Gesicht. Und küsste sie. „Ahemm“, räusperte sich jemand an der Tür und Shikaru und Yuka fuhren auseinander, Yuka flammend rot, Shikaru leicht verlegen. Der Sechste Hokage stand in der Tür und musterte sie mit einem undeutbaren Ausdruck. „Shikaru Nara“, sagte der Hokage. „Ich erwarte schon seit drei Tagen den Bericht von der Mission.“ „Ja, Hokage-Sama“, brachte Shikaru heraus, sich trotz der Spannung bewusst, dass, wenn der Sechste von einer Mission sprach er die Tatsache, dass Shikaru ungefähr ein Dutzend Befehle und Regeln gebrochen hatte, stillschweigend akzeptierte. Irgendeine Strafe würde er erhalten, dessen war er sich sicher, aber der Sechste war gerecht. „Er wird morgen fertig sein.“ „Nun, in einer Woche reicht mir auch“, sagte Naruto mit einem Blick auf die flehenden Augen seiner Tochter. Seine strenge Miene löste sich. „Es gibt wirklich noch viel zu tun. Bis dahin kann ich warten.“ Und du erholst dich erst einmal, stand ungesagt im Raum. Shikaru nickte, während der Mann sich umdrehte und ging. Doch in der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. Diesmal war sein Blick nur für Shikaru bestimmt. Überrascht nickte der, voller Überzeugung. Er hatte verstanden. Naruto lächelte ein wenig, müde und abgezehrt. „Gute Arbeit, ihr beiden“, sagte er und ging endgültig. Aufatmend drehte er sich zu Yuka um und sah voller Entsetzen, dass sie Tränen in den Augen hatte. „Was ist?“, fragte er besorgt und zog sie zu sich. Yuka lächelte unter Tränen. „Nichts.“ Diesmal küsste sie ihn. Ashuria. Ashuria. Naruto biss die Zähne zusammen. Yukas Gesicht ähnelte dem ihrer Großcousine so sehr... Ashuria. Der blaue Herbsthimmel über Konoha war vollkommen wolkenlos. Ashuria. Zunächst würde er Konoha wieder aufbauen. Zum wievielten Mal? Es zählte nicht. Alle würden helfen. Und dann würde auch er einmal seine letzte Reise antreten. Warte auf mich, Ashuria. Konoha-Gakure würde in guten Händen sein. Er wusste es. Eine neue Generation löste die Seine ab. Und das war gut so. * * * Ende des Kapitels * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)