Hidden Flowers III von june-flower (Die letzte Reise) ================================================================================ Kapitel 9: Gesetz der Gleichzeitigkeit -------------------------------------- Xefua, Norden des Feuerreichs, Zeit seit Aufbruch aus Konoha: 89h34min „Careen?“, flüsterte der Mann und hustete dann keuchend. „Nein“, gab Yuka ebenso leise zurück und lächelte. Ihr Patient seufzte und schloss die Augen. Sein Atem wurde ruhiger, als er in den Schlaf hinüberglitt. Nach nur fünf Stunden Schlaf waren sie und Ino-San wieder aufgerüttelt worden: Camille rief hilflos nach ihnen, weil die Chakrablockade, welche sie auf die Schmerzrezeptoren der Kranken gelegt hatten, so weit ausgedünnt war, dass die ersten Kranken nicht mehr ruhig schliefen und sich hin und herwälzten. Den beinahe noch schlafenden Shikaru im Schlepptau, hatten sie sich wieder aufgerafft und sich wieder an die Arbeit gemacht. Mittlerweile, nach fast acht Stunden, hatte Ino-San eine Möglichkeit gefunden, die Vermehrung der Viren so weit zu verlangsamen, dass die Krankheit zumindest zeitweise aufzuhalten zu sein schien. Dies jedoch änderte nichts an der Tatsache, dass sich das Gift bereits im Organismus der Menschen befand. ~***~ Besorgt hatte Yuka beobachtet, wie die Ärztin im Laufe des Tages immer blasser und stiller wurde. Ihre Hände, die Patienten sanft behandelten, als wären sie zerbrechliche Blumen – diese Hände begannen nun nach den Anstrengungen so stark zu zittern, dass selbst Ino-San es nicht mehr ignorieren konnte. „Brauchen Sie eine Pause?“, fragte Yuka schliesslich. Ino seufzte leise und nickte, beinahe wiederstrebend. „Das wäre vielleicht das Beste.“ Yuka richtete sich aus ihrer knienden Position am Boden auf. „Okay.“ Von unten her starrte Ino sie merkwürdig an. „Ich will allein sein“, sagte sie und umklammerte den Anhänger, der an einem Lederband um ihren Hals hing. Ihre Knöchel färbten sich weiß, so fest war der Griff. Unglücklich sah Yuka sie an. „Lass mich allein“, bat Ino-San und sah sie flehentlich an. Yuka schwieg. Sie hatte ihre Befehle – Schild und Schatten. Die Ärztin war das wichtigste Mitglied des Teams. Und sie war krank. „Bitte, Yukatsuki“, wiederholte Ino-San wieder. „Nur für eine Stunde. Ich respektiere die Befehle des Hokage. Aber ich werde verrückt, wenn ich noch länger so eingeengt werde.“ Sie bemerkte den verletzten Blick des Mädchens. „Ach Kind.“ Ihre Stimme wurde sanft. Yuka hatte bereits nachgegeben, das sah sie an der Art, wie die Schultern des Mädchens fielen und sie den Kopf sinken liess. „Nur für eine Stunde.“ Erleichtert nahm sie nun endlich die dargebotene Hand und liess sich hochziehen. „Bis gleich.“ Yuka sah ihr nach und seufzte. Dann rief sie die Elementardrachen. ~***~ „Mum!“ Yuka fuhr auf, als Shikaru in das Haus gestürmt kam und sich nach allen Seiten umsah. „Yuka, komm schnell!“ In Sekunden hatte sie die Tasche, welche ihre Ausrüstung enthielt, gepackt und lief hinter ihm her. Konoha-Gakure, Vierter Tag seit der Ankunft der Botschaft, Morgens Durch ein lautes Krachen geweckt, schreckte Naruto Uzumaki, Hokage der Sechsten Generation, aus seinem Schlaf auf dem Sofa in seinem Büro auf. Draußen auf dem Platz schien etwas vor sich zu gehen, was viel Lärm und noch mehr Geräusche beeinhaltete, und irritiert rieb er sich die Augen. „Ashuria? Was ist los?“ Stille antwortete. Langsam setzte Naruto sich auf. Wieviel Uhr war es nur? Ein Blick auf die Wanduhr bestätigte: Es war längst Zeit für ihn, den täglichen Verwaltungspapierberg des Dorfes in Angriff zu nehmen. Draußen begann das Dorf mit dem Aufräumen nach dem Fest. Im Licht der Morgensonne glänzte der Erdboden vom nächtlichen Regenguss. Naruto trat vom Fenster zurück und sah erneut auf die Uhr. Wo Ashuria nur blieb? Pünktlichkeit war neben ihren weiteren Qualitäten eine der Dinge, die sie auszeichnete – die sie besonders auszeichnete. Merkwürdig, wunderte er sich. Wie lange war sie bereits seine Assistentin? Mehr als zehn Jahre. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals unpünktlich gewesen war. Dann fiel ihm ein, dass Hinata Hyuuga ihm berichtet hatte, dass Ashuria vermutlich die ganze Nacht im Labor gewesen war. Was auch bedeutete, dass Ashuria die allerneusten Informationen bezüglich des Virus haben musste... Und genau in diesem Moment brauchte Naruto nicht nur Kaffee, sondern auch gute Neuigkeiten. Deshalb schloss er die Bürotür hinter sich und machte sich auf die Suche nach seiner Assistentin. ~***~ Inoshia Yamanaka schaute gerade von einigen Grünpflanzen auf, als die Türglocke des Blumengeschäfts melodisch bimmelte. Hinein spazierte ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann mit der obligatorisch grünen Shinobiweste. „Guten Tag! Was kann ich für Sie... Papa!“ „Shia“, grüßte ihr Vater sie zurück, knapp wie immer. Sie lächelte und fuhr in ihrer Arbeit fort. Shikamaru wandte sich um, um seinen Blick über die Umgebung streifen zu lassen. Er kannte jede einzelne der Pflanzen im Raum – ebenso wie Ino jede der Pflanzen kannte. „Warum bist du hier, Papa?“, fragte Inoshia, während sie weiterhin silbernen Kletterwein mit dünnen, grünen Schnüren an einem Klettergatter befestigte. „Nur so“, behauptete Shikamaru. Sie beobachtete aus den Augenwinkeln heraus, wie ihr Vater durch den Laden wanderte und seinen Blick über die Blumen schweifen liess. Wieder herrschte Ruhe im Geschäft. Und Inoshia fragte sich nicht zum ersten Mal, wen Shikamaru sah, wenn er sie ansah: seine Tochter – oder seine Frau. Xefua, Norden des Feuerreiches, Zeit seit Aufbruch aus Konoha: 89h55min „Was ist los?“, stiess Yuka atemlos hervor und liess sich neben der Patientin auf die Knie fallen. Camille stand daneben und sah bitter auf sie herab. „Es ist geschehen“, sagte sie leise, und Yuka stieg der Geschmack bitterer Galle in die Kehle. Es war geschehen – das hieß, die Frau war nun ins Koma gefallen und schlief nun einen Schlaf, aus dem sie vermutlich nicht wieder erwachen würde. Yuka biss die Zähne zusammen und sandte ihr Chakra in einem einzigen, blauen Strom in die Frau. Komm zurück, formten ihre Lippen lautlos, als sie die Augen schloss und in das eintauchte, was manche Menschen die Seele nannten. Komm zurück! Ihre Stimme hallte in einem leeren Raum wider. Vergeblich. Sie konnte nichts mehr finden, kein Zeichen von Individualität, kein Rest von Leben. Nur Dunkelheit lauerte im Körper der Frau, ächzende, beängstigende Leere, die plötzlich von allen Seiten auf Yuka einströmte und sie zu erfüllen drohte. Hastig zog Yuka sich zurück und liess sich, noch immer mit geschlossenen Augen, auf ihre Fersen zurücksinken. Shikaru hinter ihr stand starr und stumm. Schließlich öffnete sie die Augen und sah auf Rafaelle nieder, deren Brust sich kaum noch hob und senkte. „Es tut mir leid um deine Schwester“, sagte sie leise zu Camille. Die nickte nur und strich mit einer Hand sanft über das ausdruckslose Gesicht. „Sie war immer so schwach“, sagte sie heiser. „Bei der Geburt ihres Kindes dachte man, sie würde sterben, aber sie weigerte sich. Sie tut es auch jetzt noch. Schwache Menschen können so unglaublich stark sein.“ Yuka stand vorsichtig auf und wurde sich plötzlich bewusst, wie viel Chakra die kurze Reise ins Innere der Frau gekostet hatte. Schwankend streckte sie die Hand aus und hielt sich an Shikaru fest. „Ist alles in Ordnung?“, fragte der besorgt und packte ihren Arm. „Ja“, sagte sie und wandte ihm den Rücken zu, um den Raum zu verlassen. Nur eine Sache auf der Welt gab es, das sie tun konnte, um ihre eigenen Schuldgefühle – egal wie irrational – zu vergraben: Arbeit. Aber draußen angekommen blieb sie wie angewurzelt stehen. Der Teil ihres Geistes, der über die Elementardrachen mit Ino-San verbunden war, begann plötzlich, Alarm zu schlagen. Aufkeuchend taumelte sie, als sie in Sekundenschnelle erlebte, was der Ärztin zustiess: Stechender Schmerz im Kopf, der sich über das Rückgrat hinaus in Schultern, Arme und Rücken ausbreitete, liess sie sich zusammenkrümmen und ihr schwarz vor Augen werden. Keuchend versuchte sie Luft zu holen und sank zu Boden, hilflos bemüht, kein Geräusch von sich zu geben. Die Wellen des Schmerzes schien kein Ende zu nehmen, und doch wusste sie, dass dies nur der Bruchteil der Intensität dessen verspürte, was Ino-San wahrnahm. Vorsichtig versuchte sie, die Bindung zu lockern, während sie gleichzeitig nichts mehr wollte, als der kranken Frau ihre Schmerzen abzunehmen. Die Ärztin litt so sehr, dass Yuka die Tränen in die Augen schossen. Sie blieb, wo sie war – auf den Erdboden – und weinte leise, während die Ärztin die von ihr entwickelte Methode der Schmerzrezeptorunterdrückung langsam und qualvoll anwandte, erschöpft von der harten Arbeit. Langsam liess der Schmerz nach und sowohl Ino-San als auch Yuka hockten auf ihren Fersen, zitternd und tränenblind – als Yuka plötzlich spürte, wie sich jeder Muskel im Körper der Ärztin aufbäumte und in Bereitschaft versetzt wurde. Sie sah die Gegner nicht, gegen die die Ärztin sich zur Wehr setzen musste. Stattdessen verfolgte sie, wie Ino-San sich innerhalb von Sekunden kampfbereit machte, wie schnell ihre Reflexe zum Einsatz kamen, die sie jahrelang trainiert hatte. Aber Yuka wusste, dass die Kampfbereitschaft der Ärztin nicht helfen würde. Von dem, was sie wage wahrnahm, waren die Gegner in der Überzahl, und Ino-San war müde und geschwächt. Sie konnte gar nicht gewinnen, aber sie kämpfte, wehrte sich mit allem, was sie hatte – Wissen, Erfahrung, mentale Stärke - Und abrubt wurde die Verbindung unterbrochen und Yuka war allein. * * * Ende des Kapitels * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)