Hidden Flowers III von june-flower (Die letzte Reise) ================================================================================ Prolog: Jenseits der Stille --------------------------- A/N Herzlich willkommen zu einer neuen Ära Hidden Flowers! *lach* Ich freue mich, wenn jemand hierhergefunden hat. Alte und neue Bekannte sind gleichermaßen gern gesehen und sollen hier herzlich willkommen geheißen werden. Ich hoffe, die Geschichte ist das, was ihr erwartet, und wenn nicht, dass ihr vielleicht Gefallen daran findet. Für alle, die schon etwas länger dabei sind: Circa zwei Jahre sind nach Yukas und Shikarus JouNin-Prüfung vergangen... Und obwohl die beiden nach wie vor die Hauptfiguren sind, werden noch weitere altbekannte Charaktere diesmal eine wichtige Rolle spielen! Es sind unter anderem meine Lieblinge dabei^^ Nun, genug geredet. Vorhang auf für den dritten und abschliessenden Teil von Hidden Flowers! ~***~ Prolog - Jenseits der Stille Irgendwo im Nirgendwo, Norden des Feuerreiches Die grüne Lichtung, weit entfernt vom Stöhnen und Wimmern der Kranken war eine Oase der Ruhe und der Stille. Leise betrat die Frau die Lichtung und legte eine Hand an die dunkle Rinde eines Baumes. Rau und fest - und voll mit Leben. Langsam begannen die Blätter, einen sanften Rotschimmer anzunehmen. Die Zeit der flammenden Bäume würde bald beginnen. Vorsichtig liess sich neben dem Bach auf den weichen Grasboden sinken. Sie trank, so viel sie konnte, schöpfte mit beiden Händen daraus und wusch sich ihr Gesicht. Ihr Spiegelbild weckte widersprüchliche Gefühle in ihr. Noch immer waren ihre Augen von einem hellen, leuchtenden Blau, ihr Gesicht noch immer blass und umrahmt von ihrem schulterlangen, blonden Haar wie von einem Heiligenschein. Aber auf den zweiten Blick bemerkte man die Falten, die sich um ihre Augen eingegraben hatten - Zeichen der Müdigkeit - oder der Zug der Erschöpfung, der um ihre Mundwinkel lag. Ino strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück und wunderte sich, was Andere noch in ihr sahen - was Shikamaru noch in ihr sah. Sie seufzte leise. Langsam war die eine Stunde vorbei. Yukatsuki würde sich schon Sorgen machen. Yukatsuki... Dieses Kind. Obwohl sie nicht einmal halb so alt war wie Ino, war sie bereits erwachsen... Und dennoch kam Ino nicht umhin, die Adoptivtochter des Hokage als Kind zu betrachten. Sie war so humorvoll, so offen, manchmal ein bisschen naiv und viel zu ernst für ihr Alter... Alles, was Ino gerne gewesen wäre. Yukatsuki war ein gutes Mädchen. Derjenige, der sie einst heiraten würde, konnte sich glücklich schätzen. Und da dieser Gedanke geradewegs zu ihrem eigenen Sohn führte, musste sie lächeln. Der Junge war eine merkwürdige Mischung aus ihr und aus Shikamaru geworden. Shikaru brauchte nichts zu sagen. Die Blicke, die er Yukatsuki zuwarf, sagten genug für Inos mütterliche Instinkte - aber weil sie seine Mutter war, wusste sie auch, dass es nur Blicke waren. Nicht mehr. Mit lautem Krächzen flog ein schwarzer Rabe über ihren Kopf hingweg und riss sie aus ihren Gedanken. Ino legte den Kopf in den Nacken und verfolgte seinen Flug über die Baumwipfel hinweg. Der blaue Himmel - unter dem selben Himmel war auch Shikamaru irgendwo unterwegs. Shikamaru. Der Himmel war blau. Das heisere Krächzen des Raben zersplitterte die Stille in tausend spitze Scherben. Kurz schloss Ino die Augen und atmete tief durch. Dann erhob sie sich und wandte sich den Weg zurück, den sie gekommen war. Nicht nur Yukatsuki und Shikaru warteten auf sie, sondern auch Menschen, die ihre Hilfe brauchten. Ein Schatten zog vor die Sonne. Erschrocken blieb Ino stehen, aber alles um sie herum war schwarz geworden. Helle Schlieren begannen langsam und dann immer schneller vor ihren Augen zu drehen. Gleichzeitig wurde ihr kalt - so kalt, dass sie begann, unkontrolliert zu zittern. Sie versank in einem Meer aus Finsternis und Kälte, unfähig, sich zu rühren, unfähig zu schreien. Ein Gewicht auf ihrer Brust wurde schwerer und schwerer - und als ihre Hände vor die Augen riss, verstand sie endlich, dass die Dunkelheit nicht wirklich war. Es war sie selbst, der schwarz vor Augen geworden war. Taumelnd trat sie einige Schritte vor - und ein stechender Schmerz durchfuhr sie mit einem Übelkeit erregenden Gefühl. Unter ihr knickten ihre Beine ein, sie liess sich auf den Boden sinken. Shikamaru... Shikamaru! Er war nicht hier. War das jetzt ihr Ende? Ino kannte dieses Gefühl. Und sie kannte diese Schmerzen. Sie hatte immer gewusst, dass sie eines Tages zurückkehren würden... Dass sie sie seit Shikarus Geburt nicht mehr gespürt hatte, hatte Erleichterung hervorgerufen, aber dennoch war sie sich sicher, dass es nicht ewig so bleiben würde. Sie hatte ihre Bedenken mit niemandem geteilt. Warum auch? Sie wollte Hinata keine Sorgen machen - und auch Shikamaru nicht. Shikamaru... Beim Gedanken an ihren Ehemann bäumte sich etwas in ihr auf. Es war ein ungleiches Kräftemessen, denn der Feind, gegen den Ino zu kämpfen hatte, war ihr eigener Körper und sie war geschwächt durch die anstrengende Arbeit der vorhergehenden Tage. Die Augen geschlossen und die Zähne zusammengebissen, das Gesicht zu einer Grimasse des Schmerzes verzogen, konzentrierte sie die kümmerlichen Reste ihres Chakras auf die Aufgabe, den Schmerz zurückzudrängen, der in flammenden Wellen durch sie hindurchjagte. Ihre Hand verkrampfte sich im Stoff ihres violetten Tops und der grünen Weste, als nichts geschah. Es war schwer, sich zu konzentrieren, wenn etwas so schmerzte... Shikamaru. Shikaru. Inoshia... Sie wünschte sich zurück nach Hause - und wusste im selben Augenblick, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Hinata wäre in Konoha gewesen... Doch den besorgten Gesichtsausdruck der Ärztin sehen zu müssen, wäre zu viel für Ino gewesen. Diese Mischung aus Sorge, Selbstvorwürfen - und dem allerschlimmsten: Mitleid. Inoshia. Sie hatte sich nicht einmal von ihrer Tochter verabschieden können... Sie konnte jetzt nicht aufgeben. Quälend langsam sammelte sie erneut die kümmerlichen Reste ihrer übriggebliebenen Kraft und konzentrierte jede Faser ihres Wesens auf ihr Innerstes. Das schwarze Loch, welches in ihr herrschte, kannte sie zu gut... Sie wusste, jegliches Chakra würde an es verschwendet sein. Stattdessen fokussierte sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Nervenbahnen. Noch einmal fuhr das Gefühl des Schmerzes wie ein scharfes Schwert durch sie hindurch, und sie biss sich auf die Lippen, bis sie salziges Blut schmeckte. Langsam, viel zu langsam, liess der Schmerz nach, als Ino ihren Körper betrog. Er würde erneut zurückkehren, wieder mit aller Gewalt über sie hereinbrechen, das wusste sie. Bis dahin war sie hoffentlich wieder in der Lage, genug Chakra schmieden zu können... Zweieinhalb Tage langer Reise und fast zwei Tage harte Arbeit hatten ihre Reserven beinahe zur Gänze aufgebraucht. Zitternd erhob sie sich und musste sich an einem Baum abstützen. Gut, dass niemand - Yukatsuki oder Shikaru - sie gesehen hatte... Sie war vermutlich wieder leichenblass. Sie konnte nichts tun. Nichts gegen ihre Blässe, nichts gegen den bitteren Geschmack der Niederlage in ihrem Mund, nichts gegen ihre verkrampften, zitternden Hände. Hätte sie gekonnt, hätte sie gelacht, aber es kam nur ein trockenes Geräusch aus ihrer Kehle. Sie sollte den Menschen dort helfen - aber sie hatte nicht einmal die Kraft, sich selbst zu helfen. Wind fuhr durch die Baumkronen und blies ihr einige Haare ins Gesicht. Mühsam hob sie eine Hand und strich die Strähnen beiseite. Vom schwarzen Raben, der zuvor über der Lichtung gekreist hatte, war nun nichts mehr zu sehen. Oder zu hören... Plötzlich wurde sie gewahr, wie still es geworden war. Keine Vögel sangen. Der Wind schwieg. Misstrauisch blickte Ino sich um. "Ist da jemand?", fragte sie in die Stille rings um sie hinein. Niemand antwortete ihr. "Ich weiß, dass ihr da seid! Zeigt euch!" Es waren mehrere Menschen. Und mit dieser Erkenntnis setzten bei Ino ihre Instinkte ein: Angst, Schmerz und Schwäche waren wie weggeblasen. Ruhig richtete sie sich auf und lauschte in den Wald hinein, der sie umgab. Ihre blauen Augen blitzten konzentriert, ihre linke Hand hielt sie absichtlich im Schatten ihres eigenen Körpers, damit die Angreifer nicht sehen konnten, dass sie bereits drei Wurfmesser in der Hand hielt. Sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass sie es mit fünf oder sechs Gegnern zu tun hatte. Sie kamen von allen Seiten, schlichen sich lautlos an sie heran. Vosichtig bewegte sich Ino weiter nach rechts, bis sie die harte Rinde des großen Baumes in ihrem Rücken spüren konnte. Die Wand im Rücken hieß normalerweise, dass ihr kein Fluchtweg blieb, aber es war ihr lieber, wenn sie sich sicher sein konnte, dass niemand sich hinter ihr würde anschleichen können. Ohne zu blinzeln, starrte sie in das grüne Dickicht des Waldes. Ein Ast knackte. Ino runzelte die Stirn. Natürlich hatte sie die Gegner schon entdeckt - aber wussten diese das? Die blonde Kunoichi knirschte mit den Zähnen. Fünf Gegner – Das bedeutete Schwierigkeiten. Normalerweise wäre es für einen Konoha-Nin zwar schwierig, aber nicht unmöglich, es mit fünf Gegnern gleichzeitig aufzunehmen - aber sie war... Im Nachteil. Mehr als jeden anderen wünschte sie sich in dem Moment Shikamaru an ihre Seite. Ihren langjährigen Partner, ihren Gefährten, ihre zweite Hälfte... Er hätte mit Sicherheit bereits die Situation analysiert, eine Strategie entwickelt und einen Weg gefunden, ihre und seine Fähigkeiten so effizient zu koordinieren, dass ein Sieg über fünf Angreifer eine Leichtigkeit gewesen wäre. Aber wie es aussah, war Shikamaru nicht da und sie musste sich auf sich selbst verlassen... Der Angreifer von links, der die Lichtung zuerst erreichte, wusste nicht, wie ihm geschah. Plötzlich flogen drei Wurfmesser auf ihn zu. Gekonnt sprang er zurück - da nagelten ihn die nächsten drei Messer an den nächsten Baum hinter ihm. Im Schatten der ersten Messer hatte er sie nicht kommen sehen... Früher hätte die junge Ino für das "Nicht-Nachfragen-Einfach-Erledigen-Prinzip" des Kampfes plädiert. Aber sie war nicht mehr jung und heute war nicht Früher. Mit hektischen Bewegungen versuchte der Angreifer, sich von dem Baum zu befreien - ergebnislos. Ohne ihn zu beachten, zielte Ino ihre nächsten Wurfsterne auf den nächsten Angreifer - und sah sich plötzlich umringt von vier Shinobi, die nach ihr traten, stachen und schlugen. Anscheinend versuchte man sie kampfunfährig zu schlagen, ohne sie allzusehr zu verletzen... Was bedeutete, dass man sie entführen wollte. Und das war das Letzte, was Ino wollte. Sie versuchte mit aller Kraft, sich zu halten. Aber sie merkte sie deutlich, dass sie an Kraft verlor. Ein Messer traf sie und hinterliess eine flache, aber lange Schnittwunde in ihrem rechten Arm. Sie bemerkte den Schmerz nicht. Sie spürte die Angriffe mehr, als dass sie sie sah... Ein Gegner kam auf sie zu und sie riss das Bein hoch, um ihn zu treten, und biss die Zähne zusammen, weil es sich anfühlte, als bewege sie sich langsam und schwerfällig wie ein Walross. Ihr Fuß traf auf Widerstand und ein erschrockener, spitzer Schrei erklang. Inos Tritt warf ihn zwei Meter nach hinten, wo er mit dem Rücken auf die Erde prallte und aufstöhnend liegen blieb. Sofort liess ein Anderer von ihr ab, um nach dem Verletzten zu sehen. War das das Verhalten von Shinobi? War es nicht Pflicht, zuerst die Gegner zu erledigen, bevor man sich um die eigenen Verletzten kümmerte? Und sowieso - hatten sie nicht bemerkt, dass Inos Tritt unmöglich genug Kraft beeinhaltet haben konnte, um einen Mann zu töten? Drei Gegner hatten sich in einem Kreis um sie aufgebaut. Verbissen sammelte die das noch verbliebene Chakra unter ihren Fußsohlen, stellte fest, dass es nicht genug war, und katapultierte sich trotz allem in die Luft. Sie schlug ein Salto und kam ausserhalb des Kreises der Gegner wieder auf, den Rücken gegen einen anderen Baum gepresst. Sie konnte Shikamaru praktisch sagen hören, dass sie sich selbst in die Ecke trieb... Schwer atmend blieb sie stehen, die Füße verlagert, die Hände abwehrend gehoben. Blitzschnell reagierten ihre drei Gegner und wirbelten herum. Dabei rutschte dem einen Angreifer die Kapuze vom Kopf. In einem Atemzug nahm Ino das Gesicht in sich auf, registrierte den Ausdruck auf dem Gesicht und die Haltung der restlichen vier Kämpfer. Dann schnellte ihr Blick herum, um den am Boden liegenden Gegner anzusehen, der vom Fünften gehalten wurde. Auf seine Ellenbogen gestützt, war auch seine Kapuze verrutscht, genauso wie die der Person, welche ihm geholfen hatte. Lange, braune Haare fielen ihr in die Augen, als sie Inos Blick böse erwiderte. Es herrschte völlige Stille auf der Lichtung. Absolut perplex starrte Ino ihre Gegner an, dann setzte eine schreckliche Erkenntnis ein. Sie hatte gegen sie gekämpft? Unfähig, etwas anderes zu tun, öffnete sie ihren Mund. "Aber ihr... Ihr seid doch...!" Etwas raschelte in der dichten Krone des Baumes über ihr. Ino hatte keine Zeit mehr ihre eigene Unachtsamkeit zu verfluchen geschweige denn zu reagieren... Ein Schlag traf mit brutaler Präzision ihren Kopf. Unheil verkündend kreiste der schwarze Rabe über der Lichtung und krächzte. ~ Ende des ersten Kapitels ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)