WILL YOU GO TO PROM WITH ME?! [Squalo X Reader] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: WILL YOU GO TO PROM WITH ME?! ---------------------------------------- Die Sonne scheint viel zu hell. Du schirmst deine Augen mit der Hand ab und blinzelst, während du dich auf dem Schulgelände umsiehst. Wo ist der Idiot nur schon wieder...? Gut, jetzt hast du genug nach ihm Ausschau gehalten. Er wird später nicht behaupten können, du hättest ihn nicht gesucht. Obwohl – er wird dir dennoch die Schuld geben. Dabei ist er es doch, der zum wiederholten Male den Unterricht geschwänzt hat. Und wenn er sich dann nicht mal eigenständig die Unterrichtsmaterialien (das Thema von heute: 'Warum Leichen, die man in ein Gewässer wirft, mit Zement oder Eisenketten beschwert werden müssen') abholt, die du extra für ihn mitnimmst, kannst du auch nichts machen. Du wirst ihm sicherlich nicht hinterher laufen, weil er dein bester Freund ist. Weil er dein einziger Freund in dieser Schule ist. Ach, verdammt. Leise vor dich hinfluchend gehst du unter den Bäumen den Weg entlang, der einmal das komplette Gelände umrundet. Wenn man jemanden sucht, ist es immer das Beste, einfach diesem Weg zu folgen. Meistens findet man dann die gesuchte Person. (Wenn besagte Person nicht gerade außerhalb des Geländes einen Kampf austrägt, obwohl die Schüler das Gelände gar nicht verlassen dürfen...) Ein lauter Knall hallt über den ganzen Hof. Irgendjemand hat schon wieder eine Schusswaffe reingeschmuggelt. Du verdrehst die Augen. Es ist ja verständlich, dass man hier, wo die nächste Generation der italienischen Mafia ausgebildet wird, eine Waffe haben will – schließlich steht das Töten auf der Tagesordnung und unter den Schülern herrscht allgemein großes Misstrauen wegen der Spannungen zwischen den verschiedenen Familien. Sogar du selbst hast eine Neunmillimeter in deinem Zimmer unter der Matratze versteckt; aber du bist schlau genug, damit nicht am hellichten Tag auf dem Schulhof herumzuballern. Das Misstrauen gegenüber deinen Mitschülern ist wohl der Grund, weshalb du lange Zeit gar keine Freunde in diesem Internat gehabt hast. Dein Großvater, der Boss der Farfalla Famiglia, hat dir immer wieder eingebläut, niemandem zu vertrauen, der nicht zu der eigenen Famiglia gehört. Nur leider ist eure Famiglia nicht besonders groß und du bist ihr einziges Mitglied an dieser Schule. Während sich die anderen unterhielten und Späße machten – wenn auch immer mit einer gewissen Distanz zwischen ihnen, die nur die wenigsten zu überbrücken wussten – bliebst du immer allein in deiner Ecke im Klassenraum, in deinem Zimmer oder auf der einsamen Bank hier auf dem Schulhof, um Musik zu hören, zu lesen und die anderen zu beobachten. Und dann war er förmlich aus dem Nichts aufgetaucht. Hatte plötzlich vor dir gestanden, als du an einen Baum gelehnt im Gras saßt, an einem Sommertag ganz ähnlich dem heutigen. Du hattest von deinem Buch aufgesehen, weil irgendetwas seinen Schatten auf die Seite warf, die du gerade zu lesen versuchtest. Er war in deiner Klasse und er hieß Squalo. Außerdem fuchtelte er gerne mit einem Schwert herum und er konnte sich anscheinend nur schreiend verständigen. Das war alles, was du zu diesem Zeitpunkt über ihn wusstest. Und der Rest war dir eigentlich auch egal. „Was willst du?“, fragtest du, als er nur stumm auf dich hinabsah. Er sah so aus, als wäre er wütend, aber dir fiel nicht ein, was du ihm getan haben könntest. Ein paar Sekunden lang antwortete er nicht. Jedoch sah er aus, als würde er jeden Moment losschreien – und du bereitetest dich darauf vor, die Hände auf die Ohren zu pressen. Als er dann etwas sagte, klang seine Stimme allerdings bemüht ruhig. Es schien fast, als bereitete es ihm tatsächlich Schwierigkeiten, normal zu reden. „Was liest du da?“ Du sahst ihn irritiert an. „... Ein Buch.“ Er zog die Augenbrauen zusammen, schien sich jedoch abermals zu beherrschen. „Das sehe ich. Aber welches?“ Immer noch verwirrt klapptest du es zu und zeigtest ihm das Cover, damit er den Titel lesen konnte. Er nickte. „Aha.“ Zwar freutest du dich in diesem Moment darüber, das allererste Mal ein alltägliches Gespräch mit einem deiner Mitschüler zu führen, aber du konntest nicht umhin, es – nun ja – komisch zu finden. Wollte er dich vielleicht nur verarschen? Machte er sich über dich lustig? Aber da war nichts Lustiges an dem Buch oder daran, dich zu fragen, wie es hieß. Es wurde noch komischer. Squalo setzte sich neben dich ins Gras und fragte in angestrengtem Plauderton: „Und, ist es gut?“ Du runzeltest die Stirn, rücktest ein Stück von ihm weg. „Ja, schon.“ „Ich hab auch mal ein Buch gelesen“, fuhr er fort. „Ist aber schon länger her.“ Etwa vier Sekunden starrtest du ihn an, dann begannst du zu lachen. Squalo fand das gar nicht lustig. „W-Was ist?!“, fuhr er dich an und ein leichter Rotschimmer erschien auf seinen Wangen. „Ich, also...“ Du gabst dir alle Mühe, deinem Gesicht wieder einen ernsten Ausdruck zu geben. „Tut mir leid... Ist schon okay. Vergiss es. Wie hieß das Buch?“ Und von da an ging das Gespräch angenehm ungezwungen weiter. Bald spracht ihr nicht mehr über Bücher sondern auch über Filme, die Schule, eure Mitschüler, die Mafia, Musik, globale Erwärmung und worüber man halt sonst noch so redet. Ihr unterhieltet euch, bis es Abend wurde und gingt dann zum gemeinsamen Abendessen in der Schulmensa. Squalo wurde nur sehr selten laut, wenn er mit dir redete. Er war auch nicht so grob, wie er es zu allen anderen (ob nun männlich oder weiblich) war. Es dauerte nicht lange, und ihr zwei wart unzertrennlich. Du fandest heraus, dass Squalo die meisten Leute hier, einschließlich der Lehrer, verabscheute. 'Unterbelichtete Schwächlinge' nannte er sie oft. Warum er dich weder für unterbelichtet noch für schwach hält oder warum er dich an jenem Tag angesprochen hat, hat er dir allerdings nie gesagt. Wann immer du danach fragst, lenkt er ab oder ignoriert dich, bis du ein anderes Thema anschneidest. Squalo hält auch nicht viel von Regeln. Er muss ständig nachsitzen und wird manchmal sogar für einige Tage suspendiert – was du ihm immer sehr übel nimmst. Du selbst bist zwar auch nicht gerade das, was man folgsam nennen würde, aber es ist dasselbe wie mit der Neunmilimeter unter deiner Matratze; du lässt dich einfach nicht erwischen. Inzwischen hast du fast das ganze Gelände abgesucht. Du überlegst, ob du dich in das Wohnhaus der Jungen schleichen und in sein Zimmer einbrechen sollst, um ihm die Sachen auf den Tisch zu legen – wegen der aufgebrochenen Tür hätte er dann selber Schuld! -, als du einen unverkennbaren Kampfschrei hörst. „VOOOI!“ Du lächelst. Immer der lauten, aggressiven Stimme nach... Als du um die Ecke des Hauptgebäudes biegst, siehst du Squalo zwischen ein paar ohnmächtigen Mitschülern stehen, sein weißes Hemd mit Blut bespritzt. Mit genervtem Blick bleibst du stehen. „Squalo... Sind die tot?“ Er tritt einem von ihnen in die Seite, der daraufhin leise vor Schmerzen aufstöhnt. „Nö.“ Erst jetzt hebt er den Kopf und grinst dich stolz an, als erwartete er Lob für das Blutbad, das er hier schon wieder angerichtet hat. Mit einem resignierten Seufzen ziehst du die Augenbrauen zusammen. „Und dafür hast du geschwänzt? Dafür hast du mich im Unterricht alleine gelassen?“ Das Grinsen auf Squalos Gesicht verblasst allmählich, als er an seinen Opfern vorbei zu dir stapft. „Die haben mich herausgefordert!“ „Jaja“, sagst du und wedelst ungeduldig mit der Hand. „Was auch immer. Du solltest dein Hemd wechseln, sonst wissen die gleich, wer es war. Wird eh nicht lange dauern... Schließlich wissen sie inzwischen, wie das aussieht, wenn du auf jemanden mit deinem Schwert losgehst.“ „Ich bin nicht auf sie losgegangen“, beharrt Squalo und klingt beleidigt. „Die haben mich herausgefordert.“ „Ändert nichts daran, dass du es warst. Übrigens hab ich deine Zettel...“ Du wühlst in deiner Tasche herum und drückst sie ihm in die Hand. „Ist nicht allzu schwer, die solltest du auch ohne meine Hilfe bearbeiten können.“ „Natürlich kann ich das!“, erwidert er heftig, aber ohne zu schreien. „Ich bin ja nicht dumm!“ Später am Abend klopft er an deine Tür und fragt dich, ob du ihm mit den Zetteln helfen kannst. Zum Ende des Schuljahres gibt es an der Mafiaschule einen Abschlussball. Er findet in der Veranstaltungshalle statt, die sonst nur für Schulaufführungen (Mafia School Musical!) benutzt wird. Das Jahr ist fast zu Ende. Es wird dein erster Ball – deine erste Tanzveranstaltung überhaupt – sein. Letztes Jahr hat der Ball nicht stattfinden können, weil der Sponsor der ganzen Veranstaltung von einem verärgerten Schüler umgebracht worden ist, der kein Date abbekommen hatte. Aber dieses Mal wirst du wohl sowieso nicht hingehen. Du glaubst kaum, dass dich irgendein Junge in der Schule fragen wollen würde, ob du mit ihm gehst; schließlich ist da immer noch diese natürliche Distanz, die wie eine massive Mauer auf deine Mitschüler zu wirken scheint – bis auf Squalo, freilich. Dass er dich fragt, hältst du jedoch auch für völlig ausgeschlossen. Er hat oft genug gesagt, dass er solche Veranstaltungen 'beschissen' findet. Und – alleine hingehen? Nicht mal 'als Freunde' mit Squalo? Oh nein, sicher nicht. Nun ja, es kommt anders. Ihr sitzt draußen auf deiner Lieblingsbank – na gut, du sitzt dort und hörst Musik, während Squalo einen unheimlich spannenden Kampf mit dem nächsten Baum austrägt. Wenn er später nicht zur Varia gehen würde, könnte er Baumfäller werden. Seit heute Morgen ist er irgendwie... anders als sonst. Er scheint angespannter zu sein, sich um irgendetwas Gedanken zu machen. Du hast ihn danach gefragt, aber er meinte nur, du würdest dir das einbilden. Du bist dir sicher, dass es nicht so ist. Er redet auch weniger als sonst. Normalerweise spricht er mehr als du – meistens über die anderen und wie dumm und schwach sie doch alle sind. Aber heute nicht. Heute beschäftigt ihn etwas anderes. Als der Baum jämmerlich um Gnade winselt (in Squalos Kopf), lässt er schließlich von ihm ab und setzt sich neben dir auf die Bank. „Alles klar?“, fragst du heiter und nimmst die Kopfhörer ab. Er nickt. „Willst du mir jetzt sagen, was mit dir los ist?“ Er schüttelt den Kopf. Du seufzt. Konversation Ende. Es ist schon wieder Abend, als Squalo endlich all seinen Mut zusammenkratzen kann, um das zu tun, was er sich am Morgen vorgenommen hat. Er hätte nie gedacht, dass etwas so Banales so schwierig sein kann... Und dann auch noch für ihn. Dabei hält er sich eigentlich für jemanden mit einem gesunden Selbstbewusstsein. Inzwischen befindet sich kaum noch jemand auf dem Gelände. Die Sonne geht gerade unter und ihr zwei seid auf dem Weg zu den Wohnhäusern, als Sqaulo neben dir sich räuspert und unbehaglich mit seinem Schwert rumzuhantieren beginnt. (Sie haben es bisher nicht gewagt, es ihm wegzunehmen, daher hat er es immer noch.) Du siehst mit fragendem Blick zu ihm auf, doch er sagt nichts. „Was ist?“, fragst du schließlich. „N-Nichts.“ Verdammt, denkt er sich. Was soll der Scheiß?! Es ist nur eine einfach Frage! Schulternzuckend blickst du wieder nach vorne, hebst dann die Hand zum Abschied. „Also dann – wir sehen uns morgen, würde ich sagen.“ Und damit gehst du Richtung Mädchenwohnhaus. Du bemerkst nicht, dass Squalo wie angewurzelt stehen geblieben ist und auf deinen Hinterkopf starrt, als wolle er ihn röntgen. Du bist schon gute drei Meter von ihm entfernt, als er die Hände zu Fäusten ballt und deinen Namen nennt. „...?“ Du bleibst stehen und drehst dich um. Squalo holt tief Luft- „WILLST DU MIT MIR ZUM BALL GEHEN?!“ Seine Stimme ist so laut, dass du das Gefühl hast, er würde die überraschenden Worte direkt in dein Ohr brüllen. Du öffnest den Mund, willst etwas erwidern, doch da schreit er schon weiter. „ICH WERD AUCH 'NEN ANZUG KAUFEN UND DU KANNST EIN SCHÖNES KLEID ANZIEHEN! UND DU KANNST ZUSEHEN WIE ICH TANZE UND EINSEHEN, DASS ICH DER BESTE BIN!!“ Die anschließende Stille scheint in deinen Ohren zu dröhnen. Du bist dir absolut sicher, dass jeder Mensch im Umkreis von einem Kilometer seinen kleinen Vortrag gehört haben muss. „Ähm... okay?“, sagst du etwas unbeholfen und bemerkst, dass du deine eigene Stimme nur dumpf wahrnimmst. „Aber Squalo, das hättest du auch normal fragen können. Außerdem... kannst du überhaupt tanzen?“ Squalos Gesicht, vorhin noch nur leicht gerötet, läuft jetzt puterrot an. „VOOOI! Und ob ich das kann!“ Zumindest hat er seine Stimme jetzt wieder auf einen normalen Lautstärkepegel gebracht. Du musst lachen. „Ist ja gut, war ja nur eine Frage!“ „Gut“, erwidert er schnaubend und wendet sich ab. „Dann wär' das ja geklärt! Gute Nacht!“ Und ohne ein weiteres Wort verschwindet er im Jungenwohnhaus. Du beeilst dich ebenfalls mit dem Reingehen, als du bemerkst, wie die ersten Leute an den Fenstern zu gaffen beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)