Spiegelverkehrt von Ur (Liebes Tagebuch, ...) ================================================================================ Kapitel 11: Tagebuchüberraschungen ---------------------------------- Das Kapitel ist zwar kurz, aber der Cliffhanger am Ende musste unbedingt sein ;) Nehmt es mir nicht allzu übel, ich werd das nächste dann vermutlich schon morgen hochladen :) Viel Spap beim Lesen! Liebe Grüße, _______________________ Er blätterte durch seine Tagebücher. Konnte er Felix diese Bücher wirklich geben? Einige der Einträge waren wenig nett… aber es war ja immerhin nicht Sinn der Sache, seine Gefühle zu verschleiern, sondern sie so, wie sie nun einmal waren, vor Felix auf den Tisch zu knallen. Oder irgendwie so in der Art. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Alle waren mit irgendwem zusammen. Nicci zumindest fast, denn scheinbar hatte sich Lennard von seiner Freundin getrennt und sich dafür entschieden, es mit Nicci zu versuchen. Er hätte nie gedacht, dass er das einmal über sich selbst denken würde, aber: Zum Teufel noch mal, er wollte auch endlich eine Beziehung. Und zwar mit Felix! Er wollte Felix für sich haben, ihn küssen dürfen, ihn bei sich haben. Keine Angst mehr haben müssen, wenn Felix mit Christian redete, oder wenn sie zusammen auf eine Party gingen. Leon hatte das Gefühl, seine Unterlippe würde bald arg durchgekaut aussehen, so sehr malträtierte er sie mit seinen Zähnen. Sollte er noch einen letzten Eintrag schreiben? Einen ganz bewussten, so eine Art Liebeserklärung? Er konnte sich doch so schlecht ausdrücken… Aber er wusste, dass Felix es vielleicht direkt ‚hören’ wollte. Bisher hatte Leon diese Dinge nur geschrieben, weil er sicher gewesen war, dass niemand es lesen würde. Aber nun… war er sich dessen sicher. Nervös kramte er nach einem Kugelschreiber und setzte den Stift auf. Lieber Felix, das ist der erste Eintrag, den ich bewusst an dich schreibe, und von dem ich weiß, dass du ihn bald lesen wirst. Du kennst mich besser als die meisten Menschen und weißt deswegen ja auch, dass ich ein Idiot bin, der mit seinen Gefühlen nicht umgehen kann… und ausdrücken kann ich mich auch nicht wirklich. Ich hab dich am Anfang wirklich verabscheut. Weil ich dich toll fand, obwohl du ein Kerl bist. Es hat mehrere Jahre gedauert, bis ich das endlich akzeptiert hab. Und als ich endlich kapiert hab, dass ich total verschossen in dich bin, da hatte ich Schiss, es dir zu sagen. Und jetzt wird es langsam Zeit, weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, ohne dich zu sein. Ich kann kaum glauben, dass ich diesen ganzen sentimentalen Scheiß hier schreibe… das passt nicht zu mir. Aber du bist der Einzige, der so was aus mir rauskitzeln kann. Deswegen wollte ich dir noch ein letztes Mal schreiben, bevor ich dir das hier in die Hand drücke. Ganz ehrlich und so wie es eben ist: Ich bin in dich verliebt. dein Leon Das Ganze war grausam schmalzig. Er strich das ‚dein’ wieder durch und überflog den Murks, den er geschrieben hatte. Herrgott… seit wann konnte er so etwas schreiben? Felix hatte wahrlich ein Wunder an ihm gewirkt. Er spielte noch eine Weile mit dem Kugelschreiber herum und brach den Klemmer ab, dann warf er ihn auf seinen Couchtisch und schlug das Tagebuch zu. Er angelte nach dem Telefon und tippte eine SMS an Felix, der ja immer noch in der Uni war, während Leon schwänzte. Er würde es dem Anderen lieber schon mitteilen, dass er etwas von Leon bekommen würde… denn sonst machte er am Ende noch einen Rückzieher. Sein Herz hämmerte – zur Abwechslung – wie verrückt. »Kommst du nach der Uni zu mir? Ich will dir mein Tagebuch zu lesen geben.« Das war sehr direkt. Aber es wurde langsam Zeit, dass er Klartext redete. Er würde Felix sein Tagebuch geben. Leon war sich nicht sicher, ob er nicht vor Aufregung sterben würde, bevor Felix nach der Uni bei ihm ankam. Dann holte er einmal tief Luft und schickte die SMS ab. »Ich kann doch nicht deine Tagebücher lesen! Das ist viel zu intim!« Die Antwort kam dermaßen schnell, dass Leon sich fragte, ob Felix sein Handy im Anschlag gehabt hatte. »Deswegen sollst du sie ja lesen. Tu mir den Gefallen.« Da auf diese SMS keine Antwort mehr kam, ging er davon aus, dass Felix sich seiner Bitte ergeben würde. Sonst müsste er es ihm halt laut vorlesen. Das war immer noch besser als eine frei gesprochene Liebesbekundung. Wie ein Irrsinniger tigerte er durch sein Zimmer, räumte sogar auf, weil er so aufgeregt war und sich irgendwie ablenken musste, spielte ein wenig Bass und aß zwei ganze Tafeln Schokolade, wonach ihm ziemlich schlecht war. Dann klingelte es an der Tür. Seine Eltern waren nicht zu Hause und so rannte er die Treppe hinunter, fluchte innerlich auf sein heftig hämmerndes Herz und öffnete. Der Brünette erschien mit seinem Rucksack unter dem Arm und lächelte ihm kaum merklich entgegen. »Hi«, sagte Leon und spürte das altbekannte, aufgeregte Flattern im Magen. Felix war bereits eingetreten und halb aus seinem Schuh geschlüpft, als er seinen Rucksack öffnete, den zweiten Schuh in die Ecke kickte und ein Buch hervor holte. »Was ist das?«, fragte Leon verwirrt und sah hinunter auf das Buch mit dem roten Einband. »Naja was wohl«, sagte Felix und zog sich seine Jacke aus, »mein Tagebuch!« Leon riss die Augen auf und starrte abwechselnd das Buch und Felix an. »Was?« Felix lachte. »Was ist denn daran so merkwürdig?«, fragte er amüsiert und ging vor Leon die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. »Du hast ein Tagebuch?«, fragte Leon völlig verdattert und sein Gehirn fühlte sich komplett überfordert angesichts dieser Tatsache an. »Ehrlich gesagt finde ich es bei dir überraschender als bei mir«, sagte Felix grinsend und warf sich in Leons Zimmer angekommen aufs Sofa. Er legte sein rotes Tagebuch auf den Tisch und sah Leon gespannt an. Der ging mit hämmerndem Herzen hinüber zum Schreibtisch, holte das schwarze Buch hervor und ging zum Sofa hinüber, ehe er sich neben Felix setzte und ihm sein Tagebuch hinhielt. Felix nahm es zögerlich. »Ich dachte mir, wenn du mir das gibst… dann muss ich dir was Gleichwertiges geben«, meinte er und strich behutsam über das Tagebuch, als könnte es jeden Moment zu Staub zerfallen. Leon schluckte. »Und… und willst du es jetzt lesen, während ich dabei bin?«, fragte er heiser. Felix lächelte. »Wir können tauschen und beide anfangen zu lesen«, schlug er vor. »Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du mich nicht hasst«, sagte er hastig. Felix sah ihn mit schief gelegtem Kopf an, dann beugte er sich vor und gab Leon eine leichte Kopfnuss. »Idiot. Als könnte ich das… Machen wir einen Deal und sagen einfach, dass wir danach nicht über das reden, was wir gelesen haben, ok?« Leon nickte. Sein Körper fühlte sich ziemlich taub an. Als hätten sie sich abgesprochen, standen sie auf, gingen hinüber zum Bett und legten sich nebeneinander auf den Bauch, jeder mit dem Tagebuch des jeweils anderen. Leon atmete einmal tief durch, dann klappte er das Tagebuch auf und begann mit hämmerndem Herzen zu lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)