Spiel mir das Lied von der Liebe von Himbeerkeks (Joey x Kaiba---> Kapitel 9 ist da :3) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Kapitel --------------------- 9. Kapitel Das erste Mal wachte Joey auf, als er merkte, dass Kaiba aus dem Bett aufgestanden war und das Zimmer verließ. Doch er schloss seine Augen wieder und versank im Land der Täume. Das nächste Mal erwachte er, als er sich umdrehte und merkte, dass die Bettseite neben ihm kalt war. Verwundert hatte er sich kurz aufgesetzt und festgestellt, dass Kaiba wohl nicht mehr zurückkehrt war. Dennoch legte er sich wieder hin und schlief weiter. Das letzte Mal, für diesen Donnerstagmorgen, wachte er auf, als ein Wecker, den wohl Kaiba gestellt hatte, unermüdlich und nervend klingelte. Verschlafen nuschelte er ein: „Fuck!“, krabbelte über Kaibas Bettseite und schaltete das störende Ding aus. Erschöpft ließ er sich sofort wieder ins Bett sinken und lag nun quer über beide Bettseiten. Doch er hatte nicht lange seine Ruhe. Kaiba erschien keine zehn Skunden später im Schlafzimmer und lehnte sich geschmeidig an den Türrahmen der geöffneten Tür. „Guten Morgen“, sagte dieser. „Das Frühstück ist schon da und steht im Wohnzimmer.“ Nicht sonderlich begeistert drehte sich Joey von ihm weg. „Ich frühstücke sowieso nicht, weck mich lieber in einer halben Stunde nochmal“, gab Joey von sich. „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“, betete Kaiba seufzend herunter und Joey konnte an dessen Stimmlage erahnen, dass er das dann und wann auch zu Mokuba sagte. Doch er konnte nicht anders, als die Situation erst mal abzuwägen und zu überlegen, wie hoch seine Chancen waren, dass er weiterschlafen konnte. Am Ende kam er zu dem Schluss, dass es wohl sowieso in einer sinnlosen Diskussion enden würde und stand auf. In seiner Vorstellung hatte er die Diskussion nämlich verloren. Schlecht gelaunt rollte er sich aus dem Bett und tapste an Kaiba vorbei ins Bad, nicht ohne ihn wütend anzustarren und ihm für einen Moment die Pest an den Hals zu wünschen. Ja, man könnte wirklich sagen, dass er kein Morgenmensch war. Eher so das Gegenteil. Ein wahrer Morgenmuffel, der morgens jedem Frühaufsteher am liebsten den Hals umdrehen würde. Kaiba seinerseits schien dies aber nicht im geringsten zu stören. Der ergötzte sich auch ein wenig an Joeys Leid und beobachtete, wie dieser zerzaust und mit halb geschlossenen Augen auf der Suche nach dem Bad war und dabei immer wieder gegen die Wand lief oder gegen etwas anderes stieß. Zu kaibas eigenen Glück hatte Joey seine Schadenfreude nicht bemerkt und verschwand hinter der Badezimmertür, die er ungeschickt und ein wenig zu laut hinter sich schloss. Dann lehnte er sich an sie und atmete erst mal tief durch und machte das Licht an. Das grelle Neonlicht brannte in seinen Augen und er musste wie schon am Vorabend ein paar mal blinzeln, bis sich seine Augen an das kalte, elektrische Licht gewöhnt hatten. Er ging zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht und putzte sich danach die Zähne. Kurz schaute er zur Dusche und überlegte, ob er auch noch duschen sollte, tat die Idee jedoch beiseite und zog sich, wieder relativ ungeschickt, an. Er betrachtete sich im Spiegel, um seine Schuluniform zu rechtzuzupfen und widmete sich seinen Haaren, die kreuz und quer von seinem Kopf abstanden. Grob fuhr er mit seinen Händen durch sie hindurch und versuchte sie zu bändigen, was einige Minuten dauerte. Seine Bürste lag im Wohnzimmer in seiner Tasche, aber er war zu faul, sie zu holen, auch wenn es wohl mit ihr schneller gegangen wäre. Relativ zufrieden mit seinem Erscheinungsbild verließ er das Bad und ging ins Wohnzimmer, wo das Frühstück auf dem Glastisch, an dem sie gestern Abend noch zusammen gesessen und getrunken haben, stand. Jeoy fragte sich, ob Kaiba bereits gegessen hatte, denn es stand nur für eine Person etwas bereit, während auf der anderen Tischseite Kaibas Laptop stand. Jener saß davor gebeugt, trank einen Kaffee und schien etwas zu lesen. Kaibas Stirn war dabei in Falten gelegt und er schien ein wenig besorgt. Interessiert musterte Joey Kaibas Gesicht, während er sich dem Frühstück näherte und sich ihm gegenübersetzte. Die Auswahl des Frühstücks war relativ bescheiden, musste Joey gestehen, machte sich jedoch über eine bereitstehende Müslischale her, in die er nur noch die portionierte Milch dazugießen musste und begann schweigend zu essen. Kaiba hatte wie er auch seine Schuluniform bereits an, die an ihm anders als bei Joey perfekt zu sitzen schien. Auch wenn man dazu erwähnen sollte, dass Kaiba seine Uniform für dessen Verhältnisse relativ leger trug, indem er die Jacke zwar an, jedoch nicht zugeknöpft hatte und man sein hellblaues Hemd darunter sehen konnte. Kaiba seufzte auf und klappte seinen Laptop zu, ohne ihn auszuschalten. Die Falten auf seiner Stirn waren verschwunden, doch sein Blick war weiterhin ein wenig missmutig. „Was ist los?“, fragte Joey, als er es bemerkte. „Meine Aktienwerte sind gefallen“, Kaiba nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Ist das schlimm?“, wollte Joey wissen. „Relativ gesehen nicht, aber es ist auch nicht gut“, erwiderte Kaiba. „Und wieso sind sie gefallen?“, erkundigte sich Joey neugierig. Kaiba zuckte mit den Schultern. „Manchmal ist die Börse ein undurchschaubares Wirrwarr, an der einfach Sachen passieren.“ Was Kaiba genau meinte, verstand Joey nicht, aber er meinte, soviel verstanden zu haben, dass es nicht weiter schlimm war. Er griff nach einem Brötchen, schnitt es auf und belegte es mit Käse. „Hast du schon gefrühstückt?“ Er biss ein Stück ab und kaute gelangweilt darauf rum. „Ich frühstücke nicht“, gab Kaiba von sich und trank wieder was von seinem Kaffee. Joey plusterte seine Backen auf. „Wieso zwingst du mich dann zum essen?“, fragte er ein wenig beleidigt. „Nur, weil ich in der Angelegenheit kein gutes Beispiel bin, heißt es nicht, dass ich die anderen nicht dazu ermahnen sollte, es doch zu tun.“ „Aber“, erwiderte Joey, „ mich musst du nicht ermahnen und auch nicht erziehen.“ Kaiba lachte hämisch auf. „Oh doch. Ein wenig mehr Erziehung und das Verlagern deiner Prioritäten würde dir ganz gut tun.“ „Willst du mir etwas sagen?“, fragte Joey eingeschnappt und hob kampflustig eine Augenbraue, während er gleichzeitig sein Brötchen auf seinen Teller legte. „Alles, was ich zu sagen hatte, habe ich gesagt“, sagte Kaiba gelassen, als hätte er eben beiläufig angemerkt, dass das Wetter zurzeit nicht sonderlich gut ist. „Weißt du“, so was konnte Joey nicht auf sich sitzen lassen, „es gibt Sachen, die sollte man besser für sich behalten.“ „Wenn man keine konstruktive Kritik äußert, wie sollen sich die Menschen dann verbessern.“ „Man sollte sich dabei vielleicht aber auch erst Mal an die eigene Nase fassen.“ „Ich kann nicht singen, dass heißt nicht, dass ich nicht beurteilen kann, ob jemand anderes nicht schief singt.“ „Das ist doch kein Argument“, Joeys Stimme war mit jedem Satz lauter und lauter geworden und er war kurz davor, Kaiba anzuschreien. „Das ist ein Gegenbeweis zu dem, was du als Regel aufstellen willst“, Kaiba war die ganze Zeit über ruhig geblieben, was Joey noch mehr auf die Palme brachte, „In der Mathematik wäre damit deine Aussage widerlegt.“ „Wir sind jetzt aber nicht in Mathe.“ Joey hob sein auf dem Teller liegendes Brötchen wieder auf, um ein großes Stück davon abzubeißen und sprach mit vollem Mund weiter: „Hier geht es nicht darum, irgendwelche a's oder b's oder so was zu deklarieren.“ „Deklarieren“, äffte Kaiba ihn nach, „Auch wenn ich erstaunt bin, so ein Wort aus deinem Mund zu hören, muss ich dir leider sagen, dass du das in einem komplett falschen Zusammenhang benutzt hast und ich mir nicht sicher bin, ob du jemals irgendwas in Mathe verstanden hast.“ Joey schnaufte laut. „Vielleicht ist Mathe nicht mein Fach ...“ „Nicht nur vielleicht“, unterbrach ihn Kaiba. „Mathe ist vielleicht nicht mein Fach“, wiederholte Joey sich, „das heißt aber nicht, dass ich nicht merke, dass du Schwachsinn von dir gibst.“ „Ja?“, Kaiba trank seine Tasse leer und goss sich daraufhin wieder etwas von der Kanne ein, die in der Mitte des Tisches stand. „Ja!“ Kaiba zuckte abfällig mit den Schultern. „Wenn du meinst.“ Joey wusste, dass er damit nicht die Diskussion beenden, sondern ihn damit ärgern wollte. Seine Stimme klang siegessicher und auch ein wenig zufrieden damit, dass Joey sich so sehr ärgerte, doch Joey wollte ihm nicht den Gefallen tun und irgendwas drauf erwidern. Er biss ein weiteres Stück von seinem Brötchen und schenkte sich selber etwas Kaffee ein. „Arsch“, flüsterte er dabei, aber laut genug, damit Kaiba es auch hörte. Dann nahm er einen großen Schluck von dem Kaffee und streckte danach seine Zunge aus. „Boah! Der ist ja total bitter“, kommentierte er den Kaffee danach. Kaibas Angriffslaune hatte jedoch noch nicht geendet. „Ich weiß nicht, aus welchem Schlaraffen-Süßigkeiten-Land du kommst, aber Kaffee ist nun mal bitter. So ist das.“ „Ha, ha!“, lachte Joey sarkastisch auf, „Gut, dass du mich aufklärst. Ohne dich hätte ich das nicht mitbekommen.“ „Ja, so habe ich dich auch eingeschätzt.“ „Was ist denn los mit dir?“, fragte Joey genervt. „Nichts, ich streite einfach gern mit dir.“ „Ach ja?“, von der Antwort fühlte er sich ein wenig überrumpelt. „Du regst dich immer so schön auf.“ „Ah ja.“ Er hatte seine Brötchenhälfte aufgegessen. Er hatte von vornherein keinen wirklichen Appetit gehabt und selbst das bisschen was da war, war jetzt verschwunden. Vor ihm saß Kaiba, den er genau so kannte. Ständig am rumstänkern und zu allem etwas zum Klugscheißern zu haben. Damit erinnerte er sich wieder, warum er Kaiba eigentlich hasste. Er war eingebildet, egozentrisch und nahm keine Rücksicht auf andere. Die zwei schlimmsten Dinge dabei waren aber, dass er immer wieder Punkte traf, die weh taten und damit auch immer durchkam. „Jetzt zieh doch nicht so eine Miene“, sagte Kaiba beschwichtigend. „Ich ziehe die Miene, die ich will. Das geht dich gar nichts an.“ Da Kaiba mitbekam, dass Joey mit dem Essen fertig war, griff er nach den Zigaretten, die neben seinem Laptop lagen und zündete sich eine an. Er hielt sie Joey hin, doch dieser wendete sich von ihm ab. „Dann nicht“, sagte er schulterzuckend und klappte seinen Laptop wieder auf, „Wenn du beleidigte Leberwurst spielen willst, dann tu das.“ „Ich bin keine beleidigte Leberwurst“, empörte sich Joey. „Ja, was auch immer.“ Joey drehte sich wieder zu ihm um und überlegte, ob ihn wohl jemand verdächtigen würde, wenn er Kaiba jetzt den Hals umdrehen würde. Als er jedoch merkte, dass es wohl schwer wäre, ein Alibi zu finden, entschied er sich dagegen und stand auf. Er ging an seine Tasche und holte sein Handy heraus. Erstaunt stellte er fest, dass er von Yugi zwei Anrufe in Abwesenheit und eine SMS erhalten hatte. „Hallo Joey, die ersten beiden Stunden fallen aus. Die Schule hatte keine Nummer von dir, deswegen habe ich versucht, dich zu erreichen, aber anscheinend bist du nicht zu Hause und an dein Handy gehst du ja auch nicht ran. Ich hoffe, du siehst die SMS noch rechtzeitig. Liebe Grüße, Yugi“ Er schaute auf die Uhrzeit. Es war kurz nach sieben Uhr. Die SMS war vor zehn Minuten angekommen. „Yugi hat mir geschrieben, dass die ersten beiden Stunden ausfallen.“ „Ich weiß“, antwortete Kaiba wortkarg, während er etwas zu tippen anfing. „Woher?“, fragte er erstaunt. Joey hatte nicht mitbekommen, dass Kaiba einen Anruf entgegen genommen hatte oder auf sein Handy geschaut hatte. „Ich habe die Schule darum gebeten, mich mit E-Mails auf dem laufenden zu halten zu dem Thema.“ Misstrauisch zog Joey seine Augenbrauen zusammen. „Seit wann weißt du das?“ „Hm“, er klickte irgendwas an, „ach ja, seit halb sieben.“ „Hast du ...“, Joey stockte kurz, bevor er missbilligend fortfuhr, „Hast du mich etwa aus dem Bett gejagt, obwohl du wusstest, dass wir erst später zur Schule müssen?“ „Ja.“ „Wie, 'ja'?“, das hatte er doch jetzt nicht wirklich gehört … Das konnte jetzt doch nicht wahr sein … „Joey, ich bitte dich“, kaiba schaute von seinem Laptop auf, „ich kann dir doch jetzt nicht anfangen, die Grundlagen der japnischen Sprache beizubringen.“ Joey ignorierte die Provokation, er hatte ein ganz anderes Problem. „Wie konntest du nur?“, fragte er entrüstet. Seine Augen wurden riesig und er sah dabei aus wie ein Kind, den man den Lolli weggenommen hatte. „Wie konnte ich was?“, Kaiba hatte sich wieder seinem Laptop zugewandt, was aber weniger daran lag, dass er dort was zu tun hatte - aber natürlich musste er da noch ein paar E-Mails beantworten -, sondern weil er über Joeys Blick schmunzeln musste und nicht wollte, dass dieser das sah. „Mich wecken!“, an seiner Stimme konnte man seine Entrüstung richtig heraushören, „Ich hätte noch mindestens zwei Stunden schlafen können!“ Das tragischste an der ganzen Geschichte war, dass es die erste Nacht war, in der er endlich wieder geschlafen hatte und dann kam dieser reiche Geldsack daher und riss ihn aus dem Schlaf einfach so. Das war alles andere als fair. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es dir mal ganz gut tun würde, wenn du einen geregelten Schlafrhythmus bekommen würdest. Am besten einen an dem du auch früh aufstehst. Dann würde es dir nicht mehr so schwer fallen, morgens aufzustehen.“ Joey schnaufte auf. „Entschuldige mal“, zischte er, „Ich habe den Moment verpasst, an dem du zu meinem Vater geworden bist.“ „Bin ich nicht.“ „Wieso fängst du dann an, mich zu belehren?“ „Weil es anscheinend ja niemand macht.“ „Das“, sagte Joey geschockt, „ist aber nicht dein Problem sondern bestenfalls meins. Und du kannst dir sicher sein, ich kann gut für mich selbst sorgen.“ „Ja“, Kaiba schaute von seinem Laptop wieder auf, „das sieht man ja jeden Tag aufs Neue.“ „Was willst du damit andeuten?“ „Du bist wie ein rebellisches Kind, das nicht gerne in die Schule geht. Weil Schule wichtig ist, - ich hoffe, dass ist auch dir bewusst. Ich weiß ja nicht, wie weit du mit deinem Stand der Entwicklung bist - muss man ihn zu seinem Wohl zwingen.“ „Du bist nur ein verdammtes Jahr älter. Nicht mal ein Ganzes.“, er hob sein Handy hoch und wollte es Kaiba gegen den Kopf werfen, besann sich aber etwas Besseren. Doch Kaiba hatte seinen Blick auf Joeys altes Handy gerichtet und musterte es erstaunt. „Hast du dir nicht ein neues gekauft?“, fragte er gerade heraus. Hastig senkte Joey die Hand und versteckte sein Handy hinter seinem Rücken, auch wenn ihm klar war, dass es dafür eigentlich zu spät war. Beschämt richtete er seinen Blick auf den Boden. „Es ist ...“, schweigen. Was sollte er jetzt sagen? Hastig schaute er sich um. Eine Ausrede. Eine Ausrede. „Es … Es ist explodiert“, dabei fuchtelte er, wie verrückt, mit den Händen, damit sich Kaiba das auch ja bildlich vorstellen konnte. „Explodiert?“, natürlich glaubte Kaiba es ihm nicht. „Ja, Mann, explodiert“, er verschränkte die Arme und nickte ein wenig zu viel, als würde er die Geschichte damit glaubhafter machen, „Ich hab da gesessen, habe damit rumgespielt und war dann voll weit beim Tetris und zack, boom, kam eine Stichflamme und ein lautes Geräusch und ich hatte nur noch Asche und Rauch in meiner Hand. Das war echt ärgerlich.“ „Asche und Rauch, ja?“, wiederholte Kaiba emotionslos. „Sag ich ja“, wenn er sich nichts anmerken ließ, dann war wenigstens das Alibi hieb- und stichfest. Kaiba fing an zu lachen. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich bin ja dran gewöhnt, mir lügen anzuhören, schon allein Mokuba fabriziert Tausende von denen“, er wischte sich, immer noch lachend, ein Tränchen aus dem rechten Auge, „aber selbst er würde mir so was nicht auftischen. Und, ... oh, glaub mir, ... er hat da echt viel Fantasie, wenn es darum geht. Also, was ist wirklich passiert?“ Schweigen. Sie starrten sich an. Joey wollte nichts sagen, Kaiba wartete. „Gut“, sagte Kaiba resignierend, „wenn du nicht reden willst, dann halt nicht. Ich kann es ja nicht aus dir rausprügeln.“ Joey atmete erleichtert auf. „Kein Grund so erleichtert zu sein“, fügte er hinzu, „Egal, was du damit angestellt hast, ich würde dir nicht den Kopf abreißen.“ Schweigen. „Fein“, er wandte sich wieder seinem Laptop zu, „Wenn ich also Ruhe haben will, frag ich dich einfach nach dem Handy. Bei dem Thema scheinst du dich ja in eine Salzsäule zu verwandeln.“ Schweigen. Erst als Joey glaubte, dass Kaiba wieder komplett in seine Arbeit vertieft war, traute er sich, sich wieder zu bewegen und huschte in das Schlafzimmer. „Dem werde ich es zeigen“, dachte er. „Mich einfach aus dem Bett zu holen. Ich leg mich jetzt schlafen.“ Leider hatte sein Plan einen Haken. Egal, wie bequem das Bett war, egal, wie er sich darin rumwand und sich in die Deckel kuschelte, er konnte einfach nicht einschlafen. Deprimiert entschied er sich jedoch im Bett zu bleiben. Er konnte zwar nicht einschlafen, aber hier hatte er wenigstens seine Ruhe, denn Kaiba schien im Wohnzimmer komplett in seiner Arbeit vertieft zu sein und nicht nach ihm zu schauen. „Vielleicht ist er auch von mir genervt“, kam ihm der Gedanke hoch, „Vielleicht hat er mich jetzt satt. Jetzt hat er mich mal ein bisschen um sich herum gehabt und festgestellt, dass ich gar nicht so toll bin, wie er mich gesehen hat.“ Irgendwie wie gefiel ihm der Gedanke nicht. „Es war ja nicht so, als würde ich auf ihn stehen“, betonte er den Satz in seinen Gedanken, „aber irgendwie würde das echt nicht für mich sprechen, wenn die Person, die sagt, dass sie was von mir will, mich so schnell satt hat.“ Andererseits würde es ihn auch nicht erstaunen. Wenn er ehrlich zu sich war, dann wusste er gar nicht so wirklich, was Kaiba überhaupt an ihm fand. Er hatte es sich schon oft gefragt. Er war doch so unscheinbar mal abgesehen von seiner großen Klappe. Seinen schlimmsten Charakterzug kannte Kaiba dabei noch gar nicht mal. Wenn das jemand erfahren würde, dann wäre Joey wohl hundertprozentig bei allen unten durch, da war er sich sicher. Er schluckte hart und drückte den Gedanken beiseite. Ihm war langweilig. Wieso hatte so ein teures Hotel eigentlich keinen Fernseher im Schlafzimmer? Jedes Hotelzimmer, das mehr als nur einem Raum und einem Bad bestand, sollte im Schlafzimmer einen Fernseher haben. So groß wie das Bett war, ging man ja davon aus, dass hier zwei Menschen ihre Zeit zusammen verbringen und was wenn ein Ehepaar sich mal streitet und sich in zwei verschiedene Zimmer verteilen? Da hat doch der, der das Wohnzimmer abbekam von Vornherein gewonnen. „Joey“, hörte er Kaiba aus dem Wohnzimmer rufen, „wir müssen los.“ Er überlegte kurz, ob er aus Trotz einfach sagen sollte, dass er heute nicht in die Schule geht, doch dann erinnerte er sich daran, dass sie in einem Hotel waren und er Kaiba damit nur Futter für ein weiteres Streitgespräch geben würde. Kaiba stand bereits mit seinem angezogenen Mantel an der Tür und schaute ungeduldig Joey zu, wie dieser aus dem Schlafzimmer kam und zu seiner Tasche ging, doch er sagte nichts. „Hast du auch nichts vergessen?“, fragte er, als Joey zu ihm kam. „Nein, Papa.“, er war doch kein Kind, dass ständig was vergaß. „Und was ist mit dem Zeug im Bad.“ „Verdammt“, fluchte er und drehte sich um. Mit seiner Zahnbürste in der Hand und dem Pyjama unordentlich in die Tasche gestopft, tauchte er wieder vor Kaiba auf. „Jetzt habe ich wirklich alles“, sagte er und zog sich seine Schuhe an. „Gut“, erwiderte Kaiba und öffnete die Tür, „dann dackel mal los.“ Sie verließen das Hotel relativ zügig. Kaiba wies ihm im Aufzug an, dass er schon mal zum Auto gehen sollte, was Joey erst mal nicht als Problem empfand, bis er auf dem Parkplatz stand. Während Kaiba im Hotel kurz zurückblieb um zu bezahlen, stand er verloren rum und stellte fest, dass er gar keinen Schimmer hatte, wie Kaibas Auto aussah. Er hatte es sich gestern nicht genau angeschaut und unter normalen Umständen wäre er einfach zu dem am teuersten wirkenden Auto gelaufen, aber hier stellte sich heraus, dass nicht nur Kaiba ein teures Auto hatte, was ihn bei dem Hotel eigentlich nicht erstaunen sollte. Er war froh, als Kaiba aus dem Hotel kam und ihn verwundert anschaute, wie er da verloren mitten auf dem Parkplatz stand. „Ich hab das Auto nicht gefunden“, hatte Joey entschuldigend gesagt. Kaiba schüttelte nur den Kopf, verkniff sich jedoch jegliches Kommentar und ging zu einem silbernen Merzedes-Benz. Im Vergleich zu den anderen Wagen, die Joey gesehen hatte, war dieses sogar erstaunlich unauffällig. Er setzte sich rein und warf seine Tasche auf die Rückbank, während Kaiba seine Sachen im Kofferraum verstaute und sich dann neben ihn setzte. Wie auch gestern ging das Radio an, als er die Zündung startete. Sie fuhren schweigend los und sprachen auch kein Wort miteinander, bis Kaiba kurz vor der Schule in einer Seitengasse stehen blieb und sich aufmerksam umschaute. Joey hatte den plötzlichen Halt nicht erwartet und schaute verdattert ebenfalls aus dem Auto. „Da es komisch aussehen würde, wenn wir zusammen auftauchen und besonders wenn wir aus demselben Auto aussteigen, solltest du hier schon raus und zu Schule gehen.“, erklärte ihm Kaiba. „Hm“, nickte Joey, „da hast du recht.“ Er griff nach seiner Tasche und wollte gerade aussteigen, als er eine undefinierbare Miene von Kaiba sah. „Was ist los?“, fragte er erstaunt. „Nichts.“ Schweigen. „Willst du dich nicht verabschieden?“, setzte Kaiba dann noch hinzu. „Aber wir sehen uns doch gleich wieder.“ „Das mein ich nicht“, seufzte Kaiba, verstand aber, dass Joey ihn nicht verstand. Er linste kurz in den Rückspiegel, dann lehnte er sich nach vorne und küsste Joey, der das nun gar nicht kommen sah. „Das ...“, stotterte Joey, „Ähm ... das hast du gemeint.“ „Wir sehen uns vielleicht gleich, aber wir sind dann kein Paar mehr“, sagte Kaiba wehmütig. Wenn Joey ehrlich war, dann hatte er für den Moment vergessen, dass sie ja ein „Paar“ waren oder zumindest so was ähnliches, irgendwie. „Also dann, bis gleich“, verabschiedete Joey sich jetzt und hastete aus dem Auto, als würde er vor einer giftigen Schlange flüchten. Wie konnte er nur seine Deckung fallen lassen. Die ganze letzte Zeit hatte er komplett vergessen, dass ja Kaiba vorspielte, dass sie ein Paar waren und kaum verbrachte er ein wenig länger Zeit mit ihm, vergaß er das komplett. Er hatte sich viel zu sehr von seinem Ärger ablenken lassen, dass Kaiba ihn bemutterte, dass ihm alles andere aus dem Kopf verschwunden war. Kaiba fuhr los und ließ ihn hinter sich. Er tappste frierend durch den fischen Schnee, der anscheinend über Nacht gefallen war, und ärgerte sich, wie er nur seine Jacke vergessen konnte. Er musste sich schon mal eine Ausrede für seine Freunde zurechtlegen, wieso er keine Jacke anhatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)