Sealed with a kiss von Ai_Mikaze ([ Albel x Fayt ]) ================================================================================ Kapitel 1: Sealed with a kiss ----------------------------- Pairing: Albel x Fayt ♥ Kommentar: Da ich ziemlich lange an dieser FF geschrieben habe und sie aus diesem Grund auch gleich (anständig) verbessern habe lasse, hoffe ich, dass sie doch das Interesse der Menge anspricht. ._. Ich liebe dieses Pairing und wollte mir und einigen anderen einen Gefallen tun. Daher auch vielen~ lieben Dank an fürs Betalesen. Danke ebenfalls an für einige Inspirationen. - Es war einer dieser veregneten Tage, an denen sich die gesamte Gruppe einen Unterschlupf in einem der Inns verschaffte. Nur Albel hielt es nicht für nötig den anderen Gesellschaft zu leisten und hielt sich daher lieber in einer der Gassen auf. Das Interesse der anderen war nicht wirklich auf den jungen Mann gerichtet, sondern eher den Plänen, wie die Reise nun weiter gehen sollte. Während sich Cliff mit Maria und den anderen unterhielt, schien sich Fayt über ganz andere Dinge Gedanken zu machen. Es war nicht schwer zu erraten, dass er an Albel dachte. Seit geraumer Zeit hatte er diesen nämlich schon richtig ins Herz geschlossen, ohne, dass er es wirklich gemerkt hatte. Auf Gegenseitigkeit beruhte dies bis jetzt jedoch nicht. Fayt spielte unruhig mit seinem Schwert herum, welches auf seinem Schoß lag. Das einzige was er zu hören schien war das Knistern des Feuers. Sein Blick war abwesend nach draußen gerichtet. „Findest du das nicht auch, Fayt?“ Cliff, welcher zu bemerken schien, dass der Blauhaarige alles andere als geistig anwesend war, versuchte sich dessen Meinung zu greifen. „…“ „Hörst du nicht?“ Als er einen weiteren Versuch unternahm, ihn anzusprechen, lag ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. Dieses Mal jedoch schien es geklappt zu haben, denn verwirrte Augen sahen den Klausianer an. „Mh? Ja, doch …“ Ohne zu wissen worum es wirklich ging, antwortete Fayt und stand letztlich seufzend auf. „Ich geh eben etwas frische Luft schnappen.“ Er wartete nicht wirklich auf eine Antwort der anderen, die ohnehin nicht aus viel mehr als einem fragenden Blick von Sophia und einem wissenden Grinsen seitens Cliff bestand, sondern ging gleich nach draußen. „Wie kann man bei dem Wetter nur alleine in der Gegend herumstapfen?“ dachte sich Fayt, bevor er sich einen Schirm schnappte und die Unterkunft verlies. Er machte sich nicht wirklich Sorgen um Albel, da dieser gut genug auf sich selbst aufpassen konnte. Jedoch war in ihm ein Gefühl, was ihm verriet, dass er lieber nach dem Anderen sehen sollte. Natürlich war es am logischsten, als erstes an ruhigen und verlassenen Orten zu suchen, weil Fayt schon früher bemerkt hatte, dass Albel die Menschenmassen miet. Doch da er noch nie zuvor in dieser Stadt gewesen war, stellte sich dies um einiges schwieriger heraus, als gedacht. Ohne ein wirkliches Ziel lief der Blauhaarige daher einfach los und sah in einige der düsteren Gassen nach, die selbst ihm einige Schauer über den Rücken liefen ließen. Albel hatte sich nicht umsonst von der Gruppe abgesetzt. Er war gern allein. Jedenfalls behauptete er dies immer wieder. Hin und wieder gab es Momente in denen selbst er gerne jemanden bei sich gehabt hätte, doch hätte er dies nie im Leben zugegeben. Auf einem verlassenen Hügel, dessen Boden durch den Regen komplett aufgeweicht war und welcher zu brechen drohte, lies sich der Vierundzwanzigjährige nieder. Es lag etwas außerhalb der Stadt und von hier aus hatte man einen guten Überblick über die schlafenden Häuser. Da es bereits dunkel war, brannten die Lichter nur in wenigen Gebäuden und – selbst wenn Albel dies nicht so sah – hatte es etwas Wunderbares. Einige Minuten nachdem Fayt den Rest der Gruppe verlassen hatte um sich auf die Suche nach dem Älteren zu machen, kam er am Rand der Stadt an. Sein Blick fiel als erstes auf den in Nacht gehüllten Hügel vor sich. Darauf war eine schemenhafte Gestalt zu erkennen, doch Fayt wusste, dass es sich um denjenigen handelte, den er die ganze Zeit suchte. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, ehe er voranschritt um dem Anderen einen Besuch abzustatten. Sicherlich würde das diesen eher weniger freuen, doch hatte sich der Blauhaarige noch nie so leicht abwimmeln lassen Albel verschwendete keinen einzigen Gedanken an den Abschaum – wie er sie nannte – sondern dachte über sich und sein Tun nach. Weshalb war er überhaupt mitkommen und wieso ließ man ihn nicht einfach in Ruhe? Er kam ganz gut allein zurecht und brauchte keinen dieser Maden, die ihm ohnehin nur im Weg herumstanden. Natürlich hatte der Vierundzwanzigjährige keine Ahnung, dass er hier bald Besuch erwarten würde. Feuchte Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und er musste hin und wieder blinzeln, damit er wenigstens noch etwas sehen könnte, Aber Albel ließ sich nicht weiter von dem kühlen Nass auf seiner Haut stören. „Manchmal wünschte ich mir, dass ich damals gestorben wäre …“ Seine Hand glitt an die Metallprothese die seinen ehemaligen Arm zierte. Dieser war zwar noch dran, doch in so einem jämmerlichen Zustand, dass er diesen nicht mehr als brauchbar oder dergleichen ansah. Für ihn existierte dieser Arm einfach nicht mehr. Kein anderer jedoch wusste, ob er ihn noch hatte oder nicht. Wieso auch? Er hatte es nie jemanden erzählt. „Ich hasse mich. Mich und alles was ich je getan habe.“ Der Griff festigte sich, doch konnte er nichts spüren. Unmöglich. Er senkte den Kopf auf den Boden und sah nur noch, wie die Tropfen aus dem Himmel diesen weiter tränkten. Ein schmerzhaftes Lächeln zierte seine Lippen. „Meine Unfähigkeit.“ … „Meine Ignoranz.“ Albel lies seinen gesunden Arm sinken, hob die Metallkralle, die seine Hand zierte und krallte sich nun verzweifelt in seine eigene Haut. „Ich hasse mich!“ Er wurde lauter. Hier oben erwartete er niemanden, also brauchte er sich keine Gedanken darum zu machen, ob ihn jemand hörte. „Niemanden bringe ich etwas. Ich bin nutzlos. Wertlos!“ Eiskalte Worte die nur gegen sich selbst gerichtet waren. Das Metall schnitt tief in sein Fleisch, Blut lief ihm über den Arm, doch reagierte er nicht darauf. Den Schmerz konnte er noch nicht einmal wahrnehmen. „Hörst du?! Ich akzeptiere nichts und niemanden. Ich kann es nicht. Ich will es nicht.“ Das leise Rauschen des Regens war das Einzige, das die bleischwere Stille durchbrach, die wie eine Bestätigung auf seine Worte schien. Mittlerweile war sein Blick gen Himmel gerichtet, als würde da oben jemand sitzen, den er anbrüllen konnte. Fayt hatte schon von weiten die Stimme seines Freundes gehört und beschleunigte den Gang daher auch. Der Hang war vom Regen allerdings so aufgeweicht, dass er bei jeden zweiten Schritt ausrutschte. Halb durchgefroren, nass - da ihm der Schirm mittlerweile abhanden gekommen war - und … mehr als nur dreckig kam er oben an und hörte nur mehr, wie sich Albels angestaute Wut und der Hass, den er in sich trug, gegen sich selbst richtete. Er zögerte, da er Angst hatte etwas Falsches zu tun, doch konnte er in den Lichtern der Stadt, die durch deren Schein noch bis hier hoch reichten, sehen, dass sich eine tiefe Wunde über seinen Arm legte. Nur wenige Sekunden nach Albels letzten Worte rannte er regelrecht in Richtung des Elicoorianers. „Nicht!“ Ein kurzer Aufschrei und zwei etwas schwächere Arme legten sich um den Körper des Älteren. Fayt drückt sich von hinten an ihn, versuchte ihn davon abzuhalten, noch tiefer zu schneiden. Wahrscheinlich würde Albel den Blauhaarigen schon allein wegen einer kleinen Berührung umbringen. Hinzukam noch der Dreck, der an diesem von dem Aufstieg klebte, jedoch war ihm das im Augenblick auch egal. Nicht, dass ihm sein Leben egal war, nur musste er etwas unternehmen. Noch länger hätte er nicht zusehen können. Diese selbstvernichtenden Worte taten sogar ihm im Herzen weh. Die Augen des Älteren weiteten sich, als er den warmen Körper an sich spürte. Jedoch blieb die erwartete Reaktion aus. Normalerweise hätte er den anderen schon lange gegen den nächsten Baum befördert. Er zog kein Schwert, sondern blieb nur ruhig an seinem Platz stehen. Noch immer war dieses undefinierbare Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Siegessicher, verletzend und doch zu gleich belustigt über sich selbst. Trotz der Aufforderung des Kleineren verfestigte er seinen Griff noch einmal, schrie dadurch jedoch kurz vor Schmerzen auf. „Bitte … hör auf.“ Fast verzweifelt hörten sich die Worte des Jungen an. „…“ Nachdem er keine Antwort bekommen hatte, versuchte er die Eisenhand des anderen zu öffnen, doch dieser lies nicht locker und durch die Unachtsamkeit Fayts geriet seine Hand ebenfalls unter die Kralle, als Albel erneut zugriff. „… Albel. Du … tust mir weh.“ Seine Augen waren zugekniffen, doch verzog er sonst keine Miene. Er wollte stark sein und nicht wie ein kleines Kind jammern. „Verschwinde.“ Im ersten Moment bemerkte er nicht, dass er dem Kleinen weh tat, jedoch nachdem dieser vor Schmerz leise aufkeuchte, wurde sich Albel bewusst, was er eigentlich tat. Das Blut der beiden mischte sich und noch bevor der Größere weiteren Schaden anrichten konnte, löste er seine Hand endlich. Es war nicht zu sehen, doch ein erleichterndes Lächeln schlich sie auf die Lippen des Blauhaarigen. „Danke …“ Seinen Kopf hatte er auf den Rücken des anderen gebettet, ließ die Umarmung trotz allem nicht enden. Den brennenden Schmerz auf seiner Hand versuchte er zu ignorieren. „Ich sagte … du sollst verschwinden.“ Albel rang mit einer Entschuldigung für das, was er getan hatte, doch war dieser noch nie besonders gut darin gewesen. Sein Kopf war wieder nach unten gerichtet, während sich vor ihnen langsam eine Blutlache bildete. „Nein …“ „Verzieh dich zu den anderen lästigen Maden!“ Sein Ausdruck war wie immer eiskalt, nur verstand Fayt den anderen weit aus besser, als dieser glaubte. Diese Worte verletzten ihn nicht mehr, da er genau wusste, dass der Vierundzwanzigjährige nicht anders konnte. Noch nicht. Innerlich hatte er die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, den anderen irgendwie zu erreichen. „Ich will dich nicht alleine lassen. Dein Arm … du hast …“ „Halt die Klappe!“ „Hör bitte auf dich selbst zu hassen. Das hat keinen Si-“ „Verdammt noch mal“ Albel entriss sich der Umarmung, die ihm plötzlich zuwider war - eigentlich schon viel länger hätte zuwider sein müssen - und stieß den Jungen von sich. Er drehte sich zu diesem und sah ihm zu, wie er nach hinten stolperte und glücklicherweise noch rechtzeitig Halt fand. „Spreche ich vielleicht so undeutlich?! Ich sagte du sollst verschwinden. Mich in Ruhe lassen!“ „Nein, du … ich hab dich schon verstanden.“ Seufzend stand der Jüngere vor ihm und blickte auf seine verletzte Hand. „Aber …“ „…“ Ohne wirklich groß zu merken, wohin er eigentlich schaute, wanderte Fayts Blick ebenfalls auf dessen verletzte Hand. „Tut mir leid …“ Sein Blick war abgewendet. Hatte sich Fayt eben verhört? Hatte sich der Schwertkämpfer wirklich allen Ernstes bei ihm entschuldigt? Der Blauhaarige sah dies als einen großen Schritt nach vorn, daher zögerte er nicht erneut auf Albel zu zugehen. „Lass mal sehen …“ Fayt ging gar nicht weiter auf die Worte von ihm ein. Zudem war es ihm egal, ob er weggeschickt werden würde oder nicht. Er würde hier bleiben und Albel nicht noch einmal alleine lassen. Fayt war froh darüber sich dem Krieger entgegen gestellt zu haben, auch wenn er nie gedacht hätte, dass er sich dabei so zurichten würde. „Lass das, Made!“ „Deine Beleidigungen ziehen bei mir nicht.“ „Hng …“ Der schwarzblonde Elicoorianer wich einige Schritte zurück, kam dann aber doch zum stehen. Den Hügel hinunterstürzen wollte er sich schließlich nicht. Was wäre das für ein unehrenhafter Tod? Wer wollte sich schon beim Ausrutschen das Genick brechen? „Jetzt bleib doch mal …“ Vorsichtig griff Fayt mit seiner verletzten Hand zu dessen Wunde. Er sah seinen Gegenüber in die Augen und lächelte. „Zum Glück ist es nicht zu schlimm …“ Daraufhin schloss er für einen Moment die Augen und ein schwaches Leuchten erschien unter seiner Hand. Es kostete ihn zwar eine Menge Kraft, da er die Heilmagie erst seit Kurzem beherrschte, doch konnte er so wenigstens das Gröbste heilen. „Du …“ „Ein Danke ist nicht nötig.“ „Hng.“ „Du bist manchmal wirklich … starrköpfig.“ „Sagt grad der Richtige … Made.“ Letzteren flüsterte Albel nur noch, bevor er seinen Kopf zur Seite drehte. Er hasste es von irgendjemanden Hilfe anzunehmen oder sich gar dafür bedanken zu müssen. Seufzendschritt der Blauhaarige zurück und wischte sich resigniert etwas von dem Dreck aus dem Gesicht. „Wir sollten zurück gehen“ Fayt hob seinen Finger und deutete auf die Verletzung sowohl an seiner Hand als auch auf die des Anderen. „Das sollte noch verarztet werden. Mehr kann ich hier nicht tun.“ „Ich hab dich nicht darum gebeten hier hoch zu kommen. Also geh alleine.“ „Schön. Ich werde nicht ohne dich gehen.“ „…“ „Selbst wenn du mich anschweigst … werde ich nicht verschwinden.“ Langsam, aber sicher wurden die Schmerzen in seiner Hand doch stärker und ein Blick darauf verriet, dass die Blutung noch lange nicht aufgehört hatte. „Geh!“ Ohne, dass Fayt es bemerkt hatte, war der Ältere aus seiner Position verschwunden und stand genau vor ihm. Seine Metallhand griff nach dem blutenden Stück Fleisch und hob es an. Der Blick des Rotäugigen fiel genau in die Augen des Kleineren. „Vielleicht solltest du dich besser verarzten lassen …“ Wie immer war die kühle Art in dessen Worte zu hören, allerdings drängte sich eine kleine Spur Reue hindurch. Keine Sekunde später berührte die Zunge Albels die Hand des anderen um davon zu kosten. „A-Albel …“ Die Reaktion des Jüngeren war kurz und eindeutig. Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht, als er gewahr wurde was sein Freund da tat. „Idiot!“ Ein grober Stoß beförderte die Hand von Fayt zurück an ihren Platz und Albel befand sich ebenfalls wieder an seiner alten Position. „Mir sagen wollen, dass ich aufhören soll und mich zu verletzen, dabei bist du derjenige, der sich ständig in Gefahr begibt und sich dann immer verletzt.“ Die Worte liesen den Jungen aufhorchen und ein sanftes Lächeln umspielte dessen Lippen. War es gar Freude, was sich darin spiegelte? „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“ Den Blauhaarigen machte es glücklich, die Worte seines Freundes als Positives zu sehen. „Quatsch!“ Albel wollte es nicht zugeben, dennoch drückten diese Worte tatsächlich leichte Sorge aus. Mittlerweile hatte der Regen glücklicherweise wieder etwas nachgelassen und die Sicht zwischen den beiden wurde klarer. Noch immer tropfte das Blut von Fayts Hand. „Bitte.“ „Huh?“ „Komm mit mir. Wir müssen ja nicht unbedingt zu den anderen …“ Der Blauhaarige hatte seinen Kopf seitlich nach unten gerichtet, da es sogar ihm schwer fiel, um so etwas Banales? betteln zu müssen. „Wieso kannst du es nicht einfach akzeptieren?“ „Weil … ich dich mag. Und bei deinen selbstzerstörerischen Absichten KANN ich dich nicht alleine lassen!“ Ein Blitz zog sich durch den Himmel über ihnen, als Fayts Worte lauter wurden und er seinen Gegenüber endlich wieder ansehen konnte. „In was für einer Welt du doch lebst.“ „In einer, in der es normal ist, dass man sich um jemanden sorgt, den man …“ „… den man meint zu kennen, nur weil man Dinge mit angehört hatte, die nicht für einen bestimmt waren“, fiel ihm Albel ins Wort. Er konnte es sich nicht länger mit anhören. Dieses einfältige Gequatsche über Liebe und Freundschaft. Er wollte von niemanden gemocht werden, er wollte niemanden mögen. „Ich habe nicht gesagt, dass ich dich kenne, Albel. Ich habe nur gesagt, dass ich dich mag. Und daran wirst weder du, noch sonst irgendwer etwas ändern können.“ „Hng.“ „Nun hör schon auf, einen auf großer Krieger zu machen und komm mit mir. Meine Hand tut weh!“ Resignierend strich sich Albel durch die Haare, bevor er sich doch endlich dazu herabließ mit dem anderen zu gehen. Dieser hatte immerhin alle seine Materialien, sowie Verbandssachen, bei den anderen gelassen. Dazu kam, dass seine Kräfte durch den Versuch den Arm des Älteren zu heilen noch geschwächt waren und dass er sich schlecht selbst hätte helfen können. Während Fayt versuchte mit dem Anderen Schritt zu halten, ließ der Regen letztlich ganz nach und beide entdecken ein Haus, welches scheinbar unbewohnt war. Es war nur wenige Minute von der eigentlichen Unterkunft der Gruppe entfernt, doch musste Fayt versprechen, dass sie nicht dorthin gehen würden. Am Ende hätten sie noch erklären müssen, was passiert war und darauf hatte keiner der beiden Lust. „Wenn sie hier nichts haben, muss ich wahrscheinlich doch nochmal los…“ Während der Jüngere in einigen der Schränke nach Verbänden nachsah, machte es sich Albel auf dem einzigen Bett im Haus bequem und beobachtete diesen leicht amüsiert. Dieser hatte nämlich schon lange das Versteck der Medizin entdeckt. „Ah!“ Nachdem auch endlich Fayt die Sachen gefunden hatte, begutachtete der Größere seine eigene Verletzung, welche dank den Heilkräften des Teenagers nun nicht mehr ganz so schlimm aussah. „Vom Ansehen allein wirds nicht besser.“ „Ich hab dich nicht gefragt, Made.“ Rasch wickelte sich Fayt ein Tuch um seine blutende Hand, denn als erstes wollte er sich um den Anderen kümmern. Aus diesem Grund lies er sich erst gar nicht um etwas bitten, nahm neben ihm auf dem Bett Platz und griff daraufhin gleich nach dem Arm, um ihn zu reinigen. Kurz lies er seinen Blick auf die schmutzigen Laken gleiten, auf denen sie sich befanden. „Vielleicht hätten wir uns erst ausziehen sollen. In einem dreckigen und nassen Bett zu schlafen wird bestimmt alles andere als schön.“ „Bitte? Du meinst doch nicht im ernst, dass wir hier zu zweit drin schlafen werden, oder?“ „Du hattest ja die Wahl … entweder hier oder bei den anderen. Und jetzt halt mal kurz still…“ Wenige Handgriffe später wickelte er schon den sauberen Verband um den Arm und begutachtete sein Werk. Ein Grinsen zog sich über sein Gesicht. Erst als beide schweigend auf dem Bett saßen kramte Fayt nach weiteren Sachen in der kleinen weißen Kiste, in der sich die Arznei befand. Ohne wirkliche Erfolge nahm er das Tuch beiseite und versuchte, sich selbst zu verbinden. „Gib schon her.“ Der Stolz war genau in Albels Worten zu hören, dennoch nahm er dem Kleinen die Binde aus der Hand, zog ihn weiter an sich und fing an das weiße Leinen um dessen Hand zu binden. In Anbetracht der schweren Verletzung war es erstaunlich, wie Fayt seine Hand noch weiterhin so gut benutzen konnte ohne nur eine Miene zu verziehen. „Danke …“ Lächelnd sah er dem Vierundzwanzigjährigen zu, wie vorsichtig er doch damit umging. „Hng.“ Nachdem er endlich fertig war und Fayt keine Einwände mehr bei dem Verband hatte blickten sich beide an. Ein fragender Blick seitens Albel und nur mehr ein Lächeln des Jungen. „Was ist?“ „Nichts. Ich frage mich nur … wie du es schaffst, die ganze Zeit diese abweisende Maske aufzubehalten.“ „Hn. Weil das meine Art ist.“ Mit einer Antwort hatte der Erdling nicht wirklich gerechnet und dass sich der Kaptain der Schwarzen Brigade dem Gesicht des Anderen näherte ebenfalls nicht. Ein weiteres Mal verfärbten sich die Wangen des Jungen rot, währenddessen er in diesen rubingleichen Augen versank. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und in seinem Inneren hoffte er sogar darauf, dass sie die kurze Distanz zwischen ihnen auch noch überwinden würden und er die Lippen des anderen auf seinen fühlen könnte. „Aber …“ „Kein Wort über heute, klar?!“ Der Abstand zwischen den beiden blieb bestehen und wurde nicht wieder größer, als Albel die Worte leise, aber dennoch deutlich zu dem anderen sprach. Nur ein Nicken seitens Fayts. Doch als dieser etwas darauf erwidern wollte, spürte er tatsächlich die weichen Lippen von Albel auf seinen. Seine Augen schlossen sich instinktiv, jedoch konnte er nicht sagen, ob er dies träumte – was eigentlich schon sehr realistisch wäre, da Albel sowas niemals tun würde – oder dies wirklich passierte. Es war kein Spiel oder gar ein Test um den anderen endlich ruhig zu bekommen. Eher verspürte der Ältere plötzlich das Verlangen diese kostbaren Lippen zu berühren. Er dachte nicht darüber nach was er tat. Am Ende würde er sich wahrscheinlich noch mehr hassen, weil er so etwas tat, doch überkam ihn tatsächlich ein Gefühl was ihm bisher nicht bekannt war. Dass er Fayt damit einen Wunsch erfüllte, war ihm natürlich auch nicht klar. Wenige Sekunden später leckte er noch einmal über die kostbaren Lippen des Blauhaarigen, bevor er wieder von ihm abließ und seinen Kopf wegdrehte. Er schwieg. Der Junge war noch ganz überwältigt von dem was eben Geschehen war. Einzelne Schauer durchfuhren seinen Körper, als er die feuchte Zunge auf seinem Mund spürte. Prüfend fasst er sich an die verlassenen Lippen, bevor er die Augen öffnete. „Albel … ?“ „Vergiss es wieder.“ „Ich …“ „Zieh dir die nassen Klamotten aus … und geh schlafen.“ Er würdigte ihm nicht eines Blickes und erhob sich selbst, um sich sein nasses Oberteil auszuziehen. „Ich … bleib auf dem Boden. Ruh dich aus.“ Fayt traute seinen Ohren nicht. War da schon wieder eine kleine Sorge in dessen Stimme? Wollte er wirklich, dass er sich ausruhte? Das sein Blick während dieser Überlegungen auf Albels freien Oberkörper gerichtet war, bekam er erst gar nicht richtig mit. „Selten, dass man dich mal sprachlos erlebt.“ Den Kuss hatte er bereits wieder verdrängt und seine alte kühle Art kam erneut zum Vorschein, als er sich die Bänder aus seinen Haaren löste und lange Strähnen über seinen Körper fielen. Irgendwie mussten sie ja trocknen. Um den Rest seiner Kleidung machte er sich allerdings keine Sorgen, da diese wahrscheinlich auch so an seiner Haut trocknen würden. Nackt wollte er auch nicht vor dem anderen herum laufen. Der Grünäugige tat es Albel gleich und entledigte sich einiger seiner Klamotten. Den groben Dreck wischte er sich mit einem Handtuch ab, welches auf dem Bett lag. Allerdings musste Fayt seine Hose ebenfalls loswerden. Schüchtern griff er nach dem Bettlaken, band es sich um und verfrachtete seine Hose auf den Ofen, bevor er erneut zum Bett ging, um sich darauf zu setzen. Der Größere hatte es sich bereits auf dem Boden bequem gemacht. „Komm schon ins Bett. Du holst dir da unten noch den Tod.“ „Kümmer dich um deinen eigenen Dreck.“ „Das ist mein eigener Dreck~“ Glücklicherweise hatte er sich nicht all zu weit vom Bett weggelegt, sodass der Blauhaarige noch gut von seiner erhöhten Position zu ihm herunter greifen konnte. Jedoch landete seine Hand genau auf der Metallprothese. „Albel, kann ich dich etwas … fragen?“ Seine Finger verweilten noch kurze Zeit auf dem Metall. „Hng. Mein Arm, richtig?“ Natürlich wusste er worum es ging, was nicht schwer zu erraten war in dieser Position. „Hm … ja.“ Der Krieger erhob sich wieder von seinem geplanten Schlafplatz, um diesen gegen etwas weicheres zu tauschen. „Rutsch. Und wehe du berührst mich heute Nacht.“ Ob er ihm die Frage beantworten würde war noch nicht klar, allerdings schien er keine Interesse mehr daran zu haben, die Nacht alleine auf dem harten, kalten Boden zu verbringen und befand sich daher schon auf dem besten Wege, ebenfalls ins Bett zu kriechen. „Erzählst du es mir dann?“ „Sei ruhig!“ der langhaarige Elicoorianer nahm sich den Platz den er in Anspruch nehmen wollte und legte sich auf den Rücken, um an die Decke starren zu können. Diesmal schwieg der Jugendliche und akzeptierte die Worte des anderen. Vielleicht würde er ja nun doch eine Antwort darauf bekommen was sich unter diesem Metallding wirklich befand. „Willst du … es sehen?“ „Huh? Was?“ „Meinen Arm …“ Wieso Albel im Moment so gesprächig und schon fast umgänglich im Gespräch war, konnten sich alle zwei nicht erklären. „Du musst nicht …“ Fayt lag ebenfalls auf dem Rücken, jedoch schielte er ab und zu schüchtern hinüber, fast so, als wolle er überprüfen, ob er wirklich bei ihm war. Der Ältere fühlte sich nicht dazu verpflichtet dies zu tun und er wusste auch nicht, woher plötzlich dieses Gefühl kam, als könnte er Fayt wirklich vertrauen. Es war nicht seine Art, etwas über sich selbst zu erzählen, dennoch hatte die Atmosphäre etwas Magisches. Schon allein der Kuss von eben lies die Luft zwischen den beiden förmlich vibrieren. Aus diesem Grund erhob sich Albel wieder ein Stückchen und schraubte sich die Metallprophese langsam vom Arm. „Ich kann sowieso nicht damit schlafen.“ Gelogen. Natürlich konnte er damit schlafen. Wie sonst hätte er die letzten Nächte mit den anderen verbringen können? Gelegentlich ging es nun mal nicht anders und sie mussten sich alle zusammen ein Zimmer nehmen, selbst wenn dies dem Einzelgänger nicht gefiel. Trotz allem war es ihm egal, ob der Erdling dies nun glaubte oder nicht. Sein Stolz lies nichts anderes zu als diese kühlen Worte. Der Junge hatte die große Ehre etwas zu sehen, was über Jahre hinweg verborgen geblieben war und er blickte dem Geschehen interessiert zu. Fayt wurde nervös. Was würde ihn nun erwarten? Und wollte er es überhaupt wirklich sehen? Aber er wollte dieses ‚gewonne‘ Vertrauen jetzt nicht wieder zerstören und nickte stumm, eher zu sich selbst, als zu dem anderem. Anfangs kam ohnehin nur ein Verband zum Vorschein. Leichte Kerben zogen sich über den umgebundenen Stoff, welcher nur zu deutlich zeigte, wie sehr der Arm in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Wie du siehst ist noch alles dran.“ Mittlerweile hatte sich der Kleinere ebenfalls aufgesetzt, um besser sehen zu können. Dennoch saß Albel so nah bei ihm, dass das Verlangen, ihn einfach in den Arm zu nehmen, größer wurde. Der Blick des Älteren verriet nur zu deutlich, dass es ihn sehr viel Überwindung kostete, so vor ihm zu sitzen. Ein lauter Knall war zu hören, als das Metallstück unsanft von Albel auf den Boden befördert wurde. „Das … das ist doch schön.“ „Unsinn! Er ist genauso nutzlos wie ich!“ Und damit hatte er gewissermaßen sogar recht. Ohne seine Klaue könnte er diesen Arm wahrscheinlich nicht mehr benutzen. Jedenfalls nicht so, wie er gerne wollte. „Du bist nicht nutzlos! Wie oft muss ich dir das noch sagen?“ „Du hast doch keine Ahnung!“ „Wie soll ich das auch, wenn du niemanden an dich ranlässt?!“ „Ich frag mich, wieso du dir überhaupt noch immer die Mühe gibst …“ Alles klang nach einem Streit, doch damit es nicht dazu kam, beherrschten sich beide glücklicherweise so gut es ging. Fayt war überzeugt, dass selbst Albel in seinem Inneren gar nicht alleine sein wollte und sich über die Mühe freute, welche sich der andere gab. „Ich … hab dich einfach nur sehr, sehr, sehr-“ „Ich will es nicht hören!“ fuhr Albel ihm genervt mitten ins Wort, was diesen kurzfristig zusammenschrecken ließ. Der Erdling brauchte jedoch nicht lange, bis er sich wieder von diesem kleinen Schreck erholte. „Hast du etwa Angst , dass ich dir zu nahe komme~?“ Grinsend platzierte sich Fayt auf seinen Knien, zog die letzten Worte extra länger und beugte sich zu dem Anderen. „…“ „Also doch~“ Der Junge versuchte die Stimmung durch sein unbekümmertes Verhalten etwas aufzulockern, doch hatte er mit seinen Worten wohl Albels Reizpunkt getroffen. „Träum weiter, Made.“ Obwohl Albel wütend war, ruhte sein Blick dennoch in den grünen Augen des anderen. Irgendwie hatten diese unschuldigen Augen etwas Beruhigendes an sich. Wieder waren sich ihre Gesichter so unendlich nah und Fayt konnte den Atem des Größeren auf seinen Lippen spüren. Plötzlich kam die Erinnerung an den Kuss zurück. Erneut schoß ihm das Blut ins Gesicht, was dem anderen nicht entging. „Tut mir leid …“ entschuldigte sich Fayt, wobei er selbst nicht so richtig wusste, wofür eigentlich „Halt die Klappe.“ Doch nach den barschen Worten des Älteren folgten dessen weiche und warmen Lippen. Wieder versiegelte Albel dessen Mund mit seinem eigenen. Kleine elektrische Stromschläge durchfuhren Fayts Körper, eher er fast die Augen schloss. Er musste zugeben, dass ihm dies wirklich gefiel und dass er es sich schon erhofft hatte. Schüchtern, fast überfordert, wollte sich der Blauhaarige Halt an dem Shirt des anderen suchen, doch stattdessen berührte er nur dessen blanken Oberkörper. Sein Gesicht glühte. Albel sah dies eher als kleine Einladung und sank mit dem Jungen zurück ins Bett. Leicht über ihn gebeugt, leckte er ungeduldig über dessen volle Lippen. Natürlich hatte er es nicht nötig darum zu bitten, doch selbst er wollte es genießen. Warum und wieso würde er sich später fragen. Es bedurfte aber auch keiner Bitte, denn der Kleinere lies ihn auch so schon gewähren. Spielerisch berührten sich ihre Zungen, ließen kein Gebiet aus und ein heftiges Feuer erwachte in den beiden. Albel dachte nicht daran dem anderen die Oberhand zu lassen, was dieser gerade verzweifelt versuchte. Grinsend drängte er ihn immer wieder zurück in seine eigene Mundhöhle um erneut von ihm zu kosten. Fayt hingegen seufzte wohlig und ließ den Elicoorianer einfach mit seinem Spiel fortfahren. Schüchtern suchte sich die Hand des Jungen ihren Weg auf die Wange des Größeren und streichelte sanft darüber. Glücklicherweise und für den Krieger völlig untypisch wehrte sich dieser nicht einmal dagegen. Nur … sollte dieser innige Kuss der einzige Grund sein, damit Fayt nicht über das was er heute gesehen und gehört hatte, sprach? Wenige Minuten später, nachdem sie sich eher unfreiwillig voneinander getrennt hatten, lagen beide schweigend im Bett. Albels sonst so kalte und gemeine Art hatte sich wohl zusammen mit seinem Stolz verzogen. Doch so langsam kehrte diese Eigenschaften zu ihm zurück und irgendwo konnte er nicht akzeptieren, was er getan hatte, obwohl er es eigentlich doch genossen hatte. Natürlich könnte er Fayt auch als Spielzeug benutzen. Er konnte ihn nach Lust und Laune küssen. Genau – so konnte er es wenigstens hinnehmen, ohne dass sein Stolz von ihm verlangte, den Jüngeren dafür umzubringen. Fayt hingegen war mehr als nur verwirrt. Sein Kopf glühte noch immer. „Albel …?“ „Bild dir bloß nichts drauf ein!“ Mit einem Ruck drehte er Fayt den Rücken zu, rutschte so weit es ging nach außen und schloss die Augen. Gefallen tat dies Fayt nicht, doch musste er ihm diesen Freiraum wohl oder übel gewähren. „Gute Nacht …“ Murmelte Fayt, bevor er sich ebenfalls zur Seite rollte und versuchte zu schlafen. Am nächsten Morgen schien alles wie immer zu sein. Albel sprach das Thema sowieso nicht an und versuchte es zu vergessen, beziehungsweise zu verdrängen und der Jüngere traute sich nicht, etwas zu sagen. Ohne auch nur ein Wort miteinander gewechselt zu haben, gingen sie nun schließlich zurück zu den anderen. Cliff war der erste, welcher wissen wollte wo sie gesteckt hatten, doch nach einem vernichtenden Blick Albels verstummte dieser augenblicklich. Auch keiner vom Rest der Gruppe versuchte es noch einmal. Vielleicht würde sich später noch die Möglichkeit ergeben, alleine mit Fayt zu reden. Nachdem der Schwarzblonde schon damit begonnen hatte genervt voranzupreschen, folgten ihm die anderen mit einem kleinen Abstand. Wahrscheinlich würde sich Albel jetzt noch weiter distanzieren, wenn dies überhaupt möglich war, doch würde der Blauhaarige nicht so schnell aufgeben. Eines Tages würde er Albel sicherlich irgendwie erreichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)