Bis ans Ende der Welt von Flordelis (Das Schwert folgt stets dem Herzen) ================================================================================ Prolog: Roter Schnee -------------------- Dunkelrotes Blut ergoss sich über den Schnee, der die Farbe gierig in sich aufsaugte. Fast schon lautlos stürzte die junge Frau zu Boden, wo sie bewegungslos liegenblieb. Der gefärbte Schnee umrahmte ihren zerbrechlich wirkenden Körper wie ein morbides Gemälde, die klaffende Wunde in ihrer reglosen Brust war Zeugnis genug, dass sie nicht nur bewusstlos war. Die braunen Augen des jungen Mannes neben ihr waren leer, ungläubig starrten sie auf die Gestalt, die eben noch so voller Leben gewesen war und nun einfach nur dalag. Blut zierten Gesicht und Kleidung des Starrenden und tropfte auch von der Schwertklinge in seiner Hand. Es genügte ein Blick auf die Szene, um festzustellen, was geschehen war – auch für den nachträglich eingetroffenen Mann. „W-was hast du getan?“, grollte er. Der Mörder reagierte nicht. Sein Blick war nach wie vor auf den Körper zu seinen Füßen gerichtet, als könne er nicht glauben, was soeben geschehen war, obwohl er das Ergebnis nur allzu deutlich sehen konnte. „Was hast du getan!?“, wiederholte der Nachzügler seine Frage lauter und wütender. Es erfolgte immer noch keine Antwort, für den anderen schien er gar nicht zu existieren. „Was hast du getan!?!“ Seine Stimme überschlug sich geradezu, was den Mörder aus seinen Gedanken zu reißen schien. Seine Augen fixierten den wütenden Mann, er musterte sein Gesicht, als müsste er sich erst an seinen Namen erinnern. Wie durch dichten Nebel kam ihm dieser schließlich in den Sinn. „Dougal“, murmelte er in Gedanken versunken. Mit einem Blick, der an den eines verträumten Kindes erinnerte, sah er wieder auf den Körper hinunter – und schien in diesem Moment zu realisieren, was er getan hatte. Der Ausdruck in seinem Gesicht zeigte den blanken Terror, der in dem Moment in seinem Inneren tobte. Augenblicklich wich er zurück, als ob er sich damit auch von der Tat distanzieren könnte. Dougal machte einen großen Bogen um die Leiche, bevor er auf ihn zuging. „Warum hast du das getan!? Bist du wahnsinnig geworden?!“ Seine Stimme klang schrill, als ob er selbst kurz davor stand, wahnsinnig zu werden. Sein Gegenüber wich immer weiter zurück, den Blick ängstlich auf Dougal gerichtet, der jeden Schritt direkt wieder ausglich. „Hör zu, ich kann es erklären“, begann er, doch Dougal ließ ihn nicht ausreden: „Sei ruhig! Ich will deine Ausreden nicht hören! Du hast sie getötet! Du hast. SIE. GETÖTET!“ Mit dem letzten Wort stieß er den Mann brutal von sich. Hart prallte er gegen einen Baum, der Zusammenstoß raubte ihm den Atem, er ließ das Schwert los. Bevor er wieder Luft schnappen konnte, griff Dougal nach seinem Kragen und stieß ihn noch einmal brutal gegen den Stamm. Schnee fiel sanft von den Ästen nieder und schmolz innerhalb kurzer Zeit auf den schwarzen Haaren der beiden. „Hör mir doch zu!“, bat er noch einmal, doch Dougal dachte nicht daran: „Wie konntest du so etwas nur tun!? Wie konntest du ihr das antun!? Das werde ich dir nie verzeihen!“ Immer wieder stieß er den Mann gegen den Baumstamm, ohne auf dessen Bitten zu hören, bis er sich schließlich nicht mehr rührte. Warmes Blut verklebte seine Haare und lief über sein Gesicht. Erschrocken ließ Dougal ihn los und trat hastig zurück. Der leblose Körper sank rasch zu Boden. Ein helles Licht ging von seiner Handfläche aus und schoss plötzlich davon. Es zischte direkt an Dougals Ohr vorbei, doch er blickte ihm nicht nach, noch fragte er sich, was das gewesen war. Es konnte ohnehin nur eine Rune sein, also was sollte es? Statt sich darum zu kümmern, drehte er sich um und ging zu der im Schnee liegenden Frau zurück. Er kniete sich neben sie, seine zitternden Händen strichen ihr die Strähnen aus der blassen Stirn. Ihre Haut war bereits eiskalt und ließ ihn bei der kleinsten Berührung frösteln. So konzentriert war er auf ihr Gesicht, dass er weder die verschwundene Wunde in ihrer Brust, noch die Rune an ihrer Hand bemerkte – die Hand, die sich plötzlich wieder bewegte und vorsichtig zu seinem Gesicht gehoben wurde, wo sie ihm vorsichtig über die Wange strich. Erschrocken zuckte er zusammen. Das war doch nicht möglich! Gerade eben noch... Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, die Augen blieben jedoch geschlossen. Die Ereignisse forderten ihren Tribut von ihm, doch bevor er endgültig das Bewusstsein verlor, hörte er noch ein letztes Mal ihre Stimme: „Mein lieber Dougal...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)