Courage to love von Justy ================================================================================ Kapitel 1: Der besondere Tag ---------------------------- Entstehungsjahr: 2010 (19.02.2010) Autor: ----- Jemand hatte ihr erzählt dass dieser Tag einen besonderen Wert hatte. Jetzt blieb da noch die Frage, wer dieser jemand war und wie er darauf kam, denn war ihr die erzählte Bedeutung völlig neu. Jedoch wollte sie der Sache nicht näher auf den Grund gehen, besonders nicht, da sie sich dann sicherlich durch sämtliche Bücher der Galoa Bibliothek quälen müsste und das bereitete ihr nur Kopfschmerzen. Obwohl da auch noch die Teamkameraden wären. Naja und Lia wusste eine ganze Menge über die Welt auf der sie Zuhause waren. Nein, fragen war zwar halb so anstrengend, kam aber ebenso wenig in Betracht. Seufzend besah sich Morte den kleinen gefüllten Beutel, den sie fest umschlossen hielt und ließ darauf folgend ihren Blick zu denjenigen herüberschweifen, der das Geschenk in Empfang nehmen sollte. Es konnte doch beim besten Willen nicht sein, dass ihr Mut sich in Luft auflöste bei so einer banalen Sache. Nur weil sie endlich einmal offen zeigen wollte, dass auch sie für Kyrie etwas übrig hatte. Wenn sie hier noch weiter stundenlang herumstehen würde, würde sich der Inhalt des Beutels nach und nach in eine flüssige Schokoladenmasse verwandeln. Hervorgerufen von der warmen Mittagssonne. Und dann wären ihre Bemühungen umsonst gewesen. Also, dann eben anderes. „Agan, ich brauche deine Hilfe.“ Morte öffnete die doppelseitige Tür mit so einer Wucht, dass die Flügel dieser an die Innenseiten des Steuerraums knallten und alle Anwesenden erschrocken zu ihr herüberblickten. Der einzige der sich nicht daran zu stören schien war Agan selbst, der gerade eingehend eine Weltkarte betrachtete, ohne auch nur einen Seitenblick auf die Eintretende zu werfen. Ignorierte er sie etwa? Absichtlich stampfend legte sie den Weg bis zum mittig gelegenen Holztisch zurück, bis sie genau gegenüber vom Kapitän des Sandschiffes zum Stillstand kam. Einige der Maulwurfsferals begannen kaum hörbar zu flüstern, stoppten aber jeher, als sie den Ausdruck im Gesichtsfeld der braunhaarigen Frau sahen, der alles andere als angenehm war. Sie atmete einmal tief ein, rief dann ein weiteres Mal, fast schon eindringlich, seinen Namen aus. Wenigstens schaute er jetzt endlich von seiner Tätigkeit auf. „Ah, Mort. Was gibt’s?“, fragte Agan völlig gelassen und setzte sogleich ein typisches Grinsen auf. Er hatte sie eben ignoriert, eindeutig. Genau diesen Gedanken spiegelten ihre Augen wider, was er zu merken schien. Denn seine Besonnenheit schwand langsam wieder dahin. „Hier“ Morte platzierte den Beutel mit den Schokoladenstückchen auf der Tischfläche vor sich und schob ihn zu Agan herüber, der diesen nur mit einen Stirnrunzeln bedachte. „Gib das Kyrie und sag es stammt von mir.“ Das Fragezeichen über seinen Kopf schien größer zu werden und da er sich nicht damit berufen sah, diese Aufgabe zu übernehmen, fiel seine Antwort auch genauso aus: „Was hab ich damit zu tun? Wenn du Kyrie etwas geben willst, tu es gefälligst selber.“ Nicht einmal eine Sekunde nach seinen Worten verstrich, schon vermittelte Mortes Gesichtsausdruck, dass sie Agan liebend gerne den Hals umdrehen würde, wenn er sie jetzt wieder abwimmelte. Konnte er nicht kapieren, dass sie das alleine nicht fertig brachte? „Moment“, meinte der junge Kapitän dann, ihren Gesichtsausdruck studierend. „Sag nicht du machst eine Persönlichkeitsveränderung durch und entwickelst dich zum schüchternden Mädchen, das man an der Hand nehmen muss, damit sie es schafft, sich selber ein Eis zu kaufen. So was sieht dir überhaupt nicht ähnlich, Mort.“ Musste er es gerade SO ausdrücken? Morte kapierte es manchmal selbst nicht so wirklich was ihn ihr vorging wenn sie Kyrie dort sah, wie er völlig unschuldig aussehend, das Deck fegte und ab und zu einmal Richtung endlosen Sandmeer hinausblickte. Ihre Strenge erlosch für den Moment, wenn er sie anlächelte. Dem hatte sie bisher die ganze Zeit über Stand gehalten, mit ihren üblichen Charakterzügen überspielt. Warum konnte sie dann nun nicht auch, wie immer mit Selbstbewusstsein beladen, ihm das Geschenk überreichen? Irgendetwas stimmte nicht. Ihre Faust landete mit ganzer Kraft auf den Holztisch und ließ alles darauf Befindliche fast einen Zentimeter in die Luft springen. Im Hintergrund sag man einige der anwesenden Ferals in sich Zusammenzucken und beunruhigende Blicke austauschen. „Mach mich nicht wütend, ja? Natürlich kann ich es selber, warum nicht?“ „Na dann“, Agan machte eine winkende Handbewegung. „Warum brauchst du dann mich? Gutes Gelingen, die Tür ist übrigens da hinten.“ Seufzend steckte sie den Beutel mit der Schokolade wieder ein. „Du wirst mitkommen“, schloss sie das Gespräch dann ab und ehe Agan darauf reagieren konnte, schnappte sie mit beiden Händen seinen Arm und zog ihn mit sich. Das er dabei lauthals zu Protestieren anfing, tat ihr dabei keinen Abbruch. An Deck suchte sie nach einem geeigneten Platz, von wo aus Kyrie sie nicht sehen konnte und fand schon gleich einen Stapel von angehäuften Kisten vor. Sicherlich ein Teil des Lebensmittelvorrates vom letzten Hafenstopp, der noch in den Lagerraum getragen werden sollte. Jedenfalls kam dieser wie gerufen, um sich dahinter zu verstecken. „Mort, was soll das werden?“, fuhr Agan sie an. Eigentlich hatte er schon die ganze Zeit lang ihr irgendwelche Sachen an den Kopf geworfen, aber das hier war der erste Satz von ihm, bei dem sie wenigstens halbwegs wieder hinhörte. „Bist du langsam mal fertig? Kyrie hört uns noch.“ Das er nun wirklich verstummte und einen raschen Blick über die Kisten, zu Kyrie hinüberwarf, schien sie wenigstens in einen geringen Maße zu erfreuen. Auch jetzt war der Junge mit dem karamellfarbenen Haar dabei, den an Deck gewehten, bräunlichen Sand zusammenzufegen und pfiff dabei fröhlich ein Lied vor sich hin. „Er ist glücklich, wenn er was zu tun hat“, stellte Agan fest und rückte seine Mütze zurecht. „Darum geht es hier nicht. Der hier…“, sie holte wieder den Beutel hervor, den sie vorhin in die Tasche gesteckt hatte.“…soll zu Kyrie hin und ich bestehe darauf, dass du das für mich machst. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass du mir immer noch etwas schuldig bist.“ Sie schaute ihn, mehr wütend als fragend an. War es für sie selbstverständlich, dass Agan das Ganze einfach übernehmen würde, egal ob er es schon einmal angelehnt hatte. „Mort…“, fing Agan sogleich an, sich bereit machend, die Flucht anzutreten, sobald er seinen Satz beendet hatte, doch stockte er bereits nach ihren Namen. Denn beobachtete er gerade, wie Lia freudestrahlend zu Kyrie herüberschlenderte. In ihrer Hand befand sich etwas, was zumindest Morte sehr verdächtig vorkam. Sie hatte doch nicht etwa vor…? Doch hatte sie. Lia blieb vor Kyrie stehen, wippte wie immer fröhlich mit den Füßen und überreichte dem Jungen ein kleines Päckchen. Dieser nahm es mit einen Lächeln an und bedankte sich höflich. In Morte schienen mehr als nur große Flammen aufzulodern, den Blick ununterbrochen auf Lia behaltend, die es gewagt hatte, ihr tatsächlich zuvorzukommen. SIE hatte IHM ein Geschenk gegeben, an diesen besonderen Tag. Das hieße ja, dass sie auch… Schon fast automatisch ihre Waffe ziehend, wollte sie einfach zwischen den Kisten hindurch brechen und sich auf den weiblichen Drachen stürzen, hätte Agan nicht noch rechtzeitig reagiert und sie zurückgehalten. „Mort, beruhig dich wieder.“ Doch sie dachte gar nicht daran, womöglich würde sie gleich noch um sich schlagen, um wieder freizukommen. Zum Glück kam sie nicht dazu, denn sah sie geradewegs, wie besagtes Opfer namens Lia, einen Buchlesenden Naja störte und diesem ebenso ein Päckchen im genau gleichen Design gab. Was zum? Hatte sie etwa für jedes männliche Mitglied des Teams Schokolade gemacht? Wobei Morte auch nicht wusste, was sich wirklich in ihren Geschenken befand, sie schloss einfach darauf. Den aufgekommenen Zorn herunterschluckend, der schon fast puren Neid glich, schüttelte Morte Agan ab. Merkbar atmete sie ein paar Mal tief ein und aus. War die Chance also doch noch nicht vertan und sie hatte Lias Auftreten falsch gedeutet? „Okay, ich mach es. Halt hier solange die Stellung“, sprach sie zu Agan und richtete sich schließlich auf. Das Schwert wieder auf ihren Rücken befestigend, legte sie den Griff, um das Geschenk fester und begab sich auf den Weg zu Kyrie. Was machte sie sich überhaupt so einen Kopf darum, wenn es doch eine total einfache Angelegenheit war und warum wurde sie eben so dermaßen sauer auf Lia? Schließlich empfand diese nichts für Kyrie und Kyrie selbst hatte auch keinerlei Interesse an ihr. Das war alleinig ein Freundschaftsgeschenk, nichts weiter. Sie sah aus den Blickwinkel heraus, wie Lia und Naja zu ihr herüberschauten. Aus einem nicht bekannten Grund, kicherte das Drachenmädchen gerade mit vorgehaltener Hand, was der Halbsilberwolf nur verwirrt beäugte. Jetzt wo sie sich noch einmal auf dem Deck umblickte, erkannte sie auch Toppy, der von allen Dingen ungestört, am Rande der Reling lehnte und vor sich hinzudösen schien. Ob der Zwergbär alles mitbekommen hatte? Von seinem Standpunkt aus konnte er auch hinter die Kisten blicken, wo Agan immer noch wartete. Aber wenn schon, Toppy hielt sich sicher wie immer aus solchen Angelegenheiten heraus. Oder etwa nicht? Mach dich nicht verrückt Morte, meinte sie schließlich zu sich selbst. Bring es hinter dich und fertig. Sie war Inzwischen bei Kyrie angekommen, der ein weiteres Mal seine Arbeit einstellte und nun seine Reisegefährtin fragend anschaute. „Morte?“ Sie wollte ein Lächeln aufsetzten, doch brachte sie nicht mehr als eine merkwürdig aussehende Grimasse heraus. Warum nur? Sei einfach du selbst, Morte. Etwas unentschlossen, blickte sie sich zu Agan um, der irgendwelche Worte mit dem Mund zu formen schien, die sie von hier aus nicht verstand. Okay… Morte nahm die Schokolade und drückte sie Kyrie mit einen barschen „Hier“ in die Hand, ehe sie sich wieder umdrehte. Eigentlich wollte sie zum Gehen ansetzten, doch hielt sie etwas zurück. „Danke, Morte“. Auf Kyries Lippen erschien ein herzerfülltes Lächeln. Das Lächeln das sie so liebte. Bei dem sie schwach zu werden schien und sie fühlte, wie ihr warm ums Herz wurde. Sie liebte ihn wurde ihr einmal mehr Gewahr, sie schaffte es nur nicht, dies richtig zu zeigen. Aber das würde sich ändern. Plötzlich hörte sie jemanden laut auflachen, der ziemlich nach Agan klang. Ein Blick in seine Richtung bestätigte dies. Er war derweil hinter dem Versteck hervorgekommen und schien sich prächtig zu amüsieren. „Mort, du hättest mal eben deinen Gesichtsausdruck sehen müssen. Wie herrlich. Du könntest Meisterin in Grimassenschneiden werden.“ Sie bereute es, diesen Idioten mitgeschleppt zu haben, der gerade die erreichte romantische Stimmung gänzlich ruinierte. Es musste ja so kommen. Sie spürte, wie der Zorn wieder in ihr zu lodern begann, schnappte sich den Besen von Kyrie und warf ihn mit voller Wucht in Agans Richtung. Dass Lia in den Moment dem jungen Mann noch eine Warnung aussprach, half diesem auch nicht weiter. Der Besen klatschte ihn mitten ins Gesicht und ließ ihn hinten überkippend auf den Holzboden aufschlagen. Es dauerte eine Weile, bis Kyrie es schaffte seine aufgekommene Frage zu stellen. Hatte er bis eben etwas irritiert, Mortes Wutausbruch mit angesehen. „Warum bekomm ich von Lia und dir eigentlich Geschenke? Ist heute irgendetwas Besonderes?“ „Es ist Valentinstag, Kyrie“, gab ihn Lia mit einen Lächeln auf den Lippen zu verstehen. Ja, Valentinstag, so nannten sie diesen besonderen, ihr doch so unbekannten Tag. Langsam aber sicher gefiel ihr das heutige Datum, jedoch sollte sie nächstes Mal davon absehen die Küche des Sandschiffes zu benutzen und lieber jemand anderen die Schokolade zubereiten lassen. Zum Glück hatte sie die Tür zur Kombüse gut verriegelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)