Sehnsüchtig von Wortfetzen (Na/Sa) ================================================================================ Kapitel 6: Erwachen ------------------- Kapitel 06 – Erwachen Sanji keuchte angestrengt und wischte sich das nasse Haar aus der Stirn, während er fest seine Finger um das Steuer geschlungen hatte. Er wusste bereits, dass seine Bemühungen, den Kurs beizubehalten und gegen den Sturm anzukommen, vergebens waren. Er besaß nicht die Kraft um der Heftigkeit dieser Naturgewalt Einhalt zu gebieten. Hilflos musste Sanji zusehen, wie mächtige Wellen ohne Gnade auf die Thousand Sunny einschlugen. Panisch versuchte er immer wieder festzustellen, ob alle seine Freunde noch an Board waren, doch durch den prasselnden Regen und das lautstarke Toben des Meeres fiel es ihm schwer, klare Umrisse zu erkennen oder Stimmen zu hören. Das Gefühl der Machtlosigkeit und die Angst um die anderen war erdrückend. Einer von ihnen könnte schon längst von den Wellen verschluckt worden sein und keiner hätte es gemerkt. Plötzlich riss Sanji eine Hand auf seiner Schulter aus seinen Gedanken. Schnell wandte er sich um und sah in Lysops nasses Gesicht. Ein kleiner Stein fiel von dem großen Felsbrocken ab, der ihn gerade so belastete. Wenigstens war er noch da. „Ich finde Nami nicht!“, schrie Lysop gegen die Lautstärke des Sturms an. „Hast du sie gesehen? Wir brauchen ihre Hilfe! Wie kann sie das nicht mitbekommen? Hier oben bricht fast die Welt zusammen und unsere Navigatorin ist verschwunden!“ Sanji biss sich gequält auf die Unterlippe und wich schnell Lysops bohrenden Blick aus, weil er befürchtete, die Langnase würde sonst das schlechte Gewissen in seinem Gesicht sehen können. Er schüttelte den Kopf. „Wir schaffen das schon irgendwie.“ Sanji wollte nicht, dass Lysop erkannte, wie froh er war darüber, dass Nami nicht hier oben war. So musste er wenigstens nicht befürchten sie könnte von einer Welle von Board gespült werden. Außerdem bezweifelte Sanji, dass Nami in ihrem derzeitigen Zustand wirklich in der Lage wäre, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er wollte nicht ihre navigatorischen Fähigkeiten in Frage stellen. Sie war eine exzellente Navigatorin – doch war ist auch ein Mensch und derzeit ein Mensch mit einem scheinbar großen Problem. Ein gleißender Blitz erhellte plötzlich die grausige Szene und lenkte Sanji von seiner Sorge um Nami ab. Der Blitz schlug durch den Lärm des Unwetters kaum hörbar am hinteren Segelmasten ein und brachte ihn augenblicklich zum Entflammen. Chopper schaffte es gerade noch rechzeitig dem entzweibrechenden Holz zu entgehen, indem Ruffy seinen Arm ausstreckte und ihn zu sich zog. Sofort begann das Feuer sich auf Deck durchzufressen. Sanji drehte sich fast der Magen um, als er die Flammen auf der Thousand Sunny mit schockgeweiteten Augen anstarrte. „Irgendwie schaffen wir das schon“, sagte er noch einmal flüsternd. Lysop hörte ihn jedoch nicht mehr, denn er stürmte an ihm vorbei zu ihren Freunden, um ihnen beim Löschen des Feuers zu helfen. Sanji hatte sowieso nur sich selbst damit überzeugen wollen. Nachdem auch er sich aus seiner Starre lösen konnte, war seine ohnehin aussichtslose Bemühung, die Sunny auf Kurs zu halten, vergessen. Er ließ das Ruder los und half den anderen beim Löschen der Flammen. * Nami fühlte sich wie gerädert, als sie in der Stille der Aquarien-Bar der Thousand Sunny erwachte. Ihr Glieder waren steif und wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie gerade geschlafen hatte, dann würde sie behaupten, sie hätte es schon lange nicht mehr getan. Verwirrt sah sich Nami in ihrer Umgebung um. Das war definitiv nicht ihre Kajüte. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, warum sie hier geschlafen hatte, ehe sich die Erinnerungen an die gestrige Nacht wieder in ihr Bewusstsein drängten. Warum sie jedoch auf dem Boden lag, konnte sie sich damit nicht erklären. Langsam richtete sich Nami auf dem unbequemen Boden in Sitzposition auf. Wahrscheinlich wären ihre Gedanken noch weiterhin um die Geschehnisse in der vergangenen Nacht geschweift, wenn ihr dabei nicht der Logport ins Auge gefallen wäre. Gestern Abend hatte die Kompassnadel noch nach Süden gezeigt – Richtung Fischmenscheninsel – und jetzt drehte sie sich wild im Kreis umher. Nami stutzte für einen Moment, bis ihr bewusst wurde, was ihr der Logport damit eigentlich sagen wollte: Er lud sich erneut auf! Sie waren vom Kurs abgekommen! Aber wie konnte das sein? Schnell sprang Nami auf die Beine und hastete an Deck der Thousand Sunny. Das Bild, dass sich ihr hier bot, ließ sie erschrocken aufkeuchen. Der Hintermasten lag zersplittert vor ihr und das Deck war übersäht mit großen Löchern. An einigen der Löcher hingen Regelmäntel und andere Kleidungsstücke ihrer Freunde herab und waren wahrscheinlich dazu benutzt worden, ein Feuer zu bekämpfen, dem sie sicherlich den Schweizer Käse in ihrem schönen neuen Schiff verdanken konnten. Ein beißender Brandgeruch lag in der Luft und dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Die Thousand Sunny schwankte stärker als gewöhnlich hin und her, doch Nami war bewusst, dass der ganze Spaß bereits vorbei war. Es sah ganz danach aus, als hätte ein schlimmes Unwetter gewütet. Jetzt erinnerte sie sich wieder daran, dass eigentlich heute Nacht bereits alles darauf hingedeutet hatte. Der Wind, die hohen Wellen, der unruhige Himmel – und sie ... hatte geschlafen. Nur schwer konnte sich Nami von dem Bild des angeschlagenen Zustands der Thousand Sunny lösen und versuchte sich auf ihre Freunde zu konzentrieren. Wenn einem von ihnen etwas zugestoßen wäre, dann würde sie sich das wahrscheinlich nie verzeihen können. Nami stürmte panisch in die Kombüse. Sofort richteten sich die Blicke ihrer Freunde auf sie. Ruffy, Zorro, Sanji, Robin, Lysop, Chopper, Franky, Brook und Eric – sie alle saßen zusammen am Esstisch und jedem von ihnen schien es äußerlich gut zu gehen, wie sie mit einem ersten prüfenden Blick feststellen konnte. Die Erleichterung traf Nami so überwältigend, dass sie glaubte, fast in Tränen ausbrechen zu müssen. „Na sieh mal einer an“, murrte Lysop und klang dabei sarkastisch. „Unsere Navigatorin.“ Nami ignorierte ihn. „Was ist passiert?“, fragte sie, obwohl es eine vollkommen überflüssige Frage war. „Wir hätten gerade deine Hilfe gebrauchen können“, brummte Zorro mit düsterer Miene. „Hier war die Hölle los.“ „Ich habe geschlafen“, erklärte sie ihnen und sah dann verständnislos in die Runde. „Warum habt ihr mich denn nicht geweckt?“ Noch immer konnte sie nicht begreifen, wie sie tatsächlich ein solch gewaltiges Unwetter einfach verschlafen konnte. War sie denn wirklich eine gute Navigatorin, wenn ihr so etwas einfach entging? „Ich habe dich gesucht, doch du warst nicht in deinem Zimmer“, sagte Lysop. „Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?“ Namis Blick flog zu Sanji. Bis jetzt hatte er sie noch kein einziges Mal angesehen und wich auch weiterhin ihrem Blick aus, obwohl er ihn wahrscheinlich deutlich spüren konnte. Mit zusammengesackten Schultern saß er am Tisch und löste gerade die Asche von seiner Zigarette in den Aschenbecher. Es war ihm ganz offensichtlich bewusst, dass dies alles hier seine Schuld war. Plötzlich spürte Nami Wut in sich hochsteigen. Er hatte sie alle in Gefahr gebracht und sie erkannte beim besten Willen nicht den Grund dafür! „Sanji wusste wo ich bin“, sagte Nami kühl zu ihren Freunden. „Wieso hast du mich nicht geholt, Sanji?“, fragte sie ihn schließlich ernst. „Ist das wahr?“, wollte Lysop entsetzt wissen. „Aber ich habe dich doch nach ihr gefragt!“ Sanji seufzte schwer und ignorierte Lysop. Er entschied sich Nami nun doch in die Augen zu sehen. Genauso schuldbewusst wie seine Körperhaltung war auch sein Blick. „Dir ging es nicht gut. Ich wollte doch nur, dass du deine Ruhe hast.“ Nami erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er es wirklich nur gut mit ihr gemeint hatte, dennoch schürte das ihre Wut nur noch mehr. Sie kämpfte stark damit, ihr Verlangen danach zu unterdrücken, sofort auf Sanji zuzustürmen und auf ihn einzuschlagen. „Könntet ihr uns bitte alleine lassen?“, bat Nami ihre Freunde stattdessen. Ein bedrohlicher Unterton lag in ihrer Stimme, obwohl es eigentlich nicht beabsichtigt war. „Und das mir niemand an der Tür lauscht, sonst gibt es wirklich ein ernsthaftes Problem.“ Betretene Blicke wurden unter ihren Freunden getauscht. Nicht einmal Zorro beschwerte sich murrend darüber, dass er aus der Kombüse geworfen wurden, sondern schwieg und sah Sanji lediglich kurz mitleidig an. Jeder vermied es beim Hinausgehen Nami in die Augen zu sehen. Sie wusste, dass keiner es wagen würde zu lauschen, weil ihre Zorn nicht nur zu spüren, sondern ihn ihrem Gesichtsausdruck auch deutlich herauszulesen war. * Die Strohhutbande und Eric standen versammelt an Deck, nachdem sie die Kombüse verlassen hatten. „Wahrscheinlich wird ihm Nami jetzt ordentlich die Leviten lesen“, sagte Franky. Mit düsterer Miene warf er einen Blick über die Beschädigungen an der Thousand Sunny. „Mir tut er ja irgendwie leid, aber was hat er sich nur dabei gedacht? Mein schönes Schiff!“ Lysop zuckte mit den Schultern. „Mir scheint, als hätten die beiden in letzter Zeit sowieso einiges an Redebedarf.“ Fragend sah er in die Runde. „Ist euch auch aufgefallen, dass sich Sanji schon etwas länger Nami gegenüber total merkwürdig verhält?“ „Ja“, stellte Chopper fest. „Er macht ihr keine Komplimente mehr – Robin aber schon. Vielleicht mag er nur noch Robin und Nami ist jetzt deswegen eifersüchtig?“ Augenblicklich flog jedes Augenpaar zu Robin hinüber, als hätte sie eine Antwort auf Sanjis merkwürdiges Verhalten. „Das bezweifle ich“, kommentierte Robin Choppers Vermutung knapp. Zorro stöhnte genervt. „Nami eifersüchtig? Das ist doch Schwachsinn.“ „Irgendetwas muss aber wirklich mit ihr los sein“, begann Brook. „Ich kenne sie zwar noch nicht recht lange, aber es erschien mir schon etwas seltsam, als sie gestern zusammengebrochen ist. Mir ist sie immer sehr temperamentvoll vorgekommen und gar nicht so labil.“ Chopper senkte nachdenklich den Blick. „Nami ist ja auch traurig. Sie tut zwar immer so als ginge es ihr gut, doch die Krankheit, die Kokos befallen hat, nimmt sie ganz schön mit. Seitdem sie den Brief bekommen hat ist sie viel ruhiger als sonst. Gestern hat Ruffy eine ihrer Orangen geklaut. Direkt vor ihren Augen und sie hat überhaupt nichts dazu gesagt!“ Choppers Stimme wurde plötzlich trauernd. Seine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. „Meint ihr, sie wird uns vielleicht verlassen, um zu ihrer Schwester nach Hause zu fahren? Ich will nicht, dass Nami geht.“ „Keine Sorge“, versuchte Robin das kleine Rentier zu beruhigen. „Nami wird uns schon nicht verlassen.“ „Wenn es aber passiert, dann sind wir wirklich geliefert, Leute.“ Lysop verzog düster das Gesicht. Jetzt war er ganz in seinem Element der Schwarzmalerei und trug wirklich nicht dazu bei, dass Chopper nicht in Tränen ausbrach. „Ohne Nami können wir alles vergessen. Auf der Grandline haben wir keine Chance ohne einen Navigator.“ Bedrücktes Schweigen breitete sich zwischen den Freunden aus. Es war Zorro, der die nachdenkliche Stille unter ihnen mit einem Brummen unterbrach. „Mir ist egal, welche ihrer Launen sie schon wieder hat. Ich bin lediglich der Meinung, dass wir diesen Kochlappen im Auge behalten sollen, weil er sie gerade unnötig weiter auf die Palme bringt. Lysop hat Recht.“ Zorro verzog das Gesicht, als würde es ihm sehr viel Überwindung kosten das zuzugeben. „Unser kleines Abenteuer wird ganz schnell vorbei sein, wenn Nami uns verlässt.“ Mit diesen Worten wandte sich Zorro von den anderen ab und trottete in Richtung seines Trainingsraums davon. Die Freunde starrten ihm nachdenklich hinterher. Als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, wandte sich Ruffy mit fragender Miene an Robin. „Robin, meinst du nicht, du könntest mal mit Nami reden?“, wollte er wissen. „So von Frau zu Frau?“ Ruffys Mannschaft starrte ihn ungläubig an. Das ausgerechnet solche Worte aus seinem Mund kamen, verdutzte jeden von ihnen. „Ich denke, wir sollten sie in Ruhe lassen“, sagte Robin entschieden. „Sie braucht einfach Zeit. Wahrscheinlich bekommt sie auch bald eine Nachricht von ihrer Schwester und alles ist wieder in Ordnung. Sie weiß, dass es keinen Zweck hätte heimzureisen.“ Robin verschränkte die Arme vor der Brust und ging ebenfalls davon. Damit war auch das Thema für sie beendet. Stumm hatte Eric dem Gespräch zwischen den Strohhutpiraten gelauscht. Sein Blick flog noch einmal zur verschlossenen Kombüsen-Tür zurück. Allmählich zerstreute sich die kleine Unterredung an Deck. Alle wandten sich wieder ihren Lieblingsbeschäftigungen zu und Franky begann mit der Hilfe von Lysop die ersten Spuren des schrecklichen Unwetters so gut wie möglich auf der Thousand Sunny zu beseitigen. Plötzlich spürte Eric, wie jemand die Hand auf seine Schulter legte. Es war Lysop, der ihn aufmunternd ansah. „Keine Sorge, Eric. Momentan ist die Stimmung hier vielleicht nicht die allerbeste, aber Nami und Sanji werden sich sicher bald wieder vertragen.“ Anscheinend hatte Lysop seinen Blick als Sorge gedeutet. „Wie kommst du darauf?“, fragte er ihn neugierig. Eigentlich könnte es ihm gleichgültig sein ob es zwischen den beiden gerade Streit gab. Es sollte ihn auch nicht interessieren und dennoch brannte er darauf, von Lysop zu erfahren wieso die beiden sich so schnell wieder versöhnen sollten. Lysop grinste. „Sanji ist ein alter Charmeur und Nami hat es einfach zu gerne, wenn jemand nach ihrer Pfeife tanzt.“ „Läuft da vielleicht etwas zwischen den beiden?“ Eric hätte sich am liebsten im selben Moment für diese Frage auf die Zunge gebissen. Ohne einen klaren Gedanken daran zu verschwenden war sie über seine Lippen bekommen. Es überrascht ihn, dass Lysop laut auflachte. „Zwischen Nami und Sanji?“, wiederholte er und schmunzelte. „Nie im Leben! In Sanjis Träumen vielleicht, doch in der Wirklichkeit hätte er nie eine Chance bei ihr.“ Eric war erschrocken darüber, wie zufrieden in Lysops Antwort machte. * Zuvor war es schon erschreckend still in der Kombüse gewesen und jetzt könnte man sogar meinen, dass die Stille wie ein Damokles-Schwester über ihnen lag. Eigentlich war es aber nur die Stimmung auf der Thousand Sunny, die in diesem Moment ihren entgültigen Tiefpunkt erreicht hatte, als Nami mit Sanji alleine gelassen worden war. Sanji starrte wieder auf die Tischplatte. Er hatte seine Zigarette schon längst im Aschenbecher ausgedrückt, stocherte allerdings dennoch mit dem Stummel weiter darin herum. Nami konnte sich nicht erklären wieso, doch plötzlich empfand sie Mitleid für Sanji. Seine gekrümmte Haltung begann ihre Wut zu schmälern. Seufzend setzte sich Nami ihm gegenüber auf die andere Seite an den Tisch und sah ihn eindringlich an. „Wenn du dich immer wieder in Gefahr bringst um mir zu helfen, dann ist das deine Sache“, begann sie ernst. „Zieh aber die anderen da nicht mit hinein. Ich bin hier die Navigatorin. Es ist meine Aufgabe, euch und dieses Schiff sicher aus allen Gefahren herauszubringen – egal wie schlecht es mir geht.“ Sanji hob seinen Blick. Die Verzweiflung in seinen blauen Augen gab Nami einen Stich ins Herz. Plötzlich tat es ihr nicht nur leid ihn so elend zu sehen, sondern es tat auch weh. Nami wollte nicht, dass Sanji so auf ihre Worte reagierte. Auf einmal wünschte sie sich nicht sehnlicher, als dass er sie charmant anlächelte und vielleicht sogar „Natürlich, Nami-Schätzchen“ säuselte – so wie früher. Wenn Nami auf ihn wütend war, hatte sie immer das Gefühl gehabt, es würde ihn nie richtig erreichen. Schon immer hatte sie sich gewünscht es wäre anders. Doch zum ersten Mal wurde ihr die Konsequenz ihres Wunschs bewusst und jetzt, da sie endlich das Gefühl bekam, Sanji nahm sie ernst, empfand sie es auf einmal als schrecklich. Etwas hatte sich zwischen ihnen geändert. Die Leichtigkeit war aus ihrer Freundschaft verschwunden. Jetzt gab es in ihrem Verhältnis zueinander jede Menge Schwermut. Plötzlich bereute Nami ihre Bitte, Sanji solle normal mit ihr umgehen. Wenn das zwischen ihnen das Ergebnis war, dann wollte sie es nicht mehr. „Weißt du eigentlich, wie es für mich war, als ich dich heute Morgen an Deck gefunden habe?“, fragte Sanji leise. „Vielleicht kannst du dich ja nicht mehr daran erinnern, doch du warst vollkommen neben dir.“ Nami konnte sich nur trüb an die Geschehnisse der vergangenen Nacht erinnern, doch die entscheidenden Momente waren ihr noch ins Gedächtnis gebrannt. Es waren die Kleinigkeiten, die Nami sicherlich bereits nach ihrem Aufwachen beschäftigt hätten, wenn sie nicht ihren Logport entdeckt hätte. Dinge, die sie sich nicht erklären konnte und ihr Herz zum Schlagen gebracht hatten. Sanjis Feinfühligkeit, die Wärme seines Körpers, als er sie umarmte und im Arm trug, und seine Stimme dicht an ihren Ohr, die ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken hat jagen lassen. Bei ihm hatte sie sich sicher und geborgen gefühlt. Noch nie hatte jemand – und erst recht kein Mann – diese Gefühle in ihr ausgelöst. Plötzlich spürte Nami erneut die Sehnsucht nach Sanji und all diese wunderbaren Gefühle wie ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Brust. Sie überwältige Nami, ehe sie überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte. Nami sprang von ihrem Stuhl auf, beugte sich über den Tisch hinweg, packte Sanji am Kragen seines Hemds und zwang ihn dadurch ebenfalls dazu aufzustehen. Energisch zog sie ihn über den Tisch zu sich heran und presste ihre Lippen fordernd auf die seinen. Sofort schmeckte sie seinen Geruch – eine Mischung aus Zigaretten, Aftershave und ihren Orangen – und sehnte sich danach, dass er ihren Kuss erwiderte. Nami war lange nicht mehr geküsst worden. So lange, dass sie gar nicht mehr wusste, wie sich ein Kuss eigentlich anfühlte. Sie spürte Sanjis Überraschung und fürchtete sich vor seiner Zurückweisung, sodass sie sofort wieder von ihm zurückgeschreckt wäre, wenn er nicht nach ihrem Arm gegriffen und sie näher an sich herangezogen hätte. Nami fiel ein Stein vom Herzen, als er in diesem Moment ihren Kuss leidenschaftlich erwiderte. Die Gefühle, die Sanji in Nami auslöste, benebelten ihre Gedanken. Ihr Verlangen und die Lust nach ihm war betörend. Der Tisch war ein ärgerliches Hindernis zwischen ihnen, doch das einzige, welches Nami daran hinderte, nicht vollkommen über Sanji herzufallen. Erst als sich ihre Lippen wieder trennten und ihre Gesichter einige Zentimeter entfernt voreinander verharrten, schaltete sich Namis Verstand allmählich wieder ein. Hier stand sie, schwer keuchend, und hatte Sanji geküsst. Der Sanji, der einen sofort vergaß, sobald eine hübsche Frau seinen Weg kreuzte. Den Sanji, der ihr die gleichen Komplimente macht, wie jeder anderen Frau auch. Den Sanji, dem sie auch nicht mehr bedeuten konnte, wie die anderen Frauen. Ausgerechnet nach diesem Sanji sehnte sie sich? Ausgerechnet er löste all diese schönen und verwirrenden Gefühle in ihr aus? Und das Schlimmste an allem war, dass sie es nicht nur wirklich gewollt und genossen hatte, sondern, dass sie es am liebsten wieder tun würde. Sanji starrte sie mindestens genauso erschrocken an, wie Nami über sich selbst war. Als ihr bewusst wurde, dass sie immer noch seinen Hemdkragen gepackt hielt, ließ sie ihn los und stolperte einige Schritte zurück. „Tut das nie wieder, hast du gehört? Nie wieder“, murmelte Nami unsicher und meinte damit wieder den Grund, warum sie eigentlich auf ihn wütend sein sollte. „Es tut mir leid“, fügte sie schließlich hinzu und stürzte aus der Kombüse. Damit meinte sie den Kuss. * Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)