Sehnsüchtig von Wortfetzen (Na/Sa) ================================================================================ Kapitel 5: Nachts, in der Kälte ------------------------------- Kapitel 05 – Nachts, in der Kälte Verwundert zuckte Sanji zusammen, als ein lautes Krachen ertönte. Fast hätte er den Drink verschüttet, den er Robin gerade servieren wollte. Er stellte das rote Getränk gerade noch rechzeitig sicher vor Robin ab und wandte sich mit neugieriger Miene zu dem Lärm um, der ihn so erschreckt hatte. Nami war der Grund für die plötzliche Ruhestörung. Sie hetzte zur Reling und warf etwas aufs Meer hinaus. Sanji bemerkte, dass ihr Körper dabei bebte. Für ein paar Sekunden starrte sie über die Reling hinab und sank dann plötzlich weinend davor zusammen. Ihm zerbrach es fast das Herz Nami so zu sehen. Zorro, Robin, Franky und Brook waren im ersten Moment viel zu überrascht, um auf Nami zu zugehen und sie zu trösten. Er brauchte auch, ehe er reagieren und sich aus seiner Starre lösen konnte. Sanji wollte auf sie zugehen, hielt jedoch inne, als er bemerkte, wie Eric im gerade zuvorkam. Gerade war er so mit Nami beschäftigt gewesen, dass er überhaupt nicht mitbekommen hatte, wie er aufgetaucht war. Zuvor war er an Deck nirgends zu sehen gewesen. Eric ließ sich neben Nami auf den Boden sinken und berührte ihre Schulter. Einen Moment später schlang sie die Arme um ihn und weinte bei ihm weiter ihre bitteren Tränen. Nami leiden zu sehen hatte wehgetan, doch Sanji war verblüfft über die Heftigkeit des Schmerzes in seiner Brust, als er dieses Bild betrachten musste. Dieser Mann war erst seit gestern auf der Sunny und jetzt weinte Nami bereits ihren Kummer bei ihm aus? Vielleicht war es unfair Eric gegenüber, denn immerhin wollte er Nami helfen und normalerweise sollte er jemanden mögen, der nur das Beste für sie ihm Sinn hatte, doch in diesem Moment verspürte Sanji zum ersten Mal Hass gegen diesen Mann. Sanji war nicht gewillt sich noch länger diese herzzerreißende Szenen zwischen den beiden ansehen zu müssen. Er spürte Wut in sich aufkeimen, als er sich plötzlich auch noch vorkam, als würde er die beiden bei etwas Verbotenem beobachten. Er war kein Spanner und wollte sich auch nicht wie einer fühlen. Schnell wandte sich Sanji von ihnen ab und ging zurück in seine Kombüse. Eine Zigarette, genau das war es, was er jetzt brauchte. Sanji zog eine aus seiner Schachtel und steckte sie sich an. Als der Rauch seine Lungen füllten, fühlte er sich gleich viel beruhigter. Allmählich ebbte seine Wut wieder ab. Sanji schloss die Augen und inhalierte genüsslich noch einen Zug. Leider tauchte das Bild zwischen Nami und Eric in inniger Umarmung unwillkürlich wieder in seinen Erinnerungen auf, als wäre es auf seinen Augenlidern eingebrannt. Sanji zog erneut kräftig an seiner Zigarette, in der Hoffnung, es dadurch schneller vertreiben zu können. Stattdessen hielten sich die beiden weiterhin hartnäckig vor seinem Blick. Seine Wut kehrte zurück und ließ das Blut in seinen Adern pulsieren. Er war nahe daran wieder an Deck zu gehen, Eric am Kragen zu packen und ihm einen heftigen Tritt in sein hübsches Gesicht zu verpassen. „Verdammt“, zischte Sanji, als er bemerkte, wie grässlich er gerade dachte. Dennoch konnte er sich einfach nicht beruhigen und besser fühlen. Noch erschreckender als seine finsteren Gedanken über Eric, waren die, die er plötzlich Nami gegenüber hegte. Wenn es ihr schlecht ging, schmiss sie ihn aus seinem Zimmer, beleidigte und verletzte ihn und von Eric ließ sie sich trösten! Noch nie war Sanji etwas unfairer erschienen und Sanji wusste, dass es nicht daher kam, dass er grundsätzlich so reagieren würde, wenn eine Frau ihn so behandelte. Namis Verhalten verletzte ihn zutiefst, weil es ihr gelungen war, sich still und heimlich in sein Herz zu schleichen, ohne das er überhaupt etwas davon mitbekommen hatte. Zornig nahm Sanji die halbgerauchte Zigarette aus dem Mund und drückte sie verbittert in seinem Aschenbecher auf dem Esstisch aus. Zum ersten Mal in seinem Leben hatten ihn seine Zigaretten im Stich gelassen. * Nojiko war verschwunden gewesen, als Nami wieder in ihre Kajüte zurückgekehrt war und seit der Begegnung mit ihr nach dem Frühstück war sie auch verschwunden geblieben. Nami fragte sich, ob dies so bleiben würde. Anfangs hatte sie immer noch an Nojikos Geschichte gezweifelt, weil sie so etwas Schreckliches nicht glauben wollte. Wie eine Besessene hatte Nami heute den ganzen Tag jeden Teil der Thousand Sunny auf den Kopf gestellt um ihr Versteck ausfindig zu machen – doch sie war nicht fündig geworden. Einerseits hatte sich Nami dabei sehnsüchtig gewünscht ihre Schwester wiederzusehen und andererseits brachte sie diese Geistergeschichte fast um den Verstand. Je mehr Stunden vergangen waren, desto mehr Zweifel bekam sie an ihrem eigenen geistlichen Befinden. Heute war sie Nojikos Geist begegnet! Lächerlich ging es doch wirklich nicht mehr, oder? Es konnte nur ihr Verstand sein, der ihr hier übel mitspielte. Wahrscheinlich war auf der Thriller Bark irgendetwas mit ihrem Köpfchen schief gegangen. Dennoch lag Nami jetzt mit ungutem Gefühl in ihrem Bett und lauschte angestrengt nach verdächtigen Geräuschen in die Dunkelheit hinein, doch das einzige was zu hören war, war, aus dem Nebenbett Robins ruhiges Atmen. Nami hatte ihre Decke fest um ihren Körper geschlungen. Sie war lediglich ihrer Schwester begegnet und trotzdem fühlte sie sich in ihrem Bett nicht mehr sicher, als wäre es ein bedrohliches Ungeheuer gewesen. Doch durch die Vorstellung, dass Nojiko wirklich ein Geist war, gelang es Nami nicht eine Verbindung zu ihr herzustellen. Ihr kam es vor, als wäre die Frau, die heute in ihrem Zimmer gestanden hatte, eine vollkommen Fremde gewesen. Abgesehen davon hatte Nami bis jetzt keine guten Erfahrungen mit Geistern gemacht. Deswegen riss Nami jedes Mal ihre Augen wieder auf, nachdem sie versuchten wollte zu schlafen, und meinte Schatten in der Dunkelheit ausfindig machen zu können. Das schwache Licht, das durch die Luke drang, beleuchtete jedoch nur die gewohnten Umrisse ihrer Umgebung und zeigten keine Nojiko. Ein Umstand, der sie seltsamerweise noch deprimierter machte. Bei all ihrer Angst, Nami liebte Nojiko und es hatte verdammt gut getan, sie heute wiederzusehen. Erst da war ihr aufgefallen, wie sehr sie sie eigentlich vermisst hatte. Jetzt erinnerte Nami alles an ihrer Kajüte an ihre geliebte Schwester. Erneut öffnete Nami die Augen und ließ einen prüfenden Blick im Zimmer umherschweifen, nachdem sie sich abermals an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Wieder nichts. Allmählich begriff sie, dass sie hier keine Ruhe finden würde. Nami fürchtete sich in diesem Zimmer davor, dass sie hier Nojiko wieder begegnen würde, davor, wie erleichtert sie sich fühlte, wenn sie sich tatsächlich wiedersahen und vor ihrem eigenen Verstand. Hier konnte und wollte Nami nicht länger bleiben. Angespannt warf Nami ihre warme Decke beiseite und stieg aus dem Bett. Der Boden war kalt unter ihren nackten Füßen und ließ sie frösteln. Sofort sehnte sie sich wieder danach in die wohlige Wärme ihres gemütlichen Betts zurückzukehren, doch ihr Wunsch endlich aus dieser Kajüte herauszukommen, war stärker als die beißende Kälte um sie herum. Schnell schnappte sich Nami die beige Decke, die achtlos über einen der Stühle geworfen worden war, und schlang sie eng um ihren Körper, ehe sie so leise wie möglich aus dem Zimmer huschte, um Robin nicht zu wecken. Ein frischer Wind wehte Nami auf dem Deck entgegen und ließ ihre Haare in alle Richtungen wehen. Ihr schwarzes Nachthemd flatterte um ihre Knie und Nami musste die Decke enger an sich drücken, damit ihr wärmer wurde. Rasch zog Nami die kühle Luft in ihre Lungen und fühlte sich sofort viel befreiter. Das Meer hatte sich dem Wind angepasst. Seine Wellen waren höher und ließen die Thousand Sunny sanft auf- und abschaukeln. Es sah danach aus, als würde in einigen Stunden ein Sturm aufziehen. Das war jedoch ein Umstand, dem sie selten mit Sorge entgegensah. Nami genoss das schwankende Gefühl um sich herum und das Rauschen des Wassers in ihren Ohren. Schon immer hatte das Meer geschafft sie zu beruhigen. Es war eine tobende Naturgewalt mit einem wilden Temperament – darin waren sie sich ähnlich. Wenn Nami die Wellen hörte oder ihre Füße ins Meer baumeln konnte, fühlte sie sich, als würde sie sich selbst begegnen. Nami ließ sich langsam an der hölzernen Reling hinabgleiten und lauschte weiterhin den Geräuschen des Wassers. Hier würde sie bleiben. Hier war sie sicher. * Wie jeden Morgen wachte Sanji um die selbe Zeit, noch vor Sonnenaufgang, auf. Er war es gewohnt, dass sein Tag früher begann, als der seiner anderen Mannschaftskameraden. Hungrige Mäuler müssten gestopft werden, denn immerhin war das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Sanji sprang aus seiner Koje, schlürfte hinüber zu seinem Spind, um sich Kleider für den Tag zurechtzulegen, und ging dann ins Bad. Eine Viertelstunde später kam er frisch geduscht und angezogen aus der Männerkajüte. Dicke Wolken bedeckten den Himmel und ließen der Morgensonne keine Chance ihre schwachen Strahlen durchzusetzen. Sanjis Vorhaben, in die Kombüse zu gehen, verschwand schnell, als ihm ein roter Haarschopf ins Auge fiel. Sanji erstarrte. Nami lag auf dem Boden des Decks. Spärlich wurde ihr Körper von einer dünnen Decke bedeckt und mindestens genauso dünn war der Stoff des schwarzen Nachthemds, das sie trug. Sie sah aus wie tot und das war auch das erste was im durch den Kopf schoss: Nami war tot. Im nächsten Moment fiel Sanji auf, wie ihre ausgestreckte Hand unentwegt leicht zuckte. Ein Lebenszeichen, bei dem es ihm gelang, sich aus seiner Starre zu lösen. Besorgt stürmte Sanji auf Nami zu und ging vor ihr in die Knie. „Hey Nami, alles in Ordnung mit dir?“ Sanji streckte die Hand nach ihr aus und strich ihr einige rote Strähnen aus dem Gesicht. Bei der Berührung ihrer kalten Haut, zuckte er zusammen. Ihre Augenlieder flatterten unentwegt, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie nun wach bleiben oder schlafen sollte. Eiskalt war auch der Rest ihres Körpers, wie er feststellte, als er nach ihrem Arm griff und sie in Sitzposition aufrichtete. „Mein Gott, du bist vollkommen unterkühlt“, sagte Sanji entsetzt zu ihr. „Komm schon, du musst aufstehen.“ Nami wehrte sich nicht dagegen, dass er ihren Arm um seinen Nacken legte und sie mitsamt der Decke hochzog. Kaum stand sie, fiel sie mit dem Körper gegen Sanjis Seite. Sie fand keinen Halt auf ihren Beinen. Sanji legte seinen anderen Arm um ihre Taille um sie besser stützen zu können. „Ich bring dich in dein Zimmer“, erklärte er ihr dabei. Bis jetzt war er sich nicht sicher gewesen, ob Nami überhaupt mitbekam, was um sie herum geschah. So bereitwillig wie sie Sanjis Hilfe zugelassen hatte, war sie plötzlich jedoch nicht mehr. Nami stieß Sanji von sich und presste mühsam: „Nein, nicht in mein Zimmer!“ hervor. Ohne seinen Halt geriet sie ins Taumeln. Gerade noch rechzeitig griff Sanji nach ihren Handgelenk, um sie vor dem Fall auf die Bretter des Decks zu bewahren. Nami murmelte konfuse Dinge, die Sanji nicht verstehen konnte und versuchte nach ihm zu schlagen, jedoch verfehlte sie ihn dabei regelmäßig. Traf sie manchmal wirklich, dann nur mit kraftlosen Schläge ihrer offenen Hand. Namis merkwürdiges Verhalten ängstigte Sanji. Er versuchte die Kontrolle über sie zu gewinnen, indem er sie fest an seine Brust zog und ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken packte. „Beruhig dich, Nami“, flüsterte Sanji mit behutsamer Stimme in ihr Ohr. „Du bist vollkommen übermüdet und redest wirres Zeug. Ich muss dich ins Warme bringen und du musst schlafen.“ Sanji bemerkte, wie Nami sich an seiner Brust entspannte und hörte, wie sie verzweifelt zu wimmern begann. „Ich kann nicht in mein Zimmer. Bring mich bitte nicht zurück. Ich kann nie wieder hinein.“ Nami drängt sich näher an Sanji und begann hemmungslos zu weinen. Sanji fühlte sich im ersten Moment hilflos. Namis Worte ergaben keinen Sinn und er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was hier eigentlich vor sich ging. Jedoch war ihre Angst so präsent wie die Tränen, die sie gerade auf sein Hemd weinte. Wenn es Namis Wunsch war, nicht in ihr Zimmer zu gehen, hatte sie sicherlich einen guten Grund dafür. Vielleicht hatte sie heute Nacht ein Albtraum gequält und sie war viel zu benebelt um Traum und Realität richtig voneinander unterscheiden zu können. „Keine Sorge, ich werde dich nicht in dein Zimmer bringen.“ Sanji traute sich, Namis Handgelenke loszulassen und zog sie mit einem schnellen Ruck auf seine Arme. Er konnte sie nicht in seine Kajüte bringen. Bei den anderen würde sie niemals die Ruhe finden, die sie jetzt benötigte. Genauso wie das auch in der Kombüse der Fall war. Ausgeschlossen war ebenfalls das Krankenzimmer. Niemals würde Sanji Nami mit Eric in ein Zimmer stecken. Mal abgesehen davon, dass er ein vollkommen Fremder war, tauchten unwillkürlich wieder das Bild von heute Morgen vor seinen Augen auf. Namis Tränen, ihre Umarmung, sein Schmerz. Übrig blieb lediglich noch die Aquarien-Bar, als einziges Zimmer, dass noch ein Sofa für sie bereithielt. Sicherlich war es nichts im Vergleich zu einem bequemen Bett, aber der letzte Ort, an dem Nami schlafen konnte. Sanji trug Nami ins Aquarium und legte sie auf die dunkelroten Polster. Sie zitterte am ganzen Körper. Nami schluchzte nicht mehr, doch eine Tränen rollten weiterhin über ihre farblosen Wangen herab. Sanji beruhigte zumindest, dass jetzt ihre Lider nicht mehr zuckten, sondern ruhig geschlossen waren. Er wickelte Namis Decke eng um ihren Körper und beugte sich zu ihr herab. „Ich komme gleich wieder, okay?“, murmelte er an ihr Ohr. „Alles wird gut. Versuch zu schlafen.“ Sanji tat es zutiefst leid, Nami kurz alleine lassen zu müssen. Mit ungutem Gefühl verließ er die Aquarien-Bar, um aus ihrem Zimmer ein Kissen und ihre Bettdecke zu holen. Verwundert hob Robin den Kopf, als Sanji in ihre Kajüte kam. Robin lag wach in ihrem Bett über ein Buch gebeugt. Bei all der Aufregung hatte Sanji das Anklopfen vollkommen vergessen, obwohl überraschendes Hereinplatzen eigentlich überhaupt nicht seine Art war. „Guten Morgen. Gibt es das Frühstück etwa heute schon so früh?“ Verwundert warf Robin einen Blick auf die Uhr an der Wand, um zu überprüfen, ob sie wohl bei ihrer Lektüre die Zeit vergessen hatte. Da dem nicht so war, sah sie ihm mit hochgezogener Augenbraue an. Sanji durchquerte das Zimmer und schnappte sich Namis Bettzeug. „Nein“, entgegnete er dabei mit knapper Stimme. „Ist Nami denn schon lange weg?“ So unterkühlt wie ihr Körper war, konnte es nicht anders sein, dennoch interessierte ihn, wie lange Nami bereits draußen in der Kälte gelegen hatte. Robin sah ihn irritiert an und schien sich zu fragen, was er wohl mit Namis Kissen und Decke vorhatte, besann sich dann aber darauf, ihm keinen Fragen zu, sondern stattdessen zu antworten. „Als ich aufgewacht bin war sie nicht mehr da. Muss ich mir denn Sorgen machen?“ Sanji schüttelte den Kopf. „Das wird sicherlich wieder. Vielleicht hat sie nur schlecht geträumt. Ihr habt euch aber nicht gestritten, oder?“ „Nein“, sagte Robin verwundert. Sanji seufzte und fuhr sich nachdenklich durch sein Haar. Natürlich hatten sie sich nicht gestritten. Nami würde nicht wegen eines Streits ihre Nacht in der Kälte verbringen, weil sie Angst davor hatte ihre Kajüte zu betreten. Noch ausgeschlossener war es, dass der Grund für ihren Zustand Robin war. Ohne Robin einen weiteren Blick zu schenken oder ihr sein Verhalten genauer zu erklären, stürmte er wieder aus ihrer Kajüte zu Nami zurück. * Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)